Diskussion:Demokratie/Archiv/2

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- 2010 -

Kritik

Laut empirischen Befunden sind Wähler jedoch häufig irrational. Das Problem sei also nicht mangelnde Information, sondern systematisch verfehlte Interpretation von Informationen. Erstens gibt es Nachweise für systematische Meinungsverschiedenheiten zwischen Experten- und Laien. So halten Laien Paracelsus Grundsatz „Allein die Menge macht das Gift“ deutlich öfter für falsch als Naturwissenschaftler. Laien unterschätzen auch systematisch den Nutzen von Freihandel und Marktwirtschaft. Zweitens lassen sich auch innerhalb der Öffentlichkeit sich widersprechende Meinungen finden. So glauben etwa die Hälfte der US-Bürger, dass Gott die Menschen erschaffen habe oder dass Astrologie wissenschaftliche Erkenntnisse liefert. 72 % glauben an Engel. Wären die Bürger rational und wahrheitssuchend, könnten sich solche fundamentalen Meinungsunterschiede innerhalb der Bevölkerung nicht ergeben.

Verstehe nicht ganz warum die Tatsache, dass 72% der Amerikaner an Engel glauben, die Demokratie schlecht machen soll. Muss man nicht zwischen Meinungs- und Glaubensunterschieden unterscheiden? Und sind Meinungsunterschiede nicht wesentlich für eine Demokratie? Hätten alle sowieso die gleiche Meinung bräuchte man auch keine Wahlen, oder?

Vielleicht kann mir jemand erklären was gemeint sein soll.

--87.155.70.68 03:51, 15. Feb. 2010 (CET)Beantworten

Es gibt halt Leute, die haben ein Interesse daran, Demokratie schlechtzureden. Die wollen nämlich keine Volksherrschaft, sondern selber herrschen. Zum Beispiel Eliten der Ministerialbürokratie (die wollen eine Beamtenherrschaft oder Regierungsherrschaft statt einer Volksherrschaft), ehrgeizige Milliardäre, Oligarchen, Neonazis, Faschisten, Kommunisten und islamistische Hassprediger und andere religiöse Fanatiker. Die Demokratie hat viele Feinde. Dieses Faktum nicht wahrhaben zu wollen wäre naiv. Die Feinde der Demokratie finden immer wieder neue Thesen um die Demokratie zu desavouieren und madig zu machen. Winston Churchill dagegen sagte: "Die Demokratie ist die schlechteste Regierungsform - mit Ausnahme von allen anderen Regierungsformen". (nicht signierter Beitrag von 91.52.154.240 (Diskussion | Beiträge) 04:27, 16. Feb. 2010 (CET)) Beantworten

Und es gibt Leute, die durch das gleiche Wahlrecht schlichtweg ausgebeutet werden, weil die Leistungsträger in die Minderheit geraten sind. Nichtleistende stimmen darüber ab, wie das Volkseinkommen, das von der Minderheit der Leistenden erwirtschaft wird, verteilt werden soll (Stichwort: Rentnerdemokratie). Dies führt dann zu solchen Auswüchsen, dass im Juli 2009, vor der Bundestagswahl, die Renten um 2,5 % erhöht wurden, währenddessen die Einkommen der Beitragszahler sanken, und zwar nicht durch Lohnkürzungen, sondern durch staatliche Abschöpfung (höhere Sozialbeiträge, höhere Steuern), mit der wiederum Nichtleistende ausgehalten werden. (nicht signierter Beitrag von 91.2.242.100 (Diskussion) 12:10, 15. Mai 2010 (CEST)) Beantworten

Hallo,

es ist mir schon klar, dass es Leute gibt, die Zweifel an der Demokratie haben. Vielleicht auch zu Recht. Ich verstehe nur nicht, was das mit den 72%, die an Engel glauben zu tun haben soll. Überhaupt finde ich den Absatz Kritik sehr schlecht. Im Artikel von Milton Friedman steht, dass dieser gesagt hat "Das Gewinnstreben ist das Wesen der Demokratie" und nichts von Kritik an der Demokratie. Der Absatz "Die Demokratie leidet außerdem unter Instabilität, Koordinationsversagen und Lobbyismus." klingt auch an den Kopf geworfen und dogmatisch. Meines Erachtens sollte man diesen ganzen Absatz deutlich verbessern oder löschen. (nicht signierter Beitrag von 87.155.91.94 (Diskussion | Beiträge) 06:11, 17. Feb. 2010 (CET)) Beantworten

Der Abschnitt Kritik ist tatsächlich überarbeitungsbedürftig. Mal von manch zu pauschalen Aussagen abgesehen - da wird mit Werten aus den USA hantiert, die kaum 1:1 auf die sozialstaatlich organisierten westeurop. Demokratien übertragbar sind, wo auch andere Bildungssysteme und andere geschichtliche Erfahrungen vorhanden sind. Man kann auch nicht Aussagen als absolut geltend darstellen, wenn andere Studien zu abweichenden Ergebnissen kommen. Aber der Artikel ist leider weiterhin teils Baustelle. Man müsste ja auch die neuere Lit sichten und auch in anderen Abschnitten weiter differenzieren. Ist dann nur mit einiger Arbeit verbunden, vielleicht kann das aber mal kooperativ unternommen werden. --Benowar 13:41, 3. Mär. 2010 (CET)Beantworten
Ich finde auch, dass der Abschnitt überarbeitet gehört. Es gibt sehr gute Demokratiekritik in der Literatur (beginnend mit Aristoteles, der die Demokratie als Herrschaft der vielen Leistungsunwilligen zu Lasten der Leistungsträger und zum Schaden der Wohlhabenden bezeichnet hat). -- ΧΛΙ 11:56, 6. Apr. 2010 (CEST)Beantworten
Für Ergänzungen zum Kritikteil kann man sich noch von der englischen Version inspirieren lassen, da fehlt noch einiges... --Katach 13:10, 6. Apr. 2010 (CEST)Beantworten

Interessen künftiger Generationen, befristete Verantwortung,keine Machtteilhabe Minderjähriger

Ein wesentliches Problem der Demokratie liegt darin, dass Wählerstimmen durch Vorteilsgewährungen ("Wahlgeschenke")gewonnen werden. Da aber die verteilbaren Ressourcen begrenzt sind, kann, ohne Schuldenpolitik, der einen Wählergruppe nur dann etwas gegeben werden, wenn der anderen etwas genommen wird. Beispiel: Mehr Geld für Rentner bedeutet höhere Belastung der Berufstätigen. Stimmengewinn bei der einen Wählergruppe (hier die Rentner) bedeutet Stimmenverlust bei anderen (hier die beruflich Aktiven). Um dieses Nullsummenspiel beim Stimmenkauf zu verhindern, werden Lasten auf künftige Generationen, die noch nicht wahlberechtigt (Minderjährige)oder noch nicht geboren sind, verschoben. Ausnahmslos alle westlichen Demokratien sind massive Staatsverschuldungen eingegangen, ohne ein Konzept für deren Rückzahlung zu haben. Denn derjenige Machthaber, der Schulden eingeht, kann zwar Wählerstimmen einkaufen, ist aber für die Rückzahlung nicht verantwortlich. Praktisch jede moderne Demokratie gleitet in eine Schuldenkrise ab. So ist Griechenland letztlich von seinen Rentnern und Beamten ausgeplündert worden (Rente von 110 % des letzten Einkommens, dies nach nur 17 Beitragsjahren), währenddessen die geistige Elite verarmte (ein griechischer Akademiker unter 30 verdient rnd 800 Euro im Monat - brutto). In Deutschland wird im Zuge der Euro-Krise sofort nach einer Kürzung der Familienhilfen gerufen (Roland Koch, Min.Präs. Hessen). An die Renten, die in den letzten Jahren systemwidrig erhöht wurden, denkt niemand. Dabei ist ein Drittel des gesamten Bundeshaushaltes nur der Zuschuss zur Rentenversicherung, wohlgemerkt der Zuschuss aus Steuermitteln, die Beiträge zahlen die Jüngeren noch zusätzlich. Im Rentensystem liegt das größte Einsparpotenzial überhaupt.

Zentrale Nachteile des gleichen, auf Erwachsene beschränkten Wahlrechts sind also:

1. Die gegenwärtige Generation kann sich bereichern, indem sie ihren heutigen Konsum mit Schulden finanziert, die künftige Generationen zurückzahlen müssen. Dies gilt auch auf ökologischen Gebiet (Umweltzerstörung, Raubbau an Rohstoffen).

2. Die Rechte Minderjähriger werden unzureichend vertreten, weil sie keine persönliche Stimme haben, und ein treuhänderisches Wahlrecht der Eltern nicht besteht.

3. Der politische Machtträger ist zeitlich befristet verantwortlich. Die Folgen seines Handelns treffen häufig seinen Amtsnachfolger.

4. Das System besoldet ein politisches Amt als solches, nicht aber die Qualität der Amtsführung. Ausnahmslos alle Finanzminister haben bisher die Staatsverschuldung erhöht, und alle bekamen dafür eine Pension. Zu recht wird gefordert, dass Manager, die ihre Firma ruinieren, nicht auch noch Boni erhalten. Logischerweise dürfte daher ein Finanzminister, der keine Schulden abgebaut hat, auch keine Ministerpension erhalten, sondern allenfalls in der allgemeinen Rentenversicherung für seine Amtszeit nachversichert werden.

5. Personen, die nichts zum Volkseinkommen beitragen, bestimmen über das gleiche Wahlrecht, wie das Geld der anderen verteilt wird. In Deutschland leben 51 % der Wähler von Transfereinkommen (aus unterschiedlichen Gründen: Renten, Pensionen, Sozialhilfe, Bafög). Hier soll nicht in Abrede gestellt werden, dass z.B. der lebenslang erworbene Rentenanspruch moralisch und politisch im höchsten Maße berechtigt ist. Das Problem liegt darin, dass die Erwirtschafter des Volkseinkommens machtmäßig in der Minderheit sind. Dies führt zu der Absurdität, dass Parteien, die eine steuerliche Entlastung fordern, an Bedeutung verlieren. Die Mehrheit der Wähler leidet nicht unter zu hohen Steuern sondern fürchtet, dass der Leistende nicht genug Steuern zahlt, um das Transfersystem zu finanzieren. Dies führt zu ständig wachsenden Steuer- und Abgabenbelastung der Leistungsträger des Staates, die zwar das Volkseinkommen erwirtschaften, aber stimmenmäßig in der Minderheit ist. Dieser Prozess stößt aber an seine Grenzen. Die Leistungsträger greifen zur Gegenwehr durch Leistungsverweigerung (innere Emigration), Geburtenstreik, Steuervermeidung (z.B. ist die ganze Do-it-yourself-Bewegung eine legale Steuervermeidung, wegen der Abgabenlast auf gewerbliche Leistungen), und schlimmstenfalls Emigration der Elite. Am Ende zerstört sich der Umverteilungsstaat selber.

Vorstehende Aspekte sollten im Abschnitt "Kritik" Erwähnung finden, selbstverständlich in neutraler, wertungsfreien und wissenschaftlich korrekter Form. (nicht signierter Beitrag von 91.2.240.238 (Diskussion) 01:52, 15. Mai 2010 (CEST)) Beantworten

Mancur Olson

Olsons Grundthese ist, dass kleine gutorganisierte Interessengruppen mit eng gefassten Interessen ("privilegierte Gruppen") sich grundsätzlich besser durchsetzen können als große Gruppen mit breit gefassten und diffusen Interessen ("latente Gruppen"). Die Ergänzung war deshalb schon ganz sinnvoll und die Beispiele auch nicht alle besonders gut. Arbeiter und Angestellte sind meist eher der "latenten Gruppe" zuzuordnen, für das Entstehen von Gewerkschaften müssen nach Olson also meist zusätzliche Anreize existieren. Stahlproduzenten sind dafür schon eher ein gutes Beispiel.--Minotauros 16:00, 17. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Mmh, ich hatte mich hieran orientiert. Eine Gewerkschaft ist nicht unbedingt kleiner als ein Bauernverband. Die Interessen von Gewerkschaften sind auch nicht per se diffuser als von anderen Interessengruppen. Ich werds nochmal nachschlagen. Gruß, Katach 16:58, 17. Mai 2010 (CEST)Beantworten
Also, Olson unterscheidet im Fall von Gewerkschaften zwischen berufsübergreifenden und -spezifischen. Es sind die berufsspezifischen, die einen überproportional großen Einfluss auf die Politik haben. Beispiel Ärzte, Lehrer, Eisenbahner (Erläuterung hier). Habe das mal entsprechend geändert. Gruß, Katach 07:41, 18. Mai 2010 (CEST)Beantworten
Stimmt so. Hab mal ein konkretes Beispiel davon genommen, weil es für den Leser anschaulicher ist.--Minotauros 22:52, 18. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Freie Demokratie

Demo heist was vor zeigen oder was vor machen, das kann Mann/Frau in Deutschland nicht. Denn wir haben keine Demokratie, sondern eine Partei Diktartur, die es nicht zu läst das Demokraten was vor machen. Denn jeder Mesch ist anders und so brauchen wir auch freie Wahlen, sonst geht das nicht mit der Demokratie. Denn wir haben auch grundcharakter vom Menschen und die muss man kennen, um sie zu verstehn. Diese grundcharakter werden in 12 hauptcharakter zusammen gefast und was da zum vorschein kommt man glaub es nicht, aber es ist was sehr gutes. (nicht signierter Beitrag von 80.133.221.27 (Diskussion) 23:13, 4. Aug. 2010 (CEST)) Beantworten

Die Silbe „Demo“ in Demokratie leitet sich vom altgriechischem dēmos / δῆμος / Volk und nicht vom lateinischen demonstratio / zeigen, hinweisen, nachweisen ab. Inwiefern gibt es im deutschsprachigen Ländern keine freie Demokratie? Und von welcher freien Demokratie und welchen „12 Charakteren“ (oder 12 Charaktereigenschaften?) redest du? --Liebe Grüße, Tobias Vetter 23:46, 4. Aug. 2010 (CEST)Beantworten

Die Demokratie

lebt vom mitmachen. Nur wenn alle mitmachen können und dürfen, kann man von echter Demokratie sprechen. Alles andere ist eine Stellvertreterdemokratie. Die Politiker; erfanden, die Demokratie. Sie waren ein Volk der alten Griechen. Im Gegensatz zum Politiker Artikel, finde ich den Artikel hier ja richtig schön, nur leider fehlen diese drei Sätze, meiner Meinung nach noch. -- Johnix 14:42, 25. Aug. 2010 (CEST)Beantworten

Lücke: Wachtum/Entwicklung und Demokratie

Der wiss. Kenntnisstand zu Demokratie und Wachstum fehlt völlig. Studien gibt es zuhauf, z.B. mal hier suchen: [1]. Siehe auch in der engl. WP--Katach 06:10, 30. Sep. 2010 (CEST)Beantworten

Es ist ja wohl unumstritten dass die Tigerstaaten(Taiwan unter Chiang Kai-shek, Südkorea unter Park Chung-hee, Singapur unter Lee Kuan Yew) unter autoritären Regierungen wirtschaftlich erfolreich waren. Auch die Philippinen waren in den 70ern wirtschaftlich sehr erfolgreich (Wirtschaftswachstum im zweistelligen Bereich). Ab 1986, nach Einführung der Demokratie unter dieser schwachen und politisch völlig inkompetenten - wofür sie nun nichts kann - Hausfrau ging es allerdings steil bergab mit dem Land. Also, im Artikel kann das ruhig, wenn dann auch allgemeiner, erwähnt werden. --112.202.30.237 16:26, 30. Sep. 2010 (CEST)Beantworten
Habe das jetzt mal ergänzt. Singapur ist drin. --Katach 17:46, 30. Sep. 2010 (CEST)Beantworten

Neutralität, Zitierung und Relevanz

Im Allgemeinen gute Arbeit der Artikel, doch sind einige Stellen entweder nicht belegt, nicht neutral oder nicht relevant. Zusätzlich würde ich eine Überarbeitung bestimmter Stellen anbieten...

Abschnitt "Gesamtgesellschaftliche Perspektive"

Dieser Abschnitt ist nach meiner Ansicht im allgemeinen ungegliedert, beihnaltet z.T. irrelevante Informationen und ist v.a. im längeren Absatz nicht neutral!

1. Der 1. Paragraph "Der demokratische Gedanke bedarf (...) bezeichnet." ist vielleicht wichtig, doch wird dieser Punkt insgesamt noch 2 Mal wiederhohlt ("Demokratie sollte als organischer Prozess (...) nehmen können." - Para 3 und "Ein weiterer Maßstab für die demokratische Qualität (...) schlechten Verdienstmöglichkeiten hat." - Para7) Deshalb würde ich eine Zusammenführung dieser Abschnitte anstreben.

2. Der gesamte Paragraph 6 bedarf einer Verbesserung! - Warum soll der abrupte Wechsel zur Demokratie ein Einfluss auf die Aktzeptanz haben? Die meisten Demokratien sind jüngeren Datums und hatten einen abrupten Wechsel hinter sich ... - Trotzdem kann es sein, dass diese Aussage der Wahrheit entspricht aber dann sind BELEGE angebracht! - "Dieses selbstkritisch zu erkennen (...) planierenden Zug in die Politik gebracht“." Dieser Abschnitt - so schön seine medienkritische Seite auch sei - bedarf eine Überarbeitung! Eine ausdrückliche Nennung der NICHT-NEUTRALITÄT sollte gewährleistet werden und dieser Abschnitt von dem oberen abzutrennen.

Abschnitt "Probleme"

Dieser Abschnitt sollte dringen überhohlt werden (siehe auch Einwände Diskussion:Demokratie/Archiv/2010)! - Speziell Artikel 2 und 4 sind nicht neutral und z.T. nicht relevant (siehe nochmals Link oben)

Abschnitt "Demokratie und Rechtsstaat"

Auch dieser Abschnitt arbeitet ohne viele Belege und nicht neutral! Zusätzlich sollte eine Umstrukturierung vorgenommen werden, de Text ist vor allem eine Aneinanderreihung von Aussagen!

- "Als sicher wird angesehen, (...) allseitiges Vertrauen wachsen lassen." Solch einen Satz ohne Beleg hinzuschreiben ist nicht duldbar!

- Paragraph 3 sollte anders gereiht werden

Änderung

Wenn es niemanden stört werde ich mal beginnen diese Abschnitte umzugestalten (vorerst mal nur umstrukturieren und umformulieren)

Ich bitte um eure Tipps!!!!!!

PS: Ich beziehe mich auf den Artikel am 3. Oktober 2010 um 17:17 PPs: Bin neu hier also etwas Nachsicht bitte...

-- Yrelion 00:35, 5. Okt. 2010 (CEST)Beantworten

Ich bin nicht sicher, ob ich dir im Einzelfall folgen kann. Falls es um reine Ergänzungen oder das Entfernen/Überarbeiten unbelegter Aussagen geht, kannst du dies anhand von Belegen tun (Belegpflicht). Aber bitte Änderungen an belegten Aussagen erst hier vorschlagen und begründen, dann können wir das diskutieren. Was dem Probleme-Abschnitt fehlt, sind Plato, Aristoteles, Tocqueville, Madison, habe das mal markiert. Ich denke "tyranny of the majority" sollte aus "Mehrheitsprinzip" in "Probleme" verschoben und stärker elaboriert werden. --Katach 06:03, 5. Okt. 2010 (CEST)Beantworten
Danke für die eingefügten Bausteine ... Nebenbei, darf eig der Artikel vom Englischen einfach übersetzt und (wenn soweit belegt) eingebaut werden? (Bsp. von en:Criticism of democracy) Das bedeutet ich dürfte jetzt einen Abschnitt wie unter "gesamtgesellschaftliche Perspektive" ab "Die von der Mehrzahl der Printmedien nach Auffassung von Kritikern ..." nicht einfach etwas umformulieren? - Vielen Dank für die Antworten -- Yrelion 22:18, 5. Okt. 2010 (CEST)Beantworten

Vorschlag zur Neustrukturierung

Ich glaube, dass der ganze Artikel bei den Punkten "Wirkungen" und "Problemen" etwas umstrukturiert werden sollte ...

Da unter Wirkungen auch einiges an Kritik steht (Bsp.: Medienproblematik, Mehrheitsproblematik) würde ich vorschlagen hier etwas zu ändern.sex.. Einige Texte könnten dann nach "Probleme" bzw. (würde mir besser gefallen) "Kritik" verschoben werden.

Mein Vorschlag wäre

7. Diskussionen (früher "Wirkungen")

- Friedensfunktion

- Wirtschaftswachsum

- gesamtgesellschaftliche Perspektive

- Rechtsstaat

- "Nenn-Demokratien"/Postdemokratie: Die heutige hätte nur noch rechtliche Repräsentationen (allgemeines Wahlrecht, Repräsentation des Volkes, ...), aber die Machtausübung sei zu grossen Teilen vom Volk abgekoppelt. (Colin Crouch "Postdemokratie", Christian Felber (Attac Österreich))

8. Kritik

Würde mir besser gefallen -- Yrelion 01:38, 8. Okt. 2010 (CEST)Beantworten

Neufassung und Erweiterung der Kritik

So nach einigen Vorschlägen und Kritiken hab ich nun versucht das ganze zu erweitern und auch mit der englischen Version abzustimmen, soweit diese belegt ist ... Das wär mein Vorschlag:

Kritik
1. Irrationale und Ignorante Wählende

Die Kritik der Ökonomen bezieht sich meist auf die Annahme des ignoranten bzw. irrationalen Wählers. Argumentiert wird, dass Wähler bezüglich vieler politischer Themen, insbesondere ökonomischer, schlecht informiert seien und auch in ihnen besser bekannten Feldern systematischen Verzerrungen unterliegen würden. Bezüglich Ursachen und Folgen der Ignoranz von Wählern prägte Anthony Downs bereits 1957 die Idee der rationalen Ignoranz. In seinem Modell wägen Wähler den Kosten und den Nutzen der politischen Informationsbeschaffung und Wahlbeteiligung ab, was zu aus gesellschaftlicher Perspektive irrationalen politischen Entscheidungen oder auch Nichtwählen führen kann. Daniel Kahneman, Amos Tversky (1982) und andere Vertreter der Verhaltensökonomik zeigten, dass Menschen eine Tendenz zum Status quo aufweisen, was in demokratischen Wahlen gesamtgesellschaftlich positive politische Reformen behindern könnte.

Empirische Befunde zur Ignoranz von Wählern gibt es seit Jahrzehnten. Häufig interessieren sich Wähler (allerdings von Land zu Land unterschiedlich stark ausgeprägt) wenig oder gar nicht für Politik, und wissen auf vielen wichtigen Feldern nicht, wofür einzelne Parteien stehen. Nur 29 % der erwachsenen US-Amerikaner kennen den Namen ihres Kongressabgeordneten, nur 24 % kennen den 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten.[17]

Der Ökonom Donald Wittman (1997) hat versucht, diese Kritik zu entkräften. Er argumentiert, dass Demokratie effizient sei, solange Wähler rational, Wahlen wettbewerblich, und politische Transaktionskosten gering sind. Mangelnde Information führe nicht zu Verzerrungen, da sich unter der Prämisse des rationalen Wählers Fehler im Durchschnitt ausgleichen würden.[18]

Laut manchen empirischen Befunden sind Wähler jedoch häufig irrational. Das Problem sei also nicht mangelnde Information, sondern systematisch verfehlte Interpretation von Informationen. So gibt es Nachweise für systematische Meinungsverschiedenheiten zwischen Experten und Laien. Beispielsweise halten Laien Paracelsus Grundsatz „Allein die Menge macht das Gift“ deutlich öfter für falsch als Naturwissenschaftler. Laien unterschätzen auch systematisch den Nutzen von Freihandel und Marktwirtschaft. [17][19]

Joseph Schumpeter schrieb zum Verhalten der Menschen im Bezug auf politische Angelegenheiten:

„“Thus the typical citizen drops down to a lower level of mental performance as soon as he enters the political field. He argues and analyzes in a way which he would readily recognize as infantile within the sphere of his real interests…”“

– JOSEPH SCHUMPETER: Capitalism, Socialism and Democracy, 1942

Zur Lösung der Demokratieprobleme gibt es seitens Bryan Caplan den Ansatz, mehr Entscheidungen aus der öffentlichen in die private Sphäre zu verlagern. Robin Hanson schlägt eine Futarchie vor, in der mehr Entscheidungen auf Prognosemärkten getroffen werden.

2. Mehrheitsprinzip

Demokratie baut auf den Entscheidungen der Mehrheit auf. Mehrheitsentscheidungen können jedoch durchaus zur Benachteiligung von „Minderheiten“ führen. „Alexis Toqueville“ bezeichnete diese Problematik als „Diktatur der Mehrheit“. Nach dieser Vorstellung kann die Mehrheit ihre Macht nutzen um eine Minderheit zu unterdrücken und auszubeuten. [Toqueville, Alexis: Über die Demokratie in Amerika, 1984]. Folge wäre, dass das politische System, das die maximale Freiheit des Einzelnen betont, zu einer Unterdrückung und Einschränkung der Freiheit Einiger führt.

Deshalb stellt das Grundprinzip des Minderheitenschutzes, das Teil des wichtigen Freiheitskonzeptes des Pluralismus ist, den Ausgleich gegen das Mehrheitsprinzip. Im real-politische Kontext wird dieser beispielsweise durch die so genannte Ständemehr in der Schweiz dargestellt: Neben der Mehrheit der Stimmen muss auch die Mehrheit der Kantone (Stände) eine Verfassungsänderung befürworten (bei Gesetzesänderungen gilt das einfache Volksmehr).

3. Politische Instabilität

Neuerdings wird Demokratie dafür kritisiert, zu wenig politische Stabilität aufzuweisen. Dies sei dadurch zu erklären, dass häufig wechselnde Regierungen den institutionellen und rechtlichen Rahmen schnell veränderten. Unter anderem soll sich dieser Umstand negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken, da ökonomische Investitionen einen kalkulierbaren politischen Rahmen bevorzugen. [bleischwitz,Pfeil, Globale rohstoffpolitik, 2009] Manche politischen Analysen kommen deshalb zu dem Schluss, dass Demokratie für die ökonomische Entwicklung wenig entwickelter Länder unpassend ist.[ http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/7671283.stm]

Auf der anderen Seite betonen andere politische Analysen, dass Demokratien sich zwar verändern, jedoch nicht so drastisch wie z.B. Diktaturen. [Jared Diamonds, „How Societies fail and sometimes suceed“, 2005 http://video.google.com/videoplay?docid=4271982381147720351#] Gestützt wird diese Aussage auch dadurch, dass Demokratie Mehrheitsentscheidungen benötigt und deshalb meist zu einem Kompromiss neigt.

4. Selbstüberforderung

Politische Akteure überbieten sich im Wahlkampf häufig mit Versprechungen um die Stimmen der Wählenden zu gewinnen. Überzogene Versprechungen können jedoch selten umgesetzt werden. Zusätzlich vermeiden es politische Akteure ihre Versprechungen zu korrigieren, da sie Verlust von Wählerstimmen befürchten. „Die Demokratie steht so immer in der Gefahr, sich selbst zu überfordern, die Bürgerinnen und Bürger zu enttäuschen und deshalb Vertrauen und Zustimmung zu verlieren.“ [Hans Vorländer, 2004, Informationen zur politischen Bildung (Heft 284)]

5. Medien

Medien gelten für eine funktionsfähige und freiheitliche Demokratie als essentiell. Sie erfüllen entscheidende Funktionen wie Kontrolle der politischen Abläufe und Informationsvermittlung. Damit diese Funktionen wahrgenommen und objektiv ausgeführt werden können, müssen die Medien jedoch unabhängig sein.

Da Massenmedien meinungsbildend wirken, können sie Einfluss auf die Bevölkerung, und damit auf die Politik, nehmen. Dies kann auch problematische Gestalt annehmen, wenn z.B. Medien das politische Klima und die politische Entscheidungen in einem Land bestimmen („Mediendemokratie“). Andererseits können politische Akteure auch Einfluss auf die Medien nehmen und so die Wählenden manipulieren. Desweiteren wird die Motivation der Medien kritisiert. Die Profitorientierung der Medien führt oft zum Primat der Einschaltquoten über objektiver Berichterstattung. „Skandalisierung, Dramatisierung und Personalisierung lassen Argumente und politische Positionen zurücktreten.“ [Hans Vorländer, 2004, Informationen zur politischen Bildung (Heft 284))

6. Kurzfristigkeit

Modernen Demokratien wird auch kurzfristiges Denken vorgeworfen. Speziell kritisiert werden institutionelle Mängel mit ökologischen Problemen umzugehen, die meist langfristig sind. Im Zentrum der Kritik stehen die kurzen Entscheidungshorizonte. So werden Entscheidungen meist nach 4 bis 5 Jahren bewertet (Ende der „Legislaturperiode“). Deshalb – so die Kritik – würden Entscheidungen, die sich anfänglich negativ auswirken und erst später Vorteile entfalten würden, meist nicht getroffen. [Dennis Meadwos, WRF 2009]

7. Eingeschränkte Wahrnehmung und Lobbyarbeit

Mancur Olson (1965) kritisierte die Tendenz der Demokratie zur politischen Einflussnahme von Interessengruppen, besonders sog. „privilegierten Gruppen“ von geringer Größe und mit Sonderinteressen (z.B. Milchbauern, Stahlproduzenten oder Pilotengewerkschaften), die sich ergebe einerseits aus der kleinen und festen Größe der in einer Interessengruppe organisierten und von einer bestimmten Politikmaßnahme profitierenden Wähler und andererseits aus der rationalen Ignoranz der großen Mehrheit der Wähler, welche zu einem jeweils sehr geringen Anteil die Kosten der Politikmaßnahme (z.B. Agrarsubvention) zu tragen habe.

Anne O. Krueger (1974) kritisierte, dass in Demokratien Unternehmen Ressourcen von ihrem produktiven Gebrauch in Lobbyarbeit umlenken, um politische Privilegien zu erhalten, beispielsweise in Form von Protektionismus.

8. Philosophische Kritik

Aristoteles zählt die Demokratie zu eine der drei „entarteten“ Verfassungen, in denen die Regierenden nur ihrem Eigennutz dienen. So beschreibt er die Demokratie als eine Herrschaft der vielen Freien und Armen zur Lasten der Tüchtigen und Wohlhabenden, da diese aufgrund ihrer Mehrheit die Politik bestimmen. [1.Staatsformenlehre]

-- Yrelion 04:25, 24. Okt. 2010 (CEST)Beantworten

- 2011 -

"Kritik"

Wie sich aus dem Artikel ergibt, gab und gibt es zahlreiche Modelle, Konzepte, Theorien von und über "Demokratie". Wie soll es da "Kritik an Demokratie" geben? Der ganze Abschnitt ist unausgegoren, ahistorisch und unausgewogen. Daraus kann niemand was lernen, einzelne Ausführungen können allenfalls zum Weiterlesen anregen. Als Lexikon-Artikel insoweit ungeeignet. Ich schlage vor, den ganzen Abschnitt "Kritik" ersatzlos zu löschen! --Peewit 23:49, 18. Jan. 2011 (CET)Beantworten

Es handelt sich im Abschnitt um Eine Auflistung von Kritikpunkten an der Demokratie. Das heißt nicht, dass diese Liste vollständig wäre. DEswegen steht ja auch am Anfang, dass die Kritik von "Plato, Aristoteles, Tocqueville, Madison" noch fehlen. --Katach 07:15, 19. Jan. 2011 (CET)Beantworten
Kritik muss aber nicht von anderem getrennt werden, sondern hängt mit Wirkungen zusammen, die darüber beschrieben werden und das auch nicht gerade lesenswert. Der ganze Artikel müsste aufgearbeitet und vom Geschwurbel befreit werden. --Infracent 10:48, 26. Jan. 2011 (CET)Beantworten

Datierung der ersten demokratischen Verfassung in Europa

Im Artikel wird die polnische Verfassung genannt. Korrekterweise müsste aber hier die Verfassung Korsikas von 1755 stehen. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Pasquale_Paoli (nicht signierter Beitrag von 87.168.69.169 (Diskussion) 22:47, 17. Mär. 2011 (CET)) Beantworten

fehlt hier nicht der link zum wikipedia - "Demokratieindex"?

http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratieindex (nicht signierter Beitrag von 80.219.144.205 (Diskussion) 20:31, 26. Apr. 2011 (CEST)) Beantworten

Militärdemokratie

Der Begriff Militärdemokratie ist mir neulich in einem Buch erstmals begegnet, und zwar im Zusammenhang der Geschichte Griechenlands und der Türkei im 20ten Jahrhundert. Haben Journalisten, Politiker oder Politologen diesen paradoxen Begriff konstruiert? Nun sind ja auch andere fiktive Dinge Gegenstand der wikipedia, warum nicht auch das? Siehe Harry Potter, über die fiktiven Gestalten dieser Bücher steuert wikipedia einigen Text bei. Was genau soll eine "Militärdemokratie" eigentlich sein, wo ist der Unterschied zur Militärdiktatur? Giro Diskussion 19:20, 18. Okt. 2011 (CEST)Beantworten

Ich würde es mal bei Scheindemokratie versuchen; neu ist der Begriff nicht, hat sich aber nicht durchgesetzt (dennoch ist es nicht Fiktionales). --Polemos 20:37, 18. Okt. 2011 (CEST)Beantworten

Einführung der Demokratie in Polen

Im Artikel steht: "Polen gab sich als zweiter Staat mit der Verfassung vom 3. Mai 1791 eine demokratische Staatsordnung und war damit der erste in Europa." Im englisch-sprachigen Artikel steht, dass die demokratischen Rechte nur für ca. 10% der Bevölkerung umfasste (sprich der Adel durfte wählen, das gemeine Volk nicht) und es sich um Polen-Litauen (nicht um Polen) handelte. Sollte man meines Erachtens hinzufügen. Hat jemand Quellen? --Einar Moses Wohltun 13:44, 7. Jun. 2011 (CEST)Beantworten

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Hallo, Wikipedia, der systematische Teil des Demokratie-Artikels ist kenntnisreich und gut. Auch der Abschnitt über die Geschichte der Demokratie in der Antike bedarf nur einiger kleinerer Ergänzungen. Doch im Abschnitt über das Mittelalter und die Neuzeit klaffen riesengroße Lücken. Der gravierendste Fehler ist, dass die Reformation und der (frühe) Protestantismus übergangen werden. Die Reformation war keineswegs nur eine religiöse Bewegung, vielmehr hatte sie stärkste Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche, ganz besonders im angloamerikanischen Raum. Im 16., 17. und in etwas abnehmendem Maße auch im 18. Jahrhundert waren Theologie-, Kirchen-, Philosophie- und Profangeschichte aufs Engste miteinander verzahnt. Die große Mehrheit der Menschen hatte außerordentlich starke religiöse Überzeugungen. Deshalb kam es unter anderem zu erbittert geführten Konfessionskriegen. Angehörige religiöser Minderheiten waren notfalls zu Tausenden bereit, ihres Glaubens wegen sich foltern und, wenn sie die Folter überlebten, bei lebendigem Leib verbrennnen zu lassen. Zehntausende andere hatten mehr Glück, weil es ihnen gelang, aus ihrer Heimat zu fliehen (z.B. Hugenotten), oder ihr Landesherr erlaubte ihnen gnädigst auszuwandern. Viele von ihnen wagten die gefährliche Überfahrt nach Nordamerika und nahmen das entbehrungsreiche und riskante Leben als Siedler auf sich. In diesen turbulenten Zeiten entstanden die neuzeitliche Demokratie und die Menschenrechte. Auch für fast alle großen Naturwissenschaftler des 16. bis 18. Jahrhunderts waren religiöse Überzeugungen von elementarer Bedeutung. Kopernikus und Gassendi waren rechtgläubige katholische Kleriker. Galilei verstand sich als treuen Sohn seiner Kirche. Kepler musste wegen seines lutherischen Glaubens seine Arbeit in Graz aufgeben und die Stadt verlassen. Newton verwandte mehr Zeit auf theologische Studien als auf naturwissenschaftliche. Um 1700 war die Überzeugung weit verbreitet, dass die Naturwissenschaftler eine spezielle Form des Gottesdienstes ausübten: das Nachdenken der Schöpfungsgedanken Gottes. Dies und vieles andere mehr wie beispielweise die Verwurzelung von John Locke im biblisch-reformatorischen Denken übergeht der vorliegende Text. Eine Verfassung von Indianer-Stämmen als eine der Voraussetzungen für die amerikanische Verfassung zu erwähnen, nicht aber den Mayflower Compact, Roger Williams und William Penn ist unseriös. Immerhin wird auf S. 11 (Wirkungen) beiläufig erwähnt, dass die Presbyterianischen Kirchen, der Methodismus und "Schweizer Landeskirchen" demokratische Strukturen hätten. Richtig. Aber dies wird im historischen Teil übergangen. Die Presbyterianer entstanden 1567. Sie und die Schweizer Landeskirchen gehen auf Zwingli und Calvin zurück. Durch sie und zuvor durch Luther wurden die Weichen in Richtung neuzeitlicher Demokratie gestellt. Die methodistischen Kirchen entstanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts, ebenfalls unter calvinistischem Einfluss. Die Notiz auf S. 11 muss geändert werden, da sie so verstanden werden kann, als seien die demokratischen Strukturen erst nachträglich in den genannten Kirchen eingeführt worden. Sie waren aber von Anfang an konstitutiv. - Neuzeitliche Demokratie und Menschenrechte entwickelten sich nicht isoliert, sondern sie waren eng miteinander und zugleich mit der Entwicklung der Marktwirtschaft ("Kapitalismus") sowie der Geistes- und Naturwissenschaften und in ihrem Gefolge der Technik verbunden. Diese Faktoren bilden den innersten Kern der modernen Welt westlicher Prägung. Die Darstellung der Entwicklung dieses Gesamtkomplexes erfordert deshalb eine gewisse Ausführlichkeit. - Ich habe den bisherigen Text über Mittelalter und Neuzeit geteilt und die Teile an den passenden Stellen in die Textspende eingearbeitet. - Das Kapitel "Nenn-Demokratien" muss etwas erweitert werden. - Meine Literaturliste und die bereits vorhandene müssen ineinander gearbeitet werden (alphabetische Reihenfolge). Die bisherigen Einzelnachweise 3-28 schließen sich an meine Belege an (Nr. 157 ff). - Für einige Stellen konnte ich keine Einzelnachweise finden, da Wikipedia-Artikel nicht als Belege verwendet werden dürfen. Sie enthalten aber zweifellos richtige Informationen, obwohl die wenigsten von ihnen Einzelnachweise haben. Diese Artikel müssten dringend überarbeitet und Belege eingefügt werden. Viele Grüße Martin Wolfangel

Textspende


Geschichte

Die Geschichte der Demokratie ist eng verknüpft mit bestimmten religiösen Überzeugungen und der Idee des Naturrechts, die ihrerseits nah verwandt sind mit dem Begriff der Menschenrechte. Diese sind vorstaatliches Recht. Die geschichtliche Erfahrung hat gezeigt, dass nur rechtsstaatliche Demokratien bereit und in der Lage sind, dieses ihnen übergeordnete Recht zu respektieren und zur Grundlage der eigenen Rechtsordnung zu machen. Dieser Sachverhalt ist für die neuzeitliche Demokratie konstitutiv. Dadurch unterscheidet sie sich von autokratischen, diktatorischen und tolalitären Staatsformen. Die neuzeitliche Demokratie steht zudem in starker Wechselwirkung mit dem Wirtschaftsleben, den Geistes- und Naturwissenschaften, der Technik und Formen der sozialen Verantwortung. Ihre Entstehung und Entwicklung lassen sich nur im Zusammenhang verstehen und darstellen.

Antike

Ausgehend von den Naturrechten wurde die Idee der Gleichberechtigung der Freien entwickelt, die sich in den frühen Ansätzen demokratischer Gesellschaften des antiken Griechenlands wiederfindet. Die politischen Mitgestaltungsbefugnisse eines Menschen hingen von seinem rechtlichen Status ab: Nur freie männliche Bürger der Polis hatten diese Rechte inne, was Sklaven, Frauen und Nicht-Bürger (z.B. Ausländer, "Barbaren"), also den deutlich größeren Teil des "Volkes" (demos), ausschloss. "Die antike Kultur und Gesellschaft beruhen ökonomisch wie politisch auf der Institution der Sklaverei" (H.-D. Wendland). Philosophen wie Platon und Aristoteles begründeten die Sklaverei aus dem Naturrecht als notwendig und rechtmäßig. Nach dieser Auffassung unterschieden sich Sklaven von Tieren nur durch ihre Arbeit. Die Stoa bereitete einer etwas humaneren Behandlung von Sklaven den Weg, stellte die Institution der Sklaverei aber ebenfalls nicht in Frage (1). Die attische Demokratie bildete nur eine sehr kurze Episode in der Geschichte Griechenlands, das bis ins 19. Jahrhundert hinein Teil von sich abwechselnden großen Reichen war (Alexander der Große, Diadochen, Rom, Byzanz, Osmanisches Reich).

Griechenland

Als erste Verwirklichung (...) Nicht zuletzt aufgrund der Erfolge (...) in einer auf breiteren Schichten basierenden politischen Ordnung mitzuwirken (2). (...)

Aristoteles

(...)

Nach Cicero (...) wobei er diese aber auch stets durch die Gefahr der Zügellosigkeit der Masse bedroht sieht.

Mittelalter und Neuzeit

Mit dem Untergang des Römischen Reiches (...) Heute heißen die Parlamente wieder Ting (Storting, Folketing).

Abgesehen von England und der Schweiz, die jedoch für das Mittelalter als Ganzes nicht typisch und bestimmend waren, wurden diese Volksversammlungen nicht geschichtlich wirksam, da sie für andere Staaten keinen Modellcharakter erlangten. Eine neue Qualität der demokratischen Bewegung setzte erst mit der Entstehung des englischen Unterhauses (House of Commons) im 13. Jahrhundert ein. Dieses rudimentäre Parlament hatte nur sehr wenige Rechte und war der Macht des Monarchen fast schutzlos ausgeliefert. Mit der Entwicklung der absoluten Monarchie verringerten sich die Einflussmöglichkeiten sogar noch. Erst mit dem englischen Bürgerkrieg entstand im 17. Jahrhundert mit dem besagten Unterhaus eine Volksvertretung mit umfangreichen Rechten. Das neben dem Mayflower-Vertrag (1620) und der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776) bedeutendste Dokument des Parlamentarismus ist die (englische) Bill of Right von 1689, in der das Königspaar Maria, die Tochter des vom Parlament wegen seiner den Katholizismus begünstigenden Politik abgesetzten Jakobs II., und ihr Gemahl, der protestantische Niederländer Wilhelm III. von Oranien, dem Parlament Immunität, Verfügung über die Finanzen und Recht auf Zusammentreten ohne Aufforderung des Königs zugestand und damit die Grundrechte eines modernen Parlaments schuf. Die erste neuzeitliche Demokratie war entstanden. Allerdings musste sich das vom Volk (bzw. von Teilen des Volkes) gewählte Unterhaus die politische Macht mit dem nicht gewählten Oberhaus (House of Lords) und dem König teilen. Außerdem waren die Dissenters von 1673 bis 1828 von der Mitgliedschaft im Parlament und allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen (siehe unten). Es gab Abgeordnete, wie John Lilburne (...) den Pöbel an die Macht bringen zu wollen. Die Position der Levellers wurde von den meisten englischen und schottischen Zeitgenossen als anarchisch empfunden. Sie war nicht zukunftsfähig (3).

Die Levellers waren nicht die ersten, die demokratische Reformen forderten. Dem englischen Bürgerkrieg war die Reformation im Land vorangegangen, die ihrerseits von der Reformation in Deutschland und in anderen kontinentaleuropäischen Ländern abhing. Diese hatte ab etwa 1520 große Teile vor allem Mittel- und Nordeuropas radikal verändert. Es waren protestantische Territorien und Staaten entstanden, wodurch das katholische Machtmonopol gebrochen worden war. Die Reformation war zwar in erster Linie eine religiöse Bewegung, hatte aber stärkste Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche: Ehe und Familie, Schule und Universität, Staat und Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, Sozialwesen und nicht zuletzt die Kunst. Diese Bewegung erfasste alle Schichten der Bevölkerung. Sie war der größte, tiefgreifendste Einschnitt und Neubeginn in der Geschichte des Abendlands (und der Menschheit) seit dem frühen 16. Jahrhundert. Luther vollzog den "Abschied vom Mittelalter" (DER SPIEGEL), den Beginn der Neuzeit (4). Die Reformatoren schufen ein umfassendes Gegenmodell zum Katholizismus, der fest im Hochmittelalter verankert blieb. Das Konzil von Trient (1545-63) grenzte sich scharf von der Reformation ab. Das Erste Vatikanische Konzil (1869-70) und die Enzyklika Aeterni patris (1891) erklärten das System des Thomas von Aquin (1225-74) zur Norm in allen theologischen und philosophischen Fragen, die Ethik eingeschlossen (5).

Wegen der intensiven Religiosität der großen Mehrheit der Menschen waren im 16., 17. und in etwas abgeschwächter Weise auch im 18. Jahrhundert Theologie-, Kirchen-, Philosophie- und Profangeschichte aufs Engste miteinander verwoben. Sie lassen sich nur im Zusammenhang verstehen und darstellen.

Im Mittelalter bildeten Kirche und Staat eine Einheit, die zwar nicht ohne Spannungen war (z.B. Investiturstreit), aber nur durch Bewegungen wie die Albigenser, Katharer und Waldenser, die die Kirche für häretisch erklärte, in Frage gestellt wurde. Häresie war zugleich ein weltliches Verbrechen. (In Spanien und seinen Besitzungen war die kirchliche Inquisition sogar Teil des Staatsapparats (6).) Die Kirche war Staatskirche. Dies verlieh dem Staat sakrale Würde und sanktionierte die Überordnung der weltlichen Obrigkeiten über ihre Untertanen. Die Herrscher wurden als "von Gottes Gnaden" (Dei gratia; Gottesgnadentum) in ihr Amt eingesetzt verstanden. Dies verband sich mit dem dynastischen Prinzip: Im Allgemeinen erbte der älteste Sohn die Machtstellung des Herrschers. Adel und Klerus hatten reiche Privilegien. Viele Bauern waren Leibeigene. Staat und Gesellschaft des Mittelalters basierten somit auf der Ungleichheit der Menschen (7).

Die sozialpsychologische Voraussetzung für das Entstehen einer Demokratie ist, dass sich die Mitglieder einer größeren Gruppe als gleich - im Sinne von gleichberechtigt - erfahren und infolgedessen die notwendigen Führungsaufgaben auf Zeit durch allgemeine, freie und geheime Wahlen auf befähigte Mitglieder der Gruppe übertragen. Dies geschah am Beginn der Neuzeit zuerst im reformatorisch-kirchlichen Raum. Die katholische Kirche war und ist streng hierarchisch gegliedert, sowohl innerhalb des Klerus als auch im Gegenüber von Klerikern und Laien. Letztere sind abhängig von der Heilsvermittlung durch die Priester. Im Gegensatz dazu sprach Martin Luther (1483-1546) unter Berufung auf das Neue Testament allen Glaubenden das allgemeine Priestertum zu. Er verwarf Papsttum und katholisches Bischofsamt. Die Geistlichen haben keinen sakramentalen Sonderstatus. Ihre theologische Ausbildung befähigt sie, die Gemeinde zu leiten, insbesondere im Gottesdienst, und sie sind im Unterricht sowie der Seelsorge tätig. Für Luther hat jede Kirchengemeinde das Recht, ihre theologischen Lehrer (Pfarrer) selbst zu wählen und gegebenenfalls wieder abzuwählen ("Daß eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen"; 1523 (8)). Dieser Grundsatz konnte aber in den deutschen Gemeinden wegen der Unselbständigkeit der Laien und vor allem wegen der Bedrohung durch die katholischen Mächte unter Führung Kaiser Karls V. nicht verwirklicht werden. (Die ersten dieser Angriffe erfolgten im Klevischen Krieg 1543 und im Schmalkaldischen Krieg 1546/47. Luther starb kurz vor Ausbruch dieses Kriegs am 18.2.1546.) Deshalb musste Luther trotz seiner grundsätzlichen Trennung von Kirche und Staat (Zwei-Reiche-Lehre) die evangelisch gewordenen Landesherren bitten, als kirchliche Ordnungskräfte tätig zu werden. Das war von ihm als zeitlich beschränkter Notbehelf ("Notbischöfe") gedacht. Er konnte nicht vorhersehen, dass die Landesherren auf diesen Machtzuwachs nicht mehr verzichten würden, so dass das landesherrliche Kirchenregiment bis 1918 Bestand hatte. Nach diesem Zeitpunkt übernahmen die deutschen lutherischen Landeskirchen das im Calvinismus entwickelte Synodalsystem. Auf der Ebene der Kirchengemeinden gab es schon seit dem späten 19. Jahrundert Kirchengemeinderäte (Presbyterien, Gemeindekirchenräte). In den skandinavischen Ländern entstanden im 16. Jahrhundert lutherische Staatskirchen. Auch dort konnte sich deshalb die Demokratie erst spät und langsam durchsetzen. Sowohl im landesherrlichen Kirchenregiment als auch im lutherischen Staatskirchentum hatte der Landesherr bzw. König keine geistliche Funktion, aber er berief nur ihm genehme Theologen und Juristen in die oberste Kirchenbehörde (Konsistorium), die in seinem Auftrag die lutherische Kirche des Landes leitete (9).

Anders verlief die Entwicklung im Calvinismus, der nach 1555 "durch seine Festsetzung in ganz Westeuropa zu einer Weltmacht emporstieg", vor allem im angelsächsischen Raum. Die Kirche von England entstand 1534. Ihre Bekenntnisgrundlage, die 39 Artikel, sind gemäßigt reformatorisch, beeinflusst vor allem von Zwingli und Calvin. Ab 1607 "erschloss sich dem Protestantismus auf dem Weg der Kolonisation ein neues, ungeheures Ländergebiet, das ihm zwei Jahrhunderte später zur Behauptung seiner Weltstellung hervorragende Dienste leisten sollte: Nordamerika" (Karl Heussi (10)).

"In politischer Hinsicht favorisierte Calvin eine Mischung aus Aristokratie und Demokratie, obwohl sein eigenes Verhalten oft alles andere als demokratisch war. Dennoch geht in seiner repräsentativen Kirchenverfassung (representative church government), die er aus dem Neuen Testament und der Genfer Republik ableitete, die Autorität von den Kirchenmitgliedern aus. Calvin hatte große Hochachtung vor den Staaten. Doch lehrte er, dass die weltlichen Herrscher ihr von Gott verliehenes Recht verlieren und abgesetzt werden müssen, wenn sie sich gegen Gott erheben. Calvins tiefes Verständnis der Erbsünde führte zudem zu einem ausgeprägten Misstrauen gegenüber Machtgruppierungen im Regierungssystem und zu der Vorstellung von einem ausgewogenen Schutzsystem wechselseitiger politischer Kontrollen (checks and balances) in einer demokratischen Gesellschaft. Auf diese Weise bildeten er und seine Nachfolger die Vorhut im Kampf gegen den Absolutismus und förderten indirekt das Entstehen der Demokratie" (Clifton E. Olmstead (11)). Johannes Calvin (1509-64) übernahm Luthers Lehre vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen. In seiner Kirchenverfassung (1541) führte er neben den Ämtern der Pastoren (ministres), der Doktoren (docteurs) und Diakonen (diactres) das der Ältesten (anciens; Presbyter (von griech. presbýteros - älterer oder alter Mann)) ein, die zugleich dem weltlichen Rat der Stadt Genf angehörten. Die Angehörigen der vier Ämter leiteten zusammen die Genfer Kirche. Bei den Hugenotten, die sich als verfolgte Minderheitskirche auf keine weltlichen Instanzen stützen konnten, wählten die Gemeindeglieder (Familienvorstände) die Ältesten, ehrenamtliche Laien. Dadurch erhielten die Gemeindeglieder einen sehr starken Einfluss auf die Leitung sowohl der einzelnen Kirchengemeinde als auch der Kirche im überörtlichen und nationalen Bereich. Die Hugenottenkirche fügte diesem Presbyterialsystem gewählte Synoden auf regionaler und nationaler Ebene hinzu, die die Kirche leiteten. Diese demokratische Kirchenverfassung wurde von den anderen Reformierten (z.B. in den Niederlanden und am Niederrhein), den Presbyterianern (Schottland) und Kongregationalisten übernommen (12). Letztere kennen ebenfalls das Wahlamt des Kirchenältesten (church elder), sie betonen aber stark die Selbständigkeit der einzelnen Gemeinde (congregation). Sie setzten Luthers Auffassung vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen konsequent um. Geistliche und Laien sind gleichgestellt. Auch Laien dürfen sich im Gottesdienst zu Wort melden, wenn der Heilige Geist sie treibt. Die Kongregationalisten (oder Independenten) waren Ende des 16. Jahrhunderts aus der englischen Staatskirche hervorgegangen. Ihr Verhältnis zu dieser Kirche war unterschiedlich. Ein Teil von ihnen wollte innerhalb der Kirche bleiben, sie aber von allen Strukturelementen, die sie für katholisch hielten (z.B. Messgewänder, Gottesdienst in lateinischer Sprache), "reinigen" (purify). Sie wurden oft Puritaner genannt. Andere trennten sich völlig von der Kirche von England ("Separatisten"). Beide Gruppen waren sehr stark von Calvins Theologie geprägt. Insbesondere das Bischofsamt lehnten sie strikt ab (13). Auch die Quäker entstanden im Umfeld der englischen Reformation (14).

Entscheidend für die Entstehung der neuzeitlichen Demokratie waren die nach Nordamerika ausgewanderten Kongregationalisten, die später Pilgerväter (Pilgrim Fathers) genannt wurden. "Der Ursprung der Pilgerväter liegt in dem Bestreben des Kongregationalismus, dem Gehorsam gegen Jesus Christus als den unmittelbaren Herrn seiner Gemeinde institutionellen Ausdruck zu geben. Dies führt zur Theokratie, in der sich die religiösen Motive (alttestamentlicher Bundesgedanke) zur politischen Form der Demokratie verdichten. Während diese in England nicht zu verwirklichen war, bot Nordamerika den so eingestellten Gemeinden (seit 1590 in Gainsborough, Scrooby, Austerfield) trotz der Abhängigkeit von der britischen Krone eine Möglichkeit dazu. Die Pilgerväter verließen seit etwa 1598 England, wandten sich zunächst nach Leiden, 1620 mit dem Schiff 'Mayflower' nach Massachusetts (Boston und Plymouth) in Nordamerika, nachdem sie am 19.6.1519 durch die London Virginia Company die Niederlassungserlaubnis vom König erhalten hatten. Ihre geschichtliche Bedeutung beruht darin, daß sie das christliche Verständnis der Demokratie als der gottgemäßen Staatsform für das nordamerikanische Bewußtsein gültig und bleibend ausgesprochen haben" (M. Schmidt (15)).

Die Plymouth Colony war von 1620 bis zu ihrer Zusammenlegung mit anderen Kolonien (1691) de facto eine demokratisch verwaltete Republik, da weder der englische König noch das Londoner Parlament dort Macht ausübten. Die separatistischen Kongregationalisten schufen ihr eigenes Rechtssystem, eine Mischung aus englischem common law und Rechtsvorschriften der Bibel. Sie gestalteten ihre eigene Sicherheits- und "Außen"-Politik, d.h. ihr Verhältnis zu den anderen Kolonien und der Urbevölkerung. Die Verfassungsgrundlage ihres Gemeinwesens war der von ihnen selbst verfasste Mayflower-Vertrag (Mayflower Compact). Sie praktizierten bereits die Gewaltenteilung in Form des von allen "freemen", zu denen auch einige Anglikaner gehörten, gewählten General Court (Legislative und Judikative) einerseits und einem von diesem jährlich gewählten Gouverneur (Exekutive) andererseits (16). Ab 1630 regierten sich die "Puritaner" der Massachusetts Bay Colony ebenfalls selbst (self-rule; self-government). Eine Gruppe von ihnen hatte das Landpatent ("charter"), das ihnen die Massachusetts Bay Company im Auftrag des Königs ausgestellt hatte, käuflich erworben und mit nach Amerika gebracht. Damit entfiel die Einflussnahme dieser Company und des Königs auf die Kolonie (17).

"Die stärkste geistesgeschichtliche Wirkung der Reformation liegt darin, daß sie die im Denken der Renaissance angebahnte 'Verweltlichung der Welt' theologisch begründete und bejahte. In der Welt soll der Mensch Gott mit Hilfe der Vernunft gehorchen. Implizit ist darin die Einladung enthalten, a) die Autorität des Staates innerweltlich vernünftig zu begründen und b) die Funktionen und die bestmögliche Form des Staates unter den kulturellen Bedingungen der Neuzeit zu bestimmen. (...) Hobbes (...) hielt die Herrscher auf Grund des Gesellschaftsvertrags für absolute Herren auch über die Kirche. Verständlich, daß Theologie und Kirche nunmehr negativ auf die rationalen Vertragstheorien reagierten. Die wichtigste Ausnahme bilden die geistlichen Väter der amerikanischen Demokratie (z.B. Th. Hooker), die zum Teil im Gefolge des schottischen Calvinismus (Covenant) und der puritanischen Bewegung und deren Säkularisation (glorreiche Revolution, Milton), in theologisch konstruktiver Weise biblische Anschauungen mit der vor ihnen liegenden Aufgabe der Berufung einer gewählten Regierung und der Ausarbeitung einer entsprechenden Verfassung verbanden" (W. Schweitzer (18)).

Der kongregationalistische Theologe Thomas Hooker (1586-1647) studierte in Cambridge. Er wanderte "1633 nach Massachusetts aus, wo er mit John Cotton und Samuel Stone die Kolonie geistlich-theologisch prägte. 1636 ging er in das von ihm mitgegründete neue geistliche Zentrum Hartford (Connecticut). Zur Vorbereitung der dortigen Verfassung hielt er 1638 eine berühmte Predigt, die das amerikanische Verständnis der Demokratie als Glaubensforderung klassisch formulierte" (M. Schmidt (19)). "Hooker war der Auffassung, dass die Grundlage der staatlichen Autorität der Wille des Volkes sein sollte und dass die Träger staatlicher Macht von der Bürgerschaft gewählt werden sollten" (Clifton E. Olmstead (20)).

Die Idee, dass der Staat auf einem Gesellschaftsvertrag (social contract) beruht, wurde schon vor Th. Hobbes (1588-1679) entwickelt. Sie geht auf die Föderaltheologie (Bundestheologie) schottischer Calvinisten (Presbyterianer) zurück, derzufolge die Glaubenden miteinander und mit Gott einen Vertrag oder Bund (covenant) schließen. Aus ihrer Sicht war es Gott, der sie in Christus in die Gemeinschaft mit sich und miteinander berief und ihnen den Bund anbot, den sie im Glauben dankbar und gehorsam annahmen (21). Das war Ausdruck von Luthers reformatorischer Entdeckung: solus Christus, sola gratia, sola fide, sola scriptura (allein Christus, allein aus Gnade, allein durch den Glauben, allein die (Heilige) Schrift). Der Mayflower Compact von 1620 war ein Gesellschaftsvertrag (22), der zudem den großen Vorzug hatte, dass er kein bloß theoretisches, philosophisches Konstrukt war, sondern die Verfassung, aufgrund derer das tatsächliche Zusammenleben der Menschen in der Plymouth Colony geregelt wurde. Die Unterzeichner, 41 separatistische Kongregationalisten, "verbünden und vereinigen sich" durch einen Vertrag zu einem politischen Gemeinwesen ("We (...) covenant and combine ourselves together into a civil body politic") und beschließen, "gerechte und gleiche Gesetze" zu schaffen und ihnen zu gehorchen ("just and equal laws"; "we promise all due submission and obedience"). John Cotton, John Winthrop, Roger Williams, Thomas Hooker, William Penn und viele andere gleichgesinnte Kolonisten setzten diese Tradition in der Massachusetts Bay Colony, in Rhode Island, Connecticut und Pennsylvania fort (Clifton E. Olmstead (23). Sie waren in dieser Hinsicht den Aufklärungsphilosophen um Jahrzehnte voraus. 1762 griff Jean-Jacque Rousseau die Idee vom Gesellschaftsvertrag wieder auf (Du contract Social; ou Principes du Droit Politique). Diese Vertragstheorie hatte die identitäre Demokratie zum Inhalt, indem sie Herrscher und Beherrschte gleichsetzte. Das Prinzip der Volkssouveränität basiert auf dem Gemeinwillen, der volonté générale. Die Identität von Regierenden und Regierten, also Volkssouveränität, war in den nordamerikanischen Kolonien bereits gut 140 Jahre früher praktizierte Wirklichkeit.

Das Entstehen der ersten neuzeitlichen demokratischen Gemeinwesen in Nordamerika und des zentralen Menschenrechts der Glaubens- und Gewissensfreiheit bildeten von Anfang an eine sachliche Einheit. Das deutsche Grundgesetz fasst die demokratischen Bürgerrechte und die Menschenrechte im Begriff "Grundrechte" zusammen. Ihre Entstehung und Entwicklung lassen sich nur gemeinsam darstellen.

Die Kongregationalisten in Massachusetts waren der Überzeugung, dass nur dann ein dem Willen Gottes entsprechendes Gemeinwesen Bestand haben könne, wenn ausschließlich sie die Politik und das Rechtswesen dort bestimmten. Sie bildeten eine Art Staatskirche (established church). Deshalb verweigerten sie bis auf wenige Ausnahmen Andersgläubigen (z.B. Anglikanern) das aktive und passive Wahlrecht (24). Dies führte zum Bruch mit Roger Williams (ca. 1604-83), der zeitweise ein Mitglied der Baptistenkirche war und der zusammen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten 1636 die Kolonie Rhode Island schuf, "die erste von Protestanten begründete Kolonie, die ihren Bewohnern Religionsfreiheit gewährleistete" und nach demokratischen Grundsätzen verwaltet wurde. Der Quäker William Penn (1644-1718)unternahm 1682 das "heilige Experiment" der Gründung eines Staatswesens, "das auf rein demokratischer Verfassung und dem Grundsatz völliger Toleranz beruhte" (Karl Heussi (25)). Es wurde zur Zufluchtsstätte für in Europa verfolgte religiöse Minderheiten (Quäker, Hugenotten, Mennoniten, Böhmische Brüder, Juden u.a.), aber auch für Denominationen wie Lutheraner, die in anderen amerikanischen Kolonien kein volles Bürgerrecht hatten. (Williams und Penn unterhielten zudem friedliche, partnerschaftliche Beziehungen zur indianischen Urbevölkerung.) Auch das Grundgesetz von Connecticut (Fundamental Orders of Connecticut (1639)), verfasst von Thomas Hooker, verlangte keine Glaubensprüfung von den Bürgern (26).

Die Verfassung, die William Penn seiner Kolonie gab - sie war sein persönliches Eigentum -, enthielt ein wichtiges Element, das 1787 in die amerikanische Verfassung übernommen wurde: die Möglichkeit, Ergänzungen (Amendments) hinzuzufügen, um neuen Erfordernissen Rechnung tragen zu können (27). Schon der Mayflower-Vertrag hatte die Anpassung an die Notwendigkeiten zukünftiger Entwicklungen berücksichtigt. Die "gerechten und gleichen Gesetze, Verordnungen, Rechtsakte, Verfassungen und Ämter" sollten "von Zeit zu Zeit" (from time to time) so gestaltet werden, wie sie "am passendsten und angemessensten für das allgemeine Wohl der Kolonie" erachtet würden (28).

Die neuzeitliche Religionsfreiheit, die vom 16. bis 18. Jahrhundert das zentrale und aufs Heftigste umkämpfte Menschenrecht war, hat ihre geistesgeschichtlichen Wurzeln ebenfalls in der Reformation. Der Humanismus spielte lediglich einen untergeordnete Rolle. Zwar gewährte die katholische Kirche den Künstlern und Denkern der (Früh-)Renaissance (z.B. Machiavelli) und den Gelehrten des Humanismus einen gewissen individuellen Freiraum. Aber diese Männer hatten weder die Absicht noch die theologischen Mittel, um die Kirche grundsätzlich in Frage zu stellen. Die Humanisten waren noch weniger als später die namhaften Vertreter der englischen und deutschen Aufklärung antikirchlich oder antireligiös eingestellt. Sie bildeten eine verhältnismäßig kleine Gruppe, die einen begrenzten Einfluss auf das gebildete städtische Bürgertum und Teile des Adels hatten, nicht aber auf Bauern und Handwerker, den weitaus größten Teil der Bevölkerung. Zudem war den Humanisten das Schicksal von Johannes Hus (ca. 1369-1415) und seiner Anhänger Warnung genug, sich in ihrer Kritik an der Kirche nicht über eine recht eng gezogene Grenze hinauszuwagen (z.B. sexuelle Verfehlungen in Teilen des Klerus). Im 13. und 14. Jahrhundert waren Albigenser, Katharer und die meisten Waldenser in mehreren "Kreuzzügen" vernichtet worden (29). Auch das mussten die Humanisten bedenken. Die Inquisition war allgegenwärtig. Den radikalen Bruch mit der Kirche konnte nur die Reformation vollziehen. Sie war eine Volksbewegung, die alle sozialen Schichten erfasste und in Form protestantischer Territorien und Staaten rasch einen starken Machtfaktor darstellte. Als die Reformation begann, löste sich die Gruppe der Humanisten auf. Die meisten schlossen sich der neuen Bewegung an und übernahmen neben Luther Führungsaufgaben (Melanchthon, Bucer, Hutten, Zwingli, Calvin, Oekolampad, Beza, Castellio, William Tyndale u.a.). Eine kleinere Anzahl Humanisten blieb katholisch, z.B. Reuchlin, Erasmus, Pirkheimer und Thomas Morus (30). Erasmus und Morus waren für religiöse Toleranz eingetreten. Aber als diese gegenüber den Protestanten hätte praktiziert werden müssen, änderten sie ihre Meinung. Morus forderte schärfste Strafen gegen die "Ketzer". Als Lordkanzler Heinrichs VIII. befahl er, in voller Überzeugung, das Richtige zu tun, die Folterung und Verbrennung von mindestens sechs Anhängern Luthers. Er verfasste unter anderem eine äußerst polemische Streitschrift gegen William Tyndale, einen engagierten Lutheraner, der große Teile der Bibel und wichtige Schriften Luthers ins Englische übersetzt hatte und vom Festland aus die heimliche Verbreitung dieser Schriften in England organisierte. Er fiel 1536 in der Nähe von Antwerpen der Inquisition in die Hände. Er wurde verurteilt, erwürgt und seine Leiche verbrannt (31). Erasmus "mahnte, damit der Religionskrieg vermieden würde, die katholische Seite zur Geduld gegenüber den Häresien wie die reformatorische zum Warten auf den Spruch der kirchlichen Instanzen. Sollte der Gegensatz unüberwindlich bleiben, so müsse man wohl zu scharfen Mitteln greifen" (Heinrich Bornkamm (32). Demnach ist es falsch, den Humanismus als Ganzen mit religiöser Toleranz gleichzusetzen. Vielmehr waren es die evangelisch gewordenen Humanisten, die zusammen mit Luther und den Täufern die Voraussetzungen für das Entstehen der neuzeitlichen Glaubens- und Gewissensfreiheit schufen. (Nach Tyndales Tod nahm Luthers Einfluss in England ab und die Bedeutung Calvins wuchs. Er korrespondierte mit Eduard VI. und englischen Theologen. John Knox, der Reformator Schottlands, war ein Schüler Calvins (33).)

Die Reformation "hat auf nahe Sicht die Intoleranz, auf weite Sicht die Toleranz gefördert" (Karl Heussi (34)). Luther löste "sich von der für das mittelalterliche Ketzerstrafrecht grundlegenden Auffassung der Häresie als Mord an den Seelen. Er konnte anerkennen, daß auch die anderen aus ihrem Gewissen handelten; man müsse sie deshalb dabei lassen (...). Die unerzwingbare Freiheit des Glaubens, die Natur des Gottesworts und die Trennung des Geistlichen vom Weltlichen (Zwei-Reiche-Lehre) machen bei ihm dem kirchlichen Inquisitionsverfahren und der staatlichen Verfolgung ketzerischer Lehre ein Ende. An dieser Anschauung hat er zeitlebens festgehalten. Spätere Vorkämpfer der Toleranz wie Sebastian Franck und Sebastian Castellio haben sich darin mit Recht auf ihn berufen. Damit war ein wesentlicher Schritt zur Toleranz getan. Dagegen blieb Luther der Auffassung von der politischen Gefährlichkeit der Ketzerei verhaftet. (...) Die politische Gefahr der Täufer erhellt für ihn aus der Ablehnung der obrigkeitlichen Ämter, des Eides, des Kriegsdienstes, zum Teil des Eigentums, aber auch des geordneten Predigtamts, in dem er eine Hilfe für den inneren Frieden sah. (...) Mit der Duldung anderer Lehre und der Freigabe des Gewissens überwand er das Mittelalter, in der politischen Sorge vor öffentlicher Toleranz blieb er mittelalterlich. Mit den prinzipiellen Ansätzen zur Glaubensfreiheit verbindet sich die historische Tatsache, daß Luther eine Bewegung ins Leben rief, die wie das frühe Christentum die Kraft besaß, sich gegen eine intolerante, sakrale Staatsidee zu behaupten" (Heinrich Bornkamm (35)). Luthers Auffassung von der politischen Gefährlichkeit der Täufer wurde durch das gewalttätige "Reich Christi" in Münster (1535) bestärkt (36). Da er bereits 1546 starb, konnte er nicht wissen, dass sich später die Besonnenen und Friedfertigen im Täufertum durchsetzten.

Beeinflusst von Luthers Reformation, aber von ihr vor allem in der Frage der Kinder- bzw. Erwachsenentaufe unterschieden, entstand um 1520 das Täufertum. (Wieder-)Täufer wurden an vielen Orten verfolgt, sowohl von Katholiken als auch in geringerem Maße von Lutheranern und Reformierten. Doch lehnte eine Reihe evangelischer Theologen, z.B. Calvin und der Reformator Württembergs, der Lutheraner Johannes Brenz, die Hinrichtung von Täufern ab (37). "Der wichtigste Beitrag der Täufer zur Toleranz lag darin, daß sie unermüdlich Duldung forderten und durch ihr Leiden dafür eintraten" (Heinrich Bornkamm (38)). Roger Williams begründete die Toleranz ebenfalls theologisch. "Die tiefsinnigste Begründung (scil. der Glaubens-und Gewissensfreiheit) gab Williams: Das Wirken des heiligen Geistes in Erwählung und Wiedergeburt erfordert völlige Glaubensfreiheit, die weltliche Natur des Staates absolute Trennung von der Kirche (The Bloody Tenent of Persecution for Cause of Conscience, 1644). Das führte nach innen zu einer strengen, wenn nötig intoleranten Heiligkeitsgemeinde, nach außen zur Säkularisation des Staates" (Heinrich Bornkamm (39)). Hugenotten und Täufer praktizierten als verfolgte Minderheitskirchen bereits im 16. Jahrhundert die Trennung von Staat und Kirche, lange bevor Philosophen der Aufklärung sich diesem Thema zuwandten.

Um die Trennung von Staat und Kirche zu beschreiben, verwandte Roger Williams die Metapher "wall of separation" (Trennwand), die Thomas Jefferson, der Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, mehr als hundert Jahre später in sein Denken übernahm (40).

Die Frage, ob eine religiöse Minderheit das Recht hatte auszuwandern - heute ein Menschenrecht -, wurde in Europa sehr verschieden beantwortet. In Frankreich verboten die katholischen Könige den Hugenotten unter Androhung der Galeeren- oder Todesstrafe, das Land zu verlassen (41). In den deutschen lutherischen Territorien durften Andersgläubige auswandern. "Doch ließen es die Lutheraner geschehen, daß Katholiken (die von ihnen niemals für Häretiker gehalten und nirgends hingerichtet worden sind), sofern sie sich still verhielten, in ihrem Territorium blieben. Das privilegium emigrandi (das Vorrecht auszuwandern) war ein damals als Wohltat empfundener Fortschritt; hier liegt eine der Wurzeln der neueren Religionsfreiheit" (Karl Heussi (42)).

Die in Rhode Island und Pennsylvania gewährte Glaubens- und Gewissensfreiheit erstreckte sich auch auf Katholiken (43). Sie waren als Minderheit (44) nicht in der Lage, die Protestanten militärisch anzugreifen, zu besiegen und dann mit den Mitteln der Inquisition oder Terrormaßnahmen wie der gefürchteten Dragonade zum Übertritt in die katholische Kirche zu zwingen (45). Anders als in Europa blieben deshalb den Protestanten in Nordamerika Religionskriege erspart. So konnten sie ihre biblisch-reformatorischen Anschauungen von Demokratie und Menschenrechten ungehindert umsetzen. Roger Williams und William Penn waren mit ihrer uneingeschränkten Glaubensfreiheit John Locke einen großen Schritt voraus, da dieser einige Jahrzehnte später, gegen Ende des 17. Jahrhunderts, aufgrund der negativen Erfahrungen in England und anderen europäischen Ländern den Katholizismus von der staatlichen Tolerierung ausschloss. Beispielsweise hatte die katholische Königin Maria Tudor ("die Blutige"), eine Tochter Heinrichs VIII., gegen 300 Protestanten hinrichten lassen, darunter den höchsten Repräsentanten der anglikanischen Kirche, den Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer (46).

Der Aufklärungsphilosoph Locke (1632-1704) wurde für die weitere Entwicklung der neuzeitlichen Demokratie und der Menschenrechte, insbesondere für die amerikanische Revolution, sehr bedeutsam. Da beide Eltern "Puritaner" (Kongregationalisten) waren (47), war er von klein auf mit den demokratischen Strukturen im Gemeindeleben der Kongregationalisten, Presbyterianer, Baptisten und Quäker vertraut. Locke war, was seine Auffassungen von Staat, Toleranz und Religion anging, wie die Protestanten in den amerikanischen Kolonien im reformatorischen Denken und Glauben verwurzelt. Aus dem englischen Täufertum waren Anfang des 17. Jahrhunderts die Baptisten hervorgegangen, die theologisch von Calvin beeinflusst waren, vor allem die Particular Baptists (48). Baptistische Theologen wie John Smyth, Thomas Helwys, John Murton und Roger Williams verfassten eine reiche Literatur, in der sie vehement für Glaubens- und Gewissensfreiheit eintraten (49; 39). Hinzu kam, dass unter Führung Oliver Cromwells in dem Verfassungsentwurf der Independenten (Kongregationalisten) "Agreement of the People" ("Übereinkunft des Volkes") von 1647 aufgrund demokratischer Tendenzen kräftig die Gleichheit der Menschen betont wurde (50). Geistliche und weltliche Führer der amerikanischen Kolonisten wie John Winthrop, William Bradford, Thomas Hooker, Roger Williams und andere berichteten in Schriften, die auch im Mutterland gelesen wurden, ausführlich über alle Aspekte des Lebens in den Kolonien. Die ausgewanderten Kongregationalisten, Quäker, Baptisten und Presbyterianer erbrachten den Beweis, dass demokratisch, republikanisch und rechtsstaatlich regierte sowie Religionsfreiheit gewährende Gemeinwesen funktionsfähig sind, und zwar auf Dauer. (Angesichts dieser großen zivilisatorischen Leistung und aufgrund ihres Selbstverständnisses ist es unsachgemäß, für diese Kirchen den negativ besetzten Begriff "Sekten" zu verwenden (51). Sie sind heute Mitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen. Zu diesen Freikirchen in Großbritannien siehe unten.) Das alles war Locke bekannt und fand Einlass in sein Denken. "Seine Religionstheorie vereint mit einer entschieden rationalistischen, den Deismus anbahnenden Betrachtungsweise einen maßvollen, am Dogma, an den Wundern und an der Inspiration festhaltenden Supranaturalismus. Zugleich war Locke einer der einflußreichsten literarischen Vorkämpfer der Toleranz; die katholische Kirche und den Atheismus nimmt Locke von der Duldung aus. Entsprechend der positiv-gläubigen Stellung Lockes zur Religion ist seine Forderung der Toleranz durchaus religiös begründet; sie steht unter der Einwirkung des englischen Täufertums. ('Letters on toleration', 1689-92; 'The reasonableness of Christianity', 1695, u.a.)" (Karl Heussi (52)). Schon allein im Hinblick auf Locke ist es falsch, die Aufklärung pauschal als eine rein profane, gegen die Kirchen, auch die reformatorischen, gerichtete Bewegung ansehen zu wollen. Vielmehr ist es der Atheismus, den Locke ausdrücklich ablehnt und damit alle atheistischen Formen der Aufklärung.

Die Aufklärungsphilosophen nahmen Religion und Christentum gegenüber sehr unterschiedliche Positionen ein. Abgesehen von dem Skeptiker D. Hume, der in seinem Heimatland nur wenige Anhänger hatte, standen die bedeutenden Vertreter der englischen und der deutschen Aufklärung, J. Locke, G. Berkeley, J. Toland, M. Tindal, Lord Shaftesbury, G.W. Leibniz, Christian Thomasius, Christian Wolff und - schon im Übergang zum deutschen Idealismus - I. Kant, Religion und Christentum nicht unkritisch, aber aufs Ganze gesehen eher freundlich gegenüber. Die scharfe antikirchliche und antireligiöse Haltung bekam die Aufklärung erst in Frankreich durch Voltaire, Diderot, d'Alembert, de Lamettrie und d'Holbach. Der Hauptgrund für ihre Kritik war die Intoleranz und der Klerikalismus des französischen Katholizismus, der jahrhundertelang besonders eng mit dem Staat verbunden gewesen war (ancien régime) (53). Die genannten englischen und deutschen Aufklärer stammten wie der Genfer Reformierte J.-J. Rousseau aus dem protestantischen Bürgertum und waren durch dieses geprägt. Und es war das protestantische Bürgertum, das in erster Linie die aufklärerischen Ideen aufgriff und umsetzte. Ohne diese Rezeption wären sie wirkungslos geblieben (54).

Im Gegensatz zur katholischen Kirche, die sich, abgesehen von einigen kleineren Ausnahmen (siehe unten), vom aufklärerischen Gedankengut abgrenzte (55), gab es seit dem 17. Jahrhundert ein außerordentlich reges, teils schiedlich-friedlich, teils polemisch geführtes Geben und Nehmen zwischen protestantischer Theologie und der aufkommenden rationalistischen und aufklärerischen Philosophie. Ein Beispiel dafür war John Locke, der den Deismus vorbereitete. Weitere Stationen dieser Entwicklung waren beispielsweise in Deutschland die Schulen der Übergangstheologie, Neologie und Vermittlungstheologie (56). Die Herausbildung einer liberalen Theologie in den meisten protestantischen Kirchen vollzog sich in der ständigen Auseinandersetzung zwischen reformatorischer Tradition und der Betonung von Verstand und Vernunft, wie sie die Aufklärung forderte. Deshalb konnten viele protestantische Laien und Theologen in Europa und Nordamerika wie beispielsweise der außerordentlich einflussreiche Erweckungsprediger Jonathan Edwards (1703-58) tiefe Frömmigkeit mit Ideen der Aufklärung verknüpfen (57). Denn etwa parallel zur Aufklärung wirkte der Pietismus (58). In England entstand um 1740 der Methodismus, der mit dem Pietismus eng verwandt ist. Er wuchs sowohl dort als auch in Amerika rasch und kräftig und ist heute nach den Baptisten in den Vereinigten Staaten die zweitgrößte reformatorische Kirche (59). Umgekehrt griffen Aufklärungphilosophen Ideen auf, die im protestantisch-kirchlichen Bereich entwickelt worden waren, und formten sie weiter aus (z.B. Trennung von Kirche und Staat, Religionsfreiheit, demokratische Strukturen, Gesellschaftsvertrag, Gewaltenteilung).

Neben dem protestantisch geprägten England waren die von Calvinisten geführten Niederlande seit der Losreißung von Spanien (1597) der weitaus freiheitlichste Staat in Europa. Hugo Grotius (1583-1645) konnte hier seine natürliche Theologie, sein Naturrecht und seine historisch-grammatische Auslegung der Bibel lehren. Das Land bot Denkern wie René Descartes (1596-1650) und Baruch Spinoza (1632-77), die die ersten großen philosophischen Systeme der Neuzeit schufen und die Aufklärung vorbereiteten, Schutz vor dem Zugriff der Inquisition. Giordano Bruno war 1600 verbrannt und Galilei 1633 zum Widerruf gezwungen worden (60). In Spanien, Portugal und ihren Kolonien brannten Autodafés (portug. "Akte des Glaubens"). Die Opfer waren Juden, Muslime (Moriscos), "Lutheranos", Indios und Inder (portug. Kolonie Goa) (61). In Frankreich wurden die Hugenotten bis weit ins Aufklärungsjahrhundert hinein grausam verfolgt (Rechtssicherheit erst 1787 (62)). Vorfahren Spinozas, portugiesische Juden, hatten in den Niederlanden Asyl gefunden. In Kenntnis des Galilei-Prozesses ging Descartes der katholischen Kirche bewusst aus dem Weg. Er lebte seit 1629 zurückgezogen in den Niederlanden und starb am Hof der schwedischen Königin Christine (63). Der Reformierte Pierre Bayle (1647-1706), der zu seinen Lebzeiten fast so einflussreich war wie später Voltaire, fühlte sich in seiner französischen Heimat nicht sicher, wohl aber in den Niederlanden (64). Das Land war zudem ein wichtiges Zentrum des europäischen Verlagswesens. Dort wurden auch Bücher gedruckt, die anderswo nicht veröffentlicht werden durften. Zum Beispiel ließ Galilei eine heimlich in seinem Hausarrest angefertigte Kopie seiner "Discorsi", Grundlage der neuzeitlichen Physik, in die Niederlande schmuggeln und dort publizieren (65).

Die Aufklärung, die in Locke einen herausragenden Repräsentanten hatte, war eine außerordentlich wichtige Epoche der bis heute von der jüdisch-christlichen Überlieferung bestimmten Geistesgeschichte des Abendlands. "Der egalitäre Universalismus, aus dem die Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben, von autonomer Lebensführung und Emanzipation, von individueller Gewissensmoral, Menschenrechten und Demokratie entsprungen sind, ist unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeits- und der christlichen Liebesethik" (Jürgen Habermas (66)).

Locke unterstützte die Partei der Whigs (67), die nicht für eine Abschaffung der Monarchie eintrat, wohl aber für eine Beschränkung der königlichen Macht. Damit wandte sie sich gegen Karl I., Karl II. und Jakob II., die eine absolutistische Machtfülle für sich beanspruchten und gegen den Willen der großen Mehrheit des englischen und schottischen Volkes den Katholizismus wieder zur Staatsreligion machen wollten. Demgegenüber sollte nach Auffassung der Whigs der Einfluss von Oberhaus und Unterhaus gestärkt werden. Das geschah schließlich in der Glorious Revolution 1688, die Locke begrüßte. Außerdem beschloss das Parlament, dass künftig jeder englische Monarch Mitglied der Kirche von England sein muss. Das machte eine Rückkehr des Katholizismus als Staatsreligion unmöglich (68). Der Versuch Spaniens, England und Schottland zu erobern und die dortige Reformation gewaltsam rückgängig zu machen, war 1588 durch den Untergang der Armada gescheitert. Mit diesem Ereignis hatte der Aufstieg Englands bzw. Großbritanniens zur Weltmacht (British Empire) begonnen (69). (England und Schottland waren seit 1603 in Personalunion vereinigt, seit 1707 besteht Realunion.)

Die amerikanischen Kolonisten gingen über Locke hinaus, indem sie die Monarchie als Staatsform ablehnten und eine Republik schufen. Damit entfiel auch das britische Oberhaus (House of Lords), dessen Mitglieder nicht vom Volk gewählt wurden, was die demokratisch und republikanisch gesinnte Mehrheit der Amerikaner strikt ablehnte. Dass die neue Nation eine Konföderation wurde, war durch die 13 Kolonien, die zu Bundesstaaten wurden, vorgegeben (70).

Dass sich die amerikanischen Kolonisten vom britischen König lossagten und die Staatsform der Republik wählten, war für das 18. Jahrhundert ein in höchstem Maße revolutionärer Vorgang. Jedoch kam für sie aus mehreren Gründen nichts anderes in Frage. Schon im 17. Jahrhundert waren Kongregationalisten, Baptisten und Quäker in die Kolonien ausgewandert, weil sie von der Krone und der englischen Staatskirche verfolgt worden waren. Diese Distanz zur Monarchie war durch die Testakte (1673) verstärkt worden, die zwar in den Kolonien nicht angewendet wurde, in England aber die Dissenters (Nonconformists), also Glaubensbrüder, zu denen ab dem 18. Jahrhundert auch die Methodisten gehörten, von der Mitgliedschaft im Parlament und von allen öffentlichen Ämtern ausschloss. Vor allem aber: Die Protestanten in den nordamerikanischen Kolonien waren der Ansicht, dass sie weder für ihr Verhältnis zu Gott und die Organisation ihrer Kirchengemeinden Papst und Bischöfe brauchten noch für die Gestaltung der weltlichen Belange ihrer Gemeinwesen König und Adel. Sie waren überzeugt, in jeder Beziehung auf eigenen Beinen stehen zu können.

Die Testakte, eine außerordentlich undemokratische Maßnahme, verfehlte ihr Ziel, Dissenters und Katholiken zum Übertritt in die Staatskirche zu bewegen, weitgehend. Sie wurde erst 1828 für die Dissenters und 1829 für Katholiken aufgehoben (71). Trotz der massiven Diskriminierung trugen die Dissenters ganz wesentlich zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes bei. "Die Namen Cromwell, Milton, Fox, Bunyan, Watts, Wesley, Whitefield, Spurgeon, Dale, Forsyth zeigen den großen Beitrag der Dissenters für das englische Leben" (P. Scott (72)). Im 18. und 19. Jahrhundert nahmen die Free Churches (Freikirchen), wie sie heute genannt werden, "den stärksten Anteil an der sozialen Reformbewegung", z.B. Sklavenbefreiung und Frauenwahlrecht (M. Schmidt (73) (siehe unten). Da den Dissenters der Weg in die Politik und die Verwaltung verwehrt war, betätigten sich viele von ihnen intensiv im Wirtschaftsleben. Während der Gültigkeit der Testakte war rund ein Viertel der britischen Erfinder und Unternehmer Dissenters, obwohl ihr Anteil an der Bevölkerung weit geringer war (74).

Zum Entstehen der amerikanischen Revolution. "Eine Reihe geistiger, wirtschaftlicher und politischer Faktoren bereiteten den Weg für die Revolution und banden die Menschen in einer Konföderation zusammen. Zu diesen Faktoren gehörten die Idee eines fundamentalen Gesetzes und der natürlichen Rechte des Einzelnen, die dieses Gesetz garantiert, die Vorstellung des 'Gesellschaftsvertrags', die besagt, dass der Staat durch die Zustimmung der Regierten entsteht, und der von Calvin vertretene Gedanke, dass die Repräsentanten der Menschen das Recht zum Widerstand haben, wenn Unterdrückung geschieht. Insbesondere hatten drei religiöse Faktoren direkten Einfluss auf die amerikanische Revolution. Der erste war die Große Erweckungsbewegung (Great Awakening). In ihr erlebten die amerikanischen Kolonisten zum ersten Mal eine gemeinsame emotionale und geistige Herausforderung. Geistliche Führer wie Jonathan Edwards, George Whitefield und Gilbert Tennent, die in allen Kolonien auftraten, taten viel für die gemeinsame Arbeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl der verschiedenen religiösen Gruppen und die Abschwächung rassischer und konfessioneller Spannungen. (...) Der zweite Faktor war die Furcht evangelikaler Christen vor dem Erstarken der anglikanischen Kirche durch die Entsendung eines Bischofs der englischen Staatskirche in die Kolonien. (...) Insbesondere Kongregationalisten und Presbyterianer lehnten diese Absicht mit Entschiedenheit ab, da sie darin einen weiteren Vorwand der britischen Regierung sahen, sich in die Angelegenheiten der Kolonien einzumischen.. (...) Ein dritter Faktor war die Sorge, die durch die Quebec-Akte von 1774 ausgelöst wurde. Sie gewährte den Katholiken Duldung (...). Als das Nordwest-Territorium zu der Provinz Quebec hinzugefügt wurde, erhob sich ein Proteststurm. Viele Protestanten hatten den Eindruck, dass katholischer Einfluss den Neuengland- und den Mittleren Kolonien zu nahe kommen würde. Die Folge waren wachsende Spannungen, die zum Aufruhr führten" (Clifton E. Olmstead (75)). Die große Mehrheit der Protestanten war für die Unabhängigkeit, am entschiedensten die Presbyterianer. Auch viele Katholiken teilten diese Meinung, weil sie sich politische Gleichberechtigung versprachen. Die meisten Anglikaner waren Royalisten, aber aus ihren Reihen kamen mehrere der überzeugtesten Befürworter der Revolution, zum Beispiel George Washington, Alexander Hamilton und James Madison (76). Zwei Drittel der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung waren Anglikaner (77). "Die christlichen Kirchen unterstützten die Sache der Unabhängigkeit, nicht weil sie sich davon einen materiellen Vorteil erhofften, sondern wegen ihrer festen Überzeugung, dass jeder Mensch das Recht hat, in Freiheit zu leben und seinen Schöpfer so zu verehren, wie es ihm sein Gewissen befiehlt" (Clifton E. Olmstead (78)).

Die Führer der amerikanischen Revolution übernahmen in ihre Verfassung die Idee der Gewaltenteilung ("checks and balances"), die schon Calvin vertreten hatte (11) und deren philosophische Ausformulierung auf Locke und Montesquieu zurückging. Locke hatte aus einer Analyse des englischen Staatsapparats, dem keine schriftlich fixierte Verfassung zugrunde lag, die Einsicht gewonnen, dass Legislative und Exekutive getrennt sein müssen, um die Freiheit des einzelnen Bürgers, Lockes zentrales Anliegen, zu gewährleisten (79). Charles Montesquieu (1689-1755) hatte, ebenfalls nicht aufgrund theoretischer Überlegungen, sondern aus einer Untersuchung des englischen Regierungssystems gefolgert, dass eine unabhängige Judikative zu Legislative und Exekutive hinzutreten müsse (80). Dies wird bis heute als elementarer Bestandteil eines modernen demokratischen Rechtsstaates betrachtet. Wie oben dargelegt, praktizierten die beiden Kolonien in Massachusetts und die meisten anderen englischen Kolonien in Nordamerika die Gewaltenteilung schon seit ihrer Gründung im 17. Jahrhundert. Auf dieser Tradition bauten Thomas Jefferson, James Madison, Benjamin Franklin, George Washington und die anderen "Gründerväter" (Founding Fathers) auf. Und sie übernahmen die Gewissens- und Glaubensfreiheit, also die Trennung von Kirche und Staat, die sich in Pennsylvania ununterbrochen durchgehalten hatte, in die amerikanische Verfassung beziehungsweise die (amerikanische) Bill of Rights (die ersten zehn Verfassungszusätze, Amendments). Letztere enthält zentrale Menschen- und Bürgerrechte (Recht auf Leben, (physische) Freiheit, Eigentum, geordnetes Gerichtsverfahren, Religions-, Rede-, Presse-, Versammlungs-, Koalitionsfreiheit u.a.). Die Pressefreiheit hatte in England und seinen Kolonien schon seit 1694 bestanden, eine Frucht der Glorious Revolution (81). Sie ist für das Entstehen und den Fortbestand einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen Demokratie unabdingbar.

Im First Continental Congress, der zum ersten Mal 1774 zusammentrat, und in der Constitutional Convention (verfassungsgebende Versammlung), die 1787 die Verfassung und 1791 die Bill of Rights ausarbeitete, waren praktisch alle Denominationen vertreten, einschließlich der Katholiken. Vor allem die Baptisten und Presbyterianer setzten sich für die Trennung von Kirche und Staat ein. Dieser Verfassungsartikel "sollte die Amerikaner nicht gegen die Religion in Schutz nehmen, vielmehr die Vitalität und das Wachstum der Religion sicherstellen" (C.F. Olmstead (82). Tatsächlich ist das öffentliche Leben in den Vereinigten Staaten bis in die Gegenwart viel stärker von einer überkonfessionellen, monotheistischen Religiosität bestimmt als in Europa. Zum Beispiel steht auf jeder Dollarnote IN GOD WE TRUST (Auf Gott vertrauen wir). Der amerikanische Präsident legt den Amtseid auf eine Bibel ab. Hält er im Kongress eine Rede, schließt er sie traditionell mit den Worten: "Thank you. God bless you, and may God bless the United States of America" (Ich danke Ihnen. Gott segne Sie, und möge Gott die Vereinigten Staaten von Amerika segnen). Die Streitkräfte und der Kongress haben beamtete Geistliche (chaplains). Letztere eröffnen abwechselnd die Sitzungen des Kongresses mit einem Gebet (83).

Die Unabhängigkeitserklärung begründete sowohl die Menschenrechte als auch das Recht der amerikanischen Siedler, sich vom britischen König, der sich als "von Gottes Gnaden" in sein Amt eingesetzt verstand, zu trennen und in Zukunft ihr gesamtes politisches Leben in die eigene Hand zu nehmen, nicht philosophisch-naturrechtlich, sondern als vom "Schöpfer" geschenkt, also theologisch (84). Damit war die Zustimmung der Angehörigen aller in den Kolonien vertretenen Kirchen - und Juden - gewährleistet, unabhängig davon, ob ihre theologische Position konservativ oder fortschrittlich war. (Ein Teil der Kirchengemeinden, insbesondere der Kongregationalisten und Presbyterianer, hatte sich deistischen, universalistischen oder unitarischen Einflüssen geöffnet (85).) Auch die Revolutionsführer hatten nicht dieselbe religiöse oder weltanschauliche Einstellung. Neben Mitgliedern anglikanischer Gemeinden wie George Washington gab es Deisten wie Jefferson und Franklin. Die Deutsche Reformierte Kirche (German Reformed Church) war mehrheitlich ebenfalls für die Revolution. "Eine Reihe von Offizieren der Revolutionsarmee, wie General Nicholas Herkimer, 'der Held von Oriskany', und Baron Friedrich Wilhelm von Steuben, ein hochgestellter Kirchenältester der Nassau Street Church in New York, kamen aus ihren Reihen" (Clifton E. Olmstead (86)).

Um 1760 hatten sich in Nordamerika fünf Indianerstämme zum Bund der Irokesen zusammengeschlossen und sich eine Räteverfassung gegeben. Benjamin Franklin und andere amerikanische Staatsmänner ließen sich hinsichtlich der Ausgestaltung der amerikanischen Verfassung unter anderem von den Irokesen anregen (87). Wahrscheinlich war diese Verfassung ihrerseits von den wesentlich älteren Verfassungen und Bündnissen der weißen Siedler beeinflusst.

So wichtig diese Einflüsse und die der Philosophen Locke, Montesquieu und Rousseau auf die Führer der amerikanischen Revolution und die rechtliche Konstruktion der amerikanischen Verfassung waren, ausschlaggebend für deren Entstehen und Erfolg waren sie nicht. Denn die Gedanken der Aufklärungsphilosophen waren auch in Europa bekannt. Dort waren sie entstanden.Trotzdem setzten sie sich auf dem alten Kontinent erst ab etwa 1820 allmählich und gegen starken Widerstand durch. Entscheidend für die amerikanische Revolution war vielmehr, dass die große Mehrheit der Kolonisten eine demokratische Republik wollte. Dafür hatte es seit dem frühen 17. Jahrhundert eine entsprechende Tradition gegeben. Diese Menschen waren bereit, im Unabhängigkeitskrieg (1775-83) unter Einsatz ihres Lebens für ihre nationale Selbständigkeit zu kämpfen. Mit der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, die weltweit das erste schriftlich fixierte Grundgesetz war und ununterbrochen bis heute Gültigkeit hat (88), entstand die erste neuzeitliche Republik, deren politische Machtträger auf allen Stufen durch allgemeine Wahlen bestimmt wurden. Polen gab sich als zweiter Staat mit der Verfassung vom 3. Mai 1791 eine demokratische Staatsform und war damit der erste in Europa, wenn man von der Schweiz mit ihrem Sondermodell absieht. Die polnische Verfassung hatte allerdings nicht lange Bestand, da das Land mehrfach von Deutschland und Russland erobert, geteilt und wiedervereinigt wurde. Eine endgültige demokratische Staatsform erhielt das Land erst nach dem Ende des Warschauer Paktes.

Gemäß der Unabhängigkeitserklärung (1776) sind die Menschen vom "Schöpfer" (Creator) "gleich geschaffen" und mit "unveräußerlichen Rechten" wie "Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück" begabt worden, die keiner weiteren Begründung bedürfen ("self-evident"). Unter anderem diese Formulierung macht deutlich, dass das Menschenrechtsdenken biblischen Ursprungs ist. Auch die Schlagwörter der Französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - entstammen der biblischen Tradition. Die Unabhängigkeitserklärung wurde im Wesentlichen von Thomas Jefferson formuliert, der einige Monate zuvor in der "Erklärung der Rechte" von Virginia dieselben Rechte nicht theologisch, sondern naturrechtlich begründet hatte. Auch die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" der Französischen Revolution verweist auf das Naturrecht. Dieser philosophischen Tradition folgen nahezu alle anderen, neueren Verfassungen, zumindest in der westlichen Welt (89).

Das Naturrecht stellt allerdings ein erhebliches und unlösbares Problem dar: Es ist vieldeutig. Aus der "Natur" des Menschen, aus einer (angeblichen) Seinsordnung (so die katholische Naturrechtslehre), einem (angeblichen) Ur- oder Idealzustand der menschlichen Gesellschaft lässt sich als Naturrecht nur das herauslesen, was man zuvor in sie beziehungsweise ihn hineingetragen hat. "'Im Laufe der neueren Zeit hat man den fürstlichen Absolutismus so gut wie die unmittelbare Demokratie, das jus majestatis so gut wie das jus revolutionis, das Recht auf Arbeit wie das Recht auf Zinsgenuß, den Individualismus wie den Kollektivismus, den Krieg wie den Frieden auf einen den Naturgesetzen entsprechenden Ur- oder Idealzustand begründet. So birgt die Naturrechtslehre in sich unvereinbare Widersprüche. Sie kann im guten Sinne gebraucht wie im bösen mißbraucht werden, je nachdem es der zugrunde gelegte, schillernde Begriff der "Natur" erlaubt.' ERIK WOLF macht mit Recht darauf aufmerksam, daß ein auf die Vernunft sich stützendes Naturrecht nicht in der Lage sei, Einheitlichkeit zu begründen und eine sichere Grundlage für das Recht zu bieten" (Helmut Thielicke (90)). "Aus der Vorstellungswelt der Aufklärung ist das so genannte 'natürliche System der Geisteswissenschaften' für die Bewegung am meisten charakteristisch. Es gründet Religion, Moral, Staatsverfassung, Wirtschaftsordnung und Recht auf die 'Natur' oder die 'Vernunft', beurteilt das geschichtlich Gewordene, das mit den Forderungen der 'Vernunft' nicht übereinstimmt, als Entfremdung von dem ursprünglichen, normativen Zustande und verwendet gegenüber den bestehenden Zuständen die 'Vernunft' als kritische Norm: Das Natürliche und Allgemeingültige ist das Wahre. (...) Daß diese Denkweise auf einer Illusion beruhte, sofern sie als von Anfang an gegeben betrachtete, was in Wirklichkeit nur Abstraktion des geschichtlich Gewordenen war, wurde nur von wenigen hervorragenden Denkern des 18. Jahrhunderts erkannt; für die Weltanschauung der großen Mehrzahl der Aufklärer war das 'natürliche System' in einer mehr oder weniger entwickelten Gestalt ein bestimmender Faktor" (Karl Heussi (91)). Das geschichtlich Gewordene war im Abendland des 17. und 18. Jahrhunderts die biblisch geprägte Kultur. Dass das Naturrecht vieldeutig ist, ist auch daraus ersichtlich, dass die Sklaverei, die nach heutigem Verständnis wohl den gravierendsten Bruch der Menschenrechte darstellt, von der griechisch-römischen Antike bis ins 19. Jahrhundert naturrechtlich begründet wurde (1;131).

Juristen und Philosophen wie Grotius, Pufendorf, Locke, Rousseau und Kant verwendeten einen Naturbegriff, der mit dem biblischen Gottes- und Menschenbild identisch oder ihm doch sehr ähnlich war. Deshalb ergab sich für sie eine mit dem christlichen Rechtsverständnis deckungsgleiche oder eng verwandte Auffassung. Hugo Grotius (1583-1645) war ein arminianischer Calvinist. Unter anderem verteidigte er das Christentum in einer sehr populären Schrift (92). Für Samuel Pufendorf (1632-94) stimmt das Naturrecht "mit der christlichen Offenbarung überein, da beide ihren Ursprung in Gott haben. Unter calvinistischen Herrschern bewährte sich Pufendorf als treuer Lutheraner. Er war noch kein Aufklärer. Sein Rationalismus bejahte eine 'praktische, von Erfahrung geleitete Sozialvernunft', die unter Betonung der natürlichen Gleichheit der Menschen den Gedanken der Humanität und der Menschenrechte den Weg bereitete" (H. Hohlwein (93)). Doch schon im 17. Jahrhundert gab es auch andere Naturrechtslehren. Beispielsweise beschrieb Thomas Hobbes (1588-1679) den Menschen als Wolf, als gefährliches Raubtier. Deshalb bedarf es eines absolut mächtigen Souveräns, der die Wolfsnatur der Menschen bändigt und ein einigermaßen geordnetes Zusammenleben erzwingt (94). Das ergibt einen totalitären Staat, keine Demokratie. Im 19. Jahrhundert schufen Karl Marx ("Diktatur des Proletariats") (95) und der Sozialdarwinismus weitere Naturrechtslehren. Sie verstanden sich als legitime Erben der Aufklärung, zumal sich der Sozialdarwinismus auf die Naturwissenschaft berief. Der Marxismus brachte in Form des Stalinismus Elend und Tod für Millionen Menschen. Der Nationalsozialismus, der im Sozialdarwinismus seine ideologische Basis hatte ("Recht des Stärkeren", "Recht ist, was dem Volke nützt") (96), kostete zwischen 20 und 50 Millionen Menschen das Leben. "Die vollends aufgeklärte Erde erstrahlt im Zeichen triumphalen Unheils", schrieben Max Horkheimer und Theodor W. Adorno 1946 im Exil in den Vereinigten Staaten, wohin sie mit Tausenden anderen Verfolgten des Naziregimes geflohen waren (97).

Nach dem biblischen Menschenbild (theologische Anthropologie), wie es die Reformatoren verstanden, ist der Mensch auch nach dem Sündenfall Teil von Gottes "guter" Schöpfung (1. Mose 1, 26; 31; Ebenbild Gottes, Imago Dei). Er ist trotz gewisser Einschränkungen - er neigt unter anderem zu Egoismus und Aggressivität - zu einer von Vernunft und Verstand geleiteten Lebensführung fähig, bedarf aber göttlicher Gebote und Verbote. Deshalb stellen beispielsweise die zehn Gebote (Dekalog; 2. Mose 20) Leben, Ehe, Eigentum und guten Ruf (Ehre, Würde) des Menschen unter göttlichen Schutz und verpflichten die Menschen zu einem respektvollen und fürsorglichen Umgang mit der älteren Generation. Nach biblischem Verständnis sind Mann und Frau gleichberechtigte Partner (1. Mose 1, 27) (98). Das lutherische Augsburger Glaubensbekenntnis (1530): "Artikel 18 der Confessio Augustana spricht davon, daß die Menschen in allen äußeren Dingen kraft des angeborenen Verstandes und der Vernunft Freiheit haben, Gutes oder Böses zu wählen (...). Luther kann sagen: Der Kaiser braucht zum Regieren kein Heiliger, kein Christ zu sein. Es genügt ihm, daß er Vernunft habe." Vernunft wird dabei verstanden als "die Fähigkeit des Menschen zur Einsicht in die das praktische Leben bestimmenden sittlichen Grundsätze" (Heinz Horst Schrey (99)). Der einzelne Christ und seine Kirchengemeinde bzw. die Kirche als Ganze befinden sich in einem dialektischen Spannungsverhältnis. Einerseits nimmt der Einzelne am "allgemeinen Priestertum aller Gläubigen" teil und hat das aktive und passive Wahlrecht für die kirchlichen Leitungsgremien. Andererseits ist er Teil der Gemeinde, erfährt von ihr Unterstützung für seinen Lebensvollzug, aber auch Korrektur. Das einzelne Gemeindeglied hat seine Freiheit in der Verantwortung für andere zu bewähren. Dies schiebt einer grenzenlosen Individualisierung einen Riegel vor.

Der demokratischen Staats- und Gesellschaftsform liegt ein sehr ähnliches Menschenbild zugrunde, nämlich die Überzeugung, dass die große Mehrheit der Menschen zu einem friedlichen, geordneten und vernünftigen Zusammenleben fähig und bereit ist. Deshalb gewährt die im demokratischen Staat verfasste Gesellschaft dem Einzelnen ein Höchstmaß an Freiheit und schränkt diese durch Gesetze nur so weit ein, dass die Freiheits- und Teilhaberechte aller Menschen sowie ihre Sicherheit gewährleistet sind. Infolgedessen verzichtet der demokratische Rechtsstaat im Unterschied zu autokratischen, diktatorischen oder totalitären Staaten darauf, sämtliche Lebensbereiche zu regulieren. Vielmehr öffnet er für gesellschaftliche Gruppen wie Religionsgemeinschaften, politische Parteien, Nichtregierungsorganisationen, Verbände und Vereine der verschiedensten Art ein weites Betätigungsfeld. Der Staat überlässt auch die Wirtschaft, die Wissenschaften und den technologischen Bereich weitgehend der Initiative von Einzelnen oder von Gruppen (siehe unten) (100). Ähnlich wie das Verhältnis zwischen dem einzelnen Christen und der Gemeinde in den reformatorischen Kirchen beruht das demokratische Gesellschafts- und Staatsmodell auf einem Gleichgewicht zwischen den Rechten des Einzelnen auf der einen Seite und seinen Pflichten gegenüber der Gemeinschaft (Gesellschaft, Staat) auf der anderen. Zu den Pflichten gehören zum Beispiel die Respektierung der Rechtsnormen und der politischen Mehrheitsentscheidungen (bei gleichzeitigem Minderheitenschutz), Entrichtung von Steuern und Abgaben, gegebenenfalls Leistung eines Militär- oder Zivildienstes.

Die amerikanische Demokratie erhielt schon rasch nach ihrem Entstehen, noch stärker aber im 19. und 20. Jahrhundert Modellcharakter. Sie beeinflusste tief die politische Entwicklung in vielen Teilen der Erde (z.B. Lateinamerika), insbesondere aber in Europa. Der Marquis de la Fayette, der als französischer Offizier einen Teil des amerikanischen Revolutionsheers befehligt hatte, wurde in beiden Ländern als siegreicher Kriegsheld gefeiert. Als begeisterter Anhänger der amerikanischen Verfassungsgrundsätze rief er die anderen Staaten auf, dem amerikanischen Vorbild zu folgen. La Fayette hatte in Amerika George Washington und andere Protestanten kennen und schätzen gelernt. Deshalb setzte er sich bei Ludwig XVI. dafür ein, in Frankreich ebenfalls Religionsfreiheit zu gewähren. (Auch Voltaire und andere Philosophen hatten für Toleranz plädiert.) Dies geschah 1787, was vor allem den Hugenotten zugute kam. Sie hatten 1724 und von 1743 bis 1752 noch einmal furchtbare Verfolgungen erdulden müssen (101). La Fayette wurde einer der Anführer der Französischen Revolution in ihrer ersten Phase. Er strebte eine konstitutionelle Monarchie an und lieferte den überzeugendsten Entwurf zur "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" (Déclaration des droits de l'homme et du citoyen) (102), die 1789 von der französischen Nationalversammung beschlossen und 1791 der Verfassung vorangestellt wurde. Beide hatten allerdings nur kurzen Bestand, da sie von Napoleon durch eine auf ihn zugeschnittene Verfassung und den Code civil ersetzt wurden (1804) (103) .

Die Französische Revolution war eher das Symbol für eine neue Weltordnung, als dass sie diese tatsächlich herbeiführte. Denn einerseits brachte die Revolution Frankreich beispielsweise das Ende der Leibeigenschaft (1789), andererseits stürzte sie das Land ins Chaos. Sie forderte in Paris zwischen 16.000 und 40.000 Menschenleben. Selbst die Revolutionärin, die auch für Frauen Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit forderte, Olympe de Gouges, wurde enthauptet (104). In Nantes wurden bis zu 40.000 Menschen hingerichtet, die meisten in der Loire ertränkt. Im Krieg in der Vendée verloren weitere 117.000 bis 200.000 Menschen das Leben (105). Überall in der westlichen Welt hatten sich Menschen für die Revolution begeistert. Schiller war ihr Ehrenbürger geworden. Jetzt aber lösten die Nachrichten von den Gräueltaten der revolutionären Schreckensherrschaft großes Entsetzen aus. Die weitaus meisten Zeitgenossen sahen keinen Grund mehr, diese Revolution zu glorifizieren. Es war ihnen unbegreiflich, wie die aufklärerischen Ideale in Fanatismus und Barbarei umschlagen konnten. In den Vereinigten Staaten, die sich wegen der Unterstützung im Unabhängigkeitskrieg Frankreich sehr verbunden fühlten, löste der Ausgang der Revolution einen Schock aus.Viele Amerikaner, auch und gerade gebildete, wandten sich vom "französischen Rationalismus" ab. Ihre Empörung war einer der Gründe für das Entstehen der zweiten großen Erweckungsbewegung (Second Awakening; ab etwa 1800) (106). "Unter dem Eindruck der französischen Greuel vollzog sich in den oberen Schichten der englischen Gesellschaft ein völliger Umschwung in der Beurteilung der Religion" (Karl Heussi) (107). Diese neue Hinwendung zum Religiösen wurde durch den Methodismus verstärkt. Im deutschen Protestantismus war die Schlussphase der Revolution in Frankreich einer der Gründe für das Entstehen einer neuen Erweckungsbewegung, die beispielsweise auch auf Bismarck Einfluss hatte (108). Das Aufkommen der gesamteuropäischen Bewegung der Romantik, die den Kräften des Gefühls und Gemüts zu ihrem Recht verhalf, bedeutete die Überwindung der Aufklärung. Der deutsche Idealismus hatte diesen Prozess vorbereitet (109). Das verheerende Erdbeben von Lissabon hatte schon 1755 dem fast unbegrenzten Optimismus und Fortschrittsglauben der Aufklärung einen ersten großen Dämpfer versetzt.

Selbst in Frankreich war das Erschrecken über die Revolution groß, was zu einem Wiedererstarken der katholischen Kirche führte (110). Von dem allgemeinen Durcheinander im Land profitierte allein Napoleon, der in den folgenden Jahren fast ganz Europa mit Krieg überzog. Die Napoleonischen und die Befreiungskriege forderten Hunderttausende Tote und Verletzte. Als Napoleon sich zum erblichen Kaiser krönte, waren viele Menschen bitter enttäuscht, unter ihnen auch Beethoven. Die Befreiungskriege und der Wiener Kongress stärkten die Feudalmächte (111). Damit hatte sich die Zielsetzung der Französischen Revolution, die Macht der Monarchien und des Adels zu brechen, in ihr Gegenteil verkehrt. Sogar die Bourbonen kehrten zeitweise auf den französischen Thron zurück (Ludwig XVIII., 1814-24; Karl X., 1824-30)(112). Anders als die Vereinigten Staaten tat sich Europa sehr schwer mit den Idealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Trotz Humanismus, Aufklärung und Französischer Revolution setzten sie sich in Teilen Westeuropas erst Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig durch (Portugal 1975, Spanien und Griechenland 1978). Frankreich benötigte mehrere Anläufe, bis es 1946 in der Vierten und 1958 in der Fünften Republik bleibend zur Demokratie fand (112).

"Amerika, du hast es besser / als unser Kontinent, der alte." Diese Gedichtzeilen Goethes von 1827 (113) brachten zum Ausdruck, was viele europäische Dichter und Denker, aber auch einfache Menschen aus dem Volk dachten, die sich nach Gleichberechtigung sowie gesellschaftlicher und politischer Freiheit sehnten. Der französische Gelehrte Alexis de Tocqueville stellte in seinem Buch "De la démocratie en Amérique" (1835/40) fest, in den Vereinigten Staaten habe der demokratische Geist als "Gewohnheit des Herzens" sämtliche Lebensbereiche durchdrungen (114). Davon war man in Europoa zu dieser Zeit weit entfernt. In Deutschland und Frankreich wurde die Revolution von 1848 von den Kräften der Restauration niedergeschlagen (115). Die Geschichte des englischen bzw. britischen Parlamentarismus war lang und wechselvoll. Dennoch gingen erst zur Zeit von Königin Viktoria schließlich alle politischen Rechte der Monarchie auf die beiden Häuser des Parlaments über. (Zusammensetzung und politische Befugnisse des Oberhauses wurden mehrfach geändert. Heute gibt es die Tendenz ist, das Unterhaus zu Lasten des Oberhauses zu stärken (116).) Die skandinavischen Länder, Belgien und die Niederlande wurden im Lauf des 19. Jahrhunderts ebenfalls konstitutionelle Monarchien (117). Die Schweiz ist seit Jahrhunderten demokratisch. Jedoch diente sie den anderen europäischen Staaten nicht als Vorbild, da man unter anderem das kantonale System und die Formen der direkten Demokratie nicht auf einen großen Flächenstaat übertragen zu können glaubte. Es war die Verfassung der Vereinigten Staaten, die auch beim Entstehen der Paulskirchenverfassung von 1849, der Verfassung der Weimarer Republik und des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland Pate stand (z.B. Grundrechtekatalog, republikanische Staatsform, Föderalismus, Zwei-Kammern-Parlament, Gewaltenteilung, Verfassungsgericht (118)). Die Prinzipien der amerikanischen Verfassung finden sich in der Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, die der demokratischen Staatsform und den Menschenrechten universelle Gültigkeit zusprechen (119).

Im 18. Jahrhundert war es in der katholischen Kirche, vor allem in Österreich durch Kaiser Joseph II. (Josephinismus), zu einigen Reformen im Sinne der Aufklärung gekommen, z.B. in der Priesterausbildung und bei der Besetzung der Bistümer (120). Nach der Abdankung Napoleons (1814) richteten sich die kirchlichen Maßnahmen von Papst Pius VII. (1800-23) "gegen die Aufklärung in jeder Gestalt. Die folgenden Päpste, Leo XII. (1823-29), Pius VIII. (1829-30) und Gregor XVI. (1831-46), bewegten sich auf derselben Linie" (Karl Heussi). Unter anderem wurde der "Index der verbotenen Bücher" erneuert. Auf ihm stehen z.B. die Schriften von Descartes, Spinoza, Locke, Bayle, Voltaire, Rousseau, Friedrich II., Lessing, Kant, Ranke und Taine (121). Papst Leo XIII. wandte sich 1885 scharf "gegen die 'zügellosen liberalen Theorien'. Die Kirche könne Gewissensfreiheit, Meinungs- und Religionsfreiheit als 'perverse Verstöße gegen das christliche Recht und das Naturgesetz nicht ertragen'" (Paul Kreiner) (122). Der Antimodernisteneid folgte 1910. Gleichwohl akzeptierte die katholische Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) den demokratischen, weltanschaulich neutralen Staat und die Religionsfreiheit. Die Priesterbruderschaft St. Pius X., die 2009 wieder in die Kirche aufgenommen wurde, lehnt die Religionsfreiheit ab und fordert die Rückkehr zum "katholischen Staat". Die Menschenrechte seien aus dem Atheismus hervorgegangen. Jede andere Position hält die Priesterbruderschaft für Apostasie (Abfall vom Glauben). Was die Kirche 1700 Jahre lang gelehrt habe, könne kein Irrtum gewesen sein (123).

Frauen erhielten in den meisten Ländern erst nach heftigen Auseinandersetzungen und Demonstrationen (Suffragetten; Suffragette Movement) das aktive und passive Wahlrecht (z.B. Finnland 1908, Deutschland 1918, Vereinigte Staaten 1920, Großbritannien in zwei Stufen 1918 und 1928 (124)). In der Schweiz bekamen die Frauen auf Bundesebene 1971 das uneingeschränkte Wahlrecht, im Kanton Innerrhoden auf Kantonalebene 1990 (125).

Fast alle heute in Europa anzutreffenden Regierungsformen basieren auf landesspezifischen aristokratischen Vorläufermodellen. Die herrschenden Schichten - Adel, Kirchenvertreter und wohlhabendes Bürgertum - nahmen im Mittelalter und der frühen Neuzeit in den Landesständen ihre politischen Rechte gegenüber dem Herrscher im Sinne ihrer Standesinteressen wahr. Das betraf insbesondere Territorial- und Grenzkonflikte, Kriegsdienst und Steuererhebung, Fragen der Gewaltenteilung und der Herrscherwahl (siehe Ständeordnung). Der Übergang von aristokratischen zu demokratischen Regierungsformen vollzog sich meist in der Form, dass nach und nach Unterschiede in der Stimmgewichtung (Zensuswahlrecht) oder Ausschlüsse von Bürgerrechten für einzelne Bevölkerungsgruppen (Sklaven, Frauen, Angehörige ethnischer, sprachlicher oder religiöser Minderheiten) aufgehoben wurden. Nahezu alle diese Veränderungen entstanden erst nach langen Auseinandersetzungen oder gewalttätigen Umwälzungen, da sie mit einem Machtverlust für die jeweils herrschende Schicht oder Schichten verbunden waren. Die entscheidenden Weichenstellungen, die zum Entstehen der neuzeitlichen Demokratie führten, wurden nicht in Europa, sondern von europäischen Auswanderern in Nordamerika vorgenommen. Ihre Motive waren religiöser, nicht ständepolitischer Natur.

Noch einmal zu den Menschenrechten. Sie "kommen als politische Kampf- und rechtliche Sicherungsmittel erst im 16. Jahrhundert auf. Ihre Entwicklung ist nicht abgeschlossen. (...) Den Anstoß gibt das Christentum mit seinen Lehren von menschlicher Größe, Sünde und Erlösung, schlechthin von der Verantwortung jedes Menschen vor Gott. (...) Wo bereits ein Parlament dem Monarchen entgegentritt, drängt die politische Entwicklung zur verfassungsmäßigen Regelung einzelner Grundfreiheiten aller Bürger. Im Jahr 1628 nötigt das englische Parlament König Karl I. zur Bewilligung der Petition of Rights (...). Nach dem Eindringen reformatorischen Glaubensgutes tritt die Religionsfreiheit in den Vordergrund; aber auch die Gleichheit aller Menschen wird als Folge demokratischer Tendenzen bereits kraftvoll im Agreement of the People (1647), dem Verfassungsentwurf der Independenten (Cromwell), betont. (...) Nachdem vorübergehend der König als Schützer der bürgerlichen Freiheit aufgetreten ist (Habeas-Corpus-Akte, 1679) legt das Parlament seine und einige Rechte der Untertanen in der Bill of Rights (1689) fest. Die weitere Entwicklung verlagert sich nach Nordamerika. Hier waren ihres Glaubens wegen verfolgte Puritaner, die auf der Überfahrt (Mayflower) den Pakt der Pilgerväter geschlossen hatten (1620), seßhaft geworden. Ihre Nachfahren verfassen 1776 die Virginische Erklärung der Menschenrechte, die allen Bürgern 'as the basis and foundation of government' zustehen sollen, weil 'all men are by nature equally free and independent, and have certain inherent rights...'. Dieselbe Überzeugung kommt in der von Th. Jefferson verfaßten Unabhängigkeitserklärung vom 4.7.1776 zum Ausdruck. Jefferson hält es für eine Wahrheit, die keines Beweises bedarf, daß alle Menschen vor ihrem Schöpfer gleich sind und daß er ihnen gewisse unveräußerliche Rechte verliehen hat" (W. Wertenbruch) (126).

Die Menschenrechte entstanden nicht alle gleichzeitig, was nicht verwunderlich ist, da jahrtausendealte, tief verwurzelte Überzeugungen verändert werden mussten. Die Bereiche, die sich Neuerungen gegenüber als besonders resistent erwiesen, waren so verschieden wie die Gleichstellung der Frau (z.B. im Wahlrecht), die Todesstrafe (bis heute umstritten), die Sklaverei und der Hexenglaube. Letzterer wurde durch die Reformatoren nicht beseitigt. Immerhin ging jedoch ein wichtiger Impuls dazu vom Protestantismus aus. Nach den Juristen Johann Fr. de Ponzinibus (1525) und Andreas Alciatus (1530) sprach sich 1563 der evangelische Arzt Johannes Weyer (1515-88) öffentlich gegen die Hexenprozesse aus. Auch dieser Protest ging demnach der Aufklärung zeitlich weit voraus. Im 17. Jahrhundert wandte sich der Jesuit Friedrich von Spee (1591-1635) diesem Problem wieder zu, ein bedeutender katholischer Beitrag zur Entstehung der Menschenrechte. Von Spee lehnte nicht die Hexenprozesse selbst ab, wohl aber die durch Folter erpressten "Geständnisse" (127). In der katholischen Welt wurde besonders vielen vermeintlichen Hexen und Zauberern der Prozess gemacht. Der letzte "Hexenbrand" auf dem Boden des Deutschen Reiches war 1775 in Kempten, einem geistlichen Territorium. Gegen die Folter kämpfte der preußische Jurist und Philosoph Christian Thomasius (1655-1728). Sie wurde 1740 in Preußen verboten, die anderen deutschen Länder folgten (128).

Im katholischen Raum gab es neben den Bemühungen des Friedrich von Spee vor allem zwei Anläufe in Richtung Menschenrechte, die jedoch geschichtlich unwirksam blieben. Der Dominikaner Bartolomé de las Casa erreichte 1542 bei Kaiser Karl V. eine Milderung der unmenschlichen Methoden im Umgang mit den Indiosklaven in Lateinamerika. Diese Gesetze wurden drei Jahre später wieder aufgehoben (129). Im "Jesuitenstaat" in Paraguay (ab 1631) gab es weder Sklaverei noch Zwangsmissionierung der Indios. Auf Drängen der (katholischen) Gegner der Jesuiten setzte die Kurie diesem Staatswesen 1767 ein Ende (130).

Die Abschaffung der Sklaverei war ein weiterer, äußerst wichtiger Schritt in der Ausgestaltung der Menschenrechte und der Demokratie. Die Sklaverei war in Europa ohne Unterbrechung von der griechisch-römischen Antike in die frühchristliche Zeit und dann ins Mittelalter übernommen worden. Theologen wie Thomas von Aquin legitimierten sie unter Berufung auf Aristoteles aus dem Naturrecht. Auch Päpste und Klöster besaßen Sklaven (131). Mit der Gründung europäischer Kolonien in Übersee begann eine neue Epoche des Sklavenhandels und der Sklaverei (132). Im Kampf gegen beide Formen der Unmenschlichkeit spielten aufklärerische Ideen zwar ein gewisse Rolle in Teilen der geistigen Eliten der USA und Europas. Ausschlaggebend war aber, dass sich im Pietismus und in der evangelischen Mission im 18. und 19. Jahrhundert die Erkenntnis durchsetzte, dass das Verständnis des Menschen als Kind Gottes nicht mit der Sklaverei vereinbar ist. Auf Druck baptistischer Missionare wurde die Sklaverei 1834 in Großbritannien und seinen Kolonien verboten, der Handel mit Sklaven war 1807 untersagt worden. Eine treibende Kraft war auch der Parlamentarier William Wilberforce, ein überzeugter Evangelikaler und Freund des jüngeren Pitt, gewesen. Schon vor ihm hatten die Quäker ein Ende der Sklaverei gefordert, hatten aber an den reichen englischen Schiffsreedern und Sklavenhändlern erbitterte und skrupellose Gegner gefunden. Der eigentliche Durchbruch vollzog sich in den Vereinigten Staaten (131). Schon 1652 wurde die Sklaverei in Rhode Island für rechtswidrig erklärt (133). Auch Teile der Quäker und die Mennoniten lehnten die Slavenhaltung bereits im 17. Jahrhundert ab (134). Die amerikanischen Methodisten erließen 1786 ein entsprechendes kirchliches Verbot, größere Gruppen von Baptisten und Kongregationalisten folgten 1789. Etwa 1820 begann die Antisklavereibewegung (Abolitionist Movement; "Slavery is sin"; Sklaverei ist Sünde) (135). Eine ungemein starke politische Wirkung hatte der Roman "Uncle Tom's Cabin" (Onkel Toms Hütte) (1852) der Presbyterianerin Harriet Beecher Stowe (136). Nach Ende des Bürgerkriegs (1862-65) erhielten auch die Sklaven der Südstaaten die Freiheit. Einige Jahrzehnte später folgte der Katholizismus diesem Beispiel. Papst Leo XIII. verurteilte 1888 die Sklaverei und rief zu ihrer Bekämpfung auf. Damit rückte er von Thomas von Aquin ab (135). In den Vereinigten Staaten erhielten die ehemaligen Sklaven das Wahlrecht. In der Praxis wurden sie aber vor allem in den Südstaaten von Weißen durch Terrormaßnahmen daran gehindert, es auszuüben. Das änderte sich erst mit der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre (Civil Rights Movement) (137). Ihre prominenteste Führungspersönlichkeit war der 1968 ermordete Baptistenpfarrer Martin Luther King (138).

Die in der Renaissance einsetzende und von den Reformatoren theologisch begründete und bejahte "Verweltlichung der Welt" (W. Schweitzer (7)) erstreckt sich auch auf Naturwissenschaft und Technik einerseits und das Wirtschaftsleben andererseits, die in den protestantisch geprägten Ländern eine symbiotische Verbindung miteinander und - am stärksten in Großbritannien und Nordamerika - mit der Demokratie und den Menschenrechten eingingen.

An den Thesen Max Webers (Der Geist des Kapitalismus und die Ethik des Protestantismus; 1904/05 (139)) ist die Feststellung richtig, dass der Protestantismus, insbesondere der von Calvin geprägte, die Wirtschaft außerordentlich stark förderte. Entscheidend war die Einstellung der Reformatoren zur Arbeit, die sie als Dank des Christen für die von Gott in Christus geschenkte Erlösung und als Dienst am Nächsten verstanden. Rein meditative Beschaulichkeit lehnten Luther und Calvin als nicht im Neuen Testament bezeugt ab. Sie verwarfen Müßiggang, Betteln, Zinsmissbrauch und Wucher, wobei Calvin Handel und Wirtschaft eine größere Gestaltungsfreiheit einräumte als Luther. Das lag wohl zum Teil daran, dass in Genf diese Wirtschaftszweige stärker ausgebildet waren als in den vor allem agrarisch strukturierten Gebieten, die sich Luthers Reformation anschlossen (140).

Von größter Tragweite für die weitere Entwicklung des Wirtschaftslebens war, dass Calvin den überkommenen Zusammenhang zwischen dem aus wirtschaftlicher Tätigkeit erzielten Gewinn und einem luxuriösen Lebensstil zerbrach. Für die Reformatoren folgt aus der in Christus geschehenen Erlösung eine Lebensführung, die nach ihrer Auffassung Gottes Willen entspricht: Fleiß, Sparsamkeit, (Selbst-)Disziplin, Ehrlichkeit und, vor allem bei Calvin, Verzicht auf Vergnügungen und Luxus ("innerweltliche Askese"; Max Weber). Dadurch wird es möglich, dass ständig 60 bis 80 Prozent des Gewinns eines Wirtschaftsunternehmens in die Produktionserweiterung und die jeweils neuesten und effektivsten Geräte, Maschinen und Herstellungsmethoden investiert werden können. Dies führt - zur größeren Ehre Gottes - zu einem weiteren Wachstum des Gewinns, also steigendem Wohlstand, nicht nur bei den Handwerksmeistern und Unternehmern, sondern auch bei ihren Arbeitern, die durch höhere Löhne in die Lage versetzt werden müssen, das immer größer werdende Angebot an Waren und Dienstleistungen erwerben zu können. Andernfalls bricht der Wirtschaftskreislauf zusammen. Gleichzeitig ermöglichen es vermehrte Einnahmen aus Steuern und Abgaben dem Staat, das Bildungswesen und die Infrastruktur laufend zu verbessern. Richtig ist auch die Feststellung Max Webers, dass die entscheidende Weiterentwicklung marktwirtschaftlicher ("kapitalistischer") Verhaltensweisen auf mehr oder weniger stark säkularisierte Ausgestaltungen des Calvinismus zurückgeht, hauptsächlich im angloamerikanischen Raum ("Puritanismus"). Die Vorstellung, wirtschaftlicher Erfolg sei ein Zeichen göttlicher Erwählung, spielt bei Calvin nur am Rande eine Rolle (141). Auch als das religiöse Bewusstsein schwächer wurde, blieb diese Einstellung gegenüber Arbeit und Wirtschaftsleben erhalten ("Protestant work ethic") (142).

Die Demokratie kann auf Dauer nur Bestand haben, wenn sie für ein hohes Maß an sozialem Ausgleich sorgt. Dazu gehört, dass die Zugangsmöglichkeiten aller Bürgerinnen und Bürger zu Bildung, zum Arbeitsmarkt und zu den sozialen Vorsorgesystemen gewährleistet sind. Deshalb müssen etwa Korruption und Vetternwirtschaft energisch bekämpft werden, wobei der investigative Journalismus in Ausübung der Pressefreiheit eine ganz wesentliche Aufgabe hat. Der moderne demokratische Staat ist in stärkerem oder schwächerem Maße Sozialstaat. Der Kapitalismus erhält eine soziale Komponente und wird zur sozialen Marktwirtschaft. Unter dem Druck der "sozialen Frage" des 19. Jahrhunderts schuf Preußen während der Kanzlerschaft Otto von Bismarcks von 1881 bis 1889 Sozialversicherungsgesetze, die dem Einzelnen einen Rechtsanspruch gegenüber der Solidargemeinschaft der Versicherten gaben (143). Zur Lösung des sozialen Problems des 19. Jahrhunderts trug auch die katholische Soziallehre bei (144).

Ebenfalls als Reaktion auf die Verelendung großer Teile der Stadt- und Landbevölkerung entstanden in Großbritannien um 1845 Genossenschaften als Selbsthilfeorganisationen. An ihrer Gründung waren viele Mitglieder von Freikirchen - Kongregationalisten, Baptisten, Methodisten u.a. - maßgeblich beteiligt. In Deutschland gründeten der überzeugte Reformierte Friedrich Wilhelm Raiffeisen und der Preuße Hermann Schulze-Delitzsch ab 1862 ein rasch wachsendes Netz von Genossenschaften (145).

Anders als in Kontinentaleuropa, wo insbesondere Sozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten politische Parteien und Gewerkschaften gründeten, die die Interessen der Arbeiterschaft wahrnahmen, engagierten sich in Großbritannien auch auf diesem Gebiet die Freikirchen und Teile der anglikanischen Kirche in besonderem Maße (146).

Das humanitäre Völkerrecht erhielt durch die Genfer Konvention (1864) einen entscheidenden Impuls. Ihr Entstehen war der Initiative Henri Dunants, eines reformierten Pietisten, zu verdanken. Er rief zudem das Rote Kreuz ins Leben (1863) (147), das Vorbild für unzählige Nichtregierungsorganisationen in aller Welt wurde.

Zu Wissenschaft und Technik. Luther und Calvin legten größten Wert darauf, dass alle Gemeindeglieder in die Lage versetzt wurden, die Bibel selbständig zu lesen. Deshalb förderten die Reformatoren und der Protestantismus das Bildungswesen, von der Volksschule über die Lateinschule bis zur Universität. Für seine unermüdliche Arbeit auf diesem Gebiet erhielt Philipp Melanchthon den Ehrennamen Praeceptor Germaniae (Deutschlands Lehrer) (148). Die nach Nordamerika ausgewanderten Kongregationalisten gründeten bereits 1636 Harvard College. Yale (1701) und ein rundes Dutzend weiterer Hochschulen folgten im 18. Jahrhundert (149). (Die meisten von ihnen sind heute unabhängige Einrichtungen.) Der kongregationalistische Theologe Increase Mather erweiterte als Präsident von Harvard Ende des 17. Jahrhunderts das Lehrangebot um die Naturwissenschaft. Auch Pennsylvania und andere Kolonien entwickelten sich rasch zu Hochburgen von Bildung und Wissenschaft (150).

Nichts hat seit dem 16. Jahrhundert die Welt so stark verändert wie die ständig neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre technologische Nutzanwendung. Das Entstehen der exakten, sich der Mathematik bedienenden Naturwissenschaft im westlichen Teil des Abendlands am Beginn der Neuzeit beruhte auf einer religiös-weltanschaulichen Voraussetzung: Die durch den biblischen Glauben entmythisierte und von religiösen Tabus befreite empirische Welt ermöglicht es dem Menschen, diese unvoreingenommen zu erforschen und nachhaltig zu nutzen (1. Mose 2, 15) (151). Diese Entmythisierung wird exemplarisch deutlich im ersten Schöpfungsbericht (1. Mose 1): Sonne und Mond sind nicht wie in fast allen anderen Religionen Götter, sondern der jenseits der Welt stehende Schöpfer schuf sie als "Lampen" (V. 16-18), damit sie die Erde am Tag bzw. in der Nacht erleuchten (152). An diesem Punkt setzten ab dem 16. Jahrhundert die Forschungsarbeiten von Kopernikus, Galilei, Brahe, Kepler, Newton und anderer Naturwissenschaftler an. Die Beeinflussung durch das philosophische Denken des antiken Griechenlands spielte dabei lediglich eine untergeordnete Rolle. Dieses war schon im Mittelalter durch die Scholastik aufgegriffen worden, da es die Welt in ähnlicher Weise entmythisierte wie der biblische Schöpfungsglaube. Die Ansätze zur Herausbildung einer naturwissenschaftlichen Sicht der Welt im antiken Griechenland waren jedoch schon vor der Zeitenwende abgebrochen worden (151), vermutlich unter dem Einfluss der tiefgreifenden Remythisierung der Wirklichkeit im griechisch-römischen Kulturkreis (Gnosis, Mysterienkulte) (153).

Das Verhältnis der reformatorischen Kirchen zur Naturwissenschaft war weder durch einen Fall Giordano Bruno noch durch einen Fall Galilei belastet. Obwohl Luther wie fast alle seine Zeitgenossen das heliozentrische Weltbild ablehnte - Koperikus konnte die Erdrotation nicht beweisen - und obwohl es im 19. und teilweise auch im 20. Jarhundert eine heftige Kontroverse über die Evolutionstheorie gab, war der Protestantismus unbefangen gegenüber naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischen Neuerungen. Beispielsweise wurde das kopernikanische Weltbild zuerst durch Lutheraner verbreitet (154; 151). Der Protestantismus schuf ein für das Aufblühen sowohl der Geistes- als auch der Naturwissenschaften günstiges kulturelles Klima und stellte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bereit. In ihrem Gefolge entstand eine Flut immer neuer technischer Errungenschaften. An der Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik seit dem 15. Jahrhundert waren Forscher und Erfinder aus vielen europäischen Ländern und aus Nordamerika beteiligt. Den Schwerpunkt bildeten Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Deutschland. In diesen Ländern wurden die weitaus meisten weltverändernden naturwissenschaftlichen Entdeckungen und technischen Erfindungen gemacht. Einige Beispiele: von den Keplerschen und Newtonschen Gesetzen über Evolutions-, Relativitäts- und Quantentheorie bis zur modernen Astronomie (E.P. Hubble u.a.) und Genetik (F.H.C. Crick und J.B. Watson); von Dampfmaschine, Dampfschiff und Eisenbahn, einer Fülle chemischer und pharmazeutischer Erzeugnisse über die Elektrotechnik (Glühlampe, Generator, Motor, Röntgen, Telefon, Radio, Fernsehen, Elektronenmikroskop, Radar, Laser, Computertomograph u.v.a.m.), Otto- und Dieselmotor, Auto, Luft- und (teilweise) Raumfahrt bis zu Halbleitertechnik, Computer und Internet. Aus diesen drei Ländern kam die große Mehrzahl von Nobelpreisträgern in den natur- und wirtschaftswissenschaftlichen Fächern (155). Die Nobelpreise werden in zwei skandinavischen Ländern vergeben.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die außerordentlich enge Verflechtung vor allem folgender Strukturelemente die Staaten westlicher Prägung charakterisiert: Demokratie, Menschenrechte, Marktwirtschaft, Formen sozialer Verantwortung, hoch entwickeltes Bildungs- und Gesundheitswesen, hohes Niveau der Geistes- und Naturwissenschaften und der Technik. Diese Elemente bedingen und verstärken sich wechselseitig in positiver Rückkopplung. Sie verhalfen Europa zu seiner hervorgehobenen Stellung in der Staatengemeinschaft und den Vereinigten Staaten von Amerika zum Aufstieg zur Weltmacht (156). Letztere waren an allen wegweisenden weltpolitischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts entscheidend beteiligt. Ihr Eingreifen entschied den Ausgang des 1. Weltkriegs. Im 2. Weltkrieg waren die USA die Führungsmacht bei der Niederwerfung des Faschismus und Japans, was die Demokratisierung dieses asiatischen Landes und des westlichen Europas ermöglichte. Die enorme Wirtschaftsmacht der Vereinigten Staaten bereitete der Sowjetunion und dem Warschauer Pakt ein Ende und schuf damit die Voraussetzung für das Entstehen demokratischer Strukturen in den Ländern Osteuropas.

Seit dem Ende der Kolonialzeit, der Sowjetunion und des Warschauer Paktes befinden sich nicht wenige Staaten in aller Welt in einem Prozess der Demokratisierung, der unterschiedlich weit fortgeschritten ist. In mehreren arabischen Ländern entstanden im Frühjahr 2011 demokratische Bewegungen. Dennoch lebt nur der kleinere Teil der Weltbevölkerung in Staaten mit einer uneingeschränkt demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung (Stand: Mai 2011; vgl. Abschnitt Nenn-Demokratien). (nicht signierter Beitrag von Martin Wolfangel (Diskussion | Beiträge) 13:58, 15. Jun. 2011 (CEST)) Beantworten

Textspende 2

Nenn-Demokratien

Heutzutage wird kaum (...) Die vorherrschende Form wurde und wird als Volksdemokratie bezeichnet. Echte Demokratien gründen auf uneingeschränkter Volkssouveränität. Nenn-Demokratien haben zwar ebenfalls oft Parlamente, die aus Wahlen hervorgehen. Trotzdem wird die volle Volkssouveränität durch eine Reihe von Maßnahmen verhindert, z.B. Verbot oder Behinderung oppositioneller Parteien und Kandidaten, Fälschung der Wahlergebnisse, massive Einschränkung von Grundrechten, hauptsächlich der Meinungs-, Presse-, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit. Nenn-demokratisch sind auch (...) Medienmanipulation).

Wirkungen

Wie in Abschnitt Mittelalter und Neuzeit dargelegt wurde, waren demokratische Strukturen für die Kirchen der Reformation, insbesondere für die von Calvin geprägten oder beeinflussten, von Anfang an grundlegend. Diese demokratischen Kirchenverfassungen waren der Ausgangspunkt für das Entstehen der neuzeitlichen Demokratie im politisch-weltlichen Bereich. Die demokratische Staatsform hat sich in vielen Staaten durchgesetzt. In der Schweiz werden sogar katholische Pfarrer von der Gemeinde gewählt. Vorausgesetzt, dass der zuständige Bischof genügend Priester zur Verfügung hat, bietet er einige von ihnen einer Kirchengemeinde mit einer vakanten Pfarrstelle zur Wahl an. Ansonsten hat die katholische Kirche in der Schweiz dieselbe hierarchische Struktur wie in anderen Ländern.

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Einzelnachweise

1 Wendland, H.-D.: Sklaverei und Christentum. - In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Sp. 101.

2 Meier, Christian: Die Entstehung des Politischen bei den Griechen. Frankfurt am Main, 1980.

3 Schmidt, M.: Levellers. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 334-335.

4 Heussi, Karl: Kompendium der Kirchengeschichte, 11. Aufl. (1957), S. 312-319, 325 f, 343-344, 454-455, 458.

5 Heussi, S. 312-319. - Maurer, W.: Reformation. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 870-873. - Schmidt, M.: Neuzeit. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 1443-44.

6 Erler, A.: Inquisition. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 769-772. - Heussi, S. 222-224.

7 Fürstenberg, F.: Gesellschaft. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band II, Sp. 1508. - Schweitzer, W.: Staat. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Sp. 299. - Fürstenberg, F.: Gleichheit. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band. II, Sp. 1612.

8 Lohse, B.: Priestertum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 579-580.

9 Heussi, S. 315 f, 309 ff, 330 f, 527. - Grundmann, S.: Kirchenverfassungen. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 1570-1584.

10 Heussi, S. 322, 386, 329 f, 380.

11 Olmstead, Clifton E. (1960): History of Religion in the United States, p.9 f.

12 Heussi, S. 325.

13 Heussi, S. 349 f, 378-384.

14 Heussi, S. 382.

15 Schmidt, M.: Pilgerväter. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band V, Sp. 384. - Vgl. Philbrick, Nathaniel (2006): Mayflower: A Story of Courage, Community, and War. New York: Penguin Group. ISBN 0-670-03760-5.

16 Fennell, Christopher (1998): Plymouth Colony Legal Structure. (http://www.histarch.uiuc.edu/plymouth/ccflaw.html).

17 Olmstead, p. 71. - Hanover Historical Texts Project (http://history.hanover.edu/texts/masslib.html)

18 Schweitzer, W.: Staat. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 301 f.

19 Schmidt, M.: Hooker, Thomas. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 449.

20 Olmstead, p. 74.

21 Olmstead, pp. 64-66.

22 Olmstead, pp. 64 ff. - Dippel, Horst: Geschichte der USA. - Carter, E.J. (2004): The Mayflower Compact. ISBN 1-4034-0803-3. - Brooks, Philip (2004): The Mayflower Compact. ISBN 0-7565-0681-6.

23 Olmstead, pp. 76 ff, 102-105.

24 Olmstead, pp. 70 ff.

25 Heussi, S. 387. - Ernst, James (1932): Roger Williams: New England Firebrand. Macmillan, p. 82. - Gaustad, Edwin S. (1999): Liberty of Conscience: Roger Williams in America. Valley Forge: Judson Press, p. 28. - Fantel, Hans (1974): William Penn: Apostle of Dissent. William Morrow & Co., New York, pp. 150, 152-153 (ISBN 0-688-00310-9).

26 Olmstead, pp. 75, 116 ff, 102.

27 Dobrée, Bonamy (1932): William Penn: Quaker and Pioneer. New York: Houghton Miflin, p. 131.

28 Olmstead, pp. 64-66.

29 Heussi, S. 254-259, 222-224.

30 Heussi, S. 269-274, 290, 298-301, 316 f, 320-326.

31 Beetz, G.: Morus, Thomas. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 1142. - Ackroyd, Peter (1999): The Life of Thomas More, pp. 298-306. - Marius, Richard (1986): Thomas More. A Biography. London: Collins, Fount Paperbacks, p. 407. - Schmidt, M.: Tyndale, William. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 1092.

32 Bornkamm, Heinrich: Toleranz. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 937.

33 Heussi, S. 329, 322, 349.

34 Heussi, S. 316.

35 Bornkamm, Sp. 937-938.

36 Heussi, S. 335.

37 Heussi, S. 316.

38 Bornkamm, Sp. 939.

39 Bornkamm, Sp. 943.

40 Waldmann, Stephen (2008): Founding Faith. Random House, pp. 173-176.

41 Voeltzel, R.: Frankreich - Kirchengeschichte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. II, Sp. 1039.

42 Heussi, S. 316.

43 Heussi, S. 387.

44 Olmstead, pp. 92-95, 233-236.

45 Vgl. Heussi, S. 373, 428.

46 Heussi, S. 329-330.

47 Kein Einzelnachweis vorhanden; vgl. Wikipedia (Engl.): John Locke.

48 Heussi, S. 382.

49 Stahl, H.: Baptisten. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 863. - Vgl. Wikipedia (English): Roger Williams, p. 4.

50 Wertenbruch, W.: Menschenrechte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 869.

51 Gegen Spinnler, Rolf: Die Demokratie als Gewohnheit des Herzens. In: Stuttgarter Zeitung vom 26.7.2005 ("puritanische Sekten").

52 Heussi, S. 398. - Henrich, D.: Locke, John. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 425-426.

53 Heussi, S. 382.

54; 56 Heussi, S. 396 ff, 409 ff. - Barth, Karl: Die protestantische Theologie im 19. Jahrhundert, S. 16 ff. - Anz, W.: Aufklärung. Geistesgeschichtlich. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 703-716.

55 Heussi, S. 444.

57 Olmstead, p. 163. - Ahlstrom, S.E.: Vereinigte Staaten von Amerika (USA). II. Protestantische Theologie. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 1295-1296.

58 Heussi, S. 403-409. - Maurer, W.: Aufklärung. Theologisch-kirchlich. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 723-730. - Schmidt, M.: Pietismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 370-381.

59 Heussi, S. 421-425, 496, 504. - Schmidt, M.: Methodismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 914-919.

60 Heussi, S. 362, 376.

61 Erler, A.: Inquisition. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 769-772.

62 Heussi, S. 333, 346, 373, 428.

63 Weizsäcker, Carl Friedrich von: Descartes, René. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 88.

64 Heussi, S. 396 ff.

65 Brecht, Bertolt: Leben des Galilei, Bild 15.

66 Habermas, Jürgen: Zeit der Übergänge (2001). edition Suhrkamp Taschenbuch, S. 175.

67 Kein Einzelbeleg vorhanden; vgl. Wikipedia (English): John Locke

68 Heussi, S. 378 ff.

69 Heussi, S. 349.

70 Olmstead, pp. 216-218.

71 Heussi, S. 384, 492.

72 Scott, P.: Dissenters. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 209. - Jeremias, Isolde: Bunyan, John. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. I, Sp. 1526.

73 Schmidt, M.: Kongregationalismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 1770.

74 Kein Einzelnachweis vorhanden; vgl. Wikipedia (deutsch): Calvinismus.

75 Olmstead, p. 209. - Smylie, J.H.: Vereinigte Staaten von Amerika (USA). I. Kirchengeschichte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp.1275-1295.

76 Olmstead, pp. 192-209.

77 Olmstead, p. 199.

78 Olmstead, pp. 192-193.

79 Henrich, D.: Locke, John. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 425 f.

80 Nürnberger, R.: Montesquieu. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 1121.

81 Heussi, S. 397.

82 Olmstead, p. 218.

83 Heussi, S. 426.

84 Olmstead, pp. 216-217.

85 Heussi, S. 505.

86 Olmstead, p. 203.

87 Lippuner, Heinz: Demokratie aus indianischer Hand? Unsere Bundesverfassung und das Great Law of Peace der Irokesen-Konföderation. Aus: Kleine Schriften des Museumsvereins Schaffhausen, 99/5.

88 Bromhead, Peter: Life in Modern America, p. 55.

89 Wertenbruch, W.: Menschenrechte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 869 f.

90 Thielicke, Helmut: Theologische Ethik, 1. Band , S. 657. - Vgl. Wolf, Erik: Naturrecht. Profanes Naturrecht. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 1355.

91 Heussi, S. 393.

92 Elze, M.: Grotius, Hugo. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 1885 f.

93 Hohlwein, H.: Pufendorf, Samuel Freiherr von. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 721.

94 Krockow, Christian Graf von: Hobbes, Thomas. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 371-373.

95 Bergsträßer, A.: Staatsformen. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 312-313. - Kluth, H.: Proletariat. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 604-605.

96 Buchheim, H.: Nationalsozialismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl,. Bd. IV, S. 1318-1321.

97 Horkheimer, Max und Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Fischer Taschenbuch 6144 (1971), S. 7. 680-ISBN-3-596-26144-9.

98 Prenter, R.: Anthropologie. Dogmatisch. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 423. - Rad, Gerhard von: Das erste Buch Mose, 5. Aufl., (1958), S. 44-53.

99 Schrey, Heinz Horst: Die Rolle der Vernunft in der Ethik. In: Evangelisches Soziallexikon, 3. Aufl. (1958), Sp. 1069 f.

100 Bergsträßer, Sp. 311-313.

101 Heussi, S. 428.

102 Voeltzel, R.: Frankreich - Kirchengeschichte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 1039.

103 Voeltzel, R.: Code civil. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 1843-1844.

104 Burmeister, Karl Heinz: Die Rechte der Frau 1791. Stämpfli Verlag, Bern (1999), S. 8.

105 Hanson, Paul R. (2004): Historical Dictionary of the French Revolution. France: Scarecrow Press. - Gough, Hugh (1998): The Terror in the French Revolution, p. 77. - Secher, Reynald: La Vendée-Vengé, le Génocide franco-francais (1986). - Martin, Jean-Clément: La Vendée et la France. Éditions du Seuil, collection Points (1987). - Hussenet, Jacques (dir.): "Détruisez la Vendée!" Regards croisés sur les victimes et destructions de la guerre de Vendée. La Roche-sur-Yon, Centre vendéen de recherches historiques (2007), p. 148.- Greer, Donald (1935): The Incidence of the Terror during the French Revolution. A Statistical Interpretation. Cambridge (USA). Harvard University Press.

106 Olmstead, p. 256.

107 Heussi, S. 424.

108 Kupisch, K.: Bismarck, Otto von. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 1312-1315.

109 Heussi, S. 416-421.

110 Heussi, S. 433.

111 Heussi, S. 437 ff.

112 Vgl. Voeltzel, R.: Frankreich. Kirchengeschichte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 1042.

113 Goethe, Johann Wolfgang von: Xenien, 9. Buch.

114 Tocqueville, Alexis de: De la démocratie en Amérique (1835/40). Deutsch: Über die Demokratie in Amerika. Fischer Bücherei 138 (1956). - Spinnler, Rolf: Die Demokratie als Gewohnheit des Herzens. In: Stuttgarter Zeitung vom 26.7.2005.

115 Kupisch, K.: Frankfurter Parlament. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 1024-1028.

116 Bromhead, Peter. Life in Modern Britain, pp. 44-62.

117 Linde, S. van der: Niederlande - Kirchengeschichte. In. Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 1465.

118 Kupisch, K., Sp. 1026.

119 Jasper, G.: Vereinte Nationen. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 1328-1329. - Schwarzenberger, G.: Völkerrecht. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 1420-1423.

120 Heussi, S. 431.

121 Heussi, S. 444.

122 Kreiner, Paul: Die Mützen der Heiligen Drei Könige. In: Stuttgarter Zeitung vom 18.12.2010.

123 Kreiner, Paul: Schweigend ins Gespräch vertieft. In: Stuttgarter Zeitung vom 23.1.2010. - Bischof Gérard Fellay: Predigt in Ecône (2.4.2006).- Erzbischof Marcel Lefebvre: Predigt in Ecône (1.11.1990).

124 Bromhead, Peter: Life in Modern America, p. 120.

125 Ludwig, R.: Die Stellung der Frau in der gegenwärtigen Gesellschaft. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 1079. - Thurner-Fromm, Barbara: Brot und Rosen. In: Stuttgarter Zeitung vom 8.3.2011, S. 2. - Bromhead, Peter: Life in Modern Britain, p. 32.

126 Wertenbruch, W.: Menschenrechte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 869.

127 Brück, A.: Hexenglaube und Hexenprozeß im Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 308-309.

128 Heussi, S. 402 f.

129 Konetzke, R.: Las Casas, Fray Bartolomé de. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 235.

130 Heussi, S. 386, 429. - Richert, K.: Paraguay. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 101-102.

131 Wendland, H.-D.: Sklaverei und Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 101-103. - Heussi, S. 424-425. - Schmidt, M.: Wilberforce, William. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 1711.

132 Olmstead, pp. 363 ff.

133 FaFantasie, Glenn W., ed. (1988): The Correspondence of Roger Williams. University Press of New England, Vol. 1, pp. 12-23.

134 Olmstead, p. 115.

135 Wendland, Sp. 103.

136 Bromhead, Peter: Life in Modern America, p. 127.

137 Bromhead, Peter: Life in Modern America, pp. 126-143. - Fürstenberg, F.: Staat. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 291-295.

138 Bromhead, Peter: Life in Modern America, p. 135.

139 Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus.

140 Bienert, W.: Arbeit. Theologisch. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 543-545. - Heussi, S. 313.

141 Weerda, Jan: Calvin. In: Evangelisches Soziallexikon, 3. Aufl. (1958), Sp. 211.

142 Heimann, E.: Kapitalismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 1136-1141.

143 Kupisch, K.: Bismarck, Otto von. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, Sp. 1312-1315.

144 Winkmann, Hans: Katholische Soziallehre. In: Evangelisches Soziallexikon, Sp. 568-576.

145 Back, J.M.: Genossenschaften im Wirtschaftsleben. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp. 1387 f. - Dietrich, Wilhelm: Genossenschaften, Landwirtschaftliche. In: Evangelisches Soziallexikon, Sp. 411 f.

146 Schmidt, M.: Kongregationalismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. III, Sp. 1770. - Moorman, J.R.H.: Anglikanische Kirche. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl, Bd. I, Sp. 380. - Schmidt, M.: Methodismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 915.

147 Pfister, R.: Schweiz. Seit der Reformation. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 1614 f.

148 Heussi, S. 317.

149 Olmstead, pp. 80, 89, 284-294.

150 Cf. Olmstead, pp. 284-294.

151 Süßmann, Georg: Naturwissenschaft und Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 1377-1382. - Klinckowstroem, C. Graf von: Technik. Geschichtlich. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. VI, Sp. 664-667.

152 Rad, Gerhard von: Das erste Buch Mose, S. 42 f.

153 Leipoldt, J.: Mysterien. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 1232-1236. - Colpe, C.: Gnosis. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. II, Sp,. 1648-1652.

154 Heussi, S. 318

155 Amoneit, F. et al.: Harenberg-Lexikon der Nobelpreisträger. Verlag Harenberg, Dortmund (1998). ISBN 3-611-00612-2. - Namen der Nobelpreisträger. Idherzog.de/Oslo/Nobelpreis/nobelpreis.html.

156 Cf. Weinstein, Allen and David Rubel (2002): The Story of America: Freedom and Crisis from Settlement to Superpower. New York: DK Publishing. ISBN 0-7894-8903-1.

157 Kühne, Jörg-Detlef (...). (nicht signierter Beitrag von Martin Wolfangel (Diskussion | Beiträge) 13:58, 15. Jun. 2011 (CEST)) Beantworten

Textspende 3

Literatur

Barth, Karl: Die protestantische Theologie im 19. Jahrhundert. Ihre Vorgeschichte und ihre Geschichte. 3. Aufl. (1960). Evangelischer Verlag AG, Zürich.

Bromhead, Peter: Life in Modern America, 4. Aufl. (1981), Verlag Langenscheidt-Longman, München. ISBN 3-526-50451-2.

Bromhead, Peter: Life in Modern Britain, 4. Aufl. (1982). Verlag Langenscheidt-Longman, München. ISBN 3-526-50450-4.

Brooks, Philip (2004): The Mayflower Compact. Compass Point Books. Minneapolis, Mi. ISBN 0-7565-0681-6.

Carter, E.J. (2004): The Mayflower Compact (Historical Documents). ISBN 1-4034-0803-3.

Deetz, James and Patricia Scott Deetz (2000): The Times of Their Lives: Life, Love, and Death in Plymouth Colony. New York: W.H. Freeman and Co. ISBN 0-7167-3830-9.

Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bände I bis VI (1958-1962). Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen. (Abgekürzt: RGG).

Dippel, Horst: Geschichte der USA, 8. Aufl. (2007). Verlag C.H. Beck, München. ISBN 978-3-406-44799-0.

Dobrée, Bonamy (1932): William Penn: Quaker and Pioneer. Houghton Miflin Co.

Ernst, James (1932): Roger Williams: New England Firebrand. Macmillan.

Evangelisches Soziallexikon. Hrsg. von Friedrich Karrenberg, 3. Aufl. (1958), Kreuz-Verlag Stuttgart.

FaFantasie, Glenn W. (ed.) (1988): The Correspondence of Roger Williams. University Press of New England.

Fantel, Hans (1974): William Penn: Apostle of Dissent. New York: William Morrow & Co. ISBN 0-688-00310-9.

Fennell, Christopher (1998): Plymouth Colony Legal Structure. (http://www.histarch.uiuc.edu/plymouth/ccflaw.html).

Gaustad, Edwin S. (1999): Liberty of Conscience: Roger Williams in America. Valley Forge: Judson Press.

Hanover Historical Texts Project (http://history.hanover.edu/texts/masslib.html).

Heussi, Karl: Kompendium der Kirchengeschichte. 11. Aufl. (1956). Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen.

Olmstead, Clifton E. (1960): History of Religion in the United States. Englewood Cliffs, N.J.: Prentice-Hall, Inc. Library of Congress Catalog Card No. 60-10355.

Philbrick, Nathaniel (2006): Mayflower: A Story of Courage, Community, and War. New York: Penguin Group. ISBN 0-670-03760-5.

Rad, Gerhard von: Das erste Buch Mose, 5. Aufl.(1958). Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen.

Thielicke, Helmut: Theologische Ethik, 1. Band, 2. Aufl. (1958). Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen.

Waldman, Stephen (2008): Founding Faith: Providence, Politics, and the Birth of Religious Freedom in America. Random House.

Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe. Herausgegeben und eingeleitet von Dirk Kaesler, 2. durchgesehene Aufl. (2006). Verlag C.H. Beck, München.

Weinstein, Allen and David Rubel (2002): The Story of America: Freedom and Crisis from Settlement to Superpower. New York: DK Publishing. ISBN 0-7894-8903-1.

(nicht signierter Beitrag von Martin Wolfangel (Diskussion | Beiträge) 15:01, 25. Mai 2011 (CEST)) Ergänzungen: -- Martin Wolfangel (13:58, 15. Jun. 2011 (CEST), Datum/Uhrzeit nachträglich eingefügt, siehe Hilfe:Signatur)Beantworten

Textspende dankend abgelehnt. Ich habe ja nu nicht das erste Mal mit dir das Vergnügen und habe dir schon an ein paar anderen Stellen gezeigt, warum deine Geschichte der Demokratie im allgemeinen und der amerikanischen im besonderen mehr als fragwürdig ist. Und jetzt nimmt es wirklich groteske Züge an - die Amis haben die "checks and balances" also von Calvin, soso. Für die anderen Mitlesenden: der Benutzer lässt sich leider nicht von seiner ebenso einseitigen wie verqueren Sicht abbringen, dass Demokratie, Menschenrechte usf. Errungenschaften des protestantischen Christentums seien. Auf jede abwegige Behauptung einzeln einzugehen, verbietet sich beim Umfang der wolfangelschen Bearbeitungen, deswegen habe ich zum harten Mittel des Komplettreverts gegriffen. So long, --Janneman 16:10, 16. Nov. 2011 (CET)Beantworten

An die Mitlesenden meiner Textspende. Janneman liebt es, pauschal zu verurteilen. Argumente hat er keine. Meine Zitate und anderen Belege ignoriert er. Ich empfehle, bei Wikipedia Deutsch und English beispielsweise die Artikel über Roger Williams, Thomas Hooker, William Penn, Plymouth Colony, Pilgerväter (Pilgrim Fathers) und Massachusetts Bay Colony ("representative democracy") zu lesen. Dort wird neueste Literatur verarbeitet, die meine Sicht von A bis Z stützt. Das Fazit ist: Ab 1620 gab es in den englischen Kolonien in Nordamerika eine repräsentative Demokratie und in einigen von ihnen Religionsfreiheit. Daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Janneman ist von seiner Ideologie erfüllt, die er aber nicht zur Diskussion stellt. Er lässt nicht einmal heraus, wie sie aussieht. Dannn könnte man ja darauf eingehen. Sein Vorgehen hat mit Wissenschaftlichkeit nichts zu tun. Er versteckt sich hinter seinem Pseudonym und spielt den allmächtigen Zensor. M.W. (nicht signierter Beitrag von Martin Wolfangel (Diskussion | Beiträge) 16:38, 16. Nov. 2011 (CET)) Beantworten

An die Mitlesenden meines Textspendenangebots und Jannemans Ablehnung. Ich bin sicher, dass ich Janneman nicht überzeugen kann, will aber doch auf einige Punkte eingehen. (1) Janneman erwähnt, dass er und ich schon einmal miteinander zu tun hatten. Das war vor etwa einem Jahr. Da der Wikipedia-Artikel über den Kongregationalismus mehr als dürftig war (und noch heute ist), er erwähnt z.B. mit keiner Silbe den wichtigen amerikanischen Zweig der Kongregationalisten, erlaubte ich mir, der Aufforderung, die Texte zu "bearbeiten", nachzukommen und eine Textspende anzubieten. Janneman wies sie entrüstet und mit einem arroganten Tonfall zurück. Was ihn besonders wütend machte, war meine zurückhaltende Formulierung, dass die ab 1620 in Nordamerika eingewanderten Kongregationalisten zusammen mit Baptisten, Quäkern und Presbyterianern mit ihrer politischen Selbstverwaltung (self-rule) die "Anfänge" der amerikanischen Demokratie und der (praktizierten) Religionsfreiheit schufen. Janneman behauptete, das sei durch die moderne Geschichtswissenschaft widerlegt worden. Unsere Kontroverse, die sich über längere Zeit hinzog, ist auf der Diskussionsseite des Kongregationalismus-Artikels nachzulesen. Ich forderte Janneman auf, die Entwicklung der politischen Institutionen in den nordamerikanischen Kolonien von 1620 bis 1776, wie sie seine Gewährsleute darstellen, zu skizzieren. Er weigerte sich, das zu tun. Das lässt nur den Schluss zu, dass die Historiker, auf die er sich beruft, die Dinge nicht wesentlich anders sehen als die Historiker, die ich ins Feld führte. Als ich Janneman mit einigen Zitaten dieser Experten konfrontierte, wusste er sich nur so zu helfen, dass er sie alle als "Faktoide" bezeichnete. Wenn man so mit Tausenden von Dokumenten, aufgrund derer diese Fachleute zu ihrer Darstellung kamen, umspringt, hebt man die Geschichtswissenschaft als Wissenschaft auf. Dann wird Historie zu einem Tummelfeld von Ideologien. (2) Es kann nicht den geringsten Zweifel geben, dass es in der Plymouth Colony, der Massachusetts Bay Colony, auf Rhode Island, in Connecticut and Pennsylvania ab 1620 eine demokratische Selbstverwaltung gab und in den zuletzt genannten Kolonien zudem Glaubens- und Gewissensfreiheit, die auch die Katholiken einschloss. Das bestätigen nicht nur die von mir angeführten Kirchenhistoriker und Juristen (z.B. W.Wertenbruch: Menschenrechte. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. IV, Sp. 869), sondern auch Profanhistoriker wie Horst Dippel (Geschichte der USA) und vor allem die in den deutsch- und englischsprachigen Wikipedia-Artikeln über diese Kolonien und Einzelpersönlichkeiten wie Roger Williams, Thomas Hooker und William Penn benützte wissenschaftliche LIteratur, die größtenteils zwischen 1998 und 2006 veröffentlicht wurde, also den aktuellen Forschungsstand wiedergibt (z.B. Gaustad, Fantel, Waldman, Deetz and Scott Deetz, Fennell, Carter, Brooks, Hanover Historical Texts Project (http://history.hanover.edu/texts/masslib.html. - http://www.histarch.uiuc.edu/plymouth/ccflaw.html). (3) Es kann ebenfalls nicht den gringsten Zweifel geben, dass alles, was sich im angloamerikanischen Raum in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Natur- und Geisteswissenschaften (einschließlich der Philosophie) ab etwa 1530 bis ins 18. Jahrhundert abspielte, in außerordentlich starkem Maße von reformatorischem Gedankengut geprägt oder zumindest beeinflusst war. Das auszuklammern, wie Janneman es tut, ist absolut unwissenschaftlich. Dass er von Theologie- und Kirchengeschichte offensichtlich so gut wie nichts versteht und sich auch nichts sagen lassen will, ist unverzeihlich, wenn er darüber entscheiden darf, ob eine Textspende ganz oder teilweise abgelehnt wird, die sich mit dieser Thematik befasst. Seine Hinweise auf Bailyn, Middlekauf, Kessler u.a. stützen seine Thesen nicht, denn diese Historiker setzen in ihren Forschungsergebnissen zumindest stillschweigend Entwicklungen in der angloamerikanischen Welt voraus, die von reformatorischen Ideen zutiefst geprägt wurden. Beispielsweise konnte die Country Party, auf die Bailyn so stark abhebt, nur in Großbritannien entstehen, und zwar im Gefolge der englischen und schottischen Reformation, des Bürgerkriegs und der Glorious Revolution. Man muss sich zum Vergleich nur ansehen, welche politischen Zustände zur selben Zeit in Frankreich, Italien, Spanien, Porrtugal und Lateinamerika herrschten. (4) Ausgangspunkt der Entwicklung demokratischer Strukturen und der Glaubens- und Gewissensfreiheit in der Neuzeit waren die Entscheidungen, die von Luther und Calvin aufgrund ihrer Auslegung des Neuen Testaments getroffen wurden. Ich habe sie in meinem Textspendenangebot dargelegt. Hier nur noch einmal die wesentlichen Stichwörter: Trennung von Weltlichem und Geistlichem (Zwei-Reiche-Lehre), Einbindung der Laien in die Leitung der Kirche (Calvins Vierämterlehre; Gleichheitsgedanke), demokratische presbyterial-synodale Kirchenverfassung), Ansätze zu religiöser Toleranz bei Luther und vor allem bei den Taufgesinnten, theologisch begründete und bejahte "Verweltlichung der Welt" (W. Schweitzer), Säkularisierung des Staates. (5) Den von Janneman offenbar anvisierten absoluten Gegensatz zwischen reformatorischer Theologie und Frömmigkeit einerseits und der Betonung von Vernunft und Verstand ("die" Aufklärung) andererseits gab es nicht, nicht einmal im Puritanismus und Pietismus. Prominente Beispiele waren John Locke und Jonathan Edwards. (6) Die Eigenart der politischen Kolonialverwaltung der Engländer (bzw. Briten) wird besonders deutlich durch einen Vergleich mit der der Spanier und Portugiesen. Deren Könige entsandten Statthalter ("Vizekönige") in ihre Kolonien, die in ihrem Auftrag und nach ihren Anweisungen Land und Leute regierten. Aufs Engste verflochten mit den staatlichen Strukturen war die katholische Kirche. Die Päpste setzten in den neuen Gebieten Bischöfe ein, denen alle Priester, einschließlich der Ordensangehörigen (Dominikaner, Jesuiten u.a.), unterstellt waren. Sowohl die staatlichen als auch die kirchlichen Institutionen waren straff hierarchisch gegliedert. In diesem Umfeld konnten weder Demokratie noch Glaubens- und Gewissensfreiheit entstehen. (Daran änderten auch Bartolomé de las Casas und der Jesuitenstaat in Paraguay nichts.) Die Engländer hingegen überließen die Verwaltung ihrer Kolonien weitgehend den Siedlern selbst. Sehr ausgeprägt war dies in der Plymouth Colony der Fall, wo die Siedler mit dem Mayflower-Vertrag sogar ihr eigenes Grundgesetz schufen. William Penn durfte in seiner Eigenkolonie außer in der Außenpolitik alles selbst bestimmen. Dass er das auf äußerst verantwortungsvolle, freiheitliche, demokratische, in vielerlei Hinsicht geradezu moderne Weise tat, war reformatorisches Erbe. In den nordamerikanischen Kolonien der Engländer bildeten die Mitglieder der von Calvin geprägten oder beeinflussten Denominationen die große Mehrheit, auch zur Zeit der amerikanischen Revolution. Sie kannten in ihren Kirchengemeinden nichts anderes als ausgesprochen demokratisches Denken und Handeln. Das setzten sie auch im weltlichen Bereich um. Daran gibt es nichts, aber auch gar nichts zu deuteln. Und das muss in Wikipedia zum Thema "Geschichte der Demokratie" gesagt werden, wenn dieses Nachschlagewerk wissenschaftlichen Standards genügen will. Mit dieser Zielsetzung ist Wikipedia angetreten. (7) Ich bin gern bereit, mit Janneman oder einem anderen Wikipedia-Vertreter über Einzelheiten meiner Textspende zu reden. Aber sie als Ganze kommentarlos abzulehnen, ist neben anderem eine Unverschämtheit. Jannemans Entscheidung kann nur auf einer idelogischen Voreingenommenheit beruhen. Ich hatte im Zusammenhang mit Textspenden zur Theologie Calvins und zum Artikel "Synode" mit zwei Mitarbeitern von Wikipedia zu tun, die theologisch beschlagen sind. Ich appelliere an sie, sich in meine Kontroversen mit Janneman einzuschalten. Martin Wolfangel 16:57, 14. Dez. 2011 (CET)Beantworten

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Textspende 4

An die Mitlesenden der Kontroverse zwischen Janneman und mir. Wie ich Anfang Dezember 2011 schrieb, lehnte er nicht nur meinen Beitrag zur Geschichte der Demokratie ab, sondern zuvor auch schon den zur Geschichte des Kongregationalismus. Er ist in beiden Fällen der Ansicht, dass das von den Historikern, auf die ich mich berufe, Dargestellte, nicht dem aktuellen Forschungsstand enspreche. Die Kongregationalisten, die 1620 die Plymouth Colony und einige Jahre später die Massachusetts Bay Colony gründeten, hätten höchstens einen unbedeutenden "mentalitätsgeschichtlichen" Beitrag zum Entstehen demokratischer Strukturen geleistet. Diese seien erst durch die amerikanische Revolution geschaffen worden, und zwar unter dem Einfluss der Aufklärung. Als Beweis für seine These nannte Janneman die Bücher "Origins of American Politics" (1967) von Bernard Bailyn und Robert Middlekauff (1982): "The Glorious Cause: The American Revolution 1763-1789" (Oxford University Press. ISBN-13:9780-19-516247-9). In Letzterem stehe: "The political ideas of Americans in 1760 did not take their origins from congregational democracy or from revivalistic religion." Ich habe inzwischen die erweiterte und revidierte Ausgabe dieses Buches von 2005 gelesen. Das von Janneman verwendete Zitat (p. 51) ist aus dem Zusammenhang gerissen und belegt in keiner Weise seine Behauptungen. Es findet sich im zweiten Kapitel des Buches, das Middlekauff mit "The Children of the Twice-Born" (Die Kinder der Wiedergeborenen) überschrieben hat und in dem er die politische, demographische, wirtschaftliche und religiöse Situation vor dem Ausbruch der Revolution darstellt. (Um allen Lesern das Verstehen zu erleichtern, übersetze ich die Zitate. Ich kann den englischen Text jederzeit nachliefern.) "Vor 1760 regierten sich die Amerikaner fast völlig selbst" (p. 30). "Repräsentative Verwaltung (representative government) herrschte in allen dreizehn Kolonien. (...) In den Wahlbezirken waren fast alle weißen Männer wahlberechtigt" (p. 45). Im 17. und 18. Jahrhundert war die Einwohnerzahl Amerikas durch Einwanderer aus nord- und mitteleuropäischen Ländern und durch den Kauf von Sklaven stark angestiegen. Nahezu alle Einwanderer aus Europa gehörten zu protestantischen Kirchen. Middlekauff erwähnt Anglikaner, Kongregationalisten, Presbyterianer, Quäker, Lutheraner, Mennoniten, Dunker (niederländische Täufer), Böhmische Brüder (Moravians), deutsche und niederländische Reformierte. Auch einige Juden waren eingewandert. "Obwohl Amerikaner in die Revolte gegen Großbritannien auf verschiedene Art und Weise hineingingen, war ihre Religion wichtig für sie alle, wichtig selbst für die Lauwarmen und die Gleichgültigen. Die Religion war wichtig, weil sie mehr als alles andere die Kultur in Amerika prägte. Und so verschieden die Kolonien waren, besaßen sie doch eine gemeinsame Kultur - Werte, Ideale, eine Sicht der Welt und eine ihr entsprechende Antwort darauf -, eine gemeinsame Kultur, die die Amerikaner in der Krise des Aufruhrs und Kriegs zusammenhielt. Gewiss, die Kirchen in den Kolonien unterschieden sich voneinander. Aber was noch auffälliger war, waren die Ähnlichkeiten, die unter der Oberfläche lagen, nämlich die Leitung der Kirchen, die so sehr von Laien beherrscht wurde, dass sie eine kirchengemeindliche Demokratie darstellte. (...) Laien ergriffen die Leitung in Kirchen aller Art, sie mussten es tun, andernfalls hätten die Kirchen nicht existiert. Es gab keine (...) reichen Kirchengüter, nur wenige ausgebildete Geistliche und kaum Möglichkeiten, Geistliche zu rekrutieren oder auszubilden. Von der Gründung der Kolonien an übernahmen Laien die Schaffung von Kirchengemeinden. (...) Die Große Erweckungsbewegung erinnerte eine Generation an die Werte des reformierten Protestantismus, der zur Zeit der Gründung Amerikas vorherrschend gewesen war. Die Erweckungsbewegung belebte Werte neu, die sich am besten zusammenfassen lassen durch ihre stärkere Betonung individueller Erfahrung und die Schwächung der traditionellen kirchlichen Organisation. Zugleich bewirkte die Erweckungsbewegung eine Konzentration auf die Ethik und das richtige Verhalten, eine Sozialethik, die flexibel genug war, um sowohl die Rechte der Gemeinschaft als auch die Ansprüche des Individuums zu unterstützen. (...) Die Erweckungsbewegung, die soziale und geographische Mobilität sowie wirtschaftliche und demographisches Wachstum stärkten die kirchengemeindliche Demokratie. (...) Die politischen Ideen der Amerikaner des Jahres 1760 entsprangen nicht der kirchengemeindlichen Demokratie oder der Wiedergeburtstheologie. Die meisten amerikanischen Ideen waren Teil der großen Tradition der Commonwealthmen des 18. Jahrhunderts, der radikalen Whig-Ideologie, die aus einer Reihe von Aufständen im England des 17. Jahrhunderts - dem Bürgerkrieg, der Ausschlusskrise 1679-81 und der Glorious Revolution von 1688 - entstanden war. Kurz gesagt, die Theorie der Whigs beschrieb zwei Gefahren für die politische Freiheit: zum einen einen moralischen Verfall im Volk, der das Aufkommen böser und despotischer Herrscher ermöglichte, zum anderen die Übergriffe der Exekutive auf die Legislative, den immerwährenden Versuch der Macht, die Freiheit zu beseitigen, die eine Mischform der Regierung in Schutz nahm. Die amerikanische Revolution verdeutlichte, dass dieses politische Modell der radikalen Whigs sich tief in das amerikanische Denken eingegraben hatte. In Großbritannien akzeptierten nur die Dissenters am Rand der Gesellschaft die politischen Anschauungen der Whigs. Ihre breite Akzeptanz in Amerika ist als eine der Konsequenzen eines Ungleichgewichts in der politischen Struktur erklärt worden, die die Exekutive zwar rechtlich mit großen Machtbefugnissen ausstattete, die aber in Wirklichkeit wenig Autorität besaß" (pp. 50-51). Middlekauff stimmt dieser Erklärung, die Bernard Bailyn 1964 in "Origins of American Politics" gegeben hatte, zwar zu, schränkt sie aber stark ein. Die von Bailyn vorgetragene Interpretation "ist sicher teilweise richtig, aber genauso sicher ist sie zu simpel in ihrer Konzentration auf die Fakten der institutionellen Relationen. Die radikale politische Sicht der Whigs gewann weit verbreitete Akzeptanz in Amerika, weil sie die traditionellen Anliegen einer protestantischen Kultur wiederbelebte, die schon immer dem Puritanismus sehr nahe gestanden hatte. Dass moralischer Verfall die politische Freiheit bedrohe, war für Menschen keine Überraschung, deren Väter aus England geflohen waren, um der Sünde zu entkommen. Die Wichtigkeit einer tugendhaften Lebensführung, von Genügsamkeit, Fleiß und Berufung durch Gott lag im Zentrum ihrer ethischen Wertvorstellungen. Ein arroganter Herrscher und die Gefahr sittlichen Verfalls, ausgelöst durch untätige, nutzlose Beamte oder Platzhalter, waren die Hauptgründe, weshalb die Väter der damaligen amerikanischen Generation ins Exil gegangen waren. Denn die Werte der Commonwealthmen des 18. Jahrhunderts hatten zuvor die des 17. Jahrhunderts inspiriert. (...) Die radikale Whig-Ideologie des 18. Jahrhunderts überzeugte deshalb die Amerikaner, weil sie seit dem 17. Jahrhundert ihre Kultur durchdrungen hatte. Die Generation von Menschen, die die Revolution machten, waren die Kinder der wiedergeborenen Christen, die Erben dieser religiösen Tradition aus dem 17. Jahrhundert. George Washington, Thomas Jefferson, John Adams, Benjamin Franklin und viele ihrer Anhänger mögen keine Menschen gewesen sein, die von religiöser Leidenschaft bewegt waren. Aber alle waren geprägt von den ethischen Wertvorstellungen eines leidenschaftlichen Protestantismus. Sie vermochten dieser Kultur nicht zu entfliehen, sie versuchten es nicht einmal. Sie waren erfüllt von einer amerikanischen Ethik, die alle ihre Vorstellungen von Politik färbte. Nach 1760 sahen sie sich einer politischen Krise gegenüber, die diese Vorstellungen einer schmerzhaften Probe unterzogen. Ihre Antwort - das Handeln von Männern, die fühlten, dass die göttliche Vorsehung sie für große Ziele ausgesondert hatte - gab der Revolution viel von ihrer Intensität und viel von ihrem Idealismus" (p. 52). An dieser Darstellung Middlekauffs sind mehrere Punkte hervorzuheben. (1) Es gab in allen Kolonien seit dem 17. Jahrhundert demokratische Regierungsstrukturen, sowohl auf der kommunalen und regionalen Ebene (villages, towns, cities, counties) als auch solche, die für die Kolonie als Ganze verantwortlich waren. Beispielsweise hatte Rhode Island "eine Verfassung aus dem 17. Jahrundert, die praktisch eine unabhängige Regierung schuf" (p. 100). In Connecticut und Rhode Island wurden noch zu Beginn der Revolution die Gouverneure nicht vom Mutterland eingesetzt, sondern von den Bürgern gewählt (p. 46). Die Empörung der Amerikaner, die zu Aufruhr und Krieg führte, war gerade dadurch ausgelöst worden, dass Georg III., sein Ministerium und das britische Parlament demokratische Freiheitsrechte, die die Siedler seit Beginn der Kolonien hatten, durch die neuen Steuergesetze aufhoben, genauer: aufheben wollten. Die Amerikaner pochten auf ihr konstitutionelles Recht, Steuern nur zahlen zu müssen, wenn sie zuvor ihre Zustimmung gegeben hatten. Dass der König und das britische Parlament ihnen dies verweigerten und darauf bestanden, "ausnahmslos alles" in den Kolonien bestimmen zu können, verstanden sie als eine "Verschwörung", deren Ziel es sei, sie zu "versklaven" (enslave) (pp. 81, 84, 123 und passim). Man weiß von Thomas Jefferson, dass er sich bei der Ausarbeitung der Unabhängigkeitserklärung intensiv mit der Geschichte der Kolonien beschäftigte. "Jefferson erfasste diese nationale Entwicklung in ihrem ganzen Ausmaß. Er argumentierte, dass Amerika mit der ersten Siedlung im 17. Jahrhundert als ein freies Volk entstanden war" (p. 338). Damit ist Jannemans Behauptung, in Amerika gebe es Demokratie erst seit der Revolution, widerlegt. (2) Die "kirchengemeindliche Demokratie" (congregational democracy), die von Laien geschaffen und von ihnen getragen wurde und die selbst in der anglikanischen Kirche stark war (p. 634), war ein zentraler Bestandteil der amerikanischen Kultur. Sie bestand in den Kolonien von Anfang an. Die ersten Siedler hatten sie aus England, Schottland und Nordirland mitgebracht. Die amerikanischen Protestanten lernten in ihren Kirchengemeinden, dass Demokratie funktioniert und wie sie funktioniert. Dieses selbstbewusste Auftreten von Laien war durch Calvins Kirchenverfassung von 1541 (Vierämterlehre) und letztlich durch Luthers Lehre vom "allgemeinen Priestertum aller Gläubigen" ermöglicht worden. Wer Kirchengemeinden gründen und leiten kann, vermag auch die weltlichen Angelegenheiten seiner Kommune, seines Counties und seiner Kolonie zu verwalten. Die Presbyterianer und die anderen Reformierten hatten zudem über die örtliche Kirchengemeinde hinaus mit ihren Synoden regionale, durch Wahlen entstandene repräsentative Kirchenorganisationen geschaffen (p. 47). Auch die Lutheraner und andere Denominationen schlossen sich zu Synoden zusammen. (3) Middlekauff stellt fest, dass die politischen Ideen in Amerika um 1760 nicht aus der "congregational democracy" und der Theologie der Erweckungsbewegung (ab etwa 1740) erwuchsen, sondern aus der radikalen Whig-Ideologie. Aber er verknüpft diese Ideologie mit dem "reformierten Protestantismus" (reformed Protestantism), also dem Protestantismus, der von Calvins Denken geprägt war und dem Puritanismus des 17. Jahrhunderts nahestand. Die kirchengemeindliche Demokratie, die Erweckungstheologie, die Ideen der Commonwealthmen und deren intellektuellen Anreger hatten eines gemeinsam: Sie entstammten derselben religiös-geistigen Kultur des englischen und schottischen Protestantismus. Die Commonwealthmen des 17. Jahrhunderts bezogen sich auf prominente Vordenker wie John Milton und John Locke. Ihre Nachfolger im 18. Jahrhundert passten die politischen Ideen den neuen Gegebenheiten an. In dieser Gestalt war ihr Einfluss in Amerika stärker als der Lockes. Sie forderten eine "gemischte Regierungsform" (mixed government), bestehend aus Monarchie, Aristokratie und Demokratie, denn nur diese könne die Freiheit der Menschen gewährleisten (p. 136). Der Presbyterianer Milton war während des englischen Commonwealth der engagierte Mitarbeiter Oliver Cromwells. In ihm "verkörpern sich alle Toleranzmotive der Zeit in großartiger Einheit. Gewissensfreiheit war ihm christliches und protestantisches Urprinzip und Grundlage aller bürgerlichen Freiheiten. Darum forderte er über Cromwell hinaus völlige Trennung von Staat und Kirche" (Heinrich Bornkamm: Toleranz. In der Geschichte des Christentums. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Band VI, Sp. 942). Außerdem setzte sich Milton für die Pressefreiheit ein, die 1694 in England und seinen Kolonien eingeführt wurde, eine Frucht der Glorious Revolution. John Lockes gesamtes politisches Denken - Gleichheit, Toleranz, Rede- und Pressefreiheit usw. - gründet in seinen "protestantisch-christlichen Annahmen" und ist von ihnen nicht zu trennen (Jeremy Waldron (2002): God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke's Political Thought. Cambridge University Press. ISBN 0 521 89057 8, p. 13). Eine "gemischte Regierungsform" hatte schon Calvin für die beste gehalten, um die Freiheit der einfachen Menschen, das Grundanliegen von Calvins Staatstheorie, zu sichern. Sie sollte aus Aristokratie und Demokratie zusammengesetzt sein. Die Monarchie schloss Calvin aus. Für ihn hatte die geschichtliche Erfahrung gelehrt, dass Könige so gut wie immer bestrebt sind, alle staatliche Macht - Legislative, Exekutive und Judikative - in ihrer Hand zu vereinen, zum Schaden ihrer Untertanen. Um einen solchen Missbrauch der Macht zu verhindern, plädierte Calvin zudem für ein System einander zugeordneter Regierungsorgane, die sich gegenseitig ergänzen und kontrollieren. Dieses Prinzip wurde später Gewaltenteilung (checks and balances) genannt. Calvin kannte die einzigartigen Vorzüge der Demokratie: "Es ist ein unschätzbares Geschenk, wenn Gott es erlaubt, dass ein Volk die Freiheit hat, Oberhäupter und Obrigkeiten zu wählen" (Jan Weerda: Calvin. In: Evangelisches Soziallexikon, 3. Aufl., 1958, Sp. 210). Damit war in Calvins Staatstheorie schon vieles Bahnbrechende, das sich ab dem 17. Jahrhundert im angloamerikanischen Raum an politischer Entwicklung abspielte, vorweggenommen. In ihrer Revolution gingen die Amerikaner über Calvin und die Commonwealthmen hinaus, indem sie nur noch die Demokratie gelten ließen. Es gab in ihrem Land weder einen erblichen Adel noch einen Monarchen (p. 638). Dass die Amerikaner beides verwarfen, hatte viel mit Thomas Paine und seiner Schrift "Common Sense" zu tun. "Nach Paine hatte die Monarchie einen heidnischen Ursprung. Sie war vom Teufel eingerichtet worden, um den Götzendienst zu propagieren. Thomas Paines Worte wurden von den Amerikanern gern aufgenommen. Sie waren eine Kirche der Bekehrten, und er gab ihnen genau das, was sie hören wollten. Sechs Monate nachdem sein Aufsatz erschienen war, erklärten sie ihre Unabhängigkeit, wobei sie auf die Gesetze der Natur und den Gott der Natur verwiesen" (p. 4). In Kapitel 24 kommt Middlekauff noch einmal auf die Rolle amerikanischer Kirchen in der Revolutionszeit zurück ("The Children of the Twice-Born in the 1780s"). In Virginia, um nur ein Beispiel zu nennen, war die anglikanische Kirche, die sich jetzt Episcopalian Church nannte, Staatskirche (established church). Das bedeutete unter anderem, dass auch alle Nichtmitglieder dieser Kirche in Virginia Steuern an sie zu zahlen hatten. Die Dissenters, insbesondere Presbyterianer und Baptisten, forderten, der Staat habe sich in religiöse Angelegenheiten nicht einzumischen. Deshalb müsse das Staatskirchentum aufgehoben werden (disestablishment). Das geschah trotz heftigen Widerstands im Jahr 1786, als die Religionsfreiheit gesetzlich festgelegt wurde (pp. 634 f). Und die Aufklärung? Middlekauff verwendet den Begriff "Enlightenment" lediglich zweimal, während er von Protestantismus, Puritanismus, Religion und den einzelnen protestantischen Kirchen gewiss dreißig- bis vierzigmal spricht. Damit sind die Gewichte verteilt. Das erste Mal taucht der Begriff Enlightenment bei der kurzen Charakterisierung von James Wilson auf, der im Conventional Congress eine nicht unwichtige Rolle spielte. Er war ein überzeugter Anhänger der "schottischen Aufklärung" (Scottish Enlightenment) (p. 645). Das zweite Mal erscheint der Begriff im Zusammenhang mit der Beurteilung, die Middlekauf der Verfassung der Vereinigten Staaten gibt. Die Diskussion um Macht, Freiheit, Rechte, um praktisch alles, was im 18. Jahrhundert zur republikanischen Staatsform gesagt worden sei, habe das "beste an Aufklärungsideen" herausgekehrt (p. 684). Ideengut der Aufklärung ist in Middlekauffs Darstellung zweifellos anwesend, vor allem dann, wenn er von "law(s) of nature" oder "fundamental law" spricht, also vom Naturrecht (pp. 4, 125 und passim). Das Naturrechtsdenken war genauso wenig eine Erfindung der Aufklärung, wie Demokratie und Religionsfreiheit es waren. Es geht zurück bis in die griechisch-römische Antike. Zum Beispiel begründete und legitimierte Aristoteles die Sklaverei aus dem Naturrecht (Jeremy Waldron, ibid., p. 199). Naturrechtliche Vorstellungen gelangten über die Stoa und die Kirchenväter in die mittelalterliche Theologie und Philosophie. Von den Reformatoren gestanden vor allem Melanchthon und Calvin dem Naturrecht im Rahmen der "natürlichen" Theologie eine gewisse Berechtigung zu, allerdings nur sehr am Rande. Aber Anfang des 17. Jahrhunderts rückten naturrechtliche Auffassungen in der lutherischen und reformierten Orthodoxie mehr und mehr ins Zentrum der Theologie und erst recht der Philosophie. Jedoch war es für den Reformierten Hugo Grotius, den Lutheraner Samuel Pufendorf und den Anglikaner mit puritanischen Wurzeln John Locke selbstverständlich, dass der Inhalt des Naturrechts mit den biblischen Rechtsvorstellungen, vor allem denen des Dekalogs, identisch ist (vgl. H. Hohlwein: Pufendorf, Samuel. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. V, Sp. 721; Jeremy Waldron, ibid., pp. 45-46). Dadurch legten sie das Naturrecht, das prinzipiell äußerst vieldeutig ist, inhaltlich fest. Für diese Denker ist Natur nicht etwas, das aus sich selbst entstanden ist oder immer schon da war und sich selbst erhält. Natur ist vielmehr geschaffene Wirklichkeit, geschaffen von dem im Alten und Neuen Testament bezeugten Gott und von ihm im Dasein gehalten. Der Dekalog (2. Mose 20) stellt Leben, Ehe, Eigentum und den guten Ruf (Ehre, Würde) des Menschen unter Schutz. Das übernahmen die Naturrechtsphilosophen. Daneben war ihnen die theologische Imago-Dei-Lehre außerordentlich wichtig. Locke leitete aus 1. Mose 1, 28 die Gleichheit der Menschen, einschließlich der Gleichheit von Mann und Frau, ab (Waldron, ibid., pp. 24 ff). Und für die Nächstenliebe, die für Lockes Denken zentral war, verwies er auf die Geschichte vom barmherzigen Samariter (Lukas 10, 25-37) und auf andere Bibelstellen wie Matthäus 25, 31-46 (Waldron, ibid., p. 230). In diesem Sinne beriefen sich die Amerikaner des 18. Jahrhunderts auf "die Gesetze der Natur und auf den Gott der Natur" (the laws of nature and nature's God) zur Rechtfertigung ihrer Revolution. "Die Gesetze der Natur und die universale Ordnung der Dinge" fassten alle Dinge in sich zusammen und wiesen ihnen ihren Platz im Kosmos zu. "Diese Ordnung nahm ihren Anfang mit einer Macht, die größer war als der Monarch - sie begann mit Gott. Fast alle Amerikaner - von den Calvinisten in Neuengland, die die Bibel nach dem Willen Gottes durchforschten, bis zu den Rationalisten in Virginia, die die göttliche Mechanik in der Natur studierten - waren sich darin einig, dass alles seinen Platz in einer von der Vorsehung geschaffenen Ordnung hatte. Die göttliche Vorsehung ordnete die größten und die kleinsten Ereignisse im Leben der Menschen; die Vorsehung regierte die Vorgänge im Universum, von den Bewegungen der Planeten bis zum Flug eines Vogels. (...) Das Ziel des Lebens war immer noch die Verherrlichung Gottes" (Middlekauff, ibi., pp. 4-5). Aufklärung und christlicher Glaube war für diese Menschen kein Widerspruch, sondern bildeten eine Einheit, wenn auch die einen die Akzente ein wenig anders setzten als andere. Middlekauff erlaubt dem Leser an einigen Stellen einen kurzen Blick auf George Washingtons persönliche Religiosität. Eine seiner "tiefen Überzeugungen" war, das "Instrument der Vorsehung in diesem Kampf" zu sein (p. 302). Als General befahl er seinen Soldaten das "pünktliche Erscheinen zu den Gottesdiensten, um den Segen des Himmels für die Mittel und Wege zu unserer Sicherheit und Verteidigung zu erbitten" (p. 308). In einer hochemotionalen Szene im Dezember 1783 gab Washington dem Second Continental Congress seine Bestellung zum Oberkommandierenden der Revolutionsstreitkräfte zurück. Am Schluss seiner Rede befahl er "die Interessen unseres geliebten Landes dem Schutz des allmächtigen Gottes und jene, die das Land führen, seinem heiligen Beistand" (p. 605). John Adams aus Massachusetts war einer der führenden Köpfe der Revolution und zweiter Präsident der Vereinigten Staaten. Sein "Verhaltenskodex" war "weitgehend puritanisch". "Obwohl er Ehre, Wohlstand und Bildung schätzte, glaubte er doch, dass Frömmigkeit und Tugend wichtiger seien" (p. 246). Sein etwas jüngerer Cousin Samuel Adams war "streng calvinistisch" (p. 165). (nicht signierter Beitrag von Martin Wolfangel (Diskussion | Beiträge) 16:30, 25. Jan. 2012 (CET)) Beantworten

Textspende 5

Mehr Einzelheiten zum Entstehen der Demokratie und der Religionsfreiheit in den englischen Kolonien im 17. Jahrhundert als Middlekauffs Buch bietet das 2002 erschienene Werk "The Story of America: Freedom and Crisis from Settlement to Superpower" der renommierten amerikanischen Historiker Allen Weinstein und David Rubel (DK Publishing, Inc. ISBN 0-7894-8903-1). In der ersten englischen Kolonie in Amerika, Virginia, wurde 1619 "eine repräsentative Verwaltung (representative government) eingerichtet - die erste in der Neuen Welt -, und jährliche Zusammenkünfte wurden vereinbart. Sie bestand aus 22 Männern, zwei aus jeder von Virginias elf Plantations oder Counties. Das House of Burgesses trat eine volle Woche lang zusammen, es war als House of Commons dem Gouverneur zugeordnet, seine Ratsversammlung bildete das House of Lords. (...) Etwas Derartiges hatte es in einer spanischen, französischen oder portugiesischen Kolonie noch nie gegeben. (...) Durch die geographische Lage vom Einfluss der Krone entfernt (...) entstanden demokratische Institutionen" (pp. 47-48). Im Zusammenhang mit dem Entstehen der beiden Kolonien in Massachusetts gehen die beiden Historiker auf einige wesentliche Punkte der Theologie Luthers und Calvins ein, die das Glauben, Denken und Handeln der Puritaner und Separatisten prägten (p. 56). (Letztere waren Kongregationalisten, die sich völlig von der Kirche von England getrennt hatten.) Die Separatisten, die 1620 die Plymouth Colony gründeten, verfassten den Mayflower-Vertrag, um allen, die an Bord der "Mayflower" waren, "zu versichern, dass sie in der neuen Kolonie fair behandelt werden würden. Nach dem Vorbild der Kirchenverträge (church covenants), die die Separatisten bei der Gründung neuer Gemeinden verwendeten, bekannte sich dieses Dokument zur fortdauernden Loyalität gegenüber der Krone und legte gleichzeitig die Basis für eine unabhängige bürgerliche Regierung" (p. 61). Anders als die Separatisten blieben Puritaner Mitglieder der Kirche von England, wollten sie aber von allen "katholischen" Strukturelementen "reinigen" (purify) (p. 57). Die Puritaner, die 1629 die Massachusetts Bay Colony ins Leben riefen, waren auf das Leben in der Wildnis viel besser vorbereitet als die Kolonisten in Virginia und der Plymouth Colony. Ihre "puritanische Arbeitsethik (Puritan work ethic) war stark, und es gab viele Arbeitskräfte. Die Mischung aus Landwirten, Handwerkern, Kaufleuten, Juristen, Geistlichen und anderen Berufen gab jeder neuen Siedlung in Massachusetts (und ihre Zahl stieg schnell) eine nutzbringende Mannigfaltigkeit. (...) Beim Aufbau der Verwaltung dieser Siedlungen griffen die Puritaner auf ihre religiösen Grundsätze zurück. Regieren wurde als die Aufgabe betrachtet, die eingeborene Sündhaftigkeit der Menschen einzuschränken. Die königliche Gründungsurkunde, die die Massachusetts Bay Company ausgestellt hatte, sah einen Gouverneur, einen stellvertretenden Gouverneur und 18 Assistenten vor, die viermal im Jahr von den Aktionären der Company in einer Vollversammlung (General Court) gewählt werden sollten. Diese Beamten hatten die Aufgabe, die Angelegenheiten der Kolonie zu regeln, Gesetze zu erlassen, Gesetzesverstöße zu bestrafen, Grund und Boden zuzuteilen und auf andere Weise das Leben in Massachusetts zu leiten." Der wohlhabende Rechtsanwalt John Winthrop, der 1630 in die Kolonie kam, hatte alle Aktien der Company in England aufgekauft, so dass vom Mutterland aus weder die Company noch der König oder das Parlament einen Einfluss auf die Verwaltung der Kolonie hatten (p. 59). Wahlberechtigt waren die "freemen", erwachsene Männer, die Mitglieder der kongregationalistischen Gemeinde waren und einen guten Ruf hatten. Jede Siedlung (town) wählte Repräsentanten in den General Court, der "sich zu einer gesetzgeberischen Institution entwickelte, die mit dem House of Burgesses in Virginia vergleichbar war" (p. 62). Allerdings wurde dort der Gouverneur vom König eingesetzt, während in der Massachusetts Bay Colony die Freemen einen Mann aus ihrer Mitte wählten. Das war elfmal John Winthrop. Die Kolonie war wie die benachbarte Plymouth Colony bis zu ihrer Zusammenlegung 1691 de facto eine repräsentativ-demokratisch regierte Republik ("self-governing", p. 59), eine identiäre Demokratie, in der Regierende und Regierte identisch waren. Allerdings hatten Frauen, die wenigen Sklaven und auch nicht alle weißen Männer das Wahlrecht. "Nach seinem Übertrittt zum Katholizismus (1625) machte sich George Calvert, der erste Baron Baltimore, daran, in Amerika eine Zufluchsstätte für Katholiken zu schaffen, die in ihrem Heimatland unterdrückt wurden." Nach seinem Tod richteten seine beiden Söhne die Eigenkolonie Maryland ein. Sie erlaubten auch Protestanten dort zu siedeln. 1649 wurde der Act of Toleration erlassen. Als bald darauf die Protestanten die Mehrheit der Siedler stellten, wurde dieses Gesetz widerrufen, 1657 aber wiederhergestellt (p. 45). Später waren fast alle Gouverneure protestantisch. Der kongregationalistische Pfarrer Thomas Hooker gründete zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter 1636 Hartford in Connecticut. In dieser Kolonie waren bereits zuvor einige andere Siedlungen entstanden. Im Jahr 1639 verfassten Repräsentanten dieser Siedlungen die "Fundamental Orders of Connecticut, einen Vertrag, den einige Historiker als die erste amerikanische Verfassung bezeichnet haben, die sich auf die Zustimmung der Regierten gründete. Der Vertrag war der Regierungsform von Massachusetts sehr ähnlich, außer dass er keine religiöse Prüfung für den Status als Freeman vorsah" (p. 62). Der Theologe Roger Williams gründete mit einigen Freunden 1636 die Siedlung Providence auf Rhode Island. "Da Williams keine koloniale Gründungsurkunde (charter) hatte, entwarf er stattdessen einen Vertrag, der allen Einwohnern von Providence das Wahlrecht gab, unabhängig von ihren religiösen Überzeugungen. Dissenters waren willkommen, und das Recht auf freie Religionsausübung wurde gewährleistet." Diese Rechtsform wurde 1644 vom englischen Parlament (unter Cromwell) durch eine Gründungsurkunde bestätigt (p. 63). Die Eigenkolonie Pennsylvania war eine Gründung des Quäkers William Penn. Er startete 1681 in England und auf dem europäischen Kontinent eine Werbekampagme für die Kolonie. Da Penns "Zuteilung von Grund und Boden großzügig war und da sie die Zusage religiöser Freiheit und einer repräsentativen Regierung einschloss, folgten Tausende Menschen seinem Aufruf. Viele von ihnen waren keine Quäker. 1682 überquerte Penn den Atlantik mit einigen der ersten Siedler. Diese Bauern und Handwerker kamen sowohl aus Irland, Wales, Holland und Deutschland als auch aus England. Sie machten Pennsylvania zu einer wahrhaft kosmopolitischen Zufluchtsstätte für Dissenters. 1700 hatte die Quäker-Hauptstadt Philadelphia zehntausend Einwohner. Kurz danach übertraf Philadelphia Boston als die bevölkerungsreichste Stadt in Nordamerika" (p. 58).

Robert Middlekauff, Allen Weinstein, David Rubel und die von mir bereits in einem früheren Diskussionsbeitrag genannten Historiker Clifton E. Olmstead, Nathaniel Philbrick, Christopher Fennell, E.J. Carter, Philip Brooks, James Ernst, Edwin S. Gaustad, Hans Fantel, Bonamy Dobrée, James Deetz, Patricia Scott Deetz, Stephen Waldman und J.H. Smylie sind sich neben vielem anderen in drei Punkten einig: Es gab in den englischen Kolonien in Nordamerika von Anfang an demokratische Regierungsstrukturen und in einigen von ihnen zudem Religionsfreiheit. Beides war aus den protestantischen Überzeugungen der großen Mehrheit der Siedler erwachsen. Auch der Forschungsbericht Hanover Historical Texts Project (http://history.hanover.edu/texts/masslib.html) bestätigt dies. Daraus folgt, dass es für Wikipedia keinen wissenschaftlichen Grund gibt, meine beiden Textspendenangebote abzulehnen. Wenn sie zu lang sind, bin ich gern bereit, sie zu kürzen. Wenn in einem Wikipedia-Artikel die "Geschichte" des betreffenden Lemmas angekündigt ist, hat der Nutzer das Recht, sämtliche wichtigen Weichenstellungen und Entwicklungslinien dieser Geschichte zu erfahren. Eine mehr oder weniger zufällige Auswahl einzelner historischer Punkte ist unangemessen, da unwissenschaftlich. Das ist im Artikel "Kongregationalismus" der Fall, wo lediglich vermerkt wird, dass ein Teil der englischen Kongregationalisten nach Amerika ausgewandert sei. Dabei war es gerade der amerikanische Zweig dieser Kirche, der zusammen mit Baptisten, Quäkern, Anglikanern, Presbyterianern, anderen Reformierten und Lutheranern nicht nur die Entwicklung Amerikas, sondern die der ganzen Menschheit voranbrachte. Von heute aus gesehen, hatte John Winthrop durchaus Recht, als er von der "city upon a hill" sprach. "The eyes of all men are upon us" (Weinstein and Rubel, ibid., p. 59). Thomas Paine, der wahrlich kein Puritaner war, nahm dieses Thema auf. Für ihn und die meisten Amerikaner seiner Zeit war die amerikanische Revolution ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung: "Wir haben es in unserer Macht, die Welt neu beginnen zu lassen" (Middlekauff, ibid., p. 325). Weinstein und Rubel zeichnen den Weg Amerikas von Columbus und den ersten englischen Siedlungen bis zum Aufstieg der Vereinigten Staaten zur "Supermacht" nach. Middlekauff hat nachgewiesen, wie sehr die amerikanische Revolution in den religiös-kulturellen Werten der frühesten Kolonialzeit verwurzelt war. - Der jetzige Demokratie-Artikel enthält riesige Lücken. Dass er ausgerechnet die Verfassung der Irokesen erwähnt und auf dieselbe Stufe stellt wie John Locke, ist ein schlechter Witz. Auf fast 700 Seiten nennt Middlekauff zwar die Irokesen ein paarmal, aber nur als Verbündete der Briten, d.h. als militärische Gegner der Amerikaner. Von ihrer Verfassung, die angeblich die amerikanische Verfassung beeinflusst haben soll, keine Spur, auch nicht bei Weinstein and Rubel. Martin Wolfangel 16:30, 25. Jan. 2012 (CET)Beantworten

Diese langen, ungegliederten Texte kann kaum jemand mehr wirklich sinnvoll nachvollziehen. Die Diskussionsseiten sind auch nicht als Forum gedacht, sondern zur gezielten Diskussion, ohne in zig Kilometer Text auszuarten. Es wäre m. E. sinnvoll, hier strikt zu kürzen und den Rest ins Archiv zu verschieben. Bitte auf den Kern konzentrieren, danke. --Benowar 16:19, 1. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Ergänzung

Der Artikel behandelt im historischen Teil einseitig die griechisch-römische Demokratie. Die germanische Tradition der Demokratie wird komplett ignoriert. Die Wikipedia-Artikel "Germanisches Recht" und "Germanische Demokratie" sollten für eine Ergänzung hilfreich sein. The Tramp (nicht signierter Beitrag von Tramp53 (Diskussion | Beiträge) 21:06, 6. Feb. 2012 (CET)) Beantworten

Irrationale und ignorante Wähler

Ist dieser Abschnitt für den Artikel Demokratie wirklich nötig? Rationale und interessierte Wähler sind doch sicherlich noch die etwas größere Gruppe.

Ein Parteigründer oder nur engagierter Bürgerrechtler muss bestimmt auch kein Wähler sein, der nur seinen Lokalabgeordneten und die Partei kennt, die er wählen darf.

Der ganze Abschnitt verkauft den "irrationalen Wähler" als wäre das eine bestimmte Art Mensch. Der letzte Absatz ist auch ziemlich POV, fängt an mit "Zur Lösung der Demokratieprobleme" und liefert dann drei Systeme die eigentlich aber nur die Demokratieabschaffung über die Delegation der Entscheidungen nach oben fordern.

Der ganze Abschnitt gehört wenn überhaupt, in den Artikel Wahl oder Wählergruppe, jemand Einwände? --IrrtNie 06:55, 25. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Hab den Absatz jetzt erst mal entfernt, kann nach Bedarf oder überarbeitet ja vielleicht noch anderwertig verwendet werden. --IrrtNie 01:16, 28. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Revert: Hab den Abschnitt wieder reingesetzt und einen entsprechenden Überarbeiten-Baustein gesetzt, weil 1. der Abschnitt durch entsprechende Einzelnachweise belegt ist – er beinhaltet zudem ein Zitat –, 2. man gewöhnlich unter einer Auslagerung das Auskommentieren mittels <!-- xxx --> versteht (jedenfalls dann, wenn der auszulagernde Abschnitt nicht im Gegenzug anderswo eingebaut wird), wenn keine zwingenden Gründe dagegen sprechen und 3. die Entfernung bzw. „Auslagerung“ schließlich nicht abschließend ausdiskutiert worden ist, geschweige haben sich bislang andere Autoren dazu zu Wort gemeldet. In deinem Beitrag konnte ich keine Gründe erkennen, die eine unbedingte Löschung rechtfertigen können, im Gegenteil: du berufst dich auf POV, bringst aber selbst keine Literaturnachweise, die deine Ausführungen haltbar untermauern. Daher muss bei solch langen Abschnitten ein Baustein vorerst reichen.
Nach drei Tagen (!) darfst du hier nicht gleich eine Reaktion erwarten. Mindestens 2 Wochen sollte bei prominenten Artikeln im Sinne der Überarbeitung und Fairness auf Antworten gewartet werden, nach besser 1 Monat Fristwahrung kann über eine Entfernung nachgedacht werden. --Benatrevqre …?! 10:04, 28. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Der letzte Absatz lautete:
Zur Lösung der Demokratieprobleme gibt es seitens Bryan Caplan den Ansatz, mehr Entscheidungen aus der öffentlichen in die private Sphäre zu verlagern. Robin Hanson schlägt eine Futarchie vor, in der mehr Entscheidungen auf Prognosemärkten getroffen werden. Der Philosoph Jason Brennan befürwortet eine moderate Epistokratie, in der das Wahlrecht ausreichend kompetenten Bürgern vorbehalten wird.
Man kann den Wikipedia Artikel jedoch selbst entnehmen, das es sich kaum um Demokratiemodelle handelt. Bryan Caplan das Cover seines Buches "The Myth of the Rational Voter" war eine Herde Schafe, spricht von einer Auslagerung der Entscheidungen an Ökonomen anstelle der irrationalen Wähler.
Die Futarchie hingegen schlägt vor demokratische Entscheidungsprozesse an Spekulanten an einer Art Börse auszulagern, ähnlich wie die Epistokratie nur an eine Klasse von Philosophen.
Das meinte ich mit POV. Theoretisch kann man jetzt nämlich auch noch den Nationalsozialismus erwähnen, feudale Systeme oder sonstige "Zur Lösung der Demokratieprobleme"
denn es gibt ja, Zitat:
"Empirische Befunde zur Ignoranz von Wählern seit Jahrzehnten" usw.
Der ganze Abschnitt fasst zur Lösung der Demokratieprobleme nur Möglichkeiten aus einer bestimmten Schule von US-Autoren zusammen. Das scheint mir einseitig, anmaßend und auch nicht sehr passend für den Artikel "Demokratie". Dieser irrationale subjektiv aber kaum fassbare Wähler sollte wenn überhaupt weiter im Abschnitt Wahl oder Wähler besprochen werden und nicht hier als Aushängeschild für was auch immer.
Da ich allerdings nicht glaube, das ihn dort jemand haben will, konnte ich den Absatz erst mal nur löschen, die Auslagerung bleibt anderen vorbehalten. Wenn er hier weiter stehen bleiben soll, sollte man hingegen vielleicht nochmal die Relevanz der irrationalen Wähler für die Demokratie klären.
Gehören z.B. alle Wähler der Grünen oder Linken, FDP auch dazu? Was sagen die empirischen Studien dazu? -_- --IrrtNie 13:57, 28. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Demokratie in Vereinen

Wenn ich nichts übersehen habe, fehlt das im Artikel. Vgl. "Unsere LiteratuRrecherche ergab, dass der Verein trotz gRoßer gesellschaftlicher Bedeutung in der Organisationssoziologie einen vernachLässigten Gegenstand darstellt." auf http://wiki.soziologie.uni-muenchen.de/organisation/dokuwiki/doku.php?id=inhalt:2_mitgliederdemokratie:b_verein:verein

Ich rege an, dass das Thema zumindest kurz erwähnt wird. Ich habe den Eindruck, dass die Frage von Vereinsdemokratie durchaus ganz wichtig ist und dass es auch so manches Problem damit gibt. Bei der GEMA fragt man sich z.B., ob die Aufteilung in Vielverdiener (können abstimmen) und andere evtl. zu einer Vernachlässigung der Interessen der anderen führt. Vor kurzem habe ich in einer Vereinssatzung gefunden: "Die Bundesversammlung stimmt in der Regel offen ab. Eine Übertragung von Stimmen ist nicht zulässig. Nichtteilnahme an der Bundesversammlung bedeutet Stimmverzicht." Was bedeutet, dass man nur über die Angelegenheiten der Vereinigung abstimmen kann, wenn man durch Deutschland reist und dabei weit mehr ausgibt als an Mitgliedsbeitrag zu zahlen ist... (nicht signierter Beitrag von Lu_Wunsch-Rolshoven (Diskussion | Beiträge) )

Zitat: Mit der Machtergreifung 1933 brauchte Hitler sie nicht abzuschaffen, vielmehr wurde ihr demokratischer Gehalt in der Hitler-Diktatur durch die NS-Gesetzgebung völlig vernichtet. So kam es, dass der Staat als Republik weiterbestand, die Regierungsform der Demokratie aber, die Hitler bekämpft hatte, durch eine totalitäre Diktatur abgelöst wurde.

Der Begriff "Machtergreifung" ist historisch falsch. Da Hitler und die NSDAP durch Wahl an die Macht kam, spricht man heutzutage korrekterweise von "Machtübernahme."-- 31.16.68.226 20:34, 21. Mär. 2012 (CET)Beantworten

Nein, selbst dann ist der Ausdruck deswegen ganz sicherlich nicht historisch falsch, weil a) sich wählen lassen und Macht ergreifen sich nicht gegenseitig ausschließen und b) Hitlers Regime seine Macht erst nach und nach bis 1934 konsolidiert hatte. Der Begriff „Machtergreifung“ ist genauso in der Fachliteratur gebräuchlich, wo man es nachlesen kann, gleichwohl der Wortgebrauch von „Machtübernahme“ enzyklopädisch empfehlenswerter ist.--Benatrevqre …?! 00:34, 22. Mär. 2012 (CET)Beantworten

Ist das demokratisch?

Selbständig darf ich keinen Abschnitt ergänzen, mein Diskussionsvorschlag vom Februar wird völlig ignoriert und nicht eines Satzes der Kritik für würdig befunden. Unter "Mitmachen" verstehe ich etwas anderes. Also noch ein letzter Versuch:

Der Artikel behandelt im historischen Teil einseitig die griechisch-römische Demokratie. Die germanische Tradition der Demokratie wird komplett ignoriert. Die Wikipedia-Artikel "Germanisches Recht" und "Germanische Demokratie" sollten für eine Ergänzung hilfreich sein. The Tramp (nicht signierter Beitrag von Tramp53 (Diskussion | Beiträge) 15:37, 31. Mär. 2012 (CEST)) Beantworten

Offenbar hat sich niemand gefunden der es machen will oder kann oder die Zeit dafür hat. Dagegen scheint aber auch niemand etwas zu haben. Habe doch den Mut dich selbst daran zu versuchen. --Liebe Grüße, Tobias Vetter (Diskussion) 17:57, 31. Mär. 2012 (CEST)Beantworten

Ich schließe mich der hier formulierten Kritik an, sie richtet sich nicht nur gegen die sachlich. logisch, lebenspraktisch und methodisch völlig unsinnige Definition des Begriffes "Demokratie", sondern vor allem die die Freiheitsrechte ignorierenden Vorgehensweise der Wikipedia - Verantwortlichen/Entscheider. Es kann nicht angehen, daß Beiträge einfach unterdrückt werden. Das ist nicht nur nach deutschem, sondern auch nach den internationalen Rechtsnormen ein Verstoß gegen die einfachsten Grundrechte. Ich schlage deshalb vor, das Projekt Wikipedia zu beenden und zu liquidieren und gleichzeitig ein neues Projekt zu starten, dem diese Mängel nicht mehr anhaften. Ich werde ab sofort weltweit Spenden einwerben, um die für die Einstellung des Wikipedia-Projektes nötigen Musterprozesse führen zu können und gleichzeitig weltweit ein besseres (weil internationalen Normen genügendes!) Projekt aufbauen zu können. Mir reicht es. Die Idee war gut - die Umsetzung aber ist zynisch und gegen primitivste menschliche Regeln. Ich hoffe, daß dieses Informations- Desaster wenigstens dazu beiträgt, das Recht des Internets auf eine neue Qualität zu bringen, die weniger den Befürchtungen Orwells, ("1984"), dafür umso mehr den Erfordernissen einer modernen, von TATSÄCHLICHER Rechtsstaatlichkeit, Vernunft und Humanität geprägten Menschheit Rechnung trägt.
Ich hatte vor einigen Jahren in Flensburg Gelegenheit mit einem der "Hauptmacher" der Wikipedia zu diskutieren und muß heute nun leider feststellen, daß meine schon damals vorgebrachten, aber ungehörten methodischen Besorgnisse, vollkommen zutreffend und berechtigt waren. Bevor ein neues, besseres und WIRKLICH freies Enzyklopädieprojekt gestartet wird, sollten sich alle Interessierten - so mein Vorschlag - über eine deutliche Verbesserung der Methodik verständigen. Denn die bei Wikipedia aufscheinenden probleme snd alles andere als trivial und von höchster Wichtigkeit für die Kommunikation im Internet überhaupt. Insofern ist das Wikipedia-Projekt trotz seines Scheiterns ein wichtiger meilenstein auf dem Wege zu einer neuen Qualität weltweiter menschlicher KLommunikation und Inforamtionsvermittlung. Dafür sei - bei aller und schärfster Kriti - den Initiatoren der Wikipedia ausdrücklich Dank ausgesprochen. Scheitern ist nicht erst seit dem Schneider von Ulm eine der wichtigsten Triebfedern menschlicher Vorweärtsentwicklung - vorausgesetzt, es werden die Konsequenzen gezogen und nicht Mißstände einfach ignoier t und geleugnet, wie dies hier in der gesamten Wikipedia zu beobachten ist. Umgekrhet und bei allem Lob für die geniale Grund-Idee: Es kann nicht sein, daß Wikipedia - wie mittlerweile geschehen - zu einer der größten Unternehmungen weltweiter Zensur gerät. Solch eine, Informationen einseitig(!!) manipulierende Enzyklopädie braucht wirklich niemand, ja sie ist menschheitsgefährdend, da sie ein völlig verzerrtes Bild der Realität, insbesondere der existenziellsten Probleme der Menschheit darbietet und damit die Lösung dringlichster Probleme erschwert, ja möglicherweise verhindert. Eine Enzyklopädie aber, die den Untergang der Menschheit befördert, statt ihn vermeiden zu helfen, ist gefährlich, kontraproduktiv - und dies sowohl nach den Gesetzen der einzelnen Nationalstaaten, als auch nach den allgemein anerkannten internationalen Regelungen, nach den Prinzipien der menschlichen Vernunft ja ohnehin und allemal - und damit völlig überflüssig, nachdem die (GUTE!) Grund-Idee weltweit bekannt wurde. Ich raten den Machern deshalb, recthzeitig das Projekt zu beenden und so dessen positiven Aspekte zu retten und die negativen zu vermiden. Geschieht dies zu spät, gerät das ganze Projekt - und schlimmer noch - die Idee in Verruf! Man wird an der Reaktion der Verantwortlichen sehen, aob nicht vielleicht genau dies ihre Absicht war: eine in der Luft liegende, geniale Menschheitsidee ein für allemal in Verruf zu bringen und damit die Menschheit zu hindern, sich positiv voranzuentwickeln.
Ich kann nur davor warnen, weiters auf derart methodisch naiver(!) Basis ein deraert weltweites (DES-) Informationspriojekt weitertreiben zu wollen. Der gute Wille allein reicht nicht aus (ich gehe mal hypothetisch davon aus, daß die Macher der Wikipedia diesen auch haben und nicht von anfang an Demagogie, Blendung und Irreführung der Weltgemeinschaft ihr Ziel war (obwohl mir eine Analyse der Wikipedia-Vorgehensweise nach den Prinzipien der verschiedensten NMormalverteilungs-Funktionen eher das Gegenteil zeigt! - sooo viel Manipulation KANN kein Zufall mehr sein!) - ausschließen kann man also Böse absicht nach all der zahllosen, hartnäckig ignorierten Kritik auch wieder nicht - laut Normalverteilung liegt der Verdacht der Absichtlichen ;Manipulation mittlerweile SEHR nahe ...)

anyway.

Hier eine einfache Definition des Begriffes "Demokratie", wie er heute verstanden wird, nämlich als verkürzender Begriff einer Arroganz-Demokratie antik-griechischer Prägung - insofern ist obiger Hinweis auf andere Demokratieformen - die es übrigens nicht nur bei den Germanen, sondern bei fast allen pagan lebenden Völker dieser Erde (zwangsläufig!) gegeben hat, absolut(!) berechtigt - hier mal zum Nachdenken undals methodische Anregung für eine völlige Neudefinitin dieses für die kommende Menschheitsentwicklung so zentralen Begriffes, allerdings nicht gleich zum "verbindlichen" Veröffentlichen, soindern als Denkanstoß:

"Demokratie ist die Diktatur der Dummen gegen die Klugen, denn die Dummen sind naturgemäß in einer Gesellschaft immer in der Mehrheit." Plumpe Mehrheitsdemokratie (und über anderes darf man ja derzeit schon (WIEDER!) nicht mehr sprechen, da wird sofort zensiert(!) heißt nur "Demokratie" und ist in Wirklichkeit das glatte Gegenteil. Auch Nazis und Kommunisten verfügten über riesige "Mehrheiten", dennoch kann ja wohl niemand bezüglicjh dioeser Regime ernsthaft von "Demokratien" sprechen ... (Methodischer Hinweis: Demokratie ist immer auch ene Frage des Interessenausgleichs - und der fiundet zunehmen d immer weniger Beachtung - in der Rechtspraxis, in theoretischen Überlegungen, im öffentlichen Bewußtsein usw....

Hella, im Juni 2012

Demokratiekritik

In dem Artikel fehlt ein Absatz zur Kritik an der Demokratie. Der Absatz "Wirkungen und Probleme der Demokratie" beschreibt zwar einige Probleme, jedoch beinhaltet es keine Kritik an der Demokratie selbst.

Gruß --Leksu789 (Diskussion) 18:54, 30. Mär. 2012 (CEST)Beantworten

Dann baue ihn doch ein, wenn du dich auf reputable Literatur stützen kannst.
--Bagerloan (Diskussion) 12:38, 21. Apr. 2012 (CEST)Beantworten

Demos heißt nicht Volk.

"Demos" bezeichnet aus dem griechischen ursprünglich eine kleine Dorfgemeinde. Also muss es eher heißen "Dorfherrschaft". (nicht signierter Beitrag von 91.62.168.122 (Diskussion) 14:15, 30. Mär. 2012 (CEST)) Beantworten

Siehe Artikel Demos. Dorfherrschaft ergibt doch in diesem Kontext eindeutig keinen Sinn. --Liebe Grüße, Tobias Vetter (Diskussion) 10:50, 26. Mai 2012 (CEST)Beantworten

Konkret gesehen heißt Demos Gemeinde. Egal was der Kontext sagt. Demos ist Gemeinde/Kommune übersetzt und sollte auch in Bezug auf Demokratie auch Herrschaft der Gemeinde/Dorfes/Kommune sein und NICHT Volk. (nicht signierter Beitrag von 176.198.206.60 (Diskussion) 19:47, 2. Jun. 2012 (CEST)) Beantworten

Thing

Das Thing wurde nicht erst im 7. Jahrhundert erfunden. Vielmehr berichtete schon Tacitus davon.--91.52.164.193 03:39, 25. Mai 2012 (CEST)Beantworten

als Verweis im Text... (nicht signierter Beitrag von 77.24.149.61 (Diskussion) 19:33, 19. Jul 2012 (CEST))

Bemerkungen zu Kapitel 1 und 2

In den vier Abschnitten der Einführung über dem Inhaltsverzeichnis geht die Erläuterung korrekterweise von "Volksherrschaft" (1) über "repräsentative poltische Systeme" (2) zum demokratischen Verfassungsprinzip "in den meisten Ländern" (3)zur historischen Betrachtung des Begriffs "Volk" (4). Ich plädiere dafür, diese logisch richtige Grundstruktur in den ersten vier Kapiteln beizubehalten. Ich schlage also vor, daß "Wesentliche Merkmale der Demokratie" das Kapitel 1 sein soll und "Die demokratische Entscheidung" das Kapitel 2, weil letzteres inhaltlich dadurch untergeordnet ist, daß es sich mit Entscheidungsprinzipien in der Ausprägungsform der "Repräsentativen Demokratie" beschäftigt. Sodann schlage ich vor, in der Kriterienliste bei "Wesentliche Merkmale der Demokratie" den ersten Punkt/Satz folgendermaßen zu ändern: Statt "Es gibt einen Demos (Volk), welcher politische Entscheidungen in kollektiven Prozeduren (Wahlen oder Abstimmungen) trifft" halte ich es für zutreffender, folgendermaßen zu formulieren: "Es gibt einen Demos (Volk), welcher politische Entscheidungen in zwei elementaren kollektiven Prozeduren trifft, die beide vorhanden sein müssen. Hier geht es einmal um Wahlen von Personen und Gremien zur Vertretung des Demos wie auch um Abstimmungen über Sachfragen." Es geht letztlich um das "UND" statt "ODER" bei Wahlen & Abstimmungen. Im Grundgesetz Art 20 Abs.2 steht klar "UND". Auch im Lissabonurteil, im Art. 211 b) hat das BVerfG "UND" verwendet: "Das Recht der Bürger, in Freiheit und Gleichheit durch Wahlen und Abstimmungen die öffentliche Gewalt personell und sachlich zu bestimmen, ist der elementare Bestandteil des Demokratieprinzips". Ich meine also, daß an dieser Stelle das "oder" unrichtig ist. --Ulrich Glaubitz (Diskussion) 18:57, 29. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

kann weg

dies ist überflüssig. Insbesondere diese absatz

"Zur Lösung der Demokratieprobleme gibt es seitens Bryan Caplan den Ansatz, mehr Entscheidungen aus der öffentlichen in die private Sphäre zu verlagern. Robin Hanson schlägt eine Futarchie vor, in der mehr Entscheidungen auf Prognosemärkten getroffen werden. Der Philosoph Jason Brennan befürwortet eine moderate Epistokratie, in der das Wahlrecht ausreichend kompetenten Bürgern vorbehalten wird."

ist ziemlich unbelegt. Epistokratie und Futarchie als blaue links ist interessant. Gruß--ot (Diskussion) 09:49, 10. Aug. 2012 (CEST)Beantworten

Dafür, dass das schon jahrelang da steht, kommt dieser Einwurf ziemlich spontan. Immerhin sind Adressaten angegeben, so dass sich wenigstens nach Belegen suchen lässt. Das sollte man den Spezialisten zum Verbessern überlassen. --Uyfing (Diskussion) 15:56, 10. Aug. 2012 (CEST)Beantworten
Danke für die blumen - da muss ich wohl wieder mal im studium geschlafen haben. Gruß--ot (Diskussion) 07:42, 11. Aug. 2012 (CEST)Beantworten
Irrtum. Der Artikel hat sich ja nicht zwingend an dem Inhalt der deutschen Universitäten auszurichten. Schließlich gibt es auch eine Behandlung des Themas, die außerhalb der öffentlich finanzierten Institutionen stattfindet. Damit sind die aber nicht weniger wert. --Uyfing (Diskussion) 11:21, 11. Aug. 2012 (CEST)Beantworten
Shit, auch down under geschlafen bei politics. Na ja, ist ja auch nicht die usa, die die wahrheit ... Gruß--ot (Diskussion) 07:36, 12. Aug. 2012 (CEST)Beantworten