Diskussion:Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens

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Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von Irrwichtel in Abschnitt Wikipedia
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Taufe[Quelltext bearbeiten]

Bei dem Eintrag zu "Taufe" findet man lediglich den Hinweis: "s. Nachtrag." In den Nachträgen findet sich bei T kein Eintrag zu Taufe. Kennt jemand die Hintergründe ? (nicht signierter Beitrag von 141.35.20.90 (Diskussion) 13:52, 5. Sep. 2009)

Das ist bei Weitem nicht der einzige Fall eines fehlenden Nachtrags. Im Vorwort zur 3. Auflage (Reprint de Gruyter) schreibt Christoph Daxelmüller zu dieser Problematik:

„[…] [A]ls das HDA 1942 mit dem von ihm [dem Verleger Gerhard Lüdtke] und Margarete Kailuweit erarbeiteten Register abgeschlossen vorlag, umfaßte es nicht fünf, sondern zehn Bände. Allerdings ist die Stagnation, die seit 1930 eintrat, nur schwer zu übersehen. Denn zu diesem Zeitpunkt begannen Manuskripte auszubleiben, und Bächtold-Stäublis Schaffenskraft ließ durch die Vorzeichen der Krankheit, der er später erliegen sollte, nach. Um das regelmäßige Erscheinen dennoch zu gewährleisten, kamen er und Lüdtke überein, nur noch die gelieferten Beiträge zu drucken und ansonsten auf die Nachträge zu verweisen. […] Während in Band 3 und 4 nur jeweils zweimal und in Band 5 viermal auf den Nachtrag verwiesen werden mußte, nahm die Zahl der ausgefallenen Stichwörter in den folgenden Bänden rapide zu: Band 6 mit 33, Band 7 mit 88, Band 8 mit 94 und Band 9 mit 75 Nachtragsverweisen, von denen nur ein geringer Teil dann tatsächlich in Band 9 bearbeitet wurde. Dies brachte dem HDA bis heute erhebliche und berechtigte Kritik ein, da so zentrale Begriffe wie „Teufel“ oder „Zahl“ mit einer Kette von Quer- und Unterverweisen fehlen. Andererseits aber verdeutlicht die Zusammenstellung der fehlenden Stichwörter (s. S. 61*), daß so manches ursprünglich geplante Lemma aus heutiger Sicht überflüssig war. Ein zusätzlicher Nachtragsband, den Lüdtke im Vorwort zu Band 10 angekündigt hatte, kam nicht mehr zustande, auch nicht, als Paul Geiger und Will-Erich Peuckert nach 1945 noch einmal auf diesen Plan zurückgriffen […]“

HDA, S. 17* f.
Schöne Grüße, Abundant 14:25, 5. Sep. 2009 (CEST)Beantworten

eine kleine Minderheit elitärer Theologen und Wissenschaftler[Quelltext bearbeiten]

„Bei Aberglaube handelt es sich … um eine Kategorie, mit der eine kleine Minderheit elitärer Theologen und Wissenschaftler all das pejorativ ausgrenzt, was sie subjektiv für falsch halten.“ Ich finde dieser Satz trifft einen falschen, fast schon wissenschaftsfeindlichen und anti-intellektuell anmutenden Ton. Der folgende Satz „Es ist … nicht möglich, Überzeugungen und Praktiken objektiv einer Kategorie ‚Aberglauben‘ zuzuordnen.“ erscheint mir eigentlich ausreichend um das Problem zu beschreiben. Subjektive Lebenswelten und kulturelle Praktiken hin oder her: dass schwarze Katzen Unglück brächten, ist doch wohl objektiv ein Aberglaube, und keine subjektiv motivierte Ausgrenzung durch eine kleine Minderheit elitärer Wissenschaftler? -- Seelefant (disk.), "Agitationskonto interessierter Kreise" 11:49, 5. Sep. 2020 (CEST)Beantworten

Hallo Seelefant, danke für deine Nachfrage. Der relevante Eliten-Abschnitt bei Daxelmüller ist der hier:
„Es liegt auf der Hand, daß für die Tradition solcher Inhalte, Kategorisierungen und Wertungen die kleine elitäre Schicht der Gelehrten maßgeblich war und blieb. Sie wußte in langen Traktaten zu trennen, was rechtmäßige, kollektive Überzeugung und was Aberglaube sei. Wo sich jedoch alte Wissenschaft zum neuen superstitiösen Denken entwickelte, implizierte dies immer auch eine soziale Bedingung: auf der einen Seite die Schicht der Gebildeten, die über Wissen, von dessen Rechtmäßigkeit sie überzeugt war, verfügte, auf der anderen Seite die große Zahl der Analphabeten und Ungebildeten, die infolge ihres Standes und ihrer Lebensumstände von der Bildung und vom Informationsfluß ausgeschlossen waren, seit dem 17. Jahrhundert die beginnende Herrschaft der Vernunft auf der einen, Menschen, die wegen mangelnder Aufstiegsmöglichkeiten auch nicht am Fortschritt des Denkens teilhaben konnten, sondern an alten Denkweisen und Verhaltensmustern festhalten mußten, auf der anderen Seite. [Auslassung: Ausführungen zur Aberglaubenskritik der Aufklärung] Doch von solchen tendenziösen, vorwiegend literarischer Überlieferung verpflichteten Werken auf die konkrete historische Wirklichkeit abergläubischer Vorstellungen und Praktiken schließen zu wollen, wie es das HDA mit großer Selbstverständlichkeit tut, ist schlicht unmöglich.“ (Daxelmüller 1987, S. xxviii)
Allgemein hat die historische und kulturwissenschaftliche Forschung schon lange erkannt, dass „Aberglaube“ ein Ausgrenzungsbegriff ist: Es ist immer der Glaube der Anderen, der Aberglaube ist, man selbst vertritt natürlich den rechten Glauben ;-). Es sind aber meistens die sozialen Eliten, die sich im öffentlichen Diskurs (und damit in Politik, Rechtssprechung etc.) durchsetzen können und dann das, was sie für doof halten als „Aberglauben“ bekämpfen. Die sozialen Eliten in Glaubensdingen waren und sind die kirchlichen Theologen, später kamen noch Aufklärungsphilosophen und Wissenschaftler dazu. Diese Gruppen haben sich natürlich auch gegenseitig in die Haare gekriegt (vgl. Debatten um Religion vs. Naturwissenschaften), konnten sich aber letztlich oft miteinander arrangieren. Die sozialen Unterschichten (Bauern, Arbeiter) waren von diesen elitären Arenen ausgeschlossen, ihre Überzeugungen und Praktiken waren sozusagen der „kleinste gemeinsamer Nenner“, auf den sich die Eliten als „Aberglauben“ festlegen konnten. Es gibt also keine objektiven, inhaltlichen Kriterien, anhand derer sich Glaubenssatz A von Glaubenssatz B als abergläubisch unterscheidet. (Sehr gut herausgearbeitet bspw. bei Nils Freytag, 2003: Aberglauben im 19. Jahrhundert. Preußen und seine Rheinprovinz zwischen Tradition und Moderne.)
Dieser Prozess findet übrigens auch in der Gegenwart weiterhin statt: Die indischen Szientisten von ANIS haben es 2013 endlich geschafft, den en:Anti-Superstition and Black Magic Act auf den Weg zu bringen. Das aber nur nach langwierigen Verhandlungen mit religiösen und bürgerlichen Eliten, so dass das Gesetz jetzt nur noch das verbietet, was die Landbevölkerung tut. (Nachzulesen bei Johannes Quack, 2011: Disenchanting India: Organized Rationalism and Criticism of Religion in India.)
Dem HdA wirft man heute vor, solche elitäre Ausgrenzungskategorie für eine tatsächlich objektiv gegebene und klar abgrenzbare Art von Glauben gehalten zu haben. Dass „Aberglaube“ keine sinnvolle wissenschaftliche Kategorie ist, kann man allgemein auch kurzgefasst im entprechendne Artikel im Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe nachlesen. (Ich bin noch weg von der Uni, kann also für die Bücher gerade leider keine genauen Seitenzahlen angeben.) Wenn ich mal viel Zeit habe schreibe ich den Artikel Aberglaube neu, da wird das hoffentlich verständlicher.
Wissenschaftsfeindlich sollten meine Ausführungen im Artikel natürlich überhaupt nicht klingen, tatsächlich geht es ja um aktuelle vs. veraltete wissenschaftliche Ansätze. Falls das missverständlich klingt könnte man das vlt. auch umformulieren.--Irrwichtel (Diskussion) 17:27, 5. Sep. 2020 (CEST)Beantworten

Mitarbeiter[Quelltext bearbeiten]

Wenn ich das Vorwort im Registerband richtig verstanden habe, dann sollte auch noch ein Mitarbeiterverzeichnis erscheinen. Auch darauf sollte hier hingewiesen werden. --Goesseln (Diskussion) 16:58, 3. Mai 2021 (CEST)Beantworten

Wikipedia[Quelltext bearbeiten]

Das interne Linkverzeichnis von Wikipedia bringt zur Zeit 187 Artikelverlinkungen. Das bedeutet bezogen auf den "kritischen" Tenor hier im Artikel zur Nutzbarkeit des HdA was: Wasser predigen, Wein trinken? --Goesseln (Diskussion) 17:07, 3. Mai 2021 (CEST)Beantworten

Viele dieser Verlinkungen habe ich letztes Jahr erstellt, alls ich mal durch die Wikipedia bin und das HDA in allen Artikeln, in denen es erwähnt wird, einmal verlinkt habe. Das habe ich auch mit dem Gedanken getan, dass die Leser dann machen können, was du vlt. getan hast: Dem Link folgen und sich eine eigene Meining über die Brauchbarkeit dieses Belegs zu bilden.--Irrwichtel (Diskussion) 19:45, 3. Mai 2021 (CEST)Beantworten