Diskussion:Martin Heidegger und der Nationalsozialismus/Archiv/008

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Entlassungen und Fürsprachen

Die meisten Entlassungen an der Freiburger Universität während der Zeit des Nationalsozialismus wurden in den ersten beiden Jahren durchgeführt, also in der Amtszeit von Martin Heidegger.[1] Diese fanden daher ausschließlich auf der Grundlage des GWB statt (das RBG trat erst 1935 in Kraft). Als Rektor versuchte Heidegger aber auch, den von der rassistischen Gesetzgebung betroffenen jüdischen Schülern und Kollegen zu helfen - sofern er ihre Leistungen anerkannte[366] - wie in den o. a. Fällen Hevesy und Fraenkel. Privatdozenten und Assistenten konnten sich dagegen kaum auf seine Unterstützung verlassen.[2]

  • Für den 67jährigen Historiker Paul Theodor Gustav Wolf ... (s.o. Thread zu Wolf), Loewy, Noether, Lenel, Schwarz (s. o., ebd.)
  • Werner Gottfried Brock, Heideggers Assistent, verlor aufgrund seiner jüdischen Herkunft am 27. September 1933 die Lehrbefugnis.[3] Zunächst empfahl der Rektor ihn aber dem Schweizer Philosophen Paul Häberlin für eine Habilitation und unterstützte dann sein Studium an der Universität Cambridge.[381] (Quelle unklar, s. u.)
  • Paul Oskar Kristeller half Heidegger mit Empfehlungsbriefen, in Italien eine Anstellung zu finden.[4]
  • Im Februar 1934 lehnte Heidegger Maßnahmen gegen den jüdischen Geophysiker Johann Georg Königsberger ab, der wegen seiner marxistischen Vergangenheit von seinem Kollegen Wilhelm Hammer beim Ministerium angezeigt wurde.[388]
  1. Die von Bernd Martin erarbeitete Dokumentation Die Entlassung der jüdischen Lehrkräfte an der Freiburger Universität und die Bemühungen um ihre Wiedereingliederung nach 1945, in: Schicksale: jüdische Gelehrte an der Universität Freiburg in der NS-Zeit. Freiburg: Rombach, 1995. (Freiburger Universitätsblätter ; 129 = 34. Jg. 1995), S. 7 - 46 (online) wurde ausgewertet von Julia Meier: Die personelle Gleichschaltung der badischen Hochschulen 1933-1935. Konformität und Resistenz in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg im Vergleich, Historisches Seminar Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 2015, S. 20 (online); siehe auch: Siegfried Niese: Die Sternstunde der Naturwissenschaften: Die späteren Nobelpreislaureaten Spemann – Hevesy – Krebs - Staudinger und ihr politisch-soziales Umfeld, Manuskript S. 15, in: 550 Jahre Albert-Ludwigsuniversität Freiburg – Festschrift, Band 3: Bernd Martin, (Hrsg.), Von der Badischen Landesuniversität zur Hochschule des 21. Jahrhunderts, Alber, Freiburg 2007, S. 259-279: „Zu denen, die entlassen wurden, gehörten: Der Theoretische Physiker Johann Königsberger, der Mathematiker Alfred Loewy, der Dozent der Inneren Medizin Hans Adolf Krebs, der Dozent der Pathologie Rudolf Schönheimer, der Dozent für Physikalische Chemie und Mitarbeiter von Hevesy Ernst Alexander, sowie der Bibliotheksassessor Max Pfannenstiel.“
  2. Hugo Ott: Martin Heidegger als Rektor der Universität Freiburg i. Br. 1933/34. II. Die Zeit des Rektorats von Martin Heidegger (23. April 1933 bis 23. April 1934), in: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land (1984), 107-130, hier 123.
  3. Martin Heidegger: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges (1910–1976) GA 16, S. 792
  4. Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. Ein Handbuch zu Leben und Werk. Meiner, Hamburg 2014, S. 408

Den Begriff der „halbjüdischen“ Schüler und Kollegen habe ich hier herausgenommen, weil das GWB ihn noch nicht kannte, wie durch den jetzt eingefügten IL sofort zu sehen ist. Auch im Wagner-Erlass heißt es noch „Angehörige der jüdischen Rasse“. Juristisch gegründet wurde jenes NS-Hirnfieber auch nicht mit den Nürnberger Gesetzen, sondern erst mit dem Reichsbürgergesetz, genauer mit der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935. Das ist im Sinne von Heidegger durchaus zu beachten. H. Vetter ist damit auch deutlich ungenau, S. 408: „Schülern, die nach den Nürnberger Rassengesetzen Juden oder Halbjuden waren, versucht Heidegger zu helfen. Das gilt z. B. für Werner Brock ... “ Dem half er knapp zwei Jahre vor den Nürnberger Gesetzen, wie auch den anderen in seiner Zeit als Rektor - Vetter ist in den Überblicken gelegentlich im Detail allzu großzügig, so auch mit der Jaspers-Formulierung bezüglich des Baumgarten-Gutachtens - aber wir sind ja hier alle Akademiker und in der Lage, zwischen den ordentlich formulierten Thesen eines Forschers und seinen Flüchtigkeitsfehlern zu unterscheiden.

Die Quelle des Briefes an Blochmann, in dem es um Block geht, ist nicht ganz klar: weder das Datum des Briefes noch die Publikation (Brief von wann? in: Joachim W Storck (Hrsg.): Martin Heidegger/Elisabeth Blochmann. Briefwechsel. 1918-1969, Deutsche Schillerges. 2. Auflage 1990, - Wird hier nach Mehring zitiert? - Reinhard Mehring: Heideggers Überlieferungsgeschick. Eine dionysische Selbstinszenierung, Königshausen & Neumann, Würzburg 1992, 31. Vgl. Joachim W Storck (Hrsg.): Martin Heidegger/Elisabeth Blochmann. Briefwechsel. 1918-1969, Deutsche Schillergesellschaft, 1989, S. 70)

Was Karl Löwiths Emigration nach Italien und dann nach Japan betrifft, so ist in der Deutschen Biograhischen Enzyklopädie zu lesen, er habe 1934 das Rockefeller-Stipendium angenommen, um den antijüdischen Anfeindungen zu entgehen und sei nach Rom gegangen. Löwith selbst schreibt in seinen Erinnerungen, Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933, S. 79: „Schon vor Hitlers Machtantritt hatte ich auf Vorschlag des deutschen Comitees ein Stipendium von der Rockefeller-Foundation für Italien erhalten, das ich 1933 hätte antreten sollen. Die Unsicherheit aller Verhältnisse nach dem Umsturz veranlassten mich nun damit bis zum Frühjahr 1934 zu warten. Auch Heidegger riet mir zu dieser Verschiebung, damit nicht der Anschein entstehe, als würde ich meine Stellung in Deutschland freiwillig aufgeben.“

Dann, 1936: Helmut Kisiel. (Hrsg.), Heidelberger Jahrbücher Bd 41, P. Ulmer, S. 263: „Er nahm einen Ruf an die Sendai-Universität in Japan an, den er dank der weltweiten Ausstrahlung seiner Forschungen erhalten hatte.“ Claudia Müller, Patrick Ostermann, Karl-Siegbert Rehberg, Die Shoah in Geschichte und Erinnerung, Bielefeld, 2015, Kilian Bartikowski, S. 90: „Nachdem Löwith wissenschaftliche Kontakte in Japan aktiviert hatte, erhielt er eine Einladung an die kaiserliche Universität Tohoku im nordjapanischen Sendai, um dort bis 1941 als Gastprofessor lehren zu können“, m. Anm. 6: „Vgl. Löwith, Mein Leben in Deutschland, S. 105 u. 186: nach der Begegnung mit dem japanischen Studenten schrieb Löwith an den Baron Schûzô Kuki, den er aus seiner Heidelberger Studienzeit noch flüchtig kannte. Daraufhin erhielt er im Juni 1936 eine Einladung nach Sendai, um dort als Professor lehren zu können.“

Wikipedia, ohne Quelle: “Karl Löwiths Emigration nach Italien und Japan unterstützte er [Heidegger] mit Gutachen.“

No further comment, folks. --BaneshN. (Diskussion) 09:13, 5. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Danke für die Vorstehenden Quellennachweise. Kann deshalb aus meiner Sicht so übernommen werden. Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für die hohe Bearbeitungsqualität zu diesem Themenkreis bedanken. Lutz Hartmann (Diskussion) 19:12, 5. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
+1 --KarlV 08:29, 6. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
;)--BaneshN. (Diskussion) 18:41, 6. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Auch von mir ein Dank. --Anima (Diskussion) 00:36, 7. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Umgesetzt--BaneshN. (Diskussion) 15:02, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 15:02, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Grün: „In einem Brief Elisabeth Blochmanns an Heidegger vom 29. 09. 1933 ist davon die Rede, dass Heidegger sich in einem Brief ans preußische Unterrichtsministerium für sie eingesetzt habe (Storck 1989 S. 75). Für die Stellungsuche in England schrieb Heidegger Ende Oktober 1933 ein Zeugnis (Klafki/Müller 1992, S. 61-67).“
Das mit Karl Löwith behauptet nur Vietta, ohne Quelle, vielleicht nur ein Tischgespräch. Filinthe (Diskussion) 18:07, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Brief, den Blochmann am 23.9.33 erwähnt ging an einen Herrn Zunkel, frischer Ministerialdirektor aus Weimar kommend und mit Blochmann entfernt bekannt, den Blochmann am 14.9. vorgeschlagen hatte (S. 72). Heidegger hat hier also auf Drängen Blochmanns reagiert. Vorher hatte er in Berlin gekniffen: "Ich brachte es nicht fertig um Audienzen zu bitten" (Brief vom 19.3.; S. 73). Das mit Löwith behauptet Heidegger selbst: Brief an Blochmann vom 19.1.54, in dem er über Löwith ziemlich herzieht. Belege für diese Behauptung gibt es wohl nicht. Lutz Hartmann (Diskussion) 18:01, 16. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Wolf

Brie ist verzichtbar. Meier zitiert Bernd Grün, dessen Buch von Google nicht gescannt wurde. Der Fall Wolf könnte im ersten Absatz des Kapitels „Verhältnis zu jüdischen Kollegen und Schülern“ erwähnt werden:
...aufgehoben wurde. Privatdozenten und Assistenten konnten sich aber kaum auf seine Unterstützung verlassen.[1] Für den 67-jährigen Historiker Paul Theodor Gustav Wolf,[2] den 60-jährigen und fast vollständig erblindeten Mathematiker Alfred Loewy (bei ihm hatte Heidegger 1911 bis 1913 studiert, er wurde am 1. Dezember 1933 vorzeitig emeritiert), den Pharmakologen Paul Noether, den Romanisten Otto Lenel (beide begingen einige Jahre später Selbstmord)[3] und den Rechtswissenschaftler Andreas Bertalan Schwarz[4] setzte er sich nicht ein.[5]
  1. Hugo Ott: Martin Heidegger als Rektor der Universität Freiburg i. Br. 1933/34. Teil II, in: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins 103 (1984), S. 107-130, hier 123.
  2. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Karl Alber, Freiburg/München 2010, S. 211.
  3. Marlis Meckel, Den Opfern ihre Namen zurückgeben: Stolpersteine in Freiburg, Freiburg 2006, S. 46, 144 u. 209.
  4. Leonie Breunung, Manfred Walther: Die Emigration deutschsprachiger Rechtswissenschaftler ab 1933. Ein bio-bibliographisches Handbuch. Band 1: Westeuropäische Staaten, Türkei, Palästina/Israel, lateinamerikanische Staaten, Südafrikanische Union. Berlin 2012, S. 464.
  5. Friedrich Heer: Das Wagnis der Schöpferischen Vernunft, Stgt. u.a. 1977. Neuausg. Wien u.a. 2003, S. 311.

Filinthe (Diskussion) 14:21, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]

Das könnten wir so machen - das Zitat von Grün hatte ich auch schon auf die Biblio gesetzt. Mehr ist aber offenbar über Paul Wolf nicht Erfahrung zu bringen - woher kam er, wohin ging er, nachdem Heidegger nichts getan hatte - wer war das überhaupt? Ich finde, bevor wir es verwenden, sollten wir irgendetwas über diese Person wissen.--BaneshN. (Diskussion) 14:56, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Klaus Schwabe, Rolf Reichardt (Hrsg.): Gerhard Ritter, ein politischer Historiker in seinen Briefen. Unter Mitwirkung von Reinhard Hauf. Harald Boldt-Verlag, Boppard am Rhein 1984 (Schriften des Bundesarchivs 33) S. 244: „An neueren Historikern haben wir Michael, Wolf, Berney und Stadelmann - bereits einen zuviel für eine mittelgroße Universität.“ Fn 2: „Wolfgang Michael (1862-1945), Paul Wolf (1865-1940), Arnold Berney (1897- 1943), Historiker an der Univ. Freiburg, nach 1933 zwangspensioniert bzw. entlassen.“ Filinthe (Diskussion) 16:58, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Kompliment für die Recherche. Es ist zwar nicht viel, aber eine zweite oder dritte Quelle für die Entlassung und diesmal mit den Lebensdaten. Auf der Seite Familienname Wolf gibt es neun Paul Wolf, aber keiner ist Historiker. Dagegen gibt es einen Historiker Gustav Wolf mit denselben Lebensdaten (1865-1940). Seltsamer Zufall, aber sie werden sich ja nicht alle mit dem Vornamen geirrt haben. Also können wir den Satz im Kasten mit reinnehmen.--BaneshN. (Diskussion) 17:23, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Grün: Paul Theodor Gustav Wolf, „der 1933 bereits 67 alt war, arbeitete nach seiner Promotion in Geschichte in Archiven in Karlsruhe, Dresden, Berlin und Wien, habilitierte sich 1899 für neuere Geschichte in Freiburg und erhielt im Juli 1916 den Titel eines außerordentlichen Professors. Die Ausnameregel des Berufsbeamtengeseztes griff nicht, da er kein Frontkämpfer und auch nicht bereits 1914 verbeamtet war. Nur bei Bewährung auf hervorragender Weise hätte eine Ausnahme gemacht werden können. Heidegger stellte dazu trocken fest: „[Es] sei unmöglich, bei Dr Wolf davon zu reden, dass er sich während seiner Tätigkeit als Beamter in hervorragender Weise bewährt habe.“ Wolfs Lebenslauf war aus akademischer Sicht alles andere als geradlinig verlaufen, und er hatte nie einen Ruf auf ein Ordinariat erhalten. Letztlich brach nur Staatsrat Paul Schmitthenner einen Lanze für Wolf und empfahl, ihm aufgrund seiner „14jährigen Zugehörigkeit zur DNVP“ die Lehrbefugnis nicht zu entziehen oder ihm „zum mindesten eine fortlaufende angemessene Vergütung“ zu bewilligen. Das badische Kultusministerium schloss sich schließlich Heideggers Meinung an und hob den Lehrauftrag von §3 des Berufsbeamtengeseztes auf.“ Filinthe (Diskussion) 17:45, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Damit es wohl hinreichend belegt. Ich setze das mal in einen eigenen Abschnitt, weil es erst später drankommt und ich den Fall Wolf etwas zu früh angesprochen hatte. Demnach müsste aber die Wolf-Familienseite etwas präzisiert werden, wenn er Paul Theodor Gustav hieß und nicht nur Gustav. Sehr interessant auch, dass er 1933 schon 76 Jahre alt war.--BaneshN. (Diskussion) 18:42, 21. Apr. 2017 (CEST) Mir fiel gerade auf, dass Wolf 1933 nicht 76 Jahre alt gewesen sein kann, wenn er 1865 geboren wurde. Er war dann doch acht Jahre jünger.--BaneshN. (Diskussion) 20:33, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Häufiger benutzter Vorname scheint tatsächlich "Gustav" zu sein, s. Bibliografie auf Diskussionsseite von Gustav Wolf. --Thoken (Diskussion) 20:46, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Grün schreibt „67“, nicht 76, mein Fehler. Filinthe (Diskussion) 20:50, 21. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Auch die Wikisource-Seite zu Gustav Wolf nebst Disk liefert gutes Hintergrundmaterial. Um es auf die Biblio zu setzen, bräuchte ich aber noch die Seitenzahl des zweiten Grün-Zitates. DIeselbe Publikation? Es ist bedauerlich, dass Grüns Der Rektor als Führer nicht auf google zu lesen ist. Ich bitte Filinthe, einschlägige Zitate aus dem Kapiteln „ Martin Heidegger - 'Fehlbarkeit auf fremdem Felde'“, 2.1. f. hierher oder auf die Biblio zu setzen, wenn das Buch denn zugänglich ist - wie es scheint. VIelen Dank.--BaneshN. (Diskussion) 15:21, 22. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
S. 211. Gerne, wenn ich Zeit habe. Filinthe (Diskussion) 22:06, 24. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]

Quellenrepertorium zur Entlassung von Paul Gustav Wolf--BaneshN. (Diskussion) 10:52, 25. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]

Zu Gustav Wolf folgende wichtige Quellen-Ergänzungen: Dargleff Jahnke: Eine Volksgemeinschaft im Kleinen. Der Breisgau-Geschichtsverein "Schau-ins-Land" in der Zeit des Nationalsozialismus., in: „Schau-ins-Land“, Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins. 133. Jahrbuch 2014, Freiburg (2015), S. 109–158. ISSN 1434-2766:

Hier das Kapitel über den "Umgang mit Verfolgten oder Benachteiligten des nationalsozialistischen Regimes" unter den Mitgliedern des Geschichtsvereins; zu Gustav Wolf (1865-1940), hier S. 143: "In der Liste der entlassenen Hochschulangestellten der Universität Freiburg ist ein Mitglied des Hist. Vereins vermerkt: Prof. Gustaf Wolf, außerordentlicher Professor für Neuere Geschichte. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er aufgrund des 'Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums' in den Ruhestand versetzt. (Anmerkung 212: Vgl. GLA, 235/5007, Liste der entlassenen Hochschullehrer in Freiburg; abgedruckt auch bei Bernd Martin: Die Entlassung der jüdischen Lehrkräfte an der Freiburger Universität und die Bemühungen um ihre Wiedereingliederung nach 1945, in: Freiburger Universitätsblätter 129 (1999), S. 7-46, hier S. 36.) Wolf ist in der Zeitschriftenabgabenliste des HV vom Mai 1939 unter den Mitgliedern vermerkt und war demnach bis zu seinem Tod 1940 im Verein."-- Er scheint in Freiburg(?) eines natürlichen Todes gestorben zu sein; die Oktoberdeportation der Freiburger Juden am 22. Oktober 1940 nach Gurs hat er jedenfalls nicht mehr erleben müssen. Markus Wolter (Diskussion) 14:13, 26. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]

Sehr informativ, danke, ich habe es gleich auf die Biblio gesetzt. Da die dortige Seite als Gemeinschaftsprojekt angelegt wurde, kann sie von jedem, der das möchte, bearbeitet werden. (Ich bin es aber gewohnt, alle validen Recherchen von der Disk dorthin zu setzen). -- Ich hatte daran gedacht, Gurs im Zusammenhang mit Wagner zu erwähnen - dem Heidegger sehr herzlich gratuliert hat (s.u.) -, auch, weil Hannah Arendt zu den dort Inhaftierten gehörte - aber es scheint doch nicht angemessen zu sein, weil es zu sehr Wagner selbst betrifft und Arendt nicht als Opfer der Wagner-Bürckel-Aktion dorthin deportiert wurde, sonst wäre es doch auch auf dieser Seite erwähnenwert gewesen.--BaneshN. (Diskussion) 14:34, 26. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Hinzugefügt (s.o.): Der Pharmakologe Paul Noether und der Romanist Otto Lenel wurden auch 1933 „vom damaligen Rektor Martin Heidegger entlassen“ bzw. „zwangsemeritiert“. (Marlis Meckel, Den Opfern ihre Namen zurückgeben: Stolpersteine in Freiburg, Freiburg 2006, S. 46 u. 144.) Andreas Bertalan Schwarz habe er auch nicht unterstützt (Leonie Breunung, Manfred Walther: Die Emigration deutschsprachiger Rechtswissenschaftler ab 1933. Ein bio-bibliographisches Handbuch. Band 1: Westeuropäische Staaten, Türkei, Palästina/Israel, lateinamerikanische Staaten, Südafrikanische Union. Berlin 2012, S. 464.) Friedrich Heer kommentiert: „Kalamitäten dieser Art haben Heidegger und seine im Amt bleibenden Kollegen nie interessiert. Mit Entschließung vom 21. August 1933 versetzt der Reichsstatthalter Robert Wagner Heideggers Kollegen an der Universität Freiburg, die Professoren Alfred Loewy, Jonas Cohn und Andreas Bertalan Schwarz, »aus rassischen Gründen« in den Ruhestand. Es wäre wenig sinnvoll, das »Übersehen« dieser Kalamitäten Martin Heidegger als Sündenbock anzulasten.“(Friedrich Heer: Das Wagnis der Schöpferischen Vernunft, 2003 (1977), S. 311) Filinthe (Diskussion) 13:31, 28. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Name von Paul Noether steht nicht auf der Namensliste der Opfer des Nationalsozialismus unter Freiburger Universitätsangehörigen--BaneshN. (Diskussion) 13:44, 28. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Mann seiner Enkelin behauptet es. Filinthe (Diskussion) 14:27, 28. Apr. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der konsentierte Inhalt dieses Threads sollte von seinem Verf. ab „Für den 67jährigen ..." als erster Unterpunkt * in das Unterkapitel „Entlassungen und Fürsprachen“ möglichst bald auf die Seite gesetzt werden.--BaneshN. (Diskussion) 14:49, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

@Benutzer:He3nry, bitte den Abschnitt abschließen, so dass Filinthe seinen Text umsetzen kann. Lutz Hartmann (Diskussion) 22:37, 19. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Scheint Konsens zu sein, hier also Abschluss, --He3nry Disk. 21:43, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 21:43, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

{{erledi

umgesetzt Filinthe (Diskussion) 20:33, 22. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Die Reaktion auf die Wiederzulassung der Ripuaria - auslagern?

Für das nächste, oben schon erwähnte Kapitel „Gutachten, Entlassungen, Fürsprachen“ habe ich aus dem jetzigen Kapitel „Personalpolitik“ mal den Fall der Reaktion auf die Wiederzulassung der Ripuaria zusammengefasst, möchte hier aber zur Diskussion stellen, ob wir den folgenden Kastentext - wie ich es schon im Fall Siegfried Marck vorgeschlagen hatte - nicht auf die entsprechende Seite auslagern wollen, KDStV Ripuaria Freiburg im Breisgau. Sie wurde zweimal zur Löschung vorgeschlagen und ist immer noch dürftig, so dass der Beitrag ihr sicher gut tun könnte, und dann ließe sich das mit einem IL hier regeln, ein zwei Sätze dazu könnten genügen. Der etwas komplizierte Fall betrifft Heidegger ja nur sehr am Rand und dann auch erst ganz am Schluss, als er sich in einem Brief mit den Nationalsozialisten gegen die katholische Verbindung solidarisiert, was aber ganz folgenlos bleibt. Es betrifft also den Aspekt des Antiklerikalismus als gemeinsames Merkmal von Heidegger und dem NS, was im Abschnitt über das Wissenschaftslager in Todtnauberg erwähnt wird, weil Heideggers eigene Freiburger Gruppe dort in der Verbundenheit mit katholischen Traditionen gegen die Heidelberger und Kieler Studenten stand. In dem Zusammenhang ließe sich auch ein Satz zu Heideggers Ablehnung des Reichskonkordats einflechten.

Zu den drei bis vier umseitigen Sätzen (nebst den zwei zitierten von Heidegger) zum Fall Ripuaria:

Die Ripuaria wurde nicht von der Universitätsleitung, sondern von dem Freiburger Studentenschaftsführer Heinrich von zur Mühlen suspendiert. Und der Fall der Ripuaria hat im Kontext unserer Seite auch nur einen Sinn darin, dass Heidegger für H. von zur Mühlen in die Bresche sprang. Dass dieser Name fehlt, dann auch das Zitat aus Heideggers Brief dazu, fügt sich zur fehlenden Information, dass es sich dabei um einen Parteifreund von ihm und um einen SA-Mann handelte, seit 1933 „Sturmführer sowie Sturmbannadjutant des NSDStB-Sturmbannes 6 der SA“. Dass Edmund Forschbach intervenierte, ist hier nicht belegt und mir nicht bekannt. Ob Heidegger unter der Kirche „gelitten“ hat (ohne Quelle) ist hier nicht das Thema. Dass er das Reichskonkordat nicht akzeptieren “konnte“, ist ebenfalls eine unbelegte Wertung. Die Sätze 7 ff. gehören nicht zum Fall Ripuaria und fallen in die Zeit von 1937-1946. Insbesondere das Urteil von Gerhard Ritter gehört hier ins Kapitel 4 - als eine von vielen Meinungen.

Am 27. Januar 1934 wurde die Katholische Deutsche Studentenverbindung Ripuaria Freiburg im Breisgau von dem Freiburger „Sturmführer“ und „Sturmbannadjutanten des NSDStB-Sturmbannes 6 der SA“, Heinrich von zur Mühlen, seit 1932 NSDAP-Mitglied[1], auf Veranlassung des „Reichsführers“ des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) Oskar Stäbel „wegen bewußter Schädigung unserer nationalsozialistischen Bewegung“[2] suspendiert.

Vorausgegangen war der ehrengerichtliche Ausschluss des SA-„Scharführers“ Bernatz im November 1933 aus der Verbindung, den dieser nicht hinnehmen wollte: Am 17. Januar 1934 drang Bernatz mit einer Gruppe, darunter von zur Mühlen und der SA-Standartenführer Lenzen, in das Haus der Verbindung ein und beschlagnahmte die Akten. Auf Drängen des Leiters des Freiburger SA-Hochschulamtes wurde dann Stäbel aktiv. Doch dem Cartellverband (CV) der katholischen Verbindungen stand der Reichstagsabgeordnete Edmund Forschbach vor, und in Anbetracht des Reichskonkordats hob Stäbel mit Rücksicht auf dessen Zuständigkeit die Suspension am 31. Januar 1934 wieder auf[3] , was den dadurch vorgeführten Studentenführer von zur Mühlen, der die Suspension offiziell erlassen hatte, zum Rücktritt veranlasste.[4]

Daraufhin schrieb Heidegger am 5. Februar 1934 an Stäbel und setzte sich für seinen Parteigenossen ein: „Dieser öffentliche Sieg des Katholizismus gerade hier darf in keinem Falle bleiben. Es ist eine Schädigung der ganzen Arbeit, wie sie zur Zeit größer nicht gedacht werden kann. (...) Ich werde daher das Vorgehen des Studentenschaftsführers unbedingt decken. Man kennt katholische Taktik immer noch nicht. Und eines Tages wird sich das schwer rächen.“[5][6]

  1. Helmut Müller-Enbergs, Armin Wagner (Hrsg.), Enrico Heitzer, Spione und Nachrichtenhändler: Geheimdienst-Karrieren in Deutschland 1939–1989, Berlin 2016, Heinrich von zur Mühlen (1908-1994), Historiker, Experte für „Volkstum“ und Geheimdienstler, S. 109-146, hier: S. 111 f.
  2. Petra Umlauf, Die Studentinnen an der Universität München 1926 bis 1945, Berlin/Boston, 2016,, S. 293 m. Anm. 479
  3. Hugo Ott: Ein Brief des Rektors der Freiburger Universität Martin Heidegger an den Führer der Deutschen Studentenschaft und Reichsführer des NSDStB Oskar Stäbel in: Freiburger Diözesan-Archiv Band 117, 1997, S. 229–240, hier: S. 236.
  4. Petra Umlauf, Die Studentinnen an der Universität München 1926 bis 1945, Berlin/Boston, 2016,, S. 293 m. Anm. 479: „Für von zu Mühlen war damit die eigene Autorität 'an der schwarz-reaktionären Universität Freiburg' völlig zerstört.“
  5. Vgl. Hugo Ott: Ein Brief des Rektors der Freiburger Universität Martin Heidegger an den Führer der Deutschen Studentenschaft und Reichsführer des NSDStB Oskar Stäbel in: Freiburger Diözesan-Archiv Band 117, 1997, S. 229–240, Faksimile des handschriftlichen Schreibens: S. 231f..
  6. Siehe auch R. Safranski, S. 317

--BaneshN. (Diskussion) 12:04, 1. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Laut Ott hat Forschbach den Rücktritt von zu Mühlens gefordert: „in diesem Fall wurde nach dem Grundsatz ,do, ut des' verfahren. Stäbel gab dem CV-Verbandsführer Forschbach diese Konzession, weil Forschbach just am 31. Januar seinen katholischen Verband des konfessionellen Prinzips entkleidet hatte (zusammen mit der Katholischen Burschenschaft).“ (S. 236)
S. 238 spricht Ott von einer „traumatischen Antihaltung gegen den Katholizismus“. Ist auch bei Müller, Vetter und Safranski zu lesen.
„Man kennt katholische Taktik immer noch nicht.“ Filinthe (Diskussion) 15:29, 2. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Forschbach hat also interveniert und Heideggers „Trauma“ ist hier schon das Thema: er hat das Reichskonkordat nicht akzeptiert. Deshalb betrachtet Safranski den Fall Ripuaria im Rahmen des Kampfes Heideggers gegen den Opportunismus: „Diese Reinheit der revolutionären Bewegung verteidigte er auch gegen die besonders in Freiburg mächtigen klerikalen Tendenzen. Als Anfang 1934 die katholische Studentenverbindung »Ripuaria« mit Zustimmung Heideggers von örtlichen Parteistellen zunächst suspendiert, dann aber aufgrund des inzwischen abgeschlossenen Konkordats wieder zugelassen wurde, schrieb Martin Heidegger verärgert an Oskar Stäbel, den Führer der »Deutschen Studentenschaft«... Der Katholizismus mit seinem großen organisatorischen und geistigen Einfluß in Freiburg bedeutete für Heidegger, der selbst nur unter großen Mühen von seinen katholischen Ursprüngen losgekommen war, ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis bei der Umgestaltung des ganzen deutschen Daseins.“ Filinthe (Diskussion) 21:10, 3. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das eigentliche Thema dieses Threads steht in dessem Titel in Frageform.--BaneshN. (Diskussion) 21:22, 3. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Überlegungen II-VI (Schwarze Hefte 1931-1938): „Das bevorstehende Konkordat mit der katholischen Kirche soll ein Sieg werden, weil es die Priester aus der »Politik« vertreiben soll. Das ist eine Täuschung; die unvergleichlich gut eingespielte Organisation bleibt – die Macht der Priester ebenfalls – sie ist nur noch »geheiligter« und wird in der Handhabung gerissener.“ (GA94 S. 117) Filinthe (Diskussion) 21:30, 3. Jun. 2017 (CEST) Hier werden viele Themen angesprochen. Filinthe (Diskussion) 21:32, 3. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

@Filinthe: So wie ich BaneshN.s Vorschlag interpretiere, geht es darum, den Abschnitt in den Verbindungsartikel zu setzen und hier einen Satz mit einem Link dorthin zu produzieren. Vorteil: Kürzung!! Ich kann als inhaltlicher Laie nachvoll warum ausgerechnet diesen Abschnitt: Weil er eine ellenlange Offtopic-Geschichte zur Verbindung braucht, um die Nennung des Briefes überhaupt einzuleiten. Sage mal was zu der Auslagerung. Wenn es dann in dem Verbindungsartikel drin ist, kannst Du dort wegen der Inhalte ja Hand anlegen. --He3nry Disk. 14:15, 19. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Hallo, da ich selbst nur 2 Sätze darüber geschrieben hatte, habe ich nichts dagegen. Filinthe (Diskussion) 13:00, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

@BaneshN., LuHa, Filinthe: Das könnte umgesetzt werden, --He3nry Disk. 21:45, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 21:45, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Vorbehaltlich einer anderen Lösung habe ich mal den Kasten in den Artikel eingesetzt. Die Kürzung auf einen Satz kann ggf. noch erfolgen. Dazu bräuchte ich einen konkreten Vorschlag. Das Ritter Zitat kann später noch in der Darstellung der Debatte untergebracht werden. Lutz Hartmann (Diskussion) 08:38, 21. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Zu 2. 12, Verhältnis zu jüdischen Kollegen, Kritik und Streichungen

Ein Leserbrief in der „Badischen“ ist die einzige Quelle, um das Kapitel zu beginnen. (Dort eine Werbung vom „Möbelmarkt Wogern, Wohnwelt Rheinfelden“). Auch wenn der Brief vom Sohn ist. Der Name seiner Mutter ist falsch geschrieben, aber das kann die Online-Redaktion gewesen sein, die den Brief abgeschrieben hat. Heideggers Sohn sagt dort, Wackers Rücknahme der Beurlaubungen aufgrund des Wagner-Erlasses habe Heidegger durch ein Telefongespräch mit „der Regierung“ erwirkt, das also an demselben Tag stattgefunden haben muss (?), an dem Heidegger den Erlass per Beschluss 4012 an der Universität in Kraft setzte. Wann telefonierte er? Mit wem, mit Wacker, mit Wagner, mit Fehrle? Dazu bräuchten wir wohl eine Forschermeinung, sonst hätte ich da auch ein paar Theorien in petto, mit Leserbriefen als Quelle. (TF auf Basis eines Leserbriefes: streichen)

  • Cohn - was soll der Passus mit der „Eröffnungsbescheinigung“ den Lesern hier denn nun erzählen? Er sagt nur aus, dass Heidegger die Suspension des Wagner-Erlasses durch Wacker an Cohn weitergegeben hat - soll aber offenbar irgendwie implizite dasselbe vermitteln, wie der Leserbrief oben: dass die Suspension des Wagner-Erlasses, aufgrund des Prioritätsstreites mit dem § 3 Absatz 2 GWB, im Grunde Heideggers Werk war oder auf seine Initiative zurückging, wofür wir einen Leserbrief aus der Badischen Zeitung haben - eine Patchwork-TF mit Briefchen und Irrelevanz.
  • Die Gottschalk-Episode kennen wir auch nur vom Sohn - und sie ist im Grunde nichtssagend: Heidegger hat sich korrekt verhalten, bevor er ihn feuerte. Wenn's denn sein muss, nehmen wir das als Zitat mit auf - kann aber m E. auch auf die Biblio.

Bis auf den letzten Satz ist der Absatz eine Paraphrase von Zimmermann, S. 84:„Hatte sich jemand für ihn eingesetzt? ... vielleicht Heidegger". Vielleicht der Kaiser von China, vielleicht niemand? Man weiß es nicht, also lassen wir es draußen.

  • Auch die Gerhard-Ritter-Erinnerung (hier ohne Quelle) zu Pringsheim ist eher verwirrend als aussagekräftig und m. E. verzichtbar.
  • Für Thannhauser eingesetzt: Es mag ja sein, was Zaborowski da sagt, Heidegger habe sich für Thannhauser eingesetzt (was sagt er - Belege? Spiegel-Gespräch?), aber warum wird verschwiegen, dass Prof. Thannhauser, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik, am 17. 4. 1934, noch während des Rektorats von Heidegger (am Tag, als er seinen Rücktritt bekanntgab), entlassen und aufgrund des § 5 des GWB zum Hilfsarbeiter degradiert nach Heidelberg versetzt wurde? Das stellt Heidegger im Spiegel-Gespräch etwas anders dar, GA 16, S. 662: „Nachdem ich mein Rektorat niedergelegt hatte, wurden beide Direktoren aus ihren Ämtern entfernt.“ (Der andere ist Hevesy). Es war im Fall Thannhauser nicht „nachdem“, sondern zeitgleich und “Amt niedergelegt“ heißt dann: Amtsniederlegung angekündigt. Rücktrittsgesuch war 23. April, wie umseitig notiert, angenommen wurde es am 27. Da war der jüdische Professor Thannhauser schon seit einer Woche Hilfskraft in Heidelberg. Richtig ist, dass er formal erst im November zwangspensioniert wurde, aber das sind so Wahrheiten. Wenn das vorherige nicht erwähnenswert ist, kann man den Fall Thannhauser hier streichen, denn Heidegger sagt nur, er habe ihn „nach Vorsprache beim Minister“ an der Universität gehalten - wann hat er denn mit dem „Minister“ (Wacker?) darüber gesprochen?

Der Fall Thannhauser ist von E. Seidler geschildert, S. 313 f.

Von J. Meier, S. 21 f. erwähnt.

Für die Demütigung, die Thannhauser bei der Degradierung zur Hilfskraft in Heidelberg erfuhr, nennt die hiesige Thannhauser-Seite auch die Quelle Rudolf Nissen, Siegfried Thannhauser 1885 - 1962 in: Zs. Medizinische Klinik, Jg. 58, 1963, S. 268, wieder in ders.: Fünfzig Jahre erlebter Chirurgie. Ausgewählte Vorträge & Schriften Schattauer, Stuttgart 1978, S. 350.

Den doxographischen Appendix, den so ohnehin niemand liest, sollten wir streichen - im Zweifel auf die Biblio. Das Kapitel, da die Fälle Hevesy und Fraenkel in einem Unterkapitel behandelt werden und unter „Fürsprachen“ die nachstehende Liste aufgenommen werden kann, lässt sich dann komplett aus dem Artikel nehmen. Das Verhältnis zu jüdischen Kollegen wird in einem neu zu schaffenden Kapitel zur Frage von Heideggers Einstellumg zum Rassismus ohnehin nochmal thematisiert.--BaneshN. (Diskussion) 08:58, 5. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Die erste Quelle ist nicht Hermann H., sondern Zaborowski. HH ist selbst ein Forscher und ein Leserbrief ist nicht schlimmer oder besser als ein Zeitungsartikel. In GA16, S. 788 behauptet er etwas Ähnliches und wird von Zaborowski zitiert. Keine TF also. Ott S. 171: „Am 28. April 1933 wurde der Reichskommissar-Erlaß vom 6. April wieder aufgehoben, weil er durch das erwähnte Reichsgesetz überholt war, ja sogar dagegen verstieß. Der Rektor Heidegger wußte das am 28. April bereits“, also an demselben Tag, an dem er den Wagner-Erlass an der Universität in Kraft setzte. Ob der Erlass nur aufgrund des Prioritätsstreites aufgehoben wurde, wird in der Forschung unterschiedlich betrachtet. Siehe zB Faye. Zaborowski oder Zimmermann schließen dagegen nich aus, dass Heidegger persönlich interveniert hat. Nachdem man also komische Fragen als Skandalös bezeichnet hat, stellt man selbst komische Fragen, um sich über die Forscher lustig zu machen. Die Gottschalk-Episode wird auch falsch zusammengefasst. Heidegger als Rektor habe sich gar nicht nur „korrekt verhalten“, sondern auch seinen Kollegen aufgefordert, „weiterhin zu lesen“, obwohl er aufhören wollte. Es gibt keinen Grund, dies zu entfernen. Filinthe (Diskussion) 10:40, 11. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Es ist anzuraten, die Pferde ein wenig im Zaum zu halten, bevor mir vorgeworfen wird, dass ich mich über Forscher lustig mache. Irgendwann reicht's dann auch mal, und mit Usern, die so was verbreiten, muss ich nicht diskutieren. Die Einwände hier dringen nicht in die Substanz, vielleicht äußert sich jemand anders dazu.--BaneshN. (Diskussion) 11:43, 11. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Quellenrepertorium zur Entlassung von Jonas Cohn --BaneshN. (Diskussion) 12:34, 12. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

„Vielleicht der Kaiser von China, vielleicht niemand?“ = Zimmermann stellt lächerliche Fragen. Davon dürfen wir aber nicht ausgehen. Trawny schreibt, H. habe Cohn am Anfang unterstützt.
Zaborowski schreibt, Heidegger „soll sich auch für den jüdischen Klinikdirektor Siegfried Thannhauser eingesetzt haben“. Quelle scheint nur Heidegger selbst zu sein. Johannes Baptist Lotz hat mal in Erinnerung an Martin Heidegger geäussert: „Während meines ersten Freiburger Semesters erzählte mir der Theologieprofessor Engelbert Krebs, der übrigens Heidegger getraut hat, auch die Sache mit dem jüdischen Internisten Tannhauser; als dieser von den Gewalthabern entlassen werden sollte, hat Heidegger erklärt, er werde sein Rektorat niederlegen, wenn das geschähe.“ Filinthe (Diskussion) 21:51, 12. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Ritter berichtete 1962 Helmut Heiber: „Diese Gemeinschaft blieb auch nach 1933 erhalten; aber als sich Heidegger plötzlich wei- gerte, zu dem Juden Pringsheim ins Haus zu kommen (oder es jedenfalls vermied), schlug ich Alarm und erlebte zu meinem Kummer, daß der Kreis sich nun auflöste.“
Dass H. seine Rektoratsrede Richard Kroner schickte, ist keine Forschermeinung.
Er gab seinen Rücktritt am 14. und nicht am 17. bekannt. Filinthe (Diskussion) 22:36, 12. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Etwas Ähnliches wie Lotz behauptet Gustav René Hocke in seiner Autobiographie: „Als einer seiner Kollegen von der medizinischen Fakultät, Professor Thannhauser, wegen seiner jüdischen Herkunft von der Universität Freiburg entfernt werden sollte, drohte Heidegger mit seinem Rücktritt. Thannhauser mußte dennoch gehen. Heidegger blieb konsequent. Er gab das Rektorat auf.“ (Gustav René Hocke: Im Schatten des Leviathan: Lebenserinnerungen 1908-1984, München 2004, S. 84) Filinthe (Diskussion) 01:20, 13. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
@He3nry: Meines Erachtens sind wir hier fertig. Könntest du das abmoderieren?--BaneshN. (Diskussion) 17:20, 14. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Wir sind uns also darüber einig, dass die Fälle Cohn, Pringsheim und Tannhauser erwähnenswert sind? Filinthe (Diskussion) 10:09, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Wenn hier kein brauchbarer und konziser Textvorschlag zu den Fällen Cohn, Pringsheim und Siegfried Thannhauser gemacht wird, der sich übrigens mit zwei H schreibt, was wissen sollte, wer über ihn handelt, dann lässt sich ein solcher auch nicht kommentieren.--BaneshN. (Diskussion) 11:40, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Heidegger setzte sich vermutlich für Elisabeth Blochmann in Berliner Kreisen ein und schrieb Ende Oktober 1933 für die Stellensuche in England ein wohlwollendes Zeugnis.[1] Er hat sich wohl auch für die Professoren Siegfried Thannhauser[2], Jonas Cohn[3] und Edmund Husserl[4] beim badischen Kultusministerium verwendet, wofür es keinen schriftlichen Beleg gibt.[5]
  1. Brief Elisabeth Blochmanns an Heidegger vom 29. 09. 1933 in: Joachim W. Storck (Hrsg.): Martin Heidegger – Elisabeth Blochmann. Briefwechsel 1918 – 1969, 2. Aufl. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 1990 S. 75; Klafki/Müller 1992, S. 61-67. Zitiert nach Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 259.
  2. Vgl. Johannes Baptist Lotz im Gespräch, in: Günther Neske (Hrsg.): Erinnerung an Martin Heidegger, Neske, Pfullingen 1977 S. 158; Gustav René Hocke: Im Schatten des Leviathan: Lebenserinnerungen 1908-1984, Deutscher Kunstverlag, München 2005, S. 84; Martin Heidegger im Spiegel-Gespräch: GA16, 662; Hermann Heidegger, Die Zeit, 20. August 2015; Holger Zaborowski, HJ5 S. 261: „Gleichzeitig aber scheint sich Heidegger auch 1933 für Thannhauser verwendet zu haben.“, Zum Fall Thannhauser siehe Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau: Grundlagen und Entwicklungen, Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 313 f.
  3. ; Hans Dieter Zimmermann: Philosophie und Fastnacht. Martin und Fritz Heidegger. München 2005, S. 84; Peter Trawny: Heidegger and the Myth of a Jewish World Conspiracy, Chicago 2015, S. 65; Silvio Vietta: „Etwas rast um den Erdball...“ Martin Heidegger: Ambivalente Existenz und Globalisierungskritik, München 2015, S. 94.
  4. Holger Zaborowski, Eine Frage von Irre und Schuld? 2010, S. 347
  5. Zur Erinnerung Hermann Heideggers: GA 16, 788 sowie zur Reaktion des Ministeriums: GA16, 91. Vgl. Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. (2005) Matthes & Seitz, Berlin 2009, S. 69.
Der Fall Pringsheim betrifft eher das Verhältnis zu Juden (im Verfahren des Bereinigungsausschusses 1945 betonte Heidegger, »daß er nur aus taktischen Erwägungen als Rektor sich von Juden zurückgehaltenhabe«). Filinthe (Diskussion) 16:50, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Vorschlag im Textkasten entspricht in der Form dessen, was ich mir hier auf dieser Seite als Standard wünsche. Inhaltlich wäre auch nichts dagegen zu sagen, wenn es besser belegt wäre. Es ist nun aber alles sehr vage - es scheint so, vielleicht, keine Belege. Mir geht es hier nicht darum, Heidegger diese Fürsprachen zu bestreiten oder sie deshalb, weil es sich um Fürsprachen handelt, besser nicht zu bringen. Es geht auch nicht um die Person, die diesen Vorschlag verfasst hat. Mit Belegen würde ich sofort zustimmen. (Im Fall Thannhauser allerdings wäre es auch dann zu bedenken, weil die demütigenden Folgen der Entlassung noch zu Heideggers offizieller Amtszeit doch erwähnt werden müssten - im Kontrast zu den Aussagen im Spiegel-Gespräch - s.o. - das wäre sehr umfangreich). Es können sich hier aber gerne noch andere äußern - nächste Woche kommt KarlV aus dem Urlaub, Lutz kann ja auch noch was sagen, vielleicht äußert sich Anima - mir sind diese weiteren Namen der Liste im Grunde nicht so wichtig - ich habe hier nur meine Meinung gesagt. Viel wichtiger wäre es, den Fall Wolf auf die Seite zu setzen. s.o.--BaneshN. (Diskussion) 20:00, 15. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Belege gibt es genug. Das Einsetzen für Blochmann ist schriftlich belegt. Das Einsetzen für Thannhauser und Cohn wird von Zeitzeugen bestätigt, und es gibt Forscher, die dies als erwähnenswert beurteilen. Zaborowski ist vorsichtiger als Vietta und Hermann Heidegger, hält trotzdem das Einsetzen für Thannhauser und Husserl für möglich („allem Anschein nach“), auch wenn es keinen schriftlichen Beleg gibt. Einen solchen Beleg gibt es zB für die Bücherverbrennung oder das Organisieren von Rassenkundenunterricht in Todtnauberg nicht, es wurde jedoch hier als erwähnenswert, wenn nicht als Tatsache sogar, beurteilt. Was Forscher für wahrscheinlich halten ist genauso erwähnenswert wie Tatsachen. Das Problem mit Thannhauser verstehe ich nicht ganz. Lutz Hachmeister: „Der Mediziner Thannhauser wurde freilich auch während des Heidegger-Rektorats zum »wissenschaftlichen Hilfsarbeiter« zurückgestuft und drangsaliert.“ Er hatte aber schon seinen Rücktritt öffentlich gemacht und die Zeitzeugen behaupten, Thannhauser wäre eben der Grund gewesen. Filinthe (Diskussion) 16:41, 16. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Wenn da im Kasten steht: "Er soll sich eingesetzt haben", ist mir nicht klar, wer das sagt. Woher kommt das Hörensagen? Lutz Hartmann (Diskussion) 07:55, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Zeitzeugen berichten, dass Heidegger Cohn und Thannhauser unterstützt habe, und Zaborowski und Vietta halten es für wahrscheinlich („allem Anschein nach“, „offenbar“), dass er am 28. April 1933 nicht nur in Kontakt (telefonisch, behauptet der Sohn) mit dem Ministerium war,(Ott) sondern auch aktiv verhandelt hat, damit Wacker in einigen Fällen seine Meinung ändert (GA16, 84). Zimmermann: „Merkwürdigerweise wurde die Beurlaubung mit einem Brief des Karlsruher Ministeriums vom 28. April 1933 aufgehoben. Cohn war überrascht. Hatte sich jemand für ihn eingesetzt? Vielleicht der neue Rektor, sein Kollege Martin Heidegger?“ Es is also nicht auszuschließen. Filinthe (Diskussion) 11:45, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
GA 16, 84 ist leider kein Nachweis. Wer hat die Anfrage gestellt? Es fehlt leider jeglicher Name. Damit kann man nichts belegen, wenn man den Text der Anfrage nicht kennt. Kommen wir da anders weiter? Zum Zusammenhang Cohn/wacker ist doch hier schon diskutiert worden? Lutz Hartmann (Diskussion) 12:14, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Sorry, GA16 91. Es ist ein Nachweiß, dass Wacker am 28. April, an demselben Tag, an dem Heidegger von den „bedrohten Kollegen“ sprach und in Kontakt mit ihm war, seine Meinung geändert hat. Und warum nach einem schriftlichen Beleg fragen, wenn hier geschrieben wird, dass es eben keinen gibt? Wenn es einen solchen Beleg gäbe, hätte ich nicht "Heidegger soll..." geschrieben, sondern: "Er hat...". Zaborowski hätte auch nicht „allem Anschein nach“ geschrieben, sondern: „tatsächlich“. Ich verstehe also die Frage nicht. Filinthe (Diskussion) 12:42, 20. Jun. 2017 (CEST) Textvorschlag geändert: „keinen schriftlichen Beleg“. Filinthe (Diskussion) 13:21, 20. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das ist doch schon viel besser. Ich habe daraufhin den Kasten leicht überarbeitet und hoffe auf Dein Einverständnis zur Umsetzung. Lutz Hartmann (Diskussion) 09:28, 21. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Auf jeden Fall, so ist es viel besser. Filinthe (Diskussion) 17:09, 21. Jun. 2017 (CEST) Dagegen Faye: S. 69: „Tatsächlich ist von ihm keinerlei Protest bekannt, weder gegen die Suspendierung seines ehemaligen Lehrers, noch gegen die seines Assistenten.“ Ref. hinzugefügt. Filinthe (Diskussion) 17:31, 21. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Damit kann ich leben. Du musst übrigens noch den Abschnitt zu Wolf in den Artikel umsetzen. Das hier werde ich machen, wenn @Benutzer:He3nry das hier abgeschlossen hat. Lutz Hartmann (Diskussion) 19:05, 21. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Dann tut der das mal :-), --He3nry Disk. 20:46, 21. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 20:46, 21. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
umgesetzt Lutz Hartmann (Diskussion) 08:03, 22. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Neues Unterkapitel 2.5., erster Abschnitt: Führerverfassung

Gemäß der o.a. Übersicht der neuen Strukturierung, die ersten zwei der drei Unterthemen des neuen Kapitels 2.5. (noch ausstehend: „Das Wissenschaftslager in Todtnauberg“)

Der Versuch einer ganzheitlichen Lehranstalt

Die „Führerverfassung“ der Universität

Rund einen Monat nach seiner Amtsübernahme, am 3. Juli 1933, verfasste Heidegger ein Rundschreiben an „sämtliche deutsche Hochschulen“, in dem er mitteilte, dass der Kanzler der Universität von nun an „'im Auftrag des Rektors' zu zeichnen“ habe.[1] Das war ein an „preußischen Universitäten schwer vorstellbares Unterordnungsverhältnis des staatlichen Vertreters und Chefs der Verwaltung unter einen Führer-Rektor“, wobei der Rundbrief in der Absicht verschickt wurde, „daß dieses Modell auch anderswo Schule machen und den Rektor in seinen Kompetenzen als Führer der Universität stärken solle."[2] Am 21. August 1933 hob der badische Kultusminister Wacker, bis „die Hochschulreform einheitlich und im ganzen Reich vorgenommen wird“, per Schreiben A 22296 alle bestehenden parlamentarischen Kompetenzen der Hochschulgremien, Senate und Fakultäten in Baden auf, was als einstweilige Universitätsverfassung am 1. Oktober 1933 in Kraft trat. Fortan bestimmte das Ministerium den Rektor und Abschnitt I Punkt 1 dekretierte: „Der Rektor ist der Führer der Hochschule“. Dieser ernannte die Kanzler und Dekane.[3] Damit hatte Wacker als erster Minister die Führerverfassung an einer deutschen Universität eingeführt.[4]

Am Tag nach Wackers Schreiben notierte der ehemalige Rektor Joseph Sauer ins Tagebuch: „Finis universitatum – Ende der Universitäten. Und das hat uns dieser Narr von Heidegger eingebrockt, den wir zum Rektor gewählt haben, daß er uns die neue Geistigkeit der Hochschule bringe. Welche Ironie!“[5] Auch im Urteil der Forschung gilt Heidegger teils als ein „Promoter dieser neuen Führerverfassung“[6], teils wird aber auch nur darauf hingewiesen, dass er nicht widersprechen konnte, als die Bereinigungskommission 1945 feststellte, „daß er eifrige Mitarbeit“ dabei geleistet habe. „Die neue Universitätsverfassung“, so das Resümee von H. Ott, „stand im Begründungszusammenhang seines Denkens und Handelns.“[7]

Heidegger gab den Beschluss am 24. August 1933 bekannt – als Grundlage „für den inneren Ausbau der Universität entsprechend den neuen Gesamtaufgaben der wissenschaftlichen Erziehung.“[8] Zu den Sitzungen des Senats konnten fortan zwar auch Vertreter der Studentenschaft, der Assistenten und der Universitätsbediensteten hinzugezogen werden, worin paradoxe „Ansätze einer Demokratisierung“ erkannt werden können, da die Ordinarienherrschaft gebrochen wurde und „eine, wenn auch bescheidene, Mitwirkung der übrigen Kurien der Hochschullehrer und Studenten“ erreicht wurde, doch die Fakultäten hatten ihr Selbstbestimmungsrecht gänzlich eingebüßt.[9] Statt der von Heidegger proklamierten Selbstbehauptung der Universität war es zu ihrer „Selbstenthauptung“ gekommen.[10] Schon eine Woche nach Wackers Beschluss zog die bayerische Hochschulverwaltung nach („Der Rektor ist der Führer der Universität“), wobei „das badische Modell (...) Pate gestanden haben muß.“[11] Der preußische Bildungsminister Rust wiederum orientierte sich mit seinem Erlass von 28. Oktober 1933 am bayerischen Vorbild.[12] Mit der Übernahme an den 13 preußischen Universitäten war die Führungsverfassung an den meisten deutschen Hochschulen durchgesetzt und als Modell für eine reichsweite Regelung nicht mehr zu verhindern.

Ernennung zum „Führer–Rektor“

Wie vorgesehen, wurde Heidegger von Wacker am 1. Oktober 1933 „zum ersten Führer-Rektor der Universität Freiburg ernannt“.[13] Zu Dekanen ernannte dieser unter anderem seinen Vorgänger von Möllendorff sowie seine Vertrauten Schadewaldt (Philosophie) und Erik Wolf (Rechts- und Staatswissenschaften). Wie die anderen Ernannten waren beide keine Parteimitglieder, wobei Schadewald sich zu jener Zeit noch besonders im nationalsozialistischen Sinn engagierte.[14] Die Ernennung des Juristen Erik Wolf zum Dekan – der 1934 noch die im NS-Rassegedanken verhaftete Abhandlung Das Rechtsideal des Nationalsozialistischen Staates publizierte [15] – da „er aufgrund seiner 'Heidegger-Hörigkeit' von den Kollegen nicht akzeptiert wurde“, war später einer der Anlässe für Heideggers Rücktritt vom Rektorat.[16]

Auf der Senatssitzung vom 29. November 1933 sprach der neue „Führer-Rektor“ zudem von dem „Sinn einer Ehrenordnung“, und der Philosophiedozent Georg Stieler, im Ersten Weltkrieg Korvettenkapitän, legte den Entwurf einer „Ehrengerichtsordnung“ für die Dozentenschaft dar, in Anlehnung an jene der Offiziere. In einem Kommentar von Heidegger heißt es, die Körperschaft solle von „minderwertigen Elementen“ gereinigt werden, und es solle „künftigen Entartungskampagnen“ vorgebeugt werden. Schließlich wurde der Geist „wahrer Kameradschaft“ und des „echten Sozialismus“ bemüht, “der im Kollegen nicht den Konkurrenten im Kampf ums Dasein sieht“, worin, so das Urteil von Hugo Ott, „die Verworrenheit der nationalsozialistischen Ideologie in klarer Weise“ gespiegelt sei.[17] In einem Rundschreiben an die Fakultäten vom 20. Dezember 1933 ließ Heidegger den Lehrkörper der Universität wissen, dass es von Beginn an sein Ziel war, den „Wandel der wissenschaftlichen Erziehung aus den Kräften und Forderungen des nationalsozialistischen Staates“ durchzusetzen. Nur der „ unbeugsame Wille zum Künftigen“ gäbe „den gegenwärtigen Bemühungen Sinn und Halt“. Und er fuhr fort: „Der Einzelne, wo er auch stehe, gilt nichts. Das Schicksal unseres Volkes in seinem Staat gilt alles.“[18]

Obwohl sich die Führerverfassung an den Universitäten sukzessive auch landesweit durchsetzte[19] und Heidegger, teils in militärischen Simulationen, den Führer-Rektor gab[20], war er Anfang 1934 davon überzeugt, dass die NS-„Revolution“ im Schulwesen noch nicht begonnen habe. In einer Replik auf den Schriftsteller Erwin Guido Kolbenheyer, der sich in einer Rede in Freiburg auf ein Zitat von Adolf Hitler bezogen hatte, die Revolution sei zu Ende, es beginne die Evolution[21], sagte Heidegger am 30. Januar: „Ja – wir wollen doch keine Falschmünzerei treiben. Evolution – gewiß, aber eben da, wo die Revolution zu Ende ist. Aber dort, wo wie im Geistigen und z. B. im Schulwesen die Revolution noch nicht nur nicht zu Ende ist, vielmehr nicht einmal begonnen hat, – wie steht es da?“[22]

Auch bei anderer Gelegenheit machte Heidegger deutlich, dass ihm der Wandel der Gesellschaft im nationalsozialistischen Deutschland nicht weit genug ging: „Und es besteht die Gefahr, daß die übereifrigen Töter des Liberalismus alsbald sich entpuppen als sogenannte 'Vertreter' eines liberalen Nationalsozialismus, der von Harmlosigkeit und Biederkeit und Jugendbewegtheit nur so trieft.“[23]

  1. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: S. 167
  2. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: S. 168
  3. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: S. 181; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 191; Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät, in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715-730, hier , S. 718: „In Baden fand die nationalsozialistische 'Machtergreifung' ihren ersten verfassungsrechtlichen Niederschlag mit der zum Wintersemester 1933/34 in Kraft getretenen 'Verfassung der badischen Hochschulen' vom 21. August 1933, die sich in Erwartung einer reichseinheitlichen Regelung explizit als vorläufig verstand.
  4. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: S. 181; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 191: „Das Land Baden, seinem Ruf als 'Musterländle' ein weiteres Mal getreu, war vorgeprescht, wollte maß-gebend sein. Der Rektor selbst ernannte die Dekane als Führer der Fakultäten, künftig die Universität nach dem klaren Führerprinzip gestaltend“; Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät, in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715-730, hier S. 718: „Deutlich erkennbar stellte die badische Regierung den traditionellen Aufbau der Universität in Frage und führte das wohl prägendste Element der nationalsozialistischen Verwaltungsstruktur ein: das Führerprinzip.“
  5. Hellmut Flashar: Biographische Momente in schwerer Zeit. In: Spectra. Narr Francke Attempto, 2004, S. 307–328, hier: S. 316 f.
  6. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: S. 187; Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007, S. 126: „neu erlassene Badische Universitätsverfassung, an deren Zustandekommen er nicht unmaßgeblich beteiligt war“; Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München. 193-196
  7. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 191 f.
  8. GA 16, S. 157
  9. Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät, in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715-730, hier S. 719: „Die Dekane wurden zusätzlich verpflichtet, den Rektor über alle Fakultätsangelegenheiten zu informieren. Auf diese Weise sollte klargestellt werden, dass der Rektor der Führer der gesamten Universität war und die Fakultäten kein Recht auf ein irgendwie geartetes Eigenleben hatten. Die Verfassung sah die Universität nur noch als eine hierarchisch strukturierte Lehr- und Lerngemeinschaft von Studierenden und Dozierenden.“
  10. Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1989, S. 31–35.
  11. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: 187.
  12. Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: S. 191
  13. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 192
  14. Vgl. Jürgen Malitz: Klassische Philologie, in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006,303-364, hier S. 313, Anm. 35: „Aus dem Gesamtgutachten der philosophischen Fakultät Leipzig vom 2. 12. 1933 (Univ.-Archiv Leipzig, Personalakte Schadewaldt): Die Rede über den neuen deutschen Studenten, die Schadewaldt auf Wunsch der Studentenschaft gegen Ende des S.S. in Freiburg hielt, legen wir in dem Abdruck der Freiburger Studentenzeitung vom 27. 7. 33 bei, weil sie uns ein besonders wichtiges Zeugnis dafür scheint, wie sehr der Redner vom Geiste des Nationalsozialistischen durchdrungen ist, wie lebendig der Redner den Rhythmus der gegenwärtigen Bewegung zu übertragen vermag“; ebd. S. 315, Stellungnahme der Fakultät nach 1945: „Einen starken Umschwung brachte das Jahr 1933, in dem der Philosoph Heidegger Rektor wurde und unter seinen Anhängern in der Fakultät, insbesondere bei dem von ihm ernannten Dekan Schadewaldt, kräftigste Unterstützung fand. Schadewaldt sorgte bei seinem Weggang nach Leipzig 1934 und beim Abgang des jüdischen Philologen (sic !) Fränkel unter starker Ausnützung des Führerprinzips für die Neubesetzung beider Lehrstühle durch radikale Nationalsozialisten (Oppermann und Bogner)“; vgl. UB Freiburg, digitalisierte historische Bestände, Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 1934, Personalverzeichnis, 1. Februar 1934
  15. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer, Frankfurt 2005, S. 685, zitiert Wolf: „Zu den nichtarischen Volksgästen, denen keine Rechtsstandschaft zukommt, gehören rassisch Fremdstämmige und Ausländer.“; weitere Nachweise bei Christoph M. Scheuren-Brandes: Der Weg von nationalsozialistischen Rechtslehren zur Radbruchschen Formel. Untersuchungen zur Geschichte der Idee vom "Unrichtigen Recht". Schöning, Paderborn 2006, S. 76,77; siehe auch Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, 196-197
  16. Bernd Grün: Universitätsleitung und Philosophische Fakultät, in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, Alber, Freiburg/München 2006, S. 715-730, hier S. 722
  17. Senatssitzung vom 29.XI.1933, zu 9., GA 16, S. 214; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 151 f.; vgl. Paul Matussek: Analytische Psychosentherapie. 2 Anwendungen, Springer, Berlin u.a. 2001, S. 66-67, der davon spricht, dass Heidegger „den Kontakt zu seinem privaten Selbst vollkommen verloren“ habe.
  18. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S.229, mit der nicht näher spezifizierten Quellenangabe: Universitätsarchiv Freiburg; dieser Brief wurde weder in GA 16 noch in das Heidegger-Jahrbuch 4, in denen die Dokumente zu Heideggers Engagement im Nationalsozialismus gesammelt wurden, aufgenommen.
  19. Über die Entwicklung an verschiedenen Universitäten berichtet Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933 in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik, 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194
  20. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland: Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Aufl. Fischer, Frankfurt 2001, S. 312: „Bisweilen fand man ihn auch komisch und erzählte sich die Geschichte, wie einige Studenten unter der Leitung des bereits erwähnten Philosophiedozenten und ehemaligen Korvettenkapitäns Stieler in der Lehmgrube einer Ziegelei mit Gewehrattrappen aus Holz exerzierten, und wie dann Heidegger im Wagen vorgefahren und herausgesprungen sei. Der baumlange Stieler – er maß 2,02 Meter – habe sich vor dem kleinwüchsigen Heidegger aufgebaut und militärisch korrekt Meldung erstattet, und Heidegger, der den Kriegsdienst nur bei der Postzensur und einem Wetterbataillon geleistet hatte, habe militärisch ebenfalls korrekt wie ein Kommandeur die Meldung salutierend entgegengenommen. Von solcher Art waren Heideggers Kampfszenen.”
  21. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 171.
  22. Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007 S. 134;, GA 36/37, S. 212; Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 171. Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, S. 35 kommentiert Heideggers Bemühen um fortgesetzte geistige Erneuerung: „Der Aufruf an die Deutschen Studenten, seine Ansprache auf der Wahlkundgebung der Wissenschaft in Leipzig (11. Nov.), seine Rede in Tübingen und nicht zuletzt seine vehemente Unterstützung einer Loyalitätsadresse der deutschen Wissenschaft für Adolf Hitler - der Aufruf an die Gebildeten der Welt - sind Zeugnisse einer irrationalen Verblendung, eines verzweifelten Sich-Festklammerns an von der tatsächlichen Entwicklung längst überholten Idealen.“
  23. Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit, in: Sein und Wahrheit, GA 36/37, S. 119, zitiert nach: Daniel Morat: Von der Tat zur Gelassenheit. Wallstein, Göttingen 2007 S. 135

--BaneshN. (Diskussion) 10:38, 26. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ich befürworte diesen Text. Er ist genau, übersichtlich und nicht zu kompliziert formuliert. Gruß --Anima (Diskussion) 19:52, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Nicht nur der Anfang wird gelöscht, sondern auch Bernd Martins Kommentar zur Schulungstagung in Berlin, obwohl Heidegger daran teilnahm. Dann wird die Geschichte des Führerprinzips in den bayerischen und preußischen Universitäten detailliert. Wozu? Filinthe (Diskussion) 00:58, 29. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Martin: „Die Fachschaftsleiter sollten ernannt werden und ihre Mitarbeiter selbst berufen können. Diese neue Struktur der Studentenschaft entsprach Heideggers Vorstellungen von studentischer Selbstverantwortung und gesellschaftlicher Eingliederung der Studierenden. Auf diese Weise sollte die Universität, die sich bei ihrem traditionellen Lehrkörper von oben nur schwer umgestalten ließ, gewissermaßen von unten in die Volksgemeinschaft eingegliedert werden.“ Dies scheint mir wichtiger zu sein als die Einführung des Führerprinzips in den anderen Universitäten.
Gekürzte Version: „Statt der von Heidegger proklamierten Selbstbehauptung der Universität war es zu ihrer „Selbstenthauptung“ gekommen – bald auch in Bayern und Preußen.
Dass Eugen Fischer 1930 im gleichen Saal wie Heidegger sprach, wird hier oben als „aufschlussreich“ bezeichnet. Dass aber Karl Jaspers 1933 die Führerverfassung unterstützte, wird gelöscht. Warum denn? Alfred Bäumler war auch dabei.
„Zu Dekanen ernannte dieser seinen Vorgänger von Möllendorff und andere, die keine NSDAP-Mitglieder waren, was eine gewisse Spannung im Verhältnis zur Partei gegeben habe, wobei sich Wolfgang Schadewaldt...“ Vgl. hierzu Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 256; Bernd Martin: Martin Heidegger und das Dritte Reich. Darmstadt 1989, S. 59. Filinthe (Diskussion) 01:11, 29. Jun. 2017 (CEST) Hollerbach: Erik Wolf figurierte „unter denjenigen, die der neuen Bewegung aus rechts- und staatsphilosophischer Sicht eine Grundlage zu geben versuchten, freilich ohne sich an die parteiamtliche Doktrin zu binden und auch ohne Total-Affirmation.“[Beantworten]
„Heidegger gab den Beschluss am 24. August 1933 bekannt - ... Erziehung“[GA 16, S. 157], auch wenn er zwischen Zustimmung und Skepsis schwankte.[GA16, 159]Filinthe (Diskussion) 10:54, 29. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
das mit der Tagung ist ein bedenkenswerter Punkt. Grün (Rektor) behandelt das auf 224ff. Lutz Hartmann (Diskussion) 08:39, 29. Jun. 2017 (CEST) Ich habe nun im unteren Kasten einen entsprechenden dritten Abschnitt eingefügt, der das Thema von Filinthe berücksichtigt. Lutz Hartmann (Diskussion) 10:07, 1. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Meine Zustimmung - danke, Lutz.--BaneshN. (Diskussion) 11:31, 1. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das mit den Dekanen ist wichtig, gehört nach m.M. aber in der Abschnitt über den Rücktritt, weil da die Dekane eine besondere Rolle spielen. Lutz Hartmann (Diskussion) 11:28, 1. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Es fehlt noch das Thema „Revolution der Universität“: „Auf diese Weise sollte die Universität, die sich bei ihrem traditionellen Lehrkörper von oben nur schwer umgestalten ließ, gewissermaßen von unten in die Volksgemeinschaft eingegliedert werden.“ Siehe oben die Zitate von Martin und anderen: Revolution der deutschen Universität
Nicht Matussek, sondern Ott spricht hier von der „Verworrenheit der nationalsozialistischen Ideologie". Seinerseits spricht Matussek vom „Kampf um Ehre“ (statt Kampf ums Leben) und fährt fort: „Für diesen Ehrbegriff ist Heidegger durchaus bereit, sich sogar gegen die Parteilinie zu stellen – im Interesse des Ansehens der Partei freilich und aus der Einsicht heraus, daß er, der Initiator der Ehrengerichtsordnung, wie kein anderer diese zu vertreten weiß.“ Filinthe (Diskussion) 12:29, 1. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Danke für den Hinweis zu Ott. Ich habe das korrigiert. Mit dem Hinweis auf die Revolution der Universität möchtest Du eine Bewertung von Heideggers Handeln einführen, die ich nicht teile. Jedenfalls sind die von die oben von Dir angeführten Zitate von exkulpierendem Charakter insofern, als sie Heideggers Denken mehr oder weniger auf die Universität reduzieren. Nein: Heidegger war begeisterter Hitlerist, der das in seiner Sphäre der Universität intensiv betrieben und umgesetzt hat. Heidegger begrüßte den NS-Staat als Ganzes. Das völkische Denken und die angestrebte Umwandlung der ganzen Gesellschaft in den Führerstaat war wesentlich für sein Handeln in der Universität. Insofern sind Deine Zitate, die sich nicht an konkreten Aussagen Heideggers orientieren, spekulative Bewertungen, die in die Rezeption gehören. Wir sollten diesbezüglich Deinem Wunsch nicht nachkommen. Lutz Hartmann (Diskussion) 07:44, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ich denke, wenn heute keine sachlichen Einwendungen kommen, kann @Benutzer:He3nry diesen Abschnitt abschließen. Lutz Hartmann (Diskussion) 07:50, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Das Matussek Zitat kann hinzugefügt werden: ...worin, so das Urteil von Hugo Ott, „die Verworrenheit der nationalsozialistischen Ideologie in klarer Weise“ gespiegelt sei,[GA 16, S. 214; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 151 f.] wobei P. Matussek in diesem „Ehrbegriff“ den Grund für Heideggers Bereitschaft sieht, „sich gegen die Parteilinie zu stellen – im Interesse des Ansehens der Partei freilich und aus der Einsicht heraus, daß er, der Initiator der Ehrengerichtsordnung, wie kein anderer diese zu vertreten weiß“.[Paul Matussek: Analytische Psychosentherapie. 2 Anwendungen, Springer, Berlin u.a. 2001, S. 66.]
Die Ernennung von Dekanen, die keine Partei-Mitglieder waren, ist mit der Rektoratsrede eine Begründung für diese Bewertung. Vgl. Martin und Zaborowski S. 256: „Überdies gehört kein einziger der Dekane, die Heidegger ernennen wird, der NSDAP an, wenn einige von ihnen im Jahr 1933 durchaus mit Sympathie dem Nationalsozialismus gegenüberstehen – wie etwa Erik Wolf oder Wolfgang Schadewaldt. Bereits in seinen ersten Amtswochen gibt es also eine gewisse Spannung im Verhältnis zu den neuen Machthabern: Mögen diese auf der einen Seite seine Wahl unterstützt und gutgeheißen haben, verfolgte Heidegger auch ganz eigene Anliegen, die nicht deckungsgleich mit den Anliegen der Nationalsozialisten waren, aber durchaus mit der Unterstützung vieler seiner Kollegen rechnen durften.“ Filinthe (Diskussion) 09:18, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
„durchaus mit Sympathie dem Nationalsozialismus gegenüberstehen“ ist besser als „im NS-Rassegedanken verhaftet“, da Wolf „unter denjenigen, die der neuen Bewegung aus rechts- und staatsphilosophischer Sicht eine Grundlage zu geben versuchten" figurierte, "freilich ohne sich an die parteiamtliche Doktrin zu binden und auch ohne Total-Affirmation“. Ob Wolf Rassist war, ist hier nicht das Thema. Filinthe (Diskussion) 09:29, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das mit Hitlers „Evolution“ ist noch nicht geklärt. Filinthe (Diskussion) 09:33, 2. Jul. 2017 (CEST) Siehe oben im Abschnitt „Fortsetzung der „nationalsozialistischen Revolution““. Morat S. 134: „Schon am 30. November 1933 hatte sich Heidegger in seiner Rede vor Studenten und NSDAP-Anhängern in Tübingen gegen das Wort vom Ende der Revolution gewandt“. Wie bei Martin geht es um das Wort des Führers, nicht des Kolbenheyers. Daher der Textvorschlag (ohne das Verb „widerspricht“):[Beantworten]
Schon am 30. November 1933 hatte sich Heidegger in seiner Rede vor Studenten und NSDAP-Anhängern in Tübingen gegen die seit dem 6. Juli 1933 vom „Führer“ propagierte Evolution gewandt,[Morat, Martin] indem er den „nationalsozialistischen Staat“ als „permanente Revolution aller Lebensverhältnisse“(Gerhart Schmidt) begrüßte.[Vgl. hierzu Gerhart Schmidt: „Heideggers philosophische Politik“, in: Heidegger und das „dritte Reich“, hg. v. Bernd Martin, Darmstadt 1989, 51-63, hier 56; Suzy Harris: The University in Translation: Internationalizing Higher Education, London/NY 2011, S. 75; Charles Bambach: „The Politics of Knowledge: Nietzsche within Heidegger's History of Truth“, in: Babette Babich, Robert S.Cohen (Hrsg.): Nietzsche, Theories of Knowledge, and Critical Theory. Nietzsche and the Sciences I, Dordrecht: Kluwer 1999, S. 112. ] Filinthe (Diskussion) 12:05, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Satz „Obwohl sich die Führerverfassung an den Universitäten sukzessive auch landesweit durchsetzte...“ ist nicht bei Safranski zu lesen, oder? Filinthe (Diskussion) 17:10, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
BaneshN scheint seit mehreren Threads mit meinen Antworten und Vorschlägen einverstanden zu sein, sonst hätte auch dagegen argumentiert. Filinthe (Diskussion) 17:14, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Nun wird es wieder schwierig. Wir kommen jetzt wieder vom Höcksken aufs Stöcksken (für Filinthe übersetzt: "vom Hölzchen aufs Stöckchen". Gemeint ist, dass man sich nicht auf das Wesentliche beschränkt, sondern sich in Belanglosigkeiten verzettelt). Zunächst vorab: Es ist erklärte Absicht, den Artikel zumindest etwas, eigentlich deutlich zu kürzen. Damit können wir uns eine Nebendiskussion über Heideggers Ehrbegriff (Matussek) nicht leisten. Das ist ein echter Nebenkriegsschauplatz. Matussek ist zudem über den Link in der Fußnote erreichbar. Das war der Zweck des Einschubs in der Fußnote. Das Thema: Ernennung von Dekanen halte ich als solches für relevant. Ich möchte aber abwarten, wie sich der vorgeschlagenen Artikeltext noch entwickelt. Wenn wir das hier rein nehmen, verlieren wir die klare Struktur, die BaneshN bis hierhin geschaffen hat. Du hast recht, inwiefern Wolf rassistisch dachte, brauchen wir hier nicht zu diskutieren. Auch das ist eine Nebensächlichkeit. Zumindest aber sollte folgender Satz zur Kenntnis genommen werden: „Zu den nichtarischen Volksgästen, denen keine Rechtsstandschaft zukommt, gehören rassisch Fremdstämmige und Ausländer“. (Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 2005, S. 685) Weiter: „Wolf vertrat in beiden Schriften die Lehre vom Volkstum und Führertum als Rechtsquelle. Eingebunden in die Lehre von der Verbindung von Recht und Blut erhob er auch die Rasse zum Rechtsprinzip und feierte das Volk als Rassegemeinschaft.“ (Christoph M. Scheuren-Brandes: Der Weg von nationalsozialistischen Rechtslehren zur Radbruchschen Formel. Untersuchungen zur Geschichte der Idee vom "Unrichtigen Recht". Schöning, Paderborn 2006, 76,77, mit Einzelnachweisen). Noch einmal zu Jaspers: Auch das ist eine Nebelkerze. Um das Verhältnis der beiden Vorstellungen von einer Reform der Universität korrekt herauszuarbeiten, bedürfte es einer eigenen Ausarbeitung. Jaspers konnte seine Ideen nach 1945 problemlos wiederholen und ist damit auf Zustimmung gestoßen. Darauf habe ich schon einmal hingewiesen. Ebenso solltest Du zur Kenntnis nehmen, dass Zaborowski den Heideggerschen Ideen zur Universitätsreform ein ganzes Kapitel widmet, ohne auf die alternativen Vorstellungen von Jaspers einzugehen. Jaspers hat das Papier zudem nicht veröffentlicht, sondern für eine Diskussion zum Thema vorbereitet. Es ist nie zum Einsatz gekommen. Ganz im Gegensatz zu Heideggers Pamphleten. Im Interesse des Argumentes zitierst Du Schmidt (in Bernd Martin) falsch. Das Zitat („permanente Revolution aller Lebensverhältnisse“) stammt aus der Rede in Leipzig vom 11. November. Heideggers Rede in Tübingen enthält als Kommentar zu Hitlers Wort von der Evolution folgende Forderung. „Die nationalsozialistische Revolution ist und wird werden die völlige Umerziehung der Menschen, der Studenten und nachherkommenden jungen Dozentenschaft“ (S. 179) Das stützt genau die Aussage von Matussek: Heidegger hat die Orientierung verloren und überdreht, das was in seinem Rahmen möglich ist, völlig. Wir wollen es dabei bewenden lassen. Auch ich habe Themen, die ich zugunsten der Klarheit des Artikels zurückstelle. Beispielsweise das Gutachten Jaensch. Ich weiß nicht inwieweit BansehN darauf eingehen will. Oder etwa der Fall Lange, bei dem ich den Text schon fertig habe: „Mit Hilfe des Dekans der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät Erik Wolf verhinderte Heidegger, dass der Volkswirt Adolf Lampe ein Ordinariat erhielt. ref>Hugo Ott, Bernd Grün: Das Rektorat Heidegger. Ein schwieriges Kapitel der Freiburger Universitätsgeschichte. In: Freiburger Universitätsblätter 145 (1999) S. 155-170, hier 159-161</ref“. Wir müssen auf das reinfrutzeln von Details verzichten, damit der Artikel als Ganzes lesbar bleibt. BaneshN hat seinen Text und damit seine Vorstellungen eingestellt. Im Gegensatz zu mir hast Du keine Änderungsvorschläge konkret formuliert. Also gibt es gar nichts, wo er zustimmen könnte. Lutz Hartmann (Diskussion) 19:46, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
@Luha:, das Gutachten von Jaensch wird im neuen Kapitel „Zur Frage des Rassismus“ erwähnt werden, auch Krieck, Rosenberg und die anderen. „Lange“ meint „Lampe“? Ich wollte tatsächlich vermeiden, die Ernennung und Ablehnung der Dekane im Einzelnen zu erörtern - das gehört m. E. in ein Buch. Aber Lampe wird im Kapitel zum Bereinigungsausschuss bedeutend, wie auch andere, von denen dann in einem kurzen Rückblick gesagt werden kann, warum sie zu Mitgliedern des Ausschusses wurden. Ich würde dich also darum bitten, den vorbereiteten Text in diesem Sinne zu formulieren und, wenn wir dann dort angelangt sind, hier einzubringen.--BaneshN. (Diskussion) 11:05, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Artikel wird oft nicht gekürzt, sondern verlängert, zB hier mit der Geschichte der Führerverfassung in Bayern und Preußen. Die Bewertung von Ott wird auch hinzugefügt. Das Argument, es gebe keinen Platz mehr, stimmt also nicht. Mir wurde schon Zensur vorgeworfen, weil ich eine lange Kontextualisierung zusammenfassen (nicht streichen) wollte. Der Artikel wird doch gekürzt, indem man zusammenfaßt. Dies soll nich als Vorwand benutzt werden, um unbeliebte Fakten und Forschermeinungen zu streichen. Das mit Jaensch oder Lampe soll natürlich erwähnt werden (der Fall Lampe wurde eigentlich gelöscht). Ich würde dafür plädieren, wenn nötig, weil ich gegen jegliche Form von Zensur bin.
Matussek sagt nicht dasselbe wie Ott, er darf also nicht in der selben Fußnote zitiert werden. Ein Link reicht nicht aus. Gekürzte Version: „...wobei P. Matussek darin den Grund für Heideggers Bereitschaft sieht, „sich gegen die Parteilinie zu stellen“.
Es stimmt, dass Schmidt von der Rede in Leipzig und nicht in Tübingen spricht, aber Bernd Martin zitiert auch die Rede in Leipzig als Beispiel „einer irrationalen Verblendung, eines verzweifelten Sich-Festklammerns an von der tatsächlichen Entwicklung längst überholten Idealen.“ (Dann eben der Satz zum „Wort des Führers“.) In der Formulierung von BaneshN gibt es kein Datum, so ist das Problem gelöst: Auch bei anderer Gelegenheit machte Heidegger deutlich, dass er gegen die seit dem 6. Juli 1933 von Hitler propagierte Evolution war,[Morat, Martin] indem er eine Art „permanente Revolution“ forderte. Siehe auch Bambach und Harris. Mit Martin und Morat gibt es insgesamt 5 Belege. Es ist also kein „Detail“.
Der Satz „Obwohl sich die Führerverfassung an den Universitäten sukzessive auch landesweit durchsetzte...“ ist nicht bei Martin zu lesen und ist also TF. Martin schreibt: „Obwohl die Hitler-Bewegung auch im hochschulpolitischen Bereich eine Konsolidierung herbeiführen wollte, widersprach Heidegger in aller Öffentlichkeit dieser vom „Führer" propagierten Evolution.“
Der nächste Satz ist auch nicht bei Safranski zu lesen, oder? „...Heidegger, teils in militärischen Simulationen, den Führer-Rektor gab“. Sehr unklar. Die Anekdote mit Stieler ist die einzige Quelle. Wer erzählt sie? Wann? Warum sie vollständig in einer Fn zitieren? Das mit dem Automobilclub, obwohl belegt, wird gelöscht, ohne Begründung. Auch die Picht-Anekdote wird gelöscht, obwohl die Einladung von Viktor von Weizsäcker eine Tatsache ist. Mit der Rektoratsrede und der Ernennung von Dekanen, die keine Partei-Mitglieder waren, ist sie doch eine Begründung für die Bewertung "Revolution der Universität".
Zaborowski spricht schon von Jaspers. Safranski auch. Alfred Denker hat einen ganzen Artikel darüber geschrieben. Es geht um die Kontextualisierung: Bäumler war dabei, aber auch Jaspers in Heidelberg.
Bei Scheuren-Brandes ist der Rassegedanke bei Wolf gut dargestellt, Das Rechtsideal des Nationalsozialistischen Staates ist aber von 1934 und hat also mit seiner Ernennung als Dekan 1933 nichts zu tun. Wenn die Zukunft unbedingt erwähnt werden soll (warum aber nicht erwähnen, dass Schadewaldt und Wolf Widerstand geleistet haben?), dann auch die Tatsache, dass Wolf und die anderen Dekane keine Parteimitglieder waren, was von Martin und Zaborowski als Spannung gegenüber der Partei bewertet wird. Dies soll auf keinen Fall verschwiegen werden.
Ich habe die ganze Zeit Änderungsvorschläge konkret formuliert. Ich kann sie aber gerne wieder sammeln, wenn nötig. Filinthe (Diskussion) 09:55, 3. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Jetzt kommt wieder das alte, eher unangenehme Gerede von Filinthe im Sinne einer Apologie. Du hast übrigens Punkte angesprochen und keine Textvorschläge gemacht. Der Satz: Grund für Heideggers Bereitschaft sieht, „sich gegen die Parteilinie zu stellen“ ist so verkürzt eine eindeutige Falschaussage und das weißt Du. So wie Du das formulierst könnte man meinen, Heidegger habe schon Anfang 1934 Widerstand geleistet, was er nie tat. Heidegger wollte sich nicht gegen die Partei stellen, sondern über die Partei hinausgehen, also noch radikaler sein. Und genau das kommt in dem Kolbenheyer- Absatz auch zum Ausdruck. Ich habe übrigens gerade wieder einmal festgestellt, wie quellenkritisch man lesen muss. Nach Deinem Schmidt-Zitat habe ich bei Schmidt nachgeschaut und dort den von Dir zitierten Text mit einer Fußnote versehen gefunden - wenn auch mit einem anderen Bezug (Leipzig). Na gut habe ich gedacht, das ist vom Text her in Ordnung. Mit Deinem Martin - Zitat habe ich noch einmal nachgeschaut und nun festgestellt beides ist Blödsinn. In der Leipziger Rede ist von „permanente Revolution aller Lebensverhältnisse“ überhaupt nicht die Rede. Das sagt nur Schmidt (S. 56) mit Verweis auf Schneeberger. In der Rede steht hingegen „Die nationalsozialistische Revolution ist nicht bloß die Übernahme einer vorhandenen Macht im Staat durch eine andere dazu hinreichend angewachsene Partei, sondern diese Revolution bringt die völlige Umwälzung unseres Deutschen Daseins.“ (GA 16, 192) Und hierauf bezieht sich Martins Kommentar (S. 35), der allerdings auch die Tübinger Rede und den von Heidegger in Leipzig unterzeichneten Aufruf an die Gebildeten anspricht. Dann spricht Martin erst von „einer irrationalen Verblendung, eines verzweifelten Sich-Festklammerns an von der tatsächlichen Entwicklung längst überholten Idealen.“ Also doppelter Fake – erst von Schmidt und dann von Dir. Dein Statement: „Der Satz „Obwohl sich die Führerverfassung an den Universitäten sukzessive auch landesweit durchsetzte...“ ist nicht bei Martin zu lesen“ zeugt von einer gewissen Beschränktheit der Argumentation. Martin analysiert die Situation in einer Reihe von Universitäten und schildert dabei den schrittweisen Verlust der Selbständigkeit dieser Universitäten. Deshalb wird hier in der Fußnote auf den Aufsatz als ganzen referiert und nicht auf eine wörtliche Aussage. Ähnliches gilt für das folgende Thema. Zu Jaspers: zitiere mir doch bitte eine Stelle, an der Zaborowski etwas Inhaltliches zu Jaspers Vorstellungen einer Universitätsreform sagt. Weder im Universitätskapitel noch an späterer Stelle ist das der Fall. Behaupten heißt nicht belegen. Und zum letzten Absatz: Willst Du ernsthaft behaupten, dass Wolf das, was er 1934 dann veröffentlichte, nicht schon 1933 vertrat? Dann solltest Du mal die Selbstanklage im (nicht verschickten) Brief an Barth lesen. Lutz Hartmann (Diskussion) 18:50, 3. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Wir sind uns also einig. Den Satz: Grund für Heideggers Bereitschaft sieht, „sich gegen die Parteilinie zu stellen“ wollte ich oben unverkürzt zitieren und habe also nichts dagegen. Es sind übrigens Textvorschläge. Ich habe jetzt viele gemacht.
Das Schmidt-Zitat „permanente Revolution aller Lebensverhältnisse“ ist natürlich kein Heidegger-Zitat, dass habe ich nie behauptet, im Gegenteil: den Namen "(Gerhard Schmidt)" hatte ich daneben ausdrücklich geschrieben. Und Schmidt behauptet auch nicht, dass er Heidegger wörtlich zitiert, sonst hätte er Anführungszeichen verwendet. Hier sind wir uns also auch einig.
Bernd Martin schreibt tatsächlich: „Der Aufruf an die Deutschen Studenten, seine Ansprache auf der Wahlkundgebung der Wissenschaft in Leipzig (11. Nov.), seine Rede in Tübingen und nicht zuletzt seine vehemente Unterstützung einer Loyalitätsadresse der deutschen Wissenschaft für Adolf Hitler - der Aufruf an die Gebildeten der Welt - sind Zeugnisse einer irrationalen Verblendung, eines verzweifelten Sich-Festklammerns an von der tatsächlichen Entwicklung längst überholten Idealen.“ Die Rede vom 11. Nov. steht in der Liste, also kein Fake.
Bleiben noch folgende Punkte:
Wir sollen es vermeiden, nicht auf eine wörtliche Aussage eines Forschers zu referieren, sonst handelt es sich um TF. Das mit der Stieler-Anekdote wird nicht geklärt. Die anderen Anekdoten scheinen besser belegt zu sein und werden jedoch entfernt.
Zaborowski verweist nur auf die Nähe von Jaspers' und Heideggers Reformvorschlägen (der „Plan einer aristokratischen Universität“). Safranski geht mehr in die Details (Differenzen). Dass aber Jaspers die Führerverfassung diskutiert und begrüßt hat, ist eine Tatsache. Darum geht es.
Was Wolf betrifft, behaupte ich überhaupt nichts, da ich den Fall nicht kenne. Er sieht aber kompliziert aus. Hollerbach, eben der Herausgeber des Briefes an Barth, spricht hier nicht von Rassismus. Bei Zaborowski ist die Rede von einer „Sympathie“ für den NS. Wenn wir in die Details gehen, dann müssen wir Hollerbach auch zitieren und hinzufügen: „...freilich ohne sich an die parteiamtliche Doktrin zu binden und auch ohne „Total-Affirmation“. Warum nicht, wir wollen aber kürzen. Wichtig ist jedenfalls zu erwähnen, dass kein Dekan Parteimitglied war, was Martin als „Konfrontation“ bezeichnet. Filinthe (Diskussion) 12:18, 4. Jul. 2017 (CEST) Müller zu Wolf: „Gemeinsam hatte er mit Heidegger, daß die Partei ihm absolut fremd blieb.“ Hollerbach schreibt hier, dass Wolf schon 1934 davor gewarnt habe, im Gedanken des totalen Staates liege „eine Tendenz zur Selbstautorisierung und Selbstrechtfertigung“, ja zur „Selbstvergottung“, und dass ihm mangelnde Orthodoxie in der Rassenfrage vorgeworfen wurde. Filinthe (Diskussion) 10:08, 5. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Flashar zu Schadewaldt (S. 314): „Gewiss mag die formale Parteimitgliedschaft oft kein Kriterium für die politische Gesinnung sein, aber es hat doch seine Bedeutung, wenn Schadewaldt bei so enger Gefolgschaft Heidegger gegenüber sich jetzt und auch später im Unterschied zu einigen seiner Fachkollegen von der Partei und ihren Organisationen ferngehalten hat.“
Die Frage nach dem Radikalismus ist übrigens eine gute Frage. Umseitig wird sie mit einer langen Doxographie behandelt („Die Bedeutung dieses Radikalismus ist umstritten“). Statt die Debatte zu löschen kann man sie bestimmt zusammenfassen. Filinthe (Diskussion) 14:33, 4. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Ich habe mal die fehlende Parteimitgliedschaft von Schadewaldt und Wolf entsprechend Filinthe Wunsch sowie das Martin-Zitat als FN in den Kasten eingefügt. Dadurch bleibt die Übersichtlichkeit des Textes m.E. erhalten. Lutz Hartmann (Diskussion) 10:44, 5. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Keiner der von ihm ernannten Dekanen waren NSDAP-mitglieder, was eine gewisse Spannung im Verhältnis zur Partei gegeben habe,[Schmidt, Zaborowski] wobei Schadewald sich zu jener Zeit noch besonders im nationalsozialistischen Sinn engagierte. Die Ernennung des Juristen Erik Wolf zum Dekan – der später zum Freiburger Widerstandskreis gehörte, aber 1934 die noch im Rassegedanken verhaftete Abhandlung Das Rechtsideal des Nationalsozialistischen Staates publizierte, freilich ohne sich an die parteiamtliche Doktrin zu binden und auch ohne Total-Affirmation[Hollerbach] –...
Kurze Version: „...wobei Schadewald und Erik Wolf sich zu jener Zeit noch besonders im nationalsozialistischen Sinn engagierten. Die Ernennung...“
Den Sinn der langen Zitaten in den Fußnoten verstehe ich nicht ganz. Wenn sie relevant sind, sollen sie im Fließtext zusammengefaßt werden, sonst reicht eine Ref. aus. Filinthe (Diskussion) 10:29, 6. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das mit "allen" ernannten Dekanen habe ich eingefügt. Dass Du das Martin-Zitat gerne raus haben möchtest, kann ich aus Deiner Perspektive nachvollziehen. Aber genau deshalb sollte es stehen bleiben. Lutz Hartmann (Diskussion) 09:34, 7. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Welche Perspektive? Und warum möchte ich ein Zitat raus haben? Ich bin doch gegen Zensur und habe eben geschrieben, relevante Infos sollen im Fließtext statt in Fußnoten erwähnt werden. Ich möchte also eigentlich, dass das Martin-Zitat und der ganze Passus im Fließtext zusammengefaßt werden. Hier sind wir uns also auch einig. Aber warum werden Informationen verschwiegen? Filinthe (Diskussion) 10:10, 7. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Hier unten konnte ich übrigens schnell feststellen, dass die Persönlichkeit Steins detailliert wird: zu der Zeit schon „Teil der SS-Seilschaft an der Universität Heidelberg, die als wissenschaftspolitischer Machtvektor wesentlich stärker wirkt, als die im Grunde solitäre nationalsozialistische Emphase Heideggers“[7] ,war in Todtnauberg der Repräsentant der „Rassentheoretiker“. Wenige Monate darauf arbeitete er eng mit dem späteren „Euthanasie“-Täter Carl Schneider zusammen; während des Zweiten Weltkrieges plädierte er für rassenkundliche Untersuchungen an indischen Kriegsgefangenen im Lager Stalag V C in Offenburg.[8]
Wir dürfen es also auch tun für Schadewaldt und Wolf, kein Problem. Ich kann die Infos gerne hinzufügen. Filinthe (Diskussion) 14:03, 7. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Zusammenfassung der Debatte am Ende:
Aus dieser schwer zu verortenden Position Heideggers wurde dessen Nähe zur SA und zum revolutionären Flügel der NSDAP,[Farías] zur sogenannten „faschistischen Utopie“,[Kunnas, Polt, Fischer] zum antibürgerlichen Gestus der Brüder Jünger,[Morat] zum revolutionären Denken von Karl Marx[Hemming] oder zur Studentenrevolte von 1967[Safranski] abgeleitet.[Heinz Dieter Kittsteiner: „Die Generationen der »Heroischen Moderne«. Zur kollektiven Verständigung über eine Grundaufgabe“, in: Jureit, Ulrike/Wildt, Michael (Hg.): Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs, Hamburg 2005, S. 200-219, hier 213: „Allerdings bedingt Heidegger sich aus, daß »Gefolgschaft« »Widerstand« voraussetze. Das hatte seinen Grund darin, daß Heidegger den Nationalsozialismus für entwicklungsfähig hielt - hin in Richtung auf seine eigene Philosophie. Politisch ist der Denker nicht genau zu verorten: irgendwo zwischen dem linken Flügel der NSDAP, der SA und Ernst Jünger. Wahrscheinlich hoffte auch er auf eine »zweite Revolution«. Im Grunde entwarf Heidegger seinen eigenen Nationalsozialismus“. Vgl. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt am Main 2001, S. 325.] Filinthe (Diskussion) 16:10, 9. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das sind alles globale Bewertungen und Kommentare. Ich empfehle unsere Bibliographie oder zurückstellen bis zur Rezeption (Heidegger Debatte). Lutz Hartmann (Diskussion) 18:24, 9. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Am Ende eines Abschnitts gibt es immer Bewertungen, warum nicht hier? Filinthe (Diskussion) 21:37, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Hab eine Ref. gefunden: Zigman, P., „Die Philosophie in Deutschland auf dem Wege in die nationalsozialistische Gleichschaltung. Ein Beitrag zur Theorie und Praxis der Gleichschaltung in der deutschen Philosophie“, in: Prima Philosophia, 12/1, 1999, S. 49-80, hier 70: "Für Heidegger war die nationalsozialistische Revolution nicht weit genug gegangen." Filinthe (Diskussion) 21:52, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Ott zitiert und kommentiert Heidegger: „Wenn im Sinne des Führers die Evolution da ist, dann wird sie nur durch Kampf und im Kampf geschehen können.“ Diese im Kampf zu vollziehende nationalsozialistische Revolution ist für Heidegger - auch in Tübingen - die völlige Umerziehung der Menschen, besonders der Studenten, aus denen dann die nationalsozialistische junge Dozentenschaft aufwachsen werde, die den verkrusteten Lehrkörper beiseite schieben werde. (Hugo Ott: „Heidegger: Ein schwieriges Verhältnis zur Politik“. In: R. Margreiter/K. Leidlmair, Hrsg. (1991) Heidegger. Technik - Ethik - Politik. Würzburg 215-228, hier 225.) Bemerkenswert spricht Ott ohne Rücksicht von „den verkrusteten Lehrkörper“, was natürlich nicht heißt, dass dies seine Meinung ist. Die Kritik oben von BaneshN stimmte also (schon wieder) nicht. Filinthe (Diskussion) 22:25, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 10:01, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Dieser Textvorschlag wurde nicht kommentiert: Heidegger gab den Beschluss am 24. August 1933 bekannt - ... Erziehung“[GA 16, S. 157], auch wenn er zwischen Zustimmung und Skepsis schwankte.[GA16, 159 u. 166; Bernd Martin: „Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933.“ In: Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik. Rombach, Freiburg 2001, S. 152: „Aus diesen Worten spricht Skepsis, aber wohl weniger über die Verfassung als über die sie tragenden, ungeeigneten Professoren-Kollegen.“; Zaborowski S. 375: „Heidegger war sich also durchaus nicht nur der Möglichkeiten, sondern auch der mit der neuen Hochschulverfassung verbundenen Gefahren bewusst.“] @BaneshN.: Hier spricht Martin von den „ungeeigneten Professoren-Kollegen“, aber das heißt nicht, dass er es meint! Filinthe (Diskussion) 14:49, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Neues Unterkapitel 2.5., zweiter Abschnitt: Arbeitsbegriff


Arbeitsdienst, Wissensdienst, Wehrsport

Am 16. Juni 1933 und nur auf massive Vorhaltungen seines Vorgängers von Möllendorff rief Heidegger den Senat zu einer ersten konstituierenden Sitzung zusammen. Der Senatssenior Alfred Hoche und der Nationalökonom Walter Eucken hatten Sauer dringend gebeten, auf Heidegger in diesem Sinn einzuwirken.[1] Bei dieser Sitzung artikulierte sich durch Eucken die universitätsinterne Opposition gegen den Führungsanspruch des Rektors. Streitpunkte waren die auf Tagungen des Hochschulverbandes und der Rektoren praktizierte Gleichschaltung und die Stellung von Arbeitsdienst und Wehrsport im Studium. Da inzwischen viele NS-Studenten und mit ihnen sympathisierende Kommilitonen in Wehrsport, Märschen und Zeltlagern den wesentlichen Sinn der Ausbildung an der Universität sahen, wurde der Vorlesungs- und Übungsbetrieb beträchtlich gestört. Zudem existierten keine einheitlichen Richtlinien über die Art der wehrsportlichen Ertüchtigung und deren Integration in die Studiengänge.

Die Freiburger Universität war aber seit dem Juni 1933 „in der nächsten Umgebung von Arbeitslagern“ umringt, die „durch Lehrer dieser Schule mitbetreut“ wurden.[2] Und die Verbindung von Wissensdienst und Arbeitsdienst blieb für Heidegger vordringlich, und dabei war „das Arbeitslager die Institution, die den pädagogischen Auftrag der Universität (...) im Kampf um das Wissen im nationalsozialistischen Staatsgeist“ übernehmen sollte. Selbst der Zynismus des Mottos der späteren nationalsozialistischen Vernichtungslager finde sich, dem Urteil von H. Gehle gemäß, hier bereits in philosophischer Lesart, denn „Arbeit erst gewähre die Grunderfahrung von Entschiedenheit und Entschlossenheit, und Arbeit erst mache frei. 'Das Tier' heißt es, 'und alles bloß Dahinlebende kann nicht arbeiten. Es fehlt ihm die Grunderfahrung dazu: der entscheidungsmäßige Einsatz für eine Aufgabe, das Vermögen der Entschlossenheit und des Standhaltens in einem übernommenen Auftrag, kurz die Freiheit.'“ [3]

Heidegger war der erste Rektor, bei dem die Studentenschaft an den Senatssitzungen vertreten war – noch vor Erlass der neuen Universitätsverfassung. Am 10. und 11. Juli 1933 nahm er mit Alfred Baeumler an der von ihm angeregten ersten Schulungstagung des Amtes für Wissenschaft der deutschen Studentenschaft in Berlin teil, wo das Führerprinzip auch für die studentische Ebene beschlossen wurde. Die Fachschaftsleiter sollten fortan ihre Mitarbeiter selbst berufen können. Diese neue Struktur entsprach Heideggers Vorstellungen von studentischer Selbstverwaltung – die “ab dem Sommersemester in den Händen nationalsozialistischer Funktionäre“[4] war. Die Universität Freiburg war zudem die erste, die ein Arbeits- und Wohnheim für Studenten und Arbeiter errichtete, um eine stärkere Einbindung der Studierenden in die „Volksgemeinschaft“ zu ermöglichen. [5]

Diese politische Radikalisierung enttäuschte die Freiburger Professoren, die Heideggers Wahl unterstützt hatten. Gerhard Ritter berichtete 1962: „In Wirklichkeit war die Enttäuschung eine ungeheure, denn Heidegger ging nun mit vollen Segeln im nationalsozialistischen Fahrwasser vor, ziemlich diktatorisch, hielt vor der Studentenschaft Reden, in denen er über das akademische Herkommen höchlich lästerte und zu Wehrdienst, Lehrdienst und Arbeitsdienst, nebeneinandergestellt in einer ausgeprägt nationalsozialistischen Weise, aufrief.“[6]

Dessen ungeachtet feierte dieser am 14. Juni 1933 in der Ansprache „Arbeitsdienst und Universität“ die staatliche Zwangsarbeit als mystisches Verschmelzungsereignis mit dem Volk:[245] „Eine neue und entscheidende Erziehungsmacht ist mit dem Arbeitsdienst aufgestanden. Das Arbeitslager rückt neben das Elternhaus, den Jugendbund, den Wehrdienst und die Schule. Im Arbeitslager verwirklicht sich die Stätte einer neuen unmittelbaren Offenbarung der Volksgemeinschaft.“[7] Der Arbeitsdienst, so H. Zaborowski, schien also Heidegger viel wichtiger als der „Wehrdienst“ bzw. „Wehrsport“ gewesen zu sein.[8]

Gemäß einer Weisung von Adolf Hitler vom 9. September 1933 wurden bald an allen Universitäten SA-Hochschulämter eingerichtet, die dafür zu sorgen hatten, dass „die deutschen Studenten körperlich und geistig im Sinne der Vorkämpfer der deutschen Revolution einheitlich ausgebildet werden" (Hitler). In Freiburg wurde der SA-Sturmführer Hilmar Wilmanns zum Führer des SA-Hochschulamtes ernannt, der bei den Senatssitzungen künftig vertreten war. „Die deutschen Studenten sollten sich nicht nur dem Gleichschritt der Sturm-Abteilungen einordnen, sondern vor allem auch geistig im Sinn der nationalsozialistischen Weltanschauung erzogen werden.[9] Entsprechend dazu erklärte Heidegger in einer Rede am 30. November 1933 in Tübingen: „Der neue Student ist nicht mehr akademischer Bürger, er geht durch den Arbeitsdienst, steht in der SA oder SS, treibt Geländesport. Das Studium heißt jetzt Wissensdienst.“[10]

Am 22. Januar 1934 erläuterte Heidegger vor 600 Arbeitslosen im größten Hörsaal der Universität, durch„den nationalsozialistischen Staat“ werde „das ganze bisherige Vorstellen und Denken ein anderes“, weil alle Tätigkeit als Arbeit zu begreifen sei und umgekehrt jede Arbeit den Anspruch erheben könne, „etwas Geistiges“ zu sein:[11] „‚Das Wissen der echten Wissenschaft unterscheidet sich im Wesen gar nicht vom Wissen des Bauern, des Holzfällers, des Erd- und Grubenarbeiters, des Handwerkers. […] Arbeiter und Arbeit, wie der Nationalsozialismus diese Worte versteht, trennt nicht in Klassen, sondern bindet und einigt die Volksgenossen und Stände in den einen großen Willen des Staates. […] Dem Mann dieses unerhörten Willens, unserem Führer Adolf Hitler, ein dreifaches: ‚Sieg Heil!‘“[12]

  1. GA 16, S. 124; Claus Arnold: Katholizismus als Kulturmacht. Der Freiburger Theologe Joseph Sauer (1872—1949) und das Erbe des Franz Xaver Kraus, Schöningh, Paderborn 1999, S. 371.
  2. Holger Gehle: Motive einer Literatur »nach Auschwitz«. In: Sven Kramer (Hrsg.): Das Politische im literarischen Diskurs. Studien zur deutschen Gegenwartsliteratur. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996, S. 109
  3. GA 16, 239; Holger Gehle: Motive einer Literatur »nach Auschwitz«. In: Sven Kramer (Hrsg.): Das Politische im literarischen Diskurs. Studien zur deutschen Gegenwartsliteratur. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996, S. 109; vgl. auch GA 16, S. 303: „Arbeit ist keine Strafe und Mühsal, sondern der Vorrang des freien Menschen. Deshalb bleibt auch dem Tier das Vorrecht der Arbeit versagt.“
  4. Siegfried Müller, Kultur in Deutschland: Vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung, Stuttgart, 2017, Teil 2, „Schule und Bildung“, 1933-1945: „Die Universität“.
  5. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Alber, Freiburg/München 2010, S. 226-228, mit Verweisen auf Guido Schneeberger: Nachlese zu Heidegger. Dokumente zu seinem Leben und Denken. Mit zwei Bildtafeln. Bern 1962, insbesondere S. 76 – 80; siehe auch Bernd Martin: Heidegger und die Reform der deutschen Universität 1933. In: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger: ein Philosoph und die Politik. 2. erw. Aufl. Rombach, Freiburg 1986, S. 149-194, hier: 169-173; weiterhin: Artikel „Dienst“ in: Cornelia Schmitz-Berning (Hrsg.): Vokabular des Nationalsozialismus. De Gruyter, Berlin 2007, 152; zur Position der Studenten siehe: Grüttner, Michael: Studenten im Dritten Reich. Schöningh, Paderborn 1995, 63
  6. Gerhard Ritter: Selbstzeugnis 3. Die Universitåt Freiburg im Hitlerreich. Persönliche Eindrücke und Erfahrungen. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Mitglieder – Strukturen – Vernetzungen., Alber, Freiburg/München 2006, 780.
  7. Anton M. Fischer: Martin Heidegger – Der gottlose Priester: Psychogramm eines Denkers. Rüffer & Rub, 2008, S. 282; GA16, S. 125.
  8. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt 2010, S. 308.
  9. Bernd Martin: Die Universität Freiburg im Breisgau im Jahre 1933. Eine Nachlese zu Heideggers Rektorat, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 136 (1988), S.445 - 477, hier S. 458, m. Anm. 86.
  10. GA 16, S. 766
  11. Henning Ottmann: Geschichte des politischen Denkens. Band 4.2, Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, S. 7 PDF
  12. GA 16, S. 234


M. E. verzichtbar: 25. 11. 1933: Der Deutsche Student als Arbeiter, GA 16, S. 198-208

20. 12. einem Brief vom 20. Dezember 1933 an alle Fakultäten, Heidegger: „Der Einzelne, wo er auch stehe, gilt nichts. Das Schicksal unseres Volkes in seinem Staat gilt alles.“

--BaneshN. (Diskussion) 10:41, 26. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Hallo BaneshN., danke für deine wertvolle Arbeit, die ich vollständig unterstütze. Ich möchte vorschlagen, dass wir das Heidegger-Zitat über den Individualismus v. 20.12.33 in den Kasten aufnehmen, denn wenige Jahre zuvor war gerade Heidegger für seinen Individualismus (z.B. Unterricht in Skikleidung) bei seinen Studenten bekannt und beliebt. Er galt als Einzelkämpfer gegen die überkommene akademische Philosophie. Auch heutige jüngere Menschen könnten sich für diesen Punkt interessieren. Herzlichen Gruß --Anima (Diskussion) 21:29, 26. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Du kannst mir sicherlich sagen, wo das steht? Lutz Hartmann (Diskussion) 23:19, 26. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Nein, das kann und will ich nicht. Ich bin keine Heidegger-Expertin. Ich ging von der Aussage aus, dieser Satz sei verzichtbar (für mich: man kann ihn, obwohl belegt, weglassen). Sollte dieser Satz Heideggers gar nicht seriös überliefert sein, erledigt sich die Sache von selbst. --Anima (Diskussion) 00:38, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Rein zur Info: ich nehme an, dass BaneshN hier Morat, S. 121, herangezogen hat, der sich auf Ott, S. 229, bezieht. Ott gibt an: „(Universitätsarchiv Freiburg)“. Ich finde es interessant, dass dieses Dokument weder in GA 16, noch im Heidegger-Jb 4 enthalten ist, aber auch nicht in Schneeberger oder Bernd Martin (H.+ 3.Reich). Lutz Hartmann (Diskussion) 07:44, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Damit ist die Sache für mich erledigt. --Anima (Diskussion) 09:20, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Für mich aber noch nicht. Dein Wunsch ist nicht unberechtigt. Ich werde den Satz jetzt mit etwas mehr Drumherum in den oberen Kasten einfügen. Lutz Hartmann (Diskussion) 23:39, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Ich habe mir das auch nochmal durch den Kopf gehen lassen und finde es gut, dass der Tatbestand aufgenommen wird. Zunächst dachte ich nach deiner Antwort, die Quellen würden nicht ausreichen. Gruß von --Anima (Diskussion) 10:06, 28. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Sieht so aus, als wäre das fertig. Spätestens morgen würde ich das erledigen :-) --He3nry Disk. 09:35, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Warum die Eile? Ich brauche viel Zeit, um lange Abschnitte genau lesen zu können. Hier oben wurde sogar angekündigt: „Warten wir doch einfach mal die Textvorschläge von BaneshN ab. Dann können wir konkret diskutieren.“ Filinthe (Diskussion) 14:11, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Ich dachte Dein Schweigen wäre Zustimmung. Sodann bitte wie immer: Konkrete Umformulierungen, wenn es was zu ändern gibt., ok? --He3nry Disk. 14:18, 27. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]
Zustimmung zu Animas Einwand und einverstanden mit der Änderung von Lutz.--BaneshN. (Diskussion) 09:32, 28. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ich denke, wenn heute keine sachlichen Einwendungen kommen, kann @Benutzer:He3nry diesen Abschnitt abschließen. Lutz Hartmann (Diskussion) 07:51, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Diesen Abschnitt habe ich noch nicht analysiert, ich kann nur einen Thread auf einmal kommentieren. Filinthe (Diskussion) 17:12, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Da sind immerhin 7 Tage jetzt für so ein Bisschen Text. Lutz Hartmann (Diskussion) 23:22, 2. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Spricht Gehle von einem „Zynismus“ Heideggers? Schreibt Martin: „Entsprechend dazu erklärte Heidegger in einer Rede am 30. November 1933...“? Es fehlt: „Das ist nichts anderes als das übermalte Alte.“
Henning Ottman: Mit den drei Diensten knüpfte er auch an Platons Politeia an, der sie jedoch drei verschiedenen Berufsgruppen zugeordnet hatte. Bei Heidegger tut nicht mehr jeder nur das Seine, wie es die platonische Idiopragie fordert. Alle sind in gleicher Weise geistig Tätige, Arbeiter und Soldaten, und einen Vorrang der Weisheit und des Erkennens kann es nicht mehr geben.
Auch fehlt GA16, 205: der Verweis auf Ernst Jünger (siehe Morat und Carl Wege) und auf Sein und Zeit (die Sorge): Zwar tauche hier „der linke Heidegger“ auf, der die Trennung von Hand- und Kopfarbeit aufheben will. Indem er den zentralen Begriff der Existenzanalyse von Sein und Zeit, nämlich die „Sorge“, jetzt neu als „Arbeit“ fasse, nähere er sich der Kategorie „gesellschaftliche Arbeit“ von Marx an. Heidegger aber male sich eine „Art von spirituellem faschistischem Kampfbund aus, eine vergeistigte und ästhetisierte SA“. (Fischer)
Das Thema Revolution der Universität wurde oben schon erwähnt und Lutz hatte nach einem Text Heideggers gefragt. Istvan M. Feher zitiert die Rede vor den Arbeitslosen. Textvorschlag:
Unter anderem wegen dieser Rede wird behauptet, die „nationalsozialistische Revolution“ hätte für Heidegger „lediglich im Rahmen einer allgemeinen geistigen Erhebung Bedeutung“. Es ginge nicht um die Politisierung von Wissenschaft und Universität, im Gegenteil.[In diesem Zusammenhang verweist Istvan M. Feher auf eine von Georg Picht erzählte Episode, wo Heidegger einen NS-Studenten, der über die „nationalsozialistische Revolution“ im Rahmen der „politischen Erziehung“ sprach, mit den Worten „Dieses Geschwätz hört jetzt auf“ unterbrochen habe. Um den Vortrag üder die „politische Erziehung“ zu halten hatte er den freudianer Mediziner Viktor von Weizsäcker eingeladen. Vgl. hierzu Istvan M. Feher: „Heidegger's politisches Intermezzo: Rektor der Universitat Freiburg“, in: Annales Universitatis Budapestinensis de Rolando Eötvös Nominate XIX (1985), S. 123-148, hier 140f.; Gerhard Schmidt: „Heideggers philosophische Politik“ in: Bernd Martin: Martin Heidegger und das „Dritte Reich“. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1989, S. 51-60, hier 59; Pöggeler: Neue Wege mit Heidegger, S. 204; Sigbert Gebert: Die Daseinsanalytik als Grundlage der politischen Absichten Heideggers von 1933/34, in: Salzburger Jahrb. f. Phil. 39-40 [1995] 109-119, hier 117; Julian Young: Heidegger, Philosophy, Nazism. Cambridge 1997, S. 20; Zaborowski S. 260; Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. 2014, S. 404.] Filinthe (Diskussion) 14:43, 9. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Ich würde an dieser Stelle gerne o.a. Heidegger - Zitat („Dieses Geschwätz hört jetzt auf“) umsetzen. Ich bin nicht in der Lage aus den vorstehenden Brocken einen substanziellen Beitrag zur Verbesserung der vorgeschlagenen Artikeltexte zu erkennen. Es sind jetzt mehr als zwei Wochen vergangen, seit BaneshN den Vorschlag eingestellt hat. eine konkrete Auseinandersetzung mit seinem Text fand bisher nicht statt. Lutz Hartmann (Diskussion) 08:40, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das mit Gehle und Martin ist also TF? Das Heidegger-Zitat („Dieses Geschwätz hört jetzt auf“) finde ich nicht so wichtig wie die Bewertung. Filinthe (Diskussion) 21:47, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Mit "Geschwätz" - ich hätte auch "Gerede" sagen können - (beides Heidegger Begriffe) meine ich, dass keiner Deiner Anmerkungen sich auf etwas bezieht, was im Sinne unserers Lemmas wesentlich ist. Weder die Parallele zu Platon, noch Heideggers Arbeitsbegriff ändern materiell etwas an den Aussagen der oben vorgestellten Texte. Jünger sollte in dem Abschnitt Nietzsche vorkommen. Feher ist noch schlimmer als Fedier oder Faye und Farias auf der anderen Seite (komisch, dass alle Extremisten in dieser Sache mit F. anfangen). Dass Heidegger einen Studenten angerüpelt hat, weil dieser nicht eloquent war, ist auch kein relevanter Sachverhalt. Das kann man in einem Buch oder speziellen Aufsatz schreiben, aber nicht hier in einem Artikel mit stark verdichteten Informationen. Alles dieses Nebengeplänkel verschlechtert die Lesbarkeit des Artikels und sollte deshalb wegbleiben. Lutz Hartmann (Diskussion) 22:22, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Man kann nicht nach einem Text fragen, und dann sagen: trotzdem nicht. Pöggeler, Vetter und Zaborowski fangen nicht mit F an, Kittsteiner und Hottman auch nicht und Faye wird unten zitiert. Hier dürfen wir also Feher zitieren, genauso wie wir oben die Persönlichkeiten der Dekanen Heideggers erklären dürfen, weil hier unten das Gleiche gemacht wird. In der Anekdote ist von Eloquenz gar nicht die Rede, es geht um die politische Erziehung im NS, die mit Heidegger von einem Mediziner übernommen wird, der die Freiheit des Einzelnen über die Freiheit des Kollektivs stellt, und nicht unterbrochen wird. Die Parallelen zu Platon und Jünger ändern etwas, indem sie zeigen, dass es sich nicht nur um Auschwitz und Hilmar Wilmann handelt. Jünger wird ausdrücklich von Heidegger zitiert, Sein und Zeit auch. Die geistige Tätigkeit des Arbeiters ist hier das Thema, vielleicht das Hauptthema, gemäß mehreren Autoren. Filinthe (Diskussion) 23:35, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 10:03, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Drittes und letztes Unterkapitel von: „Versuch einer ganzheitlichen Universität“

(Memo für He3nry: Es gab bezüglich des Todtnauberger Lagers und E. Faye mehrere Präzedenzen, deren erste die Moderation nötig machte. Bei der letzten erschien „Ausländer B“.)

Es wurde hier gesagt, Faye werde „überall auf der Seite zitiert, als zuverlässige Quelle sogar“. Dazu stellt ich fest, dass Faye in den redigierten Teilen des Textes gar nicht genannt und nur einmal zitert wird, nicht als Quelle, sondern als das eine Spektrum der Meinung, Kapitel 1.2.1, Fn. 54. Er wird am Ende hier auch nicht über hundert Mal zitiert, wie bisher, sondern vielleicht zehnmal. Als eine „zuverlässige Quelle“ fungiert er hier gar nicht, bestenfalls als zweite oder dritte Quelle. Wenn er aber mal in einer Fn. erscheint oder zitiert oder gar genannt wird, ist das kein Grund durchzutillen.

Heideggers Vorträge in Todtnauberg sind schlecht belegt: Zaborowski nennt „Universität und Wissenschaft“, hier, und Hachmeister, 266 f., zitiert den studentischen Teilnehmer, SA- und SS-Mitglied Karl Paul Schmidt, der wiederum Heidegger zitiert: „‚Es gibt nicht nur eine Rasse, die man blutlicht mitbringt, sondern es gibt vor allem auch eine Rasse, die man sich schafft, die man sich erzieht, so wie sich Preußen einst seinen preußischen Offizier und seinen preußischen Beamten erzogen hat.‘“

Ich habe beide rausgelassen: das erste kann ich nicht zuordnen, bei dem zweiten ist die Quelle fragwürdig, obwohl mir das Zitat bekannt vorkommt - GA?

Das Todtnauberger Experiment

Der Gedanke einer neuen Form der akademischen Ganzheitlichkeit im Sinn der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft und zum Zweck der politischen Erziehung ausgewählter Studenten fand landesweit einen Ausdruck in sogenannten Wissenschaftslagern.[1] Jenseits des Universitätsbetriebes und seiner Funktion als Rektor organisierte Heidegger vom 4. bis zum 10. Oktober 1933 ein solches Lager in seiner Hütte im Schwarzwald, das von ihm so genannte „Todtnauberger Lager“, an dem Studenten aus Freiburg, Heidelberg und Kiel teilnahmen. Heidegger teilte den ausgewählten Studenten mit: „Das Ziel wird durch Fußmarsch“ von Freiburg aus erreicht, in SA oder SS-Dienstanzug, eventuell Stahlhelmuniform mit Armbinde“.[2] Der „Tagesdienstplan“ war militärisch strukturiert und reichte vom Wecken um 6 Uhr morgens bis zum Zapfenstreich um 22 Uhr. Der Sinn des Unternehmens war eher allgemein gefasst, darunter das „lebendige Näherbringen der Ziele einer nationalsozialistischen Umwälzung des Hochschulwesens“. Und: „Wenige Vorträge vor der ganzen Lagergemeinschft sollen die Grundstimmung und Grundhaltung erwirken.“[3] Dem „Ritual nationalsozialistischer Lagerdisziplin“ entsprechend leitete Heidegger das Lager, Rudolf Stadelmann war der Unterführer der Freiburger Gruppe, Otto Riss stand den Studenten aus Kiel vor und Johannes Stein jenen aus Heidelberg.[4]

Schon bald waren jedoch „politische Differenzen zwischen den Lagerteilnehmern“ zu konstatieren, “die beispielsweise die Bedeutung des Rassegedankens für den Nationalsozialismus betreffen“[5], denn die Heidelberger und auch die Kieler Gruppe verteidigte einen „militanten Antisemitismus“, der mit den noch katholisch geprägten Überzeugungen der Freiburger nicht harmonierte.[6] Stein, zu der Zeit schon „Teil der SS-Seilschaft an der Universität Heidelberg, die als wissenschaftspolitischer Machtvektor wesentlich stärker wirkt, als die im Grunde solitäre nationalsozialistische Emphase Heideggers“[7], war in Todtnauberg der Repräsentant der „Rassentheoretiker“. Wenige Monate darauf arbeitete er eng mit dem späteren „Euthanasie“-Täter Carl Schneider zusammen; während des Zweiten Weltkrieges plädierte er für rassenkundliche Untersuchungen an indischen Kriegsgefangenen im Lager Stalag V C in Offenburg.[8]

Heinrich Buhr, der als einziger Student der Theologie an dem Lager teilnahm, bezeugte später, dass Heidegger dort einen harschen Vortrag gegen das Christentum und somit gegen die Tradition der Freiburger gehalten hatte: schon die göttliche Schöpfung und “daß das Seiende bloß ein Gemachtes sei als von einem Handwerker hergestellt -, das müsse zuerst verworfen werden.“[9] Doch in welcher Weise der Konflikt zwischen NS-Rassentheorie und Katholizismus im Wissenschaftslager von Heidegger beeinflusst oder entschieden wurde, ist ungeklärt. Außer Zweifel steht, dass die „politische Erziehung“ dort am Ende auch „Rassekundeunterricht beinhaltete“, wie U. Arnswald formuliert.[10]

In einem Vermerk, der in dem Rechenschaftsbericht Tatsachen und Gedanken von 1945 noch fehlte[11], berichtet Heidegger, dass Stein, als Anführer der Heidelberger Gruppe, „plötzlich unangemeldet“ am „Morgen des zweiten Tages“ gemeinsam mit dem “Gaustudentenführer Scheel“ erschienen sei. Beide hätten sich „mit den Heidelberger Teilnehmern des Lagers“ unterhalten, „deren 'Funktion' langsam deutlich wurde.“ Denn: „Die Heidelberger Gruppe hatte den Auftrag, das Lager zu sprengen.“ In dem Vermerk heißt es: „Dr. Stein bat, selbst einen Vortrag halten zu dürfen. Er sprach über Rasse und Rassenprinzip. Der Vortrag wurde von den Lagerteilnehmern zur Kenntnis genommen, aber nicht weiter erörtert.“[12] Es wurde eingewendet, dass der Befund aus dem Briefwechsel zwischen Heidegger und seinem Vertrauten Stadelmann, dem Anführer der Freiburger, der späteren „Darstellung Heideggers ganz eindeutig“ widerspreche: Stadelmann, um der „Befriedung der Lageratmosphäre“ willen, “gleichsam als Opferlamm“, obwohl er „einen Rahmenvortrag über die neue Wissenschaft übernommen hatte, mußte auf Befehl Heideggers darauf verzichten und sollte sogar das Lager verlassen.[13]

Das „Wissenschaftslager“ in Todtnauberg gilt als ein gescheiterter Versuch[14] und wird heute teils als „wissenschaftliches Konzentrationslager“ bewertet und mit den Lagern von Stalin und Mao verglichen[15], teils als „Exempel für Heideggers nationalsozialistische Universitätsidee (...) - eine Mischung aus Appell, Frühsport, uniformiertem Wandern an der frischen Luft und ‚scharfen‘ Debatten über Idee und Organisationsform der künftigen höchsten Stätten der deutschen Führerbildung[16], schließlich aber auch als „ganz gewöhnliches Lagerleben mit Leuten, die eigentlich über das Alter von Pimpfen schon hinaus waren“, und das beim Zusammensein und Singen zur Gitarre eine neue geistige Gemeinschaft erfinden sollte.[17]

  1. Thomas Ditt: „Stoßtruppfakultät Breslau“, Mohr (Siebeck), Tübingen 2011, S. 212; Karl Roch, Von Logos, Geisteskampf und germanischem Weistum. Ein Streifzug durch die philosophischen Zeitschriften im deutschen Faschismus in: Widerspruch Nr. 13 Philosophie im deutschen Faschismus (1987), S. 57-65, hier S. 62, m. Zitat von Georg Dahm: Zur gegenwärtigen Lage der deutschen Universität. In: Zeitschrift für deutsche Kulturphilosophie 2 (1936), 211 ff.: „Als neue Form wissenschaftlicher Tätigkeit wurde Dahm zufolge an den deutschen Universitäten das „Wissenschaftslager“ entwickelt, das “in seiner Verbindung soldatischer Lebensformen mit freier wissenschaftlicher Auseinandersetzung und kameradschaftlichem Zusammensein von Dozent und Student“ einen Ansatz zur Erneuerung der Hochschule darstellen sollte“; Florian Grosser: Revolution denken. Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011,S. 69: „Schließlich stellt die Planung und Durchführung eines 'Wissenschaftslagers' im Herbst 1933 im Schwarzwald ein weiteres Projekt dar, an welchem das Bemühen Heideggers um einschneidende Veränderungen der akademischen Wirklichkeit abzulesen ist. Ausgesuchte Dozenten und Studenten, Kandidaten für zukünftige Führungsaufgaben im nationalsozialistischen Deutschland, sollen, so das Vorhaben, das 'Wissenschaftslager' als ein Mittel der politischen Erziehung erproben“; Martin Heidegger: An die am Ferienlager Todtnauberg (Schwarzwald) teilnehmenden Herren Dozenten und Assistenten, GA 16 Nr. 90, S. 170, Punkt 2: „Das lebendige Näherbringen der Ziele einer nationalsozialistischen Umwälzung des Hochschulwesens“; vgl. auch Martin Heidegger: Arbeitsdienst und Universität, GA 16 Nr. 59, S. 125 f.
  2. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 218; Otto Pöggeler: Philosophie und Nationalsozialismus – am Beispiel Heideggers. Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, S. 30
  3. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 218 m. Anm. 155
  4. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 218; zu Johannes Stein s. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Ullstein, Berlin 2014, S. 267
  5. Florian Grosser Revolution denken. Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011,S. 69
  6. Jürgen Malitz: Klassische Philologie, in: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, S. 322 f., Anm. 66
  7. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament. Der Philosoph, der Spiegel und die SS. Ullstein, Berlin 2014, S. 269.
  8. Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. S. Fischer, Frankfurt am Main 1997, S. 256.
  9. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 216; vgl auch Herman Philipse: Heidegger's Philosophy of Being: A Critical Interpretation. Princeton University Press, Princeton/NJ 1998, S. 184 f., m. Anm. 425
  10. Ulrich Arnswald, Rezension des Buches von E. Faye: “Einiges an Heideggers Vergangenheit ist heutzutage unstrittig: (...) Er betrieb Propaganda für die NSDAP z.B. in Form von Reden und Wahlaufrufen für Hitler sowie mittels der von ihm organisierten Wissenschaftslager zur 'politischen Erziehung' der Studenten, die auch Rassekundeunterricht beinhaltete“; Emmanuel Faye, Vorwort der italienischen Ausgabe von Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie - Heidegger, l'introduzione del nazismo nella filosofia, Rom, 2012, Prefazione all'edizione italiana, S. XVIII: „Und es ist in Todtnauberg, wo, im Oktober 1933, der Rektor Heidegger sein erstes Lager zur Indoktrination organisiert (mit einem Marsch von Freiburg in SA- oder SS-Uniformen) und wo er Kurse der Rassenlehre halten lässt und sich selbst zur Auswahl der Geeignetsten anschickt.“ (Ed è a Todtnauberg che, nell'ottobre del 1933, il rettore Heidegger organizza il suo primo campo di indottrinamento (con marcia da Friburgo in uniforme della SA o delle SS), dove fa tenere corsi di dottrina razziale e procede egli stesso alla selezione dei più idonei.“)
  11. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 217: „diese Passagen sind in den Akten des politischen Reinigungsverfahrens von 1945 nicht enthalten“.
  12. Martin Heidegger: Das Rektorat 1933734. Tatsachen und Gedanken. GA 16 Nr. 180, 387; siehe auch ebd. 381 f.
  13. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt 1992, S. 219.
  14. Florian Grosser Revolution denken. Heidegger und das Politische 1919 bis 1969. Beck, München 2011, S. 69: „Dem auf universitätspolitische Grabenkämpfe und politische Differenzen zwischen Lagerteilnehmern, die beispielsweise die Bedeutung des Rassegedankens für den Nationalsozialismus betreffen, zurückzuführenden faktischen Misslingen des 'Todtnauberger Lager' zum Trotz dokumentiert auch diese Episode Heideggers Willen zur Umgestaltung der Universität.“
  15. Tom Rockmore: On Heidegger's Nazism and Philosophy. University of California Press, Berkeley/Los Angeles 1992, S. 68: „recalls the worst excess of political efforts at mind control“, “scientific concentration camp“.
  16. Lutz Hachmeister: Heideggers Testament: Der Philosoph, der SPIEGEL und die SS. Ullstein, Berlin 2014, S. 191.
  17. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Heidegger und seine Zeit. (1994) 8. Aufl. Fischer, Frankfurt 2001, S. 307

--BaneshN. (Diskussion) 15:01, 6. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Schon der erste Satz ist komisch: „Es wurde hier gesagt, Faye werde „überall auf der Seite zitiert, als zuverlässige Quelle sogar“.“ Ich habe diesen Satz geschrieben und bestätige, dass ich Faye überall auf der Seite zitiert habe. Dass Faye als zuverlässige Quelle im Fall „Rassenlehre in Todtnauberg“ von BaneshN zitiert wurde, stimmt auch. Wo ist also das Problem? Ich kann den Rest noch nicht kommentieren, tut mir Leid, ich kann mich nur mit einem Thread auf einmal beschäftigen. Filinthe (Diskussion) 14:29, 7. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 10:03, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Satz „Es wurde eingewendet, dass...“ ist TF, weil Ott vom Dr Stein nicht spricht. Seine Meinung dazu haben wir also nicht. Ott wird auch nicht richtig zitiert. Filinthe (Diskussion) 10:11, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Für Mitleser: Ott S. 219 wörtlich: „Jedenfalls widerspricht der aus den originalen Quellen (Briefwechsel Heidegger-Stadelmann Oktober 1933) erhobene Befund der oben gegebenen Darstellung Heideggers ganz eindeutig.“ Auch weist Ott darauf hin, dass Stadelmann gehen musste. Was anderes wird hier im Text nicht behauptet. Die FN bezieht sich nicht auf Stein. Wir sollten nicht auf diesem Niveau diskutieren müssen. Lutz Hartmann (Diskussion) 11:08, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Mit der „oben gegebenen Darstellung“ meint Ott nicht den Vortrag Steins an sich, wie hier der Eindruck erweckt wird, sondern die allgemeine Behauptung Heideggers, er gedachte mit dem Lager „gegen den Strom der Parteidoktrin zu steuern und den »Einfluß von Parteifunktionären« auszuschalten“ (S. 217). Dies sollte zunächst präzisiert werden („Gegen Heideggers Behauptung, er gedachte... wurde eingewendet...“). Dann weist Ott darauf hin, dass Stadelmann gehen musste, „...in einer für Heidegger typischen Disziplinierungsaktion.“ Dies fehlt auch. So sei Heidegger nicht „gegen den Strom der Parteidoktrin“ geschwommen, was eigentlich mit der Stein-Anekdote nicht behauptet wird: er ließ es (nach eigenen Angaben) zu. Die Formulierung „jedenfalls zuließ“, die damals widersprüchlich verteidigt wurde, lässt sich immer noch nicht rechtfertigen und sollte jetzt korrigiert werden („zuließ“). Kleiner „Fehler“, den ich ohne Erlaubnis korrigieren darf, oder? Eine Rezension des Buches Fayes als eindeutigen Beweis („außer Zweifel“) zu zitieren, ist auch widersprüchlich, nachdem man so viele Forschermeinungen wegen angeblicher kritischer Distanz abgelehnt hat. Und wer schreibt, dass „der Konflikt zwischen NS-Rassentheorie und Katholizismus im Wissenschaftslager von Heidegger beeinflusst oder entschieden wurde“?
Es fehlt auch von Lutz Hachmeister: „Dann sprach sich Heidegger immerhin gegen den genetisch begründeten ‚Mythos der Rasse‘ aus: ‚Es gibt nicht nur eine Rasse, die man blutlicht mitbringt, sondern es gibt vor allem auch eine Rasse, die man sich schafft, die man sich erzieht, so wie sich Preußen einst seinen preußischen Offizier und seinen preußischen Beamten erzogen hat.‘ Das hat Rainer Martin zurecht als ‚geistigen Rassismus‘ im Vergleich zum nur biologischen benannt.“
Dass Buhr von Jünger spricht, wird (schon wieder) verschwiegen. Ott beschreibt noch die Atmosphäre des Lagers als ein „Syndrom von Wandervogelbewegung, Stefan-George-Kreis und nationalsozialistischem Revolutionsdenken, alles ins Männerbündische zielend“ (222). Filinthe (Diskussion) 14:28, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
"An einigen wichtigen Stellen fehlt es Hachmeisters Studie an Genauigkeit: So ist zu lesen, Heidegger spreche sich „immerhin gegen den genetisch begründeten ‚Mythos der Rasse’ aus“ (S. 266). Doch die Heidegger-Zitate, die Hachmeister an dieser Stelle anführt, belegen nicht, dass der Denker das ‚Blutliche’ in der Rasse missachtete, sondern lediglich, dass er die Rasse durch die zuchtmäßige Erziehung überhöhen wollte. Deutlich wird schließlich, wie sehr die von Hachmeister richtig benannte „Sowohlals-Auch-Rhetorik“ (S. 81) den Rassismus Heideggers verschleiert." Sidonie Kellerer. Kein so guter Vorschlag: Exkulpationsversuch gescheitert. Lutz Hartmann (Diskussion) 08:56, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Die Meinung Kellerers ist nicht wichtiger als die von Hachmeister, einfach beide zitieren. Und wenn Kellerer die Stelle als erwähnenswert beurteilt, ist sie auch nicht zu verschweigen. Filinthe (Diskussion) 11:20, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Dieser Ergänzungsvorschlag wurde nicht kommentiert, hier detailliert: ...Der Vortrag wurde von den Lagerteilnehmern zur Kenntnis genommen, aber nicht weiter erörtert.“ Gegen Heideggers Behauptung, er gedachte „gegen den Strom der Parteidoktrin zu steuern und den ‚Einfluß von Parteifunktionären‘ auszuschalten“, wurde eingewendet... und sollte sogar das Lager verlassen, „in einer für Heidegger typischen Disziplinierungsaktion.“ [Ott] Filinthe (Diskussion) 00:43, 13. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Heidegger und NS-Rassenhygiene I - Zur Forderung nach einem Lehrauftrag für einen NS­-Rassenkundler

Es heißt umseitig: „Im Februar 1934 wünschte der Gesundheitsreferent im Badischen Innenministerium, Obermedizinalrat und SS­-Sturmbannführer Theodor Pakheiser, 'daß das Gebiet der Rassenhygiene in erster Linie durch Nationalsozialisten zu vermitteln wäre', d. h. nicht mehr durch den völkischen Freiburger Bakteriologen Alfred Nißle, der eine Erhöhung seines Aversums beantragte und als ungeeignet einen 'der nationalsozialistischen Weltanschauung entsprechenden Unterricht' zu erteilen galt.“ Das ist fast alles falsch.

Das zitierte Schreiben, in dem es heißt „daß das Gebiet der Rassenhygiene in erster Linie durch Nationalsozialisten zu vermitteln wäre“, archiviert UAF B1/1124, stammt nicht vom Gesundheitsreferenten im Badischen Innenministerium, Pakheiser, sondern vom Kultusministerium, das auf eine Anfrage von Nißle vom 20. 12. 1933 antwortete, für die zusätzlichen Sommervorlesungen das Budget (nicht sein „Aversum“, Nißle spricht von Lehrmaterial und Büchern) zu erhöhen und anlässlich der Ablehnung dann zu verstehen gab, dass Karlsruhe für die zusätzlichen Vorlesungen nicht Nißle selbst vorsah, der seit 1920 die WS-Vorlesung zur „Erbbiologie und Rassenhygiene“ hielt. Dann wurde Pakheiser dazu ernannt, der mit dem Vorgang bis zu diesem Punkt nichts zu tun hatte. Der SS-Obersturmbannführer wurde „Honorarprofessor“, bekam 100 RM und die Bahnfahrtkosten erstattet und durfte dafür den Rassenunfug noch 1934 in Freiburg verkünden - was auch preiswerter war, es gab finanzielle Probleme. Der gesamte Beginn und die Initiative sind umseitig also nicht korrekt dargestellt. Und was ein „völkischer Freiburger Bakteriologe“ sein soll, ist ebenfalls gar düster.

Die Fehldarstellung wird hier aus einem schrillen Dialog zwischen den Apologeten Faye und Fédier übernommen, die sich in der Kenntnislosigkeit des Sachverhaltes gegenseitig überbieten. Zunächst sagt Faye:

„Als der vorherige Lehrbeauftragte für 'Rassenhygiene', Alfred Nißle, 1933 entlassen worden war, hatte sich Heidegger mit der Sache persönlich betraut und auf die Suche nach einem Nachfolger begeben.“

Träumen die das? Nißle ist nie entlassen worden, auch nicht 1938, da ist er selbst gegangen. Heidegger hat sich demnach auch nicht um seinen „Nachfolger“ bemüht.

Fédier zufolge wurde zur Zeit, als Heidegger den Brief schrieb, an der Freiburger Universität das Fach „Eugenik“ nicht mehr gelehrt wurde: „Or l'université de Fribourg, en moment où Heidegger, le 13 avril 1934, s'adresse de ministère de Karlsruhe, ne dispensait plus des cours d'eugénique“. Davon spreche Heidegger am Anfang des Briefes davon: „Ce que demande Heidegger auf début de cette lettre, c'est que le professeur Nissle continue, „à ne plus enseigner l'eugénique.“ Heideggers Formulierung „von einer Ausdehnung des Lehrauftrages für Herrn Prof. Nissle“ wird bei Fédier also zu: Nissle solle damit fortfahren „nicht mehr Eugenik zu unterrichten“, (er solle weiter nicht mehr unterrichten) und hier haben wir die obige Formulierung: „nicht mehr“ und auch den im Hintergrund agierenden Autoren dieses Abschnitts.

Auch das ist alles unzutreffend: „Erbbiologie“ und „Rassenhygiene“ wurden in Freiburg seit 1920 von Nißle durchgehend bis 1938 gelehrt, im Sommermester 1934 zusätzlich auch „Rassenkunde“. Und nicht nur von Nißle: „Denn lange bevor Günther zurückkehrt, ist Rassenkunde bereits 1933 in Freiburg zum Pflichtfach für alle Studierenden der Medizin erhoben worden, werden rassenkundliche Vorlesungen für Hörer aller Fachbereiche angeboten. Dabei kann man auf die Erfahrungen mehrerer Hochschullehrer zurückgreifen, da sich Eugen Fischer (ab 1910) und Walter Seiffert, Jürgen Schaeuble sowie Alfred Nissle (etwa ab 1920) in diversen Lehrveranstaltungen mit eugenischen Fragestellungen aus- einandergesetzt hatten." - E. Wirbelauer (Hg.), Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920-1960: Volker Hasenauer, Rassenkunde bei den Medizinern, S. 502 -

Nochmal Fédier, wörtlich (diesmal von Anima und Sonja übersetzt):

„Doch die Universität Freiburg verfügte zu dem Zeitpunkt, als sich Heidegger am 13. April 1934 an das Ministerium in Karlsruhe wendete, über kein Seminar zur Eugenik mehr.“

Vorlesungsverzeichnis Universität Freiburg (s.u.):

Nißle: Erbbiologie und Rassenhygiene - 1920 - 1938 ohne Unterbrechung

Seiffert: Soziale Hygiene (seit spätestens WS 1929), seit 1934 Kolleg über „Erbgeschichte des Menschen“

Zusätzlich: Nißle Sommermester 1933: Erbbiologie und Rassenhygiene

Pakheiser: Wintersemester 1934, Rassenkunde

Fazit V. Hasenauer: „Die Universität Freiburg hatte sich schon früh zu einem wichtigen Zentrum deutscher Rassenkunde entwickelt.“ - E. Wirbelauer (Hg.), Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920-1960: Volker Hasenauer, Rassenkunde bei den Medizinern, S. 507.

In dem Brief bekräftigte Heidegger auf Anfrage die vom Ministerium implizite geäußerte Meinung, dass Nißle nicht geeignet sei, und bat wörtlich darum, „von einer Ausdehnung des Lehrauftrages für Herrn Prof. Nissle abzusehen“. Woher der nächste Satz hier kommt, mit falschem Akkusativ, wissen wir nicht, ohne Quelle: “Gegen den Wunsch des Reichsministeriums, das wegen Mangels an geeignete Wissenschaftler im Bereich Rassenhygiene nur Lehraufträge zu vergeben wünschte...". Hier haben wir also einmal „Wunsch“ und dann auch noch “wünschte“, doch beim doppelten Wünschen des „Reichsministeriums“ ist entfallen, einen Beleg dafür zu liefern. Welches „Reichsministerium“ soll denn da nun „gewünscht“ haben? War das bis zum 13. April 1934? Schon 1923 gab es in München den ersten Lehrstuhl für Rassenhygiene, 1933 in Berlin den nächsten, 1934 wurde in Rostock ein Lehrstuhl dafür eingerichtet, ebenfalls 1934 Extraordinariate für „Rassenkunde“ in Tübingen und Düsseldorf - siehe auch die Tabelle bei Potthast, S. 463 und „Göttingen zählt zu den wenigen deutschen Universitäten, an denen diese Fachrichtung bis zum Ende der nationalsozialistischen Zwangsherrschaft nicht institutionalisiert war. (...) Da andere Universitäten ebenfalls entsprechende Lehrstühle [für Rassenhygiene] einrichteten, waren qualifizierte Wissenschaftler selten.“ Volker Zimmermann, Eine Medicinische Facultät in Flor bringen: zur Geschichte der medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen“, S. 94.

Wissenschaftler jener Art, was immer man von ihnen halten will, waren also selten, weil so viele a.o. Lehrstühle neu eingerichtet wurden. Und das geschah nun alles gegen den „Wunsch“ des „Reichsministeriums“, statt solchen Lehrstühlen nur „Lehraufträge zu vergeben“? Wann also soll es diesen „Wunsch“ denn gegeben haben? Und was war das nun für ein „Wunsch“. Eine Direktive? Etwas Schriftliches? Das Standardwerk zum Thema „Rassenhygiene“ und “Hochschulunterricht“ unter dem Kapitel „Institutionalisierung an Hochschulen und Universitäten“, von Hans-Christian Harten, Uwe Neirich und Matthias Schwerendt, Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs, die sollten es doch wissen. Tun sie auch: Trotz des Mangels an Professoren für „Rassenhygiene“ konnten “an 23 Universitäten entsprechende Institute, Lehrstühle und Dozenturen eingerichtet werden“.S. 23

Die Dissertation von A. Rickmann, Rassenpflege im völkischen Staat. Vom Verhältnis der Rassenhygiene zur nationalsozialistischen Politik, [1] weiß auch nichts davon. Der Satz zum wünschenden „Reichsministerium“ bereitet hier aber den Schluss vor, dass Heidegger „gegen“ diesen „Wunsch“, nur Lehraufträge zu vergeben, gehandelt und vorgegeben habe, „eine geeignete Kraft für den Unterricht in diesem Felde ausfindig zu machen, um dann beim Ministerium die Errichtung eines a. o. Lehrstuhles für Rassenkunde(!) und Erbbiologie zu beantragen“, was also in Wirklichkeit zu bedeuten habe: dass er die Vorlesungen zur Rassenkunde durch Zeitverzögerung verhindern wollte. Fédier: „La réalité est exactement inverse“. Soso, willkommen in der Märchenstunde.

(Welche Bedeutung das hier ins Original eingefügte (!) hat ?)

Da, wie oben belegt, im NS-Reich - Berlin, Rostock, Tübingen etc., 1933 und 1934 Lehrstühle für NS-“Rassenkunde“ eingerichtet wurden, ist es nicht weit her mit dieser Entlastungsthese, sie ist vielmehr eine unbelegte Behauptung.

Und dann eine Technik der Wiki-Apologetik: zunächst darf Faye kurz „deuten“, dass Heideggers Brief, wer hätte es gedacht, ein Beleg für Rassismus sei, womit seine Darlegungen zum Gemeinplatz verflacht wiedergegeben werden, doch dann kommt ja Lehrvater Fédier endlich auch hinter den Kulissen hervor und „deutet“ natürlich nicht, sondern er „betont“, woraufhin im Indikativ festgestellt wird, wie sich die Sache tatsächlich verhält, was Wikipedia ohne markiertes Zitat nun als enzyklopädisches Faktum gibt: da Heidegger „gegen den Wunsch des Reichsministeriums“ sagte, er wolle einen Lehrstuhl für Rassenkunde einrichten und so was sehr lange dauert, - wenn auch nicht in Berlin, Rostock, Tübingen und einigen anderen Städten - habe er die Eugenik-Vorlesungen offenbar „eigentlich weiter ausfallen lassen“ wollen: obwohl sie nie ausgefallen waren, was Fédier eben, das kann ja mal vorkommen, wenn man keinen Zugang zum Vorlesungsverzeichnis hat und trotzdem etwas sagen will, bei Faye abschreibt.

Kein seriöser Forscher teilt diese mit dubioser Wünscherei des „Reichsministeriums“ verzierte Heidegger-hat-so-getan-als-ob-These, aber das störte offenbar nicht. Der anfängliche Mini-Hinweis auf Faye fungiert hier als Anlass, damit Fédier seine private Phantasterei eines auf Zeit spielenden Heidegger kundtun darf - es heißt in dem Brief noch nicht einmal, dass es besser keinen Lehrstuhl geben solle - das ist auch hinzu erfunden. Und da Fédier und Faye schon das Faktische, wie ausführlich dargelegt, falsch darstellen, kann dieser Disput der Marke: Phantasten unter sich natürlich raus.


Erstes von zwei Unterkapiteln des neuen Kapitels: Heidegger und die NS-„Rassenhygiene“

Zur Pflichtvorlesung der NS-„Rassenkunde“

Schon seit 1920 hielt Alfred Nißle in Freiburg die Vorlesungen der Medizinischen Fakultät zur „Erbbiologie“ und „Rassenhygiene“. Als die sogenannte „Rassenkunde“ vom badischen Kultusminister Wacker am 19. Dezember 1933 per Erlass 3656 zur Pflichtvorlesung für die Studenten aller Fakultäten erklärt wurde[1], beantragte Nißle im Glauben, dass er auch diese Vorlesungen halten sollte, tags darauf eine Erhöhung des Budgets für Lehrmittel beim Kultusministerium in Karlsruhe.[2] Daraufhin teilte das Ministerium dem Rektorat mit, es komme darauf an, „daß der Vortragende neben einem rassenhygienischen Wissen weltanschaulich einwandfreier Vertreter des Nationalsozialismus ist“ und dass Nißle „als Verfechter des nationalsozialistischen Weltbildes nicht bekannt“ sei.[3] Am 13. April 1934 bat Heidegger in seiner schriftlichen Antwort darum, „von einer Ausdehnung des Lehrauftrages für Herrn Prof. Nissle abzusehen. Ich versuche seit Monaten, eine geeignete Kraft für den Unterricht in diesem Feld ausfindig zu machen, um dann beim Ministerium die Errichtung eines a.o. Lehrstuhles für Rassenkunde und Erbbiologie zu beantragen.“[4] Im folgenden Sommersemester hielt Nißle zwar die Vorlesungen zur Rassenkunde „für Studierende aller Fakultäten“[5], und das Ministerium richtete keinen außerordentlichen Lehrstuhl ein, doch die Aufgabe wurde dann „vom nationalsozialistisch gesinnungstreuen Theodor Pakheiser übernommen“[6], Gesundheitsreferent im Badischen Innenministerium und Gauobmann des NS-Deutschen Ärztebundes, der dafür zum Honoraprofessor ernannt wurde und 100 Reichsmark monatlich erhielt.[7] Die Themen der ersten solcher Vorlesungen, gehalten im Wintersemester 1934, waren „Nationalsozialistische Weltanschauung und Rassegedanke, Volk und Rasse“.[8] Nißle hielt derweil weiter die regulären Vorlesungen.[9] Das Schreiben, in dem er als ungeeignet für die Pflichtvorlesungen begutachtet wird, gehörte zu den schließenden Amtshandlungen von Heidegger als Rektor, tags darauf bot er seinen Rücktritt an.

  1. Margarete Götz: Die Grundschule in der Zeit des Nationalsozialismus. Klinkhardt, Bad Heilbrunn/Obb, 1997, S. 63; Martin Heidegger: Brief vom 13. April 1934 mit Bezug auf Wackers Erlass (Jahreszahl falsch), GA 16 Nr. 147, 269.
  2. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier S. 503; Nißles Brief vom 20. 12. 1933, archiviert: UAF B1/1224.
  3. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier S. 503; Antwortbrief des Kultusministeriums (UAF B1/1124)
  4. Martin Heidegger: Brief vom 13. April 1934 mit Bezug auf Wackers Erlass (Jahreszahl falsch), GA 16 Nr. 147, 269
  5. Albert-Ludwigs-Universität, Vorlesungsverzeichnis für das Sommerhalbjahr 1934, S. 42: „Erbbiologie, Rassenhygiene (einschließlich wichtigster Kapitel der Rassenkunde) und ihre Bedeutung für die Bevölkerungspolitik; gr. Mi 8-9; Nißle“.
  6. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier 507f
  7. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Grundlagen und Entwicklungen. Springer, Berlin-Heidelberg 1993, S. 331.
  8. Angelika Uhlmann, Wolfgang Kohlrausch (1888-1980) und die Geschichte der deutschen Sportmedizin, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Freiburg/Stuttgart 2004, S. 126.
  9. Eduard Seidler: Die Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Grundlagen und Entwicklungen. Springer, Berlin-Heidelberg 1993 S. 331.; Albert-Ludwigs-Universität, Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1934, Medizinische Fakultät: „Rassenkunde und Rassenpflege: Pakheiser“; 'Erbbiologie und Rassenhygiene':Nißle“.

--BaneshN. (Diskussion) 15:04, 6. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Schon wieder TF. Dass das Ministerium statt Lehrstühlen nur „Lehraufträge zu vergeben“ wünschte, ist bei Grün zu lesen. Fédier deutet es zwar anders als Grün, aber das Ganze zu löschen, lässt sich nicht rechtfertigen. Filinthe (Diskussion) 22:11, 10. Jul. 2017 (CEST) Dass Pakheiser Nißle als ungeeignet bezeichnet hat, ist auch bei Grün zu lesen. Die deutsche Übersetzung des Buches von Faye ist ungenau, es heißt nicht „entlassen“ sondern „abgelehnt“ (écarté). Filinthe (Diskussion) 00:36, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 10:04, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Textvorschlag: ...die Errichtung eines a.o. Lehrstuhles für Rassenkunde und Erbbiologie zu beantragen.‘ Der gegebene Kandidat war Heinz Riedel, der Leiter der Rasseämter der Freiburger SS wie auch der Freiburger Studentenschaft, aber Heidegger wollte ihn nicht. [Anton M. Fischer, S. 300] Im folgenden Sommersemester hielt Nißle zwar die Vorlesungen zur Rassenkunde „für Studierende aller Fakultäten“... Filinthe (Diskussion) 00:28, 13. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Heidegger und NS-Rassenhygiene II - Eugen Fischer - Tischrede

Im Zusammenhang des Themas „Rassenhygiene“ muss es eine Erwähnung von Heideggers jahrzehntelanger freundschaftlicher Verbindung zum „Rassenhygieniker“ Eugen Fischer geben, der umseitig nur beim Festakt in Leipzig und bei Heideggers Freistellung 1944 marginal erwähnt wird. Diese Beziehung ist der Anlass vor allem für französische Heidegger-Gegner, um zu vergleichbar illegitimen Mitteln zu greifen, wie Heidegger-Apologeten es mit der Relegation der Quellen dazu tun - werde deinem Gegner in den Mitteln ähnlich, dann seid Ihr Euch endlich einig: so mögen die Verfasser dieses petit-contre-dictionnarie gedacht haben, als sie in die unterste Schublade griffen. Heidegger neben Mengele zu zeigen, weil es sehr mittelbar, durch Eugen Fischers Institut, formal möglich ist, dann aber auch noch die Rampe im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Heideggers Hütte als Ort des Wissenschaftlagers Todtnauberg in einem optischen Kontext aufzulisten, das ist nicht nur in Bezug auf Heidegger eine Verleumdung, es verzerrt und relativiert auch die Vernichtung europäischer Juden: diesen Zusammenhang gibt es einfach nicht. Dennoch soll es hier angesprochen werden, weil die Verfehlung des einen Extrems nicht der Relegation der Quellen des anderen recht gibt und weil eine behauptete Beziehung Heidegger-Mengele in diversen, sogar akademischen Quellen zu finden ist, s.u. Hier erstmal, was es faktisch zum Thema Heidegger/Fischer gibt:

Heideggers jahrzehntelanger Freund Eugen Fischer, den er spätestens bei den Badener Heimattagen 1930 kennenlernte und dem er 1960 noch ein Geschenk zu Weihnachten schickte, war während der Jahre 1933/34 sein Rektor-Kollege in Berlin, gleichzeitig aber auch noch Professor für Anthropologie in Freiburg, gründete und leitete jenes Institut, in dem Mengele vom Januar bis Ende Mai 1943 tätig war und in dem die von Mengele dann aus Auschwitz zugeschickten Leichenteile („Humanmaterial“) im Sinne seiner Menschenversuche analysiert wurden. Fischer wurde aber schon 1942 emeritiert, wenn er seinem Instititut auch verbunden blieb - es erhielt im Jahr darauf sogar seinen Namen. Im Text der Gedenktafel am Gebäude des Instituts heißt es heute u. a.: „Die Direktoren Eugen Fischer (1927 bis 1942) und Otmar von Verschuer (1942-1945) lieferten mit ihren Mitarbeitern wissenschaftliche Begründungen für die menschenverachtende Rassen- und Geburtenpolitik des NS-Staates, als Ausbilder von SS-Ärzten und Erbgesundheitsrichtern, durch Gutachten für Abstammungsnachweise und Zwangssterilisationen leisteten sie einen aktiven Beitrag zu Selektion und Mord.“ (Bild nur zur Dok auf der Disk).

Gedenktafel am Gebäude des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie- menschliche Erblehre und Eugenik

Die Zusammenarbeit mit Mengele betrifft Fischers Nachfolger, von Verschuer. Hier wurde mehrfach in polemischer Absicht gefragt, ob Forscher sich irren. Es wurde auch behauptet, dass wir wiedergeben müssen, was die Forscher sagen, ohne das Recht zu haben, sie zu kritisieren. Das wäre schlecht, denn dann müssten wir jetzt mitteilen, dass Heidegger und Mengele befreundet waren. Jazinto Choza von der Universität in Sevilla rezensiert ein Buch von Julio Quesada Martín, Dozent für Metaphysik, Heidegger de camino al holocausto, Madrid, 2008, Heidegger auf dem Weg zum Holocaust. Titel der Rezension: Heidegger y el Holocausto. Heidegger y el nazismo, publiziert in der Madrider Revista de Filosofía. Número 43. 2010, S. 559: es wird auf Heideggers Freundschaft mit Mengele („su amistad con el doctore Josef Rudolf Mengele“) hingewiesen, um sein mögliches Wissen dessen zu erörtern, was in den Vernichtungslagern geschah. In dem Buch (Kapitel 3) heißt es auch, Heidegger habe mit Heraklits Prinzip des Krieges als Vater aller Dinge die Vernichtung der europäischen Juden sanktioniert (ebd. Das Buch wurde ebenfalls von Faye besprochen, Rezension). Also: können sich Forscher irren? Jaja, solchen Kinderkram musste man hier lesen.

Auch Faye gibt zuerst die Information, dass Fischer und Heidegger lange miteinander befreundet waren und kommt dann sofort auf Mengele. Und ebenso erwähnt die englische Version unserer Seite Mengele, aber nicht wegen Fischer, sondern weil Mengeles Familie landwirtschaftliche Geräte herstellte. Das wird in einen Kontext mit Heideggers Auschwitz-Vergleich von 1946 gesetzt, nach dem Assoziationsprinzip, und da hatte man das Urteil schon parat: Heidegger ist einer, den man gemeinsam mit Mengele nennen sollte - und sei es nur, weil dessen Familie Traktoren herstellte.

Schließlich wiederholt Alex Steiner die Beziehung in Kurzform, und auch er kann den Namen Mengele nicht unterlassen, Der Fall Martin Heidegger. Philosoph und Nazi, I: Die Bestandsaufnahme, Messkirch, 2000, Steiner: „Heidegger war sein Leben lang der Freund eines Mannes namens Eugen Fischer. Fischer war in den ersten Jahren der Naziherrschaft als führender Befürworter der Rassengesetze aktiv. Er war der Leiter des Instituts für Rassenhygiene in Berlin, das die Rassentheorien der Nazis propagierte. Einer der "Forscher" an seinem Institut war der berüchtigte Dr. Joseph Mengele. Fischer war einer der geistigen Väter der nationalsozialistischen "Endlösung". Heidegger bewahrte eine herzliche Beziehung zu Fischer zumindest bis ins Jahr 1960, in dem er Fischer ein Weihnachtsgeschenk mit Grüßen sandte.“

Dass Fischer einer der geistigen Väter der „Endlösung“ war, ist sicher unhaltbar - einer der geistigen Väter des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses war er allerdings schon.

Resümee: Zwar ist der Satz „Mengeles Menschenversuche wurden im Institut von Heideggers langjährigem Freund Eugen Fischer ausgewertet“ faktisch zutreffend - doch Fischer war da schon im Ruhestand, und Heidegger muss von den Versuchen jedenfalls bis 1945 nichts gewusst haben. Tatsächlich hat der Name Mengele mit Heidegger nichts zu tun, soweit ich sehe. Anders als Choza, Martín, Steiner, Faye und Wikipedia.en sollten wir den Namen Mengele im Kontext von Heidegger deshalb m. E. nicht erwähnen, denn das immerzu deutlich Mittelbare verbietet es doch: wir wissen nicht einmal, ob Heidegger den Namen vor 1945 jemals gehört hat (von Fischer wissen wir das, durch einen Brief seines Nachfolgers von Verschuer). Mengele war dessen und nicht Fischers Schüler, wie manchmal zu lesen ist. Bei den von Verschuers war Mengele auch zum Essen eingeladen, und sein Tun in Auschwitz war Tischgespräch. Das Verhältnis zwischen dem Institut und Mengele ist von Achim Trunk dargestellt worden, Zweihundert Blutproben aus Auschwitz, pdf, hier am Rande sehr zu empfehlen. (Interne Info zu Karin Magnussen, Mitarbeiterin des KWI-A: „Augen aus Auschwitz"

Wenn wir in Betracht ziehen, dass das Verhältnis zu Ernst Cassirer, den Heidegger nur dreimal kurz getroffen hat, hier ein eigenes Unterkapitel mit zwei Absätzen hat, müsste es eigentlich auch ein Unterkapitel „Verhältnis zu Ernst Fischer“ geben, den er dreißig Jahre lang kannte, den er oft in Freiburg traf und mit dem er befreundet war, anders als mit Cassirer. Zur Charakterisierung dieses ja sehr bemerkenswerten jahrzehntelangen Freundes müssen wir aber selbstverständlich wenigstens darauf eingehen, wer das war und und dass Fischer an NS-Verbrechen, die „Rassenhygiene“ betreffend mitwirkte, und wer auf diesen IL klickt, kann den Namen Mengele angemessenerweise dort lesen. Die Verstrickung von Wissenschaft und Auschwitz - Mengele war noch 1943 Assistent an der Uni Frankfurt - ist durch das KWI-A erstrangig zu belegen, und durch Heideggers Freundschaft mit Fischer und die Äußerungen zu „Volksgesundheit“ und Züchtung betrifft es ihn in der Weise, dass er immerhin an der Peripherie dieser Ereignisse situiert war und die geistigen Gründe dafür auch entsprechend kommentierte.


Heideggers Rede im Institut für pathologische Anatomie in Freiburg

In „Revolution in der deutschen Universität“ untergebracht, ist die Rede, in der sich Heidegger zur Definition des Gesetzes der Gesundheit und der Krankheit durch das Volk äußert, nicht leicht als solche zu finden. In dem Zitat fehlt auch der Passus, der nötig ist, um sie in den Kontext des Gedankens der NS-„Euthanasie“ einzuordnen. Es fehlen dazu auch auffälligerweise die oft zitierten Abhandlungen der Philosophen Ludger Lütkehaus und Manfred Weinberg, obwohl dessen Essay mit dem in diesem Zusammenhang aussagekräftigen Titel Hitlers Hände. Martin Heidegger und die Euthanasie umseitig sonst schon bekannt ist. Erwähnt wird hier einzig das Buch von Zaborowski. Dieser hat hier das Monopol zur Kommentierung des umstrittenen Vortrags zum Volk und seinem Gesetz der Krankheit, und das wäre noch erträglich. Doch statt des Kommentars zu dieser Rede wird besser einer zu einer anderen Rede zitiert, jener, wie es hier heißt, zur Rektoratsrede: „Diese konnte noch philosophisch interpretiert werden und enthielt 'keine Spur einer rassistischen Einstellung.'“ Wenn Zaborowski das in einem über 700-Seiten-Buch zum Vergleich erwähnt - neben der eindeutigen Verurteilung jener anderen Rede - ist das akzeptabel, aber wenn diese letztere dafür hier weggelassen wird, wie ist das zu erklären? Und nebenbei ist es auch noch falsch, da Zaborowski das nicht über die Rektoratsrede sagt:

"Selbst in der Ansprache, die Heidegger Anfang Mai 1933 aus Anlass der Immatrikulation der neuen Studenten (...) gehalten hat, findet sich keine Spur einer rassistischen Einstellung ...“ S. 355

Was Zaborowski zu Heideggers „Eugenik-Rede“ meint, kam, obgleich der Exeget mit diesem Abschnitt des Buches ja zweifellos befasst war, dann also „irgendwie“ abhanden. Zaborowski zu Heideggers Rede im anatomischen Institut, S. 356:

„Heidegger „rechtfertigt aus philosophischer Perspektive den nationalsozialistischen Rassismus.““

Wenn schon nur Zaborowski hier die „Eugenik-Rede“ von Heidegger kommentieren soll und alle (!) anderen Forschermeinungen unerwähnt bleiben, warum fehlt dann sogar auch sein Zitat dazu? War ein Urteil zur „Euthanasie“-Rede nicht so wichtig? Ist die Seite aus dem Buch gefallen? War es ein Akt der Relegation der Kritik an Heidegger? Jetzt hab ich's: Auf der Maus ausgerutscht, so wird's gewesen sein!

Umseitig wird außerdem eine Auswahl der Zitate der Rede gegeben, die den „Euthanasie“-Gedanken auf nur einen Satz reduziert, der noch dazu als erster des gegebenen Zitates in seiner tieferen Bedeutung dann nicht mehr erkennbar ist. Dann ist von der Revolution und Adolf Hitler die Rede, und Zaborowski darf sagen, dass Heidegger den Namen Hitler in der Rektoratsrede aber nicht erwähnt hatte, was in dem kurzen Absatz hier offenbar vom Thema ablenkt, und schließlich kommt der Hinweis darauf, dass Heidegger sich der Blut-und-Boden-Ideologie bedient, wobei Zaborowskis Bemerkung zur Rektoratsrede jetzt aber besser fehlt: dass sich dort eine „Bezugnahme auf das rassistische Blut-und-Boden-Denken findet“. Euthanasie? Was? „Rassenhygiene“? NS-Definition Volksgesundheit? Neinnein, das wird alles rausgelassen, relegiert, eliminiert, denn mit solchen ekelerregenden Dingen sollte Heidegger als Philosoph eines „Deutschen Sozialismus“ nichts zu tun gehabt haben.

Was in dieser Rede so aussagekräftig ist und von namhaften Forschern kommentiert wird, ist umseitig also weggestrichen: der u. a. Text bis zur ersten Klammer. Statt des NS-„Euthanasie“-Gedankens wird aus der Rede aber erneut Heideggers Hymne auf die NS-„Revolution“ gebracht, ohne Kommentar dazu, als seine NS-Propaganda.

Bemerkenswert, was bei Wikipedia alles möglich ist.

Zu Eugen Fischers Einfluss auf Heidegger

Gedenktafel am Gebäude des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie- menschliche Erblehre und Eugenik

In Bezug auf Heideggers Verhältnis zur NS-„Rassenhygiene“, der „Eugenik“ und „Erbbiologie“, werden in der Forschung einige seiner Maßnahmen als Rektor und einige Äußerungen zu Rassenkonzepten und Menschenzüchtung zum Teil auf den Einfluss des jahrzehntelang mit ihm befreundeten „Rassentheoretikers“ Eugen Fischer oder auf eine Zusammenarbeit mit ihm zurückgeführt.[1] Heidegger und Fischer hatten sich spätestens auf den Badischen Heimattagen von 1930 kennengelernt, und sie pflegten bis in die 1960er Jahre freundschaftliche Beziehungen. Fischer war (mit Erwin Baur und Fritz Lenz) der Verfasser eines Standardwerks der Eugenik, das Mitte der 1920er Jahre Hitlers Rassismus beeinflusste und später zu einer Referenz für die zur „Euthanasie“ verklärte, zunächst juristisch vorbereitete und dann durchgeführte Ermordung von Patienten wurde.[2] Seit 1918 und bis 1942 war Fischer in Freiburg ordentlicher Professor für Anatomie und berücksichtigte dabei „Fragestellungen der Rassenkunde in Forschung und Lehre“.[3]1927 gründete und leitete er in Berlin das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik[4], wo er bis zum Ruhestand 1942 „wissenschaftliche Begründungen für die menschenverachtende Rassen- und Geburtenpolitik des NS-Staates“ lieferte und „einen aktiven Beitrag zu Selektion und Mord“ leistete.[5] Von 1935 bis 1940 war er „Oberrichter am Erbgesundheitsgericht in Berlin und hatte zu beurteilen, ob ein Proband an einer Erkrankung im Sinne des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ litt und damit zwangssterilisiert werden mußte.“[6]

Zu Eugen Fischers Wirkung auf Heidegger zählt R. Wolin, auf V. Farias verweisend, dass Heidegger als Rektor einen Fragebogen zur rassischen Abstammung an alle Professoren verteilen ließ, von ihnen ihre „Rassereinheit“ beeidet werden musste und dass er die Einrichtung des zur SS gehörigen Rassenamtes der Studentenschaft bei der Universität befürwortete[7], geleitet von Heinz Riedel, einem ehemaligen Schüler von Fischer.[8]

  1. Richard Wolin, French Heidegger Wars, in: Ders. (Hrsg.), The Heidegger Controversy - A Critical Reader. (1993) MIT Press, Cambridge u.a. 1998, S. 283: „due to Fischer's influence that the racial measures promoted by Heidegger during his tenure as rectore that have been chronicled by Farias“; V. Farias: Heidegger and Nazism, htsg. mit einem Vorwort von Joseph Margolis und Tom Rockmore, Temple University Press, Philadelphia 1989, S. 70; Stuart K. Hayashi: Hunting Down Social Darwinism: Will This Canard Go Extinct? Lexington Books, Lanham 2015, S. 139: „collaborated extensively with Eugen Fischer in his eugenics studies“; J. A. Barash, Heidegger et la question de la race, Les Temps Modernes, 2008/4 (Nr. 650), S. 290-305, hier: S. 299 f.: „Il me semble qu’à placer Heidegger sur le même plan idéologique que Fischer, Günther, voire Bäumler ou Rosenberg, on efface certaines nuances cruciales“; zu Konzeptionen der „Volksgesundheit“ und der Rassenzüchtung bei Heidegger s. auch Wolf-Dietrich Bukow: Leben in der multikulturellen Gesellschaft: Die Entstehung kleiner Unternehmer und die Schwierigkeiten im Umgang mit ethnischen Minderheiten. Westdeutscher Verlag, Opladen 1993, S. 56; Alexander Schwann: Zeitkritik und Politik in Heideggers Spätphilosophie. In: Annemarie Gethmann-Siefert, Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger und die Praktische Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt/M 1988, S. 100; Emmanuel Faye: Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie. Matthes & Seitz, Berlin 2009, Kapitel 3, 98-101; italienische Ausgabe S. 103-106; auch Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M 2010, 358-365
  2. Heiner Fangerau: Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921-1941, Inaugural-Dissertation Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum, Bremen/Bochum 2000, S. 23, m. Zitat v. Michael Biddiss: Disease and dictatorship: the case of Hitler‘s Reich. Journal of the Royal Society of Medicine 30 (1997), S. 342-346, S. 345: „Als es wenig später dann zu den 'Euthanasieprogrammen' und zum Morden an Juden und Zigeunern kam, konnten die Machthabenden dies unter Berufung auf sich selbst „wissenschaftlich“ nennende Werke wie den Baur-Fischer-Lenz 'nicht als Mord, sondern als »Heilung« behandeln, als therapeutische Maßnahme zur Erhaltung der Gesundheit des Volkskörpers'“; Henry Friedlander: The Origins of Nazi Genocide: From Euthanasia to the Final Solution. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 1995 S. 123
  3. Alex Steiner, Der Fall Martin Heidegger. Philosoph und Nazi, I: Die Bestandsaufnahme, Messkirch, 2000, Steiner: „Die Freiburger Vorlesungsverzeichnisse zeigen, dass er sich keineswegs auf die klassischen Themen der Anthropologie beschränkt, sondern die neuen Fragestellungen der Rassenkunde in Forschung und Lehre berücksichtigt“; Helmut Heiber: Der Generalplan Ost. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Dokumentation 6, 1958, Heft 3, S. 294; Albert-Ludwigs-Universität, Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1918, Medizinische Fakultät, Anatomie
  4. Volker Hasenauer: Rassenkunde. In: Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960. Alber, Freiburg/München 2006, 485-508, hier S. 492.
  5. Freie Universität Berlin, Otto-Suhr-Institut, Inschrift der Gedenktafel am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie.
  6. Heiner Fangerau, Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921-1941. Inaugural-Dissertation Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum, Bremen/Bochum 2000 S. 28
  7. Richard Wolin, French Heidegger Wars. In: Ders. (Hrsg.), The Heidegger Controversy - A Critical Reader. (1993) MIT Press, Cambridge u.a. 1998, S. 283
  8. Hans-Walter Schmuhl, Grenzüberschreitungen: das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie. Wallstein, Göttingen 2005, S. 163, Anm. 19; Arno Münster, Heidegger, la Science allemande et le national-socialime, Kimé, Paris 2002, S. 29.


Heideggers Tischrede zum Gesetz der Gesundheit und Krankheit

Nur etwa zwei Wochen nachdem das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses am 14. Juli 1933 erlassen worden war, äußerte sich Heidegger Anfang August in einer Tischrede anlässlich des 50jährigen Bestehens des Instituts der pathologischen Anatomie der Universität in Freiburg zu der Thematik.

„So wird zum Beispiel das, was die Medizin als 'Krankheit' verstehen will, ganz davon abhängen von dem, was sie zuvor als das Wesen der Gesundheit begreift. (...). Für die Griechen z. B. bedeutet 'gesund' soviel wie bereit sein und stark zum Handeln im Staat. Wer den Bedingungen dieses Handelns nicht mehr genügte, zu dem durfte der Arzt auch im Falle der 'Krankheit' nicht mehr kommen. (...) Was gesund und krank ist, dafür gibt sich ein Volk und ein Zeitalter je nach der inneren Größe und Weite seines Daseins selbst das Gesetz. Das deutsche Volk ist jetzt dabei, sein eigenes Wesen wieder zu finden und sich würdig zu machen seines großen Schicksals. Adolf Hitler, unser großer Führer und Kanzler, hat durch die nationalsozialistische Revolution einen neuen Staat geschaffen, durch den das Volk sich wieder eine Dauer und Stetigkeit seiner Geschichte sichern soll. (...) Jedes Volk hat die erste Gewähr seiner Echtheit und Größe in seinem Blut, seinem Boden und seinem leiblichen Wachstum. Wenn es dieses Gutes verlustig geht oder auch nur weitgehend geschwächt wird, bleibt jede staatspolitische Anstrengung, alles wirtschaftliche und technische Können, alles geistige Wirken auf die Dauer nutz- und ziellos.[1]

Die Tischrede im anatomischen Institut wird fast einhellig als eine der Rechtfertigung der nazistischen Ideologie der Entrechtung bestimmter Gruppen von Menschen bewertet. Wenn darin teils noch Heideggers Bereitschaft gesehen wird, „das Denken der Prostitution hinzugeben“[2], so geht die Kritik doch mehrheitlich in die Richtung, dass in der Rede „ein Heilungsverbot für das staatsunwerte Leben“ als richtig erkannt und mit „einer Regression auf 'Blut', auf 'Boden' und der Subordination unter das Führerprinzip“ verbunden werde.[3] Es heißt, die Rede sei ein Beitrag zum „nazistischen Gedanken der Eugenik“ und verherrliche sie.[4] In philosophischen Analysen wird u.a. argumentiert, dass Heidegger „aus dem Nichtmüssen bei Platon verschärfend ein Nichtdürfen macht“.[5] Und durch die „Übereinstimmung einiger Aussagen Heideggers (...) mit dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm“, insofern in den ersteren die Seinsgeschichte „in konkrete Handlungsanweisungen übersetzt wird, wird das Biologische notwendig zum Biopolitischen“.[6] Heideggers Biograph H. Zaborowski fasst den Schluss der Kritiken zusammen: man wird „Heidegger angesichts dieser Äußerungen nicht mehr verteidigen können“, „er rechtfertigt aus philosophischer Perspektive den nationalsozialistischen Rassismus.“[7]

  1. Martin Heidegger: Aus der Tischrede bei der Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Instituts für pathologische Anatomie an der Universität Freiburg (Anfang August 1933), GA 16 Nr. 75, S. 151 f.
  2. Reinhold Aschenberg: Ent-Subjektivierung des Menschen: Lager und Shoah in philosophischer Reflexion. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003 S. 152, Anm. 116
  3. Ludger Lütkehaus: Der Staat am Sterbebett, Zeit-online (23. Mai 2001): „Hier gibt er ein womöglich noch staunenerregenderes Beispiel, wie er das viel gerühmte Prunkstück seiner frühen Philosophie - die des Todes als "eigenstes Seinkönnen des Daseins" - euthanatologisch füllen möchte. (...) Nichts Geringeres als ein Heilungsverbot für das staatsunwerte Leben. (...) Angesichts der Bedeutung dieses Heilungsverbots für das staatsunwerte Leben muss man es noch einmal wiederholen: Es handelt sich hier nicht um eine bloße historische und völkische Charakteristik der griechischen Krankheits- und Gesundheitsbegriffe, sondern vielmehr um Identifikation und Überbietung. (...) Auf engstem Raum verbindet sich hier (...) die Selbstgesetzgebung in den existenziellen Fragen von Gesundheit und Krankheit mit einer "Auslegung" des Menschenwesens, die "feststehender" kaum gedacht werden könnte: der Regression auf "Blut", auf "Boden" und der Subordination unter das Führerprinzip.
  4. Stuart K. Hayashi: Hunting Down Social Darwinism. Will This Canard Go Extinct? Lexington Books, Lanham 2015, S. 139: „substantial contributor to Nazi eugenicist thought (...) Martin Heidegger who gave lectures in praise of Hitler and eugenics during the summer of 1933 at the Institute for Pathological Anatomy“.
  5. Luder Lütkehaus (Zeit-online (23. Mai 2001): Der Staat am Sterbebett:„... an wem er sich, ohne seinen Gewährsmann zu nennen, orientiert. Es ist eine so berühmte wie berüchtigte Passage im dritten Buch von Platons Politeia. Dort heißt es: "Den, der nicht in seinem angewiesenen Kreise zu leben vermag, den glaubte er (Asklepios) auch nicht pflegen zu müssen, weil er weder sich selbst noch dem Staate nützt." (...). Die euthanatologische Absicht in beiden Versionen ist deutlich, nur dass Heidegger - und das ist gravierend - aus dem Nichtmüssen bei Platon verschärfend ein Nichtdürfen macht. Die Falschübersetzung Platons am Schluss der Rektoratsrede findet hier ihre Entsprechung.“
  6. Manfred Weinberg, Hitlers Hände. Martin Heidegger und die Euthanasie, in: Ulrich Bröckling, Benjamin Bühler, Marcus Hahn, Matthias Schöning, Manfred Weinberg (Hrsg.): Disziplinen des Lebens. Zwischen Anthropologie, Literatur und Politik. Narr, Tübingen 2004, 297–323, hier: S. 317; zur Erörterung der Rede vgl. ebd. S. 310 ff.
  7. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M 2010, S. 356f.

--BaneshN. (Diskussion) 15:10, 6. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Das ist auch ein Witz, nehme ich an. Hier: Lutz und mir vorzuwerfen, dass wir Zensur betreiben, ist unerhört, vor allem wenn der Ankläger selbst wichtige Infos aus Primär- und Sekundärquellen bewusst gelöscht hat. „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge.“ Dass der Gutachten zu Hönigswald als antisemitisch betrachtet wird, wurde zB von BaneshN gelöscht und ich musste hier darauf betonen...
Wenn es sonst Forscher gibt, die den Vergleich mit Mengele für erwähnenswert halten, dann darf man es nicht verschweigen. Filinthe (Diskussion) 15:17, 7. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Ich denke, dass BaneshN nichts dagegen hätte, wenn wir das vernichtende Urteil Zaborowskis in eine Fußnote aufnehmen. Alternativ kann man es in die annotierte Bibliographie einstellen. Lutz Hartmann (Diskussion) 11:08, 8. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
@Benutzer:He3nry Ich denke, wir sind jetzt so weit, dass die Gesamtheit der von BaneshN vorgeschlagenen Texte in den Artikel umgehoben werden können. Es war genügend Zeit zur Kommentierung. Bitte frag bei den Beteiligten noch einmal per Ping an, ob es hierzu noch Meinungen gibt. Falls nichts substanzielles mehr kommt, bitte ich alle vorstehenden Abschnitte freizugeben. Wer die sehr sorgfältigen und zum Teil sehr erhellenden Erläuterungen von BaneshN liest, wird der Umsetzung nur zustimmen können. Lutz Hartmann (Diskussion) 08:48, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
@Luha: Kurze Nachfrage: Welche Abschnitte wollen wir finalisieren: Nur "Heidegger und NS-Rassenhygiene II" (diesen hier) oder auch noch ein paar der vorstehenden? --He3nry Disk. 08:53, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Nein, ich sehe das Ganze als Paket, weil gegenüber der bisherigen Fassung des Artikels eine Neusortierung auch des Teils über die Universität mit einzubeziehen ist. erst so erhalten wir einen inhaltlich geschlossenen Überblick über diesen Themenbereich. Die Diskussion obiger Abschnitte ist so weit, dass inhaltlich nichts Neues zu erwarten ist. Wenn Filinthe materiell neue Aspekte aufwerfen will, kann er dies hier auf der Diskussion ja auch weiterhin tun (unter: offene Punkte o.ä.). Lutz Hartmann (Diskussion) 10:40, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

@BaneshN., Filinthe:, @Luha, Anima:, @Machtjan X, Thoken, KarlV:: BaneshN, Filinthe und Lutz waren mehr als fleißig. Hier steht ein längerer Abschnitt zur Übernahme an. Hier wäre vorerst am besten ein Ok von den anderen noch wünschenswert. Die Überarbeitung würde sich dann dem nächsten Abschnitt zuwenden. Hinweis: Wenn das hier geschlossen wird, heißt das nicht das "nie mehr" was geändert wird, sondern nur, dass für diesen gründlichen Durchlauf das Thema mal erledigt ist - damit irgendwann auch das Ende erreicht wird. Wer noch was ändern will, sollte konkret sagen "Satz XY durch Satz YZ ersetzen", bitte keine Pauschaldiskussionen mehr. Wenn hier in den nächsten zwei Tagen nichts kommt, bitte die Abschnitte übertragen und in die Diskussionseitenthread den Erledigt-Baustein setzen, --He3nry Disk. 12:51, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ein OK von meiner Seite.--KarlV 13:55, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
dito. --Anima (Diskussion) 15:43, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Es ist viel zu viel auf einmal, ich bin überfordert. Vorschläge wie "Satz XY durch Satz YZ ersetzen" mach ich ständig, sie werden aber nicht oder kaum kommentiert und meine Fragen werden meistens ignoriert. Filinthe (Diskussion) 21:49, 10. Jul. 2017 (CEST) „Wer die sehr sorgfältigen und zum Teil sehr erhellenden Erläuterungen von BaneshN liest, wird der Umsetzung nur zustimmen können“: nein, wir haben in den vorherigen Threads festgestellt, dass die sogenannten „Erläuterungen“ Erfindungen bzw. TF waren. Filinthe (Diskussion) 21:59, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Lieber Filinthe, jetzt hast Du weiter oben eine Antwort auch auf Deine Nebelkerzen bekommen. Wenn ich nicht auf Deine Einlassungen antworte, liegt das daran, dass ich mich normalerweise nicht mit solchen Nebensächlichkeiten auseinander setzen möchte. Das ermüdet und macht traurig wegen der darauf verplemperten Zeit. Deine Behauptungen zur Theoriefindung zeigen nur, dass Du nicht in der Lage bist, zusammenfassende Paraphrasierungen längerer Texte als solche zu verstehen. Wir sollten uns hier um wirklich Wichtiges kümmern. Lutz Hartmann (Diskussion) 22:31, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
In den anderen Threads habe ich nachgewiesen und nicht nur behauptet, dass es sich um TF handelt. Man antwortet nicht, weil es stimmt. Ich habe z B schon 2 Mal gefragt, wo von einem Zynismus Heideggers in einem Buch die Rede ist. Immer noch keine Antwort... Weil man wichtigeres zu tun hat, als TF zu vermeiden? Filinthe (Diskussion) 09:59, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
OK. BaneshNs Beiträge haben die redaktionelle Qualität, die dem Artikel lange fehlte. --Thoken (Diskussion) 23:30, 10. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Danke für die Rückmeldungen, Diskussion mit Fastkonsens bzw. breiter Mehrheit abgeschlossen. @Filinthe: Wenn Du noch was findest bzw. hast, bewahre es Dir bitte für die Zeit nach dem Durchlauf durch den ganzen Artikel auf. An alle: Bitte setzt das um und editiert einen Erledigt-Baustein in die zugehörigen Abschnitte der Diskussion. Thx, --He3nry Disk. 07:56, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Weiß heißt „nach dem Durchlauf“? Und warum darf Lutz den Artikel hier ohne Erlaubnis bearbeiten? Darf ich auch? Filinthe (Diskussion) 09:59, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das war eine reine Fehlerbeseitigung (Löwith war zu dieser Zeit bereits promoviert und Pöggeler hat auch nichts von einem jüdischen Studenten geschrieben) - und natürlich darfst auch Du Fehler unmittelbar beseitigen. "erster Durchlauf" heißt, dass wir BaneshN zunächst einmal schreiben lassen sollten, bis er durch den Artikel durch ist. Solange - so die Vereinbarung - diskutieren und kritisieren wir seine Entwürfe hier auf der Diskussionsseite. Lutz Hartmann (Diskussion) 10:56, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Nein, das war keine „reine Fehlerbeseitigung“, im Kontext macht der Hinweiß Sinn, auch wenn „ehemaliger Student jüdischer Abstammung“ vielleicht besser gewesen wäre. Jetzt versteht man nicht mehr, warum plötzlich von Löwith die Rede ist. Filinthe (Diskussion) 14:34, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Das ist ein Problem Deiner Beiträge hier. Löwith war christlich getauft - also kein jüdischer Student. Er war auch schon lange kein Student mehr und Pöggeler verwendet diesen Bezug nicht. Also war die Bezeichnung "jüdischer Student" in Verbindung mit dem Einzelnachweis Pöggeler im Artikel grundfalsch. Das ich das entfernt habe, war eine sachlich notwendige Korrektur. Manch einer könnte an eine neofaschistische Attitüde bei dem, der das im Artikel untergebracht hat, denken. Nun versuchst Du nachzubessern, um Deine Intention doch noch irgendwie zu platzieren. Manchmal muss man sich schon schütteln. Lutz Hartmann (Diskussion) 08:05, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Dann „ehemaliger Student jüdischer Herkunft“ schreiben. Hallo @He3nry:, der Artikel wurde ohne Konsens bearbeitet und ich werde als „neofaschist“ beleidigt. Filinthe (Diskussion) 11:25, 12. Jul. 2017 (CEST) Außerdem werden meine Textvorschläge oben nicht kommentiert. Filinthe (Diskussion) 11:27, 12. Jul. 2017 (CEST) Der Fehler scheint verbreitet zu sein: „Und viele seiner brillantesten Studenten sind, wie Karl Löwith, Juden.“ Faye S. 58. Man sollte also die politische Einstellung Fayes genauer untersuchen... Auch die von Carlo Gentili: „Die Arbeit der jüdisch-deutschen Intellektuellen wird im 20. Jahrhundert noch entscheidendere Ergebnisse zeitigen und unbestreitbar ist Karl Löwith mit vollem Recht dazuzuzählen. Wer mehr als er, „Deutscher und Jude zugleich“ (Löwith 1986, S. 131–132), und als die anderen jüdisch-deutschen Emigranten, konnte sich aufgrund der eigenen persönlichen Geschichte als Wanderer und Heimatloser bezeichnen?“ Filinthe (Diskussion) 15:22, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Dank an Anima, KarlV, Lutz und Thoken für die Zustimmung.--BaneshN. (Diskussion) 10:07, 11. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Es fehlt eine Ref. zur „Tischrede“: Frans van Peperstraten, Heidegger Jahrbuch 5, 289f. („Erst recht... können wir die Rede... nicht anders als abscheulich nennen. (...) Heidegger ruft faktisch seine Zuhörer dazu auf, das ‚Gesetz‘ zur Bestimmung dessen, ‚was gesund und was krank ist‘, Hitler zu überlassen. (...) Hier wird die Auffassung mancher Interpreten dass Heidegger sich auf den geistigen aspekt gerichtet und sich nie wirklich auf physiologische Faktore berufen habe, ohne Weiteres Lügen gestraft. Heidegger hält hier ja auch alles geistige Wirken für abhängig von ‚Blut‘, ‚Boden‘ und ‚körperlichem Wachstum‘ eines Volkes.“) Filinthe (Diskussion) 11:58, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der letzte Satz von van Peperstraten sollte u.a. wegen der Rektoratsrede zitiert werden. Filinthe (Diskussion) 14:26, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

@Filinthe: Jetzt holst Du auf der einen Seite die große Keule raus - das sparen wir uns. Auf der anderen Seite geht es um eine kleine Änderung, die Lutz en passant gemacht hat, weil er sie für eine einfache sachliche Korrektur hielt. Das ist aber auf keinen Fall ein Grund hier den ganzen Abschnitt aufzuhalten. Zum Dritten: Die direkt vorstehenden Anmerkungen sind ohne konkreten Änderungsvorschlag und auch die werde ich nicht als Hinderungsgrund für den vorläufigen Abschluss dieser Diskussion annehmen. Mir ist klar, dass Du noch nicht glücklich bist, aber es erscheint gerade nicht möglich, Dich glücklich zu machen, und daher entscheiden die anderen mal mit Mehrheit, --He3nry Disk. 16:27, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 16:27, 12. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Darf ich also auch kleine Änderungen machen? Zitate korrigieren und/oder ergänzen?Filinthe (Diskussion) 18:21, 12. Jul. 2017 (CEST) Hier habe ich noch keinen Änderungsvorschlag gemacht, nur eine Ref. gegeben, ich spreche von diesem Thread oben. Filinthe (Diskussion) 00:33, 13. Jul. 2017 (CEST) Und auch von diesem und jenem. Filinthe (Diskussion) 00:51, 13. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Artikel ist nicht gesperrt, also kann jeder. Wenn die Änderungen inhaltlich werden, muss aber mit einer Rücksetzung durch die anderen gerechnet werden. Wenn Du es also nicht auf offenkundig Konsensfähiges beschränkst gibt es einen EW und dann käme die Artikelsperre, was das Arbeiten unendlich mühsamer werden lassen würde. --He3nry Disk. 07:58, 13. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Schwierige Rechtsfragen. Wenn ich den Satz anders formuliere, gibt es einen EW? Und wenn meine Ergänzungsvorschläge nicht kommentiert werden, wie in den 3 anderen Threads oben, zählt dies als Konsens? Filinthe (Diskussion) 09:50, 13. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Der Abschnitt „Tischrede“ ist gut geschrieben, Forschermeinungen werden zitiert.
„Zu Eugen Fischers Einfluss auf Heidegger“, erste Fußnote: Wolin verweist auf Farías, Hayashi anscheinend auch, Barash ist skeptisch, Zaborowski spricht hier nicht von Fischer, sondern von der „Tischrede“. Und wer ist Alex Steiner? Es geht nicht um ein Buch, sondern um ein Word-document. Die Ref. hier ist also Farías, der von Lutz als Extremist hier oben bezeichnet wurde (ich zitiere: „Feher ist noch schlimmer als Fedier oder Faye und Farias auf der anderen Seite (komisch, dass alle Extremisten in dieser Sache mit F. anfangen.“) Insofern scheint der Ausdruck „in der Forschung“ übertrieben zu sein, Änderungsvorschlag: „...werden von Viktor Farías u.a. ...“
Empirische Belege einer Freundschaft haben wir hier gar nicht, sondern nur Meinungen. Ergänzungsvorschlag: „...und sie pflegten bis in die 1960er Jahre freundschaftliche Beziehungen, als ihm Heidegger bei einem Besuch ein Exemplar seines Werkes „Hebel, der Hausfreund“ mit der handschriftlichen Eintragung widmete: „Für Eugen Fischer mit herzlichen Weihnachtsgrüßen und Neujahrswünschen. Martin Heidegger.“ [Farías] Filinthe (Diskussion) 10:28, 13. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Einleitung/Bekenntnis zu Hitler

In unserer Einleitung steht folgender Satz:

„Am 11. November 1933 hielt er eine Rede zur Feier der 'nationalsozialistischen Revolution' in Leipzig und unterzeichnete das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler.“

DIe Rede, die Heidegger hielt, war nicht zur Feier der NS-„Revolution“ - Hitlers Putschversuch war bekanntlich am 9. November 1923 - sondern ein „Ruf an die Gebildeten der Welt“ anlässlich des Austritts aus dem Völkerbund. Auch die WP-Seite zum Bekenntnis der Professoren zu Hitler verwendet die andere Formulierung - vielleicht wurde sie dort abgeschrieben. Nicht einmal in dem von dem Organisator und NSLB-Führer herausgegebenen fünfsprachigen Band wird die Kundgebung eine Feier zur NS-Revolution genannt. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Da die Veranstaltung vom NSLB organisiert wurde, ist das auch die Gelegenheit, Heideggers Eintritt in die zweite NS-Organisation mitzuteilen - fehlt hier bisher - obwohl Heidegger auch dort bis 1945 Mitglied war und Gadamer, Krajewski, Leaman, Farias und andere davon sprechen. Leaman hat es natürlich auch in seinem kurzen biographischen Überblick, und da es eine offizielle Zugehörigkeit zu einer weiteren NS-Institution war, gehört es dort auch hin. Ich schlage deshalb vor, den Satz in der Einleitung zu ändern und zu erweitern:

Anlässlich der Kundgebung des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) am 11. November 1933 in Leipzig hielt er vor tausenden von Zuhörern eine der konstituierenden Reden zum Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. Am 1. Dezember 1933 trat Heidegger auch dem NSLB bei.

--BaneshN. (Diskussion) 12:28, 16. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

@Benutzer:He3nry: eine mehr oder weniger formale Korrektur, die man sofort umsetzen kann. Lutz Hartmann (Diskussion) 12:08, 17. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Die Bezeichnung „Feier“ der „nationalsozialistischen Revolution“ wird von Eckart und Konrad Fees verwendet. Es handelt sich vielleicht um eine Langemarck-Feier wie hier in Göttingen. Filinthe (Diskussion) 15:51, 17. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
@Filinthe: Bitte lass das doch mal, das Wort Feier taucht im Text gar nicht auf. Ist der Satzvorschlag nun kurz und schnell übernehmbar oder nicht? Und wenn es nicht ist, welche Satzversion (konkrete Formulierung) könnte es aus Deiner Sicht sein. --He3nry Disk. 15:55, 17. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Hallo, bevor ich zugebe, dass ich auch nicht weiß, wo das herkommt, suche ich nach einer Antwort. Eine Langemarck-Feier hat Heidegger erst am 25. November organisiert (GA16 196, fehlt übrigens im Abschnitt „Arbeitdienst“). Ich habe also nichts gegen den ersten Satz. Der zweite Satz aber: „Am 1. Dezember 1933 trat Heidegger auch dem NSLB bei“ ist eine Redundanz mit dem letzten Satz („Knapp drei Wochen nach der NSLB-Kundgebung in der Leipziger Alberthalle trat das NSDAP-Mitglied Heidegger am 1. Dezember 1933 auch dieser zweiten NS-Institution bei, der er angehörte, bis die Aliierten sie 1945 auflösten.“) und ist also entbehrlich. Filinthe (Diskussion) 19:47, 17. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
Was soll das? BaneshN hat doch hier eindeutig davon gesprochen, dass die Einleitung des Artikels geändert werden muss (weil falsch). Der Zusatz ist ein Zusatz zur Einleitung und damit keine Redundanz, es sei den man will die ganze Einleitung streichen, weil die Inhalte ja im Artikel stehen ;-). Ich halte den Zusatz in der Einleitung für sinnvoll, weil dort dann bereits für den flüchtigen Leser erkennbar ist, in welchen formalen NS-Organisationen sich Heidegger demonstrativ engagierte. Also nochmal: bitte freigeben. Lutz Hartmann (Diskussion) 18:57, 18. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]
+1 So ist es - das Blockadespielchen ist langsam lächerlich. Sehr erhellend auch solche ohne Konsens (weil bereits im Archiv besprochen und zurückgewiesen) getätigten Edits. Ein Großteil der unter dem Nationalsozialismus als "Juden" verfolgten Menschen, waren Deutsche mit christlicher Konfession und Sozialisation. Die verstanden sich gar nicht als Juden, sondern als Deutsche. Es ist schon ein starkes Stück, dass Filinthe posthum die rassistische Klassifizierung und damit einhergehende Diskriminierung von Löwith durch die Nationalsozialisten mehr als 80 Jahre danach fortsetzen möchte und ihn mit dem Attribut "jüdischer Herkunft" belegen möchte. Dabei war die Mutter sekularisiert. Und nach welchem Kriterium fällt die protestantische Herkunft des Vaters bei dieser Attribuierung aus? Oder sollen also nach Filinthe Deutsche auch nach protestantischer oder katholischen Herkunft einsortiert werden? Kopfschüttelnd.--KarlV 09:21, 19. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Moin zusammen, ich schlage immer noch AGF vor, d.h. wir gehen bitte immer noch alle davon aus, dass Filinthe Euch und sich nicht unnötig nerven will... :-) Aber: zum Einwand von Filinthe gibt es Gegenargumente; die Formulierung wird ansonsten von allen gestützt, wir setzen das um, --He3nry Disk. 10:22, 19. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 10:22, 19. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Umgesetzt. Mit einem schönen Dank an Lutz und KarlV. Letzterem ist in der Kritik und der aufmerksamen Zurücksetzung des Edits nur zuzustimmen. Es fand sich selbst bei diesem Mini-Edit auch gleich wieder ein Patzer der Syntax. Wenn man's nicht kann, sollte man es lassen.--BaneshN. (Diskussion) 10:51, 19. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

„Aufrufe zur Untersrützung Adolf Hitlers“

Kürzungen des üblichen doxographischen Anhangs mit Auslagerung auf die Biblio, besonders also die beiden großen Textblöcke: „Der Passus...“ und „Dieter Thomä..."

Evtl. Kürzung der Zitate und Listung mit Sternchen, so dass dieses Unterkapitel der Zitate einen Absatz umfassen kann, mit einer kurzen Einleitung und kurzem Schluss, dann ca. 1,5 Absätze. Das NS-Plakat „Der Marschall und der Gefreite kämpfen mit uns für Frieden und Gleichberechtigung“ ist NS-Propaganda - diskussionswürdig.--BaneshN. (Diskussion) 15:27, 16. Jun. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 14:04, 31. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Exkurs: Die Apologetik bei Pöggeler

Zu Pöggeler und seinen Bemühungen, Heidegger ins gute Licht zu stellen, folgende zwei Anmerkungen, die zeigen, dass Pöggeler m.E. die Grenze der Vertretbarkeit überschreitet:

  • Pöggeler behauptet: „Indem Heidegger Worte wie Bekümmerung und Sorge als Grundbegriffe seines Philosophierens gebrauchte, zeigte er an, daß das Ethische zu seinem Denken gehörte, obwohl die Frage offenblieb, wie denn eine Ethik als abgegrenzte Disziplin möglich sei.“ (Heidegger in seiner Zeit, 160) Demgegenüber steht im Heidegger Handbuch (223) mit Zitat aus dem Humanismusbrief: „In der Antwort räumt Heidegger zunächst die Dringlichkeit der ethischen Fragestellung ein, die er als eine Frage nach »verbindlichen Anweisungen« und »nach Regeln, die sagen, wie der […] Mensch […] leben soll« (353) auffasst. Gegen solche Regeln spricht für Heidegger allerdings mindestens zweierlei: Einerseits ist der Mensch als geschichtlich-geschickliches Wesen in jeder geschichtlichen Epoche anders vom Sein angesprochen. Es ist nicht leicht zu sehen, wie allgemeine Regeln sich mit dieser in jeder geschichtlichen Epoche anderen Bestimmtheit des Menschen aus dem Sein vertragen sollten. Zum anderen steht Heidegger der Idee von »Werten«, die solche Regeln leiten mussten, kritisch gegenüber. »Alles Werten ist, auch wo es positiv wertet, eine Subjektivierung. Es la.t das Seiende nicht: sein, sondern das Werten la.t das Seiende lediglich als das Objekt seines Tuns – gelten« (349).“ Zur Sorge heißt es im Handbuch (17): „Das Selbst des faktischen Lebens ist kein neutraler Beobachter, sondern eingelassen in die Bedeutsamkeitszusammenhange einer holistisch verflochtenen Lebenswelt, in denen es sich »bekümmernd« und »sorgend«, also praktisch-handelnd, bewegt. Wie Gethmann (1983, 272) gezeigt hat, ist »›Sorgen‹ der Heideggersche Nachfolgebegriff für ›Intentionalität‹«, seine Pragmatisierung Husserls. Die »Lebenswelt« ist der unhintergehbare Rahmen dieses praktischen Sorgens.“ Der Sorgebegriff ist bei Heidegger keineswegs ethisch zu verstehen.
  • Pöggeler behauptet (ebdda, 161): „Schon im Sommer 1935 stellte Heidegger in seiner Vorlesung Einführung in die Metaphysik aber fest, daß die liberale Demokratie, der Bolschewismus und der Nationalsozialismus ein und dasselbe seien: ein Wegsehen von den bestehenden Aufgaben und die totale Mobilmachung aller Energien für den Kampf um die Weltherrschaft im Namen der Verabredung der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen oder der angeblich zur Führung bestimmten Klasse oder Rasse.“ Wir wollen das prüfen. Der Begriff „Nationalsozialismus“ kommt in der ganzen Vorlesung in der 1953 veröffentlichten (und von Heidegger gefälschten) Fassung nur einmal vor, und zwar in dem berüchtigten Satz: „Was heute vollends als Philosophie des Nationalsozialismus herumgeboten wird, aber mit der inneren Wahrheit und Größe dieser Bewegung (nämlich mit der Begegnung der planetarisch bestimmten Technik und des neuzeitlichen Menschen) nicht das Geringste zu tun hat, das macht seine Fischzüge in diesen trüben Gewässern der »Werte« und der » Ganzheiten«.“das ist nun keine unmittelbare Kritik des Nationalsozialismus an sich. Andere Leute haben das ziemlich negativ bewertet. Probieren wir es also einmal anders: Die Begriffe liberal, Liberalismus, Demokratie, bolschewistisch, Bolschewismus finden sich ebenfalls nicht im Text der Vorlesung. Ein dritter Weg ist die Untersuchung des Textes im Umfeld des Zitats. Da lässt sich aber nur finden, dass Heidegger über den traditionellen Wertbegriff (auch bei Nietzsche) lästert. Also wieder keine Bestätigung von Pöggeler. Suchen wir weiter. Möglicherweise hat sich Heidegger in Zusammenhang mit dem Begriff Nihilismus entsprechend ausgelassen (S. 211 f.) Auch da nichts, was eine Gleichsetzung von Amerika, Russland mit dem real existierenden Nationalsozialismus auch nur vermuten lässt. Nächste Spur: Abendland. Hier findet sich Folgendes: „Dieses Europa, in heilloser Verblendung immer auf dem Sprunge, sich selbst zu erdolchen, liegt heute in der großen Zange zwischen Rußland auf der einen und Amerika auf der anderen Seite. Rußland und Amerika sind beide, metaphysisch gesehen, dasselbe; dieselbe trostlose Raserei der entfesselten Technik und der bodenlosen Organisation des Normalmenschen. Wenn die hinterste Ecke des Erdballs technisch erobert und wirtschaftlich ausbeutbar geworden ist, wenn jedes beliebige Vorkommnis an jedem beliebigen Ort zu jeder beliebigen Zeit beliebig schnell zugänglich geworden ist, wenn man ein Attentat auf einen König in Frankreich und ein Symphonie-konzert in Tokio gleichzeitig »erleben« kann, wenn Zeit nur noch Schnelligkeit, Augenblicklichkeit und Gleichzeitigkeit ist und die Zeit als Geschichte aus allem Dasein aller Völker geschwunden ist, wenn der Boxer als der große Mann eines Volkes gilt, wenn die Millionenzahlen von Massenversammlungen ein Triumph sind - dann, ja dann greift immer noch wie ein Gespenst über all diesen Spuk hinweg die Frage: wozu? - wohin? –und was dann? […] Wir liegen in der Zange. Unser Volk erfährt als in der Mitte stehend den schärfsten Zangendruck, das nachbarreichste Volk und so das gefährdetste Volk und in all dem das metaphysische Volk. Aber aus dieser Bestimmung, derer wir gewiß sind, wird sich dieses Volk nur dann ein Schicksal erwirken, wenn es in sich selbst erst einen Widerhall, eine Möglichkeit des Wider-halls für diese Bestimmung schafft und seine Überlieferung schöpferisch begreift. All das schließt in sich, daß dieses Volk als geschichtliches sich selbst und damit die Geschichte des Abendlandes aus der Mitte ihres künftigen Geschehens hinausstellt in den ursprünglichen Bereich der Mächte des Seins. Gerade wenn die große Entscheidung über Europa nicht auf dem Wege der Vernichtung fallen soll, dann kann sie nur fallen durch die Entfaltung neuer geschichtlich geistiger Kräfte aus der Mitte.“ Mit Mitte meint Heidegger Deutschland. Nun lesen wir die Behauptung Pöggelers noch einmal, und Oops, Heidegger sagt ja genau das Gegenteil?! Diese Aussage ist inhaltlich insofern identisch zu dem Spruch über die Philosophie des Nationalsozialismus als auch hier klar zu erkennen ist, dass Heidegger unverändert seiner eigenen Auffassung einer richtigen nationalsozialistischen Ideologie hinterherträumt. Vom Nihilismus des Nationalsozialismus ist da noch gar nichts zu lesen. Man fragt sich, warum Pöggeler das macht? Für mich ist das ziemlich klar: Pöggeler möchte die „NS-Phase“ Heideggers möglichst kurz und klein reden, damit alles nicht so schlimm ist.
  • Zusatz: Heidegger rückt in dieser Vorlesung ausdrücklich nicht von seiner Rektoratsrede ab (53): „Dieser mehrfachen Mißdeutung des Geistes gegenüber bestimmen wir das Wesen des Geistes kurz so (ich wähle die Fassung aus meiner Rektoratsrede, weil hier alles der Gelegenheit entsprechend knapp zusammengegriffen ist): »Geist ist weder leerer Scharfsinn, noch das unverbindliche Spiel des Witzes, noch das uferlose Treiben verstandesmäßiger Zergliederung, noch gar die Weltvernunft, sondern Geist ist ursprünglich gestimmte, wissende Entschlossenheit zum Wesen des Seins.« (Rektoratsrede S. 13).“

Warum habe ich diesen Exkurs eingeschoben? Schlicht, weil es mir auf den Senkel geht, wenn hier unreflektiert Zitate kommen, nach dem Motto: aber Pöggeler hat doch gesagt! Nein! Auch einen Pöggeler muss man kritisch lesen, weil er – zumindest in mancherlei Hinsicht ein Heidegger – Apologet war. Lutz Hartmann (Diskussion) 16:25, 31. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Sahneschnitte: Besonders die Exegese des zweiten Pöggeler-Satzes ist sehr aufschlussreich. Das Sprachbild der Zange und was Heidegger da als Ausweg sieht, widerlegen den Satz schmetternd. Und: „wird sich dieses Volk nur dann ein Schicksal erwirken“ - damit wirft MH - als Forderung - auch sein in- das-Sein-Hineinstehen-Gerede mal eben um. Und Pöggeler schreibt übrigens auch dieses S. 13: „Statt weiter eine Weinbauernpartei zu wählen, setzte Heidegger schließlich sogar auf Hitler. Doch die geforderte Vervollständigung der nationalsozialistischen Revolution durch einen Aufbruch der Universität unter Leitung der Philosophie (wozu kurzzeitig auch Jaspers drängte) blieb aus.“
So was finde ich immer komisch, jetzt besonders, weil ich da noch etwas in den Ordner Zweite Runde zu legen hatte und mir nicht mehr einfiel, was es war. Und bei dieser radikalen Kurzfassung, von Pöggeler tatsächlich nebentitelt mit dem Vermerk „Heideggers Entscheidung für Hitler“, da fiel es mir ein: erklärtermaßen antisemitische Weinbauernpartei. Das fügen wir in der Runde 2 oben noch hinzu, gelle, die zwei gut belegbaren Worte zur Weinbauernpartei sollten schon noch sein. Ja: Pöggeler gibt uns Heideggers Entscheidung für Hitler in 2 Sätzen. Im Grunde erging es Heidegger dort so wie jenem in der Kurzform von Schillers Taucher: Gluck, dann nochmal gluck, und er war weg. Die Weinbauernpartei war schuld. Statt dieser „sogar“ Hitler, „unser großer Führer“, „der Führer selbst und allein ist die heutige und künftige Wirklichkeit und ihr Gesetz“, „Sieg heil!“ - nur wegen der Weinbauernpartei. So muss man Pöggeler lesen.
Pöggeler schreibt in seinen Erinnerungen, dass er aus der HJ hinausgeworfen wurde, dann aber einen erleichternden Brief erhielt, S. 25: „'Du bist in die Marine-HJ versetzt.'" Pöggelers Kommentar dazu: „Es gab auch unter den Nazis solche, die sozial und überhaupt gerecht sein wollten.“
Ich glaube ja, dass ehemalige Hitlerjungen, ohne ihnen irgendeinen Vorwurf machen zu wollen, was ganz abwegig wäre, für Nazis doch immer noch holdere Worte finden konnten, als es jenen möglich war, die in Kellerlöchern oder in Konzentrationslagern auf die Befreiung von der Herrschaft von Heideggers Parteifreunden warten mussten. H. Gieseckes Studie, auf die wir bezüglich Baeumler und Krieck noch kommen, nennt den Grund S. 10: „da mit der 'Hitler-Jugend' eine Jugendorganisation geschaffen“ wurde, „deren pädagogische Wirkung auf viele junge Menschen nicht unterschätzt werden darf“. Israel hat verfügt, dass alle Deutsche, die nach 1927 geboren wurden, als unschuldig zu betrachten sind. Vielleicht sollten wir verfügen, dass alle Forscher, die nach 1937 geboren wurden, als nicht von der NS-Erziehung beeinflusst gelten können. Bei allen anderen muss man, wie Israel es tut/tat, eben erstmal prüfen... Pöggeler hat ja später bei dem „regimefernen“ Heidegger-Schüler Gadamer promoviert... Der lag Heidegger auch zu Füßen, Zitat Gadamer: „...da habe ich erst gesehen, was Können ist.“ Gadamer, Pöggeler, das ist die Heidegger-Clique, die noch im Nazireich irgendwie dabei war.

--BaneshN. (Diskussion) 21:47, 31. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]

Wie Filinthe die Arbeit von BaneshN. weiter oben negativ rezipiert, kann ich nicht verstehen. So zitiert Filinthe wiederholt Pöggeler, den BaneshN. und Lutz Hartmann für einen Apologeten des Heideggerschen Denkens bezüglich des NS halten. In diesem Abschnitt legen Lutz Hartmann und BaneshN. ihre scharfe, belegte Kritik an Pöggeler vor. Auf die hier geäußerten Einwände geht Filinthe mit keinem Wort ein, vielmehr verfolgt er konsequent seine bekannte Agenda. Danke an BaneshN. für die immense, sicher nicht immer erfreuliche, dafür aber erfolgreiche Arbeit an diesem Artikel. Mein Dank gilt auch Lutz Hartmann. --Anima (Diskussion) 19:28, 7. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]
Danke für Deinen Zuspruch, Anima, sicher auch im Namen von Lutz. Wir sollten aber bedenken, dass es oft besser ist, wenn monologische Neigungen und katanonisches Verweilen erstmal sich selbst überlassen bleiben. Die Beiträge sind wahrscheinlich auch nicht dazu gedacht, ernstgenommen zu werden, sie erfüllen wohl Funktionen, die wir nicht unbedingt näher kennenlernen müssen. Ich schlage vor, wir warten darauf, ob KarlV sich hier zu Wort meldet, wenn er nächste Woche aus dem Urlaub zurück ist, dann können wir ja wieder zur Sache debattieren. Grüße an Dich.--BaneshN. (Diskussion) 21:22, 7. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]
Anima, „weiter oben“ ist sehr unklar, was genau habe ich „negativ rezipiert“? Vor kurzem habe ich eigentlich seine Arbeit gelobt. Aber hier ist alles schon wieder falsch (siehe zB oben diese andere Disku):
  • Dass man von einer Ethik Heideggers nicht sprechen darf, ist rein POV. Stephan Grätzel: „Von Martin Heidegger wird gesagt, dass er keine Ethik entwickelt habe. ... Aber das ist nicht ganz richtig.“ Grätzel spricht von der „Sorge im ethischen Sinne der Pflege“. Diana Aurenque: „Es besteht kein Zweifel: Heideggers Denken lässt sich als eine Suche nach dem angemessenen Ethos des Menschen interpretieren.“ Siehe auch Andreas Luckner, Raffoul und Stefan W. Schmidt, oder Frederick A. Olafson: Heidegger and the Ground of Ethics: A Study of Mitsein.
  • In der Vorlesung ist eigentlich schon die Rede vom „Marxismus“ und von der „organisatorischen Lenkung der Lebensmasse und Rasse eines Volkes“. Darauf verweist auch Franzen, wenn er wie Pöggeler schreibt: „Während der ursprüngliche Sinn der NS-Bewegung für Heidegger darin gelegen habe, das deutsche Volk auf einen Weg zu bringen, der demjenigen Russlands und Amerikas entgegengesetzt sein sollte, unterscheide sich der faktische Nationalsozialismus gerade nicht mehr von dem, was in Amerika und Russland geschieht.“
  • Die Autobiographie Pöggelers wird falsch gedeutet. Pöggeler schreibt eigentlich vor dem oben zitierten Satz: „Als einmal der Pimpfenführer betonte, dass wir gern „dem Führer dienten“, verneinte ich das und bezeichnete das Ganze im Zorn über die verlorene Zeit als „Blödsinn“ (das war das Wort meines Vaters für Parteiveranstaltungen).“ Dies als Apologie des Nationalsozialismus darstellen zu wollen, ist einfach krank. Der Satz: „Es gab auch unter den Nazis solche, die sozial und überhaupt gerecht sein wollten“ drückt Erstaunen aus über ein widersprüchliches Verhalten: Nazi und gerecht sein wollen. Auf Deutsch gibt es einen großen Unterschied zwischen „sein“ und „sein wollen“. Filinthe (Diskussion) 07:56, 9. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Für den kritischen Mitleser:

Das Dasein in SuZ ist wertphilosophisch streng neutral. Deshalb kann die Daseinsanalystik keinen Ansatz für eine Sollensaussage bieten. Levinas hat das hübsch auf den Punkt gebracht: „bei Heidegger hat das Dasein niemals Hunger“ (Totalität und Unendlichkeit, 2. Aufl. Alber, Freiburg/München 1993, 191) Heidegger selbst kritisiert jedes Wertdenken als platonische Seinsvergessentheit. Selbst Nietzsche bleibt nach Heidegger diesem Denken verhaftet und ist (in den Vorlesungen ab 1938 = Nietzsche II) nur Vollender und nicht Überwinder der Metaphysik, weil die „Umwertung alller Werte“ immer noch Wertphilosophie, d.h. platonisch fundiert ist. Lassen wir Heidegger noch einmal selbst sprechen: „So wichtig die ökonomisch-sozialen, die politischen, die moralischen und sogar religiösen Fragen sein mögen, die in Bezug auf das technische Hand-Werk verhandelt werden, sie alle reichen nirgends in den Kern der Sache.“ (Was heißt Denken, GA 8, 27) Oder: „Wenn man die Frage [ob die Philosophie einen gesellschaftlichen Auftrag habe] beantworten will, muß man zuerst fragen >Was ist die Gesellschaft?< und darüber nachdenken, daß die heutige Gesellschaft nur die Verabsolutierung des modernen Subjektivismus ist und daß von hier aus eine Philosophie, die den Standpunkt des Subjektivismus überwunden hat, überhaupt nicht mitsprechen darf.“ (Interview mit Richard Wisser, GA 16, 703) Heidegger hat nie etwas Positives über Ethik geschrieben, sondern immer die traditionelle Ethik in die Kategorie Seinsvergessenheit eingeordnet, also grundlegend als philosophisch falsch kritisiert.

Wenn hier zur Verteidigung Pöggelers auf verschiedene Autoren verwiesen wird, so sind deren Beiträge so einzusortieren, wie Luckner (den ich für sein klares Buch über SuZ ich sehr schätze) das für seinen eigenen Beitrag im verlinkten Kommentar selbst tut: „Im Folgenden wird versucht, Heideggers Sein und Zeit für eine der Ethik im weiteren Sinne zuzurechnende Fragestellung fruchtbar zu machen.“ Luckner interpretiert hier nach eigener Aussage nicht Heidegger, sondern versucht ausgehend von Heidegger eine eigene Theorie/Hypothese zu entwickeln.

Friedrich Rapp hat hierzu eine klare Analyse vorgelegt:

„„Heidegger orientiert sich nicht an der Bewußtseinshelle des Rationalismus und der Aufklarung. An die Stelle der Reflexion über Inhalt und Berechtigung allgemeingültiger ethischer Normen tritt bei ihm das durch die jeweilige Tradition vorgeformte ,,Je-schon-in-der-Welt-Sein", dessen bloße Faktizität jedoch in der „vorlaufenden Entschlossenheit“ zu überwinden sei. Heidegger kennt keine nüchterne Güterabwägung und keine Vernunftgebote. Sein Denken nicht dem rationalen Kalkül und der begriffslogischen Explikation, sondern eher modifizierten theologischen Denkfiguren, die entsprechend dem Schema von Sündenfall, Offenbarung und Erlösung radikale Konversionen fordern. Die Verlorenheit an das „Man“, die These von der Seinsvergessenheit abendländischer Metaphysik und die „Kehre“ der Spätphilosophie ordnen ein in den Duktus einer Abkehr vom vorläufigen, unzulänglichen Alten der Gewinnung bzw. Wiedergewinnung der neuen Eigentlichkeit.

Systematisch gesehen ist dies zugleich mehr und weniger als die traditionelle Ethik leisten will und leisten kann. Es ist mehr, weil in der Daseinsanalytik das ontologische Fundament thematisiert wird, von dem her dann überhaupt eine Ethik möglich wird. Und die zu gewinnende Eigentlichkeit spricht tiefere Schichten der Person an als der Appell an die Vernunft. Doch was Heidegger bietet ist zugleich weniger, weil alles, was nach der Fundierung und nach Einsicht in das eine, das nottut, folgen muß, nicht zum Gegenstand der philosophischen Reflexion gemacht wird.“ ( Zeitschrift für philosophische Forschung, Bd. 43, H. 4 (Oct. - Dec., 1989), pp. 695-701, hier 696-697)“

Auf den restlichen Unsinn von Filinthe gehe ich nicht ein. Er versucht mir hier das Wort im Mund umzudrehen und schreibt über Dinge, die ich nicht geschrieben habe. Man vergleiche bitte meinen Text oben. Die Anwürfe sind schlicht eine Frechheit. --Lutz Hartmann (Diskussion) 00:23, 11. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Na gut, lass uns die Texte vergleichen:
„Der Sorgebegriff ist bei Heidegger keineswegs ethisch zu verstehen“: falsch, der Begriff wird in der Fachliteratur ethisch verstanden. Grätzel: „In Heideggers Philosophie finden sich fundamentale Ansätze zu einer ethischen Praxis. Sie liegen vor allem in der grundsätzlichen Bedeutung der Sorge bzw. des Besorgens.“ Damit will ich Pöggeler gar nicht „verteidigen“, ich zeige nur, dass die Behauptung, er liege falsch, POV ist.
„Heidegger hat nie etwas Positives über Ethik geschrieben“: falsch, im Brief über den Humanismus spricht er von einer „ursprünglichen Ethik“. Vgl. Rudolph. Dass Heidegger die „traditionelle Ethik“ kritisiert, heißt nicht, behauptet zB Raffoul, dass er ethische Themen ablehnt. Also auch POV. Dass Luckners ethische Interpretation der Philosophie Heideggers eigentlich gar keinen Bezug zur Philosophie Heideggers hat, klingt komisch.
„Der Begriff „Nationalsozialismus“ kommt in der ganzen Vorlesung in der 1953 veröffentlichten (und von Heidegger gefälschten) Fassung nur einmal vor. ... Die Begriffe liberal, Liberalismus, Demokratie, bolschewistisch, Bolschewismus finden sich ebenfalls nicht im Text der Vorlesung.“ Falsch: in der Vorlesung ist vom Marxismus und Rassismus ausdrücklich die Rede. Und Franzen deutet die Vorlesung ähnlich wie Pöggeler.
„Pöggeler schreibt in seinen Erinnerungen, dass er aus der HJ hinausgeworfen wurde, dann aber einen erleichternden Brief erhielt“ - als ob er die HJ mochte. Falsch: er schreibt genau das Gegenteil: er hasste die HJ, und wurde hinausgeworfen, weil er es gewagt hätte, es offen zu sagen.
Statt „Exkurse“ zu schreiben wäre es besser und höflicher, meine oben gestellte Frage zu beantworten: warum „schikanieren“ Weinberg und Mehring? Filinthe (Diskussion) 16:33, 11. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Zum Begriff der Sorge siehe Günther Anders, Über Heidegger, S. 81f oder Reiner Ruffing: Der Sinn der Sorge, s. 7-8, auch Manfred Geier: Heidegger und Wittgenstein (Abschnitt: Heideggers Austreibung der Ethik aus der Philosophie). Dass Filinthe vor keiner Falschdarstellung zurückschreckt, kann der geneigte Leser dem Originaltext aus dem Humanismus-Brief entnehmen, den ich hier ausführlich zitiere, weil man dann leicht erkennen kann, wie sehr das oben vorgestellte Zitat aus dem Aufsatz von Rapp auf den Text Heideggers zutrifft. Heidegger lehnt auch hier eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ethischen Fragen schlichtweg ab. Er legt dar, dass sein Denken in einer Sphäre liegt, die vor der Aufteilung der Philosophie in Sparten (Ontologie, Logik, Ethik) ihre Geltung hat. Entsprechend ist sein Leitbegriff der Ethos und nicht die Ethik, was für Heidegger ganz etwas anderes meint als Ethik, wie er im zitierten Text ausführt. Die Behauptung Filinthes ist schlicht unwahr.

„„Bald nachdem »S. u. Z.« erschienen war, frug mich ein junger Freund: »Wann schreiben Sie eine Ethik«? Wo das Wesen des Menschen so wesentlich, nämlich einzig aus der Frage nach der Wahrheit des Seins gedacht wird, wobei aber der Mensch dennoch nicht zum Zentrum des Seienden erhoben ist, muß das Verlangen nach einer verbindlichen Anweisung erwachen und nach Begeln, die sagen, wie der aus der Ek-sistenz zum Sein erfahrene Mensch geschicklich leben soll. Der Wunsch nach einer Ethik drängt um so eifriger nach Erfüllung, als die offenkundige Ratlosigkeit des Menschen nicht weniger als die verhehlte sich ins Unmeßbare steigert. Der Bindung durch die Ethik muß alle Sorge gewidmet sein, wo der in das Massenwesen ausgelieferte Mensch der Technik nur durch eine der Technik entsprechende Sammlung und Ordnung seines Planens und Handelns im ganzen noch zu einer verläßlichen Beständigkeit gebracht werden kann. […]

Bevor wir versuchen, die Beziehung zwischen » der Ontologie « und »der Ethik« genauer zu bestimmen, müssen wir fragen, was »die Ontologie« und »die Ethik« selbst sind. Es wird nötig, zu bedenken, ob das, was in den beiden Titeln genannt sein kann, noch dem gemäß und nahe bleibt, was dem Denken aufgegeben ist, das als Denken allem zuvor die Wahrheit des Seins zu denken hat.

Sollten freilich sowohl »die Ontologie« als auch die »Ethik« samt allem Denken aus Disciplinen hinfällig und dadurch unser Denken disciplinierter werden, wie steht es dann mit der Frage nach der Beziehung zwischen den beiden genannten Disciplinen der Philosophie?

Die »Ethik« kommt mit der »Logik« und der »Physik« zum erstenmal in der Schule Platons auf. Diese Disciplinen entstehen zu der Zeit, die das Denken zur »Philosophie«, die Philosophie aber zur επίστήμη (Wissenschaft) und die Wissenschaft selbst zu einer Sache der Schule und des Schulbetriebes werden läßt. Im Durchgang durch die so verstandene Philosophie entsteht die Wissenschaft, vergeht das Denken. Die Denker vor dieser Zeit kennen weder eine »Logik«, noch eine »Ethik«, noch die »Physik«. Dennoch ist ihr Denken weder unlogisch noch unmoralisch. Die φύσις aber dachten sie in einer Tiefe und Weite, die alle spätere »Physik« nie mehr zu erreichen vermochte. Die Tragödien des Sophokles bergen, falls überhaupt ein solcher Vergleich erlaubt ist, in ihrem Sagen das ήϑος anfänglicher als die Vorlesungen des Aristoteles über »Ethik«. Ein Spruch des Heraklit, der nur aus drei Wörtern besteht, sagt so Einfaches, daß aus ihm das Wesen des Ethos unmittelbar ans Licht kommt.

Der Spruch des Heraklit lautet (Frgm. 119): ήϑος άνϑρώπω δαίμων. Man pflegt allgemein zu übersetzen: »Seine Eigenart ist dem Menschen sein Dämon.« Diese Übersetzung denkt modern, aber nicht griechisch, ήϑος bedeutet Aufenthalt, Ort des Wohnens. Das Wort nennt den offenen Bezirk, worin der Mensch wohnt. Das Offene seines Aufenthaltes läßt das erscheinen, was auf das Wesen des Menschen zukommt und also ankommend in seiner Nähe sich aufhält. Der Aufenthalt des Menschen enthält und bewahrt die Ankunft dessen, dem der Mensch in seinem Wesen gehört. Das ist nach dem Wort des Heraklit δαίμων, der Gott. Der Spruch sagt: der Mensch wohnt, insofern er Mensch ist, in der Nähe Gottes. […]

ήϑος άνϑρώπω δαΐμων, sagt Heraklit selbst: »Der (geheure) Aufenthalt ist dem Menschen das Offene für die Anwesung des Gottes (des Ungeheuren).« 

Soll nun gemäß der Grundbedeutung des Wortes ήϑος der Name Ethik dies sagen, daß sie den Aufenthalt des Menschen bedenkt, dann ist dasjenige Denken, das die Wahrheit des Seins als das anfängliche Element des Menschen als eines eksistierenden denkt, in sich schon die ursprüngliche Ethik. Dieses Denken ist aber dann auch nicht erst Ethik, weil es Ontologie ist. Denn die Ontologie denkt immer nur das Seiende (ον) in seinem Sein. Solange jedoch die Wahrheit des Seins nicht gedacht ist, bleibt alle Ontologie ohne ihr Fundament.“ (GA 9, 353ff)“


Der zweite Punkt, der hier anzusprechen ist, ist die Behauptung Filinthes, man könne mit der Suche nach den Begriffen Marxismus und Rasse belegen, dass Pöggelers These von der Gleichsetzung von Liberalismus, Bolschewismus und (real existierendem) Nationalsozialismus in der Vorlesung Einführung in die Metaphysik richtig sei. Wir erinnern uns: Das war der Kritikpunkt an Pöggeler, nichts anderes! Nun denn, wir suchen und finden auf S. 51 folgenden Absatz:

„Ob dieser Dienst der Intelligenz sich nun auf die Regelung und Beherrschung der materiellen Produktionsverhältnisse (wie im Marxismus) oder überhaupt auf die verständige Ordnung und Erklärung alles jeweils Vorliegenden und schon Gesetzten (wie im Positivismus) bezieht oder ob er sich in der organisatorischen Lenkung der Lebensmasse und Rasse eines Volkes vollzieht, gleichviel, der Geist wird als Intelligenz der machtlose Überbau zu etwas Anderem, das, weil geist-los oder gar geist-widrig, für das eigentlich Wirkliche gilt. Versteht man, wie es der Marxismus in der extremsten Form getan, den Geist als Intelligenz, dann ist es, in der Gegenwehr zu ihm, völlig richtig zu sagen, daß der Geist, d. h. die Intelligenz, in der Ordnung der wirkenden Kräfte des menschlichen Daseins stets der gesunden leiblichen Tüchtigkeit und dem Charakter nachgeordnet werden muß. Diese Ordnung wird aber unwahr, sobald man das Wesen des Geistes in seiner Wahrheit begreift.“

Oops, schon wieder Pech gehabt. Auch das war eine Nebelkerze! An weiteren Stellen kommen die beiden Begriffe nicht vor.

Auf die weiteren Thesen Filinthes ist erneut nicht einzugehen. Lutz Hartmann (Diskussion) 12:00, 12. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Übliche TF und falsche Darstellung: es sind nicht meine „Thesen“, da ich Bücher zitiere. Dafür ist alles hier wieder Theoriefindung, wo sind die Belege? Ja, es gibt Autoren, die Pöggeler widersprechen, und andere, die auch meinen, „daß das Ethische zu seinem Denken gehörte“. Es gibt eine Debatte, so ist es, ich kann nichts dafür, leugnen bringt nichts.
Dass der Ausdruck „ursprüngliche Ethik“ eigentlich eine Kritik ist, ist unbelegt = TF. Sowas ist weder bei Rudolph noch bei Aurenque zu lesen. Darüber hinaus verwechselt Pöggeler „das Ethische“ und „die Ethik“ nicht.
Dass Pöggeler und Franzen den Text falsch verstanden haben, ist auch unbelegt = TF. Vielleicht Morat. Dagegen Thomä 2003 S. 176: „Während diese Passage [über Russland und Amerika] Heidegger mit den Nationalsozialisten in eine Reihe zu stellen scheint, kritisiert er andererseits die Interpretation von Geist als Intelligenz im Dienst »der organisatorischen Lenkung der Lebensmasse und Rasse eines Volkes«.“ Siehe auch Dottori, Gasché oder Karl Albert, der meint, dass „an der zitierten Stelle eine erhebliche Distanz zum Nationalsozialismus sichtbar“ werde (Philosophie der Kunst, 1989, S. 259). Sogar Faye schreibt, Heidegger kritisiere hier den „liberalen Nationalsozialismus“.
Dass Pöggeler nicht geschrieben hat, er wäre gern in der HJ, darüber braucht tatsächlich nicht diskutiert zu werden. BaneshN hat oben von „falsifizierenden Mitteln“ gesprochen, wobei er eigentlich den Text schon wieder falsch verstanden hat. Aber hier kann man ohne Zweifeln von solchen „Mitteln“ sprechen.
Dass die Bücher Weinbergs und Mehrings „Geschwätze“ sind, braucht noch eine rationale Rechtfertigung. Filinthe (Diskussion) 10:08, 13. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ich nehme nur Stellung zum Thema Pöggeler, soweit ich dazu ausgeführt habe. Den anderen Sums, den Filinthe hier immer wieder vorbringt, muss er anderswo ablassen. Das Problem hier besteht darin, dass Filinthe nicht versteht, dass eine Sekundärquelle oder gar Interpretation nur dann eine Berechtigung hat, wenn die entsprechende Aussage sich im Primärtext auch belegen lässt. Genau das ist aber bei den Aussagen Pöggelers nicht der Fall. Ich habe bei Heidegger wirklich nichts gefunden, was Pöggelers Interpretationen rechtfertigen könnte. Filinthe hat ebenso es bisher nicht geschafft, Pöggelers Aussagen mit Primärtext zu belegen. Dass andere Autoren Pöggeler folgen, zeigt nur, dass sie sich nicht ausreichend mit den Primärtexten befasst haben, sondern – wie Filinthe – aus interpretierender Sekundärliteratur abschreiben. Amüsant finde ich, dass Filinthe weiter ober einen Text von Hassan Givsan zitiert, der weitere Interpretationen Pöggelers gnadenlos als apologetische Phantasie entlarvt. Wie manipulativ Filithe vorgeht, zeigt sich z.B. an seinem Verweis auf Morat. Morat bezieht sich auf die „Beiträge zur Philosophie“ von 1936/38 sowie im Zitat auf den „Weiterbildungsvortrag“ von 1938. Das ist aber ein „Beleg“, der genau nicht nachweist, dass Heidegger – wie Pöggeler behauptet – schon 1934/35 auf Distanz zum Nationalsozialismus gegangen ist. Ein weiteres Beispiel ist der Verweis auf Faye. Bei diesem heißt es: „In einem gegen den Marxismus gerichteten Abschnitt findet sich eine Passage [diese habe ich gerade vorstehend als Service für den Leser zitiert], die von einigen so ausgelegt wird, als enthielte sie eine Distanzierung zum Nationalsozialismus. Der Irrtum beruht hier im Wesentlichen auf der Ambivalenz der Übersetzung. […] Mit dem Wort „Organisation“ wendet sich Heidegger gegen alle politischen Systeme, die der Gemeinschaft entgegenstehen, egal ob es sich um den sowjetischen Bolschewismus oder den Liberalismus des Westens handelt. Besonders attackiert er dabei den letzteren, weil dieser Liberalismus ihm zufolge die Ausrichtung der NSDAP zu unterwandern droht und schließlich zu etwas führen könnte, was er in einer seiner Vorlesungen den „liberalen Nationalsozialismus“ nennt […]“ Bei Faye steht also explizit, dass Pöggelers Interpretation ein Irrtum ist. Faye kommt hier zu keinem anderen Urteil als ich. Dennoch versucht Filinthe mit Faye gegen mich ins Feld zu ziehen. Was er grundsätzlich in diesem Artikel und hier auf der Diskussionsseite macht, ist in einem bedenkenswerten Artikel von Per Leo (Über Nationalsozialismus sprechen. Ein Verkomplizierungsversuch ) beschrieben. Abschließend noch einmal Martin Heidegger, der auch in seinen schwarzen Heften Pöggeler deutlich widerspricht: „Die Aktionen der »Moral« und der »Ordnung« sind nur Formen der metaphysischen Technik - deren Herrschaftsanspruch erleichtert, ja sogar gefordert wird durch die verbrecherische Ausartung des selben Willens zum Willen. Überall aber ist die selbe Seinsvergessenheit.“ Und auch: „Was sollen die abgestandenen Requisiten der »Moral« und des »Rechts« in einer Zeit – da das, was eigentlich ist, in jedem Augenblick all das nicht mehr kennt und ganz anderes geschieht.“ (Schwarze Hefte 1942-1948, GA 97, 58 und 134) Lutz Hartmann (Diskussion) 01:44, 31. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Irgendwann sollte der Punkt mal erreicht sein - das ist er längst - wo man nicht mehr auf die Manipulationen im Artikel durch Benutzer Filinthe eingehen sollte. Er wurde mittlerweile bei so vielen (meiner Meinung nach zu vielen) Punkten dabei erwischt (auch dank der hochwertigen Fachkentniss von Lutz und BaneshN), dass mein AGF (sorry Henry) leer ist. Filinthe hat sich für die Bearbeitung in diesem Artikel mehr als nur einmal disqualifiziert. Ein Hinweis wo die Tür ist wäre angebracht.--KarlV 09:06, 31. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Dass die Fachleute nicht wissen, wovon sie reden, ist POV. Sie zitieren selbst Texte Heideggers, wie den Brief über den Humanismus oder die Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie.
Es ging oben mit dem Verweis auf Givsan ausdrücklich darum, zu zeigen, dass eine Frage „diskutiert“ wird, deswegen wird die Deutung Givsans eben zitiert, weil diskutieren = widersprechen. Auch A.Denker widerspricht Pöggeler. Dies ist nicht „amüsant“, sondern enzyklopädisch. Übrigens ist die neue Formulierung: „Zur Bewertung dieser Aussage siehe“, viel schlechter. So wird verschwiegen, dass die Fachautoren sich widersprechen.
Dann habe ich hier Morat als Beleg eben dafür zitiert, dass Pöggeler sich irrt. Ich zitiere mich: : „Dass Pöggeler und Franzen den Text falsch verstanden haben, ist auch unbelegt = TF. Vielleicht Morat. Dagegen Thomä“. Ich habe es versucht, Lutz' POV zu belegen, und er schreibt, ich manipuliere den Leser?! Genauer lesen, einfach.
Und dann habe ich geschrieben: „Sogar Faye schreibt, Heidegger kritisiere hier den „liberalen Nationalsozialismus“.“ Da Pöggeler nicht vom „liberalen“, sondern vom „realen Nationalsozialismus“ spricht, gibt es kein Missverständnis: das ist natürlich eine Kritik an Pöggeler, Franzen und Thomä (das mit der „Übersetzung“ ist aber komisch). Aber Faye deutet die Stelle genauso wie Pöggeler als Verweis auf den NS, was Lutz hier oben geleugnet hat: „Der Begriff „Nationalsozialismus“ kommt in der ganzen Vorlesung in der 1953 veröffentlichten (und von Heidegger gefälschten) Fassung nur einmal vor.“ Faye schreibt hier genau das Gegenteil. Er ist mit Pöggeler irgendwie einverstanden.
Und in den hier zitierten Passagen geht es um die „Moral“, nicht um „das Ethische“ wie bei Pöggeler.
Immerhin ist Lutz der einzige hier, der sachlich diskutiert. KarlV ist bestimmt auch dazu fähig, oder? Filinthe (Diskussion) 09:36, 31. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ich stimme Karl IV. zu, dass dieser Thread hier nicht sehr produktiv ist. Es ist aber eine Möglichkeit zu zeigen, wie Filinthe sich immer wieder in unhaltbare Aussagen verrennt. Auf dem gleichen Niveau sind leider auch seine Artikelbeiträge – sehr sehr oft ziemlich schief an dem vorbei, was in dem zitierten Werk wirklich steht – und zwar in der Zielsetzung immer apologetisch. Ich nehme diese Gelegenheit wahr und mache deshalb weiter.

  • Zum Humanismusbrief: Ja es gibt Bezüge auf den Brief, um die Möglichkeit einer Ethik nach Heidegger zu begründen. Niemand behauptet aber, dass Heidegger selbst eine Ethik auch nur in Ansätzen begründet habe. Um das klarzustellen, habe ich die angesprochene Stelle aus dem Humanismusbrief hier ausführlich zitiert (s.o.). Sie ist gerade ein Beleg dafür, dass Heidegger sich nicht mit einer Ethik auseinandersetzen will. Ethik ist für ihn Wertphilosophie und das ist die Seinsvergessenheit des Platonismus, der direkt in den Nihilismus führt. Wer nicht begreift, dass Heidegger mit dem Begriff Ethos sein Desinteresse an einer Ethik bekundet, hat Heideggers Grundanliegen nicht verstanden. Ethik ist ohne ontologisches Fundament. Es ist die Sphäre der Uneigentlichkeit, des rechnenden Wertens, was für Heidegger nicht Gegenstand von Philosophie (= Existenzialontologie) sein kann.
  • Begriff „Nationalsozialismus“. Ich stehe zu der Aussage „Der Begriff „Nationalsozialismus“ kommt in der ganzen Vorlesung in der 1953 veröffentlichten (und von Heidegger gefälschten) Fassung nur einmal vor.“ Es wird Filinthe nicht gelingen, das Wort zum zweiten Mal zu finden. Im Übrigen versucht er mit seiner Behauptung, Faye und Pöggeler stimmten überein, den Leser erneut zu manipulieren. Die Bezeichnung „liberaler Nationalsozialismus“, den Heidegger fürchtete und gegen den er wetterte, verwendete er in der (von Faye im Text ohne Jahresangabe angesprochenen) Vorlesung „Vom Wesen der Wahrheit“ aus dem Jahr 1933/34 – also vor dem hier in Rede stehenden Zeitpunkt. Es ist eindeutig die Phase, in der Heidegger noch kräftig in der Öffentlichkeit nationalsozialistisch agitierte. Zum Beweis das Zitat:

„Es wird nachgerade peinlich, daß es immer mehr Leute gibt, die entdeckt zu haben glauben, der Liberalisus müßte widerlegt werden. Gewiß soll er überwunden werden, aber nur dann, wenn begriffen ist, daß der Liberalismus ja nur eine sehr schwache und letzte Randerscheinung von großen, noch unerschütterten Wirklichkeiten ist. Und es besteht die Gefahr, daß die übereifrigen Töter des Liberalismus alsbald sich entpuppen als sogenannte ‚Vertreter‘ eines liberalen Nationalsozialismus, der von Harmlosigkeit und Biederkeit und Jugendbewegtheit nur so trieft. (GA 36/37, 119)“

Heidegger verwendete also „liberaler Nationalsozialismus“ als Kampfbegriff gegen Weicheier, die sich mit Hilfe der „Bewegung“ saturieren wollten. Damit zeigt sich im Übrigen auch, dass auch Faye und nicht nur Pöggeler historisch betrachtet die Heidegger-Texte nicht im korrekten Zusammenhang eingesetzt haben. Lutz Hartmann (Diskussion) 19:50, 31. Aug. 2017 (CEST)[Beantworten]

Diese Argumentation von Lutz wurde 2014 drastisch bestätigt, und damit hat seitdem auch Zaborowski so sehr zu kämpfen, dass es ihm bisher nicht gelungen ist, sich von diesem Dolchstoß seines Meisters zu erholen. Im Brief an Bauch vom 7. Juli 1936 schreibt Heidegger: „der Nationalsozialismus wäre schön als barbarisches Prinzip, aber er sollte nicht so bürgerlich sein." Da konnte Zaborowski seinen Augen nicht trauen und wollte das weghaben und dozierte, dass der Wortlaut aber nun gar nicht auch dem Geiste des Wortlautes entsprechen könne, weshalb er sich bemühte, ihn zu exorzieren: 2010, S. 493, Anm. 59: „Es ist kaum anzunehmen, dass Heidegger den Nationalsozialismus als 'barbarisches Prinzip' rechtfertigen wollte. Viel eher könnte man diese Aussage als kritisch-ironische Kommentierung der Zeitgeschichte und der (klein-)bürgerlichen Tendenzen des Nationalsozialismus lesen.“
Dann, 2014, aus dem Grab heraus, kam die steinhart-explizite Bestätigung eben jenes Geistes, den Zaborowski glaubte, gerade aus den Worten vertrieben zu haben:

„Der Nationalsozialismus ist ein barbarisches Prinzip. Das ist sein Wesentliches und seine mögliche Größe. Die Gefahr ist nicht er selbst – sondern dass er verharmlost wird in eine Predigt des Wahren, Guten und Schönen“

Martin Heidegger: Überlegungen (Schwarzes Heft), GA 94, S. 194
Bisher konnte Zaborowski noch keine angemessenen Worte dafür finden, dass der von ihm so Verehrte ihm noch aus dem Sarg heraus dermaßen in den Rücken fällt. Dabei hätte man nur dem noch dürren Heidegger der Davoser Disputation folgen müssen, um die Abwesenheit der Gewissensfragen als Bedingung und Eigenart der Seinsfrage zu erkennen, da die Philosophie darin begründet sei, „den Menschen über sich selbst hinaus und in das Ganze des Seienden zurückzuführen (...), um ihm bei all seiner Freiheit die Nichtigkeit seines Daseins offenbar zu machen (...) und daß die Philosophie die Aufgabe hat, aus dem faulen Aspekt eines Menschen, der bloß die Werke des Geistes benutzt, gewissermaßen den Menschen zurückzuwerfen in die Härte seines Schicksals.“ (GA 3, S. 291). Solche eben auch ethischen Geisteswerke vernichten zu können, ist das barbarische Prinzip des NS (damit hatte er zweifellos recht), und darin liegt, so Heidegger, „sein Wesentliches und seine mögliche Größe.“ In diesem Ethik-verneinenden und die Vernichtung der Geisteswerke fordernden Prinzip, das die Seinsfrage betrifft, liegt eine Kompatibilität, dann auch die Affinität seines Gedankens mit der NS-Ideologie - eben in dem, was Lutz hier zur, Korrektur: Ethik (im Gegensatz zur Technik) darlegt, war Heidegger in dem Maß ein nationalsozialistischer Philosoph, wie man dem NS das „Wahre, Gute und Schöne“ zugunsten des Barbarischen abspricht.--BaneshN. (Diskussion) 11:15, 1. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]
Dazu fügt sich auch der oben, am Anfang dieser Diskussion von Lutz herangezogene und allseits debattierte Satz aus Einführung in die Metaphysik, im Original:
„Was heute vollends als Philosophie des Nationalsozialismus herumgeboten wird, aber mit der inneren Wahrheit und Größe des Nationalsozialismus nicht das Geringste zu tun hat, das macht seine Fischzüge in diesen trüben Gewässern der ‚Werte‘ und der ‚Ganzheiten‘.“
Die „Werte“ und „Ganzheiten“ sind gerade jene Elemente der epistemischen und subjektiven Handlungen, die das „eigentliche“ des Seins verkennen, dagegen ist eben die „innere Wahrheit und Größe des Nationalsozialismus“ in Heideggers Sicht das Barbarische, das jene Werte zerstören kann und nur bedroht ist vom „Wahren, Guten und Schönen“. Es ist sehr weit von dem entfernt, was Pöggeler, 161, behauptet, denn Heidegger kann es ja gar nicht oft genug sagen.
Das Barbarische ist das Große am Nationalsozialismus in Heideggers Sicht.--BaneshN. (Diskussion) 16:36, 2. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]
Reine Theoriefindung, wo sind die Belege? Ich weiß, dass Fachbücher zu zitieren hier als Vandalismus betrachtet wird, aber trotzdem. Es geht hier nur um das POV einiger Wikimitarbeiter, die sich für schlauer als die Forscher halten. Lutz behauptet weiter, diese irren sich, wenn sie den Begriff „Nationalsozialismus“ im Ausdruck „Organisation der Rasse“ sehen. Natürlich ohne Beleg. Und er zitiert mich schon wieder falsch: Pöggeler und Faye sind irgendwie einverstanden, habe ich nur geschrieben, weil sie beide den Begriff NS hier sehen. Dass Faye sich irrt, indem er vom „liberalen NS“ spricht, habe ich nicht verstanden. Dass er kein Apologet ist, weiß ich, danke. Also worum geht es? Scheint TF zu sein.
Dann kommt BaneshN, der Benutzer, der die Biographie Pöggelers hier oben verfälscht hat, zur Hilfe. Natürlich zitiert er auch kein Fachbuch, sondern behauptet wie üblich, dass ein Forscher sich irrt. Und liefert eine eigene Interpretation von Primärquellen, die ein Totschlagargument sein soll. Ist aber nur TF. Dass Heidegger die traditionelle Ethik mit ihren Werten abgelehnt hat, wird von niemandem geleugnet, auch nicht von Pöggeler. Also worum geht es eigentlich? Filinthe (Diskussion) 18:32, 2. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]
Mittlerweile ist das Trollerei, was Du hier machst. Eingangs dieses Diskussionsabschnitts habe ich die Behaptung Pöggelers zitiert: „Indem Heidegger Worte wie Bekümmerung und Sorge als Grundbegriffe seines Philosophierens gebrauchte, zeigte er an, daß das Ethische zu seinem Denken gehörte, obwohl die Frage offenblieb, wie denn eine Ethik als abgegrenzte Disziplin möglich sei.“ (Heidegger in seiner Zeit, 160) Jetzt behauptest Du, Pöggeler habe das nicht gesagt. Ich habe gezeigt, dass eine Auseinandersetzung mit ethischen Fragen überhaupt für Heidegger nicht in Frage kam. Wir sind nun wirklich an einem Punkt, wo das ganze absurd wird und ich bitte auch hier, @Benutzer:He3nry, den Diskussionsabschnitt zu schließen. Lutz Hartmann (Diskussion) 11:50, 3. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]

Ich mache hier Schluss, da Ihr Euch ja im Prinzip sowieso vorgenommen hattet, konkrete Textabschnitte Artikel-reif zu diskutieren. Im Allgemeinen ist es IMHO (auch für einen Physiker) klar, dass auch Sekundär- und Fachliteratur nicht kontextfrei oder gar allgemein "wahr" ist - da solltet Ihr auch auf einer sehr abstrakten Ebene auch einig sein. Was den Umgang mit der speziellen Literatur "Pöggeler" habt Ihr glaube ich die Positionen ausgetausch und dokumentiert. Ab jetzt würde es dann eher zu Unfrieden beitrage, hier weiter zu diskutieren, --He3nry Disk. 18:14, 3. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 18:20, 3. Sep. 2017 (CEST)[Beantworten]