Diskussion:Martin Heidegger und der Nationalsozialismus/Archiv/010

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieses Diskussionsarchiv hat die empfohlene Seitengröße erreicht und gilt damit als abgeschlossen. Sein Inhalt sollte nicht mehr verändert werden (ausgenommen Kleinbearbeitungen wie Link- und Vorlagenfixe). Verwende für die Archivierung von Diskussionsbeiträgen bitte das aktuelle Archiv und benutze bitte für aktuelle Diskussionen die aktuelle Diskussionsseite.
Um einen Abschnitt dieser Seite zu verlinken, klicke im Inhaltsverzeichnis auf den Abschnitt und kopiere dann Seitenname und Abschnittsüberschrift aus der Adresszeile deines Browsers, beispielsweise
[[Diskussion:Martin Heidegger und der Nationalsozialismus/Archiv/010#Abschnittsüberschrift]]
oder als Weblink zur Verlinkung außerhalb der Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Martin_Heidegger_und_der_Nationalsozialismus/Archiv/010#Abschnittsüberschrift

Nochmal zu Fédier und der „Gaskammern-Lüge“

Fédier übersetzt Nationalsozialismus nicht mit national-socialisme, sondern mit socialisme national, eben ein Sozialismus nationaler Art, wodurch die ideologischen und historischen Konnotationen nahezu gänzlich eliminiert werden. Die o.a. Aussage, dass Gaskammern infrage zu stellen keine Negation des Holocaust sei, ist auch in der Fachliteratur ein kanonisches Charakteristikum von Fédier:

Marion Heinz in Dies./Sidonie Kellerer, Martin Heideggers Schwarze Hefte, Berlin, 2016, S. 20:„ der Nationalsozialismus mit ›socialisme national‹ übersetzt und erklärt, die Gaskammern in Frage zu stellen sei keine Negation des Holocaust“.

Reinhard Linde, hier zu Fédier: „Dieser selbst behauptet, man könne die Existenz der Gaskammern in Zweifel ziehen, ohne die Vernichtung zu verneinen (que l'on peut „mettre en doute l'existence des chambres à gaz“ sans „nier l'extermination“; zitiert nach „Heidegger à perdre la raison“ in Le Monde des livres vom 28.09.2006).“

Wer einmal behauptet, die Leugnung von Gaskammern sei nicht der Leugnung des Holocaust gleichzusetzen und das auch nicht zurücknimmt, kommt hier im Grunde als zu zitierender Forscher nicht mehr infrage, weil er die Methodik zur Holocaustleugnung vermittelt und damit, wenn nicht juristisch (was noch nicht mal sicher ist, in manchen Fällen doch), dann aber publizistisch auf derselben Ebene spielt wie jene, die sich deshalb des § 130 StGB schuldig machen.

R. Wolin berichtet, dass Fédier zunächst im Anhang seines Buches einen Essay mit Material zur Holocaustleugnung publizieren wollte, woraufhin Editions Gallimard von der Veröffentlichung Abstand nehmen wollte und das Buch also ohne den Essay erschien, S. xii

Zum Kongress im Januar 2015 Pariser Bibliothèque Nationale de France:

Sidonie Kellerer wird Ende April mit Marion Heinz in Siegen ein Kolloquium veranstalten. Wie Emmanuel Faye und Jeffrey Barash hat sie es abgelehnt, in Paris einen Vortrag zu halten und überhaupt an dieser „unkritischen und tendenziell apologetischen Veranstaltung“ teilzunehmen. Der Boykott ist auch ein Protest gegen François Fédier, „der Nationalsozialismus mit ,socialisme national‘ übersetzt und erklärt, die Gaskammern in Frage zu stellen sei keine Negation des Holocausts“.

FAZ, 21. Januar 2015

In seinem über 700-Seiten-Wälzer erwähnt Zaborowski jenen Fédier nicht ein einziges Mal. Auch Trawny in Mythos nicht. Ott auch in späteren Auflagen nicht. Zusammen über 1000 Seiten zum Thema - damit machen sie sich die Hände nicht schmutzig. Forscher sagen ihre Teilnahme an Konferenzen ab, wenn Fédier zusagt, da der die Leugnung von Gaskammern als legal propagiert. Doch Wikipedia.de auf der Seite Martin Heidegger und der Nationalsozialismus erwähnt Schmierfink Fédier 27 Mal und behandelt ihn als seriösen Forscher. Kann das seinen Grund darin haben, dass ein Schüler von Fédier, wenn auch nur ein B- oder C-Schüler, dafür sorgt, das der Propagandist der Gaskammer-Lüge hier gebührend erwähnt wird?

Da die These, es sei rechtens, d.h. nur „Revisionismus“, die Existenz von Gaskammern zu leugnen, über die Beaufret-Schüler Faurisson und Fédier von einem Schüler des letzteren auf Wikipedia verbreitet wurde, es darüber hinaus auch bei Heidegger eine typographische Distanzierung von dem Faktum der Gaskammern gibt (er setzt das Wort in Anführungszeichen, weshalb jene Neofaschos an dem Argument wohl so kirre geworden sind), wir auch nicht sicher sein können, ob vielleicht nicht Ausländer-C auftaucht, der alle solche Dinge noch einmal so diskutieren möchte, als wären sie legal, zudem auch die Seite Nationalsozialismus wie doch sehr viele dieses Themas wenigstens diesen dürftigen rechtlichen Hinweis auf der Disk haben:

WICHTIGER HINWEIS: Billigen, Verharmlosen oder Leugnen des Holocaust und anderer NS-Völkermorde ist nach dem Recht mehrerer Staaten, unter anderem dem der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Österreich und der Schweiz, strafbar; nach dem Recht Deutschlands meist auch dann, wenn die Tat vom Ausland aus begangen wurde. IP-Adressen von Benutzern, die dies betreiben oder unterstützen, werden daher aufgezeichnet, umgehend gesperrt und die Urheber gegebenenfalls angezeigt!

so meine ich, dass auch die Seite Martin Heidegger und der Nationalsozialismus da gleichziehen sollte und schlage vor, den Hinweis oben einzufügen. (Die etwas vage Vorlage könnte mit den o.a. Rechtshinweisen auch gerne mal überarbeitet werden.) BaneshN. (Diskussion) 22:27, 7. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Hallo BaneshN.!Ich bin dafür, den Kasten einzupflegen. Wo es sich bereits jetzt bewerkstelligen lässt, sollte Fédier ersatzlos gestrichen oder angemessen dargestellt werden. Dafür bietet sich eventuell ein eigener Abschnitt an. Grüße von -Anima (Diskussion) 19:59, 8. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Hallo Anima, freut mich, von Dir zu hören. Ich stimme Dir zu, dass Fédier im Kapitel zur Rezeption Erwähnung finden muss, immerhin ist er die Gallionsfigur der apologetischen Revisionisten. Ein ganzer Abschnitt erscheint mir zwar zuviel, aber das können wir auch dann noch debattieren, dauert ja noch eine Weile. Ich finde es gut, dass Du für den rosa Kasten bist - ganz im Ernst: man weiß ja nie, wer hier vorbeikommt, und so ein Hinweis ist eben immerhin eine Warnung. Grüße--BaneshN. (Diskussion) 21:52, 9. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Wir können noch etwas warten, ob Lutz sich dazu äußert, dann setze ich das ggf. um. Was Fédier betrifft, werde ich die Erwähnungen sukzessive entfernen und, wie gesagt, im Kapitel zur Rezeption auf ihn verweisen. Es hat jetzt keine Eile, und ich bitte darum, zur Agenda der geordneten redaktionellen Bearbeitung zurückzukehren, beispielsweise auch der Kommentierung des obigen Threads: Vom Wesen der Wahrheit. Thx. --BaneshN. (Diskussion) 08:57, 10. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Da Anima zugestimmt und niemand widersprochen hat, setze ich das mal um. --BaneshN. (Diskussion) 10:27, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Animas erstes Statement hier unterstütze ich zu 100% („Wo es sich bereits jetzt bewerkstelligen lässt, sollte Fédier ersatzlos gestrichen oder angemessen dargestellt werden.“) Wie ich gerade erfahren habe, gibt es einen weiteren WP:IK mit dem Benutzer Filinthe. Der taucht 2009 als Herausgeber eines Buches von Fédier auf mit dem Titel „L'imaginaire“.--KarlV 14:41, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ja, kenne ich. Er äußert sich auch auf irgendeiner Seite dazu, dass Fédier kein Antisemit, sondern ein feiner Kerl ist und nennt sich dabei einen Schüler von ihm. Der Sachverhalt dazu ist nicht zu bestreiten - tut er ja nicht. Ich sehe dann mal, dass ich die Fédier-Erwähnungen morgen rausnehme.--BaneshN. (Diskussion) 17:39, 14. Sep. 2017 (CEST) Fédier wird hier des öfteren mit seinen beiden Schülern Hadrien France-Lanord und Philippe Arjakovsky in Sammelpublikationen genannt - werde ich dann also morgen durch solidere Quellen ersetzen. Auf Wunsch von Anima nehme ich jetzt die Erle nochmal raus, bis das getan ist. --BaneshN. (Diskussion) 18:44, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Danke. Die Überschrift "Gaskammern-Lüge" führt in dieses mich am meisten erschütternde Kapitel auf dieser an Enthüllungen reichen Diskussionsseite ein. --Anima (Diskussion) 18:58, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Bis auf drei akzeptable Erwähnungen im Text und drei Ref habe ich die Fédier-Stellen, teils tatsächlich schwer erträgliches Zeug, auf Wunsch von Anima und KarlV jetzt schon gelöscht. Ich setze die Erle jetzt wieder ein, bitte aber auch darum, weiteres gemäß der Agenda aufzuschieben. Dieser Artikel war jahrelang unerträglich geschichtsrevisionistisch und ns-verharmlosend - jetzt können wir auch noch weitere zwei Monate geordnet vorgehen. Vielen Dank.--BaneshN. (Diskussion) 11:01, 15. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 11:01, 15. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Nichts Neues, darauf habe ich schon längst Markus Wolter aufmerksam gemacht, aber komischerweise hat damals niemand reagiert. Die Hälfte der gelöschten Fédier-Zitaten sind übrigens nicht von mir, dieser Satz trifft zB nicht zu: „Leerformel zur Propagierung apologetischer Publikationen von Fédier seitens seines Schülers enttfernt, s. Disk" Dieses Urteil war schon in der alten Version des Artikels zu lesen und ist anscheinend von Müller-Lauter. Ein anderes Buch Fédiers wird von Krzysztof Ziarek als „excellent critical exposition“ beschrieben. Niemand hier bezweifelt die Existenz der Gaskammern, aber die Überschrift kann nicht schaden. Filinthe (Diskussion) 10:44, 16. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Einleitung

In unserer Einleitung heißt es:

„So gab es öffentlich keine antisemitischen Äußerungen.“

Vorlesungen sind öffentlich, und die Mehrheit der Forscher hält den gesamten hier erörterten Absatz aus der Vorlesung „Das Wesen der Wahrheit“, in der Freiburger Uni im Wintersemester 1933/34 gehalten: „Der Feind kann in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes sich festgesetzt haben“, für antisemitisch. Th. Poiss sagt, es war Hetze. Einig sind sich darin Morat, Vašek, Trawny, Faye und Phillips (auch Poiss meint ja, es war antisemitische Hetze, aber das „antisemitische“ ist nur in der email). Wir würden also in der Einleitung festlegen, dass dieses Zitat nicht antisemitisch war, wozu wir gar nicht das Recht haben, wenn namhafte Forscher anderer Meinung sind. Ich schlage deshalb vor, den Satz zu streichen und den Absatz wie folgt zu beginnen:

Bei allen Bekenntnissen Heideggers zum Nationalsozialismus war sein Verhalten ambivalent. So bemühte er sich als Rektor...

Der Anfang dieses Absatzes unserer Einleitung ist von Flashar, aber aus dem Jahr 2004, zehn Jahre vor den Schwarzen Heften und der Publikation des aus GA 96 von dem Heidegger-Clan gelöschten planetarische Verbrecher/Judenschaft-Zitates: jener Teil unserer Einleitung bei Flashar, S. 315. Bis Anfang dieses Jahres hieß der Satz in der Einleitung noch wie bei Flashar: „Bei allen Bekenntnissen Heideggers zum Nationalsozialismus gab es keine antisemitischen Äußerungen.“ Gar keine! Ich habe dann eingedenk des Schwoerer-Briefes und der Schwarzen Hefte das „öffentlich“ eingefügt, aber auch so bleibt der Satz bestenfalls eine Forschermeinung und ist kein nach aktuellem Forschungsstand gültiges Faktum, also kein enzyklopädisches Faktum, und deshalb sollte das auch nicht in der Einleitung so verkündet werden, als wäre es eines. Auch die unter Fn 7 zur Frage antisemitischer Äußerungen notierten Quellen R. Safranski (1994), H. Zaborowski (2010) und B. Martin (1991) sind in dieser Angelegenheit, wie es ja schon auf den ersten Blick ersichtlich ist, anachronistisch.

Zwar bezieht sich auch Trawny, Mythos, S. 15, auf Zaborowskis Darlegung des vor der Öffentlichkeit verborgen gehaltenen Antisemitismus, und der Gedanke hat durchaus etwas für sich, doch für den absolut formulierten Satz der Einleitung eignet er sich auch deshalb nicht, weil wir gar nicht beurteilen können, was Heidegger so „öffentlich“ alles nicht gesagt hat. Wir hätten Quellen genug, um zu sagen: er hetzte einmal in antisemitischer und rassistischer Weise, hielt sich damit aber sonst nach jetzigem Kenntnisstand zurück. So ist es wohl auch zutreffend. Aber es muss m. E. nicht in der Einleitung über die Frage des Antisemitismus eindeutig geurteilt werden. --BaneshN. (Diskussion) 09:17, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Sehe ich auch so. Einleitung diesbezüglich ändern!--KarlV 14:09, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ich halte die Streichung des Satzes aus den genannten Gründen auch für besser. @Benutzer:He3nry. bitte freigeben. Lutz Hartmann (Diskussion) 19:34, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Diesen Punkt befürworte ich auch. --Anima (Diskussion) 01:26, 15. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Das sieht abgeschlossen aus, bitte übertragen, thx, --He3nry Disk. 18:20, 15. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 18:20, 15. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Neues Kapitel 3, 2: „Äußerungen zum Judentum“ (erl.)

Äußerungen zum Judentum

Wie schon während des Ersten Weltkrieges und der 1920er Jahre verfasste Heidegger auch in der NS-Zeit diverse Texte, die später den Anlass zur Debatte gegeben haben, ob er Antisemit war. Die Debatte erhielt 2014 durch die Publikation der sogenannten Schwarzen Hefte und eines unveröffentlichten Zitates aus der Vorlesung „Geschichte des Seyns“ eine neue Dimension. Eine diesbezüglich relevante Notiz findet sich auch nach dem Ende der NS-Herrschaft.

„Weltjudentum“

Bereits aus dem Jahr 1932 ist eine Bemerkung überliefert, die bis zur Publikation der Schwarzen Hefte eher isoliert erschien, durch Notizen darin dann aber einige Bestätigung erhielt. In einem Gespräch mit Karl Jaspers, in dem dieser „über den bösartigen Unsinn der Weisen von Zion sprach, habe ihm Heidegger geantwortet: „Es gibt doch eine gefährliche internationale Verbindung der Juden.“[1] Diese Bemerkung wird inzwischen in einem Kontext mit Heideggers Aussagen zum „Weltjudentum“ in den Schwarzen Heften gelesen.[2] Denn, so legt P. Trawny dar, mit „dieser weit verbreiteten Tendenz, den Juden eine heimatlose bzw. kosmopolitische Lebensweise zuzuschreiben, tritt der Feind auf, der auf internationaler Ebene ungreifbar Krieg führt. So heißt es einmal bei Heidegger:

„Das Weltjudentum, aufgestachelt durch die aus Deutschland herausgelassenen Emigranten, ist überall unfaßbar und braucht sich bei aller Machtentfaltung nirgends an kriegerischen Handlungen zu beteiligen, wogegen uns nur bleibt, das beste Blut der Besten des eigenen Volkes zu opfern.[3]

Das „Weltjudentum“ oder das „internationale Judentum“ erscheint zudem in dem „Phantasma einer internationalen jüdischen Verschwörung“ (D. F. Krell), indem es die bolschewistische Sowjetunion wie auch NS-Deutschland manipuliere.[4] In einer der Überlegungen der Schwarzen Hefte heißt es dazu: „die imperialistisch-kriegerische und die menschheitlich-pazifistische Denkweise“ - also sowohl die Denkweise der totalitären Staaten wie die der Demokratien - gehören der Metaphysik an, und „daher kann sich auch beider das internationale Judentum bedienen, die eine als Mittel für die andere ausrufen und bewerkstelligen - diese machenschaftliche 'Geschichts'-mache verstrickt alle Mitspieler gleichermaßen in ihre Netze.“[5] Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, im November 1939, spricht Heidegger in einem Brief noch von einem anderen Krieg: „Ich glaube, wir sind erst am Anfang dessen, was uns dieser unsichtbare Krieg bringen wird“. Durch Vergleiche mit einschlägigen Texten bezeichnet S. Kellerer diesen Begriff als einen vom Nationalsozialismus übernommenen „Gemeinplatz des Antisemitismus“, da es sich um die Art des Krieges handele, die dem „Weltjudentum“ zugeschrieben worden sei.[6]

Die Rolle des Weltjudentums, so notiert es Heidegger 1940, sei jedoch „keine rassische, sondern die metaphysische Frage nach der Art von Menschentümlichkeit, die schlechthin ungebunden die Entwurzelung alles Seienden aus dem Sein als ,weltgeschichtliche‘ Aufgabe übernehmen kann.“[7] In ebenfalls privaten Aufzeichnungen der Jahre 1938-40, erst 1998 publiziert und „Geschichte des Seyns“ genannt, äußert sich Heidegger zum Wesen der Verbrecher, die er „planetarische Hauptverbrecher“ nennt, wobei er zunächst das „Planetarische“ definiert.

„Das 'Planetarische' meint den Bezug des Machtwesens auf das Ganze der Erde, so zwar, daß dieser Bezug nicht Ergebnis einer Ausweitung ist, sondern der Beginn einer eigenartigen Erdherrschaft.[8]

Umstritten ist der folgende Absatz, weil in den ersten beiden Auflagen des Bandes der Satz daraus gestrichen wurde, in dem von der „Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum“ die Rede ist, was erst in der dritten Auflage, 2015, wieder eingefügt wurde (s.u.):

„„Die planetarischen Hauptverbrecher sind sich ihrem Wesen nach zufolge ihrer unbedingten Knechtschaft gegenüber der unbedingten Ermächtigung der Macht völlig gleich. Historisch bedingte und als Vordergrund sich breitmachende Unterschiede dienen nur dazu, das Verbrechertum ins Harmlose zu verkleiden und gar noch sein Vollbringen als 'moralisch' notwendig im 'Interesse' der Menschheit darzutun. Zu fragen wäre allerdings, worin die eigentümliche Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum begründet ist. Die planetarischen Hauptverbrecher der neuesten Neuzeit, in der sie erst möglich und notwendig werden, lassen sich gerade an den Fingern einer Hand abzählen.[9]

In seiner ursprünglichen Deutung, so argumentiert der Herausgeber der ersten Auflage, P. Trawny, habe er die „Judenschaft“ in dem gestrichenen Satz als Opfer des „planetarischen Verbrechertums“ gesehen, welches dagegen von Hitler und Stalin repräsentiert werde. Im Jahr 2014, nach der Veröffentlichung der u.a. auch von ihm als antisemitisch gewerteten Zitate der Schwarzen Hefte, machte Trawny den gestrichenen Satz bekannt und räumte eine zweite Lesart ein, nach der nun auch die „Judenschaft“ selbst als „Verbrecher“ in dem Zitat infrage kommt, was durch eine Aussage bekräftigt werde, in der Heidegger vom Grauen der „bolschewistischen Mordkeller“ gemäß Berichten darüber spricht, wobei, so Trawny, Heidegger meinte, „dass das 'Weltjudentum' die Schlüsselpositionen der Bolschewisten besetze."[10] Auch Th. Kisiel plädiert dafür, dass Hitler und Stalin wie auch „eine weltweite jüdische Kabale (...), die hinter den Kulissen arbeitet“ als „planetarische Hauptverbrecher“ infrage kommen.[11] Dagegen wurde eingewendet, dass „klar sein“ dürfte, „daß Heidegger hier dem Judentum zuspricht, für das planetarische Verbrechertum vorbestimmt gewesen zu sein, also selbst als Hauptverbrecher aufzutreten.“ Heidegger habe Juden damit „in perfider Weise“ als solche betrachet, wofür auch sein Satz von „der Macht des überall unfaßbaren Weltjudentums“ spreche.[12]

Innerer Feind des Volkes

In der Vorlesung „Vom Wesen der Wahrheit“, im Wintersemester 1933/34 gehalten, doziert Heidegger bezüglich des Fragmentes 53 von Heraklit über den Kampf, den er im Sinne des Krieges, polemos, verstanden wissen will, gibt eine Definition des Feindes eines Volkes und hebt dessen Notwendigkeit hervor:

„Feind ist derjenige und jeder, von dem eine wesentliche Bedrohung des Daseins des Volkes und seiner Einzelnen ausgeht. Der Feind braucht nicht der äußere zu sein, und der äußere ist nicht einmal immer der gefährlichere. Und es kann so aussehen, als sei kein Feind da. Dann ist die Grunderfordernis, den Feind zu finden, ins Licht zu stellen oder gar erst zu schaffen, damit dieses Stehen gegen den Feind geschehe und das Dasein nicht stumpf werde. Der Feind kann in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes sich festgesetzt haben und dessen eigenem Wesen sich entgegenstellen und zuwiderhandeln. Um so schärfer und härter und schwerer ist der Kampf, denn dieser besteht ja nur zum geringsten Teil im Gegeneinanderschlagen; oft weit schwieriger und langwieriger ist es, den Feind als solchen zu erspähen, ihn zur Entfaltung zu bringen, ihm gegenüber sich nichts vorzumachen, sich angriffsfertig zu halten, die ständige Bereitschaft zu pflegen und zu steigern und den Angriff auf weite Sicht mit dem Ziel der völligen Vernichtung anzusetzen.“

Diese heideggerssche Definition des inneren Feindes eines Volkes und das Ziel, „auf weite Sicht“, der völligen Vernichtung werden ganz überwiegend als Rassismus oder speziell als Antisemitismus gewertet.[13] Denn ohne „explizit auf die Juden bezogen zu sein“, werden darin „zentrale Denkfiguren des antiassimilatorischen Antisemitismus“ reproduziert, die „im Herbst 1933 entsprechend verstanden worden sein dürften“.[14] Mit dem Feind „in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes“ sei, im Sinn der Lingua Tertii Imperii, der „Parasit“[15] gemeint, und diesen „zu finden, ins Licht zu stellen“, entspreche dem, „was der Gestapo als neue Mission anvertraut war: der Gegnerforschung.“[16] In der Bejahung dessen, dass der wahre Feind im Inneren des Volkes liege, folge er Hitler, und die Befürwortung, diesen Feind erst zu schaffen, sei „atemraubender Zynismus“.[17] Eingedenk der „antisemitischen Ahnenforschung der jüdisch-christlichen Verdeckung des griechischen Wahrheitsbegriffes gemäß Heidegger“ sei es ausgeschlossen, dass jene Zitate für ihn ein Missgeschick gewesen seien. „Im Kontext des Jahres 1933/34 musste Heidegger klar sein, was er tat, indem er so sprach: er hetzte.“ Er zeige sich hier als „Erz-Nazi“, der „ohne den geringsten äußersten Zwang bei seiner eigensten Tätigkeit (...) zur völligen Vernichtung eines sich parasitär im Dasein des Volkes festsetzenden Feindes aufruft.“[18]

Jüdische „Bodenlosigkeit“, „leere Rationalität“ und „Geldmacherei“

In derselben Vorlesung, das „Wesen der Wahrheit“, definierte Heidegger das Dasein des Volkes in Bezug auf die Begriffe Blut und Boden und Wissen und Geist: „Blut und Boden sind zwar mächtig und notwendig, aber nicht hinreichende Bedingung für das Dasein eines Volkes. Andere Bedingungen sind Wissen und Geist, nicht als ein Nachtrag in einem Nebeneinander, sondern das Wissen bringt erst das Strömen des Blutes in eine Richtung und in eine Bahn, bringt erst den Boden in die Trächtigkeit dessen, was er zu tragen vermag; Wissen verschafft Adel auf dem Boden zum Austrag, was er zu tragen vermag.“[352]„Blut und Rasse werden zu Trägern der Geschichte“[565] klinge wie Propaganda.[566]

Dagegen wird in den Schwarzen Heften die „Bodenlosigkeit“ gesetzt, die explizit als „Judentum“ benannt wird, und die statt des „Seyns“ die leere Berechnung betreibe:

„Sobald das Geschichtslose sich ‚durchgesetzt‘ hat, beginnt die Zügellosigkeit des ‚Historismus‘ –, das Bodenlose in den verschiedensten und gegensätzlichsten Gestalten gerät – ohne sich als gleichen Unwesens zu erkennen – in die äußerste Feindschaft und Zerstörungssucht. Und vielleicht ‚siegt‘ in diesem ‚Kampf‘, in dem um die Ziellosigkeit schlechthin gekämpft wird und der daher nur das Zerrbild des ‚Kampfes‘ sein kann, die größere Bodenlosigkeit, die an nichts gebunden, alles sich dienstbar macht (das Judentum). Aber der eigentliche Sieg, der Sieg der Geschichte über das Geschichtslose, wird nur dort errungen, wo das Bodenlose sich selbst ausschließt, weil es das Seyn nicht wagt, sondern immer nur mit dem Seienden rechnet und seine Berechnungen als das Wirkliche setzt. […] Eine der verstecktesten Gestalten des Riesigen und vielleicht die älteste ist die zähe Geschicklichkeit des Rechnens und Schiebens und Durcheinandermischens, wodurch die Weltlosigkeit des Judentums gegründet wird.[19]

Die Kritik an diesem Satz von 1937 sieht darin überwiegend den Typus des „Schacherjuden“, der „in jedem Antisemitismus eine der vertrautesten Figuren des Judentums repräsentiert“. In der Verteidung des Philosophen wird dagegen die „zähe Geschicklichkeit des Berechnens, des Schiebens und des Durcheinandermischens“ auch als höchstens „kultureller Antisemitismus“ bewertet, als eine „Art des Zugeständnisses an den Zeitgeist.“[20] Doch noch in einer anderen Notiz der Schwarzen Hefte konnotiert Heidegger das Judentum mit dem Berechnenden, das die Macht der Juden steigere, wobei er zu den letzteren auch den 1886 zum Christentum konvertierten Edmund Husserl zählt:

„Die zeitweilige Machtsteigerung des Judentums aber hat darin ihren Grund, dass die Metaphysik des Abendlandes, zumal in ihrer neuzeitlichen Entfaltung, die Ansatzstelle bot für das Sichbreitmachen einer sonst leeren Rationalität und Rechenfähigkeit, die sich auf solchem Wege eine Unterkunft im 'Geist' verschaffte, ohne die verborgenen Entscheidungsbezirke von sich aus je fassen zu können. Je ursprünglicher und angfänglicher die künftigen Entscheidungen und Fragen werden, um so unzugänglicher bleiben sie dieser 'Rasse.' (So ist Husserls Schrift zur phänomenologischen Betrachtung unter Absetzung gegen die psychologische Erklärung und historische Verrechnung von Meinungen von bleibender Wichtigkeit – und dennoch reicht sie nirgends in die Bezirke wesentlicher Entscheidungen ...)[21]

Und schon am 22. Mai. 1922 hatte Heidegger privat geschrieben (publiziert erst 2013): Diese Juden schrecken vor lauter Geldmacherei vor nichts zurück“. Auch diese Aussage, sagt S. Kellerer, füge sich „ein in die Reihe der inzwischen bekannten zahlreichen antisemitischen Äußerungen Heideggers, die längst nicht mehr, d.h. nicht erst seit der (...) Diskussion um die Schwarzen Hefte als Gelegenheitsäußerungen eines 'antijudaischen Ressentiments' abgetan werden können."[22] Als Resümee der Zitate zu „Juden und Schiebern“ (1920, s.o.), zum „Rechnen und Schieben“ von Juden und zu ihrer „leeren Rationalität und Rechenfähigkeit“[23] sieht der Herausgeber der Schwarzen Hefte darin einen von drei Typen des Antisemitismus bei Heidegger, den dieser „philosophisch erschreckend weit ausinterpretiere.“[24]

Gemäß S. Vietta dagegen habe Heidegger in Juden zwar den „'rechnenden Geist' am Werk gesehen“, doch „dabei völlig übersehen, dass Juden in bestimmte Berufe gedrängt“ worden seien." Daher sei seine Kritik „Zivilisationskritik, kein Rassismus.“[979] Das erhält eine gewisse Bestätigung durch Heideggers Widerspruch zu Rosenberg, in seinem „zweiten Hauptwerk“[25] geäußert, Beiträge zur Philosophie, das zwischen 1936 und 1938 verfasst, jedoch erst 2003 veröffentlicht wurde. Rosenbergs schlichte und für Heideggers Denken inakzeptable Teilung in einen technischen Geist der nordischen Rasse und einen spekulativen jüdischen Geist[26] wird darin mit harschen Worten zurückgewiesen:

„Der reine Blödsinn zu sagen, das experimentelle Forschen sei nordisch-germanisch und das rationale dagegen fremdartig! Wir müssen uns dann schon entschließen, Newton und Leibniz zu den ‚Juden‘ zu zählen.[27]

Lingua Tertii Imperii

Wie schon in der Rektoratsrede (s.o.) verwendete Heidegger auch in anderen Texten „ideologische Signalwörter“, teils noch „aus der soldatischen Kampfsprache, aus der Propagierung einer autoritär gedachten Gemeinschaftslehre und aus dem großen Vorrat tradierter nationaler Wertbegriffe“[28], dann aber auch Begriffe der Sprache des Nationalsozialismus, Lingua Tertii Imperii, wobei „es sich hier nicht um bloße 'Einsprengsel' oder gar vollkommene Fremdwörter in der heideggerschen Sprache“ [29] handelte. Die Forschung thematisiert neben „Weltjudentum“ noch weitere Begriffe.

„Rasseprinzip“, „Entrassung“ „Rassenpflege“

In einer Notiz der Überlegungen der „Schwarzen Hefte“ schreibt Heidegger „den Juden“ das „Rasseprinzip“ zu und verwendet den aus Hitlers Mein Kampf stammenden Begriff „Entrassung“.[30]

„„Die Juden ‚leben‘ bei ihrer betont rechnerischen Begabung am längsten schon nach dem Rasseprinzip, weshalb sie sich auch am heftigsten gegen die uneingeschränkte Anwendung zur Wehr setzten. Die Einrichtung der rassischen Aufzucht entstammt nicht dem Leben selbst, sondern der Übermächtigung des Lebens durch die Machenschaft. Was diese mit solcher Planung betreibt, ist eine vollständige Entrassung der Völker durch die Einspannung derselben in die gleich gebaute und gleichschnittige Einrichtung alles Seienden. Mit der Entrassung geht eine Selbstentfremdung der Völker ineins – der Verlust der Geschichte – d. h. der Entscheidungsbezirke zum Seyn.[31]

Aufgrund der Datierung auf 1939 kurz vor den Zweiten Weltkrieg werden als Hintergrund für diese Aussage die Nürnberger Gesetze von 1935, die Pogromnacht vom 9. November 1938, die Brandstiftung in der Freiburger Synagoge am Morgen darauf und schließlich die Deportation von jüdischen Bewohnern Freiburgs in das Konzentrationslager Dachau und das Internierungslager Gurs betrachtet.[32] Eingedenk dieser öffentlichen gewalttätigen Maßnahmen gegen jüdisches Leben in Deutschland fragt P. Trawny: „Ist es möglich, dass Heidegger mit der 'uneingeschränkten Anwendung' des 'Rasseprinzips' die Gewalt meint?“ und folgert: „die Erfindung des Rassedenkens wird seinsgeschichtlich kontextualisiert“.[33] Das Zitat belege bei Heidegger einen Typus des Antisemitismus, der als 'rassisch' oder 'rassistisch' bezeichnet werden“ könne.[34] Auch „verschwörungstheoretische Züge“ mit Juden als den Beförderern der Seinsverlassenheit wurden in dem Zitat erkannt.[35] Im Widerspruch dazu wird aber darauf hingewiesen, dass die Notiz „im Kontext der Kritik an der 'Machenschaft'“ formuliert sei. Heidegger „kritisiert also nicht Juden an sich oder als Rasse, sondern in bestimmten zivilisatorischen Funk­tionsabläufen. Im Gegensatz zum Rassismus erkennt und brandmarkt Heidegger das Rassedenken selbst als eine Form der 'Machenschaft'.“[36]

In den „Beilagen zu: Koinon“ – aus den Aufzeichnungen Die Geschichte des Seyns, zwischen 1938 und 1940 verfasst, doch erst 1998 publiziert – heißt es: „Die Rassenpflege ist eine notwendige Maßnahme, zu der das Ende der Neuzeit drängt. Ihr entspricht die schon im Wesen der ‚Kultur‘ vorgezeichnete Einspannung dieser in eine ‚Kulturpolitik‘, die selbst nur Mittel der Machtermächtigung bleibt.“[37] Dagegen wiederum einschränkend sei der „Rassegedanke“, so Heidegger in den Aufzeichnungen „Zu Ernst Jünger“ von 1939/1940, „nur auf dem Boden der Subjektivität möglich“, ein „technisch-subjektivitätsmäßiger Begriff“[38]

„Nicht-Arier“, „arische Abstammung“, „Halbjude“

Auch die rassenideologischen NS-Termini „Nichtarier“, „nicht-arische Abstammung“ und „arische Abstammung“ fanden Eingang in Heideggers Vokabular. So ließ er als Rektor in der Freiburger Studentenzeitung verlautbaren, was das GWB vorschreibe:

„Jüdische Studierende obiger Anordnung sind Studierende nicht-arischer Abstammung im Sinne des § 3 der 1. Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 11. April 1933. Das Verbot der Gewährung von Vergünstigungen findet also auch auf solche Studierende nichtarischer Abstammung Anwendung, die aus Ehen stammen, bei denen ein Elternteil und zwei Großeltern arischer Abstammung sind und deren Väter im Weltkriege an der Front für das Deutsche Reich und seine Verbündeten gekämpft haben. Von dem Verbot ausgenommen sind nur solche Studierende nicht-arischer Abstammung, die selbst Frontkämpfer gewesen sind oder deren Väter im Weltkriege auf deutscher Seite gefallen sind. Der Rektor. Freiburger Studentenzeitung, Nr. 1, 3. November 1933, S. 6, vgl. Guido Schneeberger, Nachlese zu Heidegger, Bern 1962, S. 137“

Ähnlich in einem Brief an die Dekane der Freiburger Universität, in dem Heidegger zu Unterschriften für das Bekenntnis der deutschen Wissenschaftler für Adolf Hitler aufrief und, wie vor ihm schon der NSLB-Funktionär Arthur Göpfert, der Organisator der Leipziger Veranstaltung (s.o.), noch hinzufügte: „Es bedarf keines besonderen Hinweises, dass Nichtarier auf dem Unterschriftenblatt nicht erschienen sollen.[39] Unter anderem wegen dieser Einschränkung verweigerten Gerhard Ritter und andere Freiburger Professoren ihre Unterschriften.[40] Nach seinem Rücktritt als Rektor beklagt Heidegger am 7. Februar 1935 in einem Brief an Kurt Bauch, dass „für die nächsten Jahrzehnte an den Universitäten und durch sie nichts mehr entschieden“ werde, sie der „Selbstvernichtung“ entgegen gehen und überdies jene fehlen würden, die sich für den Nationalsozialismus einsetzen.

„Zwar kenne ich Ihr 'Publikum' nicht; aber ich fürchte, auch Sie lesen und mühen sich ab vor jenen, die von vornherein gewillt sind, nicht für den Nationalsozialismus zu arbeiten – Versprengte Juden, Halbjuden, sonst Mißglückte, Jesuiten und Schwarze in Laiengestalt und einige Schöngeister. – Aber vielleicht ist es ein Irrtum zu meinen, es gebe außerdem noch Etwas, was eine rechte Hörerschaft darstellen könnte. [41]

Der von Heidegger hier bereits Anfang 1935 verwendete Begriff „Halbjude“, der, wie C. Schmitz-Berning darlegt, auf den „fanatischen Antisemiten Eugen Dühring“ zurückging, kam auch in den Nürnberger Gesetzen vom September und dem einschlägigen Zusatz der Ersten Verordnung vom 14. November 1935 selbst nicht vor (dort heißt es „jüdischer Mischling“) und war im Duden erst ab der Auflage von 1941 verzeichnet.[42] Und S. Kellerer weist darauf hin, dass „Heideggers antisemitische und rassistische Andeutungen“ seinen Briefpartner Bauch aufgrund einer ähnlichen Geisteshaltung nicht gestört haben dürften.[43] Mit der Bemerkung gegenüber Bauch habe Heidegger zudem „unverblümt verraten“, was er von „'jüdischer' Intelligenz“ halte, so D. Thomä.[44] Im selben Jahr äußerte Heidegger in einer Vorlesung aber auch, dass, wenn Spinozas Philosophie jüdisch sei, dasselbe auch für die Philosophie von Leibniz bis Hegel gelte.[45]

„Geist der Rachsucht“

Nach dem Zweiten Weltkrieg, gegen Ende der US-amerikanischen Aufklärung der deutschen Bevölkerung über die nationalsozialistischen Verbrechen[46] , beklagt Heidegger 1948 eine „Rachsucht“, deren Ziel es sei, „die Deutschen geistig und geschichtlich auszulöschen.“ Es folgt: „Man mache sich nichts vor. Ein alter Geist der Rache geht um die Erde“, wo aber gerade „der Deutsche allein (...) das Sein ursprünglich neu dichten und sagen“ könne.[47] Gemäß der Exegese von Donatella di Cesare[48], spricht Heidegger in dem Zitat vom Judentum als alttestamentarischer Religion der Vergeltung. Auch Ch. Fuchs, T. Fischer, M. N. Lorenz, E. Blum und S. Kellerer folgen der Deutung der spezifisch „jüdischen 'Rachsucht'“ in dem Zitat.[49] S. Kellerer verweist in diesem Kontext zudem darauf, dass Heidegger in einem Brief vom 23. Juni 1949 an Ernst Jünger „mit Blick auf einen 'jüdischen Emigranten' warnt: 'Wir dürfen der fortbestehenden aber inzwischen schlauer gewordenen Rachsucht nicht das letzte zum Fraß vorwerfen: wir müssen im eigentlichen unangreifbar bleiben.'“[50]

  1. Karl Jaspers, Philosophische Autobiographie, erweiterte Auflage, Piper, München, 1977, S. 101, zit. n. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45 f.
  2. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45, 50.
  3. GA 96, Überlegungen XV, 17, auf 1941 datiert, vgl. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45 f.
  4. David Farrell Krell, Ecstasy, Catastrophe: Heidegger from Being and Time to the Black Notebooks, New York, 2015, S. 164: „who would not be defeated by the phantasm of an international Jewish conspiracy manipulating both Bolshevik Russia and National Socialist Germany?“
  5. GA 96, Überlegungen, XIII, 77; s. auch Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 52: „die 'Denkweise‘ der totalitären Staaten (...) als auch der westlichen Demokratien“.
  6. Sidonie Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit Kurt Bauch, S. 5 f.; Martin Heidegger, Kurt Bauch, Briefwechsel 1932-1975, Almuth Hiedegger (HG.), Freiburg, München, 2010, S. 61, Brief vom 25. November 1939 an Kurt Bauchs Ehefrau Doris; s. auch dies., Heidegger. Denken als Kampf, S. 950 f.; dies, 2014, A quelle „guerre invisible“ Heidegger faisait-il référence?
  7. Überlegungen, XIV, 1940
  8. Die Geschichte des Seyns, GA 69, 74
  9. Die Geschichte des Seyns, GA 69, 77 f.
  10. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 53 f. m. Anm. 40
  11. Theodore Kisiel, 2016: „... 'can be counted on the fingers of one hand' (GA 69: 78). Heidegger's select company of global arch-criminals of the 20th century would certainly have included Hitler and at least Stalin, with the possible supplement of a global Jewish cabal working stealthily and conspiratorially behind the scenes of the world stage“; s. auch Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 54: „es ist nicht auszuschließen, dass diese Kennzeichnung neben Hitler und Stalin die 'Judenschaft' mit umfasst.“
  12. Till Kinzel, Rezension von Trawny, Peter: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. In: Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft. pdf, S. 3
  13. s. auch Thomas Vašek, Heidegger. Ein totalitärer Denker, Hohe Luft, 2014, Nr. 09, S. 73: „Als Freiburger Rektor beteiligt sich Heidegger zwar nicht unmittelbar an der primitiven Judenhetze der Nazis. Doch es gibt bereits damals Hinweise auf Heideggers Antisemitismus (...). In einer Vorlesung im Wintersemester 33/34 sagt Heidegger: '(...) Dieser Feind könne sich auch 'in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes' festgesetzt haben'“; James Phillips, Heidegger's Volk: Between National Socialism and Poetry, Stanford, 2005, S. 105: „Heidegger asserts, again like Hitler, that the real enemy lies invert within the people“; Gaëtan Pégny, Polysemie et Equivoque,S. 129: „Avec ce que l’on a pu dire en introduction de la généalogie antisémite du re-couvrement du concept grec originel de vérité par le judéo-christianisme faite par Heidegger, le passage suivant, tiré du cours du semestre d’hiver 1933–34 sur L’essence de la vérité consacré au fragment 53 d’Héraclite sur le combat père de toutes choses, ne peut plus lui non plus apparaître comme un accident de parcours“.
  14. Daniel Morat; Von der Tat zur Gelassenheit. Konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst und Friedrich Georg Jünger, Wallstein, Göttingen 2007, S. 133
  15. Thomas Poiss: Gerissenheit. Heidegger als Heraklit. In: Wolfgang Ulrich (Hrsg.): Verwindungen. Arbeit an Heidegger, Frankfurt/ M., 2003, 63-88, hier: S. 73: das Wort 'festgesetzt' im Kontext von 'Wurzel des Daseins' suggeriert unzweifelhaft: nicht urwüchsig, sondern wie ein Parasit"; Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 103 f.: „Möglicherweise will Heidegger den neuen Machthabern entgegenkommen. Denn die Semantik dieser Formulierung ist aktuell. Ist es nicht der „Parasit“, der sich „in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes festgesetzt“ hat? (...) Unausgesprochen wird (...) das 'Judentum', der 'völligen Vernichtung' ausgesetzt“.
  16. E. Faye, S. 229: „Der Kampf beschreibt haargenau in der für Heidegger so charakteristischen Sprache den Rassenkampf der Nationalsozialisten gegen die Juden, die sich im deutschen Volk assimiliert haben“; ders., Der Nationalsozialismus in der Philosophie. Sein, Geschichtlichkeit, Technik und Vernichtung in Heideggers Werk in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.), Philosophie im Nationalsozialismus, Hamburg, 2009, 134 f.: „Was Heidegger schreibt, entspricht dem, was der Gestapo als neue Mission anvertraut war: der 'Gegnerforschung'. Es handelt sich um den auf die innerste Wurzel des germanischen Volkes gepfropften Feind, den es zu identifzieren gelte, um ihn gänzlich zu zerstören, somit den Gegner der nationalsozialistischen Revolution, von dem in den Vorlesungen laufend die Rede ist, aber ebenso und vor allem handelt es sich um den im deutschen Volk assimilierten Juden“.
  17. Gregory Fried in: Ingo Farin, Jeff Malpas, Reading Heidegger's Black Notebooks 1931-1941, Cambridge/Mass., London, 2016, S. 53: „Heidegger's cynism is breathtaking: he is willing to allow the manufacture of an enemy (...), so that Dasein may not lose its edge.“
  18. Thomas Poiss: Gerissenheit. Heidegger als Heraklit. In: Wolfgang Ulrich (Hrsg.): Verwindungen. Arbeit an Heidegger, Frankfurt/ M., 2003, 63-88, hier: S. 74: „Im Kontext des Jahres 1933/34 musste Heidegger klar sein, was er tat, indem er so sprach: er hetzte. (...) „Jemand, der ohne den geringsten äußersten Zwang bei seiner eigensten Tätigkeit - z.B. dem Auslegen von Heraklits polemos-Fragment, zur völligen Vernichtung eines sich parasitär im Dasein des Volkes sich festsetzenden Feindes aufruft“; s. auch S. Kellerer, de Gruyter, Heidegger. Denken als Kampf, DZPhil 2015; 63(5): 941–957, hier: S. 947; Jan E. Dunkhase, Deutsches Literaturarchiv Marburg, Quelle: “wo die „Judenschaft“ im „Zeitraum des christlichen Abendlandes, d. h. der Metaphysik“ als „das Prinzip der Zerstörung“ dargestellt wird und der Kampf des „wesenhaft ‚Jüdischen‘ im metaphysischen Sinne gegen das Jüdische“ als „Höhepunkt der Selbstvernichtung in der Geschichte“ (Anmerkungen I, GA 97, S. 20) – da können nur Unbeirrbare Antisemitismus in Abrede stellen.“
  19. GA 95, S. 96 f., Überlegungen VIII, 9
  20. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 35; ders. ebd. S. 33, weist auf ein von einem Studenten überliefertes Zitat Heideggers aus einer Vorlesung vom Winter 1933/34 hin: „Einem slavischen Volke würde die Natur unseres deutschen Raumes bestimmt anders offenbar werden als uns, den semitischen Nomaden wird sie vielleicht überhaupt nie offenbar“; die Vorlesungsmitschrift wurde nicht in der Gesamtausgabe publiziert, vgl. dafür Über Wesen und Begriff von Natur, Geschichte und Staat in Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus: I. Dokumente. Karl Alber, Freiburg/München 2009, S. 82; Emmanuel Alloa, Gagarine Et La Forêt Noire. Métapolitiques Du Déracinement Chez Heidegger, Lévinas Et Blanchot, in: Alfred Bodenheimer, Miriam Fischer-Geboers (Hg.), Lesarten der Freiheit, München, 2015, S. 167 f.: „Celui-ci n'est au mieux qu'un antisémitisme culturel (...) un sorte du concession au Zeitgeist ambiant.“
  21. Überlegungen XII, GA 96, p. 46, 1939
  22. Jörg Heidegger, Alfred Denker (Hg.), Martin Heidegger. Briefwechsel mit seinen Eltern und Briefe an seine Schwester, Freiburg, München, 2013, S. 56, zit. n. S. Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit seiner Familie und mit Kurt Bauch, S. 3, m. Verw. in Anm. 4 a. H. Zaborowski, Heidegger-Jahrbuch, Bd. 5, Freiburg, 2009, S. 261; Peter Trawny: „Eine neue Dimension“ in: Die Zeit, 27. 12. 2013, S. 48; P. Trawny spricht ebd. von einem „antisemitischen“ Ressentiment, das in den Schwarzen Heften „eine andere, erschreckende Dimension“ erhalte.
  23. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 33-38.
  24. P. Trawyn, Mythos, S. 38 f.
  25. Vgl. das Nachwort des Herausgebers: Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis). GA 65, S. 511.
  26. Mario Fischer: Religiöse Erfahrung in der Phänomenologie des frühen Heidegger. Göttingen 2013, S. 265 f., m. Anm. 61
  27. Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis), GA 65, S. 163
  28. Hartmut Schmidt, Die Sprache des Regimes und die Sprache der Bürger. Carl Goerdeler und andere zum Leipziger Universitätsjubiläum 1934, S. 83 f.
  29. Meike Siegfried, Abkehr vom Subjekt: Zum Sprachdenken bei Heidegger und Buber, S. 405
  30. Günter Hartung, Deutschfaschistische Literatur und Ästhetik: gesammelte Studien,S. 97: Der aus Hitlers antisemitischem Mein Kampf stammende Begriff „Entrassung“
  31. GA 96, S. 56, Überlegungen XII, 82
  32. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 41 ff. m. Anm. 18.
  33. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 43.
  34. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 45: „Der zweite Typus des Antisemitismus bei Heidegger kann als 'rassisch' oder 'rassistisch' bezeichnet werden“.
  35. Thomas Vašek, Heidegger. Ein totalitärer Denker, Hohe Luft, 2014, Nr. 09, S. 74: „Aus Heideggers Sicht befördern die Juden die Seinsverlassenheit der modernen Welt, die 'Entwurzelung alles Seienden aus dem Sein'. Ein solches Denken trägt verschwörungstheoretische Züge.
  36. S. Vietta, Erdball, S. 20 f.
  37. Die Geschichte des Seyns, GA 69, S. 223.
  38. Zu Ernst Jünger, GA 90, 99 bzw. 38
  39. Ruf an die Gebildeten der Welt, GA 16, 217; vgl. dazu Victor Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus, Fischer, Frankfurt/M. 1989, S. 224.
  40. Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Karl Alber, Freiburg/München 2010, S. 177, Fn 123.
  41. Heidegger/Bauch: Briefwechsel 1932–1975. Karl Alber, 2010, Brief vom 7. Februar 1935, S. 18.
  42. Cornelia Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin, 2007, S. 292 f. u. „Halbjude“
  43. Sidonie Kellerer, Rezension. Heideggers Briefwechsel mit seiner Familie und mit Kurz Bauch, S. 4, m. Verw. in Anm. 4 a. H. Zaborowski, Heidegger-Jahrbuch, Bd. 5, Freiburg, 2009, S. 261; Peter Trawny: „Eine neue Dimension“ in: Die Zeit, 27. 12. 2013, S. 48.
  44. Dieter Thomä, Heidegger und der Nationalsozialismus. In der Dunkelkammer der Seinsgeschichte. In: Dieter Thomä (Hrsg.): Heidegger-Handbuch. Leben-Werk-Wirkung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart und Weimar 2013, S. 116.
  45. zit. n. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt am Main 2001, S. 289; Michael Watts : The Philosophy of Heidegger. McGill-Queen's University Press, 2011, S. 250
  46. vgl. dazu Martina Thiele, Publizistische Kontroversen über den Holocaust im Film,S. 89-91
  47. Anmerkungen V, GA 97, S. 444.
  48. D. di Cesare Heidegger, die Juden, die Shoah, Frankfurt, 2015, 334 ff.
  49. Anti-Semitism, Anti-Marxism, and Technophobia: The Fourth Volume of Martin Heidegger’s Black Notebooks (1942–1948), University of Westminster, tripleC 13(1): 93–100, 2015,S. 96; Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hg.), Lexikon der 'Vergangenheitsbewältigung' in Deutschland S. 240: Eggert Blum im Artikel der Zeit vom 27. November 2014, in dem er den in der GA 96 fehlenden Satz der „Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum“ publizierte, vgl. auch Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Klostermann, Frankfurt/M. 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, S. 119 f.
  50. Sidonie Kellerer: Heidegger. Denken als Kampf, DZPhil 2015; 63(5): 941–957, hier: S. 952; Ernst Jünger/Martin Heidegger: Briefe 1949 – 1975. Unter Mitarbeit von Simone Maier herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Günter Figal, Klett-Cotta/Vit­torio Klostermann. Stuttgart/Franfurt 2008, S. 13.

--BaneshN. (Diskussion) 10:59, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Frage: Zitierst Du Trawny nach der zweiten Auflage? Lutz Hartmann (Diskussion) 08:57, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Nein, nach der dritten - offenbar sind sie nicht seitengleich, herrje. „3. überarbeitete und erweiterte Auflage 2015“, mit einem Nachwort zur 3. Auflage – darin findet sich das von S. Kellerer, E. Faye und F. Rastier im taz-Artikel kritisierte Zitat, in dem Trawny jene, die „die Wirkung von Heideggers Denken verhindern wollen" als „Feinde der Philosophie“ bezeichnet. Müssen jetzt alle Trawny-Seitenanzahlen überprüft werden?--BaneshN. (Diskussion) 09:42, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ich befürchte. Und ich habe diese Aufl. leider nicht. Gruß Lutz Hartmann (Diskussion) 12:36, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Glücklicherweise halb so wild - die ersten drei umseitigen Fn dazu sind nach der 3. Auflage zitiert, steht da auch so, und ich habe sie gerade überprüft. Dann kommt eine, die die englische Version zitiert, und die nächsten sind erst diejenigen, die jetzt in Bearbeitung sind, die also mit den obigen ausgetauscht werden. Ich habe natürlich nur nach der 3. Auflage zitiert, so dass wir jetzt durchweg diese nehmen sollten: Peter Trawny, Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015.--BaneshN. (Diskussion) 13:27, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Kannst du bitte noch das Jahr der Ersterscheinung ergänzen? --Anima (Diskussion) 23:46, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Getan.--BaneshN. (Diskussion) 09:19, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Es fehlt der Kommentar Thomäs, der die „Vagheit von Heideggers brutaler Bemerkung“ über den „Inneren Feind des Volkes“ betont. Auch James Phillips ist sehr vorsichtig: „This reservation has to be put forward should Heidegger be charged with anti-Semitism in this passage. It is neither very much nor nothing.“ Auch wenn es stimmt, dass der Text „überwiegend“ als antisemitisch gewertet wird, ist diese Unsicherheit einiger Kommentatoren nicht zu verschweigen. James W. Ceaser hat mal geschrieben, Amerika sei für Heidegger die „innere Bedrohung“ (ich weiß aber nicht, von welchem Text er spricht). Bei Ralkowski ist die Rede von allgemeiner „Nazi rhetoric“. Trawny schreibt, der Feind sei „vielleicht“ der „Marxismus“ und deshalb auch das „Judentum“.
Der Satz Kisiels bei Heinz heißt genauso wie auf English: „Zu Heideggers handverlesenem Ensemble planetarischer Hauptverbrecher des 20.Jahrhunderts würden mit Sicherheit Hitler und zumindest Stalin gehören, eventuell eingebettet in eine heimlich hinter den Kulissen der Weltbühne wirkende, weltumspannende jüdische Kabale.“ Und tatsächlich schreibt Powell: „the meaning of this statement is a matter of dispute“, warum wird oben das Gegenteil behauptet? Zu erwähnen wäre auch, dass Trawny bei einer Podiumsdiskussion in Kirchzarten am 6. 10. 2015 Viettas Begrifflichkeit als antisemitisch zurückgewiesen hat.
Fehlt auch: 1944 kommentiert Heidegger ein Wort Nietzsches: ‚Deutschland hat nur Einen Dichter hervorgebracht, außer Goethe: das ist Heinrich Heine — und der noch dazu ein Jude...‘ Dies Wort wirft ein seltsames Licht auf den Dichter Goethe. Goethe — Heine, ‚der‘ Dichter Deutschlands. Wo bleibt Hölderlin, um jetzt nur diesen zu nennen, da wir ihn doch mit Nietzsche zusammenstellen? (GA 50, 151. E. Faye: Heidegger, l’introduction du nazisme dans la philosophie. Albin Michel 2006, S. 485.) Außerdem deutet Jürgen Link „Heideggers Schweigen über Spinoza“ als eine antisemitische „Abneigung“. (Jürgen Link : Hölderlin-Rousseau: inventive Rückkehr. Opladen 2013, S. 261.) Filinthe (Diskussion) 13:13, 19. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Nö (non) --KarlV 13:45, 19. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Nee (no) --BaneshN. (Diskussion) 15:00, 19. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ich habe mir die von Filinthe genannten Texte von Thomä und Heinz angesehen. Seine Hinweise führen nicht zu einer Verbesserung des vorgeschlagenen Textes. Im Gegenteil ist die geschnippselte Auswahl nicht repräsentativ für die angesprochenen Aufsätze. Die übrigen genannten Autoren tragen in der Gesamtdebatte nicht zu einer Verbesserung des Gesamtbildes, wie es hier dargestellt ist, bei. Aus meiner Sicht kann dieser Abschnitt nunmehr umgesetzt werden. @Benutzer:He3nry, ich bitte um Vollzug. Lutz Hartmann (Diskussion) 10:59, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Der Text von James Phillips wird oben verfälscht, wie ich gezeigt habe. Und Dieter Thomä ist doch eine bessere Ref als Thomas Vašek, der hier oben von BaneshN als Wissenschaftler zitiert wird, was eine „Manipulierung“ zu sein scheint. Hier sein Lebenslauf: „Thomas Vašek ist Gründungschefredakteur der Philosophiezeitschrift »Hohe Luft«. Er studierte Volkswirtschaft und Mathematik und arbeitete als Journalist, unter anderem war er Chefredakteur von »MIT Technology Review« und »P.M.-Magazin« sowie Ressortleiter beim österreichischen Nachrichtenmagazin »profil«. Er ist Autor einer Reihe von Büchern, darunter „philosophie! die 101 wichtigsten Fragen“ (2017) und des Bestsellers »Work Life Bullshit« (2013), weitere Titel: „Denkstücke“ (2012), „Die Weichmacher“ (2011) sowie „Seele. Eine unsterbliche Idee“(2010).“ Filinthe (Diskussion) 14:23, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Die anderen sind der Meinung, dass das nicht mehr geändert werden sollte, ich schließe das deswegen also, --He3nry Disk. 15:32, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 15:32, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

He3nry, wir können diesen Text erst umsetzen, wenn auch der andere oben, Text zu 3 (neu) 1., angenommen ist, was ich dort erläutert habe. Daran habe ich Lutz auch nochmal per Mail erinnert. Wenn das also noch eine Weile dauern sollte, dann müssen wir auch hier noch eine Runde warten.--BaneshN. (Diskussion) 12:41, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Ist ok. Der geht ja nicht erloren, wenn wir ihn archivieren lassen. Den Teil der Diskussion hier können wir aber damit schon abschließen (eine Baustelle weniger), --He3nry Disk. 12:51, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Sicher, ich wollte das nur angemerkt haben, damit sich niemand fragt, warum ich das nicht umsetze.--BaneshN. (Diskussion) 12:57, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Jetziges Kapitel 5: „Schwarze Hefte“, neuer Text (erl.)

Die Schwarzen Hefte

Im Jahr 2013 kündigte P. Trawny, Mitherausgeber der Gesamtausgabe der Werke Heideggers, die Veröffentlichung der bis dahin unbekannten „Schwarzen Hefte“ an, Denktagebücher aus den Jahren 1931 bis 1975. In den Heften der Jahre 1938–1941 und 1941–1948 finden sich Stellen, in denen sich Heidegger zum „Judentum“, der „Judenschaft“ und zu dem von ihm so genannten „Weltjudentum“ äußert.[1] Trawny gab einige Auszüge daraus vorab französischen Philosophen bekannt, die sie veröffentlichten, was ab Mitte 2013 eine Debatte über Heideggers Antisemitismus auslöste, die die Kontroverse erneuerte und verschärfte. [2] Noch vor der Veröffentlichung des ersten Bandes im März 2014 beteiligten sich bereits ab Dezember 2013 auch deutsche Medien an der Diskussion.[3] Im Januar 2014 tauchte ein weiteres Schwarzes Heft auf, Anmerkungen I, das sich im Privatbesitz befand, auch dem Herausgeber nicht bekannt war und gleichermaßen umstrittene Aussagenn zu Juden enthält. [4]

Die Heidegger-Forschung kommt überwiegend zu dem Schluss, dass die genannten Textstellen antisemitischer Art seien, wobei zum Teil vom „seinsgeschichtlichen Antisemitismus“ oder vom „metaphysischen Antisemitismus“[5] gesprochen wird, was jedoch auch als Versuch kritisiert wird, “Heideggers Antisemitismus wegzurücken vom Antisemitismus der Nazis“, dagegen es sich bei den Zitaten um eine Verbindung zum „eliminatorischen Antisemitismus“ handele und Heidegger die sogenannte „Endlösung“ befürwortet habe.[6] Auf der anderen Seite des Spektrums wird im Widerspruch dazu zurückgewiesen, dass Heidegger ein „naiver Anhänger des Rassismus“ gewesen sei. Vetter zufolge sei Heideggers „Antijudaismus“ religiös und nicht antisemitisch motiviert: „Nach Heidegger müssen wir über den Gott der Metaphysik hinausgehen, um ‚dem‘ Gott eine Stätte zu bereiten. Und das ist unjüdisch. Der jüdische Gott bedarf unser nicht, damit wir ihm eine Stätte bereiten, er braucht nur unsere Bereitschaft.“[995 Schließlich wird die Frage um seinen Antisemitismus auch offengelassen.[7]

Im Januar 2015 gab der Freiburger Philosophieprofessor Günter Figal seinen Rücktritt vom Vorsitz der Martin-Heidegger-Gesellschaft bekannt, da die antisemitischen Passagen der „Schwarzen Hefte“ es ihm unmöglich machen würden, als Vorsitzender den Philosophen und Menschen Heidegger offiziell zu vertreten.[8] Im März 2015 übernahm Helmuth Vetter den Vorsitz. Er bedauerte, dass in den Diskussionen sich fast alles auf den Vorwurf des Antisemitismus zu beziehen scheine und gab zu denken, dass es vielleicht „gar nicht so übel“ wäre, die umstrittenen Aussagen von der folgenden Notiz der Schwarzen Hefte aus zu interpretieren[9]:

„Anmerkung für Esel: mit ‚Antisemitismus‘ hat die Bemerkung nichts zu tun. Dieser ist so töricht und so verwerflich, wie das blutige und vor allem unblutige Vorgehen des Christentums gegen ‚die Heiden‘. Daß auch das Christentum den Antisemitismus als ‚unchristlich‘ brandmarkt, gehört zur hohen Ausbildung der Raffinesse seiner Machttechnik.[10]

Die Publikation der Schwarzen Hefte und die folgende Debatte hat in der deutschen Öffentlichkeit zu den Forderungen geführt, nach Heidegger benannte Institutionen und Straßen umzubenennen. So soll der Martin-Heidegger-Weg in Freiburg künftig „Philosophenweg“ heißen, da, so die Kommission zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen, „die Aufarbeitung der politischen Rolle und der Überzeugungen des Philosophen“ mit „der Veröffentlichung der 'Schwarzen Hefte', Heideggers privaten Aufzeichnungen mit antisemitischen Ausfällen, ihren Höhepunkt erreicht“ habe.[11]

  1. Martin Heidegger: Überlegungen XII–XV (Schwarze Hefte 1939–1941), Heidegger Gesamtausgabe 96. Hrsg. von Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2014; Ders.: Überlegungen II–VI (Schwarze Hefte 1931–1938), Heidegger Gesamtausgabe 94. Hrsg. von Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2014; Ders.: Überlegungen VII–XI (Schwarze Hefte 1938/39), Heidegger Gesamtausgabe 95. Hrsg. von Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2014; Ders.: Anmerkungen I–V (Schwarze Hefte 1942–1948), Heidegger Gesamtausgabe 97. Hrsg. v. Peter Trawny, Frankfurt a. M. 2015.
  2. Trawny, Die Zeit, 27. Dezember 2013: „...das Bekanntwerden einiger Passagen aus diesen Notizen in Paris zum Teil hysterische Reaktionen ausgelöst hat. (...) Französische Gelehrte, die seit Jahrzehnten Heideggers Denken interpretieren, liefen sozusagen intellektuell Amok“.
  3. In der Zeit vom 27. Dezember 2013 erschienen die Artikel von Peter Trawny: Eine neue Dimension und Thomas Assheuer: Er spricht vom Rasseprinzip sowie ein Interview mit Emmanuel Faye: Die Krönung der Gesamtausgabe
  4. Zeit online, 22. Januar 2014, Vermisstes Werk von Heidegger aufgetaucht.
  5. Peter Trawny, Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, S. 69: „Der seinsgeschichtliche Antisemitismus besteht darin, dass Heidegger meint: Die 'nach dem Rasseprinzip' lebenden Juden machen (...) die in diesem 'Rasseprinzip' fundierte Selbstauslegung (...) zum Sinn und Zweck ihrer 'Machtentfaltung'“; Alain Badiou, zit, n. Deutschland Radio Kultur, 18. Dezember 2013, Umstrittener Philosoph, "Überlegungen zum Judentum, die eindeutig antisemitisch sind": „eigentlich ein ganz gewöhnlicher Antisemit“; Donatella di Cesare in Thomas Vašek (Hohe Luft. 10. Februar 2015), Heidegger-Enthüllung: “Deshalb würde ich von einem metaphysischen Antisemitismus sprechen“; Jean-Luc Nancy („Faustkultur“, 16. Februar 2015), Tatsachen aus Heften:„Dies bedeutet zumindest, dass Heidegger in Anlehnung an eine Kritik der „Neuzeit“ den banalsten Antisemitismus seiner Zeit wiederholt“; Wolfram Eilenberger, Deutschlandfunk „Es gibt eine systematische, es gibt eine philosophische Nähe Heideggers zum Antisemitismus, und das ist ein neues und wichtiges Ereignis nicht nur in der Heidegger-Forschung, sondern auch in der Philosophie des 20. Jahrhunderts."
  6. R. Wolin Im Gespräch mit Thomas Vašek (Hohe Luft. 27. März 2015), „Heidegger hielt die 'Endlösung' für notwendig“
  7. S. Vietta, S. 622: „Wie der Leser diese Heidegger’sche Judenkritik benennen will, ob Antisemitismus oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.“
  8. Vgl. Vorsitzender der Heidegger-Gesellschaft zurückgetreten, Pressemitteilung SWR2, 16. Januar 2015; Das Ende des Heideggerianertums. Interview Figals in der Badischen Zeitung, 23. Januar 2015:„Ich habe trotz Heideggers großer Sympathie für den Nationalsozialismus nicht gedacht, dass er vorsätzlich und mit Überzeugung antisemitische Äußerungen tut, noch dazu von einer solchen Infamie. Es war der zwingende Anlass, mein Verhältnis zur Person Heidegger zu überdenken.“
  9. Stellungnahme des Vorsitzenden der Martin-Heidegger-Gesellschaft
  10. GA 97, 159
  11. Abschlussbericht der Kommission zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen, zur Begründung des Vorschlages, den Martin-Heidegger-Weg in Freiburg umzubenenen, S. 42.“

--BaneshN. (Diskussion) 11:04, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Dieser Abschnitt stellt fasst ausschließlich auf die Frage des Rassismus/Antisemitismus ab. Die Schwarzen Hefte enthalten aber auch - und ich meine viel grundlegender - starke faschistische und antidemokratische Aussagen. Diese herauszuarbeiten erscheint mir nötig. Denn dadurch kann man erst erkennen, dass das braune Denken bei Heidegger keineswegs ab ca. 1936 aufgehört hat. Dabei kann man hier kurz bleiben, wenn der Artikel Schwarze Hefte entsprechend aufgearbeitet wird. Dann kann hier einfach ein Verweis auf den "Hauptartikel" gemacht werden. Oder man wird hier noch etwas ausführlicher und macht aus dem gesonderten Artikel eine Weiterleitung auf unser Lemma. Ich würde eher für die erste Lösung plädieren. Lutz Hartmann (Diskussion) 16:11, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ja, ich würde auch für die erste Lösung plädieren. Ich habe oben angemerkt, dass dieser Abschnitt hier erstmal ein Provisorium ist, weil das jetzige Unterkapitel dazu in 5 ja weitgehend in dem neuen Abschnitt „Aussagen zum Judentum“ aufgeht und wir dann etwas haben müssen, was wir jetzt in 5 einsetzen. Soweit ich sehe, sind die Textstellen, von denen Du sprichst, auch jetzt nicht drin. Und da fügt es sich nun so, dass ich jemanden kenne, der alle drei Bände der SH als pdf besitzt und diese Dinge schon deshalb viel besser wird erarbeiten können. Wie sieht es aus, Lutz wenn sich die Situation auf der Disk beruhigt, könntest Du etwas Zeit erübrigen, um die Seite „Schwarze Hefte“ in diesem Sinn zu bearbeiten? Ein Absatz, ein paar Quellen würden doch erstmal genügen.--BaneshN. (Diskussion) 08:59, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Sehr richtige Anmerkung von Lutz. Setzt das mal um.--KarlV 14:11, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Setzt das mal um, ist ein Stück Arbeit - die Seite „Schwarze Hefte“ ist eben nur sehr ad hoc erstellt worden. Sicher wirst du uns dabei helfen, das umzusetzen...--BaneshN. (Diskussion) 18:46, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ein Bisschen Zumutung ist das schon. Ich habe zwar einiges gelesen, bin aber lange noch nicht eingelesen. Wenn ich das mache, dauert es. Ich bin nicht so flott wie BaneshN. Da ich keinen unmittelbaren Zugang zu Bibliotheken habe, Frage an Karl: Würdest Du mir bei der Beschaffung von Aufsätzen behilflich sein? Lutz Hartmann (Diskussion) 19:38, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Lutz, wenn du diesen Band noch nicht hast, dann schicke ich ihn Dir gerne zu.--BaneshN. (Diskussion) 20:03, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ich hab das Buch und auch noch anderes. Um meine Wünsche zu beschreiben ein Beispiel: Weil ich zur Zeit keinen Zugang zu de Gruyter habe, komme ich nicht an die DZfP. Ich interessiere mich aber für Marion Heinz: Heideggers Kritik an Sein und Zeit nach den Schwarzen Heften der 30er-Jahren, DZfP 63/5 (2015), 900-912. Derart wären etwa meine Anfragen. Lutz Hartmann (Diskussion) 00:11, 17. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ein weiterer Artikel, der mich in diesem Zusammenhang interessiert: Peter Trawny: Heidegger und das Politische. Zum "Rechtsphilosophie" Seminar, Heidegger Studies 28 (2012), 47-66 Lutz Hartmann (Diskussion) 08:11, 18. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Den ersten Artikel würde ich auch gern mal lesen, mitsamt der Seminarbeiträge von Siegen, 2015. Aber um die jetzige Seite „Schwarze Hefte“, die nach Karls Streichungen wenig mehr ist als ein Verlagsinfo, um sie auf einen akzeptablen Stand zu bringen und die von Dir oben angesprochene Geisteshaltung darin zu erörtern, ist es m.E. nicht nötig, darauf einzugehen, wie Heidegger dann SuZ gedeutet hat. Ich frage mich auch, wenn Marion Heinz in Siegen zu jenen gehörte, die in SuZ bereits nazistische Elemente sahen, welche Deutung dann in der NS-Zeit dazu noch nötig war. Ich habe mal bei de Gruyter nachgesehen - zu den assoziierten Unis zu gehören, sieht wie Glückssache aus - aus Hamburg die TU, Sapienza in Rom gehört nicht dazu - ob KarlV Dir da helfen kann? Gibt es nicht in Moers eine Uni mit einer philosophischen Fachbereisbibliothek, in der man DZfP einsehen kann? (Was Trawny sagt, will ich kaum noch wissen, ich nehme ihn nicht mehr ernst.)--BaneshN. (Diskussion) 09:56, 18. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ich habe mal Frau Heinz um eine PDF gebeten...--KarlV 10:06, 18. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Das wollte ich auch gerade tun. Siegener Vorträge? Text dann in die Runde, pretty please.--BaneshN. (Diskussion) 10:32, 18. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Noch einmal zum obigen Kasten: „Noch vor der Veröffentlichung des ersten Bandes im März 2014 beteiligten sich bereits ab Dezember 2013 auch deutsche Medien an der Diskussion.“ Das würde ich mit drei unterschiedlichen journalistischen Texten als Fußnoten den Lesern leicht zugänglich machen. Entsprechende Artikel befinden sich im Diskussionsarchiv. --Anima (Diskussion) 19:34, 19. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Und wer sucht die nun heraus und setzt sie hier so ein, dass sie mit nur einer Fn im Text verzeichnet sind? --BaneshN. (Diskussion) 21:23, 19. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Lutz Hartmann (Diskussion) 16:27, 20. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Ich denke @Benutzer:He3nry, auch dieser Text kann umgesetzt werden. Mögliche Ergänzungen können formuliert werden, wenn der Artikel Schwarze Hefte überarbeitet ist. Ich bitte um Freigabe. Lutz Hartmann (Diskussion) 11:03, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Sehe nichts was der Einschätzung entgegenspräche, Verfahren wie immer, --He3nry Disk. 15:30, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 15:30, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

„Vom Wesen der Wahrheit“

Dr. Wiki: „Dann äußert er in Anlehnung an das Freund-Feind-Denken Carl Schmitts und Ernst Jüngers Voluntarismus ...“ Ohne Quelle. (Ohne Jünger geht das hier nicht - über 20 Mal werden die Jünger-Brüder im Artikel erwähnt, öfter als Elfride.) Das erste Mal, als Heidegger die Vorlesung hielt, war im Übrigen auf dem von Heinrich Berl organisierten Badener Heimattag vom 11. bis 14. Juli 1930 (auch: „Badische Heimattage“), auf dem auch der „Rassenforscher“ Eugen Fischer sprach. Im Kontext des Blut-und-Boden-Gedankens ist das nicht wenig aufschlussreich.

Ich meine nicht, dass es hier besonders erwähnenswert ist, wenn Heidegger das griechische Wort für „Krieg“ mit dem deutschen Wort „Krieg“ übersetzt.

Der Feind in der „innersten Wurzel des Daseins eines Volkes“ und die „völlige Vernichtung“ sollten natürlich erwähnt und in einem kurzen paraphrasierten Überblick nebst Fn. eingeordnet werden. So auch „Blubo“, „Kolbenheyer“ und „Biologismus“- als Unterthemen des neuen Kapitels „Zur Frage des Rassismus“ s. Themenübersicht.

Die Wiki-Heidegger-Kolbenheyer Deutung kehrt noch einmal in „Forsetzung der 'nationalsozialistichen Revoution'“ zurück, s. u

Das Kapitel geht vollständig in dem neuen Kapitel „Zur Frage des Rassismus“ auf, siehe „Themenübersicht“.--BaneshN. (Diskussion) 15:24, 16. Jun. 2017 (CEST)Beantworten

Die Quelle ist Morat, S. 133. Wenn er Jünger und Heidegger oft zusammen zitiert, gibt es vielleicht einen Grund... Filinthe (Diskussion) 19:18, 19. Jun. 2017 (CEST)Beantworten

Wenn jemand 1933 von der „völligen Vernichtung“ des „Feindes“ sprach, der sich „in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes festgesetzt“ haben kann, dann denken wir heute an die „Abschaffung der Kollegen“. Ja, richtig, spätestens an dieser Stelle ist unsere Seite, so könnte man denken, nur noch eine geschmacklose Witzseite. Aber ist sie vielleicht noch etwas anderes? Es stellt sich hier die Frage, ob es überhaupt erlaubt ist, Texte von Forschern zu verfälschen und ihnen somit einen solchen Wirrkram zu unterstellen. Umseitig wird im Anschluss an Heideggers Zitat der völligen Vernichtung des Feindes des Daseins eines Volkes dargelegt:

“Damit könnte die Abschaffung der Kollegen gemeint sein, oder die Destruktion von Metaphysik und deren Begriffen, oder das Heraklit-Bild Nietzsches, der das Wort „Vernichtung“ auch benutzte,[344] schreibt Thomas Poiss.“

Und fügen wir dem gleich hinzu, was Thomas Poiss tatsächlich geschrieben hat:

„Man muss das mehrmals und langsam lesen, um seinen Augen zu trauen angesichts einer Stelle, die noch den finstersten Carl Schmitt überbietet. Das 'Dasein', das noch immer harmlos in Seminaren anhand von Sein und Zeit analysiert wird, hat eine ganz persönliche Geschichte. 1933 putscht es sich am Feind, den es notfalls auch erst zu schaffen gilt, zu gesteigerter Intensität auf; und am allerschlimmsten und somit am reizvollsten ist derjenige Feind, der 'in der innersten Wurzel des Daseins sich festgesetzt haben (kann)' - und das Wort 'festgesetzt' im Kontext von 'Wurzel des Daseins' suggeriert unzweifelhaft: nicht urwüchsig, sondern wie ein Parasit.“

„wie ein Parasit": Das schreibt Thomas Poiss. Poiss fragt dann, ob es möglich wäre, das Zitat auch als „geistige Vernichtung“ zu deuten und bemerkt daraufhin: „Die harmloseste Deutung wäre noch, dass damit nur die eingangs erwähnte Abschaffung der Kollegen gemeint sei, wenngleich die völlige Abschaffung anderer Philosophen anderen Philosophen auch kein angenehmer Gedanke sein dürfte. Oder man könnte sogar gut philologisch darauf verweisen, dass auch in Nietzsches Heraklit-Bild das Wort 'Vernichtung' vorkomme und daher Heideggers Rede eigentlich nur als Zitat zu verstehen sei. (Anm. 50) Oder steckt in 'völlige Vernichtung' die Destruktion der Metaphysik und deren Begriffen? Aber wie passte dies zur 'innersten Wurzel des Daseins eines Volkes' und zu dessen innerem Feind? Im Kontext des Jahres 1933/34 musste Heidegger klar sein, was er tat, indem er so sprach: er hetzte.“

Wir haben hier jemanden am Werk, der die Zitate von Forschern vorsätzlich entstellt, indem er aus Zwischenfragen im Konjunktiv, die dann wiederlegt werden, Aussagen im Indikativ macht und die Widerlegungen mitsamt den Schlussfolgerungen weglässt. Es gehört zum Standard der systematischen Falsifizierungsmethodik dieser Seite, Fragen der Forscher, die zu vielen Zwecken gestellt werden können, oft nur, um dann das Abwegige einer These darzulegen, zu Behauptungen umzuschreiben oder, wie im Fall des Kollegen-Zitates, das Marginale im Irrationalis aus dem Kontext zu schneiden, die Einschränkung zu streichen und es als Primäres im Potentialis zu präsentieren, was für den Schmierenjournalismus ganz typisch ist, wobei sich das nicht nur auf jenen heutiger demokratischer Länder beschränkt. Die obige Frage, ob so etwas rechtlich zulässig ist, hat unter anderem das Bundesverfassungsgericht verneint, wie U. Branahl zusammenfasst: „Niemand muss sich gefallen lassen, dass ihm Aussagen in den Mund gelegt werden, die er nicht getan hat. Das gilt sowohl für erfundene Interviews als auch für die Zuschreibung sinngemäßer Äußerungen, die der Betroffene so nicht gemacht hat“, mit Verweis auf Urteile des OLG Hamburg, des Bundesverfassungsgerichts und des Kammergerichts Berlin. Unzulässig ist auch eine „einseitige Auswahl, die die Aussage des Zitierten verfälscht", m. Verw. auf BVerfG. 12, S. 113ff. (130 f.) Schmid/Spiegel zit. n. U. Branahl, Medienrecht,Zur Rechtssprechung der umseitig belegbaren Methodik der Verfälschung von Zitaten

Da wiederum in Zweifel gezogen werden kann, ob es sich dabei nur um meine Sicht der Dinge handelt, habe ich Thomas Poiss selbst gefragt. Hier ist seine Antwort:

„anbei das PDF meines Aufsatzes. Bei der 'Abschaffung der Kollegen' beziehe ich mich auf eine von Karl Jaspers überlieferte Szene und erwäge nur beiläufig, diese zur Deutung der Stelle vom Feind, der "sich in den innersten Wurzeln des Daseins eines Volkes festgesetzt hat", heranzuziehen. Denn die letztere Stelle vom inneren Feind, der sich in den Wurzeln festgesetzt hat, kann man aufgrund der Parasiten-Metapher im Jahre 1933 wohl schwerlich anders als als antisemitische Hetze deuten und als solche benenne ich sie auch in meinem Text. Mit freundlichen Grüßen Th.Poiss.“ 17. 8. 2017, 22:21.

Es heißt im Aufsatz von Poiss, S. 74, - den ich Anima, KarlV, Lutz und Machtjan X geschickt habe, da es unwahrscheinlich ist, dass wir alle das Buch „Verwindungen“ besitzen - nur „Hetze“. Das „antisemitische“ kann sich aus dem Kontext erschließen, ist aber verzichtbar, da inzwischen fast alle seriösen Forscher sagen, dass Heidegger Antisemit war, ob „seinsgeschichtlich“ oder ähnlich, oder dass er antisemitische Ansichten geäußert hat (Ott, Figal, Trawny, Hachmeister, Wolin, Mehring, Kellerer, Heinz, Pégny, Phillips, Fried, Leaman, Marten, Gabriel, Farias, Faye, Morat, Vašek, Taureck, Givsan, Hartung, Kinzel, di Cesare - Vorsitzende der italienischen Martin-Heidegger-Gesellschaft -, Zaborowski, 634, 640, vor und Safranski nach 2014, um nur die Bekanntesten zu nennen); außer in der Faurisson-Fédier-Ecke, in der ja auch das Leugnen von Gaskammern oder des Holocausts teils gerichtsnotorisch ist, und in der rechtsnational gesinnten Gruppe um Heideggers Erben - von Herrmann, der gegen die Publizierung der SH gekämpft hat - ist kaum noch jemand bereit, das zu bestreiten.) Das bedenkliche Zitat, dass es nur wenige Philosophieprofessoren in Deutschland geben sollte und die anderen abgeschafft gehören, um eine neue Generation von Dozenten zu schaffen („Dozentenakademie“), ist bei Poiss auf S. 64.

Die fédiersche Falsifizierungsmethode, wie sich bald wieder bei der Exegese des Textes von Luis Alejandro Rossi im Logik-Kapitel zeigen wird, hat natürlich zum Ziel, kritische Darlegungen der Forscher so zu verzerren, um sie in eine geschichtsrevisionistische Perspektive der Rolle einzufügen, die Heidegger im Nationalsozialismus hatte (auch bezeichnend, dass Heidegger so oft durch Verfälschungen verteidigt werden muss).

Wir könnten uns auch fragen, warum Th. Poiss hier als erster erwähnt wird. Auf unserer Seite kommt er nur einmal vor, eben an dieser Stelle. Poiss ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HU-Berlin, mit antiker Lyrik befasst. Er hat in der Anthologie „Verwindungen“ jenen Essay zu Heideggers Verhältnis zu Heraklit geschrieben und sich ansonsten nie öffentlich mit Heidegger befasst. Warum also wird gerade jener Essay des Pindar-Experten Poiss hier als erster Kommentar herangezogen? Antwort: Weil sich der kurze gedankliche Exkurs dort recht leicht zu dem Zweck verfälschen lässt, das Urteil von Trawny, Morat, Faye und anderen - eben auch von Poiss selbst - zunächst einmal zu vernebeln: dass Heidegger gegen, NS-Jargon, „Parasiten“/Juden als innerstem Feind des Volkes ist, dem das Ziel der völligen Vernichtung gilt. Und da die üblichen Heidegger-Verteidiger an dieser Stelle schweigen, musste etwas von einem anderen Forscher zusammengebastelt werden, so dass es Schmierkram ist.

Da nun aber Poiss schon einmal als erster Kommentator hier herangezogen wurde und seine Studie zu Heideggers Heraklit-Vorlesung sehr kundig und feinsinnig ist, werden wir seine dort getätigten Aussagen auch zitieren, z. B. „Im Kontext des Jahres 1933/34 musste Heidegger klar sein, was er tat, indem er so sprach: er hetzte.“ Oder: Er war da jemand, „der ohne den geringsten äußersten Zwang bei seiner eigensten Tätigkeit - z.B. dem Auslegen von Heraklits polemos-Fragment - zur völligen Vernichtung eines sich parasitär im Dasein des Volkes festsetzenden Feindes aufruft.“

Und wo ist überhaupt der umstrittene Anfang des Heidegger-Zitates über den Feind in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes? Da soll der innerste Feind, der eine Grunderfordernis ist, zur Not doch erst geschaffen werden, damit man einen Feind im Inneren hat, der „das Dasein“, im Wintersemester 1933/34, schärfen kann.

Erst der innere Feind ermöglichte doch, dass die Deutschen jener Zeit sich als „Arier“ sehen konnten: erst durch die rassistischen Wirrlehren des 19. Jh., in der Folge der indoeuropäischen Sprachen auch eine indogermanische Rasse zu proklamieren, wurden „Arier“ - ein Bergvolk des iranisch-indischen Hochlandes - als „Rasse“ den Semiten entgegengestellt. (Die Begründer der „arischen“ Rassentheorie vor Gröfaz hießen Hirt, Gobineau und Houston Stewart Chamberlain, noble und diplomierte Narren allesamt, nun ewig in der Liste der Spinner der Menschheit.) Ohne Semiten - Juden - hätte es keine Möglichkeit gegeben zu definieren, was ein „Deutschblütiger“ sei, weil die Germanen seit der letzten Völkerwanderung etwas weniger reinrassig sind als Nachbars Lumpi. Der innere Feind war daher zur Begründung der NS-„Rassenlehre“ ganz unverzichtbar.

„Der Feind braucht nicht der äußere zu sein, und der äußere ist nicht einmal immer der gefährlichere. Und es kann so aussehen, als sei kein Feind da. Dann ist Grunderfordernis, den Feind zu finden, ins Licht zu stellen oder gar erst zu schaffen, damit dieses Stehen gegen den Feind geschehe und das Dasein nicht stumpf werde.“

Ja, das streichen wir alles. Ach was, zensorischer Exzess, merken die nicht.

Gut, aber das Zitat, das auch Trawny - da es so naheliegend ist - als ersten Kommentar dazu anführt, S. 103, Anm. 8: „Der Kampf beschreibt haargenau in der für Heidegger so charakteristischen Sprache den Rassenkampf der Nationalsozialisten gegen die Juden, die sich im deutschen Volk assimiliert haben.“ Nein, da spricht Faye im Klartext, S. 229, weg damit. Und Thomas Vašek, Heidegger. Ein totalitärer Denker, Hohe Luft, 2014, Nr. 09, S. 73: „Als Freiburger Rektor beteiligt sich Heidegger zwar nicht unmittelbar an der primitiven Judenhetze der Nazis. Doch es gibt bereits damals Hinweise auf Heideggers Antisemitismus, etwa wenn er von einer bevorstehenden 'großen Entscheidung der Erde gegen das Asiatische' spricht. In einer Vorlesung im Wintersemester 33/34 sagt Heidegger: '(...) Dieser Feind könne sich auch 'in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes' festgesetzt haben.'“ - Auch weg, alles weg, kennen wir nicht. Kennen wir eben nicht. Gaëtan Pégny? Kennen wir auch nicht. James Phillips? Weg. Gregory Fried? Raus! Streichen wir alles raus, mitsamt dem Beginn des Heidegger-Zitates, weg, alles weg.

Auch kein Wort von Trawnys Kommentar? Nein, weg damit. Der innerste Feind eines Volkes, das ist bei Wikipedia jetzt zunächst mal die „Abschaffung der Kollegen“, ja? Und was sagt Faye? „Was Heidegger schreibt, entspricht dem, was der Gestapo als neue Mission anvertraut war: der 'Gegnerforschung'. Es handelt sich um den auf die innerste Wurzel des germanischen Volkes gepfropften Feind, den es zu identifizieren gelte, um ihn gänzlich zu zerstören, somit den Gegner der nationalsozialistischen Revolution, von dem in den Vorlesungen laufend die Rede ist, aber ebenso und vor allem handelt es sich um den im deutschen Volk assimilierten Juden.“ Emmanuel Faye, Der Nationalsozialismus in der Philosophie. Sein, Geschichtlichkeit, Technik und Vernichtung in Heideggers Werk in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.), Philosophie im Nationalsozialismus, Hamburg, 2009, 134 f..

Ja, davon nehmen wir mal sieben Worte, wg. Alibi, dann können wir sagen, dass wir Faye zitiert haben, (mit Nominativ im Akkusativsatz, als Gesetz der Seite): „Es gehe eindeutig um den assimilierte Jude“. Das ist Kernkompetenz, so macht man das.

Nach dem auf sieben gestümperte Worte zusammengefassten Alibi-Faye kommt, etwas länger immerhin, Morat zu Wort. Bei Wikipedia klingt das so: „Nach Daniel Morat dürften damals die Formulierungen Heideggers, 'ohne explizit auf die Juden bezogen zu sein', als antisemitisch verstanden werden“, Morat, S. 133.

Jetzt das Original, S. 133: In Anlehnung an Carl Schmitts Freund-Feind-Denken „kam Heidegger auch zu Formulierungen, die, ohne explizit auf die Juden bezogen zu sein, zentrale Denkfiguren des antiassimilatorischen Antisemitismus reproduzierten und im Herbst 1933 entsprechend verstanden worden sein dürften“. Die von Heidegger reproduzierten “zentralen Denkfiguren des antiassimilatorischen Antisemitismus“ schneiden wir nun aber mal ganz sauber aus dem Zitat heraus, weil Heidegger sonst zu eindeutig nach einem antisemitischem Nazi riechen könnte, und das wollen wir ja verhindern, dazu sind wir schließlich hier.

Die einleitenden Sätze mit dem Bezug auf Ernst Jüngers Voluntarismus sind ebenfalls im Indikativ (als Faktum) ohne Markierung bei Morat abgeschrieben, dort beziehen sie sich aber auf den „Dezisionismus“ des Heidegger-Zitates, dass der Kampf „alles Seiende mit Entscheidungscharakter durchsetzt, jener ständigen Schärfe des Entweder-Oder“, das ja eine Abkehr von dem sich Enthüllenden (a-letheia) durch Hineinstehen in das Sein ist und also “dem soldatischen Voluntarismus der Brüder Jünger“ nahekomme - doch von diesem Zitat ist umseitig nicht die Rede. Die Jünger-Brüder werden hier auf einen reduziert, auf Ernst, und der wird, weil es so gewollt ist, mitsamt dem Voluntarismus in das andere Zitat mit hineingemogelt, für das Morat aber lediglich das „Freund-Feind-Denken Carl Schmitts“ zum Vergleich heranzieht.

Daraufhin darf endlich Zaborowski “betonen“. Was „betont“ Zaborowski diesmal? Was, Jude Husserl? Nein, wie bald noch zu erörtern ist, spricht Zaborowski dort selbstverständlich nicht davon, dass Husserl „jüdischer Herkunft“ gewesen sei - was hätte diese Information an jener Stelle für einen Sinn? Was hat sie hier für einen Sinn? Wikipedia erwähnt hier ausdrücklich, dass Husserl - von dem verschwiegen wird, dass er Christ war - „jüdischer Herkunft“ war. Warum Wikipedia das tut? Aus diesem Grund: das Gute am Juden - auch wenn der Jude ein Christ ist, gleich - das Gute am Juden an sich - ob nun Husserl, Arendt, Löwith: der Jude eben - das Gute am Juden ist auf unserer WP-Seite bisher dieses: der Jude kann Heidegger entlasten. Nein, das ist kein Rassismus, das macht der Jude, das machen nicht wir. Und hier entlastet eben Jude Husserl. An dieser Stelle erwähnt Zaborowski die „jüdische Herkunft“ nicht, das schreibt Wikipedia in diesen Zusammenhang dann extra noch mit hinein.

Und was sagt Zaborowski nun zu dem Satz mit dem Feind in der innersten Wurzel des Daseins? Nix. Nichts? Ja, er sagt nichts dazu. Deshalb wird er hier so ausführlich dazu zitiert. Nur der ganze Heraklit-Teil der Vorlesung Wesen der Wahrheit, sechs Seiten lang, wird von Zaborowski, 271, aufgrund des Wortes polemos mit anderen Textstellen in einer Fn erwähnt: „zum Beispiel (...) GA 36, 89-95“ - denn er widmet sich dem Wort „Kampf“ und verweist deshalb in der Fn auch auf jene 6 Seiten, doch es geht bei dem Vergleich mit Husserls Publikation um die Sprache der Antrittsrede, nicht um das Wesen der Wahrheit oder um jene Sätze. Eine ordentliche Exegese der Formulierung des Feindes in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes, bei dem die völlige Vernichtung als Ziel zu betrachten sei, hat sich unser verdruckster Verteidiger mal wieder nicht getraut - weil er andererseits ja auch nicht in die Fédier-Faurisson-Ecke gestellt werden will - da ist Zaborowski lieber ein stummes Zabolein. Deshalb „betont“ er im Kontext des Wurzel-Zitates ganz genau gesagt - gar nichts.

Dann zeigt sich Wikipedia in Hochform - wir sind immer noch bei der Vorlesung Vom Wesen der Wahrheit, 1933/34: „Militärische Metaphern seien in den 1930er Jahren weit verbreitet. Der Feind oder 'das Asiatische' sei nicht der Nichtarier, sondern das Moderne in seiner entfesselten Gestalt in Russland und Nordamerika. Hier liege 'bestenfalls das Dokument einer Annäherung an die nationalsozialistische Ideologie' vor, aber nichts mehr.“

Wie? Dazu gibt es eine Fn, Zaborowski, 271 u. 399 und Safranski 499f. Zaborowski, 271 ist die Stelle, in der auf die 6 Seiten hingewiesen wird. Auf S. 270 (großzügig) spricht Zaborowski zwar tatsächlich von den militärischen Metaphern, doch er behandelt dort die Rektoratsrede und Begriffe wie Kampf und Kampfgemeinschaft allgemein in „vielen Vorlesungen“. Diese Metaphern haben nichts zu tun mit „Feind in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes“, das Zitat wird von Zaborowski ja im gesamten Buch nicht einmal erwähnt. Hier ist das tatsächlich nichts weiter, als eine auf dem Niveau von Schuljungen dreiste und einfältige unwahre Behauptung zur Aussage eines Forschers. Auch dass die Vorlesung 1933/34 das „Dokument einer Annäherung an die nationalsozialistische Ideologie“ sei, gehört zum Standard nur von Wikipfusch. Zaborowski spricht auch da nicht von jener Vorlesung. Er sagt, tatsächlich S. 271: „Eine genauere Untersuchung der Sprache der Rektoratsrede und des Anliegens, das Heidegger in dieser Rede entfaltet, zeigt, dass hier bestenfalls das Dokument einer Annäherung an die nationalsozialistische Ideologie vorliegt, nicht ein Dokument, in dem sich eine nationalsozialistische Überzeugung eindeutig und ohne Einschränkungen ausdrückt.“ Dieses Zitat zur Rektoratsrede wird hier einfach für die Vorlesung Wesen der Wahrheit 1933/34 verwendet - und das obwohl Zaborowski hinzufügt, dass diese Annäherung an die NS-Ideologie im Frühling 1933 besonders deutlich werde durch „diejenigen Texte (...), die Heidegger nach der Rektoratsrede verfasst hat. Denn in diesen Texten finden sich Belege für eine Radikalisierung von Heideggers politischer Position.“ Womit das erste Statut von Wikipfusch festgelegt wäre: Zitate für X kannst du auch gern für U nehmen, da pfeifen wir hier drauf.

(BVerfG 54, S. 208 ff. Böll-Walden, zit. n. U. Branahl, Medienrecht, S. 144): „Eine unzulässige Verfälschung des Persönlichkeitsbildes [=Meinung des Verfassers eines Textes] kann sich auch daraus ergeben, dass das Zitat aus dem Zusammenhang, aus dem es stammt, herausgenommen und auf einen anderen Sachverhalt angewendet worden ist, ohne dies kenntlich zu machen.“

Und „Nichtarier“? Ja, da stellen wir uns mal ganz dumm und fragen: Das Wort benutzt also Holger Zaborowski? Ja? „Nichtarier“. Wo? Nicht auf Seite 270 oder 271, auch nicht auf Seite 399. Da findet sich nur Heideggers o.a. „das Asiatische“, und es geht um die Hölderlin-Vorlesung, nicht um das Wesen der Wahrheit. Es sei das „Moderne in seiner entfesselten Gestalt in Russland und Nordamerika“ - von wem ist das denn? Von Zaborowski? Nein. Von Heideggger? Nein, von Safranski: „Heidegger sagt es nicht ausdrücklich, aber aus der Logik seiner Darstellung ergibt sich: Das Asiatische unserer Tage ist nichts ›Barbarisches‹, sondern das Moderne in seiner entfesselten Gestalt in Russland und Nordamerika.“ Sehr bemerkenswert, was uns Safranski hier erzählt: Das Asiatische ist das Moderne und findet sich in den USA. „Weltjudentum“? Davon abgesehen: In meiner Ausgabe ist Seite 499 der Anhang mit Lebenslauf. Vielleicht Safranski, S. 379? Jaja, irgendwo eben. Und Safranski sagt das aber doch zum Vortrag Wege zur Aussprache von 1937, vier Jahre nach Wesen der Wahrheit. Tja, da nehmen wir wieder Wikipfusch-Statut 1 - was für Zitat X gilt... Aus dem obigen Zitatfetzen-Verhau bezieht sich kein einziges Wort auf Wesen der Wahrheit. Und von Safranski ist der Begriff „Nichtarier“? Nein? Heidegger benutzt ihn m. W. nur in GA 16, S. 217, im Brief bezüglich der Drucklegung der Reden zum Bekenntnis der Professoren zu Hitler. Und in einem Artikel spricht er von „nicht-arischer Abstammung“, Freiburger Studentenzeitung, Nov. 1933. Vom Nazi Heidegger stammt die rassenideologische und reichlich biologistisch-antisemitische Wortwahl „Nichtarier“ zur Negation des Feindes hier also nicht. Von wem stammt sie denn?

(Ich höre schon jemanden schreien: „Derundder hat's auch mal gesagt!“)

(Zum Blubo-ZItat und zur Ungefährigkeit im Fall Kolbenheyer siehe dann das kommende Kapitel zu den NS-Philosophen).

Resümee: Das Kapitel wird in zwei folgenden Abschnitten integriert:

  • 3. (neu) „Zur Frage des Rassismus“, Unterkapitel „Aussagen über Juden“, Abschnitt „Innerer Feind des Volkes“
  • 3. (neu) „Zur Frage des Rassismus“, Unterkapitel „Heidegger und nationalsozialistische Philosophen“ (Blubo) Zitat.

--BaneshN. (Diskussion) 18:14, 4. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 15:41, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Diese „Kritik“ hatte ich überlesen. Schon wieder falsch, das Poiss-Zitat mit dem „Parasiten“ wird überhaupt nicht verschwiegen, wie hier behauptet, das Zitat wird absichtlich gekürzt, es fehlt: „Heidegger aber lasse an dieser Stelle „überhaupt erkennen“, was „ein Nazi ist“: Jemand, der zur „völligen Vernichtung“ eines sich parasitär im Dasein des Volkes festsetzenden Feindes aufrufe. Zumal von diesem Feind bei Heraklit nirgends die Rede sei.“
Was die Zaborowski- und Safranski-Zitate betrifft, es handelt sich um längst gestrichene Edits, die tatsächlich fehl am Platz waren, deswegen wurden sie ausdrücklich entfernt. Dies wird hier natürlich verschwiegen. Der Text, der hier angeblich kritisiert wird, ist also falsch bzw. verfälscht.
Dann wieder die Liste von Namen, die Phillips in diesem Kontext falsch erwähnt. Und Thomä? Weg, weil seine Meinung hier unerwünscht ist.Filinthe (Diskussion) 23:00, 27. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Zu 2.9. „Über Wesen und Begriff...“

Zaborowski eröffnet ein Unterkapitel „Hermeneutische Vorüberlegungen“ (405), obwohl sie leider nicht „hermeneutisch“ sind, sondern philologisch bleiben, und er endet damit, dass Faye die Protokolle und Mitschriften der Studenten so behandelt habe, als wären sie Originale, ohne dabei die „hermeneutischen Probleme“ zu betrachten. Daraufhin vergisst Zaborowski flugs, was er gesagt hat und tut dasselbe wie Faye und nimmt aus den „hermeneutischen Vorüberlegungen“ nichts mit, was hermeneutisch wäre, weil es dort dazu, wie gesagt, auch gar nichts dergleichen gibt. Frage ist also: Was tun mit Texten, die „allenfalls eine Annäherung“ (Zaborowski) an das Original sind? Bei den Protokollen zur Davoser Disputation ist das etwas anders, weil sie von den Protagonisten nach der Debatte gelesen und gegengezeichnet wurden und es mehrere, weithin gleichlautende Abschriften davon gibt. Wenn es nun aber um solche Einzelheiten wie „semitische Nomaden“ geht, bei denen wir den genauen Wortlaut also nicht kennen, dann hat es wenig Zweck, das hier im faktischen Teil zu berichten und zu sagen: vielleicht hat er das so gesagt, vielleicht auch anders.

Der Gedanke, dass die „Rolle des Weltjudentums“ im Kontext der Frage einer „Menschentümlichkeit“ erörtert werden müsse, die „schlechthin ungebunden die Entwurzelung alles Seienden aus dem Sein (...) übernehmen kann“, ist dem der „semitischen Nomaden" ja verwandt genug, um in dem Zusammenhang, also mit der Erörterung der Schwarzen Hefte auf diese nur von einem Studenten überlieferte Vorlesung zu verweisen, das heißt, nur auf den grundlegenden Gedanken der mangelnden Verhaftung im heimischen Boden, und dann gilt diese Frage für die „Rolle des Weltjudentums" und ähnlich, Vorschlag in Kladde: für nomadische Völker, die Heidegger, der Mitschrift eines Studenten zufolge, schon im WS 1933/34 als „semitisch“ bezeichnete. Das wäre dann eine vorzügliche Gelegenheit, um die Stimmen dazu auf der Biblio zu sammen - was sie nicht alle zu erzählen haben.

Die Darlegung hier, Fn. 367-373, sind im Grunde original research oder kommen dem jedenfalls nahe, gerade mal unterbrochen von Fn 369 und Zaborowskis Satz: „Klar erteilt er bloß biologistischen Volksbegriffen eine Absage“, der ohne Markierung als Zitat als WP-Faktum in die Sammlung der Studentenmitschriften hineingesetzt wird. Auch hier lässt die bibliographische Genauigkeit zu wünschen übrig - offenbar ist es sehr schwer, Seitenzahlen zu zitieren. Der eine nicht markierte Satz von Zaborowski steht demnach auf den Seiten 416-417, in meinem Buch steht er auf der Seite 418. Und wenn Zaborowski mit Anführungszeichen zitiert wird, dann „betont“ er fast immer, er kann hier gar nicht anders, als etwas zu sagen, indem er es „betont“.

Dass der „Führer“ so eine Art Messias für Heidegger war, haben wir, glaube ich, oft genug deutlich gemacht, wir haben auch genug dazu zitiert, es wird im jetzigen Kapitel 3, dann 4, auch noch etwas dazu geben - ich glaube, diese Mitschrift der Studenten zu „Führer“ und „Überlegenheit des Führers“ und Seele und Volk hat dann eher kontraproduktive Effekte - dass die Leute es nicht mehr lesen können, dass sie einfach genug haben, oder dass sie denken - war der „Führer“ nicht vielleicht doch überlegen? Alles in allem - der Wortlaut ist unsicher, das Thema wurde gerade erst behandelt, es wird auch noch einmal behandelt: wir können es an dieser Stelle lassen.

Dann geht darum, Heidegger als heimlichen Demokraten abzufeiern, der also, so müssen unsere Leser es sich dann doch wohl denken, Hitler, man kann es kaum schreiben, im demokratischen Sinn als Heilsgestalt feierte, das Führerprinzip nur darum an der Universität einführte: „Der Führerwillen schafft allererst die anderen zu einer Gefolgschaft um, auf der die Gemeinschaft entspringt. Auf dieser lebendigen Verbundenheit geht ihr Opfer und Dienst hervor, nicht aus bloßem Gehorsam und Zwang von Institutionen.“ Nicht aus bloßem Zwang - Zaborowski sagt: Zwang darf keine Rolle spielen. Da hat Hollilein schon mal genauer gelesen. Heidegger gemäß Student Hallwachs feiert die rhetorischen Qualitäten seines Helden: „Der große Täter und Wirker ist zugleich der ‚Mächtige‘, der ‚Herrscher‘, dessen Dasein und Willen bestimmend wird: durch ‚Überzeugung‘, d. h. durch Erkenntnis und Anerkennung des höher waltenden Willens des Führers. Die wahre Willensdurchsetzung geht nicht auf Zwang aus, sondern auf Erweckung des selben Wollens im anderen, d. h. desselben Zieles und Einsatzes, Vollzugs." Diese „Erweckung des selben Wollens im anderen“ würde man heute wohl bestenfalls Manipulation, ansonsten kluge Indoktrinierung oder Hirnwäsche nennen - eine subtilere Form des Zwangs. Was Kisiel dazu auf S. 151 sagt, kann ich leider nicht einsehen. Aber in diesem Kommentar sagt er das: “So infused is the seminar with the Lingua Tertii Imperii that it is tempting to characterize the ten-week protocols as evidence of a political indoctrination rather than as transcripts in a course of philosophy.“ Klingt ganz anders als bei uns.

Oder Peter Gordon, The New York Review of Books, Heidegger in Black: „Some believe that the damning evidence in the black notebooks will leave Heidegger’s philosophical reputation in ruins. But even before their publication, new evidence of his ideological commitment had come to light, especially the transcripts from a 1933–1934 seminar, “On the Essence and Concept of Nature, History, and State.“

Kurz: Wir können das hier nicht als braves Verlautbarungsorgan der verdrucksten Exegesen des Herrn Zaborowski bringen. Und es ist auch ohne kritischen Einwand hier ganz ausgeschlossen zu dokumentieren, dass Heidegger sein Idol Hitler mit Thukydides vergleicht - und das einfach so stehen zu lassen: Thukydides, wie auch Hitler - wo sind wir hier eigentlich?

Und das alles immer noch auf Basis der studentischen Mitschrift, obwohl doch Zaborowski sagt, dass Faye diese Texte „ohne ausreichende Berücksichtigung der hermeneutischen Probleme einer Interpretation“ diskutiert habe - wo isn die bei Zaborowski? Und wieso fehlen hier seine kritischen Kommentare dazu: „Dieses Seminar aus dem Wintersemester 1933/34 ist daher alles andere als unproblematisch und zeigt ohne jede Frage einen Verrat der Philosophie durch Heidegger“, S. 429.

Und wieso heißt es hier eigentlich 23. Februar 1934 - das war das zehnte und letzte Mal, dass Heidegger den Vortrag hielt, zum ersten Mal am 3. November 1933.

Also, Heidegger der große Demokrat, den Witz können wir dann, wenn überhaupt, in der Rezeptionsgeschichte erzählen - aber nur, wenn ihn noch jemand sagt, wir wollen Zaborowski ja auch nicht als den Faselkopp vorführen, der er manchmal ist.

Unser Martin war kein Nazi, er war der Bi-Ba-Butzemann des „Dritten Reiches“! Das ist immer die wichtigste Botschaft, die es hier gibt, aber Ende fast die einzige, mit allen Methoden, bis zum Schreien soll es den Lesern eingetrichtert werden.

Fazit: Ich halte es aus den genannten Gründen für eine Verbesserung des Artikels, wenn wir das jetzige Unterkapitel 2.9. „Über Wesen und Begriff von Natur...“ so bald wie möglich einfach aus der Seite nehmen. Es ist in weiten Teilen eine Melange aus original research und den S. 405-433 bei Zaborowski und mit den arg vermischten Themen Blubo, „Heim ins Reich“, Antisemitismus, Verherrlichung von Hitlers Reden wiederholt es Themen oder nimmt sie vorweg, die auf weitaus soliderer Grundlage als den Mitschriften eines Studenten schon erörtert wurden oder noch erörtert werden. Wenn es gelöscht ist, steht viel Schund - Thukydides/Hitler - gleich nicht mehr auf der Seite, und das wenige, was fehlt, vor allem das Argument der Verbundenheit mit der Heimaterde, die in der Frage des „Weltjudentums“ aufgeworfen wird, wird in dem neuen Kapitel 3 sehr viel seriöser behandelt werden. Sicher können wir auch noch so lange warten, aber wäre es nur an mir, dann würde ich das heute noch löschen. --BaneshN. (Diskussion) 15:13, 31. Jul. 2017 (CEST)Beantworten

Nichts kann hindern, den Artikel durch Löschung des Unsinns in 2.9 vorläufig; in einem zweiten Schritt durch Einfügung eines seriösen neuen Kapitels für diesen Teil endgültig zu verbessern. Den Unsinn vorläufig stehen zu lassen, bedeutet die weitere Irreführung von Leser_Innen - wozu diese Irreführung vorläufig gut sein sollte, verstehe ich nicht. --Machtjan X 17:05, 3. Aug. 2017 (CEST)Beantworten
Hier hat man nicht gut gelesen. Die Nachschriften wurden teils mit Korrekturen von Heideggers Hand überliefert. Der Satz: „vielleicht hat er das so gesagt, vielleicht auch anders“ hat also einfach keinen Sinn, da es sich um Schriften handelt. Elementare Logik, die man nicht zu lernen braucht. Vgl. Gregory Fried und Richard Polt (NATURE, HISTORY, STATE, London 2013, S. 2): „These protocols were reviewed by Heidegger himself, as confirmed by two interpolations he makes in the text. The protocols also generally sound like Heidegger; readers familiar with his lecture courses will recognize typical trains of thought and turns of phrase.“ Der Text gilt also als autorisiert.
Die elementare Logik wird dann völlig vergessen, indem man schließlich vorschlägt, nur noch zu erwähnen, dass Heidegger nomadische Völker als „semitisch“ bezeichnete, natürlich ohne Kontext und Erläuterung.
Zaborowskis kritischen Kommentare fehlen gar nicht, sondern werden am Schluss zitiert: „Im Seminar bereite er „so etwas wie einen philosophischen Überbau“, der dabei helfen soll, die Machtergreifung Hitlers zu rechtfertigen und vermische dabei in einer „seltsamen, heute noch peinlich berührenden und erschreckenden Weise“ seine eigene Philosophie und „Versatzstücke“ der nationalsozialistischen Ideologie.“ Warum das Gegenteil behaupten? Komisch
„hier lässt die bibliographische Genauigkeit zu wünschen übrig“: der Benutzer hat gerade eben Autoren in seinem Textvorschlag verwechselt und ich musste ihn korrigieren, ohne mich zu beschweren, aber er beschwert sich jetzt über einen Seitenzahlfehler... peinlich...
Hier geht es eigentlich nicht um „original research“, sondern um einen Kommentar von Zizek, der nicht zitiert wird, weil es sich eigentlich um eine reine Beschreibung ohne POV handelt. Zaborowskis Kommentar ist auch eine Beschreibung: „wenn wir nach dem Staat fragen, fragen wir nach dem Wesen des Menschen und nicht nach dem Wesen eines Organismus“ = klare Ablehnung des Biologismus. Dass man Anführungszeichnen immer verwenden soll, ist eine Erfindung. Dass man alles belegen soll, ist dafür keine. Siehe oben, ich warte immer noch.
„Klingt ganz anders als bei uns“: stimmt auch überhaupt nicht. Einfach lesen: „Nach Emmanuel Faye suche hier Heidegger seine Hörer zu fesseln: In solcher Tonlage überschütte er sie mit einer abwegigen Religiosität, in der – genau wie in Hitlers Mein Kampf – ‚Teufel‘ ‚Jude‘ bedeute. Zwar betone er auf das „geistige“ statt auf das „organische“, aber dank dieser „Taktik“ könne er eben „die dunkelste Seite des Hitlerismus“ in der „Seele des Volkes“ erwecken und den freien Willen durch Unterwerfung und Zucht ersetzen.“ Klingt sehr ähnlich. Diese Unfähigkeit, die wir schon oftmals festellen konnten, einen ganz einfachen Text zu lesen, ist erstaunlich.
Der Benutzer, der mal geäußert hat, er mache sich über Forscher nicht lustig, bezeichnet hier Zaborowski als „Faselkopp“, nur weil die Argumentation des Forschers seinem POV nicht entspricht... Filinthe (Diskussion) 09:55, 9. Aug. 2017 (CEST)Beantworten
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 15:42, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Zu 3.6 „Beiträge“

Der neue Abschnitt „Äußerungen zum Judentum“ enthält auch Zitate aus 3.6. „Beiträge zur Philosophie“, weshalb dazu schon jetzt ein paar Worte zu sagen sind:

Wie gehabt - der erste Satz ist eine Forschermeinung und kein enzyklopädisches Faktum - weit davon entfernt: der Nationalsozialismus sei für Heidegger Nihilismus. Doch mit der Beute dieses Wortes von Horst Köchler, vor 26 Jahren geäußert, geht es nun zum zweiten Satz: „Diese Ideologie“ (Nihilismus/Köchler) sei nichts als ein „bisher nicht bekannter Aufputz der alten Ausstattungsstücke der Schulphilosophie“,[551] ...“

Hier zunächst einmal das ganze Zitat von Heidegger dazu:

"Die Heutigen gar, die kaum in einer Abkehr von ihnen erwähnenswert sind, bleiben vom Wissen des denkerischen Weges ausgeschlossen; sie flüchten sich in "neue" Inhalte und geben und verschaffen sich mit der Anbrigung des "Politischen" und "Rassischen" einen bisher nicht bekannten Aufputz der alten Ausstattungsstücke der Schulphilosophie." (S. 18 f.)

Man braucht den Satz nur zweimal zu lesen, um zu sehen, dass die Exegese, die Faye hier unternimmt, allemal gleichberechtigt ist: eine Kritik am nur aufgesetzten Rassismus, und eben das folgt dann ja auch - umseitig geht der Satz weiter:

„... da der „biologische Liberalismus“ den Ich-Kult nur durch den Leib-Kult oder ein ähnliches „Gemengsel“ ersetze und derselben Verwirrung einer subjektivistischen Anmaßung entspringe.[552]

Die Kritik ist also - oder so kann es zweifellos auch gelesen werden - eine am Liberalismus, am bloß aufgesetzten Rassismus, am Schein des Rassistischen, etc.

Mit Quelle GA 65, 53 und Schwan, so dass wir ein Köchler-Heidegger-Schwan-Zitat in einem Satz haben: „Diese Ideologie [Bezug auf Köchlers Deutung] sei nichts als ein „bisher nicht bekannter Aufputz der alten Ausstattungsstücke der Schulphilosophie“ [Heidegger, Seite 19], da der „biologische Liberalismus“ (Heidegger, Seite 53] den Ich-Kult nur durch den Leib-Kult [Schwan?] oder ein ähnliches „Gemengsel“ [Heidegger?] ersetze und derselben Verwirrung einer subjektivistischen Anmaßung entspringe. [Schwan]“

Schlimmer geht's nimmer. Ich meine, dessen ungeachget, dass mit der Erörterung von Heideggers Zurückweisung der darwinistischen Elemente des NS-Rassismus und der Konzeption „nicht nur Rasse, sondern auch Geist“ im neuen Kapitel das Verhältnis zum „Biologismus“ ausreichend erwähnt ist - nun noch die Forscherdebatte darüber abzubilden, ob der „biologische Liberalismus“ nicht eher Heideggers bekannte Kritik am Liberalen meint, als am Biologischen, sprengt m. E. den Rahmen dessen, was wir hier tun sollten. Das Zitat zum „biologischen Liberalismus“ - offenbar 65, 53 - wird hier ja auch nicht gegeben, sondern, im Gegenteil, zerhackstückt.

Der Absatz zum jüdischen Ursprung des Christentums und des Bolschewismus als Unterbegriffe der Vernunftherrschaft, andernfalls es sich bei dem Bolschewismus ursprünglich um eine „europäische Möglichkeit“ handelt, auch die Endform des Marxismus nicht jüdisch ist - müsste in das Kapitel „Aussagen zu Juden“ - ich meine aber, es ist mitsamt den dazu gehörigen Forschermeinungen eher verwirrend als aufschlussreich für Leser. Faye sagte, es zeige, dass Heidegger auch 1938 noch Antisemit war - doch erstens geht das auch nicht so weg wie eine Erkältung und zweitens ist der dafür auch nicht so sehr überzeugende Beleg nach 2014 nicht mehr nötig, sondern erscheint mir inzwischen redundant. Ich würde es also aus „Beiträge“ streichen und die Erörterung des im stillen Kämmerlein geschriebenen und erst postum publizierten zweiten Hauptwerks hier eher im Kontext der Distanzierungen von nationalsozialistischen Positionen als eines Unterkapitels des zu erweiternden „Zeichen der Ambivalenz“ behandeln.

Zum „barbarischen Prinzip“ habe ich hier schon in der Diskussion angemerkt, dass Zaborowskis Deutung dazu veraltet ist, da das Zitat in den SH eine Bestätigung erhielt, Sekundärliteratur dazu kommt natürlich noch, da man keine Sorge. Die - seit 2014 ja zwei - Zitate zum barbarischen Nationalsozialismus, den Heidegger fordert, werden im neuen Kapitel 4 (jetzt 3), im ersten Unterkapitel: „Politische Aktivitäten und Aussagen (1934-1936)“ erörtert und befinden sich bereits in der dortigen Liste der Themen, die ich auch heute schon vorab posten kann, geäußerter Wunsch genügt.

Dass Heidegger an Bauch schrieb, dass er an die Wände der Uni eine gepinselte Rassentheorie malen lassen will, ist im neuen Kapitel 3 integriert, muss hier also gestrichen werden. Die „Erlebnis-Trunkenboldigkeit“ und die „Überschreitung der Angst“ können auch raus.

Ende des vierten Absatzes - „Gegen die Rassenideologie... mit dem abgesetzten Zitat und bis zu: Dasein des Volkes zu begreifen“ - ist auch zu streichen, denn das Newton-Leibniz-Zitat ist im neuen Kapitel 3 integriert.

Dann können wir das Unterkapitel jetzt - vorübergehend erstmal - so beginnen:

„In Heideggers zwischen 1936 und 1938 verfassten zweiten Hauptwerk Beiträge zur Philosophie zeigen sich Distanzierungen vom real existierenden Nationalsozialismus, von dessen Massenpolitik und einem bündischen Elitismus,[572] indem er davon sprach, dass „die Wenigen und ihre Bünde“ sich von den „Massenwesen“ der Öffentlichkeit unterschieden.[573]“

Was sich bei den Brüdern Jüngern auch findet, kann auf die andere Seite. Die Literaturhinweise und die Aussagen dazu habe ich noch nicht überprüft, jetzt erstmal provisorisch so. Wenn dabei etwas aus dem Unterkapitel „Beiträge“ herausfällt, das aber drinnen bleiben soll, so bitte ich darum, das hier darzulegen, dann kommt das in den Resteposten und in meine Liste, und dann diskutieren wir das, wenn wir dort sind.

Dann noch streichen - da Blut und Rasse nun hinreichend behandelt werden: „Der Satz: 'Blut und Rasse werden zu Trägern der Geschichte'“[576] klinge wie Propaganda.[577] Heidegger meint doch an dieser Stelle, laut Hans-Peter Hempel, dass der Seinsverlassene Mensch heute nicht mehr in der Lage ist, sich noch wirklich geschichtlich zu erfahren. Nur deshalb wurden zu guter Letzt – wie im Nationalsozialismus – „Blut und Rasse zu Trägern der Geschichte“ erklärt.[578] Dies gehöre zur „lärmenden ‚Erlebnis‘-Trunkenboldigkeit“ der NS-Bildungspolitik.[579]

Jaja, nochmal die „Erlebnis-Trunkenboldigkeit“, gleich zweimal musste das sein. Die Nietzsche-Vorlesung gehört hier natürlich auch nicht rein, wenn Lutz das für den Nietzsche-Abschnitt berücksichtigt, dann kann das auch gleich mit raus.

Der Rest des Unterkapitels „Beiträge“ kann dann demnächst, wie oben gesagt, zur Grundlage dienen, „Zeichen der Ambivalenz“ zu erweitern und Heideggers bedingte Distanzierung vom real existierenden Nationalsozialismus zu thematisieren. --BaneshN. (Diskussion) 10:26, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 15:43, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Text zu 3 (neu) 1.

Heidegger und die Philosophie im Nationalsozialismus

Ein bestimmtes Verhältnis Heideggers zu einer offiziellen „NS-Philosophie“ wird von Forschern inzwischen zurückgewiesen, da sie als solche nicht existiert habe und der Nationalsozialismus philosophisch vielmehr „indifferent“ gewesen sei. Kein einziger Philosoph sei wegen seiner „philosophischen Lehrmeinungen auch 'nur' ins Gefängnis oder ins Konzentrationslager“ gekommen, so G. Wolters.[1] Auch eine klar festgelegte „antisemitische Doktrin“ habe es nicht gegeben.[2] Allerdings war der Anspruch unter Philosophen, die sich als Mitglieder der NSDAP oder, seit der Aufnahmesperre vom Mai 1933, als Bewerber um die Mitgliedschaft, dazu berufen sahen, eine gültige NS-Philosophie zu formulieren, durchaus verbreitet, konnte aber nicht eingelöst werden: „Ob Heidegger oder Krieck, ob Rothacker, Baeumler oder Dingler - wer die Philosophie des Nationalsozialismus etablieren will, scheitert.“[3]

Verhältnis zu anderen Philosophen der NSDAP

Schon seit dem Beginn der 1920er Jahre pflegte Heidegger kollegialen Kontakt zu Erich Rothacker, der ebenfalls zu den Philosophen gehörte, die am letzten Tag vor der Beitrittssperre, dem 1. Mai 1933, der NSDAP beigetreten waren. Rothacker war vorübergehend Leiter der Abteilung „Volksbildung“ im Propagandaministerium von Joseph Goebbels und wurde im Oktober 1933 zum Dekan der Philosophischen Fakultät in Bonn ernannt.[4] Zudem befand sich Heidegger zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in der „Trias“ (s.o.) mit dem Philosophen, Pädagogen und NSDAP-Mitglied Alfred Baeumler und dem NSDAP-Mitglied Ernst Krieck, der weder Abitur und Studium vorweisen konnte und dennoch von den Nationalsozialisten zum Professor für Pädagogik und Philosophie ernannt worden war und nach der Machtergreifung Rektor in Frankfurt wurde: „jeder der drei“, sagt der Historiker H. Ott, „Heidegger, Baeumler und Krieck – wollte seinen Part spielen, gemeinsam wollten sie bestimmte Ziele im nationalsozialistischen Verständnis erreichen.“[5] Über Baeumler, der schon 1930 dem antisemitischen Kampfbund für deutsche Kultur beigetreten war, gab es auch Kontakt zu dessen Gründer Alfred Rosenberg[6], der später im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher zum Tod verurteilt und 1946 hingerichtet wurde. Heidegger begegnete dem NS-Chefideologen Rosenberg zum ersten Mal spätestens im Mai 1934 bei der Eröffnungssitzung des Ausschusses für deutsches Recht, in dem er bis 1936 tätig war.[7] Im selben Jahr, 1934, war Rosenberg von Hitler persönlich zum „Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ ernannt und mit einer Dienststelle dafür ausgestattet worden[8], dem Amt Rosenberg.

Zu den zeitgleichen Parteigenossen unter den Philosophen gehörten auch Erich Jaensch, der später ein vernichtendes Gutachten zu Heidegger anfertigte, und Hans Heyse, der nach eigener Aussage in „langen, freundschaftlichen Aussprachen“ mit Heidegger im Frühjahr 1933 zu dem Schluss kam, ebenfalls am 1. Mai, dem letzten Tag vor der vierjährigen Beitrittssperre in die NSDAP einzutreten. Von 1933 bis 1935 Rektor in Königsberg, suchte Heyse “wie Heidegger bei den Griechen eine Antwort auf die Frage nach der Führung der künftigen Universität (und Deutschlands)“.[9]

Zu den NS-Rassenideologien

Die heideggerschen Positionen zur Frage des Volkes und der Rasse im Verhältnis zu den vielfältigen rassenideologischen Konzeptionen zu bewerten, die im öffentlichen und akademischen Diskurs während der NS-Zeit debattiert und propagiert wurden, ist weiterhin eine Aufgabe der Forschung. Wie es keine klar festgelegte „antisemitische Doktrin“ gab, war auch die NS-Rassenideologie nicht einheitlich. So habe Rosenberg gemeint, dass „Rassebewußtsein mit dem Prinzip der Ehre verknüpft“ sei, und Rothacker setzte die Rassentheorie in den Kontext der kulturellen „Lebensstiltheorie“, was mit dem sogenannten „Führergedanken“ vereinbar sei, da dieser innerhalb von “Staatsgedanke, Deutschtumsgedanke, Volksgedanke“ figuriere und das „nicht ohne innere Spannungen zu den übrigen Leitideen.“ Hitler habe 1933 „'die dem nordischen Erbanteil entsprechende heroische Gesinnung und Weltanschauung' gegenüber 'dem ausschließlich somatischen' deutlich hervorgehoben“.[10] Entsprechend dazu blieb die NSDAP diesbezüglich zunächst „unentschieden und schwankend, um sich, spätestens im Jahr 1935, für die 'nordische' Rassenlehre und gegen die Annahme einer 'Deutschrasse' zu entscheiden“.[11] Letztere Theorie meinte „ein Bluts- und Gesittungsgefüge, das aus einem Zusammenspiel mehrerer Rassen“[12] bestehe und der zufolge nicht hätte geklärt werden können, „warum nicht auch 'Juden und Erbkranke' an der natürlichen Rassenassimilierung“ hätten teilhaben können.[13] Die „nordische“ Rassenlehre dagegen basierte auf dem von A. de Gobineau und H. S. Chamberlain am Ende des 19. Jahrhunderts propagierten nationalrassistischen Antisemitismus, der zu dem Schlagwort der „arischen Abstammung“ führte.[14]

Heideggers Position im Disput um die Rasse

Ungeachtet der parteipolitischen Entscheidungen blieb Heideggers Position in rassentheoretischen Fragen in jenem Zeitraum nach gegenwärtigem Kenntnisstand weitgehend konstant und lässt sich auf die von ihm selbst geprägte „kumulative Wendung“ (S. Kellerer) bringen: „'nicht nur' Blut, 'sondern auch' Geist".[15] Im Wintersemester 1933/34 dozierte er in der Vorlesung Vom Wesen der Wahrheit auch einige Kernsätze zu diesem Verhältnis:

„„Blut und Boden sind zwar mächtig und notwendig, aber nicht hinreichende Bedingung für das Dasein eines Volkes. Andere Bedingungen sind Wissen und Geist, nicht als ein Nachtrag in einem Nebeneinander, sondern das Wissen bringt erst das Strömen des Blutes in eine Richtung und in eine Bahn, bringt erst den Boden in die Trächtigkeit dessen, was er zu tragen vermag; Wissen verschafft Adel auf dem Boden zum Austrag, was er zu tragen vermag.“[16]

Das findet eine Parallele bezüglich der Frage der Rasse: eine notwendige aber nicht hinreichende Bedingung für das Dasein eines Volkes.[17]

„Rasse — was eine notwendige und sich mittelbar aussprechende Bedingung des geschichtlichen Daseins ist (Geworfenheit), das wird zur einzigen und hinreichenden nicht nur verfälscht – son­dern zugleich als das, worüber gesprochen wird. Der 'Intellektua­lismus' dieser Haltung, das Unvermögen zu scheiden zwischen rassischer Erziehung und Theoretisieren über Rasse. Eine Bedin­gung wird zum Unbedingten aufgesteigert. GA 94, S. 189, Überlegungen III“

Nach den in der Gesamtausgabe gemachten Angaben [18] nahm Heidegger den ersten Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung, den 30. Januar 1934, zum Anlass, in einem Widerwort zu dem Schriftsteller Erwin G. Kolbenheyer, der am Tag zuvor in Freiburg dazu gesprochen hatte, u. a. dessen ausschließliche Fixierung auf die Bedeutung des Biologismus und der Evolution zu kritisieren (s.u.), da „zum geschichtlichen Sein“ die „Entscheidung zu einem bestimmten Seinwollen und Schicksal – Einsatz des Handelns, Verantwortung im Ertragen und Durchhalten, Mut, Zuversicht, Glaube, Opferkraft“[19] gehöre. Der von Heidegger in seiner Selbstdarstellung nach 1945 erhobene Anspruch, sich damit vom Nationalsozialismus distanziert zu haben, wird aber mit diversen Argumenten zurückgewiesen.[20]

Heideggers Kritk am rein biologistischen Rassismus, auf die zahlreiche Gelehrte hinweisen[21], wird in der neueren Forschung als Ablehnung der pseudo-darwinistischen Elemente darin debattiert und erhält im Verhältnis zu diesbezüglichen Dogmen während der nationalsozialistischen Zeit eine relativierende Einordnung, der zufolge „der rassistische Antisemitismus als Kernelement der nationalsozialistischen Ideologie Biologisches und Seelisches stets in variablen Formen miteinander verquickte.“[22] In einem Brief an K. Bauch vom 30. Oktober 1936 äußert sich Heidegger zu der Entscheidung, neue Räume der Freiburger Universität durch den völkischen Maler Hans Adolf Bühler ausmalen zu lassen: „Ich fände es toll, wenn nun zu den gemalten Freiburger Dienstmännern noch eine an die Wände gepinselte Rassentheorie käme.“[23]


Der Konflikt mit Baeumler, Krieck, Rosenberg und Jaensch

Die vor allem dem Zweck einer nationalsozialistischen Universitätsreform dienende Gemeinschaft mit Baeumler und Krieck zerbrach um die Jahreswende 1933/34 (s.o.). Das wurde spätestens mit der Publikation des Artikels von Krieck öffentlich, in dem er über die heideggersche Philosophie äußerte, sie sei „ausgesprochener Atheismus und metaphysischer Nihilismus, wie er sonst vornehmlich von jüdischen Literaten bei uns vertreten worden ist“.[24] Der erst durch seine nationalsozialistische Gesinnung promovierte Aufsteiger Krieck hatte „reihenweise abfällige Artikel über prominente Geisteswissenschaftler“[25] verfasst und reagierte hier auf eine Laudatio, die der Mediävist und überzeugte Nazi Hans Naumann auf Heideggers Werke in der Zeitschrift Muttersprache mit dem Tenor gehalten hatte, sie seien die philosophische Vollendung des germanischen Mythos.[26]

Auch von anderer Seite wurde Heidegger heftig angegriffen: das von Walter Groß im Februar 1934 bei Jaensch angefragte Gutachten (s.o.), das dieser auch Krieck geschickt hatte, diente auf dessen Drängen dazu, Rosenberg zu veranlassen, es dafür zu benutzen, Heidegger als Leiter der Preußischen Dozentenakademie zu verhindern. Das Jaensch-Gutachten war „ein Produkt unglaublichen Pamphletierens, nicht zu überbieten die Primitivität des Argumentierens, der Herabwürdigung von Persönlichkeit und Philosophie Heideggers: Eine Berufung Heideggers zum Leiter der Akademie käme einer Katastrophe gleich.“ [27] Jaensch schrieb darin u.a. Heidegger sei „von Juden, Halbjuden und Vertretern neuscholastischer, ausgeprägt katholischer Weltanschauung“ hochgelobt worden.[28] Der Plan einer Dozentenakademie zerschlug sich bald und Baeumler, Krieck und Jaensch – letzterer Vertreter einer biologistischen Typenlehre“[29] – blieben weiterhin Gegner, da sie „ihn nicht als den 'Philosophen des Nationalsozialismus' gelten lassen wollten.“[30]

  1. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 13: „Innerhalb der NSDAP gab es stets konkurrierende Stimmen, die den 'wahren Nationalsozialismus' zu definieren suchten: ihre Kämpfe wurden nie eindeutig entschieden und waren auch nicht eindeutig entscheidbar. (...) Die oft wiederholte Behauptung seiner Verteidiger, er habe unter 'Nationalsozialismus' etwas ganz besonderes verstanden, das mit dem realen Nazismus nichts zu tun hatte, erweist sich als trivial, weil stets eine Vielzahl von unterschiedlichen Versionen in Umlauf gewesen ist“; Gereon Wolters: Philosophie im Nationalsozialismus, in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Philosophie im Nationalsozialismus. Meiner, Hamburg 2009, 57-81, hier S. 64; auch Heidegger bestätigt die Vielfalt der NS-Philosophien und die Verzichtbarkeit der Philosophie für die Weltanschauung in einem nicht vorgetratenen Zusatz zu „Die Zeit des Weltbildes“ (Holzwege, GA 5, 100), in dem er 1939 “von den mühseligen Anfertigungen so widersinniger Erzeugnisse, wie es die nationalsozialistischen Philosophien sind“ spricht, die „nur Verwirrung anrichten. Die Weltanschauung braucht zwar und benutzt die Philosophiegelehrsamkeit, aber sie bedarf keiner Philosophie, weil sie als Weltanschauung eine eigene Deutung und Gestaltung des Seienden übernommen hat“
  2. R. Wolin, „Hohe Luft“, 2015, 03: “Es gab keine offizielle antisemitische Doktrin, sondern immer ein ganzes Spektrum von antisemitischen Sichtweisen. Solange jemand mit bestimmten Prinzipien zur Lösung der Judenfrage übereinstimmte, wurde das vom Regime akzeptiert.“
  3. Hans Jörg Sandkühler: Vergessen? Verdrängt? Erinnert? Philosophie im Nationalsozialismus. Zur Einführung, in: ders. (Hrsg.): Philosophie im Nationalsozialismus, Meiner, Hamburg 2009, 9-29, hier S. 17: s. auch Gereon Wolters: Der „Führer“ und seine Denker. Zur Philosophie des „Dritten Reichs“, in: DZPhil, 47 (1999), 223-251, hier S. 229: „umittelbar nach der 'Machtergreifung' beinahe ein Gerangel der 'besten Geister' darum (...), wer (...) dazu bestimmt war, die (...) Philosophie des Regimes (...) zu repräsentieren“; G. Wolters, S. 233, wertet gemäß zweier Kriterien u.a. Baeumler, Krieck, Rothacker und Heidegger als „mindestens zeitweise, Naziphilosophen“; Ralph Stöwer: Erich Rothacker: Sein Leben und Seine Wissenschaft Vom Menschen, Bonn University Press, Bonn 2011, S. 16: „Wie Heidegger, Carl Schmitt, Freyer oder Krieck gehörte auch Rothacker zu den Professoren, die den Anspruch erhoben, 'den neuen Staat als unabhängiger Denker geistig und politisch mitzugestalten'“ m. Verw. auf Rothacker in Anm. 18; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M 2020, S. 251, Anm. 103: „Es scheint, dass Heidegger bereits 1932 zu den 'gewonnenen >besten Kräften<' gezählt wurde – neben Baeumler, Jaensch und Rothacker. Allerdings ist fraglich, was dies genau bedeutet“
  4. Briefwechsel Heidegger-Rothacker 1922-1924 s. Theodore Kisiel in: Dilthey-Jahrbuch VIII/1992-1993, S. 226 ff.; ders., The Genesis of Heidegger's „Being and Time“. S. 477 f.; George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 73
  5. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M 1992, S. 140
  6. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M 1992, S. 187
  7. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993Leaman, S. 47.
  8. „Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten weltanschaulichen und geistigen Schulung und Erziehung der NSDAP und der ihr angeschlossenen Verbände“ (...): „In dieser Eigenschaft hat er die Reinheit der nationalsozialistischen Idee zu hüten. Sein Amt ist gegliedert in Verwaltungsamt, Amt Schulung, Amt für Kunstpflege, Hauptstelle Wissenschaft (Philosophie und Pädagogik, Geschichte, arische Weltanschauung), Amt Schrifttumspflege, Abteilung für weltanschauliche Information, Amt Vorgeschichte, Hauptstelle Nordische Fragen, Hauptstelle Presse.“ In: Rudolf Kluge, Heinrich Krüger (Hrsg.): Verfassung und Verwaltung im Großdeutschen Reich. Reichsbürgerkunde. 2., neubearb. Aufl., Berlin 1939, S. 197
  9. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 134 f. U. Anm. 50
  10. Ralph Stöwer, Erich Rothacker: Sein Leben und Seine Wissenschaft Vom Menschen. Bonn University Press, Bonn 2011,S. 243 f. m. Anm. 633: Verw. a. den Völkischen Beobachter v. 2. 9. 1933
  11. Oliver Kohns, Reinheit als hermeneutisches und als paranoides Kalkül. Der Rassediskurs der 1920er und ’30er Jahre, Weimarer Beiträge 54(2008)3,S. 366 f..
  12. Ludwig Ferdinand Clauß, Rasse und Seele, zit. n. O. Kohns, S. 365
  13. Oliver Kohns, Reinheit als hermeneutisches und als paranoides Kalkül. Der Rassediskurs der 1920er und ’30er Jahre, Weimarer Beiträge 54(2008)3, S. 367: „Die Theorie einer ›arischen‹ Rasse bleibt – vor allem realpolitisch –weiterhin wirksam, der rassenideologische Diskurs der Zeit ist jedoch weitaus komplexer, als es die gängige Formel der 'reinen arischen Rasse vermuten ließe.“
  14. Jan Weyand, Historische Wissenssoziologie des modernen Antisemitismus. Wallstein, Göttingen 2016,S. 311 ff. „nationalrassistischer Antisemitismus“; Oliver Kohns: Reinheit als hermeneutisches und als paranoides Kalkül. Der Rassediskurs der 1920er und ’30er Jahre, Weimarer Beiträge 54(2008)3,S. 366 f.; Brigitte Fuchs: "Rasse", "Volk", Geschlecht: anthropologische Diskurse in Österreich 1850-1960. Campus, Frankfurt 2003, S. 92 f.
  15. Sidonie Kellerer: Kampf der Besinnung. DZPhil 63 (2015), 941-957, S. 948: „Heidegger spricht im Herbst 1938 von den machenschaftlich begründeten Prinzipien des 'Blut und Boden' (GA 96, 55). Doch er benutzt bis etwa Ende 1936 wiederholt die kumulative Wendung: 'nicht nur' Blut, 'sondern auch' Geist. Die Bedeutung des Blutes wird nicht negiert; sie wird zugunsten des Geistes und des Wesens relativiert.“
  16. GA 36/37, S. 263
  17. Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Klostermann, Frankfurt/M 2014, S. 61: „Genauso wie Heidegger mit dem Begriff der 'Rasse' umgeht, nämlich seine positive Bedeutung anzuerkennen, um sie einzuschränken (...) behandelt er auch das Ideologem von 'Blut und Boden'. 'Blut und Boden' seien 'zwar mächtig und notwendig, aber nicht hinreichende Bedingung für das Dasein eines Volkes'“; s. auch ebd. S. 40: „Heideggers Distanz zum Rassedenken betrifft demnach die theoretische Verabsolutierung eines Momentes der 'Geworfenheit' unter anderen Momenten, jedoch nicht die Ansicht, das 'Rasse' zum Dasein gehört“; Morat, S. 136 f.: „Auf diese Weise versuchte sich Heidegger zwar von einem rein biologistischen Rassismus abzugrenzen, vertrat selbst aber ebenfalls ein völkisches Blut-und-Boden-Denken“.
  18. Mit dem Verweis auf unveröffentlichte Forschungen von Franck Jolles widersprach Emmanuel Faye dieser Darstellung und machte geltend, dass Heidegger am 30. Januar 1934 vielmehr eine „manifeste Lobrede“ auf den Nationalsozialismus gehalten habe, aus der Faye im Gespräch mit I. Radisch zitiert,Die Zeit, 2014, 01
  19. GA 36/37, S. 263, Sein und Wahrheit, Vorlesung WS 1933/34: „Wesen der Wahrheit“
  20. Reinhard Mehring: Heideggers „große Politik“. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 165 f.: „Heidegger macht dem Biologismus aber nicht den Rassismus, sondern den Evolutionismus zum Einwand“; Meike Siegfried, S. 412 f.: Heideggers Ablehnung einer „biologistischen Deutung des menschlichen Daseins“ zeige, dass „die Frage nach dem Wer-Sein des Volkes“ bei ihm eine „'Entscheidungsfrage'“ sei; die Ablehnung von Biologismus und Rassismus führe „nicht zwangsläufig in eine unüberbrückbare Ferne zur NS-Ideologie“, da das Motiv „Härte und Schwere“ hier „überdeutlich“ hervortrete; J. Appelhans, Martin Heideggers ungeschriebene Poetologie. S. 164: „Tatsächlich übt Heidegger in dieser Vorlesung weder Kritik am Nationalsozialismus noch zieht er einen Schlußstrich unter sein politisches Engagement, denn die Figuren Rosenberg und Kolbenheyer waren innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung durchaus umstritten und die Kritik an ihnen war risikolos, ja sogar konsensfähig.“
  21. vgl. z. B. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M 2010, S. 634; Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Klostermann, Frankfurt am Main 2014, S. 29; George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 136: „Und hier liegt die wesentliche Differenz zwischen Heidegger und den anderen Philosophen-Rektoren: Während diese sich mit den biologistischen Rasse-Theorien Rosenbergs arrangierten oder 'Rasse' als philosophischen Begriff zumindest akzeptierten, lehnte Heidegger dies konsequent ab - aber (wie gesehen) nicht etwa deshalb, weil er den Nazismus ablehnte“; Ch. R. Bambach, Heidegger's Roots: Nietzsche, National Socialism, and the Greeks, S. [5].
  22. S. Kellerer, Heidegger: Denken als Kampf, S. 948; s. auch J. A. Barash, Heidegger et la question de la race, Les Temps Modernes, 2008/4 (Nr. 650), S. 290-305, hier: S. 299 f.:„Dans le cours de 1933-1934 'Vom Wesen der Wahrheit', Heidegger prend soin de distinguer son propre concept de race (Rasse, Stamm, Geschlecht, Art) des idées de ce qu’il nomme la 'biologie libérale', périmées à son sens. Sous cette expression de 'biologie libérale', il désigne notamment la théorie de l’évolution de Darwin dont il critique les principes biologiques en ce qu’ils expriment les préjugés du libéralisme et du positivisme anglais de son époque. Mais il inclut de façon significative dans sa critique de Darwin le darwinisme tel qu’il a été modifié par les idéologues de la race aryenne. Il s’en prend explicitement à des apologistes du nazisme, notamment au romancier et essayiste Erwin Guido Kolbenheyer (1878-1962) qui applique l’idéologie de la race aryenne (ou nordique) à la compréhension de la réalité politique de l’époque. (...) Il me semble qu’à placer Heidegger sur le même plan idéologique que Fischer, Günther, voire Bäumler ou Rosenberg, on efface certaines nuances cruciales“; s. auch O. Kohns, Anm. 28: „An dieser Stelle muß Frank-Lothar Kroll (Utopie als Ideologie. Geschichtsdenken und politisches Handeln im Dritten Reich: Hitler –- Rosenberg - – Darré -– Himmler– Goebbels, Paderborn u.a. 1998, S. 122) widersprochen werden, der einen Gegensatz sieht zwischen einer theologisch orientierten Kritik des Judentums (bei Alfred Rosenberg) und der rassistisch orientierten Kritik (bei Clauß, Hitler etc.). Tatsächlich begründet sich sowohl der ›theologisch‹ als auch der ›rassistisch‹ argumentierende Antisemitismus in den 1930er Jahren durch identische Klischees und Topoi, identische Motive: der Materialismus der Juden, ihre Gier, ihre Neigung zur Verstellung, kurz: ihre Verbundenheit mit der ›Repräsentation‹ in all ihren Formen.“
  23. Heidegger/Bauch: Briefwechsel 1932–1975. Karl Alber, 2010, S. 35.
  24. Kriecks Artikel in „Volk im Werden“, Germanischer Mythos und Heideggersche Philosophie, wieder publiziert bei Schneeberger, 1962, S. 225 ff.; Heidegger-Jahrbuch 4, S. 193-195; Andreas Luckner, Heidegger und das Denken der Technik. transcript, Bielefeld 2008 S. 67
  25. Ralpf Stöwer: Erich Rothacker: Sein Leben und seine Wissenschaft vom Menschen. Bonn University Press, Bonn 2011, S. 175
  26. Hans Naumann in der Zeitschrift „Muttersprache“, Laudatio auf Heidegger: Sorge und Bereitschaft. (Der Mythos und die Lehre Heideggers), Germanischer Schicksalsglaube, Jena 1934, S. 68-89, jetzt in: Heidegger-Jahrbuch 4, S. 178-193; Karl A. Moehling in: Thomas Sheehan (Hg.), Heidegger: The Man and the Thinker, New Jersey, 1981, S. 36; Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt/M 2010, S. 563-566: Erörterung des Textes von Naumann.
  27. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M 1992, S. 242.
  28. zit. n. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M 1992, S. 243.
  29. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg / Berlin 1993, S. 53.
  30. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Campus, Frankfurt/M 1992, S. 241; s. dazu auch R. Marten, Groß denken, groß irren. Rasse, Volk und Geist: Bemerkungen zur politischen Philosophie Martin Heideggers, Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Originalbeitrag erschienen in: Badische Zeitung 27. Jan. 1988 (= Nr. 21), S. 12 Sp. 2: „Kraft und Rasse als je eigene deutsche sind jetzt das wahrhaft Universelle, aus dem all das, was anderen 'eigen' ist, wesenhaft ausgeschlossen bleibt. Genau mit diesem ideologischen Selbstverständnis des Nationalsozialismus geht Heidegger konform: 1933 und alle Zeit danach.“ ebd. Sp. 3 : „Doch die Hitler-Leute konnten seinem philosophischen Rassismus nicht folgen.“

Den Vorschlag finde ich insgesamt gut. Beim Satz mit dem Amt Rosenberg würde ich am Satzende schreiben: „Im selben Jahr, 1934, war Rosenberg von Hitler persönlich zum „Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ ernannt und mit einer Dienststelle dafür ausgestattet worden, dem Amt Rosenberg.“ Was nicht richtig rüberkommt ist, dass Ernst Krieck niemals Abitur machte und auchicht studiert hat, geschweige denn promoviert wurde. Daher ist Dein Satz „Der erst durch seine nationalsozialistische Gesinnung promovierte Aufsteiger Krieck hatte „reihenweise abfällige Artikel über prominente Geisteswissenschaftler“[22] verfasst und reagierte hier auf eine Laudatio, die der Mediävist und überzeugte Nazi Hans Naumann auf Heideggers Werke in der Zeitschrift Muttersprache mit dem Tenor gehalten hatte, sie seien die philosophische Vollendung des germanischen Mythos.[23]“ etwas missverständlich ausgedrückt. --KarlV 11:02, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Danke für den postwendenden Kommentar. Deine beiden Anmerkungen lassen sich gerne berücksichtigen. Grüße--BaneshN. (Diskussion) 11:10, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Frage: Ich verstehe in der FN1 die Angabe: Rudolf Kluge, Heinrich Krüger: Verfassung und Verwaltung im Großdeutschen Reich. Reichsbürgerkunde, Berlin 1939, S. 197. nicht. Was ist in diesem NS-Buch zur Philosophie gesagt? Lutz Hartmann (Diskussion) 16:50, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Gute Frage, Lutz. Das bezog sich nur auf eine zeitgenössische Formulierung, ich habe die Fn verkehrt eingeordnet, sie gehört in den Satz nach Fn 7: „Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten weltanschaulichen und geistigen Schulung und Erziehung der NSDAP und der ihr angeschlossenen Verbände“ (...): „In dieser Eigenschaft hat er die Reinheit der nationalsozialistischen Idee zu hüten. Sein Amt ist gegliedert in Verwaltungsamt, Amt Schulung, Amt für Kunstpflege, Hauptstelle Wissenschaft (Philosophie und Pädagogik, Geschichte, arische Weltanschauung), Amt Schrifttumspflege, Abteilung für weltanschauliche Information, Amt Vorgeschichte, Hauptstelle Nordische Fragen, Hauptstelle Presse.“ Rudolf Kluge, Heinrich Krüger: Verfassung und Verwaltung im Großdeutschen Reich. Reichsbürgerkunde. 2., neubearb. Aufl., Berlin 1939, S. 197.--BaneshN. (Diskussion) 19:40, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ich hab das mal umgesetzt. Lutz Hartmann (Diskussion) 07:58, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Pro. Hier noch einige kleinere Vorschläge: Desiderat würde ich eigentlich verlinken. Da der entsprechende Artikel aber erst eine Suche nach der hiesigen Verwendung nach sich zieht, vielleicht auf Wictionary verweisen oder einen deutschen Ausdruck wählen. Einen weiteren Link würde ich auf Darwinismus setzen, falls der Begriff noch nicht im Artikel aufgetaucht ist und zuletzt Mediävist verlinken. Das Zitat: „Ich kenne (...) keinen Philosophen, den seine philosophischen Lehrmeinungen auch 'nur' ins Gefängnis oder ins Konzentrationslager gebracht hätten“; würde ich in den Haupttext einbinden. Gerade jungen Menschen dürfte es nicht klar sein, dass das für die Kunst und viele andere Gebiete galt; sogar KZ-Wärter konnten sich, ohne Nachteile gewärtigen zu müssen, versetzen lassen. Eine deutsche Übersetzung wäre hilfreich. Besonders gut finde ich, dass Interessierte sich durch die Anmerkungen noch tiefer ins Thema einlesen können. Grüße von --Anima (Diskussion) 19:38, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Schön, Anima, wenn Du die IL direkt in den Kastentext hineinsetzt, wäre ich Dir dankbar. „Desiderat“ ist gar akademisch, das stimmt - ist weiterhin eine Aufgabe der Forschung - vielleicht? Das Zitat zu den Philosophen, die deshalb nicht ins Gefängnis kamen, können wir auch im Haupttext bringen, wenn Lutz und KarlV einverstanden sind - ich denke immer daran, dass es bloß nicht zu lang wird. Aber gut, ein Satz mehr oder weniger. Wenn Du Dich vielleicht als Übersetzerin betätigen könntest - aus dem Englischen mache ich, aus dem Italienischen, aber bei Französisch muss ich zu oft nachschlagen und bin mit Einzelheiten der Formulierung auch nicht immer ganz sicher. Die Texte in den Anmerkungen könnten wir mit der Zeit zum Teil, wenn sie so lang sind, in die momentan etwas verwaiste Biblio setzen. Ich kann man nicht um alles bemühen. Kannst Du etwas helfen, oder ist es gerade eher schlecht? Grüße, Süße.--BaneshN. (Diskussion) 19:49, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Die Verlinkungen und die Formulierung habe ich umgesetzt. So sehr ich die französische Sprache mag, meine Übersetzungskünste reichen leider nur für den Hausgebrauch. Der Verfasser wusste schon, warum er einige Begriffe und den Titel im Original verwendet hat. An anderer Stelle ist Heideggers Terminologie ins Französische gebracht. Den Satz aus der Anmerkung setze ich noch nicht in den Text. Schöne Grüße --Anima (Diskussion) 20:55, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Von mir aus kann das gerne umgesetzt werden. Lutz Hartmann (Diskussion) 07:58, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Anima hat uns, von einem WP-Mitarbeiter angefertigt, diese Übersetzung des Textes von Barash (s.o. Fn 21) geschickt:

„Im Laufe der Jahre 1933-1934, in „Vom Wesen der Wahrheit“, bemüht sich Heidegger, seine eigenen Vorstellungen von „Rasse“ (Rasse, Stamm, Geschlecht, Art) sorgfältig von den Ideen zu unterscheiden, die er „liberale Biologie“ nennt. Unter „liberaler Biologie“ versteht er vor allem Darwins Evolutionstheorie. Er kritisiert deren biologische Prinzipien, weil man in ihnen die Vorurteile des englischen Liberalismus und Positivismus aus dessen Zeitalter wiederfindet.

Aber er bezieht ganz deutlich in seine Kritik Darwins jenen Darwinismus ein, der von den Ideologen der arischen Rassentheorie modifiziert worden ist. Er greift ausdrücklich die Apologeten des Nationalsozialismus an, vor allem den Romanschriftsteller und Essayisten Erwin Guido Kolbenheyer (1878-1962), der die Ideologie der arischen (oder nordischen) Rasse zum Verständnis der politischen Wirklichkeit der Zeitepoche anwendet. (…) Mir scheint, dass wenn man Heidegger auf die gleiche ideologische Ebene wie Fischer, Günther oder gar Bäumler und Rosenberg stellt, dass man dann gewisse wesentliche Nuancen verwischt.“--BaneshN. (Diskussion) 10:17, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Sollten wir im Konflikt mit Rosenberg Heideggers Ausschluss vom Philosophenkongress 1934 erwähnen? GA 16, 402, in den üblichen Publikationen oft erwähnt.--BaneshN. (Diskussion) 10:38, 23. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Ich finde die Idee gut. Ich würde sogar einen kurzen Abschnitt über den Niedergang von Heidegger bei den NS-Einrichtungen vorschlagen. In etwa, wie Safranski, 355ff. Das muss der Fairness halber schon hier im Artikel genannt werden. Auch ist hierin ein Grund zu sehen, warum Heidegger immer mehr auf Distanz zum realen Nationalsozialismus ging. Er kam nicht nur mit seinen Ideen nicht durch, sondern wurde auch zum unbedeutenden Regionalphilosophen degradiert. Lutz Hartmann (Diskussion) 18:23, 23. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Dann schlage ich vor, das im Unterkapitel „Zeichen der Ambivalenz“ zu behandeln, das ohnehin erweitert werden soll - hier würde die Argumentation der persönlichen Enttäuschung das Thema m. E. überlasten und vorwegnehmen, denn das ganze jetzige Kapitel 3, dann 4 ist im Wesentlichen diesem Thema gewidmet, der Kontinuität, aber auch der Enttäuschung bezüglich des NS, dann der Ernüchterung, und was Du zu Denken gibst, passt recht genau in das Argumentationsschema von Jean-Pierre Faye, dem Vater, der eine Entfremdung von Nationalsozialisten, aber nicht vom Nationalsozialismus in seinem hier noch gar nicht erwähnten Buch als These dargelegt hat. Wenn Du dem soweit zustimmen kannst, und dieser Abschnitt auch sonst erledigt ist, nehme ich das Thema in meinen Ordner für „Zeichen der Ambivalenz“ und schlage vor, dann auch diesen Abschnitt zu schließen. Wir können die folgenden erst mit diesem gemeinsam umsetzen, weil ja ein neues Kapitel aufgemacht wird und weil aus diversen anderen Abschnitten Themen gekürzt werden.--BaneshN. (Diskussion) 17:21, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
@Benutzer:He3nry, nachdem wir uns hier auf das weitere Vorgehen geeinigt habe, bitte ich auch diesen Text freizugeben. Gruß Lutz Hartmann (Diskussion) 13:05, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Dann mal los, das steht hier ja schon lange, --He3nry Disk. 13:11, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 13:11, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Ich habe das Barash-Zitat nebst Übersetzung auf die Biblio gesetzt, Biologismus und nehme es dann hier aus der Fn.heraus. Ich setze das nach dem Mittagsmahl um.--BaneshN. (Diskussion) 13:21, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Zu 5.6. „Schwarze Hefte“

Weisen von Zion

Ich meine, dass wir die Debatte um die „Weisen von Zion“ weglassen sollten, weil a. nicht nachweisbar ist, dass Heidegger das Machwerk überhaupt gelesen hat und b. Trawny das, wie berichtet, im Nachwort zur zweiten Auflage ja auch einräumt. Wenn wir damit anfangen, die eingestandenen und nicht eingestandenen Fragwürdigkeiten der Sekundärliteratur und die Diskussionen darum zu thematisieren, dann können wir dafür über die Biblio hinaus noch eine Seite anlegen. Außerdem ist es doch immer zweifelhaft, so ähnliche Literatur heranzuziehen, es sei denn, die Primärquelle zitiert daraus oder erwähnt sie ausdrücklich in einem Gedankengang. Denn sonst findet man sich dort wieder, wo Trawny vollkommen überflüssigerweise auf den S. 46-49 war: auf dem Nebenschauplatz der Exegese einer anderen Schrift, in der dann offenbar jene Sätze stehen, die im zunächst behandelten Text fehlen - und dann muss man sogar einem windigen Schreiberling wie S. Vietta recht geben - der noch heute ganz ernsthaft Begriffe schmiedet wie „Judenkritik“ - dass so etwas am Ende dazu führt, Formulierungen und Gedanken des einen dem andern anzudichten.

Heidegger-Zitat von 1932

Bei dem von Jaspers im Zusammenhang mit den Weisen von Zion (das lässt sich natürlich als Zitat von Jaspers erwähnen, ohne zu behaupten, dass Heidegger das gelesen habe) dokumentierten Heidegger-Zitat: „Aber es gibt doch eine gefährliche internationale Verbindung der Juden“ wird Zaborowskis frappierend haltloser und rein an den Haaren herbeigezogener Versuch implizite übernommen, Jaspers als eventuell unzuverlässig darzustellen, weil das Heidegger-Zitat besser nicht sein soll, besser weg damit, weg, sonst wird die Theorie gestört, worauf bei Zaborowski zu kommen ist - wenigstens fabuliert er da (S. 620) vor 2014 und der Publikation der Schwarzen Hefte. Die Bemerkung hier, Jaspers habe das „nach 1945“ bezeugt, kann keinen anderen Sinn haben, denn das relevante Datum ist natürlich: Heidegger hat das 1932 gesagt. Wenn alles, was hier seit 1945 publiziert wurde, grundsätzlich falsch erinnert ist, dann haben wir hier viele Quellen einfach so aus dem Fenster zu werfen. Dafür, dass sich Jaspers falsch erinnert, kann Zaborowski aber auch nicht das winzigste Indiz liefern - er hat sich einfach ausgedacht, dass es so sein könnte oder aber auch nicht - Wissenschaft geht anders. Das gehört mit dem Kapitel „War Heidegger ein Antisemit“ und dem Schweigen nach der Publikation der SH zu Zaborowskis peinlichen Parteinahmen, denn durch die SH wird der Gedankengang jenes Zitats ja bestätigt, sei es die „internationale Verbindung“ („Weltjudentum“), sei es die Gefahr - „Machtsteigerung“; „äußerste Feindschaft und Zerstörungssucht (...) Und vielleicht ,siegt‘ in diesem ,Kampf‘, in dem um die Ziellosigkeit schlechthin gekämpft wird und der daher nur das Zerrbild des ,Kampfes‘ sein kann, die größere Bodenlosigkeit, die an nichts gebunden, alles sich dienstbar macht (das Judentum).“ (Überlegungen VIII) Da wäre zu erwarten gewesen, dass Zaborowski das Kapitel zum Antisemitismus nun im Licht neuer Erkenntnisse überarbeitet oder in einem Fachartikel kommentiert. Aber bei den eigenen Irrtümern ist es so eine Sache mit dem Rückgrat der Gelehrten.

Trawny I und II

Dann: Trawny I (Die Zeit, Dezember 2013) und Trawny II (Weltverschwörung) - wir können die Quelle der Zeit mit angeben, sollten uns aber auf das reduzieren, was Trawny in seinem Buch sagt - es ist das aktuellere, es ist durchdachter und nicht ad hoc geschrieben, und wir müssen hier nicht Trawnys Entwicklung des Denkens seit dem 27. Dezember 2013 nachzeichnen. Zudem datiert der Zeit-Artikel vor dem Bekanntwerden der Anmerkungen I, die Trawnys Urteil erheblich veränderten (s.u.)

Eilenberger?

Eilenberger forderte man müsse - Wikipedia, falsche Deklination: „die jüdische Philosophen wie Emmanuel Levinas, Jacques Derrida und Hannah Arendt neu lesen“ - in der Presse schreibt das einer vom anderen ab, niemand hat die Quelle, auch Wikipedia nicht: Wo hat Eilenberger das gesagt? Was genau hat er gesagt? Hat er es gesagt? Das Eilenberger-Zitat, das Stäblein dagegen wörtlich bringt, ist dieses:

"Es gibt eine systematische, es gibt eine philosophische Nähe Heideggers zum Antisemitismus, und das ist ein neues und wichtiges Ereignis nicht nur in der Heidegger-Forschung, sondern auch in der Philosophie des 20. Jahrhunderts."

Fédier

Die „Deutung“ einer „versteckten Kritik“ von Heidegger, Hitler sei „kein großer Prophet“ gewesen, ist hier im anderen Thread bereits Thema. Aber was hat nun das Rektorat mit der Distanzierung vom „Rasseprinzip“ zu tun?

Zeit: Was hätte Arendt wohl zu einem Heidegger-Satz wie diesem gesagt: "Die Juden leben bei ihrer betont rechnerischen Begabung am längsten schon nach dem Rasseprinzip."

Fédier: Dieser Satz von Heidegger grenzt ohne Zweifel an Dummheit, denn es ist ausgeschlossen, sich das Leben der Juden so vorzustellen. Er selbst hat von der Zeit seines Rektorats in Freiburg in den Jahren 1933/34 als seiner "größten Dummheit" gesprochen.

Wie lautet das Zitat, das Heidegger laut Petzet nach dem Rücktritt vom Rektorat zu einer Schülerin gesagt haben soll? Hier haben wir, s.o., die „Zeit seines Rektorates in Freiburg in den Jahren 1933/34“ - das sei „die größte Dummheit seines Lebens gewesen“ - also „die Zeit“ war die “Dummheit“ - für den Philosophen von Sein und Zeit eine ganz bemerkenswerte Aussage. Oder hat der „Übersetzer“ Fédier da wieder mal gestümpert? Bei Petzet, 1983, S. 43, heißt es: „wörtlich sagte er: es...“ Also: es. „Es“ ist sächlich, „die Zeit“ aber eher nicht. Ach, das kann vorkommen, dass man den Begriff „das Auftreten“ mit „die Zeit“ wiedergibt. Bei einem solchen Lehrer wundert es auch gar nicht mehr, wenn die Schüler auch sagen: „es“, also „die Zeit.“ Es heißt bei Petzet über „die Schülerin“: „Als diese ihm bald nach seinem Rücktritt zu verstehen gab, sie könne seine ganze Rektoratstätigkeit [weiblich] und das damit verbundene politische Auftreten [sächlich] nicht begreifen, erwiderte er ihr wörtlich: es [sächlich] sei die größte Dummheit seines Lebens gewesen.“ Es geht hier also um das „politische Auftreten“ während seiner Rektoratstätigkeit 33/34. „Exeget“ Fédier erklärt das nun zum Kommentar für die Aussage von 1939 zum „Rasseprinzip." Und einer seiner Schüler setzt das auf die WP-Seite, und zwar in folgender Form:

Der Satz zum „Rasseprinzip“ der Juden grenze an Dummheit. Heidegger habe sein Rektorat selbst als „größte Dummheit“ bezeichnet, sich also davon distanziert.

Er distanziert sich vom Auftreten 1934, „also“ vom Rasseprinzip 1939. Wo lernt man denn diese Form der Logik? Richtig, bei Stümper Fédier. Und das Wörtchen „also“ geht noch über jenen Propagandisten der Gaskammer-Lüge hinaus, und da stellt sich hier aber schon die Frage, wie gut die F-Gruppe für ihre Mitglieder denn so sorgt.

Also, „also“ mitsamt dem üblichen Schmierfinkkram – raus damit.

Vietta

Und es genügt vielleicht, wenn Vietta einmal sagt, dass Heidegger nicht rassistisch/ antisemitisch gewesen sei, denn wenn er es dreimal sagen soll, dann brauchen wir noch die Noten zu dem Refrain. Außerdem lässt er es an anderer Stelle wieder offen.

Chronologie der Rezeption der SH und TV-Zitate

Die Daten mit der Angabe des Tages der Kommentare dazu sind inzwischen wohl nicht mehr nötig: die genaue Chronologie der Reaktionen auf die Publikation der SH, was sonst nur bei Anschlägen oder Attentaten gemacht wird, erscheint hier etwas overdone. Ob Safranski das am 19. oder am 20. gesagt hat, kann in die Fn, sofern es überhaupt zum Quellenverweis gehört. Dort wird aber zudem zitiert, was Safranski im Fernsehen gesagt hat, ohne schriftliche Quelle - so etwas ist in seiner Zitierfähigkeit sehr umstritten, und wer, wie ich, nachprüfen möchte, ob denn der Wortlaut auch richtig vom WP-Redakteur transkribiert wurde, der muss sich die ganze Sendung ansehen. Das wird umso schwieriger, als es sich hier nur um ein Teilzitat handelt, bei dem, entgegen der fachgerechten und einzig sinnvollen Zitierweise, nur irrelevante Teile des gesamten Zitates herausgeschrieben und markiert wurden - „auf diesem Gebiet des Antisemitismus“ und “jetzt zugeschrieben“ sind die „Zitate“ daraus, der Rest ist Paraphrase. Wir sollten Mitschnitte aus dem Fernsehen überhaupt nicht als Quellen für Zitate verwenden, wenn es davon keine zuverlässigen Abschriften gibt.

Zitate aus der Presse

Und wir bearbeiten hier auch kein Zeitungsarchiv. Es kommt zu einer Flut von Quellenverweisen aus der Presse - bis zu einem gewissen Grad ist das sicher akzeptabel, weil die in der Heidegger-Kontroverse engagierten Forscher sich nach der Publikation der SH eben dort schnell mal zu Wort gemeldet haben. Aber darunter sind auch reine Presseberichte, und wir sollten uns m. E. ohnehin auf Fachliteratur konzentrieren und die ad hoc geäußerten Meinungen im überschaubaren Rahmen lassen. Zudem sind diese Quellen aus Schwarze Hefte hierher kopiert worden und hätten besser dort in expliziter Weise dokumentiert werden können - wir könnten sie deshalb einfach wieder dorthin kopieren. Ich meine, wenn wir hier die Schwarzen Hefte im neuen Kapitel 3 zur Frage des Rassismus behandeln, wenn wir es im Kapitel 5/6 zur Rezeptionsgeschichte wieder aufnehmen, Zitate dazu auch in den Fn geben, auf der Biblio, die dann ja mit dieser Seite verlinkt wird, weitere Zitate einschalten und noch den Internen Link auf die Seite Schwarze Hefte geben, dass dieses Thema dann auch ausreichend behandelt wurde.

Die Stimme des Blutes (Die Heidegger-Familie als WP-Beleg)

Ulf Heidegger wird hier in seiner Funktion als Enkel zitiert. Enkel Ulf sagt. Der Kleine durfte auf einer Veranstaltung mal pupen, aber das ist keine Gelehrtenmeinung, und bei Wikipedia ist das als Quelle nicht zulässig (Opa Erwin aufm Podium sagt was).

Payer

Payer wurde inzwischen abgearbeitet. Noch ein Nachtrag: Heidegger spricht von einer „Machtsteigerung des Judentums (...) zumal in ihrer neuzeitlichen Entfaltung“ (Überlegungen XII, 1939) und vom „Weltjudentum“, das sich „bei aller Machtentfaltung nirgends an kriegerischen Handlungen zu beteiligen“ brauche (XV, 1941), so dass der letzte Satz des Exegeten falsch ist. Die Feststellung, dass Heidegger dem „Deutschtum“ nicht explizit „Bodenständigkeit“ zuschreibt, ist bei seiner Blut-und-Boden-Verherrlichung bloße Augenwischerei und lässt sich damit auch widerlegen („Wichtigkeit der Pflege des Deutschtums“, Heidegger, GA 96, 9, vgl. Vgl. dazu S. Kellerer, Heidegger: Denken als Kampf, S. 948)).

Ist es nicht aber auch bemitleidenswert, zu welchen Mitteln hier Zuflucht genommen wurde? Leserbriefchen vom Sohn H. Heidegger als Quelle, Enkel pupt als Quelle, Homepage mit Haxe als Quelle, von Wikipedia kopierte Seite als Quelle, verfälschte Zitate als Quelle - ich warte hier noch auf Klosprüche als Quelle...

Figal

Figals Rücktritt verdient einen Satz und zwar den zu seiner Erklärung dafür. Was dann noch Donatella d. C. zu Figals Rücktritt zu erzählen hat, ist bloß Gelehrtenklatsch und gehört nicht auf die Seite Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. (Sie findet es „unphilosophisch“, wenn jemand zurücktritt, weil er einen Antisemiten lieber nicht repräsentieren will. Auch ihr „metaphysischer Antisemitismus“ bei Heidegger klingt allzu sehr nach Trawnys „seinsgeschichtlichem Antisemitismus“ und eingedenk des Begriffes der Metaphysik bei Heidegger zeugt es bei der Gadamer-Schülerin und Vorsitzenden der italienischen MH-Gesellschaft nicht für allzu große Kenntnisse. Aber wie gesagt, es gehört nicht hierher, so wenig ihr Kommentar zu Figals noblem Rücktritt.) Ich nehme aus dem in der Fn angegebenen Interview mit Figal mal einen deutlichen Satz, damit nicht der Eindruck entsteht, Figal habe sich nur so steril und formal dazu geäußert, wie das in Presseerklärungen der Fall ist: „Ich habe trotz Heideggers großer Sympathie für den Nationalsozialismus nicht gedacht, dass er vorsätzlich und mit Überzeugung antisemitische Äußerungen tut, noch dazu von einer solchen Infamie. Es war der zwingende Anlass, mein Verhältnis zur Person Heidegger zu überdenken.“ Einer, der Anstand und Unabhängigkeit genug besaß, um nach angemessener Zeit der Überlegung aufzustehen und der in rechtsextremen Kreisen verkehrenden Heidegger-Familie noch einen Guten Tag zu wünschen. Figal spiegelt die Hoffnung, die man für Deutschland/Europa auch heute noch haben kann.

Zum Zitat der „Selbstvernichtung“ der Juden

Dann kommt es hier zur bemerkenswert unreflektierten Übernahme einer falschen Datierung in einer Bildunterschrift, von irgendeinem Online-Redakteur, der nicht wusste, worum es ging, eingefügt, und von einem Wikipedia-Redakteur, der auch nicht wusste, worum es ging, wie üblich kopiert. Es geht um GA 97, erschienen 2015 als vierter Band der sogenannten „Schwarzen Hefte“, hier kann man ja mal einen Blick drauf werfen, könnte sich lohnen. Auch im umseitig zitierten Interview, das Thomas Vašek mit Donatella d. C. führt, heißt es im Intro ganz richtig: „Der Band enthält Aufzeichnungen Heideggers aus den Jahren 1942-1948.“ Dann also jene Bildunterschrift: „Um 1941/42 notiert Heidegger“ - seit 2015 auch in unserem Artikel.

(Zum Trost: in der Zeit macht es A. Noll, seines Zeichens Rechtsanwalt - was soll das dann auch - nicht besser. Er kombiniert ein Zitat aus den Überlegungen, XII, datiert auf 1939 - die „zeitweilige Machtsteigerung der Juden...“ mit jenem, um das es hier geht, und gibt nur das erste Datum an, was dann implizite auch fürs zweite gilt).

Zur Datierung des Zitates zur „Selbstvernichtung“ des Judentums: GA 97, 17 Fn: nach dem August 1942 zit. n.: Reinhard Mehring, Heideggers "große Politik": Die semantische Revolution der Gesamtausgabe, Tübingen, 2016, S. 208: „Heidegger (...) interpretiert den Völkermord als eine Art 'Selbstvernichtung' des Judentums. Die Eintragung ist nach dem August 1942 zu datieren (dazu GA 97, 17 Fn), nach der Wannseekonferenz vom Januar 1942 und mitten im Vollzug des Holocaust.“

Jeder Folgerichtigkeit widerstreitend heißt es umseitig dann aber: „Ersten Rezensionen zufolge enthalte auch der vierte Band der „Schwarzen Hefte“ (1942–1948), der im März 2015 veröffentlicht wurde, offen antisemitische Passagen. Markus Gabriel verweist in diesem Zusammenhang besonders auf ein Notat von 1941/42, in dem Heidegger den Holocaust 'seinsgeschichtlich' zu einer 'Selbstvernichtung' der Juden erkläre:" - folgt Zitat GA 97, S. 20.

Damit wird auch impliziert, M. Gabriel hätte gesagt, dass Heidegger 1941/42 bereits vom „Holocaust“ wusste. (Die Vernichtung europäischer Juden in der Definition des Völkermordes begann mit den Erschießungen jüdischer Frauen, Kinder und Männer ab August 1941 als Reaktion auf logistische Probleme mit der Deportation und Ghettoisierung von Juden in der Folge des Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941 und der damit verbundenen Zunahme an jüdischen Menschen im NS-Einzugsgebiet. Die industrielle Vernichtung begann dann im Dezember 1941 in Chelmno mit Vergasungswagen, in Belzec im März 1942 in Gaskammern mit Motorabgasen, in Auschwitz aber erst ab dem Herbst 1942 mit Zyklon B). 1941/42 wäre also eine sehr frühe Reaktion darauf, da sie die technische „Machenschaft“ einschließt. Schon am Anfang des Artikels heißt es bei Gabriel aber - „Es liegt uns hier ein Zerrspiegel der deutschen Geschichte von 1942 bis 1948 vor...“ - und so sieht die Sache allerdings anders aus. Denn „nach August 1942“ ist mindestens ein Jahr nach dem Beginn des Völkermordes und knapp ein dreiviertel Jahr nach dem Beginn der industriellen Vernichtung. Und Heidegger war, durch seine Freundschaften mit Eugen Fischer, Kurt Bauch und durch seine „im Osten kämpfenden Söhne“ (Trawny, Die Zeit), an der Quelle der Informationen dazu, was in der Fachliteratur ja schon festgestellt wurde.

Hermann Heidegger sagte später, schon seit dem Sommer 1941 von der Vernichtung von Juden gewusst, seinem Vater davon aber nichts gesagt zu haben. M. Heidegger schrieb im Brief an Bauch (10. August 1941), sein Sohn fühle sich „sehr befriedigt“ in seiner Rolle als Bataillonsadjutant in der Ukraine, wo, so S. Kellerer, „der von Hitler angeordnete 'Vernichtungskrieg' in vollem Gange ist.“ Dort begann die Vernichtung der europäischen Juden in eben jener Zeit, bald darauf in Babyn Jar. Und Hitler hatte die „Vernichtung der jüdischen Rasse“ bekanntlich in einer öffentlichen und deutschlandweit übertragenen Rede schon am 30. Januar 1939 angekündigt, das wird Heidegger, der Hitlers Reden ja aufmerksam verfolgte, kaum entgangen sein.

Sidonie Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit Kurt Bauch, S. 8.; Martin Heidegger, Kurt Bauch, Briefwechsel 1932-1975, Almuth Heidegger (HG.), Freiburg, München, 2010, S. 67; s. auch Gaëtan Pégny, Réponse à Heidegger, nochmal auf Deutsch: Pégnys Antwort an H. Heidegger

Wolin: „Es scheint nicht vermessen, anzunehmen, dass Heidegger aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu Fischer zu einem sehr frühen Zeitpunkt von den Völkermordplänen der Nazis gewusst haben könnte.“ Richard Wolin, French Heidegger Wars, in: Richard Wolin (Hg.), The Heidegger Controversy - A Critical Reader, 1998, [1] S. 283.

Heidegger am 10. August 1941 an K. Bauch, n. Kellerer a.a.O., S. 6; Morat, S. 253: „Und nun ist der russische Krieg da; dieser aber bedeutet mehr, als er selbst ist. Ich brauche dir ja nichts zu erzählen, da du mehr weißt. Aber ich weiß genug.“

Der Krieg gegen „Russland“ bedeutet mehr, als der Krieg gegen „Russland“ ist? Und bei diesem „Mehr“ im Krieg gegen „Russland“ geht es nicht um philosophische Deutungen, sondern um ein faktisches Wissen, über das auch der Kunsthistoriker Bauch verfügt, in größerem Maß als Heidegger. Doch Heidegger „weiß genug“ darüber. Und er weiß, dass Bauch mehr als er selbst darüber weiß. Bauch war seit 1941 in der Seekriegsleitung des Oberkommandos der Kriegsmarine in Berlin, das Zugang zu unzensierten Nachrichten hatte.

Siehe dazu auch Zeitgenössische Kenntnis vom Holocaust und dort: »An Massenerschießungen beteiligte Deutsche berichteten ihren Verwandten in Briefen oder beim Heimaturlaub davon. In Verbindung mit den Pressemeldungen ergab die „Flüsterpropaganda“ dann allmählich immer genauere Vorstellungen davon, was mit Juden „im Osten“ geschah. (...) Dass mit Begriffen wie „Umsiedlung“ Massenexekutionen gemeint waren, war etwa in der westfälischen Stadt Minden vielen Einwohnern seit Ende 1941 bekannt. So schrieb Ruth Andreas-Friedrich am 2. Dezember 1942 in ihr Tagebuch: 'In Scharen tauchen die Juden unter. Furchtbare Gerüchte gehen um über das Schicksal der Evakuierten. Von Massenerschießungen und Hungertod, von Folterungen und Vergasungen.'[13]

Der Informationsfluss über das Morden der Einsatzgruppen und die Verbrechen der Wehrmacht nahm 1942 ein solches Ausmaß an, dass die Staatsführung mit den Mitteln des politischen Strafrechts dagegen vorging.«

Zudem bekräftigte Heidegger vorher jenes „Mehr“ des Krieges gegen Russland:

„Ich glaube, wir sind nur am Anfang dessen, was uns dieser unsichtbare Krieg bringen wird.“ BHB, S. 61, Brief vom 25. November 1939 an Doris Bauch, Ehefrau von Kurt Bauch

Warum „dieser unsichtbare“ Krieg? Mit Verweisen auf zeitgenössische Publikationen von Friedrich Georg von Rechenberg, Ernst Seeger und Gert Bennewitz und mit Textstellen aus Hitlers Mein Kampf belegt S. Kellerer, dass der „unsichtbare Krieg“, auch „Ukri“, eine kryptische Formel für den Krieg gegen das „Weltjudentum“ war.

Sidonie Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit Kurt Bauch, S. 4 f. m. Anm. 6-16

Zurück zum Zitat zur „Selbstvernichtung“ des Jüdischen:

Wie M. Gabriel und R. Mehring (s.o. „Völkermord als eine Art 'Selbstvernichtung' des Judentums“), so deutet auch Trawny, 2014, Mythos, S. 111: „Die 'Selbstvernichtung' der 'Machenschaft' geschieht in Form der Vernichtung des 'Jüdischen' durch das 'Jüdische': Auschwitz - die 'Selbstvernichtung' des Judentums? Der Gedanke vernichtet die Vernichteten noch einmal.“ Mit Fn 24, in der Trawny das Zitat als eine Vorwegnahme dessen einordnet, was Heidegger 1949 über die „Fabrikation von Leichen in Gaskammern“ sagt: „Was allerdings hier neutral-relativistisch dem 'Ge-stell' zugeschrieben wird, wird ungefähr acht Jahre früher dem 'Jüdischen' zugeschrieben.“

(Aber nicht ungefähr acht Jahre, sondern sieben Jahre, wie gesehen - der Herausgeber des Bandes 97 wird das doch nicht bei Wikipedia nachgelesen haben...) Im Zitat von M. Gabriel kommt auch das Wort „seinsgeschichtlich“, das hier sogar in Anführungszeichen gesetzt wird, nicht vor - es wurde Anfang April 2015 von dort nach da und wieder zurück und hin und her verschoben, und als Ergebnis dieser Edits im Minutentakt landete es dann irgendwann und irgendwie bei Markus Gabriel, und dort ist es dann geblieben. Wir haben hier oft Zitate ohne Markierung, hier haben wir eine Markierung ohne Zitat. Gabriel sagt also nichts von dem, dass Heidegger den „Holocaust“ 1941/42 „seinsgeschichtlich“ zur Selbstvernichtung der Juden erklärte - eine leicht zu belegende Verzerrung dessen, was er sagt. Gabriels Deutung der Notiz:

nach August 1942: „Juden vernichten sich selber, indem ihr Denken, also die Metaphysik, die Technik hervorgebracht habe, die man im KZ gegen sie einsetzt.“

da jemand hier nicht einmal korrekt abschreiben kann - das Original zur allgemeinen Einsichtnahme

Im Prinzip entspricht das der o. a. Deutung von Trawny. Von der falschen Wiedergabe von Gabriels Text abgesehen, stellt sich hier am Rande auch die Frage, ob diese Deutung denn die einzige von Gabriel sein soll - gleich zu Beginn seines Artikels sagt er etwas viel aussagekräftigeres:

„Es liegt uns hier ein Zerrspiegel der deutschen Geschichte von 1942 bis 1948 vor, aus dem uns die Maske eines unversöhnlichen Nazidenkens angrinst.“

Endlich mal jemand, der nach Heideggers Tod geboren wurde, einer, der nicht in der HJ (wie Pöggeler), nicht in der Todtnauberger Hütte (wie Gadamer), nicht in Le Thor (wie Beaufret und dessen Schüler Fédier) dabei war und nicht Herausgeber der GA ist (Trawny etc.), nicht zur Meßkircher Clique gehört (Denker und Zaborowski), nicht Vorsitzender der Heidegger-Gesellschaft ist (Vetter), nicht mit Heidegger im Bett lag (Hannah Arendt und S. Viettas Mutter), sondern nur Philosophieprofessor und von dem Klüngelram unbeeinflusst ist. Viel deutlicher, direkter, klarer: sollten wir nehmen.

Schon deshalb, weil Vetter in seiner Eigenschaft als neuer Vorsitzender der Martin-Heidegger-Gesellschaft sich über dieses Zitat gleich zu Beginn gar erzürnt, schon deshalb sollten wir es unbedingt bringen. Über Vetter, mit Quellenangabe, heißt es dann umseitig übrigens: “Heideggers Aussagen über „die Juden“ seien im Ausgang von der folgenden Stelle umfassend zu interpretieren:[993]“ - folgt Zitat GA 97, 159.

Tatsächlich sagt Vetter: „Vielleicht wäre es gar nicht so übel, im Ausgang von dieser Stelle Heideggers Aussagen über „die Juden“ umfassend zu interpretieren, ohne den engen Zusammenhang von Juden- und Christentum zu vernachlässigen."

Aus dem vorsichtigen und konjunktivischen Vielleicht-Satz macht Wikipedia gemäß fédierscher Das-ändern-wir-ab-merkt-doch-eh-niemand-und-wenn-schon-Schule einen Satz, der im Imperativ geäußert wurde: so sei es zu lesen. Brauchen wir hier, wie bei Heidegger, GA 97, 159, eine „Anmerkung für Esel“? Wollen's nicht hoffen. Aber auch dieses zeigt die Methode: suche Zitate, die sich leicht verdrehen lassen und setze eines zum anderen und fälsche soviel und so dreist, bis es danach stinkt.

Hinzu kommt - kein Wort darüber, warum Trawny zwar im Dezember 2013 im Zeit-Artikel schrieb: „Die Schwarzen Hefte enthalten keine Hinweise darauf, er könnte vor 1945 von den Lagern etwas gewusst haben“, im GA-97-Nachwort und dem Buch von 2014 dann aber anders urteilte, was nicht verwunderlich ist, weil das „Schwarze Heft“ mit der Notiz zur „Selbstvernichtung“ der Juden, Anmerkungen I ist, also gerade jenes Exemplar, dass Silvio Viettas liebe Mutter, nachdem Heidegger in den 50ern mal über sie drüber gehopst war und die Ehe der Viettas so zerstört hatte, als Geschenk von unserem Helden bekommen hatte (ein von ihm selbstgeschriebenes Heftchen!) und sie es geschmackvollerweise ihrem Sohnemann gegeben hatte, was diesem erst im Januar 2014 wieder einfiel, so dass es Zeit online erst am 22. Januar mitteilen konnte, einen Monat nach Trawnys Artikel vom 27. 12. Umseitig nichts davon. Zwar sind die Deutungen zur „Selbstvernichtung“ der Juden naheliegend, dennoch stellt die Notiz aber keinen Beweis für Heideggers Kenntnis vom Holocaust zu dieser Zeit dar (wie auch bei Nazigrößen). Doch wurde das Zitat zur Selbstvernichtung der Juden in der Zeit formuliert, als die Vernichtung der Juden in vollem Gange war, und angesichts der entsprechenden Einordnungen von R. Mehring, M. Gabriel und P. Trawny sollte es auch hier in das jetzige Unterkapitel 4... „Aussagen zum Holocaust“.

Nach Diskussion zunächst in den obigen Kasten „Resteposten“ einzufügen:

Hier sollte ein Kasten beginnen

Weitere Zitate für das Kapitel „Aussagen zum Holocaust“ „Und nun ist der russische Krieg da; dieser aber bedeutet mehr, als er selbst ist. Ich brauche dir ja nichts zu erzählen, da du mehr weißt. Aber ich weiß genug.“ Heidegger am 10. August 1941 an K. Bauch, n. Kellerer a.a.O., S. 6; Morat, S. 253

„Ich glaube, wir sind nur am Anfang dessen, was uns dieser unsichtbare Krieg bringen wird.“ BHB, S. 61, Brief vom 25. November 1939 an Doris Bauch, Ehefrau von Kurt Bauch

Mit Verweisen auf zeitgenössische Publikationen von Friedrich Georg von Rechenberg, Ernst Seeger und Gert Bennewitz und mit Textstellen aus Hitlers Mein Kampf belegt S. Kellerer, dass der „unsichtbare Krieg“, auch „Ukri“ genannt, eine kryptische Formel für den Krieg gegen das „Weltjudentum“ gewesen ist.

Sidonie Kellerer, Rezension: Heideggers Briefwechsel mit Kurt Bauch, S. 4 f. m. Anm. 6-16

Wolin: „Es scheint nicht vermessen, anzunehmen, dass Heidegger aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu Fischer zu einem sehr frühen Zeitpunkt von den Völkermordplänen der Nazis gewusst haben könnte.“ Richard Wolin, French Heidegger Wars, in: Richard Wolin (Hg.), The Heidegger Controversy - A Critical Reader, 1998, S. 283.

  • Heidegger, Notiz in den Schwarzen Heften, GA 97, 20, Anmerkungen I, ca. August 1942:

„Wenn erst das wesenhaft ‚Jüdische‘ im metaphysischen Sinne gegen das Jüdische kämpft, ist der Höhepunkt der Selbstvernichtung in der Geschichte erreicht; gesetzt, dass das ‚Jüdische‘ überall die Herrschaft vollständig an sich gerissen hat, so dass auch die Bekämpfung ‚des Jüdischen‘ und sie zuvörderst in die Botmäßigkeit zu ihm gelangt.[990]“

Reinhard Mehring, Heideggers "große Politik": Die semantische Revolution der Gesamtausgabe, Tübingen, 2016, S. 208: „Heidegger (...) interpretiert den Völkermord als eine Art 'Selbstvernichtung' des Judentums. Die Eintragung ist nach dem August 1942 zu datieren (dazu GA 97, 17 Fn), nach der Wannseekonferenz vom Januar 1942 und mitten im Vollzug des Holocaust.“

Peter Trawny, Nachwort, GA 97 : Zu den „Vernichtungen“ des Zweiten Weltkrieges zählte Heidegger auch die „Vernichtung der Juden“; es habe sich darin „nichts anderes als die ‚Selbstvernichtung‘ der ‚Machenschaft‘“ vollzogen, die Heidegger dem „wesenhaft ‚Jüdischen‘ im metaphysischen Sinne“ zuschreibe und das in diesem Krieg gegen das „Judentum“ kämpfe und es vernichte.

Trawny, S. 111: „Die 'Selbstvernichtung' der 'Machenschaft' geschieht in Form der Vernichtung des 'Jüdischen' durch das 'Jüdische': Auschwitz - die 'Selbstvernichtung' des Judentums? Der Gedanke vernichtet die Vernichteten noch einmal.“ Mit Fn 24

M. Gabriel: „Juden vernichten sich selber, indem ihr Denken, also die Metaphysik, die Technik hervorgebracht habe, die man im KZ gegen sie einsetzt.“

Heidegger et sa solution finale, von Stéphane Domeracki, Quelle

Zzgl. kontrastierender Forschermeinungen

Hier sollte der Kasten enden.

Auch das zweite Unterthema von 5.3. Schwarze Hefte, „Revisionismus“ gehört in 4.4. „Aussagen zum Holocaust“ - es hat keinen Sinn von „Aussagen zum Holocaust“ zu handeln und den Lesern in 4.4. mitzuteilen: „Diese einzigen Erwähnungen des Holocaust in Heideggers Werk wurden stark diskutiert“ und in 5.3. zu sagen, dass übrigens da noch was zu „Gaskammern“ in den Schwarzen Heften steht, als würde das nicht zum „Holocaust“ oder nicht zu „Heideggers Werk“ gehören. Der erste „Satz“ des Zitats nimmt offenbar Bezug auf einen davor, denn so, wie er da steht, ergibt er kaum einen Sinn: Wäre die Verkennung dieses Geschicks nicht noch eine wesentlichere Schuld als das Greuelhafte der 'Gaskammern', eine Schuld die niemand je entschuldigen wird können. Das ist nur ein Nebensatz. Die vorherige Deutung, das „Niederhalten“ in dem Zitat meine die Aliierten ist schwer akzeptabel und darüber hinaus ohne Quelle. Wir können den Absatz aber erstmal dem überarbeiteten Unterkapitel „Schwarze Hefte“ anfügen und diskutieren, wenn wir bei 4.4. sind.}}

Auch die Zeitungsmeldungen um die üblichen künstlich echauffierten Reaktionen der Öffentlichkeit müssen nicht so detailliert dokumentiert werden - es genügt wohl eine kurze Zusammenfassung - dazu kommen auch die Straßennamen:

Der Zusammenhang zwischen der Umwandlung des Lehrstuhles an der Freiburger Uni mit den Schwarzen Heften ist nur eine vage Spekulation des FAZ-Redakteurs Kaube, die er am Ende selbst auch so formulierte - „An der Freiburger Universität mögen diese Umstände die Bereitschaft befördert haben, den ehemaligen Lehrstuhl Heideggers (...) in eine Juniorprofessur für Logik und sprachanalytische Philosophie umzuwandeln.“ Hier ist also auch der Satz - „Medien sahen darin einen direkten Zusammenhang mit dem aus Sicht der Freiburger Universität durch die 'Schwarzen Hefte' vorliegenden Nachweis von Heideggers Antisemitismus“ - nicht ganz gut belegt, weil „Medien“ hier “Kaube“ heißt und Kaube auch gerade nicht von einem „direkten Zusammenhang“ spricht. Der ist dann zwar in der hier nicht genannten Frankfurter Rundschau zu finden, aber Zeitungsmeldungen sollten hier als Quelle nicht zugelassen sein, weshalb der Medien-Satz raus kann. Außerdem gibt es keinen „Figal-Lehrstuhl“ oder „Martin-Heidegger-Lehrstuhl“ - ist mir neu, dass ein Lehrstuhl einen Namen erhält. Wer hat sich das denn ausgedacht? Offenbar jemand, der sich mit derlei nicht auskennt. Kaube schreibt „umgewidmet“ - doch Lehrstühle sind den Disziplinen und nicht den Professoren gewidmet.

Einen Herrn Schulleiter aus Meßkirch zu zitieren, ist hier wohl nicht nötig. Und der äußerst schnittige Zwick, der 2010 mit 95 % der Stimmen als Bürgermeister bestätigt wurde, wird den Teufel tun, dem vermeintlichen Heraklit von Meßkirch die Ehrenbürger-Würde des 8000-Seelen-Nestes abzuerkennen, dann könnte er gleich zurücktreten. Das müde Zitat, er möchte abwarten, was dabei so rumkommt, ist eine Politiker-Plattitüde, die nur von Zwicks Freund Zaborowski überboten wird, wenn er sich eine „Hermeneutik der Schwarzen Hefte“ wünscht und in der Zwischenzeit so tut, als sei sonst alles beim Alten. Seit Helmut Kohl heißt diese Strategie „aussitzen“. Kann man hier nochmal besser nachlesen: In Meßkirch alles in Butter. Da das aber doch eher Provinzpossen sind, können wir die Einzelheiten hier ohne Verlust weglassen. --BaneshN. (Diskussion) 10:47, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Ja, das ist die Quelle, die ich oben erwähne: Stäblein. Es ist aber eben nur eine journalistische Quelle, das heißt, wir zitieren eine Journalistin, die Eilenberger zitiert, können aber nicht sagen, woher sie das hat. Es ist eine Zeitungsquelle, das war meine obige Kritik.--BaneshN. (Diskussion) 09:57, 13. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Besser wäre eine Aussage aus einer Fachzeitschrift/Publikation. Ich hatte das so verstanden, dass die Journalistin den Wissenschaftler interviewt hat. Daher ginge das als Quelle natürlich durch - aber ich verstehe Deinen Einwand. Was sagen die anderen Mitarbeiter dazu?--KarlV 14:17, 14. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Eine Zeitung ist eine zuverlässige Quelle, wenn zB ein Wissenschaftler interviewt wird. Ob Wolfram Eilenberger ein Wissenschaftler ist, ist eine andere Frage. http://www.wolfram-eilenberger.de: „Seine Leidenschaft ist die Anwendung philosophischer Gedanken auf die heutige Lebenswelt, sei es in Fragen der Politik, der Kultur oder des Sports“ = wissenschaftliche Verbreitung bzw. Popularisierung (er hat Bücher wie „Der Tatort und die Philosophie. Schlauer werden mit der beliebtesten Fernsehserie“ veröffentlicht). Philosophie Magazin ist auch keine wissenschaftliche Zeitschrift. Warum wurde also Eilenberger noch nicht „eliminiert“? Ich hatte ihn lediglich im Rahmen der Kontroverse wie Payer oder Blum zitiert, als wir Reaktionen gesammelt haben. Im Fall Payer hat man von „Manipulierung“ und „Skandal“ gesprochen, hier aber nicht. Überrascht bin ich nicht. Filinthe (Diskussion) 14:51, 18. Sep. 2017 (CEST) Auch falsch: Einer seiner Schüler setzt das auf die WP-Seite, und zwar in folgender Form: „Der Satz zum „Rasseprinzip“ der Juden grenze an Dummheit. Heidegger habe sein Rektorat selbst als „größte Dummheit“ bezeichnet, sich also davon distanziert.“ Filinthe (Diskussion) 15:32, 18. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 15:44, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Zu: „Geschichte des Seins“/„Planetarische Hauptverbrecher“

Das Unterkapitel hatte ich vor Beginn der systematischen Redaktion schon einmal oberflächlich bearbeitet, ohne alle Zitate und Quellen zu überprüfen. Das habe ich jetzt schon nachgeholt, weil die dortige Thematik zum Teil ins neue Kapitel gehört.

Das Zitat: „Zu fragen wäre allerdings, worin die eigentümliche Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum begründet ist“, ist in das Teilkapitel „Weltjudentum“ des Unterkapitels „Äußerungen zum Judentum“ des neuen Kapitels 3: „Zur Frage des Rassismus“ versetzt werden. Die jetzige zweite Erwähnung im Kapitel „Editionskritik“, die nötig ist, weil das Zitat in der von Trawny herausgegebenen GA 69-Ausgabe nicht enthalten ist, kann dort deshalb bleiben. Es folgt jetzt die Kritik des entsprechenden Abschnitts „Planetarische Hauptverbrecher“ in „Geschichte des Seyns“. Demnach ist der Abschnitt dann komplett zu löschen.

Zunächst noch einmal das „Planetarische“ gemäß Heidegger:

„Die historisch feststellbaren Zeichen der Wesensvollendung der Macht sind der 'Planetarismus' und der 'Idiotismus'. Das 'Planetarische' meint den Bezug des Machtwesens auf das Ganze der Erde, so zwar, daß dieser Bezug nicht Ergebnis einer Ausweitung ist, sondern der Beginn einer eigenartigen Erdherrschaft. Das 'Idiotische' (ιδιον) meint den Vorrang des In-sich-selbst-süchtigen, das sich zunächst als Subjektivität ausprägt.“ GA 69, 74

Es ist „nicht Ergebnis einer Ausweitung“ (man bedenke Hitler und „Lebensraum“ im Osten, ebenso WK II). „Die planetarischen Hauptverbrecher sind sich ihrem Wesen nach zufolge ihrer unbedingten Knechtschaft gegenüber der unbedingten Ermächtigung der Macht völlig gleich. Historisch bedingte und als Vordergrund sich breitmachende Unterschiede dienen nur dazu, das Verbrechertum ins Harmlose zu verkleiden und gar noch sein Vollbringen als 'moralisch' notwendig im 'Interesse' der Menschheit darzutun. Zu fragen wäre allerdings, worin die eigentümliche Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum begründet ist. Die planetarischen Hauptverbrecher der neuesten Neuzeit, in der sie erst möglich und notwendig werden, lassen sich gerade an den Fingern einer Hand abzählen.“ GA 69, 77 f.

Nun haben wir zwei Möglichkeiten: die planetarischen Hauptverbrecher sind Hitler und Stalin und/oder Mussolini (je nach Geschmack), und die „Judenschaft“ ist das Opfer des “planetarischen Verbrechertums“ - dann haben wir sie als Opfer eines Verbrechertums „mit Bezug des Machtwesens auf das Ganze der Erde“, und dann müssen wir dieses Zitat wohl oder übel mit in das Kapitel „Aussagen zum Holocaust“ aufnehmen, obgleich sich weiterhin fragen lässt, welche „planetarischen Verbrechen“ Hitler bis 1938/40 verübt haben soll. Oder Juden werden hier als das bezeichnet, als was sie zeitgleich beim selben Autoren auch in den „Schwarzen Heften gelten: als Weltjudentum, überall unfaßbar, braucht sich bei aller Machtentfaltung nirgends an kriegerischen Handlungen zu beteiligen - also nicht „Ergebnis einer Ausweitung“, sondern Beginn einer „eigenartigen Erdherrschaft“ - und dann kann zum Vergleich für den Verweis auf „Stalin“ auch herangezogen werden, was Heidegger ebd. sagt:

“die Partei selbst aber [ist] das Werkzeug der Sowjets und diese der Spielraum der Wenigen. Ihnen ist eigen, daß sie ungenannt bleiben und die Vielgenannten (Stalin und seine öffentlich tätige Umgebung) je nur als die Vordermänner geduldet sind.“

(Klingt nicht nach „Hauptverbrecher des Beginns einer eigenartigen Erdherrschaft“)

„Der Despotismus der Wenigen hat deshalb seinen Grund nicht in der persönlichen Machtgier einzelner 'Subjekte', sondern diese werden ihrerseits ohne ihr Wissen nur ausgenützt als die Träger und 'Statthalter' der unbedingten Ermächtigung der reinen Macht (...). (...). Dieser 'Materialismus' ist im höchsten Sinne 'geistig', so entschieden, daß in ihm die Vollendung des abendländisch metaphysischen Geistwesens anerkannt werden muß. Lenin wußte dieses klar.“ - GA 16, 203 f.

Die Machtgier einzelner Subjekte, ist das, s.o., im griechischen Wortsinn „Idiotische“, nicht das „Planetarische“. Man kommt bei den planetarischen Hauptverbrechern 1938/40 im heideggerschen Sinn schwer auf Hitler, viel eher auf den „Juden Marx“.

Auch angesichts der Mehrheitsmeinungen der Forschung nach der Publikation der Schwarzen Hefte habe ich das Zitat „Die planetarischen Hauptverbrecher ... an einer Hand abzählen“ also im oben genannten Teilkapitel „Weltjudentum“ erörtert.

Zu den Forschermeinungen:

Zu Kisiel komme ich unten. Dass damit Hitler und Stalin gemeint seien, sagt dann noch ein Fédier-Schüler, in einem Band, den Fédier auch selbst herausgegeben hat, so dass hier ein Fédier-Schüler den anderen und damit implizite auch das Diktat des Lehrers zitiert, weshalb noch einmal der Hoffnung Ausdruck gegeben werden soll, dass die Fédier-Gruppe, die im Euroland zusammenarbeitet, auch sonst solidarisch ist.

Und da haben wir noch den Bimmel Walter. Gut, Scherz beiseite: mit „Walter Bimmel“ (umseitig, Fn. 619) ist Walter Biemel gemeint (ach, Bimmel, Biemel, Bommel). Biemel war 1942/44 ein Schüler von Heidegger, der später mit von Herrmann den Plan der GA erstellt hat - alter Kampfgefährte der Heidegger-Familie. BIemel wird von obigem Fédier-Schüler H. France-Lanord zitiert - im Aufsatz Être, autrement plus, humain. Heidegger et la critique de la métaphysique, de l'anthropologisme, du racisme et du nazisme, publiziert in 2007 - da heißt es auf S. 27, dass Biemel sagt, Heidegger habe Hitler 1942 in privaten Gesprächen einen „Hauptverbrecher“ genannt. Also „Hauptverbrecher“?

Fédier-Schüler H. France-Lanord über Biemel, derselbe Text, pdf, S. 6 f. da heißt es auch ab 1935

Biemel, der 1942 nach Freiburg kam, Heidegger als dessen Student kennenlernte, wird auf Deutsch so zitiert (in einer Internet-Quelle - Biemels Original?): „Und als ich Heidegger näher kennenlernte, erfuhr ich, wie energisch er die Führung des Landes ablehnte und die Ideologie der Partei mit ihrem Biologismus verurteilte. Er nannte die Führer Verbrecher. Eine solche Äußerung konnte die Todesstrafe zur Folge haben, aber er scheute sich nicht." (Gegenüber Biemels Versuchen, Heidegger zu verteidigen, geht sogar Zaborowski auf wissenschaftliche Distanz, Jahrbuch 5)

Da haben wir also 1935 und 1942, „Hauptverbrecher“ oder auch nur „Verbrecher“, dann „die Führer“, nicht „den Führer“ womit es schwierig ist, Biemels Zeugnis des Wortes auf Heideggers „Hauptverbrecher“ in Geschichte des Seyns“ zu beziehen, was ohnehin konstruiert erscheint. Was hat Biemel nun wo gesagt? Wenn wir das erst von irgendeinem Fédier-Schüler ins Französische übersetzt und dann ins Deutsche von einem anderen Fédier-Schüler zurückübersetzt haben und dann so nach Gusto noch die Jahreszahl einfügen, uns die Quelle, in der das bei Biemel nachzulesen ist, in der bei uns gewohnten Großzügigkeit schenken, dann schlage ich vor, wir denken uns das Zitat gleich selbst aus, was dem, was hier gegeben ist, ohnehin näher kommt.

Dann: Adolf Hitler, so der Widerstandskämpfer Martin Heidegger (NSDAP), sei der „Verbrecher des Jahrhunderts“. Soso. Dazu eine Fn 620, und da kommen wir zu T. Kisiel, S. 213 m. Anm. 47, und er zitiert S. Vietta, der wiederum den Pädagogen H. Heinrich zitiert, welcher in seinem Tagebuch eine Notiz gemacht hat, nach der Heidegger (auf einer Wanderung, die er am 15. Oktober 1959 mit H. Heinrich unternahm) gesagt habe, dass „die meisten Deutschen Hitler erst nach Stalingrad als Räuber und Verbrecher des Jahrhunderts“ sahen. Für ihn dagegen sei schon 1938 der Wendepunkt gewesen. Zunächst: Kisiel benutzt die Formulierung „is purported to“, und er fährt mit dem Zitat nicht ganz genau fort, indem er das, was Heidegger 1959 gemäß Heinrich gesagt habe, dem Heidegger für 1938 zuschreibt. Selbst S. Vietta gibt es korrekt wieder.

S. Vietta, Heideggers Kritik am Nationalsozialismus und an der Technik, S. 47, Heribert Heinrich, Tagebuch, Eintrag zum Spaziergang mit Heidegger am 15. Oktober 1959: »Sodann« sagte M.H., die meisten Deutschen hätten den Räuber und Verbrecher des Jahrhunderts, Adolf Hitler, erst mit der Katastrophe von Stalingrad und dem Desaster des Luftkrieges kennengelernt. Er selbst habe, wenn er seine Antworten unabdingbar vor den Gewissensrichter stelle, seit 1938 das totale Verhängnis erkannt und sein Verhältnis zum Nationalsozialismus radikal revidiert.«“

Siehe auch: Zaborowski, S. 543, Anm. 192 S. Givsan zum Tagebucheintrag von Heinrich: S. 24

E. Faye zum Heinrich-Tagebucheintrag:Kapitel 9, Anm. 109

Diese Aussage unterscheidet sich nun ganz erheblich von der, die Wikipedia umseitig wiedergibt (von mir redigiert): „findet aber eine gewisse Bekräftigung darin, dass er in privaten Gesprächen 1942 ausdrücklich Hitler als (...) „Verbrecher des Jahrhunderts“ bezeichnet haben soll.“ Wo kommt die Jahreszahl 1942 her? Stalingrad? Oder ist das aus dem Biemel-Zitat für „Hauptverbrecher“? (Womöglich, s.o., nur „Verbrecher“ und das nicht namentlich über Hitler). Außerdem fehlt hier das Datum 1959, das ja ganz entscheidend ist, wenn dieses von H. Heinrich als Heideggers Aussage notierte Zitat über jenen Zeitraum und in Bezug auf das, was die Deutschen 1942 dachten, zur Deutung des Zitates benutzt werden soll, in dem Heidegger 1938/40 in Geschichte des Seyns über „Hauptverbrecher“ spricht. Heidegger sagt auch 1959 nicht: Ich habe Hitler schon 1938 als Verbrecher erkannt, so dreist ist selbst Heidegger in seiner 1959 ja schon in vollem Ausmaße befindlichen Vergangenheitskorrektur nicht. Wir haben also 1938 (Heideggers Wendepunkt gemäß Heidegger 1959), 1938/40 (Heidegger spricht von „Hauptverbrechern“), 1942 (die Deutschen halten Hitler für den Verbrecher des Jahrhunderts, gemäß Heidegger 1959) und 1959 (Heidegger spricht mit Heinrich). Und das Heidegger-Zitat von 1959 für Heidegger 1938/40 zu nehmen - wer macht das eigentlich? Nicht Th. Kisiel - Kisiel sagt mitnichten, das 1959er-Zitat sei der Deutungsschlüssel für die „planetarischen Hauptverbrecher“. (Er nennt beide Zitate nur nacheinander, ohne jede Deutung). Wir haben dafür aber nur Fn 620, also Theodore Kisiel - weshalb es also aus beiden Gründen wegfallen muss. (Es gibt noch einen dritten Grund, Anachronismus s.u., da Kisiel das 2012 sagt.)

Auch Dallmayr stellt ja nur die Frage, ob nicht an Hitler, Stalin und Mussolini zu denken sei - noch dazu stellt er die Frage auch typographisch sehr beiläufig, nämlich in Klammern.

Es folgt der elegante Satz: „So Dallmayr hätte Heidegger allein mit solchem privaten „Anprangern“ und „Lächerlichmachen“ des Nationalsozialismus die Todesstrafe erhalten können.“ Aha. Wo wir leicht korrigierend eingreifen und sagen: „So Dallmayr hätte Heidegger allein mit solchem privaten „Anprangern“ und „Lächerlichmachen“ des Nationalsozialismus wie es in GA 69, § 44, §§ 63-64, (man lese Hemming 154), gegeben sei - was hier aber nun gerade gar nicht zur Debatte steht, weil es nur um GA 69, § 61 geht - die Todesstrafe erhalten können“. Nehmen wir eine Wikipfusch-Regel: X für U? Fünfe gerade? Schwamm drüber? Mal'n Auge zudrücken? Alle?

Dann der Anachronismus der Kommentare: unter „Editionskritik“ nachzulesen, zur Erinnerung Trawny, NZZ, 2015: „Als ich im Herbst 1997 den Satz «Zu fragen wäre, worin die eigentümliche Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum begründet» sei, in Heideggers Manuskript fand und in die Satzvorlage übertrug, war die Reaktion von Heideggers ehemaligem Privatassistenten [von Herrmann] unmissverständlich. Das durfte nicht veröffentlicht werden. Und da der Satz in der von Fritz Heidegger angefertigten Abschrift des Manuskripts fehlte, gab es ein Argument. (...) Der Dienst an der Gesamtausgabe enthielt den Auftrag, Schaden von Heideggers Denken auch dann abzuwenden, wenn dieser Schaden diesem Denken selbst entsprang.“ Die Kommentatoren, die den Passus vor 2015 besprachen, konnten von dem Satz also gar nichts wissen (erstmals November 2014 publiziert Zeit; u. Trawny. Umseitig wird aber das Zitat gegeben mit der korrekten Corregendaliste „GA 69, S. 78, 9. Mai 2015“ (!), in dem das Zitat ja eben erst eingefügt wurde - und es folgen zu dem Ende 2014 erstmals veröffentlichten Satz dann die Kommentare: F. Dallmayr, 2001 u. 2013; Th. Kisiel, 2012; H. Seubert, 2008; Emmanuel Faye, 2011; J. Grondin, 1999. Es handelt sich hier entweder um das Phänomen der Kommentierung noch unbekannter Zitate durch kollektive seherische Kräfte oder um Wikipediastuss zum Zweck der Vernebelung, dass durch das Zitat „Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum“ auch die Deutung des gesamten Begriffes des planetarischen Verbrechertums selbstredend eine gänzlich andere geworden ist.

Nahezu alle Zitate der Fachliteratur bzw. alle Literaturverweise bis zu diesem Punkt wurden jenem anderen Zitat zugeordnet oder sinnentstellend mutiliert. Zu meinen Gunsten: als ich den Abschnitt Anfang des Jahres etwas redigierte, hatte nicht damit gerechnet - jetzt weiß ich, dass hier auch nicht einem Zitat, nicht einer einzigen Fn einfach zu trauen ist - wissen wir alle, warum. Das Anachronistische der Zitate und ihrer Zuordnungen hätte mir aber auffallen sollen. Anderen dann aber auch.

Der letzte Absatz ist weithin akzeptabel: Der umseitige Satz: „... ob Heidegger die Juden als das Opfer der 'planetarischen Hauptverbrecher' ansah, ist umstritten“ - gibt Peter Trawny, Mythos, S. 56 an (in meiner Ausgabe, 3. Auflage 2015, S. 53), doch J. Powell, in dieser zweiten Quelle S. 66, Anm. 12, praktisch nichts davon, er zitiert den Satz nur - man lese es selbst nach. Das ist verzichtbar

Ebenso der übliche Alibi-Faye, der auch nochmal sagt, dass nicht Hitler gemeint sein kann - wir brauchen nicht jede Meinung im Chor, er kam ja nun schon zu Wort, und auch hier ist 2007 anachronistisch. Die auch von Faye überlieferte Episode, in Grondins Biographie über Gadamer nachzulesen, ist im Wortlaut nicht klar, s. Faye, 25. Sonst wäre das schon interessant, weil es zeigt, was Heidegger 1939 über Hitler und Stalin dachte - die Vertreter des Geistes von Goethe und Dostojewski, klingt nicht nach „planetarische Hauptverbrecher“ - aber „soll berichtet haben“, ohne dass wir das Zitat bei Gadamer verifizieren können - wann hat er das denn berichtet? Noch dazu scheint niemand sonst von dem Zitat zu wissen, ich habe es jedenfalls nicht gefunden, nur Grondin, ein Joel Weinsheimer oder so und E. Faye. Vielleicht gibt es dazu noch etwas genaueres, ich habe es jetzt erstmal draußen gelassen.

Sehen wir also, ob es in dem Abschnitt außer dem Heidegger-Zitat irgendetwas gibt, was zutreffend oder in irgendeiner Weise zu verwenden ist. Wikipedia teil mit:

„Zu diesem handverlesenen Ensemble planetarischer Hauptverbrecher des 20. Jahrhunderts gehören wahrscheinlich Hitler, Stalin und Mussolini“ und gibt drei Fn - 1. Dallmayr, 2001, nicht zu verwenden, weil er den trotzdem dazu hier zitierten ersten Satz noch nicht kennen konnte - zudem stellt er nur beiläufig eine Frage in Klammern. 2. H. France-Lanord, 2014, Fédier-Schüler, Apologet, muss schon deshalb nicht sein, zudem: ebenfalls anachronistisch, die Diskussion fand 2005 statt, der andere Artikel ist von 2007 3. Theodore Kisiel sagt 2016, hier: „... 'can be counted on the fingers of one hand' (GA 69: 78). Heidegger's select company of global arch-criminals of the 20th century would certainly have included Hitler and at least Stalin, with the possible supplement of a global Jewish cabal working stealthily and conspiratorially behind the scenes of the world stage.“ Entweder werden beide Möglichkeiten genannt, die Kisiel anführt, oder es ist das, was man ein sinnentstellendes Zitat nennt. Viel besser wird es auch nicht, wenn man einen Satz so weit auseinanderreißt wie hier: Fn 616 und Fn 629 geben den Anfang und das Ende nur eines Satzes wieder, und zwar jedenfalls sinngemäß den gerade zitierten von Kisiel. Ich habe den von M. Heinz herausgegebenen Band „Martin Heideggers 'Schwarze Hefte'“, der hier als Fn gegeben wird, noch nicht vorliegen, aber wer die Fn eingefügt hat, kann das komplette Zitat, ohne Auslassungszeichen und Verkürzungen, dann ja hier mitteilen, sonst hole ich das demnächst nach. Mit dem Verweis auf Kisiel können wir hier also die Deutungen A und B geben. „In privaten Gesprächen habe Heidegger Hitler ausdrücklich als „Verbrecher des Jahrhunderts“[701] bzw. „Hauptverbrecher“[702] bezeichnet“ - nur das Wort „Verbrecher des Jahrhunderts“ ist solide überliefert - das aber erst für 1959 als Heideggers Selbstdarstellung, zudem nicht einmal explizit auf ihn selbst bezogen, sondern auf die Deutschen nach Stalingrad. Und es gibt hier keine Forschermeinung, die eine solchen Deutungszusammenhang beider Zitate belegt (TF, raus). Alle weiteren hier behaupteten Forschermeinungen stammen entweder von vor 2014 oder, wie in dem einen anderen Fall, Powell, stützen die behauptete Aussage nicht. Doch für die Deutung Hitler/Stalin oder Judentum haben wir, fast gleichlautend, Trawny und Kisiel, das genügt ja. Dann noch das von Donatella d. C. umfangreich erörterte Rachsucht-Zitat, das umseitig fehlt, siehe Vorschlagskasten.

Zum Abschnitt „Koinon“ - für das „Rasserettungs-Zitat“ darin gibt es umseitig keine Forschermeinung - die „Rasserettung“ (NS-Deutschland) und der „Schutz der Freiheit“ (westliche Alliierte) werden darin als Vorwände bezeichnet, hinter denen die reine Macht sich austobe - ist auch für Heidegger-Apologeten ein zweischneidiges Messer - wenn es valide Forschermeinungen dazu gibt, können wir es bedenken - ich habe es erstmal rausgelassen.

Die Ausführungen zum Kommunismus und Bolschewismus - da frage ich mich eigentlich, wie sehr sie zu unserem Thema gehören. Auch der „seyngeschichtliche Antikommunismus“ - ich frage mich, warum selbst die Kommentatoren die kleine Albernheit übernehmen müssen, Sein mit Y zu schreiben, aber das nebenbei - kurz, der Koinon-Diskurs scheint mir für unser Thema weithin verzichtbar zu sein.

Zum Abschnitt „Rasse, Rassenpflege, Rassengedanke“: Das Zitat zur Rassenpflege ist intergriert, ebenso das zur Subjektivität des Rassismus.--BaneshN. (Diskussion) 10:53, 12. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 15:45, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Husserl, Kritik und neuer Text

Das Verhältnis zwischen Heidegger und Husserl wäre ein gutes und lohnendes Buchthema - wir können das hier sicher nicht als solches darstellen, sondern müssen uns auf Schlaglichter begrenzen, die unseren thematischen Bereich betreffen. Mir scheint, dass es hier noch ein Forschungsdefizit gibt, und die müßigen Versuche, dem einen mehr als dem anderen die Schuld für den Abbruch der Beziehungen zuzusprechen, sind ein schlechter Ersatz. Die Frage, die hier interessiert, ist m.E. nur jene, die dazu geführt hat, dass Heidegger sich nach der NS-Zeit bei Malvine Husserl entschuldigte - Husserl ist der einzige Fall, in dem Heidegger sein Verhalten während der NS-Zeit bereut hat. Das muss hier eine Erklärung finden.

Die Quellen für die Entfernung der jüdischen Professoren aus der Universität, speziell auch Husserls, haben wir oben schon angegeben, das muss nicht nochmal belegt werden. Auch dass Zaborowski meint, Heidegger habe sich für Husserl eingesetzt, weil Heideggers Sohn, Oberst H. Heidegger, das sagt, haben wir bereits notiert.

Abbruch der Beziehung Heidegger-Husserl

Der von Max Müller zitierte Satz: „Der Bruch ging also objektiv von Husserl aus“, gehört zur Faktenverschmierung und zur Einseitigkeit hier. Der Ex-Assistent von Heidegger - SA-Mann seit 1933, später auch NSDAP-Mitglied - spricht von Husserls Erkenntnis der Differenzen zwischen seiner und Heideggers Phänomenologie: Es wird berichtet, dass Husserl sich dieser philosophischen Differenzen 1928 durchaus bewusst war, Heidegger aber trotzdem als seinen Nachfolger vorschlug: „Aber schon 1930 lehnte Husserl im Nachwort zu seinen 'Ideen' Heideggers Werk entschieden ab. Der Bruch ging also objektiv von Husserl aus." Dieser Bruch war einer mit dem Werk. Und jedenfalls heißt es: 1930. Dann umseitig auch, bezüglich des Briefes von Elfride, Ende April 1933: „Husserl brach ungeachtet des Briefes den Kontakt zu Heidegger ab", ohne Quelle. Woher wissen wir das? Wird hier Husserls Brief an Mahnke mit der Bemerkung „Ende einer Seelenfreundschaft“ gedeutet? Da ließe sich denn darüber streiten, wer den Kontakt „abbrach“. Einmal also geht ein Bruch 1930 von Husserl aus, Quelle Max Müller, einmal bricht Husserl den Kontakt erst 1933 ab, Quelle Wiki. Husserls Zitat dagegen fehlt: „Unser Verkehr nach Antritt seiner Stelle [1928] dauerte etwa zwei Monate lang, dann war er, in aller Friedlichkeit vorbei. Er entzog sich auf einfachste Weise jeder Möglichkeit wissenschaftlicher Aussprache, offenbar für ihn eine unnötige, unerwünschte, unbehagliche Sache." Herbert Spiegelberg, Eberhard Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, Den Haag, 1982, S. 342 f. zit. n. H. Ott, S. 175. Der SA- und NSDAP-Mann Max Müller wird hier aber gleich mit einem Absatz zitiert.

Andererseits lesen wir auf unserer Seite über Heidegger: „Dieser hatte Husserl 1927 die erste Ausgabe von Sein und Zeit mit der gedruckten Widmung „in Verehrung und Freundschaft“ zugeeignet, sich jedoch bereits seit 1920 zunehmend von Husserls Phänomenologie distanziert.[396] Da distanziert sich nun Heidegger von Husserls Werk. Dort, Fn 396, Vetter, S. 70, gibt es eine Fn 145 zum Brief von Edith Stein von 1921, in dem sie sagt, dass Heideggers Richtung von Husserls „ziemlich weit abliegt“. Doch wann, wie und in welchem Maße sich Heidegger von Husserls Phänomenologie distanziert hat, ist ein anderes Forschungsthema, das hier eher nicht hingehört.

Hier wird der offenbar von anderen gestörte Versuch unternommen, durch eine in der Philosophie ganz übliche Selbstfindung und teilweise Abkehr von den Lehren des jeweiligen Tutors, ein Zerwürfnis vorzudatieren, das aber auffälligerweise erst seit dem Antisemitismus des Nationalsozialismus dazu geführt hat, mit dem dann wieder zum Juden erklärten Husserl auf keinen Fall mehr persönlich in Kontakt zu kommen, und das ist es, was später auch Müller bezeugt (s.u.).

Allerlei Redundanzen gekürzt.

Faye über Elfride, unerheblich

Ich habe auch Fayes Kommentar zu Elfrides Brief samt Fn gestrichen: „Der Brief rechtfertigte somit das NS-Gesetz vom 7. April 1933.“

Fn: Emmanuel Faye, Tom Rockmore, Michael B. Smith: Heidegger: The Introduction of Nazism Into Philosophy in Light of the Unpublished Seminars of 1933–1935. Yale University Press, 2009, S. 42.. Faye kritisiert, dass der Brief in der Gesamtausgabe 2000 ohne den Klammereinschub erschien und nur ein Faksimile im Anhang die Streichung zeigt. Hermann Heidegger habe dies mit der unbelegten Annahme begründet, die Autorin habe den Einschub schon 1933 vor dem Absenden des Briefs gestrichen. Fn. Ende.

Zum einen meine ich, dass auch WP-Leser nicht wirklich E. Faye brauchen, um auf diesen Schluss zu kommen. Der tiefere Grund für die Streichung ist aber eine Art implizierter Sippenhaft - wie nationalsozialistisch, antisemitisch oder was auch immer Elfride Heidegger war, hat auf unserer Seite an sich keine Relevanz. Ihr Brief schon, da er auch im Namen von Heidegger geschrieben wurde - von ihr im Brief so gesagt, von Heidegger im Spiegel-Gespräch bestätigt - also für das Verhältnis Heidegger-Husserl sehr aufschlussreich ist, denn er lässt seine Frau die Sache regeln, oder er lässt das jedenfalls zu. Die Editionskritik, die Faye übt (Fn), wird von gewichtigeren Einwänden im entsprechenden Kapitel, die sich auf Heideggers Schriften beziehen, nicht auf die seiner Frau, zu sehr relativiert - der Brief von Elfride ist nur als Kopie erhalten - die Worte in Klammern zum GWB „(harten, vom deuschen Standpunkt vernünftigen) Gesetz“ sind zwar nicht unwichtig, aber immerhin wurde das Faksimile ja abgedruckt und die Darstellung der Familie, dass Elfride das gestrichen hätte, ist, soweit ich sehe, auch nicht zu widerlegen. Es ist hier ein Nebenkriegsschauplatz.

Quellenverfälschung, üble Nachrede - @KarlV:, für den Sperrantrag

Es geht hier um die Frage, ob Heidegger Husserl verboten hat, die Uni-Bibliothek zu benutzen. Umseitig heißt es: „Die üble Nachreden[399] von Freiburger Universitätsprofessoren[400] (... ) wies Heidegger als Verleumdung zurück.“

Damit wird zunächst S. Viettas (Fn 399) Wertung der „üblen Nachrede“ - hier ohne Anführungszeichen und ohne andere Forschermeinungen - zu einem Faktum gemacht und Vietta dann alles andere in den Mund gelegt, da dieses Urteil, das Vietta allgemein auf die „Legendenbildung“ bezieht, S. 45, Anm. 83, hier nun aber über die „Freiburger Universitätsprofessoren“ gefällt wird. Die zweite Fn, 400, bezieht sich in letzter Folge auf einen Brief, mit dem Spiegel-Redakteure vor 50 Jahren erklärt haben, wie sie zu der Aussage in diesem Artikel von 1966, Heft 6 kamen, in dem es hieß, Heidegger habe Husserl das Betreten der Universität (nicht der Bibliothek) „schriftlich und mit eigenhändiger Unterschrift“ verboten, Seite 111.

Denn Fédier hatte beim Spiegel mal die Quelle dafür angefragt. Allemann, S. 248:„Anfang April erhielt Fédier eine Antwort, in der erklärt wurde, daß a) die Information auf Aussagen von Freiburger Universitätsprofessoren beruhe; daß b) diese Aussagen nicht einfach auf Erfindungen beruhen könnten, daß c) Heidegger auf jeden Fall den Artikel von François Bondy, den Schneeberger zitiert, nie dementiert habe.“ [In dem aber von der Bibliothek, nicht von der Universität die Rede ist, ohne „eigenhändige Unterschrift“ - und ein fehlendes Dementi ist keine Bestätigung].

Im NZZ-Artikel von F. Bondy hieß es, zit.n. Beda Allemann, S. 248: Sartre und de Beauvoir „konnten sich auch unter Hitler in Berlin aufhalten, dort ruhig Husserl lesen, ohne wahrzunehmen, daß der Philosoph, mit dessen Büchern sie sich beschäftigten, inzwischen die Bibliothek seiner Universität nicht mehr betreten durfte, weil sein bedeutendster Schüler, Anhänger des Dritten Reiches, es ihm untersagt hatte." (Artikel von F. Bondy, 5. Januar 1961, NZZ, Schneeberger, 1962, Nr. 214)

Fn 400: Beda Allemann: Heidegger und die Politik. In: Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger: Perspektiven zur Deutung seines Werks. Königstein/Taunus 1984, S. 248.

Der Edit wurde in der Zusammenfassungszeile wie folgt beschrieben: „Wichtige Infos – Verbesserungen“. So geschehen am 12.1. 2016. Benutzer Filinthes Edit: „Wichtige Infos – Verbesserungen“: „üble Nachreden der Freiburger Universitätsprofessoren“ - niemand spricht von einer „üblen Nachrede der Freiburger Universitätsprofessoren“ - die „üble Nachrede“ kommt also von S. Vietta, der das aber nur über das Gerücht sagt, und die „Freiburger Universitätsprofessoren“ werden in einem Brief, den Spiegel-Redakteure 1966 an Fédier geschrieben haben, erwähnt, in dem sie sich auf diese berufen. Nichts davon ist hier in Anführung gesetzt – oben wurde mir auf derartige Vorhalte geantwortet, dass es eine „Erfindung“ sei, dass Zitate bei WP als solche kenntlich gemacht werden sollen. Die „üble Nachrede der Freiburger Universitätsprofessoren“ wird denn auch gleich für alles benutzt, was nicht gefällt, nicht nur für das Verbot, die Bibliothek zu betreten: „Die üble Nachreden von Freiburger Universitätsprofessoren, Heidegger habe Husserl den Lehrstuhl weggenommen, den Kontakt abgebrochen und ihm als Rektor den Zutritt zur Universitätsbibliothek verboten, wies Heidegger 1966 als Verleumdung zurück und führte die Distanz zu Husserl auf rein philosophisch-sachliche Streitigkeiten zurück.“ Auch Heidegger sagt nicht, es sei „üble Nachrede Freiburger Professoren“ gewesen.

Dieses Zitat ist ein Konglomerat der Quellenverfälschung, beleidigend und unterstellend, da „Freiburger Universitätsprofessoren“ darin gleich der dreifachen „üblen Nachrede“, § 186 StGB bezichtigt werden - ohne dass es nur eine Quelle dazu gibt: nur Wikipedia wirft den Professoren das vor - Wikidirt - und betreibt damit selbst üble Nachrede.


Der Vorhalt des Verbotes für Husserl

Jaspers umschrieb den 28./29. 4. 1933 (Beurlaubung/Elfrides Brief an Malvine) als „Tag, an dem er ihm als Rektor der Universität den Gebrauch der Bibliothek verboten hatte“, von Golo Mann überliefert, Erinnerungen und Gedanken, 1986, S. 324; H. Ott, S. 168. Und dann steht Forschermeinung gegen Forschermeinung: L. Weizmann bekräftigt es (ebd., Fn. 138), Ott sagt: unhaltbar (S. 169). Immerhin war es derselbe Tag, an dem Heidegger den Wagner-Erlass an der Universität weitergab, womit Husserl beurlaubt und de facto an der Universität eine unerwünschte Person war. Dass Elfride (wohl erst am Tag darauf) auch in Heideggers Namen an Malvine Husserl schrieb, das antisemitische GWB sei im Grunde ganz richtig, ist jedenfalls kein gutes Argument dafür, dass ein solches Verbot für Husserl von Heideggers Seite unhaltbar wäre. Ott gibt dafür das wahrscheinlich formal gemeinte Argument, dass Heidegger „weder als Rektor für den Bereich der Universitätsbibliothek, noch als Institutsdirektor für den Bereich der Seminarbibliothek ein Verbot erlassen“ habe. Ein schriftliches, offizielles Verbot dieser Art liegt sicher nicht vor. Doch man kann dem Spiegel zustimmen, dass die Frage ist, warum so etwas hätte erfunden werden sollen. Heidegger: „Weiß ich auch nicht, ich finde dafür keine Erklärung." GA 16, 662.

Es spricht auch einiges dagegen, dass er das getan haben sollte, was im Spiegel-Gespräch und auch bei Zaborowski, S. 391, Anm. 142, dargelegt ist. Und es ist ja richtig, wenn Zaborowski sagt, dass es dafür keinen Beleg gibt. Das genügt dann aber auch, da muss man keine Hetztirade mit gefälschten ZItaten von übler Nachrede Freiburger Universitätsprofessoren zusammenfälschen - die Zeiten sind hier vorbei.


Zum Verhältnis zu Edmund Husserl

Heideggers Lehrer und Vorgänger auf dem Freiburger Lehrstuhl für Philosophie, der 1886 vom Judentum zum Christentum konvertierte Edmund Husserl, wurde am 6. April 1933 durch Robert Wagners „Judenerlass“ als Professor der Freiburger Universität vom Rektor Joseph Sauer beurlaubt, was er als größte Kränkung seines Lebens empfand.[1] Nach dem „Frontkämpferprivileg“ im tags darauf erlassenen GWB war Wagners Erlass in diesem Punkt aber sofort überholt, und so hob der badische Kultusminister Wacker die Beurlaubung am 28. April 1933 wieder auf (s.o.).

Am Tag darauf schrieb Elfride Heidegger an Husserls Ehefrau Malvine, auch in Heideggers Namen, und dankte den Husserls für die „Güte und Freundlichkeit“ seit 1918 und für die „Opferbereitschaft“ ihrer Söhne – der jüngere war im Ersten Weltkrieg vor Verdun gefallen, der ältere, der spätere Rechtsprofessor Gerhart Husserl, war ebenfalls aus „rassischen“ Gründen aus dem Universitätsdienst entlassen worden, obgleich auch er unter das „Frontkämpferprivileg“ fiel. Heideggers Ehefrau sah deshalb darin einen bloßen Übergriff untergeordneter Stellen und sagte, es sei „im Sinne dieses neuen (harten, vom deutschen Standpunkt vernünftigen) Gesetzes, wenn wir uns bedingungslos und in aufrichtiger Ehrfurcht zu denen bekennen, die sich in der Stunde der höchsten Not auch durch die Tat zu unserem deutschen Volk bekannt haben.“[2] In einem Antwortbrief erklärte Malvine Husserl nach kurzem Dank „die Beziehung zwischen den beiden Familien für beendet.“[3] Ab dem Sommer 1933 hätte Husserl (bis zu den Nürnberger Gesetzen 1935) zwar wieder Vorlesungen halten können, wollte es unter diesen Umständen aber nicht.[4]

Etappen der Distanzierung

Im Jahr 1927 hatte Heidegger seinem einstigen Lehrer Husserl zwar sein Hauptwerk Sein und Zeit „in Verehrung und Freundschaft“ gewidmet, doch eine gewisse Distanzierung hatte bereits stattgefunden.[5] Schon vier Jahre zuvor hatte er an Jaspers geschrieben: „Husserl ist gänzlich aus dem Leim geraten – wenn er überhaupt je ‚drin‘ war – was mir in der letzten Zeit immer fraglicher geworden ist – er pendelt hin und her und sagt Trivialitäten, dass es einen erbarmen möchte. Er lebt von der Mission des ‚Begründers der Phänomenologie‘. Kein Mensch weiß, was das ist...“[6] Seit Heideggers Übernahme des Lehrstuhls von Husserl in Freiburg, 1928, löste sich das enge kollegial-freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden auch sichtlich auf und begrenzte sich auf seltene Begegnungen. Husserl zum Jahr 1928:

„Unser Verkehr nach Antritt seiner Stelle dauerte etwa zwei Monate lang, dann war er, in aller Friedlichhkeit vorbei. Er entzog sich auf einfachste Weise jeder Möglichkeit wissenschaftlicher Aussprache, offenbar für ihn eine unnötige, unerwünschte, unbehagliche Sache. – Ich sehe ihn alle paar Monate einmal.[7]

In einem Brief an seinen Schüler Dietrich Mahnke vom 4. Mai 1933 bezeichnete Husserl dann Heideggers „(ganz theatralisch) am 1. Mai öffentlich vollzogenene[n] Eintritt in die nationalsozialistische Partei“ als „Abschluss einer vermeintlichen philosophischen Seelenfreundschaft“.[8] Heidegger habe ihn von seinen Schülern am schwersten enttäuscht. Husserl nannte Heidegger nun explizit einen Antisemiten, dessen Einstellung auch gegenüber seinen jüdischen Schülern und Fakultätskollegen „in den letzten Jahren immer stärker zum Ausdruck“ gekommen sei. In dem Brief datierte Husserl den Abbruch der Beziehungen zu Heidegger erneut auf 1928 und sprach die Initiative dafür Heidegger zu:

„Vorausgegangen ist der von ihm vollzogene Abbruch des Verkehrs mit mir (und schon bald nach seiner Berufung) und in den letzten Jahren sein immer stärker zum Ausdruck kommender Antisemitismus – auch gegenüber seiner Gruppe begeisterter jüdischer Schüler und in der Fakultät. Das zu überwinden war ein schweres Stück. (…) Was aber die letzten Monate und Wochen brachten, das war die tiefsten Wurzeln meines Daseins angreifend.“[9]

Den Vorhalt, dass Heidegger es war, der den Kontakt abgebrochen habe, und dass er Husserl zudem im April 1933 den Zutritt zur Universitätsbibliothek verboten habe, wie ihm später von anderer Seite vorgeworfen wurde, wies Heidegger 1966 zurück. Er erklärte die Distanz zu Husserl mit rein philosophisch-sachlichen Streitigkeiten und nannte die Behauptung bezüglich des Verbotes eine „Verleumdung“.[10] Für diese in der Forschung gelegentlich wiedergegebene Behauptung gibt es tatsächlich keine Belege, und Husserl erhielt bis zu seinem Tod 1938 die Liste der Neuanschaffungen der Bibliothek und nutzte sie für Notizen.[11] Den direkten persönlichen Kontakt zu Husserl vermied Heidegger aber seit der Beurlaubung.[12]

Mit der Bemerkung in einem der Schwarzen Hefte, dass Husserls Schrift zur phänomenologischen Betrachtung „nirgends in die Bezirke wesentlicher Entscheidungen“ reiche, im Kontext der „leeren Rationalität“ und “Rechenfähigkeit“ des Judentums geäußert (s.u.), werde kenntlich, so P. Trawny, dass Heideggers Angriff gegen Husserls Phänomenologie auch eine antisemitische Dimension gehabt habe.[13] Die 1935, jedoch noch vor den Nürnberger Rassengesetzen, mit denen auch Husserl zur „universitären 'Unperson'“[14] wurde, herausgekommene vierte Auflage von Heideggers Sein und Zeit trug zwar weiterhin die Widmung an Husserl, doch 1941 fehlte sie dann – ob auf Heideggers Initiative oder auf Wunsch seines Verlegers Niemeyer, ist umstritten – wobei Heidegger auf dem Abdruck der Fußnote auf Seite 38 bestand, wo er seinem Lehrer dankte.[15] Im Vollzug der Rassengesetze vom Septemer 1935 fehlte im Vorlesungsverzeichnis Husserls Name ab dem Sommersemester 1936. Auch ein Gedenken zum Tod von Husserl im April 1938 gab es von seiten der Universität nicht. „Dieser Tilgung des Gedächtnisses schloss sich Heidegger an, zumindest unterwarf er sich der Auflage“, so H. Ott, der fortfährt: „Es hatte Zeichen-Charakter, hatte Signalwirkung“.[16]

Heidegger erklärte später seine Reue darüber, Husserl nicht besucht zu haben, als dieser im Sterben lag. Der Grund sei seine Scham und Ohnmacht gegenüber der Judenverfolgung gewesen. Er bat Malvine Husserl zu ihrem 90. Geburtstag am 6. März 1950 für dieses „Versäumnis“ um Entschuldigung, mit einem Blumengruß und dem Brieftext: „Ich bitte Sie an diesem Tage, mir das menschliche Versagen, dem ich beim Heimgang Ihres Mannes anheimfiel, aus der weisen Güte Ihres Herzens zu verzeihen.“[17]

  1. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt a. M. 1988, S. 171.
  2. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 390; Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. 2014, S. 407; Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt a. M. 1988, S. 169 f., datiert den Brief dagegen auf den 28. April 1933 und weist darauf hin, dass es zwei „Überlieferungsstränge“ der Version des Briefes gibt: das Original des Briefes „ist 1940 im Antwerpener Hafen (...) verbrannt“.
  3. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 391: Beziehung für beendet erklärt.
  4. Holger Zaborowski: „Eine Frage von Irre und Schuld?“ Martin Heidegger und der Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 391, Anm. 142.
  5. Helmuth Vetter: Grundriss Heidegger. 2014, S. 70-72
  6. zit. nach Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt a. M. 1988, S. 176.
  7. Husserl in: Herbert Spiegelberg, Eberhard Avé-Lallemant, Pfänder-Studien, Den Haag, 1982, S. 342 f. zit. n. H. Ott, S. 175.
  8. zit. n. H. Ott, S. 172.
  9. Rüdiger Safranski: Ein Meister aus Deutschland. Frankfurt am Main 2001.
  10. GA 16, S. 662; vgl. dazu auch Peter Freienstein: Sinn verstehen: Die Philosophie Edith Steins. London 2007, S. 169
  11. vgl. hierzu Hugo Ott: Martin Heidegger, Unterwegs zu seiner Biographie. Campus Verlag, S. 168f.; Walter Biemel: Erinnerungsfragmente. In: Günther Neske (Hrsg.): Erinnerung an Martin Heidegger. 2003, S. 22, zit. n. Zaborowski, S. 391 m. Anm. 142.
  12. „Max Müller: Martin Heidegger – Ein Philosoph und die Politik. Ein Gespräch mit Bernd Martin und Gottfried Schramm“. In: Günther Neske, Emil Kettering (Hrsg.): ‘’Antwort. Martin Heidegger im Gespräch.’’ Pfüllingen 1988, S. 90–220, hier: S. 203 ; Bernd Grün: Der Rektor als Führer? Die Universität Freiburg i. Br. von 1933 bis 1945. Karl Alber, Freiburg/München 2010, S. 253, Max Müller: „ Ein gewisser Kontakt zwischen dem Philosophischen Seminar und Husserl blieb erhalten. Aber beide, (...) Honecker ebenso wie Heidegger, (...) gingen nicht mehr persönlich zu Husserl, sondern schickten Assistenten, zum Beispiel mich, zu ihm hin. Auf diese Weise wurde Husserl laufend unterrichtet darüber, welche Doktorarbeiten gemacht worden waren und was im laufenden Semester geschah. Er sollte sich nicht als völlig isoliert betrachten“; s. auch ders. in: Waltraud Herbstrith (Hrsg.): Edith Steins Unterstützer: Bekannte und unbekannte Helfer während der NS-Diktatur. Berlin: Lit, 2010, S. 141
  13. Trawny bezieht sich auf das Heidegger-Notat „Die zeitweilige Machtsteigerung des Judentums...“, in: Martin Heidegger: Überlegungen XII, 67. In: Ders.: Überlegungen XII-XV GA 96; Peter Trawny: Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Klostermann, Frankfurt 2015, S. 37.
  14. Hugo Ott: Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie. Frankfurt a. M. 1988, S. 173.
  15. vgl. dazu Heidegger, GA 16, S. 661, wurde für die fünfte Auflage 1941 „auf Wunsch und Vorschlag von Niemeyer schließlich vereinbart, die Widmung in dieser Auflage fortzulassen, unter der von mir gestellten Bedingung, dass auch jetzt die Anmerkung auf S. 38 stehenblieb, durch die jene Widmung eigentlich erst begründet wurde“; S. Vietta, S. 44: „Widmung (...) auf Drängen des Verlegers Niemeyer herausnehmen musste“; Manfred Geier, Martin Heidegger, Quelle: „Er hatte nicht nur die Widmung (...) 1941 streichen lassen"; Mark Lilla, Der hemmungslose Geist: Die Tyrannophilie der Intellektuellen Quelle: „(In den frühen Vierzigern ließ er sogar die Widmung an Husserl aus Sein und Zeit streichen, später allerdings nahm er sie ebenso stillschweigend wieder auf)“; Ursula Pia Bauch in: Salvatore Pisani, Elisabeth Oy-Marra (Hg.), Ein Haus wie Ich: Die gebaute Autobiographie in der Moderne, S. 73: „ab 1941, ab der fünften Auflage, wird Heidegger auch die Widmung (...) unterdrücken“.
  16. H. Ott, S. 173.
  17. Manfred Geier, Martin Heidegger, Quelle; GA 16, S. 443; S. 663 f.

--BaneshN. (Diskussion) 10:29, 18. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

Aus meiner Sicht ist der Text fertig und kann umgesetzt werden, weil nach nun einiger Zeit keine weiteren Anmerkungen erfolgt sind. @Benutzer:He3nry, kannst Du per Ping bitte die Beteiligten auffordern, ihre Meinung abzugeben? Lutz Hartmann (Diskussion) 11:06, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

@Anima, Filinthe:, @KarlV, Markus Wolter:, @Anima, Machtjan X:: Wenn Ihr nicht noch Einwände erhebt, dann geht das in den Artikel. Wer keine Einwände hat, könnte kurz ein ACK absetzen. Thx, --He3nry Disk. 15:36, 24. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

"Im Jahr 1927 hatte Heidegger seinem einstigen Lehrer Husserl zwar sein Hauptwerk Sein und Zeit „in Verehrung und Freundschaft“ gewidmet, doch eine gewisse Distanzierung hatte bereits stattgefunden." - "eine gewisse Distanzierung"? Die anschließend zitierte Häme Heideggers gegen Husserl, vier Jahre vor SuZ in einem Brief an Jaspers, scheint mir damit denn doch etwas zurückhaltend paraphrasiert zu sein. Man muss sich eher fragen, wie es vor diesem Hintergrund 1927 noch zu einer Widmung "in Verehrung und Freundschaft" kommen konnte, bzw. was das mehr war als billige und taktische Rhetorik.--Markus Wolter (Diskussion) 11:47, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Statt: "Mit der Bemerkung in einem der Schwarzen Hefte, dass Husserls Schrift zur phänomenologischen Betrachtung „nirgends in die Bezirke wesentlicher Entscheidungen“ reiche, im Kontext der „leeren Rationalität“ und “Rechenfähigkeit“ des Judentums geäußert (s.u.), werde kenntlich, so P. Trawny, dass Heideggers Angriff gegen Husserls Phänomenologie auch eine antisemitische Dimension gehabt habe eher so? "Mit der Bemerkung in den Schwarzen Heften, Husserls Schrift zur phänomenologischen Betrachtung reiche „nirgends in die Bezirke wesentlicher Entscheidungen“, werde im Kontext der von Heidegger zugleich behaupteten „leeren Rationalität“ und “Rechenfähigkeit“ des Judentums(s.u.) kenntlich, so P. Trawny, dass Heideggers Angriff gegen Husserls Phänomenologie auch eine antisemitische Dimension gehabt habe."--Markus Wolter (Diskussion) 12:06, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
Wir hatten schon einmal kurz über den Brief von Heidegger debattiert, als es um das Intro von 1.3. „Verhältnis zu Juden“ ging, und da war mir aufgefallen, dass Dein Blick darauf deutlich kritischer ist. Ich habe diesen Brief immer eher als Lästerei des Schülers über den Lehrer betrachtet und stimme Dir zwar zu, dass er hämisch ist, doch ich halte diese Art der Häme nicht geradezu für böse oder für erkennbar antisemitisch. Aber ich räume ein, dass diese Sicht darauf sehr disputabel ist. Somit: ich habe nichts dagegen, die Formulierung „eine gewisse Distanzierung“ zu ändern und etwas schärfere Worte zu finden, bitte Dich dann aber um einen Vorschlag, weil es ja Deine Kritik ist und ich ungern raten möchte, was Dir zutreffender erscheint. Die stilistische oder syntaktische Optimierung in Deinem zweiten Beitrag können wir auch gerne übernehmen, nichts dagegen.--BaneshN. (Diskussion) 12:34, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten
ich schlage vor, die in meinen Augen zu moderate Wendung: "gewisse" einfach zu streichen. Das nachfolgende Briefzitat ist dann die selbstredende Basis für eine Bewertung dieser Distanzierung; so vielleicht: "Im Jahr 1927 hatte Heidegger seinem einstigen Lehrer Husserl zwar sein Hauptwerk Sein und Zeit „in Verehrung und Freundschaft“ gewidmet, doch hatte bereits eine Distanzierung stattgefunden." --Markus Wolter (Diskussion)
Ja, ist sicher besser so. Einverstanden.--BaneshN. (Diskussion) 16:21, 25. Sep. 2017 (CEST)Beantworten

O.K. (bin spät dran, verzeiht) --Machtjan X 18:57, 1. Okt. 2017 (CEST)Beantworten

Das erscheint konsensfähig, @Luha, BaneshN.: Übertragt Ihr das?!, --He3nry Disk. 19:10, 1. Okt. 2017 (CEST)Beantworten

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 19:10, 1. Okt. 2017 (CEST)Beantworten