Diskussion:Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus/Vorschlag

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Vorschlag 1: Landwirtschaft (Boris Fernbacher)[Quelltext bearbeiten]

Die Erträge der in Bezug auf Produktivität und technischem Niveau ohnehin stets unter dem Reichsdurchschnitt liegenden Landwirtschaft sanken ab 1914, hauptsächlich wegen Raubbau, drastisch. Die meist kleinen bis winzigen Höfe wurden noch weitgehend in Handarbeit betrieben. Dies erforderte einen höheren Arbeitskräftebedarf als bei mechanisierten Betrieben, der aber kaum zu decken war. Die Landflucht verstärkte sich in Württemberg nach 1933 auf Grund der Nachfrage nach Arbeitskräften in der Industrie. Nach der Inflation waren viele Betriebe weitgehend der Betriebsmittel oder liquidierbarer Reserven beraubt, oft hoch verschuldet, und kaum mehr in der Lage ihre Funktionalität aus eigener Kraft wieder herzustellen. Die württembergische Landwirtschaft befand sich dann 1932 an einem absoluten Tiefpunkt. <ref>Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989, Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 320, 321 und 322</ref>

Nach Hitlers Machtübernahme sollten protektionistische Maßnahmen die Landwirtschaft fördern. 1932/33 wurde eine bis heute fortgesetzte Erzeugerschutzpolitik eingeleitet, in deren Verlauf sich ohne stärkere Preiserhöhung in den 1930er Jahren die Einkommenssituation der südwestdeutschen Landwirtschaft - allerdings immer noch unterhalb des Einkommensniveaus von 1927 - besserte. Das Gesetz zur Sicherung der Preise für inländisches Getreide vom 26.9.1933 verordnete feste Erzeugerpreise, und garantierte dem Landwirt stabile, von Weltmarkt und Nachfrage unabhängige, auskömmliche Preise. Dies half der Landwirtschaft sich etwas zu sanieren. An der Höhe der drückenden Schuldenlast der südwestdeutschen Landwirtschaft hat sich während der Hitler-Zeit wenig geändert.

Seit Kriegsausbruch verschlechterte sich die Lage der Landwirtschaft rasant. Zur Behebung des Arbeitskräftemangels wurden bis Anfang 1941 über die Hälfte der ausländischen Zivilarbeiter und riegsgefangenen der Landwirtschaft zugewiesen. Für fremdländische Arbeiter wurden diskriminierende Maßnahmen, zum Beispiel Verbot von Kirchenbesuchen oder Zusammenkünften nach Feierabend, erlassen. <ref>Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989, Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 322, 324 und 325</ref>

Die Absolventen der Volksschulen wurden zur Erfüllung eines Landjahrs ermuntert. Im Jahre 1935 kamen in Württemberg 86 Jungen<ref name="Sauer 1975 287"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 287</ref> und 192 Mädchen<ref name="Sauer 1975 287"/> dieser Aufforderung für die Dauer von sechs Monaten nach. Neben dem Landjahr organisierte die Hitlerjugend den sogenannten Landdienst. 1936 gab es in Württemberg 40 Landdienstlager der HJ mit rund 700 Mädchen und Jungen.<ref name="Sauer 1975 288"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 288</ref> Weiteren Bedarf an Arbeitskräften in der Landwirtschaft deckte der Reichsarbeitsdienst.

Gemäß der Blut-und-Boden-Ideologie des NS-Regimes genoss die Landwirtschaft einen ideell hohen Stellenwert. Die württembergische Landwirtschaftskammer wurde 1933 dem württembergischen Wirtschaftsministerium direkt unterstellt und vom neuen NS-Landesbauernführer Alfred Arnold geleitet. Die Kammer wurde per Gesetz am 13. September 1933 dem Reichsnährstand angegliedert.

Vorschlag 2: Erklärungsversuche zum Wählerverhalten (Boris Fernacher)[Quelltext bearbeiten]

Der unterschiedliche relative Erfolg bzw. Misserfolg der NSDAP in Württemberg und Baden überrascht, und wurde von der Forschung als unnatürlich und statistisch nicht erklärbar bewertet. <ref>Jürgen W. Falter und Hartmut Bömermann: Die unterschiedlichen Wahlerfolge der NSDAP in Baden und Württemberg, in: Dieter Oberndörfer und Karl Schmitt: Parteien und regionale politische Traditionen in der Bundesrepublik Deutschland, Duncker und Humblot, Berlin, 1991, Seite 283 und 284</ref> Eine protestantisch, mittelständisch und landwirtschaftlich geprägte Landesstruktur galt in der Wahlforschung eigentlich als Garant für einen hohen Stimmenanteil für die NSDAP. Trotzdem war die NSDAP in Württemberg im Gegensatz zum katholisch und stärker industrialisierten Baden relativ erfolglos.

Die Forschung versucht das schwache Abschneiden der NSDAP durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren zu erklären:

  • Zentrale ökonomische Krisenkennziffern wie Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung und Wohnungsnot lagen in Württemberg deutlich niedriger als in Baden oder im Reich
  • Eine traditionelle Skepsis und Abneigung der protestantischen Württemberger gegen politische Großorganisationen und neue Ideen bzw. Entwicklungen
  • Die im Vergleich zum Reich höhere Kirchenbindung
  • Das kompakte katholische Wählersegment in peripherer Diasporalage, <ref>Anm.: Mit Diasporalage sind relativ homgene katholische Gebiete innerhalb des primär protestantischen Württembergs gemeint, welche aufgrund ihres realen bzw. gefühlten Status als religiös-kultureller Minderheit eher geneigt waren sich einer grundlegend katholisch orientierten Partei wie dem Zentrum anzuschließen als kleinräumig überwiegend konfessionell gemischte Gebiete im restlichen Reich.</ref> welches eine höhere Bindung an das Zentum bewirkte
  • Die Rolle des in Württemberg, und besonders im schwäbischen Raum, starken Pietismus mit seinem der Politik abgeneigten, antisäkularen und trotzdem sozialen Grundzug
  • Die Tatsache, dass Württemberg seit 1924 von Koalitionen aus Zentrum und protestantisch-konservativen Parteien relativ stabil regiert wurde, und damit das im Reich erfolgreich von Feinden der Republik propagierte Argument des "korrupten Parteiensystems von Weimar" hier wenig erfolgreich war
  • Der Erfolg des Württembergischen Bauern- und Weingärtnerbundes, der bis 1933 als milieurepräsentierende Kraft des protestantisch-ländlichen Raumes seine Wähler überaus erfolgreich an sich binden konnte. Er stellte damit eine Anomalie im politischen Gefüge des Reiches dar. Dabei benutzte er auch speziell nationalsozialistische Themen (Antisemitismus), Stilformen, und Strukturen (Führerprinzip), und machte es der NSDAP dazu zusätzlich schwierig sich erfolgreich als neue Kraft zu positionieren. <ref>Reinhold Weber und Hans-Georg Wehling: Baden-Württemberg - Gesellschaft, Geschichte, Politik, Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg, Kohlhammer, 2006, Seite 74-76</ref> <ref>Reinhold Weber: Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918–1945. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2008 </ref>

So brachte der NSDAP in Württemberg erst das Jahr 1933 den endgültigen Durchbruch. Die nachfolgende Tabelle zeigt einen Vergleich der Wahlergebnisse der NSDAP in Württemberg und auf Reichsebene. Da die NSDAP im Jahre 1924 verboten war, sind für dieses Jahr die württembergischen Wahlergebnisse für den Völkisch-Sozialen Block bzw. der Nationalsozialistischen Freiheitspartei bei der Reichstagswahl am 4. Mai 1924 und der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung (NSFB) bei der Reichstagswahl am 7. Dezember 1924 aufgeführt.

Wahltag NSDAP
Landtagswahl-
ergebnis
NSDAP
Reichstagswahlergebnis
in Württemberg
NSDAP
Reichstagswahlergebnis
im ganzen Reich
4. Mai 1924 3,98 % 4,23 % 6,55 %
7. Dezember 1924 keine Landtagswahl 2,16  % 3,00 %
20. Mai 1928 1,81 % 1,89 % 2,63 %
14. September 1930 keine Landtagswahl 9,38 % 18,33 %
24. April 1932 26,4 % keine Reichstagswahl keine Reichstagswahl
31. Juli 1932 keine Landtagswahl 30,53 % 37,36 %
6. November 1932 keine Landtagswahl 26,46 % 33,09 %
5. März 1933 keine Landtagswahl 42,00 % 43,91 %

Bei der Landtagswahl vom 24. April 1932 überstieg der Stimmenanteil der Republikgegner (NSDAP, DNVP, WBWB und KPD) erstmals die absolute Mehrheit. Die NSDAP wurde mit 23 Sitzen stärkste politische Kraft im Land, aber auch die mit den Nationalsozialisten verfeindete KPD hatte zulegen können.

Vorschlag 3: Erklärungsversuche zum Wählerverhalten (Stolp)[Quelltext bearbeiten]

Dies ist eine konsolidierte Version auf Basis des Vorschlags 2, die auch von Boris Fernbacher für gut geheißen wurde und somit in den Artikel übernommen werden konnte. erledigtErledigt

Die relative Schwäche der NSDAP bei Wahlen in Württemberg im Vergleich zum Reich und speziell zum Nachbarland Baden wurde von der Forschung<ref>Jürgen W. Falter und Hartmut Bömermann: Die unterschiedlichen Wahlerfolge der NSDAP in Baden und Württemberg, in: Dieter Oberndörfer und Karl Schmitt: Parteien und regionale politische Traditionen in der Bundesrepublik Deutschland, Duncker und Humblot, Berlin, 1991, Seite 283 und 284</ref> als ungewöhnliches statistisches Phänomen bewertet. Eine wie in Württemberg um das Jahr 1930 protestantische, mittelständische und landwirtschaftlich geprägte Bevölkerungsstruktur hätte ein Garant für einen hohen Stimmenanteil der NSDAP sein müssen. Trotzdem war die NSDAP in Württemberg im Gegensatz zum katholischen und stärker industrialisierten Baden relativ erfolglos. Das relativ schwächere Abschneiden der NSDAP in Württemberg erklärte die Wahlforschung durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren: Die zentralen ökonomischen Krisenkennziffern wie Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung und Wohnungsnot lagen in Württemberg deutlich niedriger als in Baden oder im Reich. Im Vergleich zum Reich gab es in Württemberg eine traditionell stärkere Verankerung des Linksliberalismus. Die protestantische Bevölkerung Württembergs hegte Skepsis und Abneigung gegen politische Großorganisationen sowie gegen neue Ideen und Entwicklungen. In den altwürttembergischen Gebieten gab es einen stark ausgeprägten Pietismus, der einen der Politik abgeneigten, antisäkularen und sozialen Grundzug beinhaltete. Hinzu kam die robuste Verbundenheit der protestantischen Landbevölkerung mit dem Württembergischen Bauern- und Weingärtnerbund, der bis 1933 seine Wähler erfolgreich an sich binden konnte. Er stellte damit eine Anomalie im politischen Gefüge des Reiches dar. Dabei setzte er auf den Antisemitismus ebenso wie auf einen der NSDAP ähnlichen Stil bis hin zum Führerprinzip und machte es Hitlers Partei deshalb zusätzlich schwer, sich erfolgreich als neue Kraft zu positionieren.<ref>Reinhold Weber und Hans-Georg Wehling: Baden-Württemberg - Gesellschaft, Geschichte, Politik, Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg, Kohlhammer, 2006, Seite 74-76</ref> Die Kirchenbindung war in Württemberg insgesamt höher als im Reich. Das kompakte katholische Wählersegment befand sich in relativ homogenen katholischen Gebieten innerhalb des primär protestantischen Landes. Aufgrund ihres realen oder gefühlten Status als religiös-kulturelle Minderheit waren die katholischen Wähler in Württemberg deshalb dem Zentrum besonders treu. Ein weiterer wichtiger Faktor, der dem Bestreben der NSDAP in Württemberg entgegenwirkte, war die relativ stabil regierende Koalition aus Zentrum, liberalen und protestantisch-konservativen Parteien. Somit fehlte der NS-Agitation in Württemberg eine zentrale Angriffsfläche, da es dort das den Republikgegnern verhasste System von Weimar in Regierungsverantwortung seit 1924 nicht mehr gab.<ref>Reinhold Weber: Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918–1945. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2008 </ref> So brachte der NSDAP in Württemberg erst das Jahr 1933 den endgültigen Durchbruch...

Vorschlag 4: Kultur und Kulturpolitik (Boris Fernbacher)[Quelltext bearbeiten]

Das Kulturleben des deutschen Südwestens war in den 20er und frühen 30er Jahren vielfältig, modernen Strömungen aufgeschlossen, und gegenüber Berlin oder München keinesfalls "Provinz". Das Stuttgarter Staatstheater war mit rund fünfzig Uraufführungen zwischen 1920 und 1933 ein Vorreiter des modernen Theaters in Deutschland. Der bekannte, moderne Stuttgarter Maler Oskar Schlemmer erhielt 1930 den Württembergischen Staatspreis. In Stuttgart wurde 1927 von führenden Bauhaus-Architekten mit der Weißenhofsiedlung ein Paradebeispiel moderner Architektur verwirklicht. <ref>Reinhold Weber und Hans-Georg Wehling: Geschichte Baden-Württembergs, C.H.Beck, 2007, Seite 90</ref>

Kultur und Kulturschaffende wurden ab 1933 insbesonders aus drei Gründen behindert, unterdrückt oder verfolgt:

  • Wenn es sich um jüdische Künstler handelte
  • Wenn sich Werke oder Künstler direkt politisch-ideologisch oppositionell äußerten
  • Wenn die Kunstwerke in hohem Maße vom antimodernen, antiquierten Kunstideal des nationalsozialistischen Weltbildes abwichen

Aufgrund der Kollektivdiskriminierung betraf die jüdische Emigration alle Richtungen der deutschen Kultur. <ref>Mario Rainer Lepsius: Demokratie in Deutschland, Vandenhoeck & Ruprecht, 1993, Seite 122</ref>

Die Kulturpolitik des NS-Staats war vom Kampf gegen entartete Kunst geprägt. Viele namhafte Künstler sahen sich mit Berufsverboten konfrontiert, so dass sie ihre Tätigkeit entweder einstellen mussten oder sich zur Auswanderung entschlossen. Aufgrund der Kollektivdiskriminierung betraf die jüdische Emigration alle Richtungen der deutschen Kultur. <ref>Mario Rainer Lepsius: Demokratie in Deutschland, Vandenhoeck & Ruprecht, 1993, Seite 122</ref>

Dennoch war die ideologisch-politische Beeinflussung der Kultur nicht immer durchgängig und konsequent. Es fand kein radikaler und vollständiger Austausch kultureller Eliten oder eine Zerschlagung vorhandener Institutionen statt, und politisch und rassische Zielsetzungen im Kulturleben betrafen meist eine relative Minderheit der Künstler und kulturellen Bereiche. Die NS-Kulturpolitik zielte stattdessen eher darauf ab langfristig bestehende Institutionen zu übernehmen und Eliten zu integrieren und zu mobilisieren. <ref>Albrecht Riethmüller: Deutsche Leitkultur Musik ?, 2006, Seite 101</ref> So blieb teilweise ein relativer Freiraum künstlerischer Entfaltung - auch in Richtung Avantgarde - jenseits propagandistischer Selbstdarstellung und dilletantischem und ideologisiertem Banausentum erhalten. <ref>Bernd Jürgen Wendt: Deutschland 1933-1945, Seite 318; zitiert nach Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich, Oldenbourg, 2003, Seite 248 und 249</ref> <ref>Martin Lücke: Jazz im Totalitarismus - Eine komparative Analyse des politisch motivierten Umgangs mit dem Jazz während der Zeit des Nationalsozialismus und des Stalinismus, Populäre Musik und Jazz in der Forschung, LIT, 2003, Seite 77 ff.</ref>

Bildende Kunst

Im Jahre 1937 entfernte das Regime aus allen deutschen Museen in großem Umfang Bilder vermeintlich entarteter Kunst. Allein in der Staatsgalerie Stuttgart waren 54 Gemälde und 355 Zeichnungen betroffen,<ref name="Sauer 285"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 285</ref> die im Haus der Deutschen Kunst im Rahmen der Ausstellung über entartete Kunst gezeigt wurden. Insbesondere auch die Werke der Stuttgarter Sezession wurden als entartet gebrandmarkt. Namhafte Künstler wie etwa Oskar Schlemmer, Willi Baumeister oder Ida Kerkovius bekamen Berufsverbot. Der Staat konnte entartete Kunst entschädigungslos enteignen und wenn möglich ins Ausland verkaufen. Unverkäufliche Werke wurden vernichtet.

Schauspiel

Staatstheater Stuttgart, Opernhaus

Am Württembergischen Landestheater in Stuttgart entließ Kultminister Mergenthaler Ende März 1933 zahlreiche Künstler sowie den bisherigen Generalintendanten Albert Kehm. Dessen Nachfolger an der nun Württembergisches Staatstheater genannten Bühne war von 1933 bis 1937 Generalintendant Otto Kraus, gefolgt 1937 bis 1944 von Gustaf Deharde. Der nichtarische Leiter des Stuttgarter Schauspielhauses, Claudius Kraushaar, wurde im Mai 1933 entlassen. Seither spielte das Stuttgarter Schauspielhaus hauptsächlich volkstümliche Stücke. Die Württembergische Landesbühne Esslingen gastierte als Wanderbühne von 1933 bis 1944 an 62 verschiedenen Orten in Württemberg. Im Sommer 1944 kam der Kulturbetrieb kriegsbedingt völlig zum Erliegen.

Konzertbetrieb

Der Konzertbetrieb konnte noch lange ungehindert aufrechterhalten werden, nachdem das Musikerpersonal der Orchester im Sinne des Regimes gesäubert worden war. Kriegsbedingt kam aber auch dieser Kulturzweig in Bedrängnis. Die Stuttgarter Oper schloss am 24. Juli 1944 ihre Pforten für den Rest des Kriegs.<ref name="Sauer 310"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 310</ref>

Literarisches Schaffen

Viele Schriftsteller konnten auf Grund ihres bisherigen Schaffens zur Zeit des Nationalsozialismus nicht weiter arbeiten und hatten allenfalls die Möglichkeit zur Emigration. So eröffnete sich regimekonformem Mittelmaß das literarische Feld. Im Sinne des Nationalsozialismus unermüdlich tätig waren der Gaukulturwart Georg Schmückle und der junge Schriftsteller Gerhard Schumann. Der schwäbische Heimatdichter August Lämmle konnte seine Tätigkeiten in der NS-Zeit ungehindert fortsetzen.

Vorschlag 5: Arbeitslosenquote (Boris Fernbacher)[Quelltext bearbeiten]

Jahr Arbeitslosenzahl Quote
1929 38.015 <ref>Zahlen nach Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 396. Gemeldete Arbeitslose inklusive Hohenzollern berechnet nach der Zahl der Krankenkassenmitglieder.</ref> 5,2 %
1931 99.286 15,9 %
1932 119.412 20,8 %
1933 97.764 16,3 %
1935 20.795 2,8  %
1937 2.850 0,38 %

Vorschlag 6: Boykott (Boris Fernbacher)[Quelltext bearbeiten]

"Die Unterstützung des Boykotts durch die Bevölkerung war regional unterschiedlich. Sie reichte von Unmut über den Boykott - wie z.B. im bäuerlichen Viehhandel - über zögerliches Befolgen der Boykottaufforderung - wie in Kornwestheim und Backnang - bis zu vorrauseilender Durchführung des Boykotts ohne Anweisung höherer Instanzen, wie zum Beispiel in Weinheim."

Vorschlag 7: Industrie, Landwirtschaft und Handwerk (Shug; BF)[Quelltext bearbeiten]

Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war für Württemberg typisch, dass Industriearbeiter nebenbei auch eine kleine Landwirtschaft betrieben, bzw. dass Bauern, die von den Erträgen ihrer kleinen Betriebe nicht mehr den Unterhalt ihrer Familien gewinnen konnten, auch in der Industrie arbeiteten. Deshalb blieb die Zahl der Kleinbetriebe hoch und steigerte sich um die Jahrhundertwende, als sich die Industrialisierung in Württemberg durchsetzte, sogar noch. (Boelcke S. 323)

Diese Kleinbetriebe waren natürlich nicht sonderlich produktiv und der Mechanisierungsgrad blieb gering. Da sie aber auch als eine Art soziale Absicherung galten, war dies auch nicht so wichtig. Auch dass die versteckte Arbeitslosigkeit auf dem Land hoch war, nahm man dafür in Kauf. (Boelcke S. 323)

Wegen der Nebenerwerbslandwirtschaft waren württembergische Arbeiter weniger bereit, der Arbeit hinterherzuziehen, sondern sie pendelten lieber zu ihren Arbeitsplätzen. Auch die Unternehmer waren gezwungen, ihre Betriebe dort zu gründen, wo es Arbeitskräfte gab. So war die Industriestruktur in Württemberg eher dezentral, Industriebetriebe befanden sich auch im ländlichen Raum und es gab vielfach sogenannte Industriedörfer. (Borcherdt/Häsler u. a. Die Landwirtschaft in Baden und Württemberg S. 108)

Diese dezentrale Struktur machte die Industrie in Württemberg stabiler gegen die Krisen während der Zeit der Weimarer Republik. Auch dass Arbeitslose oft eine gewisse Grundversorgung aus der Nebenerwerbslandwirtschaft zogen, machte sie weniger anfällig für eine politische Radikalisierung. Das ist eine mögliche Erklärung, warum die Wahlergebnisse der NSDAP in Württemberg schlechter waren als im Reichsdurchschnitt.

Nach Hitlers Machtübernahme sollten protektionistische Maßnahmen die Landwirtschaft fördern. 1932/33 wurde eine bis heute fortgesetzte Erzeugerschutzpolitik eingeleitet, in deren Verlauf sich ohne stärkere Preiserhöhung in den 1930er Jahren die Einkommenssituation der südwestdeutschen Landwirtschaft - allerdings immer noch unterhalb des Einkommensniveaus von 1927 - besserte. Das Gesetz zur Sicherung der Preise für inländisches Getreide vom 26.9.1933 verordnete feste Erzeugerpreise, und garantierte dem Landwirt stabile, von Weltmarkt und Nachfrage unabhängige, auskömmliche Preise. Dies half der Landwirtschaft sich etwas zu sanieren. An der Höhe der drückenden Schuldenlast der südwestdeutschen Landwirtschaft hat sich während der Hitler-Zeit wenig geändert.

Seit Kriegsausbruch verschlechterte sich die Lage der Landwirtschaft rasant. Zur Behebung des Arbeitskräftemangels wurden bis Anfang 1941 über die Hälfte der ausländischen Zivilarbeiter und Kriegsgefangene der Landwirtschaft zugewiesen. Für fremdländische Arbeiter wurden diskriminierende Maßnahmen, zum Beispiel Verbot von Kirchenbesuchen oder Zusammenkünften nach Feierabend, erlassen. [2] Die Absolventen der Volksschulen wurden zur Erfüllung eines Landjahrs ermuntert. Im Jahre 1935 kamen in Württemberg 86 Jungen[3] und 192 Mädchen[3] dieser Aufforderung für die Dauer von sechs Monaten nach. Neben dem Landjahr organisierte die Hitlerjugend den sogenannten Landdienst. 1936 gab es in Württemberg 40 Landdienstlager der HJ mit rund 700 Mädchen und Jungen.[4] Weiteren Bedarf an Arbeitskräften in der Landwirtschaft deckte der Reichsarbeitsdienst.

Gemäß der Blut-und-Boden-Ideologie des NS-Regimes genoss die Landwirtschaft einen ideell hohen Stellenwert. Die württembergische Landwirtschaftskammer wurde 1933 dem württembergischen Wirtschaftsministerium direkt unterstellt und vom neuen NS-Landesbauernführer Alfred Arnold geleitet. Die Kammer wurde per Gesetz am 13. September 1933 dem Reichsnährstand angegliedert.

Kleine Erklärung zu meinem Vorschlag. Von mir sind die ersten drei Abschnitte zur Verbindung von Landwirtschaft und Industrie. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das hier so ausführlich in den Artikel gehört oder doch eher in den zum Volksstaat Württemberg und hier nur eine kürzere Zusammenfassung.
Wenn der Artikel so bleibt, muss das alles unter die Überschrift Landwirtschaft, Industrie und Handwerk, dann schließt sich das Kapitel über Industrie also direkt an
Gruß Shug 19:46, 29. Nov. 2008 (CET)Beantworten


Nachfolgend habe ich einmal aus dem obigen Vorschlag zwei Blöcke gebildet, die man eventuell in die Artikel zum Volksstaat Württemberg und Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus aufnehmen könnte. --Stolp 01:39, 1. Dez. 2008 (CET)Beantworten

Überarbeiteter Vorschlag zur Einarbeitung in den Artikel Volksstaat Württemberg[Quelltext bearbeiten]

Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war es für Württemberg typisch, dass Industriearbeiter nebenbei auch eine kleine Landwirtschaft betrieben oder dass Bauern, die von den Erträgen ihrer kleinen Betriebe nicht mehr den Unterhalt ihrer Familien bestreiten konnten, auch in der Industrie arbeiteten. Deshalb blieb die Zahl der Kleinbetriebe hoch. Sie steigerte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar noch, als sich die Industrialisierung in Württemberg durchsetzte.<ref Name ="Boelcke 323">Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 323</ref>

Diese Kleinbetriebe waren jedoch wenig produktiv und der Mechanisierungsgrad blieb gering. Da sie zur sozialen Absicherung dienten, war dies weniger wichtig. Die versteckte Arbeitslosigkeit auf dem Land war hoch und wurde in Kauf genommen.<ref Name ="Boelcke 323"/> Nach der Inflation waren viele Betriebe weitgehend der Betriebsmittel oder liquidierbarer Reserven beraubt, oft hoch verschuldet, und kaum mehr in der Lage, ihre Funktionalität aus eigener Kraft wieder herzustellen. Die württembergische Landwirtschaft befand sich 1932 an einem absoluten Tiefpunkt.<ref>Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 320, 321 und 322</ref> Wegen der Nebenerwerbslandwirtschaft waren württembergische Arbeiter weniger bereit, der Arbeit hinterher zu ziehen. Sie pendelten lieber zu ihren Arbeitsplätzen. Auch die Unternehmer waren gezwungen, ihre Betriebe dort zu gründen, wo es Arbeitskräfte gab. So war die Industriestruktur in Württemberg eher dezentral. Industriebetriebe befanden sich auch im ländlichen Raum und es gab vielfach sogenannte Industriedörfer.<ref>Wolfgang Borchert, Susanne Häsler, Stefan Kunalle und Johannes Schwenger: Die Landwirtschaft in Baden und Württemberg. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 1985, Seite 108</ref> Diese dezentrale Struktur machte die Industrie in Württemberg stabiler gegen die Krisen während der Zeit der Weimarer Republik. Viele Arbeitslose konnten sich auf eine Grundversorgung aus der Nebenerwerbslandwirtschaft stützen. Dies machte sie weniger anfällig für eine politische Radikalisierung. Dies ist eines der Kriterien, welches die Wahlergebnisse der NSDAP in Württemberg im Vergleich zum Reichsdurchschnitt schwächte.

Überarbeiteter Vorschlag zur Einarbeitung in den Artikel Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus[Quelltext bearbeiten]

Gemäß der Blut-und-Boden-Ideologie des NS-Regimes genoss die Landwirtschaft einen hohen ideellen Stellenwert. Nach Hitlers Machtübernahme sollten protektionistische Maßnahmen die Landwirtschaft fördern. In den Jahren 1932 und 1933 wurde eine bis heute fortgesetzte Erzeugerschutzpolitik eingeleitet, in deren Verlauf sich ohne stärkere Preiserhöhung in den 1930er Jahren die Einkommenssituation der südwestdeutschen Landwirtschaft - allerdings immer noch unterhalb des Einkommensniveaus von 1927 - besserte. Das Gesetz zur Sicherung der Preise für inländisches Getreide vom 26. September 1933 verordnete feste Erzeugerpreise.<ref>Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 322</ref> Dies garantierte dem Landwirt stabile, vom Markt unabhängige Umsätze, mit denen er seinen Lebensunterhalt sichern konnte. Die Landwirtschaft erholte sich dadurch ein wenig. An der Höhe der drückenden Schuldenlast der südwestdeutschen Landwirtschaft hatte sich während der NS-Zeit jedoch kaum etwas geändert. Die württembergische Landwirtschaftskammer wurde 1933 dem württembergischen Wirtschaftsministerium direkt unterstellt und vom neuen NS-Landesbauernführer Alfred Arnold geleitet. Die Kammer wurde per Gesetz am 13. September 1933 dem Reichsnährstand angegliedert.

Die Landflucht verstärkte sich in Württemberg nach 1933 auf Grund der Nachfrage nach Arbeitskräften in der Industrie. Deshalb wurden die Absolventen der Volksschulen zu Erfüllung eines Landjahrs ermuntert. Im Jahre 1935 kamen in Württemberg 86 Jungen<ref name="Sauer 1975 287"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 287</ref> und 192 Mädchen<ref name="Sauer 1975 287"/> dieser Aufforderung für die Dauer von sechs Monaten nach. Neben dem Landjahr organisierte die Hitlerjugend den sogenannten Landdienst. 1936 gab es in Württemberg 40 Landdienstlager der HJ mit rund 700 Mädchen und Jungen.<ref name="Sauer 1975 288"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 288</ref> Weiteren Bedarf an Arbeitskräften in der Landwirtschaft deckte der Reichsarbeitsdienst.

Seit Kriegsausbruch verschlechterte sich die Lage der Landwirtschaft rasant. Zur Behebung des Arbeitskräftemangels wurden bis Anfang 1941 über die Hälfte der ausländischen Zivilarbeiter und Kriegsgefangenen der Landwirtschaft zugewiesen. Für fremdländische Arbeiter wurden diskriminierende Maßnahmen, zum Beispiel ein Verbot von Kirchenbesuchen oder Zusammenkünften nach Feierabend, erlassen.<ref>Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 322, 324 und 325</ref>

Vorschlag 8: Wirtschaftspolitik (Polentario)[Quelltext bearbeiten]

Ursprünglicher Vorschlag von Polentario[Quelltext bearbeiten]

  • Die schier aussichtslose Weltwirtschaftskrise nach der vom New Yorker Börsenkrach 1929 war der Weimarer Republik zum Verhängnis geworden. Letztlich verdankte Hitler dieser Krise die Macht. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit in den ersten Jahren von Hitlers Diktatur vollzog sich im Zuge einer weltweiten, bereits 1932 einsetzenden wirtschaftlichen Erholung.
  • Propagandistisch hervorgehobene Infrastrukturprogramme nach dem Vorbild der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe im faschistischen Italien, wie im Falle des Reichsautobahnprogramms<ref name= "Verw">Wolfgang Schivelbusch: Entfernte Verwandtschaft Faschismus, Nationalsozialismus, New Deal 1933-1939 Carl Hanser Verlag, München 2005 ISBN-10 3446205977, Überblick und Rezensionen bei [1]</ref> setzten Planungen fort, die bereits in der Weimarer Republik begonnen worden waren. Dabei war Hans-Ulrich Wehler zufolge die (marginalen) Auswirkungen dieser Programme auf die Arbeitslosenzahl weniger wichtig als Anregungseffekte durch eine „ansteckende Dynamik“ und den „Beschwörungsgestus“ Hitlers. Die anfängliche Wirtschaftspolitik setzte vielfach noch Impulse aus der Weimarer Republik<ref>Wehler, H.-U.: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 4 (… 1914-1949), 2003,S. 645f.</ref> fort, so die Investitionsprogramme der Regierung Kurt von Schleicher. Mit den sogenannten Reinhardt-Programmen, Einschränkungen der weiblichen Berufstätigkeit, der Wiedereinführung der Wehrpflicht und der Intensivierung des bereits 1931 eingerichteten Reichsarbeitsdienstes und ab 1935 der zunehmenden Aufrüstung und Kriegsvorbereitung kamen Maßnahmen speziell des nationalsozialistischen Regimes hinzu. Dies geschah jedoch um den Preis einer gewaltigen Staatsverschuldung, welche dank der Aktivitäten des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht der Öffentlichkeit verborgen blieb. Das Lohnniveau blieb zwischen 1933 und 1939 andauernd unterhalb dem von 1929<ref>Kooperation, Konfrontation, Untergang: Das Weimarer Tarif- und Schlichtungswesen während der Weltwirtschaftskrise und seine Vorbedingungen Von Karsten Steiger Veröffentlicht von Franz Steiner Verlag, 1998 ISBN 3515073973, S. 277</ref>. Es war angestrebt, die verdeckt angehäuften Schulden des Deutschen Reichs durch die Eroberung und Ausplünderung anderer Länder - dem so genannten „Lebensraum“ im Osten -wieder mehr als wett zu machen.

Zusätzlich nach Prokopfeinkommen:

Von NS-Rüstungsprojekten profitierte insbesondere die Metallbranche Württembergs<ref Name ="Baden Kontra Württemberg"/>. Textilunternehmen wie Hugo Boss profitierten von Aufträgen zur Uniformherstellung. Zudem verstärkte sich eine Wanderungsbewegung von Betrieben der Metallindustrie aus Baden weg von der durch den Versailller Vertrag nähergerückten Grenze. Auch bei der Entwicklung von Daimler-Benz – anfangs ein „Merger among Equals“ mit Standorten in Mannheim und Stuttgart – verschoben sich die Gewichte bereits ab 1931 zugunsten Württembergs<ref Name ="Baden Kontra Württemberg"/>. <ref>Erst die Grenzlage nach dem Ersten Weltkrieg hatte Baden deutlich ins Hintertreffen gesetzt, was nach dem Krieg die Gründung des Südweststaates erzwang beziehungsweise ermöglichte.</ref>. Der Luftkrieg traf Baden ungleich härter als Württemberg<ref Name ="Baden Kontra Württemberg">Karl Moersch, Peter Hoelzle Kontrapunkt Baden-Württemberg. Zur Vorgeschichte und Geschichte des Südweststaates, DRW Verlag Leinfelden Echterdingen, ISBN 3-87181-478-4, 2002</ref>.

Vorschlag einer überarbeiteten Version[Quelltext bearbeiten]

Auszutauschender Text am Beginn des Wirtschaftsteils:

  • Die bedrückende Weltwirtschaftskrise in Folge des New Yorker Börsenkrachs von 1929 war der Weimarer Republik zum Verhängnis geworden. Letztlich verdankte Hitler dieser Krise die Macht. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit in den ersten Jahren von Hitlers Diktatur vollzog sich vor dem Hintergrund einer weltweiten, bereits 1932 einsetzenden wirtschaftlichen Erholung.
  • Propagandistisch hervorgehobene Infrastrukturprogramme,<ref>Die nationalsozialistischen Infrastrukturprogramme orientierten sich am Vorbild der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe im faschistischen Italien</ref> wie etwa das Reichsautobahnprogramm,<ref name= "Verw">Wolfgang Schivelbusch: Entfernte Verwandtschaft Faschismus, Nationalsozialismus, New Deal 1933-1939 Carl Hanser Verlag, München 2005 ISBN-10 3446205977, Überblick und Rezensionen bei [2]</ref> setzten Planungen fort, die bereits in der Weimarer Republik entstanden waren. Diese Programme selbst senkten die Arbeitslosenzahlen zwar nicht entscheidend, erzeugten jedoch eine gesamtwirtschaftliche Dynamik, die durch Hitlers suggestive Fähigkeit über die Medien noch verstärkt wurde.<ref>Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 4. Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949. Verlag C. H. Beck, München 2003, Seite 645 und folgende</ref> 1937 war die Vollbeschäftigung erreicht und es kam in der Folge sogar zu einem Arbeitskräftemangel. Das Lohnniveau blieb übrigens zwischen 1933 und 1939 andauernd unterhalb dessen von 1929.<ref>Karsten Steiger: Kooperation, Konfrontation, Untergang: Das Weimarer Tarif- und Schlichtungswesen während der Weltwirtschaftskrise und seine Vorbedingungen. Franz Steiner Verlag, 1998 ISBN 3515073973, Seite 277</ref> Mit den sogenannten Reinhardt-Programmen, Einschränkungen der weiblichen Berufstätigkeit, der Wiedereinführung der Wehrpflicht und der Intensivierung des bereits 1931 eingerichteten Reichsarbeitsdienstes und ab 1935 der zunehmenden Aufrüstung und Kriegsvorbereitung kamen Maßnahmen speziell des nationalsozialistischen Regimes hinzu. Dies geschah jedoch um den Preis einer gewaltigen Staatsverschuldung, welche dank der Aktivitäten des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht der Öffentlichkeit verborgen blieb. Es war angestrebt, die verdeckt angehäuften Schulden des Deutschen Reichs durch die Eroberung und Ausplünderung anderer Länder - dem so genannten „Lebensraum“ im Osten - wieder mehr als wett zu machen.

Zusätzlicher Text:

Von NS-Rüstungsprojekten profitierte insbesondere die Metallbranche Württembergs.<ref Name ="Baden Kontra Württemberg">Karl Moersch, Peter Hoelzle Kontrapunkt Baden-Württemberg. Zur Vorgeschichte und Geschichte des Südweststaates, DRW Verlag Leinfelden Echterdingen, ISBN 3-87181-478-4, 2002</ref> Zudem verstärkte sich eine Wanderungsbewegung von Betrieben der Metallindustrie aus Baden weg von der durch den Versailller Vertrag nähergerückten Grenze. Auch bei der Entwicklung von Daimler-Benz – anfangs ein Zusammengehen gleichwertiger Partner mit Standorten in Mannheim und Stuttgart – verschoben sich die Gewichte bereits ab 1931 zugunsten Württembergs.<ref Name ="Baden Kontra Württemberg"/> <ref>Erst die Grenzlage nach dem Ersten Weltkrieg hatte Baden gegenüber Württemberg wirtschaftlich deutlich benachteiligt. Auch der Luftkrieg traf Baden ungleich härter als Württemberg. Die wirtschaftliche Situation Badens war nach dem Zweiten Weltkrieg eines der Argumente für die Gründung des Südweststaats.</ref> Die württembergischen Textilunternehmen zogen Gewinn aus Aufträgen zur Uniformherstellung.

Vorschlag 9: Weiteres zur Wirtschaftspolitik (Stolp)[Quelltext bearbeiten]

Nachfolgend der Vorschlag zur Erweiterung des Artikels hinsichtlich einiger interessanter zusätzlicher Informationen, die Württembergs Wirtschaft betreffen. Vorgestellt werden nur die Abschnitte, in denen sich etwas ändern soll. Schwarzer Text deutet den gesamten unveränderten Kontext an, roter Text ist neu oder geändert. Im Abschnitt Verfolgung der Juden soll sich nur an einer Stelle etwas kleineres ändern. Deshalb habe ich da auf das Abpasten des gesamten Abschnitts verzichtet und nur die Stelle angedeutet, wo etwas dazukäme. --Stolp 19:33, 14. Dez. 2008 (CET)Beantworten

Verfolgung der Juden[Quelltext bearbeiten]

Kaum jemand leistete aktiven Widerstand, wenngleich eine Mehrheit der Bevölkerung Form und Verlauf des Pogroms ablehnte. Nach den Novemberpogromen kam es zu einem internationalen Boykott deutscher Waren, unter der auch die württembergische Exportindustrie zu leiden hatte.<ref name="Borst Boelcke 42"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 42</ref>

Die Entrechtung und Demütigung der Juden im Wege der Verordnungen eskalierte in Folge der Novemberpogrome weiter, wie diese Beispiele zeigen:

Arbeitslosenzahlen[Quelltext bearbeiten]

Die Arbeitslosenquote war in Württemberg geringer als im Reichsdurchschnitt. Auf dem Höhepunkt der Arbeitslosenkrise waren in Württemberg annähernd 134.000 arbeitslose Erwerbstätige gemeldet.<ref name="Borst Boelcke 29"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 29</ref> Im Nachbarland Baden gab es Ende Januar 1933 184.000 registrierte Arbeitslose.<ref name="Borst Boelcke 29"/> Im Deutschen Reich insgesamt lag die Zahl der Arbeitslosen bei 6 Millionen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die zeitliche Entwicklung der Arbeitslosenquoten für Württemberg gemäß der offiziellen Statistik:

Jahr Arbeitslosenzahl Quote
1929 38.015 <ref name="Boelke 396">Zahlen nach Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Kohlhammer, Stuttgart 1989, Seite 396. Gemeldete Arbeitslose inklusive Hohenzollern berechnet nach der Zahl der Krankenkassenmitglieder.</ref> 5,2 %
1931 99.286 <ref name="Boelke 396"/> 15,9 %
1932 119.412 <ref name="Boelke 396"/> 20,8 %
1933 (Januar) 133.604 <ref name="Sauer 1975 251"/> 23,0 %
1933 97.764 <ref name="Boelke 396"/> 16,3 %
1934 (Januar) 75.581 <ref name="Sauer 1975 251"/> 11,6 %
1934 (September) 25.609 <ref name="Sauer 1975 251"/> 3,8 %
1935 20.795 <ref name="Boelke 396"/> 2,8 %
1935 (September) 10.541 <ref name="Sauer 1975 251"/> 1,4 %
1936 (September) 4.811 <ref name="Sauer 1975 251"/> 0,65 %
1937 2.850 <ref name="Boelke 396"/> 0,38 %
1938 (Juli) 1.145 <ref name="Sauer 1975 251"/> 0,15 %

Im Jahre 1939 waren 38,83 % der Bevölkerung Württembergs erwerbstätig. Der Anteil der in Industrie, Handwerk und Bergbau Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung lag bei 26,43 %.<ref name="Sauer 1975 278"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 278 </ref> 1939 gab es in Württemberg nur noch 1319 registrierte Arbeitslose, wohingegen es in Baden noch 6409 registrierte Arbeitslose gab.<ref name="Borst Boelcke 34"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 34</ref> Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich in den Jahren von 1933 bis 1939 in Württemberg um 1,1 Millionen.<ref name="Borst Boelcke 34"/>

Bausektor[Quelltext bearbeiten]

In den ersten Jahren des Nationalsozialismus realisierte das Regime im Gau Württemberg-Hohenzollern noch große Wohnungsbau- und Siedlungsvorhaben. Das Gauheimstättenwerk konnte bereits für den 1. April 1934 2.120 fertige Heimstätten und 146 Wohnungen vermelden.<ref name="Sauer 1975 260"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 260</ref> In ähnlichem Umfang lief es auch in den folgenden Jahren. Der Besitz eines Eigenheims hatte in Württemberg von jeher einen hohen Stellenwert. 1934 lebten etwa 60 % der württembergischen Bevölkerung im eigenen Haus. Ab 1937 fuhr die Regierung die Bautätigkeit im Wohnungssektor mehr und mehr zurück, da sie die Arbeitskräfte sowie knapp werdendes Eisen und Stahl zunehmend für den Einsatz bei kriegswichtigen Bauvorhaben benötigte.<ref name="Borst Boelcke 32"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 32</ref> Auch der private Wohnungsbau war durch die Verknappung empfindlich beeinträchtigt.<ref name="Borst Boelcke 32"/> Überall im Land wurden anstelle von zivilen Bauten nun militärisch wichtige Objekte errichtet, wie Kasernen, Flugplätze und Rüstungsbetriebe.<ref name="Borst Boelcke 32"/>

Industrie und Handwerk[Quelltext bearbeiten]

Etwa 53 % der württembergischen Bevölkerung arbeiteten 1934 in der Industrie, wobei die Arbeiter noch vielfach als Nebenerwerbslandwirte tätig waren. Aufgrund der langen Tradition der Realteilung besaßen viele Württemberger auch einen kleinen Acker, der zwar nicht ausreichte, um von dort den Lebensunterhalt zu gewinnen, der sie aber unabhängiger von wirtschaftlichen Krisen machte. Wegen der Nebenerwerbslandwirtschaft waren württembergische Arbeiter weniger bereit, der Arbeit hinterherzuziehen, sondern sie pendelten lieber zu ihren Arbeitsplätzen. Auch die Unternehmer waren gezwungen, ihre Betriebe dort zu gründen, wo es Arbeitskräfte gab. So war die Industriestruktur in Württemberg eher dezentral. Vorwiegend handelte es sich in Württemberg um Klein- und Mittelbetriebe mit persönlicher Haftung des Unternehmers.

Einen Aufschluss über die Betriebsgrößen in Württemberg gibt die nachfolgende Tabelle:<ref name="Sauer 1975 278"/>

Betriebsgröße
(Anzahl Beschäftige)
Anteil an der Zahl
aller Erwerbstätigen in
Industrie und Handwerk
Bis 10 27,3 %
11 bis 50 13,0 %
51 bis 200 18,2 %
201 bis 1000 21,4 %
Über 1001 20,1 %

Trotz des geringen Bevölkerungsanteils von 4,3 % (1934) an der Reichsbevölkerung lag der Anteil der württembergischen Fertigwarenproduktion bei 15 % der Gesamtproduktion im Deutschen Reich. Welche Erzeugnisse in den einzelnen Industriesektoren welchen Anteil an der Gesamtproduktion des Deutschen Reichs hatten, zeigt die nachfolgende Tabelle: <ref>Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Kohlhammer, Stuttgart, 1989, Seite 329 (Daten für 1936)</ref>

Industriesektor Anteil der württembergischen
Industriesektoren in prozentualem Anteil zur Reichsproduktion
Textilindustrie 9,8 %
Maschinenbau 8  %
Fahrzeugbau 13,4 %
Feinmechanik und Optik 16,1 %
Lederindustrie 15,2 %
Elektroindustrie 6,3 %
Nahrungs und Genussmittelindustrie 4,6 %

Die württembergische Industrie erzeugte vor allem Waren von besonderem Spezialisierungsgrad und Qualität, die bei geringem Einsatz an Rohstoffen einen hohen Exportwert erbrachten. 1933 führte Württemberg Waren im Gesamtwert von über 500 Millionen Reichsmark aus. Viele der 400 beteiligten Firmen genossen internationales Renommee.

Welche Spezialerzeugnisse einzelner Industriesektoren aus Württemberg welchen Anteil am Gesamtexport des Deutschen Reichs hatten, zeigt die nachfolgende Tabelle:<ref> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 263 </ref>

Industriesektor Anteil der württembergischen
Erzeugnisse am Gesamtexport
des Deutschen Reichs
Chirurgische Instrumente 33 %
Wirk- und Strickwaren 33 %
Korsagen 33 %
Feuerlöschgeräte 50 %
Handharmonikas 60 %
Uhren 66 %

Firmen, die in diesen Export-Segmenten eine große Rolle spielten, waren beispielsweise die Aesculap-Werke, die Firmen Junghans und Hohner sowie die Trikotagenindustrie auf der Schwäbischen Alb. Als ein Beispiel sei hier die Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer erwähnt.

Einen besonderen Stellenwert in der württembergischen Industrie hatte die Herstellung von Stahl, Maschinen, Motoren, Kraftfahrzeugen und Flugzeugen. In einzelnen Bereichen machte sich ab 1936 ein Mangel am Rohstoff Eisen bemerkbar und ab 1938 zudem ein eklatanter Mangel an Arbeitskräften. Wegen des Mangels an Rohstoffen wurden Altmaterialien gesammelt.

Bis zum Beginn der Weltwirtschaftskrise bewegte sich das nominale Pro-Kopf-Einkommen sowohl in Baden als auch in Württemberg leicht unter dem Reichsdurchschnitt.<ref name="Borst Boelcke 35"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 35</ref> Dies lag hauptsächlich an dem hohen Anteil von Kleinbetrieben in Handwerk und Landwirtschaft.<ref name="Borst Boelcke 35"/> Württemberg konnte in besonderem Maße von dem Aufschwung der Jahre 1933 bis 1939 profitieren. Der Grad der Industrialisierung wuchs überdurchschnittlich im Vergleich zu den anderen Gebieten des Deutschen Reichs. Für das Jahr 1938/39 lag die Steuerleistung pro Kopf der württembergischen Bevölkerung um 16,7 % über dem Reichsdurchschnitt.<ref> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 297 </ref> Das Einkommen pro Kopf der Bevölkerung lag in Württemberg 1936 bei 1.106 Reichsmark. Damit war zwar der württembergische Wert von 1928, also vor der Weltwirtschaftskrise, der bei 1.183 Reichsmark Einkommen pro Kopf lag, noch nicht erreicht, aber der Reichsdurchschnitt 1936 lag bei nur 963 Reichsmark pro Kopf und Jahr,<ref> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 298 </ref>, derjenige des Nachbarlandes Baden sogar noch etwas niedriger bei nur 917 Reichsmark.<ref name="Borst Boelcke 35"/> Nach Groß-Hamburg und Berlin-Brandenburg lag Württemberg damit 1936 an dritter Stelle aller Länder und preußischen Provinzen hinsichtlich des Einkommens pro Kopf.

Von NS-Rüstungsprojekten profitierte insbesondere die Metallbranche Württembergs.<ref Name ="Baden Kontra Württemberg">Karl Moersch, Peter Hoelzle Kontrapunkt Baden-Württemberg. Zur Vorgeschichte und Geschichte des Südweststaates, DRW Verlag Leinfelden Echterdingen, ISBN 3-87181-478-4, 2002</ref> Zudem verstärkte sich eine Wanderungsbewegung von Betrieben der Metallindustrie aus Baden weg von der durch den Versailller Vertrag nähergerückten Grenze. Auch bei der Entwicklung von Daimler-Benz – anfangs ein Zusammengehen der gleichwertigen Partner Benz & Cie. in Mannheim und der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart – verschoben sich die Gewichte bereits ab 1931 zugunsten Württembergs.<ref Name ="Baden Kontra Württemberg"/> <ref>Erst die Grenzlage nach dem Ersten Weltkrieg hatte Baden gegenüber Württemberg wirtschaftlich deutlich benachteiligt. Auch der Luftkrieg traf Baden ungleich härter als Württemberg. Die wirtschaftliche Situation Badens war nach dem Zweiten Weltkrieg eines der Argumente für die Gründung des Südweststaats.</ref>

Die Daimler-Benz AG, deren Gründung 1926 von der Deutschen Bank angeregt worden war, um die Vorgänger vor dem Konkurs zu bewahren, konnte sich in der NS-Zeit sehr gut entwickeln.<ref name="Borst Boelcke 30"/> 1932 betrug die Anzahl der Mitarbeiter im Hauptwerk Untertürkheim 2.771, im Jahre 1938 über 8.500.<ref name="Borst Boelcke 30"/> Im Gesamtunternehmen der Daimler-Benz AG waren Ende 1932 nur noch 8.850 Mitarbeiter beschäftigt. Diese Zahl stieg bis 1943 auf 67.905 Personen, wobei davon knapp die Hälfte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter waren.<ref name="Borst Boelcke 30"/>

Seit 1938 waren der Maschinenbau sowie die Elektro- und Fahrzeugindustrie die industriell führenden Branchen im Investionsgüterbereich Württembergs.<ref name="Borst Boelcke 34"/> Bedingt durch die Rüstungskonjunktur nahm die Anzahl der Großbetriebe zu. Ungefährt ein Viertel des gesamten württembergischen Produktionswerts wurde von der Landeshauptstadt Stuttgart erbracht. Dieser Wert lässt sich für Stuttgart auf rund 437 Millionen Reichsmark im Jahre 1936 beziffern. Pro Kopf der Bevölkerung erwirtschafteten die Württemberger 1936 eine durchschnittliche Nettoproduktionsleistung von 663 Reichsmark.<ref name="Borst Boelcke 34"/>

Viele renommierte Unternehmen der zivilen Gebrauchsgüterindustrie hatten schon vor dem Krieg auf Waffen- und Munitionsproduktion umstellen müssen. Dazu zählten unter anderen auch Maybach, Märklin und die WMF<ref name="Borst Boelcke 40"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 40</ref>

In Württemberg lagen die Schwerpunkte der Rüstungsindustrie in Böblingen, Stuttgart-Zuffenhausen, Friedrichshafen, Manzell, Langenargen und Ravensburg. In Westhausen bei Ellwangen entstand unter der Tarnbezeichnung Collis Metallwerke GmbH eine unterirdische Munitionsfabrik des Heeres.<ref name="Borst Boelcke 32"/> Auch die Mauser-Werke in Oberndorf profitierten von den Rüstungsaufträgen.<ref name="Borst Boelcke 31"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 31</ref> Die in der Weltwirtschaftskrise stark unter Druck geratene Firma Dornier konnte seit 1933 stetig wachsen und erreichte im Jahre 1942 mit 23.191 Mitarbeitern einen Beschäftigungshöchststand.<ref name="Borst Boelcke 32"/> Verglichen mit Baden verfügte Württemberg Anfang des Jahres 1939 über fast dreimal soviel „kriegswichtige“ Industriebetriebe.<ref name="Borst Boelcke 35"/>

Die württembergischen Textilunternehmen zogen Gewinn aus Aufträgen zur Uniformherstellung. Das Solidschuhwerk in Tuttlingen wurde als Bekleidungsausstatter der Waffen-SS in Dachau verwendet.<ref name="Borst Boelcke 40"/> Steiger & Deschler in Ulm lieferte Ballonstoffe.<ref name="Borst Boelcke 40"/> Zur Sicherung der Textilversorgung wurde die Kunstfasergewinnung kräftig ausgebaut.<ref name="Borst Boelcke 33"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 33</ref> Dazu wurden auf württembergischen Boden Zellstoffwerke zum Beispiel in Ehingen, Unterkochen und Wangen errichtet. 1937 kam es außerdem zur Gründung einer Zellwoll-Lehrspinnerei in Denkendorf. Trotz der in ganz Deutschland forcierten Maßnahmen blieb die Textilversorgung der Bevölkerung unbefriedigend. Die aus Kunstfasern hergestellten Kleidungsstücke waren schwer, auf der Haut kratzend und wärmten bei starker Kälte kaum.<ref name="Borst Boelcke 33"/>

Mit dem Stichtag 17. Mai 1939 wurden in Württemberg folgende Industriearbeitsplätze gezählt:<ref name="Sauer 1975 278"/>

Industriezweig Anzahl Beschäftige
Maschinen-, Stahl- und Fahrzeugbau 121.916 Beschäftigte
Erzeugung von Textilien 41.444 Beschäftigte
Elektrotechnik 100.853 Beschäftigte
Erzeugung von Chemikalien 9.090 Beschäftigte

Anfang des Jahres 1936 wurden die bisher acht württembergischen Industrie- und Handelskammern auf vier reduziert, so dass es künftig nur noch jeweils eine in Stuttgart, Reutlingen, Rottweil und Ulm gab.

Der Einzelhandel[Quelltext bearbeiten]

Die württembergische Regierung wollte im Einklang mit dem Regime in Berlin den traditionellen Einzelhandel stärken und die Verbreitung von Warenhäusern und Konsumvereinen hemmen. Warenhäuser waren den Nationalsozialisten verhasst, weil sie oft in jüdischer Hand lagen. Die Konsumvereine standen, da sie traditionell von den „marxistischen Parteien“ gefördert worden waren, nun unter der Leitung der Deutschen Arbeitsfront.<ref name="Sauer 1975 265"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 265</ref> Das Warenhaus Hermann Tietz mit einer Filiale auch in Stuttgart war eines der prominenten Oper der sogenannten „Arisierung“.<ref name="Borst Boelcke 42"/>


Verkehr[Quelltext bearbeiten]

Als Teil des Gäubahn-Ausbaus wurde im September 1933 der neue Bahnhof Tuttlingen als einer der größten Bahnhöfe Württembergs eröffnet

Württemberg war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein armes Land, das unter dem Nachteil einer ungünstigen Topographie und dem Mangel an natürlichen Verkehrswegen, wie etwa großer Flussläufe, litt. Der Neckar war in seinem gesamten Verlauf nicht durchgängig schiffbar, und so brachte erst die Kanalisierung des Neckars von Mannheim nach Heilbronn sowie der Bau der württembergischen Eisenbahn von Heilbronn über Stuttgart und Ulm nach Friedrichshafen den Beginn eines stetigen wirtschaftlichen Aufholprozesses, der bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts gelungen war und sich in der Zeit des freien Volksstaats mit großen Schritten fortsetzte. Der 1925 begonnene Ausbau des Neckarkanals zur Großschifffahrtstraße von Mannheim nach Heilbronn konnte 1935<ref name="Borst Boelcke 30"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 30</ref> abgeschlossen und der weitere Ausbau bis Plochingen begonnen werden. Noch zu Zeiten der Regierung Bolz war die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Stuttgart über Plochingen und Ulm nach Augsburg abgeschlossen, so dass in der NS-Zeit nur noch knapp die Hälfte der Bahnsteige im Stuttgarter Hauptbahnhof den Dampflokomotiven vorbehalten blieb. Ab dem 15. Mai 1933 waren auch die Stuttgarter Vorortzüge elektrisch angetrieben. Ab 1934 war außerdem die Neckar-Alb-Bahn von Plochingen über Reutlingen nach Tübingen elektrifiziert. Das Jahr 1933 war, was den Eisenbahnbau in Württemberg angeht, keine Zäsur. Die Nationalsozialisten hatten keine neuen Eisenbahnprojekte in Württemberg angestoßen, sondern nur Maßnahmen aus den 1920er Jahren zu Ende geführt. Von 1927 bis 1941 wurde die Frankenbahn im Abschnitt zwischen Osterburken und Stuttgart sowie die Gäubahn von Stuttgart nach Singen fast vollständig zweigleisig ausgebaut,<ref> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 299 </ref> um unter anderem im Nord-Süd-Verkehr mit der Rheintalbahn von Mannheim nach Basel im benachbarten Land Baden und der bayerischen Nord-Süd-Achse von Ludwigsstadt über Nürnberg und München nach Innsbruck besser konkurrieren zu können.

Im Jahre 1934 begann der Bau der Autobahnen. Am 21. März 1934 erfolgte der erste Spatenstich zur Reichsautobahn zwischen Plieningen und Bernhausen.<ref>Paul Sauer: Wilhelm Murr. Hitlers Statthalter in Württemberg. Silberburg-Verlag, Tübingen 1998, Seite 59 </ref> Bis 1940 wurden die Strecken 36 Karlsruhe–Leonberg und 42 Leonberg–Ulm (heutige A 8) und Strecke 39 Leonberg–Weinsberg (heutige A 81) eröffnet.<ref name="autobahn-online">Verkehrsfreigaben deutscher Autobahnen</ref><ref name="strecke46">Dieter Stockmann: Strecke 46. Die vergessene Autobahn zwischen Spessart und Röhn. 2. Auflage. Dieter Stockmann, Veitshöchheim 2002, ISBN 3-9808143-0-0, S. 194.</ref> Als besondere Bauwerke entstanden der Engelbergtunnel, der Lämmerbuckeltunnel und der Nasenfelstunnel, die ersten Autobahntunnel überhaupt. Als technische Meisterleistung galt der Albaufstieg.<ref>Reinhold Weber: Kleine Geschichte von Baden und Württemberg 1918-1945. DRW Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2008</ref> Die Firma Züblin war hier am Bau beeindruckender Autobahnbrücken beteiligt.<ref name="Borst Boelcke 32"/>

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Zahl zugelassener Kraftfahrzeuge in Württemberg während der NS-Zeit, wobei die Zahlen Motorräder, PKW, Omnibusse, LKW, Zugmaschinen und Spezialkraftwagen wie Feuerwehrfahrzeuge und ähnliches umfassen:<ref> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 300 </ref>

Jahr Anzahl der KFZ
1933 72.937
1935 98.896
1938 150.216

Mit der Zahl der Kraftfahrzeuge stieg die Zahl der Unfälle in Württemberg:

Jahr Zahl der Unfälle Zahl der tödlich
Verunglückten
Zahl der
Verletzten
1935 3.898 282  
1936 4.341 231  
1937 11.695 448 8.214
1938 10.899 363 7.472

Mit Kriegsbeginn kam der private Kraftfahrzeugverkehr praktisch zum Erliegen, da die Wehrmacht die meisten Fahrzeuge für den Kriegseinsatz konfiszierte. Reisen mussten, falls nötig, wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt werden.

Vom Frühjahr 1937 bis zum Herbst 1939 entstand auf den Fildern der neue Stuttgarter Flughafen bei Echterdingen. Damit wurde der bisherige Flughafen Böblingen frei für die rein militärische Nutzung.<ref name="Sauer 287"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 287</ref>

Der Alltag der Bevölkerungsmehrheit vor dem Krieg[Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Sozialpolitik im Nationalsozialismus

Der sogenannte Volksgenosse wurde vom Nationalsozialismus mit Wohltaten umworben, solange er sich dessen Vorgaben und Zielen nicht in den Weg stellte und seine Gepflogenheiten in der Öffentlichkeit mitmachte. Zu den vermeintlichen Wohltaten gehörten Massenveranstaltungen aller Art, die im Alltag präsent wurden. Der 1. Mai wurde als „Tag der Arbeit“ zum nationalen Feiertag. Einen besonderen Kult gab es jedes Jahr um Hitlers Geburtstag (seit 1936), den Muttertag, die Sommersonnenwende, den Heldengedenktag, das Erntedankfest und den Gedenktag zum gescheiterten Hitler-Putsch von 1923. Das Regime vereinnahmte zunehmend die Jugend in der HJ und im Bund Deutscher Mädel. Am 23. Februar 1934 gab es in der Stuttgarter Stadthalle eine „Startveranstaltung“ der Organisation Kraft durch Freude im Gau Württemberg-Hohenzollern. An einer ersten Urlaubsfahrt der Organisation mit der Reichsbahn nach Oberbayern nahmen 1.000 Arbeiter teil.<ref name="Sauer 261"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 261</ref> Der wirtschaftliche Aufschwung und die außenpolitischen Erfolge Hitlers bestärkten die Zustimmung weiter Kreise zum Regime. Dass Hitlers Politik auf einen neuen Krieg zulief, mochten viele Deutsche trotz der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht am 16. März 1935 nicht wahrhaben. Seither wurde das Militär im Alltag immer gegenwärtiger. An den bisherigen Garnisonen Stuttgart, Ludwigsburg, Schwäbisch Gmünd, Tübingen und Ulm erweiterte die Wehrmacht ihre Kasernen und errichtete neue Garnisonen in Böblingen, Esslingen, Heilbronn, Horb, Kornwestheim, Reutlingen und Weingarten. Zunehmend führte das Regime Luftschutz- und Verdunkelungsübungen durch.

Die Erwartungshaltung des Regimes an die Opferbereitschaft der Bürger war hoch, nicht nur im ideellen, sondern auch im materiellen Sinne. Andauern fanden Sammlungen für so unterschiedliche Organisationen oder Gruppierungen wie das Winterhilfswerk, die Wehrmacht, die Jugend, für Mutter und Kind, den Luftschutz oder das Eintopfgericht statt.<ref name="Borst Boelcke 38"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 35</ref> Des Weiteren sollten die Bürger möglichst Mitglied in Berufsorganisationen und der NSDAP oder eines ihrer Gliederungen sein, womit wiederum erkleckliche Mitgliedsbeiträge verbunden waren. Wie hoch der Druck zum Eintritt in die NSDAP war, zeigte sich sehr deutlich bei der Belegschaft der Robert Bosch GmbH. Obwohl Neueinstellungen bei Bosch unabhängig von der Parteizugehörigkeit erfolgten, waren 1945 über die Hälfte der rund 8500 deutschen Arbeiter und Angestellten in den Stuttgarter und Feuerbacher Werken von Bosch Mitglied der NSDAP oder eines ihrer Unterorganisationen.<ref name="Borst Boelcke 38"/>

Die Vorbereitung auf den Krieg war in Württemberg insbesondere im Bausektor spürbar. Für private und öffentliche Bauvorhaben fehlte es zunehmend an Material, hauptsächlich Eisen, und Arbeitskräften, weil beides bevorzugt für die Errichtung des Westwalls und sonstiger Wehranlagen, wie der Neckar-Enz-Stellung, eingesetzt wurde. So fehlte es in Stuttgart ab 1937 an der Möglichkeit, Luftschutzräume im gewünschten Umfang zu errichten, was den Bestrebungen des Reichsluftschutzbundes entgegenwirkte. Repräsentative Bautätigkeit für die Partei wie etwa in Nürnberg, München, Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Dresden oder Weimar gab es in Württemberg nicht. Unter dieser totalen Flaute im Bausektor litten insbesondere die württembergischen Architekten, die im Land der „Häuslebauer“ bisher immer recht zahlreich gebraucht wurden.<ref> Paul Sauer: Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus. Ulm 1975, Seite 274</ref>

Um die Arbeitskräfte und Soldaten zur Vorbereitung des Kriegs zu sichern, wurden Arbeitsämter und Betriebe zu verstärkter Kooperation angehalten und die Behörden hatten Listen über im Kriegsfall unabkömmliche Beamte und Angestellte zu erstellen. Es gab Auswirkungen auf den Einzelnen bis hin zur Beschränkung der beruflichen und privaten Freizügigkeit. Die Arbeitsbelastung war hoch. Schon vor Beginn des Kriegs waren in der Rüstungsindustrie 60-Stunden-Wochen angesagt. Im März 1944 wurden in der Luftfahrtindustrie 72-Stunden-Wochen gefordert.<ref name="Borst Boelcke 39"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 39</ref>

Die Stimmungslage der Bevölkerung steigerte sich mit Hitlers außenpolitischen Erfolgen von 1935 bis 1938 und erlebte 1938 mit dem Anschluss Österreichs einen Höhepunkt. Dass mit Hilfe des Münchner Abkommens ein Krieg abgewendet werden konnte, steigerte die Popularität des „Führers“, die jedoch bei Kriegsausbruch am 1. September 1939 einen gehörigen Einbruch erfuhr.


Luftkrieg[Quelltext bearbeiten]

Noch im Jahre 1942 galt Württemberg als sicheres Zufluchtsgebiet für die Kinderlandverschickung, um den Gefahren des Luftkriegs in den Städten von Nord- und Westdeutschland zu entkommen. Aber bereits 1943 wurde deutlich, dass die Landeshauptstadt Stuttgart nicht mehr sicher war. Der erste schwere Fliegerangriff vom 11. März 1943 forderte über 100 Todesopfer, derjenige vom 15. April 1943 kostete fast 700 Stuttgartern das Leben. Im Jahre 1944 war die Luftüberlegenheit der alliierten Verbände so überwältigend, dass in Stuttgart 25 schwere Angriffe stattfanden, die das Stadtzentrum in ein Ruinenfeld verwandelten. Die im Vergleich zu anderen Großstädten am Ende geringere Anzahl von Opfern, insgesamt etwa 4.560 Tote<ref name="Sauer 297"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 297</ref><ref>Unter den 4.560 Toten der Fliegerangriffe auf Stuttgart befanden sich etwa 770 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus dem Ausland </ref> bei 53 Luftangriffen, verdankten die Stuttgarter der Möglichkeit, in den zahlreichen Tunneln, insbesondere in dem für die Innenstadt wichtigen Wagenburgtunnel, eine schnell erreichbare und sichere Zuflucht zu finden. Neben den Toten gab es in Stuttgart Tausende von Verletzten unter der Zivilbevölkerung. Nach den schweren Bombenangriffen des Sommers 1944 waren 280.000 Stuttgarter bombengeschädigt<ref name="Borst Boelcke 44"> Willi A. Boelcke: Wirtschaft und Sozialsituation. In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 44</ref> und auf Nothilfe mit Nahrung, Kleidung und Hausrat dringend angewiesen. Der verheerende Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 forderte allein 6.530 Todesopfer.<ref name="Sauer 297"/> Beim Luftangriff auf Ulm am 17. Dezember 1944 starben 707 Menschen, 613 wurden verletzt und etwa 25.000 Menschen obdachlos.<ref>Zahlenangaben zu den Kriegstoten in Ulm sind in der Literatur widersprüchlich angegeben. In Paul Sauers Artikel Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus im Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte. Band 4 (Stuttgart 2004) auf Seite 297 werden für den Angriff auf Ulm am 17. Dezember 1944 2.260 Tote angegeben. Derselbe Autor nennt in seinem Buch Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus (Ulm 1975) auf Seite 498 für Ulm im ganzen Krieg „nur“ 1.710 Tote, wobei hier nur zivile Opfer gemeint sind. Wegen dieses offensichtlichen Widerspruchs stammen die Angaben hier vom Webauftritt der Stadt Ulm. Dort wird die Gesamtheit aller kriegsbedingten Opfer Ulms mit 4.400 angegeben, wobei hier offenbar auch die gefallenen Wehrmachtsangehörigen mit eingerechnet sind </ref> In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1944 erlebten die Bewohner von Friedrichshafen ihren schwersten Luftangriff mit 311 beteiligten Bomberflugzeugen und 136 Toten.<ref > Nach der Aussage von Pfarrer August Hinteregger von Maria Bildstein</ref> Friedrichshafen war wegen seiner Rüstungsindustrie insgesamt elfmal Ziel alliierter Luftangriffe.

Die nachfolgende Tabelle fasst die kriegsbedingten Verluste der wichtigsten württembergischen Städte zusammen. Die Verlustzahlen gehen hauptsächlich auf die Luftangriffe zurück. Verluste bei den Bodenkämpfen, die weiter unten eingehend behandelt werden, gab es im April 1945. Es werden lediglich die zivilen Opfer berücksichtigt.<ref name="Sauer 1975 498"> Paul Sauer, Ulm 1975, Seite 498</ref>

Stadt Bevölkerungsverluste
Crailsheim 140
Friedrichshafen 618
Göppingen 325
Heilbronn 6.809
Kornwestheim 131
Lauffen 99
Stadt Bevölkerungsverluste
Ludwigsburg 104
Neckarsulm 105
Reutlingen 474
Stuttgart 4.562
Ulm 1.710
   

In Folge der Luftangriffe kam die industrielle Produktion Anfang des Jahres 1945 fast vollständig zum Erliegen. Das Elend von Obdachlosigkeit und Evakuierung bestimmte den Alltag vieler Menschen.<ref name="Borst Boelcke 44"/>

Vorschlag 10: Weiteres zur Kultur (Stolp)[Quelltext bearbeiten]

Nachfolgend der Vorschlag zur Erweiterung des Artikels hinsichtlich einiger interessanter zusätzlicher Informationen, die Württembergs Hochschulen, Kultur usw. betreffen. Vorgestellt werden nur die Abschnitte, in denen sich etwas ändern soll. Schwarzer Text deutet den unveränderten Kontext davor und danach an, roter Text ist neu oder geändert. Im Abschnitt Verfolgung der Juden und Evangelische Landeskirche“ soll sich nur an jeweils einer Stelle etwas kleineres ändern. Deshalb habe ich da auf das Ab-Pasten des gesamten Abschnitts verzichtet und nur die Stelle angedeutet, wo etwas dazukäme. --Stolp 23:57, 2. Jan. 2009 (CET)Beantworten

Verfolgung der Juden[Quelltext bearbeiten]

Die Behörden untersagten den Juden den Besuch kultureller Veranstaltungen wie Theater und Kino. Außerdem entzogen sie ihnen ihre Führerscheine Bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 lebten noch 4.377 Juden in Württemberg. Eine bedeutende Hilfe bei der jüdischen Emigration bot in dieser Zeit der Musikwissenschaftler Karl Adler. Gegen Ende des Jahres 1940 begannen die ersten Zwangsumsiedlungen. Zunächst durchkämmten Spezialeinheiten Städte und Dörfer Württembergs nach noch verbliebenen Juden und verschleppten diese in Orte mit langer jüdischer Tradition wie etwa Buchau, Laupheim und Oberdorf am Ipf. …

Verfolgung kranker und behinderter Menschen[Quelltext bearbeiten]

Auf der Grundlage des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses begann das NS-Regime bereits 1933, geistig oder körperlich Behinderte, psychisch Erkrankte und Alkoholiker gegen ihren Willen zu sterilisieren. Von den Zwangssterilisationen waren in Württemberg von 1934 bis 1944 mindestens 11.814 Personen betroffen.<ref>Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 262</ref> An über 700 Zwangssterilisierungen von als „minderwertig“ eingestuften Frauen beteiligte sich Professor August Mayer, der von 1917 bis 1950 Direktor der Universitäts-Frauenklinik in Tübingen war.<ref name="Borst Wuttke 226"> Walter Wuttke: Medizin, Ärzte, Gesundheitspolitik In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 226</ref>

Nach Beginn des zweiten Weltkrieges war die auf württembergischem Boden gelegene NS-Tötungsanstalt Grafeneck einer der Tatorte für die im Rahmen der Aktion T4 durchgeführten Massenmorde an behinderten Menschen. Im Auftrag von Philipp Bouhler ermordeten Horst Schumann und Ernst Baumhard von Januar bis Dezember 1940 rund 10.000 Menschen, indem sie sie mit Kohlenstoffmonoxid vergifteten.<ref>Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 300</ref>

Die Evangelische Landeskirche[Quelltext bearbeiten]

… Aus Protest gegen die Anwendung des sogenannten „Arierparagraphen“ formierte sich im September auch in Württemberg der Pfarrernotbund, dem sich 800<ref name="Sauer 272"/> württembergische Pfarrer anschlossen, darunter auch Kurt Hutten, der Geschäftsführer beim Evangelischen Volksbund Württemberg.<ref> Biographie von Kurt Hutten im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon</ref> Am 13. November 1933 forderten Teile der Deutschen Christen in einer Sportpalastkundgebung die Abschaffung des Alten Testaments, da es ein „Judenbuch“ sei. …

Universität Tübingen[Quelltext bearbeiten]

Da es an der Universität Tübingen traditionell wenig jüdische Professoren gab, mussten 1933 weniger als 2 % aus „rassischen“ Gründen entlassen werden. Die Studienfächer Volkskunde, Rassenkunde,

Vererbungslehre, Pädagogik und deutsche Vorgeschichte wurden besonders wichtig. Es gab fast kein Fach, in dem sich Tübinger Professoren nicht positiv im Sinne des Nationalsozialismus geäußert hätten.<ref name="Borst Borst 155"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 155</ref> Gerade die „altwürttembergische“ Geistestradition bot offenbar wenig Schutz vor willfährigem NS-Mitläufertum.<ref name="Borst Borst 166"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 166</ref> Der Philosoph Theodor Haering verstand exemplarisch „Philosophie als geistige Rassenkunde“. In welch hohem Maße Tübingen ideologisch unterwandert<ref name="Borst Ott 146"> Hugo Ott: Universitäten und Hochschulen In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 146</ref> war, zeigte sich auf der Sitzung des Tübinger Senats vom 23. Juni 1945. Es wurde festgestellt, dass von 160 Professoren und Lehrbeauftragten lediglich 31 Personen nicht Mitglied der NSDAP waren.<ref name="Borst Borst 154"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 154</ref> Als ideologisch verstrickter Theologe kann etwa Jakob Wilhelm Hauer genannt werden. Er war Tübinger Ordinarius für vergleichende Religionswissenschaft und arische Weltanschauung.<ref name="Borst Ott 146"/> Gerhard Kittel war Mitglied der Theologischen Fakultät und Mitarbeiter des Instituts zur Erforschung der Judenfrage. Zusammen mit Karl Adam, Karl Georg Kuhn, Hans Fleischhacker und dem Leiter des Dozentenbundes, Robert Wetzel, gehörte Kittel zu den Protagonisten des so genannten „wissenschaftlichen“ Antisemitismus der Tübinger Universität. Karl Georg Kuhn bewarb sich bei dem Tübinger Orientalisten Enno Littmann um eine Habilitation über semitische Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte des Judentums und vermittelte seit 1938 entsprechende Kenntnisse.<ref name="Borst Borst 160"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 160</ref> Der Althistoriker Joseph Vogt stand schon früh dem Nationalsozialismus nahe. Gustav Rieks Rolle im Nationalsozialismus zeigte, wie sich die Archäologie in den Dienst des NS-Staates stellte.<ref name="Borst Borst 172"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 172</ref> Den Rechtswissenschaftler Felix Genzmer bewahrte auch die seit 1939 bestehende Mitgliedschaft in der NSDAP nicht vor Anfeindungen nationalsozialistischer Studenten in den Vorlesungen wegen seiner vorgeblich regimekritischen Haltung. Der Biologe Ernst Lehmann bemühte sich vergeblich um die Mitgliedschaft in der NSDAP. In seiner Vorlesung „Der Einfluß der Biologie auf unser Weltbild“ nahm die Rassenkunde einen hohen Stellenwert ein.<ref name="Borst Borst 160"/> Gerhard Pfahler war seit 1938 Nachfolger von Oswald Groh auf dem Tübinger Pädagogik-Lehrstuhl.<ref name="Borst Borst 180"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 180</ref>

Im Jahre 1933 waren an der Universität Tübingen 3.495 Studenten<ref name="Sauer 281">Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 281</ref> immatrikuliert, darunter 489 Frauen. Im Jahre 1939 waren es nur noch 1.538 Studenten, darunter 176 Frauen.<ref name="Sauer 281"/> Im Krieg konnte der Hochschulbetrieb mit Einschränkungen fortgesetzt werden, jedoch waren 42 % der Professoren und 72 % der Assistenten wegen ihres Einsatzes im Krieg abwesend. Insbesondere die als kriegsunwichtig erachteten Geistes- und Rechtswissenschaften waren von Einschränkungen betroffen. Naturwissenschaften und ganz besonders die Medizin konnten dagegen weitgehend uneingeschränkt weiter forschen und lehren. Die Zahl weiblicher Studierender an der Universität Tübingen übertraf 1943 erstmals die der männlichen Kommilitonen. Vom Luftkrieg war die kleine Universitätsstadt Tübingen kaum betroffen.

Technische Hochschule Stuttgart[Quelltext bearbeiten]

Die TH Stuttgart war wegen ihrer Bauschule berühmt, als deren Hauptvertreter Paul Schmitthenner anzusehen ist, der 1933 kurzzeitig als erster Baumeister des Dritten Reiches galt, ehe diese Rolle später unbestritten von Albert Speer in Berlin eingenommen wurde. Werner Hegemann hatte Stuttgart 1928 als die „führende architektonische Hochschule Deutschlands, wenn nicht Europas“ bezeichnet, <ref name="Borst Voigt 250"> Wolfgang Voigt: Die Stuttgarter Bauschule In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 250</ref> obwohl die Hauptvertreter der Stuttgarter Schule die international renommierte Weißenhofsiedlung ablehnten und als Gegenmodell 1933 die Kochenhofsiedlung errichteten.

Einen Ausbau erlebten nur die kriegswichtigen Institute der technischen Hochschule, wie zum Beispiel die Kraftfahrzeug- und Luftfahrttechnik. Das Studium wurde stark verschult und die Anzahl der Studenten insgesamt drastisch reduziert. Im Jahre 1933 waren an der Technischen Hochschule Stuttgart 1.487 Studenten<ref name="Sauer 283"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 283</ref> immatrikuliert, darunter 57 Frauen. Bei Kriegsbeginn waren es nur noch etwa 750 Studenten, darunter 18 Frauen.<ref name="Sauer 281"/> Im Krieg hatte die Technische Hochschule schwer unter den Bombardierungen der alliierten Luftstreitkräfte auf Stuttgart zu leiden, so dass gegen Kriegsende der Lehrbetrieb zum Erliegen kam.

Presse[Quelltext bearbeiten]

Seit 1927 erschien in Leonberg das völkische Hetzorgan Flammenzeichen, das 1935 mit dem in Nürnberg herausgegebenen Stürmer gleichgeschaltet wurde. Seit Dezember 1930 gab es in Württemberg den anfangs noch auflagen- und umsatzschwachen NS-Kurier als Tageszeitung der NSDAP. In der NS-Zeit wurde diese Zeitung massiv gestärkt. Der bis 1933 für Württemberg sehr bedeutende Schwäbische Merkur blieb noch bis Mai 1941 in stetig schrumpfender Auflage die Informationsquelle für die Vertreter des gebildeten Bürgertums.<ref name="Borst Borst 276"> Otto Borst: Musik und Kult In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 276</ref> Mit der Einziehung des Vermögens der KPD und der SPD im Laufe des Jahres 1933 verschwanden deren Presseorgane, darunter auch das Organ der Sozialdemokraten für Württemberg, die Schwäbische Tagwacht. 1937 gab es in Württemberg noch 150 verschiedene Zeitungen, wovon 65 im Besitz der NSDAP waren.<ref name="Sauer 255"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 255</ref> Der Anteil der NS-Presse an der Gesamtauflage in Württemberg betrug im gleichen Jahr 75 %. Bis 1939 stellten 40 kleinere unabhängige Zeitungen ihr Erscheinen ein, was sich als Trend im Krieg fortsetzte. 1943 stellte das Stuttgarter Neue Tagblatt sein Erscheinen ein. Das Regime ahndete nicht genehme Veröffentlichungen mit Erscheinungsverboten, außerdem regelte die Reichspressekammer, eine Unterabteilung der Reichskulturkammer, welche Personen überhaupt journalistisch tätig sein durften. Die Journalisten hielten diesem Druck nicht stand und schrieben ihre Berichte größtenteils im Geiste der nationalsozialistischen Ideologie.

Bildende Kunst[Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Kunst im Nationalsozialismus

Klaus Graf von Baudissin richtete im Juni 1933 im Stuttgarter Kronprinzpalais die Ausstellung „Novembergeist, Kunst im Dienste der Zersetzung“ ein.<ref name="Borst Koch 242"> Michael Koch: Kunstpolitik In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 242</ref> Im Jahre 1937 ließ das Regime aus allen deutschen Museen in großem Umfang Gemälde, Grafiken und Plastiken zumeist zeitgenössischer Künstler entfernen, deren Werke von den Machthabern als „entartete“ Kunst herabgewürdigt wurden. Allein in der Staatsgalerie Stuttgart waren 54 Gemälde und 355 Zeichnungen betroffen,<ref name="Sauer 285"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 285</ref> die im Haus der Deutschen Kunst im Rahmen der Ausstellung über „entartete Kunst“ gezeigt wurden. Insbesondere auch die Werke der Stuttgarter Sezession wurden als „entartet“ gebrandmarkt. Namhafte Künstler wie etwa Oskar Schlemmer, Willi Baumeister oder Ida Kerkovius bekamen Berufsverbot. Der Staat konnte „entartete Kunst“ entschädigungslos enteignen und wenn möglich ins Ausland verkaufen. Unverkäufliche Werke wurden vernichtet. Unangetastet als Leiter der Kunstgewerbeschule blieb Bernhard Pankok, der jedoch 1937 in den Ruhestand ging und durch Fritz von Graevenitz ersetzt wurde.

Württemberg spielte bei der anerkannten Kunstproduktion während der NS-Zeit eine eher geringe Rolle. Bei den jährlichen Großen Deutschen Kunstausstellungen in München zwischen 1937 und 1944 waren nie mehr als 6 Prozent der Exponate aus Baden und Württemberg.<ref name="Borst Koch 247"> Michael Koch: Kunstpolitik In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 247</ref> Relativ häufig zu sehen waren dort Werke des Stuttgarter Bildhauers Fritz Nuss. Künstler, die sich mit Arno Breker, Josef Thorak oder Adolf Ziegler hätten vergleichen lassen können, gab es Württemberg aber nicht.<ref name="Borst Koch 247"/>

Theater und Musik[Quelltext bearbeiten]

Denkmal für Oscar Heiler und Willy Reichert (rechts) als Häberle und Pfleiderer am Friedrichsbau-Theater in Stuttgart

Im Jahre 1932 begannen die beiden schwäbischen Originale Oscar Heiler und Willy Reichert mit ihren Bühnenauftritten als Häberle und Pfleiderer bekannt zu werden, wobei der Häberle von Heiler und der Pfleiderer von Reichert verkörpert wurde. Nachdem Willy Reichert 1933 die künstlerische Leitung des Friedrichsbau-Theaters übernommen hatte, trat er dort mit Oscar Heiler unzählige Male auf die Bühne.

Am Württembergischen Landestheater in Stuttgart entließ Kultminister Mergenthaler Ende März 1933 zahlreiche Künstler sowie den bisherigen Generalintendanten Albert Kehm. Dessen Nachfolger an den nun Württembergisches Staatstheater genannten Bühnen war von 1933 bis 1937 Generalintendant Otto Kraus, gefolgt 1937 bis 1944 von Gustav Deharde. Der „nichtarische“ Leiter des Privattheaters Stuttgarter Schauspielhaus, Claudius Kraushaar, wurde im Mai 1933 entlassen. Danach spielte das Ensemble hauptsächlich volkstümliche Stücke.

Die Württembergische Landesbühne Esslingen gastierte als Wanderbühne von 1933 bis 1944 an 62 verschiedenen Orten in Württemberg.

Karl Hasse, Professor und Universitätsmusikdirektor in Tübingen, zog im Juni 1933 gegen den musikalischen Führer der Jugendbewegung, Fritz Jöde, zu Felde. In einem von der Reichsmusikkammer herausgebrachten Buch mit dem Titel „Nationalsozialistische Grundsätze des Konzert- und Opernbetriebs“ prangerte er mit scharfen Worten den „Musikbolschewismus der Donaueschinger“ an. <ref name="Borst Borst 275"> Otto Borst: Musik und Kult In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 275</ref> Das Regime unterstützte die Pflege des Volksliedes und des Volkstanzes.<ref name="Borst Borst 288"> Otto Borst: Musik und Kult In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 288</ref> Der Organist und Chorleiter Hugo Herrmann trat mit Kompositionen für Männerchöre hervor.<ref name="Borst Borst 285"> Otto Borst: Musik und Kult In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 285</ref> Am 11. November 1937 wurden in Stuttgart sogenannte Reichsmusiktage eröffnet,<ref name="Borst Borst 285"/> die jedoch wenig öffentliche Beachtung fanden. Von Wilhelm Weismann erschien im Kriegsjahr 1943 „Mein schwäbisches Liederbuch“ für Gesang und Klavier.<ref name="Borst Borst 288"/>

Namhafte Musiker, die während der NS-Zeit in Württemberg wirkten, waren zum Beispiel Hugo Distler, Hermann Erpf, Hermann Keller, Hermann Reutter, der junge Paul Buck und Hans Grischkat, der Leiter des Schwäbischen Singkreises. Der junge Organist Helmut Bornefeld begann 1937 seine Tätigkeit als Kantor in Heidenheim. Ein hoch geschätzter Konzert- und Liedsänger war Fritz Windgassen, von 1923 bis 1945 Mitglied der Staatsoper in Stuttgart. Aus Tübingen stammte die berühmte Sängerin Meta Diestel. Als sogenannter Gaumusikreferent wirkte Günther Homann, Pianist und Professor an der Stuttgarter Musikhochschule.<ref name="Borst Borst 282"> Otto Borst: Musik und Kult In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 282</ref>

Die Stuttgarter Oper schloss am 24. Juli 1944 ihre Pforten für den Rest des Kriegs. Im Sommer 1944 kam auch der sonstige Kulturbetrieb kriegsbedingt völlig zum Erliegen.<ref name="Sauer 310"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 310</ref>

Literarisches Schaffen[Quelltext bearbeiten]

Große Schriftsteller hatte Württemberg in dieser Zeit nur noch wenige aufzuweisen. Der bedeutendste unter ihnen, der aus Calw stammende Hermann Hesse, lebte bereits seit 1919 in der Schweiz und betrachtete die Entwicklung in Deutschland mit großer Sorge. Der schwäbische Heimatdichter August Lämmle konnte seine Tätigkeiten in der NS-Zeit ungehindert fortsetzen. Die aus Württemberg stammenden Schriftstellerinnen Isolde Kurz und Anna Schieber waren auch im Dritten Reich erfolgreich. Otto Heuschele lief zwar nicht begeistert ins Lager der Nationalsozialisten über, aber auch seine Werke waren von der Grundstimmung der Zeit beeinflusst.<ref name="Borst Borst 198"> Otto Borst: Dichtung und Literatur In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 198</ref> Heinrich Lilienfein und Wilhelm Schussen gehörte zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft unterschrieben. Andere Schriftsteller konnten auf Grund ihres bisherigen Schaffens zur Zeit des Nationalsozialismus nicht weiter arbeiten und hatten allenfalls die Möglichkeit zur Emigration, die zum Beispiel Victoria Wolff ergriff. Josef Eberle schrieb in den Jahren von 1933 bis 1936 unter dem Pseudonym Sebastian Blau Gedichte im schwäbischen Dialekt, ehe ihm ab 1936 die Veröffentlichung derselben nicht mehr möglich war. Im Sinne des Nationalsozialismus unermüdlich tätig waren der junge Schriftsteller Gerhard Schumann und der Gaukulturwart Georg Schmückle, dessen Romane sehr populär waren. In Schmückles Roman Engel Hiltensperger, der bereits 1930 erschien, lassen sich Stilelemente und inhaltliche Schwerpunkte der völkischen Literatur exemplarisch zeigen.<ref>Otto Borst: Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 191</ref> Es gab auch Autoren, die unabhängig vom nationalsozialistischen Zeitgeist blieben. Im Kriegsjahr 1942 erschien die Essaysammlung Die guten Gefährten von Albrecht Goes, in der der Autor verschiedene Dichter porträtierte und auslotete, welche Traditionen für die Gegenwart noch bedeutsam waren.<ref>Otto Borst: Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 209</ref> Wie Gerd Gaiser konnte sich Albrecht Goes aber erst in den Nachkriegsjahren literarisch voll entfalten.

In die Zeit des Nationalsozialismus fielen zwei Gedenktage, die in Württemberg mit großem Aufwand begangen wurden. Schillers 175. Geburtstag wurde 1934 mit einem Sternlauf durch das ganze Reichsgebiet gefeiert, der in der Geburtstadt Marbach endete.<ref name="Borst Borst 279"> Otto Borst: Musik und Kult In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 279</ref> Im Juni 1943 jährte sich der Todestag von Friedrich Hölderlin zum 100. Mal, was neben Feiern in Tübingen und im ganzen Reichsgebiet zu einer sogenannten Reichsfeierstunde in Stuttgart den Anlass bot.<ref name="Borst Borst 280"> Otto Borst: Musik und Kult In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 280</ref> 1943 begann der Germanist Julius Petersen mit der Großen Stuttgarter Ausgabe der Werke Hölderlins (1943–1985) und der Schiller-Nationalausgabe (erscheint seit 1943).<ref name="Borst Borst 152"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 152</ref>

Museen und Heimatkunde[Quelltext bearbeiten]

Die Gleichschaltung der Museen Württembergs erfolgte bis März 1934 in der Geschäftsstelle des württembergischen Museumsverbandes.<ref name="Borst Borst 156"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 156</ref> Den nationalsozialistischen Heimat- und Naturschutz für Württemberg und Hohenzollern hat Hans Schwenkel organisiert. Am 1. September 1939 entstand in Tübingen eine Landesstelle für Volkskunde als Nachfolgeorganisation des Instituts für Deutsche Volksforschung und Volkskunde und des Württembergischen Landesamts für Volkskunde. Seit 1940 gab es zudem eine außerordentliche Professur für Landesgeschichte und historische Hilfswissenschaften an der Universität Tübingen, die bis 1942 von Hans Weirich und danach von Otto Herding besetzt war.<ref name="Borst Borst 176"> Otto Borst: Die Wissenschaften In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 176</ref>

Vorschlag 11: Weiteres zur TH Stuttgart (Stolp)[Quelltext bearbeiten]

Nachfolgend der Vorschlag zur Erweiterung des Artikels hinsichtlich einiger interessanter zusätzlicher Informationen, die die TH Stuttgart betreffen. Vorgestellt werden nur die Sätze, in denen sich etwas ändern soll. Schwarzer Text deutet den unveränderten Kontext davor und danach an, roter Text ist neu oder geändert. --Stolp 00:38, 15. Jan. 2009 (CET)Beantworten

Technische Hochschule Stuttgart[Quelltext bearbeiten]

Die TH Stuttgart war wegen ihrer Bauschule berühmt, als deren Hauptvertreter Paul Schmitthenner neben Paul Bonatz anzusehen ist. Schmitthenner galt 1933 kurzzeitig als erster Baumeister des Dritten Reiches, ehe diese Rolle später unbestritten von Albert Speer in Berlin eingenommen wurde. Werner Hegemann hatte Stuttgart 1928 als die „führende architektonische Hochschule Deutschlands, wenn nicht Europas“ bezeichnet, <ref name="Borst Voigt 250"> Wolfgang Voigt: Die Stuttgarter Bauschule In: Otto Borst (Hrsg.): Das Dritte Reich in Baden und Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, Seite 250x</ref> obwohl die Hauptvertreter der Stuttgarter Schule die international renommierte Weißenhofsiedlung ablehnten und als Gegenmodell 1933 die Kochenhofsiedlung errichteten.

Einen Ausbau erlebten nur die kriegswichtigen Institute der technischen Hochschule, wie zum Beispiel die Kraftfahrzeug- und Luftfahrttechnik. Als bedeutender Professor für Kraftfahrzeugtechnik kann der von 1930 bis 1945 lehrende Wunibald Kamm genannt werden. Am Flugtechnischen Institut wirkte seit 1929 Georg Hans Madelung. Die verfehlte Wissenschaftspolitik zur Zeit des Nationalsozialismus zeigte sich insbesondere in der Verkennung der Physik. So wurden auch in Stuttgart bedeutende Professoren wie Erich Regener und Paul Peter Ewald von der Hochschule verdrängt, um weniger qualifizierten Nachfolgern Platz zu machen.<ref name="Voigt 268"> Armin Hermann und Friedrich Wollmershäuser: Die Entwicklung der Physik In: Johannes H. Voigt (Hrsg.): Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Stuttgart. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, Seite 268 </ref> Aus politischen Gründen musste der Sozialdemokrat und ehemalige württembergische Minister Immanuel Herrmann bereits 1933 seine Lehrtätigkeit aufgeben. Seine Professur ging 1936 an Richard Feldtkeller, seither Leiter des Instituts für elektrische Nachrichtentechnik.

Das Studium wurde stark verschult und die Anzahl der Studenten insgesamt drastisch reduziert. Im Jahre 1933 waren an der Technischen Hochschule Stuttgart 1.487 Studenten<ref name="Sauer 283"> Paul Sauer, Stuttgart 2004, Seite 283</ref> immatrikuliert, darunter 57 Frauen. Bei Kriegsbeginn waren es nur noch etwa 750 Studenten, darunter 18 Frauen.<ref name="Sauer 281"/> Im Krieg hatte die Technische Hochschule schwer unter den Bombardierungen der alliierten Luftstreitkräfte auf Stuttgart zu leiden, so dass gegen Kriegsende der Lehrbetrieb zum erliegen kam.

Vorschlag 12: Vorschlag zum Kriegsende (Polentario)[Quelltext bearbeiten]

Derzeit ist vor allem der amerikanische Vormarsch im Norden beschrieben, die französischen Truppen stießen über Freudenstadt nach Stuttgart wie weiter südlich vor. Der Artikel Freudenstadt ist exzellent, ich schlage vor, das ein oder andere noch zu übernehmen:

Datei:Kriegsplan Freudenstadt.png
Vormarschplan der französischen Truppen im deutschen Südwesten

Für die Eroberung Württembergs und Hohenzollerns durch die 1. Französische Armee unter General Jean de Lattre de Tassigny war Freudenstadt der strategische Knotenpunkt<ref Name="GLA" >Der deutsche Südwesten zur Stunde Null. Zusammenbruch und Neuanfang im Jahr 1945 in Dokumenten und Bildern. (Taschenbuch) von Generallandesarchiv Karlsruhe (Autor), Verlag: Karlsruhe, Harschdruck, (1. Januar 1975) ASIN: B001G6AU34</ref>. Die französischen Truppen unter General Jean de Lattre de Tassigny rechneten mit erheblichem Widerstand, nachdem sie im Vorfeld auf eine Sperre getroffen waren. In der Stadt selbst waren aber keine deutschen Soldaten mehr vorzufinden. Am 16. April 1945 wurde Freudenstadt durch Bomben und Artilleriebeschuss schwer zerstört.<ref Name="GLA"/> Beim Einmarsch der französischen Truppen und den folgenden drei Tagen kam es zu teilweise brutalen Ausschreitungen.<ref>Volker Kopp: Besetzt. Französische Besatzungspolitik in Deutschland. be.bra-Verlag, Berlin 2005.</ref>

Einzelnachweise und Anmerkungen[Quelltext bearbeiten]