Diskussion:Wehrkirche

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Letzter Kommentar: vor 5 Jahren von Locilog in Abschnitt Nordgrenze in Deutschland
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Anwendbarkeit des Begriffes 'Dorfwehrkirche' (Wilsdruff)[Quelltext bearbeiten]

Im Artikel Wilsdruff wird die in Wilsdruff stehende Jakobikirche als 'Dorfwehrkirche' bezeichnet. Bei dieser Kirche handelt sich um eine romanische Kirche, die gemeinsam mit einem sich später zur Stadt entwickelnden Dorf im 3. Viertel des 12. Jahrhunderts entstand. 'Dorfkirche' ist völlig gerechtfertigt. Das Äußere dieser Kirche vermittelt durchaus einen wehrhaften Charakter. Doch sind die dicken Bruchsteinmauern und die kleinen Obergadenfenster, welche an der Nordseite noch heute existieren, m. E. nichts weiter als eine baustilistische Eigenheit. Daß die Gestalt und Funktion dieser Kirche zumindest primär auf Verteidigungszwecke abzielte, möchte ich bezweifeln. Wer sich ein Bild von dieser Kirche machen möchte, kann dies unter www.jacobikirche.info, wo ebenfalls ganz offenbar mit Werbeabsichten von 'Dorfwehrkirche' die Rede ist, tun. Benneflitz.

Zur Terminologie[Quelltext bearbeiten]

Hier hat es in den letzten Jahrzehnten eine Weiterentwicklung gegeben, u. a. durch die laufenden Forschungsarbeiten des Burgenexperten Helmut Rischert, Augsburger Stadtarchivar i. R. Vgl. hierzu: http://www.abtsdorf.com/kirche/kirchenburg.htm, wo es heißt: "Die Fachliteratur unterscheidet zwischen Wehrkirche und Kirchenburg. Bei einer Wehrkirche lag der Schwerpunkt der Verteidigung auf dem wehrhaft ausgebauten Gotteshaus. In der Regel wurde der Westturm mit einem auf Hängeböcken ruhenden offenen Umlauf versehen, über dem erhöhten Chor einer oder mehrere, mit Schießscharten und Pechnasen bestückte Wehrgänge errichtet oder sogar das Kirchenschiff für Wehrzwecke ausgebaut. Bei einer Kirchenburg wurde das Kirchengebäude selbst nicht befestigt, sondern man errichtete um Kirche und Kirchhof eine oder mehrere bis zu 15 m hohe und bis zu 4,5 m starke Ringmauern, die mit Wehrgängen, Schießscharten und Pechnasen versehen waren. Die Burg wurde zusätzlich durch aus den Ringmauern vorspringende und aus mehreren Stockwerken bestehende Wehrtürme und Basteien verstärkt. Oft befand sich außerhalb der Ringmauer noch ein Wassergraben, wie beispielsweise bei der Honigberger Kirchenburg, der ein erstes Hindernis für die Angreifer darstellte."

Mischformen sind natürlich möglich, also Kirchtürme mit Schießscharten und spätere Ummauerungen mit und ohne Wehrtürme.

Auf diese Unterscheidungen sollte in dem Artikel, der offensichtlich mehrheitlich Kirchenburgen behandelt, zumindest hingeweisen werden! -- KBWEi 09:10, 13. Jul. 2007 (CEST)Beantworten

Wehrkirche - Romanik?[Quelltext bearbeiten]

Mit Erstaunen habe ich in dem Artikel gelesen, dass Wehrkirchen vor allem mit dem 15. und 16. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden. Ich denke dabei dagegen zuerst romanische Kirchen; weniger an die größeren Kathedralen, sondern eher an kleinere Dorfkirchen. Davon steht allerdings überhaupt nichts im Text. Vielleicht wissen die Bauhistoriker hier ja, ob ich da total auf dem Holzweg bin oder ob es sich um eine Lücke im Artikel handelt. Asdrubal 20:59, 6. Apr. 2009 (CEST)Beantworten

Nordgrenze in Deutschland[Quelltext bearbeiten]

Die Beschränkung der sächsischen Wehrkirchen auf das Erzgebirge greift zu kurz. Da die Oberlausitzer Wehrkirchen (z.B. Horka) deutlich nordöstlich davon liegen, habe ich diese Angabe entsprechend korrigiert. --Kolya 14:06, 4. Jan. 2011 (CET)Beantworten

Im Osten von Sachsen existiert durchaus eine grössere Anzahl von Wehrkirchen oder Fluchtkirchen. Das wohl prominenteste Beispiel ist Horka. Doch auch andere Kirchen wie in Schönau-Berzdorf, Jauernick-Buschbach, Nieder-Seifersdorf und Kodersdorf besitzen befestigte Einfriedungen oder Türme. Die meisten Wehranlagen sollen in der Zeit der Hussitenkriege errichtet worden sein. Die Anordnung der aufgeführten Kirchen entspricht in etwa dem Flusslauf der Neisse. --Locilog (Diskussion) 09:45, 16. Apr. 2019 (CEST)Beantworten

Norddeutschland[Quelltext bearbeiten]

Hallo,

im Artikel steht: In der norddeutschen Tiefebene, geprägt von den Eiszeiten und ihren Granitfindlingen, die zur heimatkundlichen Interpretation der Feldsteinquaderkirchen zu „Wehrkirchen“ geführt haben, gibt es kein einziges, nach wissenschaftlichen Kriterien anerkanntes Beispiel für Wehrkirchen. Da werfe ich mal die Wehrkirche in Zaue in den Ring und frage nach, ist das eine Wehrkirche? Erbaut im 13. Jahrhundert aus unbehauenen Feldsteinen, der Turm wurde erst 1350 errichtet und hat 1,60m dicke Grundmauern. Die Fenstern sind ursprünglich alle sehr schmal und schiessschartenähnlich gehalten.

bzw.

Commons: Wehrkirche Zaue – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

--mw 10:28, 18. Jul. 2011 (CEST)Beantworten

In der Tat handelt es sich bei der Dorfkirche von Zaue um einen relativ häufigen Bautyp, der wegen des mächtigen Turms, der dicken Mauern und der „Schießscharten“ gern irrig als „Wehrkirche“ bezeichnet wird. Warum dies nicht zutrifft, ist im Artikel eigentlich ausführlich genug beschrieben. Eine richtige Wehrkirche muss zur aktiven Verteidigung (einschl. Brunnen und Speicher) geeignet sein, während auch Zaue nur eine solide „Schutzkirche“ darstellt, denn ihre Schießscharten sind zum gezielten Schießen ungeeignet. In diesem Fall kommt noch Folgendes hinzu: Die brandenburgischen Dorfkirchen werden fast immer als Instrument gegen die Slawen dargestellt, also eine Art Militärbauprogramm gegen die „slawische Gefahr aus dem Osten“. Das unregelmäßige Mauerwerk von Zaue verrät, dass sie kaum vor 1300 gebaut wurde, der „wehrhafte“ Turm gar erst um 1350. Die schriftlichen und archäologischen Quellen über slawische Angriffe enden spätestens um 1220; im Prinzip war die Wehrkraft der slawischen Stämme zwischen Elbe und Oder bereits seit dem Wendenkreuzzug 1147 gebrochen; ab 1200 mehren sich die Zeichen für ein gemeinsames Siedeln von deutschen Zuzüglern und Slawen, die spätestens 1350 (bis auf ganz geringe Ausnahmen: Kietze und Sorben) als integriert gelten. Frdl. Gruß --Ulrich Waack 12:12, 18. Jul. 2011 (CEST)Beantworten
Danke Ulrich, für die ausführlichen Erläuterungen. Ich habe mich selber nochmal quer durch das Thema in der WP und auch in dem Weblink unten bei Feldsteinkirche gelesen. Ich denke auch das die Kirche in Zaue eher eine Feldsteinkirche ist und werde es in die richtige Kat auf Commons verschieben. In der Kirche selbst lag ein Flyer aus mit einem schönen geschichtlichen Abriss, mal schauen ob es zu einem Artikel reicht. --mw 13:19, 18. Jul. 2011 (CEST)Beantworten

Ich möchte auf die Wehrkirche in Groß Reken (Münsterland) verweisen, die heute noch steht. Eine Wehrkirche stand ebenfalls in münsterländischen Rhede. (nicht signierter Beitrag von 87.166.204.131 (Diskussion) 12:36, 24. Jan. 2014 (CET))Beantworten

Legaldefinition[Quelltext bearbeiten]

Für eine Legaldefinition würde sich das „Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte" anbieten, aber das endet bei Band 10: F - . Das aktuellste zum Thema steht im Tagungsband zur „Wehrkirchen-Tagung“ 2005 in Leipzig: „Die Mittelalterliche Dorfkirche in den neuen Bundesländern II. Form – Funktion – Bedeutung" (= Hallesche Beiträge zur Kunstgeschichte Bd. 8, Halle 2006. Nicht ohne Grund haben sich alle 11 Autoren vor einer Legaldefinition gedrückt. Da ich selbst als Referent an dieser Tagung teilgenommen habe, weiß ich aber, dass unter den Referenten Einigkeit bestand: Mindestvoraussetzungen sind Vorratsmöglichkeiten (Brunnen und Speicher), die durch eine übermannshohe Verteidigungsmauer nur von der Kirche aus zugänglich sind. – Zum gelöschten Beispiel Turm von Fahrenwalde: Ich glaube, dass gerade beim Thema „Wehrkirche und Ideologie“ nebelhafte Vorstellungen bestehen, deswegen habe ich dieses auch jedem Laien einleuchtende Beispiel gebracht: „Beispielhaftes Zitat für eine ideologische Sichtweise: „Sein Turm [der Dorfkirche Fahrenwalde/Uckermark] ist ganz ohne Öffnung und besitzt nur einige wenige schmale Schlitzfenster, die aber auch hier nicht mehr als Schießscharten dienten, sondern als Lichtöffnung. Trotz und Kampfgesinnung eines solchen Bauwerks sind eben nicht aus der fortifikatorischen Aufgabe, sondern aus der mannhaft starken Gesinnung der Erbauer zu deuten“ (Heinrich Ehl: Norddeutsche Feldsteinkirchen, Braunschweig/Hamburg 1926, S. 82). Ich empfehle Wiederherstellung. Frdl. Gruß --Ulrich Waack (Diskussion) 01:45, 2. Apr. 2012 (CEST)Beantworten

Grundsätzliches[Quelltext bearbeiten]

Liebe Freunde, ich bin gerade in einer Diskussion über Wehrkirchen auf der Seite www.burgenwelt.de verwickelt. So kam ich auch auf diese Seite. Schon die Bilder über Kleinbreitenbach und Notre-Dame de La Souterraine sind aus meiner Sicht problematisch. Der Turm von Kleinbreitenbach hat den Zinnenkranz mit überaus hoher Wahrscheinlichkeit erst im 19. Jh. bekommen. Mittelalterliche Zinnen sehen anders aus. Bei Notre-Dame de La Souterraine wird eine Wehrattika erwähnt. Zu diesem Begriff gibt es einen Extra-Artikel. Eine Attika ist ein häufig verwendetes Bauelement, dass aus baukünstlerischer Sicht das Dach verdecken soll. Dahinter muss in aller Regel eine Dachentwässerung sein. Je nach Größe des Kirchendaches kann diese Entwässerung schon einmal 50-60 cm breit sein. Ich kann hier keinen Zusammenhang mit einem Wehrelement herstellen. Auf einem Bild zu Frankreich ist deutlich zu erkennen, dass das Dach bis unmittelbar an die Attika heranreicht. Wo soll da ein Verteidiger stehen? Mir ist aufgefallen, dass es in Deutschland eine Häufung von Kirchen mit Wehrelementen in bestimmten Regionen gibt. Das ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Regionen zu bestimmten Zeiten unter vielen Fehden zu leiden hatten. Das trifft zum Beispiel auf das thüringische Werragebiet zu, in dem es lange Zeit Kämpfe der Territorialherren mit dem Kloster Fulda gab. Ich würde mir bei der Bestimmung, ob es sich um Wehrelemente handelt, auch immer die Innenseite des Gebäudes ansehen. Dort lässt sich am ehesten ablesen, ob es sich um eine benutzbare Schießscharte, oder um einen Lichtschlitz handelt. Gleiches trifft auf die "Wehrattika" zu. Ist sie tatsächlich geeignet, die Kirche aktiv zu verteidigen. Wie kann ein Schütze von der Attika aus aktiv verteidigen. So weit ein paar eilig verfasste Zeilen zu der Thematik. Im nächsten Jahr erscheint ein Tagungsband einer Tagung der Deutschen Burgenvereinigung zu diesem Thema.

Mit freundlichen Grüßen Mewes (Diskussion) 07:59, 26. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Eine deutliche Mehrheit der Wehrkirchenforscher vertritt inzwischen die Meinung, dass die Wehrelemente (außer bei Kirchenburgen) eher von (macht-)symbolischer Bedeutung sind. Versuche habe z. B. ergeben, dass nicht nur schlichte Schießscharten, sondern selbst nischenartig ausgetiefte Schießschartenstandorte nicht zum Schießen geeignet waren.
  • Eimer, Gerhard/Gierlich, Ernst (Hrsg.): Echte Wehrhaftigkeit oder martialische Wirkung. Zur praktischen Funktion und zum Symbolcharakter von Wehrelementen profaner und sakraler Bauten im Deutschordensland Preußen und im Ostseeraum, Köln 2000
  • Kratzke, Christine: Schutz und Trutz. Sakralarchitektur im Spiegel wehrtechnischer Innovationen im Mittelalter. In: Dirk Höhne/Christine Kratzke (Hrsg.): Die mittelalterliche Dorfkirche in den Neuen Bundesländern II. Funktion, Form, Bedeutung (= Hallesche Beiträge zur Kunstgeschichte 8), Halle 2006, S. 17-42
  • Schmitt, Reinhard: Hochmittelalterliche Bergfriede – Wehrbauten oder adeliges Standessymbol? In: Aurig, Rainer u.a. (Hrsg.): Burg – Straße – Siedlung – Herrschaft. Studien zum Mittelalter in Sachsen und Mitteldeutschland. Festschrift für Gerhard Billig zum 80. Geburtstag, Beucha 2007, S.105-142. --Ulrich Waack (Diskussion) 11:46, 26. Dez. 2012 (CET)Beantworten