Dmitri Konstantinowitsch Nawalichin

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Dmitri Konstantinowitsch Nawalichin (russisch Дмитрий Константи́нович Навалихин, wiss. Transliteration Dmitrij Konstantinovič Navalichin; * 12. Oktober[1] 1911 in Nowosibirsk; † 17. Mai 1991) war ein russischer Architekt und Kunstmaler.[2] Als Chefarchitekt der Stadt Kaliningrad und späterer Leiter der Gebietsverwaltung erstellte er die Entwürfe für den von GIPROGOR, dem staatlichen Institut für Stadtplanung, abgelehnten Wiederaufbau der Altstadt und des Königsberger Schlosses (Navalichin-Maksimow-Plan 1949).[3] Er entwarf unter Stalin die Kaliningrader Friedensallee (Prospekt Mira; früher Prospekt Stalingrad) und stellte unter der Perestroika die Denkmalschutzzonen Kaliningrads auf.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architektenausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nawalichins Ausbildung war die eines „sehr wohl sowjetischen, aber auch traditionellen St. Petersburger Künstler-Architekten“.[4] Er studierte am Leningrader Institut für Bauingenieurwesen (Leningradski inschenerno-stroitelny institut, LISI, heute Staatliche Universität für Architektur und Baukunst Sankt Petersburg) bei Andrei Andrejewitsch Ol. Noch vor seinem Abschluss arbeitete Nawalichin in Ols Büro am Entwurf und an der Ausführung eines Wohnhauses am Suvorov-Prospekt. Es handelte sich dabei um das Wohnhaus an der Ecke des Leningrader Suvorov-Prospekts und der 5. Sowjetischen Straße.[5] 1936 schloss er sein Studium ab.

Malerausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nawalichin war nicht nur Architekt, sondern auch Kunstmaler. Seine diesbezügliche Ausbildung erhielt er am Repin-Institut der „Allrussischen Kunstakademie“ in Leningrad. Seine Lehrer waren die Maler Konstantin Rudakow (1891–1949) und Lansere (1875–1946).

Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges arbeitete Nawalichin als Architekt in Leningrad und Umgebung an kleineren Projekten. 1946 wurde er Mitglied der KPdSU.[6] Nach dem Krieg bekam er zwei Aufträge in Moskau. 1947 kam er nach Kaliningrad und war von 1947 bis 1955 Chefarchitekt der Stadt.[7][8] Zusammen mit Arseni Wladimirowitsch Maximow[9][10] schlug er vor, die Struktur der alten Stadtblöcke beizubehalten und das Königsberger Schloss stehen zu lassen. Der Vorschlag zum Wiederaufbau wurde nicht umgesetzt; die Straßenführung wurde gemäß dem Vorschlag beibehalten, die Schlossruine 1968 gesprengt.

Bis 1957 war er Leiter der Gebietsverwaltung für Architektur.[11] Von 1957 bis 1961 war er Leiter der Abteilung für Wohnungsbau an der Akademie für Architektur in Tscheljabinsk.[8][12] Von 1961 lehrte er am Moskauer Lehrstuhl für Architektonische Projektierung in der Siedlungsplanung[13] und arbeitete für GIPROGOR, das staatliche Institut für Stadtplanung.[8][14][15]

Seit 1975 arbeitete er am Institut des „Spezialrestaurierungsprojekts“[16] in Moskau (FGUP Institut „Spezprojektrestawrazija“)[17] und war dort Leiter der Abteilung für die Planung von Denkmalschutzzonen. Er war Chef für die Planungen für alte russische Städte wie Astrachan, Tomsk, Rjazan und Nischni Nowgorod. 1989 kehrte er nach Kaliningrad zurück, um eine Denkmalliste zu erstellen.[18]

Werkverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Haus am Suvorovprospekt Ecke 5. Sowjetische Straße, Leningrad (1935–1938)
  • Altes Sanatorium, Kislowodsk (1937–1938)
  • Rekonstruktionen, Kaliningrad (ab 1947)
  • Bau des Stalingradprospekts (heute Mira Prospekt; dt.: Allee des Friedens), Kaliningrad (ab 1947)
  • Erster Plan zum Wiederaufbau der Altstadt von Kaliningrad (1949)

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • K voprosu rekonstrukcii goroda Kaliningrada (Zur Frage des Wiederaufbaus der Stadt Kaliningrad)[19] = К вопросу реконструкции города[3]. Moskau 1954.
  • K voprosu rekonstrukcii centra goroda Kaliningrada (Zur Frage des Wiederaufbaus des Zentrums der Stadt Kaliningrad)[20] = К вопросу реконструкции центра города[3]. Moskau 1958.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markus Podehl: Architektura Kaliningrada: Wie aus Königsberg Kaliningrad wurde. Materialien zur Kunst, Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas, 1. Herder-Institut, Marburg 2012, OCLC 816472756.
  • Bert Hoppe: Auf den Trümmern von Königsberg. Kaliningrad 1946–1970. München 2000. Zu Navachilin S. 16, 48–53, 57, 59–72, 81, 93, 100–102, 105, 111, 114 f., 118, 122, 127, 129, 135, 140 f., 149.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/artru.info
  2. Photographie. Auf: gako2006.narod.ru.
  3. a b c Biographie des Architekten Dimitri Navalichin (Дмитрий Навалихин). (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rynokzhilia.ru Auf: rynokzhilia.ru.
  4. Podehl, S. 92.
  5. Podehl, ab S. 93 und S. 95.
  6. Podehl, ab S. 93.
  7. Podehl, ab S. 100: Planungen für Kaliningrad unter dem Stadtarchitekten Nachilin.
  8. a b c Bert Hoppe: Auf den Trümmern von Königsberg: Kaliningrad 1946–1970 books.google.de.
  9. Maksimov, Arsenij V.
  10. Maksimov, Arsenij V. 1912–.
  11. Vgl. Podehl, S. 93.
  12. Hoppe, Personenglossar: „Navalichin“.
  13. Podehl, S. 386.
  14. Hoppe, Anhang Personenglossar
  15. Hoppe, S. 16, 48–53, 57, 59–72, 81, 93, 100–102, 105, 111, 114 f., 118, 122, 127, 129, 135, 140 f., 149.
  16. Köster, S. 12.
  17. Podehl, S. 363: „Seit 1975 war Navachilin im Institut Spezproektrestavracija Leiter der Planung für Denkmalschutzzonen. Nach Planungen für alte russische Städte wie Astrachan, Tomsk, Rjazan und Niznij Novgorod war er nun an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Unter seiner Leitung wurde festgelegt, welche Gebäude der Stadt und welche ihrer Ensembles in welchem Ausmaß schützenswert seien. […] Der Schutzzonenplan von 1989/90 bildete den Schlusspunkt in der Planungsgeschichte des sowjetischen Kaliningrad.“
  18. Podehl, S. 363.
  19. Podehl, S. 390.
  20. Podehl, S. 390.