Domitia Paulina die Ältere

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Domitia Paulina (auch Domitia Paulina maior, d. h. die Ältere) war die Mutter des römischen Kaisers Hadrian.[1]

Domitia Paulina stammte aus der hispanischen Stadt Gades und war mit dem Senator Publius Aelius Hadrianus Afer, der die Praetur erlangte und ein Cousin des Kaisers Trajan war, verheiratet. Aus der Ehe gingen Domitia Paulina die Jüngere und Publius Aelius Hadrianus, der spätere Kaiser Hadrian, hervor. Die Kinder wurden nach dem Tod des Vaters zwischen dem 24. Januar 85 und dem 24. Januar 86 unter die Vormundschaft Trajans und des Offiziers Publius Acilius Attianus gestellt. Domitia Paulina hat möglicherweise zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gelebt.[2] Doch existiert ein Papyrusfragment aus Bakchias im ägyptischen Fayum, der sogenannte Papyrus P.Fay 19,[3] der als Schreibübung anscheinend einen von Hadrian an seinen Nachfolger und Adoptivsohn Antoninus Pius gerichteten Brief enthält und in den wenigen erhaltenen Zeilen autobiographische Züge zeigt. Hierin berichtet der sich auf seinen baldigen Tod vorbereitende Hadrian als „Schreiber“, dass sein Vater im Alter von vierzig Jahren gestorben sei und er selbst nun in etwa das Alter seiner Mutter erreicht habe, die – so die Konjektur der Fehlstelle im Papyrus – sechzig Jahre alt wurde.[4] Hadrian wurde im Jahr 76 geboren, die Geburt seiner Mutter wird daher zwischen 45 und 60 anzusetzen sein. In dem Fall hätte sie noch Anfang des 2. Jahrhunderts gelebt. Bedeutung und Stellung des Papyrus sind allerdings unsicher, entsprechend vorsichtig wird sein Wert gewichtet.[5]

In Inschriften wird Domitia Paulina im Gegensatz zu ihrer Tochter nie erwähnt, doch ist sie Adressatin eines angeblich von Hadrian verfassten Briefes, der in den Hermeneumata Leidensia, einem griechisch-lateinischen Schulbuch des 3. Jahrhunderts, überliefert wird. In dem Brief preist der Verfasser die Frömmigkeit und Sittsamkeit der Mutter und bittet darum, dass all seine Taten in ihren Augen lobenswert sein mögen.[6] Sollte der Brief keine Erfindung sein, hätte Hadrian mehr als eine Schwester gehabt.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historia Augusta, Hadrian 1,2.
  2. Richard Abdy, Peter Franz Mittag: From AD 117-138: Hadrian (= The Roman Imperial Coinage. Band 2, Teil 3). Spink & Son, London 2019, ISBN 978-1-912667-18-5, S. 5, geben 86 als Todesjahr an.
  3. Zuerst publiziert von Bernard P. Grenfell, Arthur S. Hunt, David G. Hogarth: Fayûm Town and their Papyri. Egypt Exploration Fund, London 1900, S. 112–116 (Digitalisat); P.Fay 19 auf Papyri.info.
  4. Zum Papyrus siehe Jan Bollansée: „P. Fay.“ 19, Hadrian’s Memoirs, and Imperial Epistolary Autobiography. In: Ancient Society. Band 25, 1994, S. 279–302; die Zahl εξηκοντούτης („sechzig“) in Zeile 14 ist ergänzt.
  5. Verdächtig und uninformativ schätzt ihn Mary T. Boatwright: The Imperial Women of the Early Second Century A. C. In: The American Journal of Philology. Band 112, 1991, S. 513–540, hier S. 517 Anm. 15, ein; „vermutlich echt“ urteilt Jan Bollansée: „P. Fay.“ 19, Hadrian’s Memoirs, and Imperial Epistolary Autobiography. In: Ancient Society. Band 25, 1994, S. 279–302, hier S. 293; für echt hält ihn Anthony R. Birley: Hadrian. The restless emperor. Routledge, London u. a. 1997, ISBN 0-415-16544-X, S. 299 f.; Thorsten Opper: Hadrian: Empire and Conflict. Harvard University Press, Cambridge [Mass.] 2008, S. 218 f. hält die Argumente für überzeugend, die für die Echtheit vorgetragen wurden.
  6. Georg Goetz: Corpus glossariorum Latinorum. Band 3. Teubner, Leipzig 1892, S. 37 (Digitalisat).
  7. Anthony R. Birley: Hadrian. The restless emperor. Routledge, London u. a. 1997, S. 309.