Don Patinkin

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Don Patinkin (geboren 8. Januar 1922 in Chicago, Illinois, verstorben 7. August 1995 in Jerusalem, Israel) war ein israelisch-amerikanischer Ökonom und Präsident der Hebräischen Universität in Jerusalem.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Don Patinkin wurde 1922 in Chicago (Illinois) in eine jüdische Familie geboren. 1943 schrieb er sich in der Universität Chicago in Wirtschaftswissenschaften ein und erhielt 1947 seinen Ph. D. bei Oskar Lange. Er war nicht nur von der neoliberalen Chicagoer Schule beeinflusst, sondern auch von den Lehrern wie Frank H. Knight, Jacob Viner, Henry Calvert Simons oder Lloyd Mints.[1][2] Außerdem studierte er den Talmud am Hebrew Theological College. 1949 zog er mit seiner Frau Dvora nach Jerusalem und begann als Hochschullehrer, das wirtschaftswissenschaftliche Department der Hebräischen Universität vom eher kontinentalen deskriptiven und institutionellen Denken auf die angelsächsische analytische Ökonomik umzustellen. Dabei baute er eine Generation von Studierenden auf, die „Patinkin boys“, die anschließend zahlreiche wirtschaftswissenschaftliche Lehrstühle sowie Positionen in Zentralbank und Schatzamt erhielten.[3][4] Daher wird Patinkin auch als „Vater der Wirtschaftswissenschaften“ in Israel bezeichnet.[1]

1956 veröffentlichte er sein Buch Money, Interest and Prices, ein wichtiges, neokeynesianisches Werk. Darin und in Artikeln in Fachzeitschriften behandelt er die Unterscheidung von Bestands- und Flussgrößen, wirtschaftliche Ungleichgewichte (disequilibrium macroeconomics) sowie die Bedeutung der Stabilität und Pfadabhängigkeit der makroökonomischen Gleichgewichte. Er lehnte das Saysche Theorem ab und ergänzte Geld in der Nutzenfunktion (MIU-Modell). Durch den Realkassenhaltungs-Effekt ist die Quantitätstheorie des Geldes nicht mehr gültig. Damit löste er eine Kontroverse zur Rolle von Geld und Kredit aus.[1][5][6] 1959 erhielt er den Rothschild-Preis, 1963 wurde er zum Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[7] 1969 wurde er Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.[8] 1970 erhielt er den Israel-Preis und war 1974 Präsident der Econometric Society. Seit 1987 war er korrespondierendes Mitglied der British Academy.[9] Bis zu seinem Ruhestand 1989 blieb er an der Hebräischen Universität, von 1982 bis 1986 als Präsident. Am 7. August 1995 starb er in Jerusalem im Alter von 73 Jahren.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Nissan Liviatan: Patinkin, Don (1922–1995). In: Steven N. Durlauf, Lawrence E. Blume (Hrsg.): The New Palgrave Dictionary of Economics. 2. Ausgabe. S. 4844–4848, Palgrave Macmillan, London 2008, doi:10.1007/978-1-349-58802-2_1256.
  2. Don Patinkin: Essays on and in the Chicago Tradition. Duke University Press, 1981.
  3. Arie Krampf: Economic Planning of the Free Market in Israel during the First Decade: The Influence of Don Patinkin on Israeli Policy Discourse. In: Science in Context 23(4), 2010, S. 507–534, doi:10.1017/S0269889710000190.
  4. H. Barkai: Don Patinkin’s contribution to economics in Israel. In: H. Barkai, S. Fischer, N. Liviatan (Hrsg.): Monetary Theory and Thought. London: Macmillan 1993.
  5. Don Patinkin, 1922-1995. In: Gonçalo L. Fonseca (Hrsg.): History of Economic Thought Website.
  6. Perry Mehrling: Don Patinkin and the origins of postwar monetary orthodoxy. In: The European Journal of the History of Economic Thought 9(2), 2002, S. 161–185, doi:10.1080/09672560210129668.
  7. Deceased Members: Don Patinkin. Israelische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  8. Book of Members 1780–present, Chapter P. (PDF; 1,1 kB) In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, abgerufen am 17. Oktober 2019 (englisch).
  9. Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 15. Juli 2020.