Dorfkirche Cunewalde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kirche in Cunewalde

Die Kirche in Cunewalde ist ein barockes Kirchengebäude in Cunewalde im Landkreis Bautzen des Freistaates Sachsen. Die Kirchgemeinde Cunewalde gehört zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Das Gebäude gilt als die größte Dorfkirche Deutschlands, in ihr finden 2632 Personen Platz.

Die Kirche steht in einem Tal des Lausitzer Berglands südlich des Czorneboh und nördlich des Bieleboh inmitten des von Umgebindehäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert geprägten Dorfes Cunewalde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1222 übertrug Bischof Bruno II. von Meißen das Dorf Cunewalde mit allen darin liegenden Pfründen dem Domstift zu Bautzen, zu jener Zeit bestand im Dorf eine erste Kirche. Zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert hatten viele unterschiedliche Adelsfamilien das Patronat über die Cunewalder Kirche inne, so etwa die von Nostitz, von Polenz, von Ziegler und Klipphausen und von Könneritz. 1588 war das bestehende Kirchengebäude baufällig geworden, am 16. Juli 1633 schlug der Blitz in den Kirchturm ein und richtete weiteren Schaden an. Die seinerzeitige Kirche hatte eine Empore, war innen ausgemalt und ihr war 1640 ein neuer Altar gestiftet worden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg stieg die Bevölkerungszahl an und 1693 wurde über der Sakristei ein Chorraum ausgebaut, in dem 1719 eine erste, von Johann Gottlieb Tamitius gebaute Orgel ihren Platz fand.[1]

Nachdem das Kirchenpatronat, die zur Pfarrei gehörenden Adelsherren und die Gemeindevertreter einen Beschluss gefasst hatten, wurde am 5. Januar 1780 der Grundstein für ein neues Kirchengebäude gelegt. Jedoch kam es während der gesamten siebenjährigen Bauzeit zu finanziellen Engpässen, die unter anderem durch Lotterien abgewendet wurden. Erst am 3. Advent 1793 erfolgte, nach Fertigstellung der Inneneinrichtung, die Einweihung der Kirche.[1]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baukörper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mauern bilden einen verputzten Bruchsteinbau auf rechteckigem Grundriss. Der gerade Chorschluss im Osten zeigt abgeschrägte Ecken, wobei die Achsen durch farbig hervorgehobene Lisenen getrennt sind. An den Längsseiten des Bauwerks sind die Mauern von hohen Flachbogenfenstern durchbrochen. Das Walmdach besitzt an den Seiten Fledermausgauben.[1]

Der westlich angebaute Kirchturm mit einer Höhe von 62 m ist ebenfalls durch Lisenen gegliedert. Im unteren Geschoss steht der Turm auf quadratischem, im Glockengeschoss auf einem oktogonalen Grundriss, er wird abgeschlossen durch eine Haube mit Laterne, die auf 1887–1893 datiert ist. An der Turm- und der Saalsüdwand befinden sich schlichte Eingangsportale.[1]

Innenraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenraum der Kirche

Der Emporensaal ist durch die Veränderungen des 19. Jahrhunderts geprägt, die im Zuge einer Neugestaltung 1887–1893 durch Christian Friedrich Arnold erfolgten. Er zeigt eine mit geometrischen und floralen Ornamenten verzierter Holzdecke. Dreigeschossige Emporen an der Nord- und Südseite nutzen die gesamte Raumhöhe aus. Den Holzpfeilern sind zum Innenraum hin kannelierte, ionische Pilaster vorgeblendet. An der Westseite befindet sich eine einfache Orgelempore. Zwei dreigeschossige, in den Raum vorgezogene Logen scheiden einen halbrund geschlossenen Altarbereich aus, an der Ostwand sieht man zwei Wandgemälde mit einer Darstellung der Jordantaufe und einer der Kreuzigung von Erhard Ludewig Winterstein.[1]

An den Pfeilern der Nord- und Südempore sieht man sechs Apostelfiguren, unter der Orgelempore die Figuren des hl. Nikolaus und der hl. Maria von einem spätgotischen Altar, aus der Zeit um 1450 stammend und 1909 neu gefasst.

Im ersten Obergeschoss der südlichen Loge befindet sich ein Kachelofen aus dem 19. Jahrhundert.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altarbild Christi Himmelfahrt

Das Altarbild von Karl Gottlob Schönherr stellt Christi Himmelfahrt dar. Darüber befinden sich gekröpftes Gesims und ein Dreieckgiebel, seitlich davon stehen Holzfiguren der Apostel Petrus und Paulus. Der Altar ist im klassizistischen Stil gehalten, der architektonische Aufbau stammt ebenfalls von Christian Friedrich Arnold.

Taufstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Große, polygonale Granittaufe in Kelchform aus dem 15. Jahrhundert.

Kanzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kanzel mit Beschlagwerkornamentik aus Holz ist dem Vorgängerbau entnommen und von der Empore aus zugänglich. Ihr polygonaler Abschluss ragt weit in den Raum hinaus, auf dem Kanzelkorb befinden sich Ölbilder, Christus und die Evangelisten darstellend, datiert 1656, die 1887 neu gefasst wurden.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel von Christian Friedrich Reiß

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orgel wurde 1840 von den Orgelbauern Gottfried Müller und Christian Friedrich Reiß (1796–1855) aus Neugersdorf fertiggestellt. Sie umfasst drei Manuale, Pedal, 36 klingende Register und 2229 Pfeifen mit einer mechanischen Traktur.

Disposition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I Brustwerk C–f3
Holzgedackt 8′
Quintadena 8′
Prinzipal 4′
Gedackt 4′
Rohrnasard 223
Waldflöte 2′
Sifflöte 1′
Zimbel 2fach
II Hauptwerk C–f3
Prinzipal 16′
Prinzipal 8′
Gedackt 8′
Oktave 4′
Salicet 4′
Quinte 223
Oktave 2′
Blockflöte 2′
Terz 135
Mixtur 4fach
Zimbel 3fach
III Oberwerk C–f3
Gedackt 16′
Prinzipal 8′
Gemshorn 8′
Holzflöte 8′
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Rauschquinte 2fach
Scharf 3fach
Krummhorn 8′
Pedal C–d1
Prinzipalbass 16′
Subbass 16′
Oktavbass 8′
Gedacktbass 8′
Oktavbass 4′
Prinzipalbass 2′
Posaunenbass 16′

Kirchhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Kirchhofmauer finden sich mehrere Grabsteine, darunter der für Johanna Elisabeth von Riedinger († 1696) mit der Darstellung eines Mädchens in einer Tracht des 17. Jahrhunderts. Zu erwähnen ist ferner das Grufthaus der Familie von Ziegler und Klipphausen, später Polenz, das 1802 errichtet wurde. Es ist ein schlichter Bau mit einem Rundbogenportal aus Sandstein und mit Ecklisenen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen I, Regierungsbezirk Dresden.
  • Klaus Theodor Henke: Kirchenbau und Sakralkunst in der Oberlausitz. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2011, ISBN 978-3-941908-28-4, S. 69–71.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dorfkirche Cunewalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Klaus Theodor Henke: Kirchenbau und Sakralkunst in der Oberlausitz. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2011, ISBN 978-3-941908-28-4

Koordinaten: 51° 5′ 58,4″ N, 14° 30′ 9,2″ O