Dorfkirche Ludorf

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Dorfkirche Ludorf
Dorfkirche Ludorf, von Norden

Dorfkirche Ludorf, von Norden

Daten
Ort Ludorf
Baujahr 13./14. Jahrhundert
Besonderheiten
Oktogonaler (achteckiger) Grundriss

Die heute evangelische Dorfkirche Ludorf St. Maria und St. Laurentius ist eine denkmalgeschützte Oktogonkirche in Ludorf, einem Ortsteil der Gemeinde Südmüritz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Mecklenburg-Vorpommern. Sie gehört zur Propstei Neustrelitz der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht von Südwesten, 1902, verputzt

Erstmalige Erwähnung fand der frühgotische Backsteinbau anlässlich der Weihe (St. Maria und St. Laurentius) des Hauptbaus am 8. Mai 1346 durch den Bischof Burchard von Havelberg. Der Sage nach wurde sie jedoch schon rund 150 Jahre früher errichtet. Ein zurückgekehrter Kreuzritter aus ortsansässigem Geschlecht, Wip(p)ert von Morin, soll sie unter formalem Rückgriff auf die Grabeskirche in Jerusalem gestiftet haben.

Beschreibung des Bauwerkes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der zentrale Hauptbau hat einen oktogonalen (achteckigen) Grundriss, was für diese Zeit in Norddeutschland als einzigartig hervorzuheben ist.[1]

Es gibt an vier Seiten Anbauten. Die übrigen freiliegenden Fassadenflächen sind gekennzeichnet durch zwei Rundbogenfenster beidseitig des östlichen Anbaus und zwei Fenster mit Segmentbogen beidseitig des westlichen Anbaus. Ein doppelter Zahnfries (Stromschichtfries) schließt die Fassade zur Traufe hin ab. Darüber erhebt sich das hohe oktogonale Turmdach mit Schieferdeckung, das in einer Spitze mit Wetterfahne zusammenläuft.

Der vermutlich älteste Teil der Kirche,[2] der apsisartige „Anbau“ im Osten, ist niedriger als der Hauptbau und über rundem Grundriss errichtet. Er hat drei Fensteröffnungen und vier Strebepfeiler. Zwei breite Wandverstärkungen wurden zur Stabilisierung später hinzugefügt. Den oberen Abschluss bildet ein Kegeldach mit Ziegeldeckung und Wetterfahne als Bekrönung.

Die beiden Kapellen nördlich und südlich haben einen angeschnittenen hexagonalen (sechseckigen) Grundriss und hatten ursprünglich je drei Fensteröffnungen, die in der nördlichen Kapelle sind vermauert. Vor der mittleren der ehemaligen Fensteröffnungen der nördlichen Kapelle gibt es eine Holzklappe. In der südlichen Kapelle wurde das Fenster nach Südosten durch eine Tür ersetzt. Beide Kapellen haben je vier Strebepfeiler und Walmdächer mit Ziegeldeckung, die in das Turmdach übergehen.

Der westliche Anbau, die heutige Vorhalle, ist höher als der Hauptbau und über rechteckigem Grundriss errichtet. Es handelt sich um den Sockel des im Dreißigjährigen Krieg eingestürzten Turmes. An der Westseite gibt es ein gotisches Stufenportal und darüber ein rechteckiges, vertieftes Putzfeld. Der Giebel ist verputzt und hat zwei nahezu rundbogige Fenster mit Lamellen als Schallöffnungen für die dahinter aufgehängte Glocke. Den oberen Abschluss bildet ein Satteldach mit Ziegeldeckung.

Die Vorhalle erhielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen nördlichen Anbau[3] mit vier Strebepfeilern, spitzbogigen Fenstern und Blindfenstern und einer zweiflügligen Tür nach Norden. (Vergleiche hierzu die Bestandszeichnungen von 1902[4]) Die heute ziegelsichtigen Fassadenflächen waren 1982 noch verputzt.[5]

Das Innere der Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick zur Vorhalle

Der Hauptzugang zur Kirche ist das Westportal. Man kommt durch eine Vorhalle in den zentralen Raum mit einem hohen Rippengewölbe. Teilweise sind frühere Farbfassungen von Restauratoren freigelegt worden. Der nördliche Kapellenanbau diente als Grabkapelle des Geschlechts von Knuth, im 18. Jahrhundert Herren in Ludorf. Adam Levin von Knuth ließ die Gruft 1736 für sich und seine Gattin errichten. Der Kapellenraum enthält 9 Särge und einen Kindersarg. Er ist zum zentralen Raum hin verschlossen (siehe Ausstattung). Der südliche Kapellenanbau ist zum zentralen Raum offen und war beim Gottesdienst der Herrschaft vorbehalten (Patronatsloge). Beide Anbauten haben ein Rippengewölbe. Im Osten befindet sich der Altarraum im ältesten Teil der Kirche mit einem Kuppelgewölbe.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Apsis befindet sich der neugotische Altar mit Kreuzigungsszene. Am Übergang von Apsis zum Hauptraum steht die gemauerte Kanzel mit Evangelistenreliefs aus dem 17. Jahrhundert. An den Wänden hängen zinnerne Sargbeschläge mit Wappen der Patronatsfamilien aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Kabinettscheiben von 1680 ergänzen die Ausstattung. Der sechsarmige Kronleuchter aus Messing, der vom Schlussstein des Gewölbes in den Kirchenraum herabhängt stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die beiden bronzenen Leuchter beidseitig des Altars wurden 1698 von Adam Levin von Knuth gestiftet. Die Grabkapelle der Familie Knuth ist mit einer eichernen Holztür und der davor befindlichen kunstvollen schmiedeeisernen Gittertür von 1736 verschlossen. Die Glocke wurde 1709 von Adam Levin von Knuth und seiner Frau Cornelia gestiftet.[6]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orgel wurde 1854 von dem Wittstocker Orgelbauer Friedrich Hermann Lütkemüller erbaut. Das Instrument hat ein zweiteiliges Gehäuse, das im neugotischen Stil gestaltet, braun lasiert und mit vergoldeten Profilen und Schleierbrett verziert ist. Das rein mechanische Schleifladen-Instrument hat vier Register auf einem Manual (C–d3: Gedackt 8′, Dolce 8′, Praestant 4′, Flöte 4′). Es verfügt über kein Pedal.[7] Die Orgel wurde umfassend restauriert und 2005 wieder eingeweiht.[8]

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dorfkirche Ludorf ist heute Filialkirche der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Röbel. 1996/97 fanden an Vorhalle und Außenmauern mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Restaurierungsarbeiten statt. 2001 erfolgte die Wiedereinweihung.[9] Die Kirche ist im Sommer am Tage durchgehend, in den Wintermonaten nach Voranmeldung zu besichtigen. Es werden regelmäßig Konzerte veranstaltet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peda-Kunstführer Nr. 587/2005, S. 28/29.
  • Die Kunst- und Geschichtsdenkmale des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Band 5, Schwerin 1902, S. 512–520
  • Georg Christian Friedrich Lisch : Die Kirche zu Ludorf, In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 16 (1851), S. 294–299
  • Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Neubrandenburg, Berlin 1982, S. 326–328

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dorfkirche Ludorf. In: Mecklenburgische Seenplatte. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  2. St. Maria und St. Laurentius - Ludorf. In: Offene Kirchen in MV. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  3. suedmueritz.online/die-dorfkirche/
  4. Die Kunst- und Geschichtsdenkmale des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Band 5, Schwerin 1902, S. 514f
  5. Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Neubrandenburg, Berlin 1982, S. 326f
  6. Die Kunst- und Geschichtsdenkmale des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Band 5, Schwerin 1902, S. 519
  7. Informationen zur Orgel
  8. suedmueritz.online/die-dorfkirche/
  9. suedmueritz.online/die-dorfkirche/

Koordinaten: 53° 22′ 49″ N, 12° 40′ 8″ O