Drogentourismus

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Drogentourismus bezeichnet die Spezialform des Grenztourismus, bei der die Beschaffung oder der Konsum von Betäubungsmitteln in einem anderen Land im Vordergrund steht.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Drogentourismus wird meist durch unterschiedliche Drogengesetzgebungen in den verschiedenen Ländern bedingt. So wird z. B. der Verkauf von Haschisch und Marihuana in den Niederlanden unter bestimmten Auflagen in legalen Coffeeshops polizeilich geduldet, in anderen Ländern wie Deutschland oder Frankreich jedoch nicht. Gemäß Betäubungsmittelgesetz ist die Einfuhr von Drogen nach Deutschland verboten.

Auch in Tschechien gibt es Drogentourismus – hier jedoch durch leichtere Verfügbarkeit und niedrigere Preise verursacht. Touristen aus Deutschland und Österreich erwerben dort Marihuana und das unter dem Namen Pervitin bekannte Methamphetamin.[1]

In Deutschland gibt es Befürchtungen, dass es mit der Legalisierung von Cannabis zu Drogentourismus kommt – ausgesprochen etwa durch Wolfram Britz, den Oberbürgermeister des direkt an der französischen Grenze gelegenen Kehl.[2]

In Thailand gibt es seit der Legalisierung von Cannabis ebenfalls Drogentourismus.[3]

Aus Peru wird über Drogentourismus zum Konsum von Ayahuasca, welches die in westlichen Ländern verbotene Droge Dimethyltryptamin enthält, berichtet.[4]

Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da grenznahe Coffeeshops in den Niederlanden ein Anziehungspunkt für zahlreiche Konsumenten aus den Nachbarländern sind, ist der Drogentourismus häufig unübersehbar und wird von den Anwohnern der niederländischen Ortschaften in den Grenzregionen als störend empfunden. Polizeikontrollen sind dadurch häufig auch eine Reaktion auf Beschwerden von Anwohnern.

Auf die Cannabislegalisierung in Thailand reagierten andere Länder in Südostasien mit verstärkten Kontrollen. Dort droht im Extremfall die Todesstrafe.[5]

Gegenmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Amsterdam wurde zur Eindämmung des Drogentourismus ein Verbot des Cannabiskonsums in der Öffentlichkeit erlassen.[6] In Uruguay, dem ersten Staat der Welt, der Cannabis legalisiert hat, ist dieses nur für Einwohner erhältlich, nicht für Touristen.[7]

Nationaler Drogentourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Begrenzung der Begleiterscheinungen bei Heroin-Abhängigen ist die Einführung von Drogenkonsumräumen möglich, in denen der Konsum von Heroin und anderen harten Drogen durch sowohl durch intravenöses Spritzen, Rauchen und Schniefen geduldet wird, um Drogenabhängigen einen Konsum bei Einhaltung hygienischer Standards zu ermöglichen. Druckräume haben zum einen die Aufgabe, Abhängige mit sauberen Spritzen zu versorgen, um eine Infektion mit HIV, Hepatitis und anderen Infektionskrankheiten zu verhindern aber auch, den offenen Drogenkonsum auf der Straße zu verhindern. Da die Druckräume in einer Stadt häufig alle in einem festgelegten Quartier angesiedelt sind, lässt es sich auf diese Weise auch der Ort beeinflussen, an dem sich die harte Drogenszene etabliert. Da trotz dieser Möglichkeit nicht alle Großstädte Druckräume in Form von sozialen Einrichtungen dulden, hat dies dazu geführt, dass Drogenabhängige aus entfernten Regionen regelmäßig in Städte pendeln, in denen sich aufgrund eines verfügbaren Drogenhilfesystems eine große Drogenszene polarisiert hat. So ist beispielsweise die Stadt Frankfurt am Main ein Anziehungspunkt für Drogenabhängige aus weiten Teilen Süd- und Westdeutschlands. Die Nähe der harten Drogenszene zum Frankfurter Hauptbahnhof begünstigt diesen Effekt.

In den USA, wo in 24 Bundesstaaten Freizeitmarihuana legalisiert ist, kommt es ebenfalls zu nationalem Drogentourismus – nicht nur wegen der fehlenden legalen Erwerbsmöglichkeiten in bestimmten Bundesstaaten, sondern auch aufgrund verschieden hoher Steuern auf solche Verkäufe.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Niels Köhler: Verbotenes vom Asia-Markt in Tschechien: Rauschgift (Crystal Meth, Marihuana). prag aktuell, 27. September 2015, abgerufen am 19. Oktober 2022.
  2. Drogentouristen: Droht Kehl zu einem Kiffer-Mekka zu werden? Badische Neueste Nachrichten, 27. Dezember 2022, abgerufen am 30. März 2023.
  3. David Pfeifer: Legalisierung in Thailand: Auf einen Joint in Bangkok. Süddeutsche Zeitung, 6. März 2023, abgerufen am 26. Mai 2023.
  4. Peruanische Naturmedizin Ayahuasca - Dubiose Dschungel-Droge mit Nebenwirkungen. Deutschlandfunk Kultur, 4. November 2018, abgerufen am 25. Oktober 2023.
  5. Bring cannabis to Indonesia and risk death, Thai embassy tells tourists. South China Morning Post, 23. Juni 2022, abgerufen am 26. Mai 2023 (englisch).
  6. Kiff-Verbot in Amsterdams Innenstadt tritt in Kraft. In: Der Spiegel. 24. Mai 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. Mai 2023]).
  7. Seth Robbins: Uruguay Marijuana Law Aims to Prevent Drug Tourism. In: InSight Crime. 24. April 2014, abgerufen am 30. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  8. Border sales a boost for most marijuana retailers across US. MJBizDaily, 7. September 2023, abgerufen am 12. November 2023 (englisch).