Dugganit

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Dugganit
Grünlicher Dugganit aus der Typlokalität Tombstone, Arizona, USA (Bildbreite 1,8 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1978-034[1]

IMA-Symbol

Dug[2]

Chemische Formel
  • Pb3Zn3(TeO6)(AsO4)2[1]
  • Pb3[8]Te[6]Zn3[4][O6|(AsO4)2][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate (ehemals Oxide und Hydroxide)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/K.16-010

8.BL.20
33.03.05.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol trigonal-trapezoedrisch; 32
Raumgruppe P321 (Nr. 150)Vorlage:Raumgruppe/150[4]
Gitterparameter a = 8,460(2) Å; c = 5,206(2) Å[4]
Formeleinheiten Z = 1[4]
Häufige Kristallflächen {0001}, {1120}, {1121}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,33(15); berechnet: 6,33[5]
Spaltbarkeit undeutlich nach {1120}[5]
Bruch; Tenazität spröde
Farbe farblos, grün, gelbgrün
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,977
nε = 1,967[6]
Doppelbrechung δ = 0,010[6]
Optischer Charakter einachsig negativ

Dugganit (IMA-Symbol Dug[2]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb3Zn3(TeO6)(AsO4)2[1] (Summenformel: Pb3Zn3Te6+As2O14[4]) und ist damit chemisch gesehen ein Blei-Zink-Tellurat-Arsenat.

Dugganit entwickelt nur kleine, kurzprismatische Kristalle bis etwa 0,3 Millimeter Größe[5] mit leicht gekrümmten Prismenflächen, was ihnen ein „tönnchenförmiges“ Aussehen verleiht, ähnlich einigen Varietäten von Pyromorphit (Emser Tönnchen) und Mimetesit (Kampylit).

In reiner Form ist Dugganit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine grüne bis gelbgrüne Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt wurde Dugganit nach der amerikanischen Chemikerin für analytische Chemie Marjorie Duggan (* 1927), die als erste Tellur der Oxidationsstufe Te6+ in natürlich vorkommenden Verbindungen nachwies und Techniken zur Mikroanalyse von Te4+ und Te6+ entwickelte.[7]

Erstmals entdeckt wurde Dugganit zusammen mit Khinit und Parakhinit in einem Smaragd-Bergwerk (Emerald Mine) nahe der ehemaligen „Boomtown“ Tombstone im Cochise County des US-Bundesstaates Arizona. Die Erstbeschreibung der Minerale wurde 1978 durch S. A. Williams publiziert.[8]

Typmaterial des Mineral wird im Natural History Museum in London, England (Katalog-Nr. 1980,544); in der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, (Katalog-Nr. 119093) und im National Museum of Natural History in Washington, D.C., USA (Katalog-Nr. 162207) aufbewahrt.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Dugganit erst 1978 als eigenständige Mineralart anerkannt wurde, ist er in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Dugganit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 3 : 1“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Dugganitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BL.20 und den weiteren Mitgliedern Cheremnykhit, Joëlbruggerit und Kuksit bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dugganit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate (einschließlich Selenate, Tellurate, Selenite, Tellurite und Sulfite)“ und dort in die Abteilung der „Selenate und Tellurate“ ein. Hier ist er zusammen mit Cheremnykhit, Joëlbruggerit und Kuksit in der Gruppe der Pb, Zn-Tellurate mit der System-Nr. 33.03.05 innerhalb der Unterabteilung „Selenate und Tellurate mit anderen Aniongruppen“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dugganit bildet sich sekundär als Verwitterungsprodukt aus Khinit und Parakhinit in der Oxidationszone von tellurhaltigen Lagerstätten. Als Begleitminerale können neben den Reaktanten Khinit und Parakhinit unter anderem noch Bromargyrit, Cerussit, Chlorargyrit und Emmonsit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Dugganit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) etwa 15 Fundorte bekannt sind.[10] Neben seiner Typlokalität „Emerald Mine“ und den nahegelegenen Bergwerken „Empire Mine“, „Joe Mine“ und „Old Guard Mine“ bei Tombstone sowie der „Reef Mine“ im Carr Canyon bei Hartford im Cochise County von Arizona konnte das Mineral in den Vereinigten Staaten noch in der „Blue Bell Mine“ bei Baker in Kalifornien, in der „Black Pine Mine“ im Black Pine Ridge nahe Philipsburg im Granite County von Montana sowie in einigen Minen in den Tintic Mountains zwischen Utah- und Juab County in Utah gefunden werden.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die „Kawazu Mine“ bei Rendaiji in der Präfektur Shizuoka auf der japanischen Insel Honshū, die „Bambollita Mine“ (Oriental Mine) bei Moctezuma (Sonora) in Mexiko und der Delbe-Erzkörper in der Goldlagerstätte Kuranakh im Aldanhochland der russischen Republik Sacha (Jakutien, siehe auch Polyus Gold).[11]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dugganit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe P321 (Raumgruppen-Nr. 150)Vorlage:Raumgruppe/150 mit den Gitterparametern a = 8,460(2) Å und c = 5,206(2) Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • S. A. Williams: Khinite, parakhinite, and dugganite, three new tellurates from Tombstone, Arizona. In: American Mineralogist. Band 63, 1978, S. 1016–1019 (englisch, rruff.info [PDF; 427 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  • John Leslie Jambor, David A. Vanko: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 76, 1991, S. 1434–1440 (englisch, rruff.info [PDF; 896 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dugganite – Sammlung von Bildern

Dugganite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF), abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB]).
  3. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 464 (englisch).
  4. a b c d Anita E. Lam, Lee A. Groat, T. Scott Ercit: The crystal structure of dugganite, Pb3Zn3Te6+As2O14. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, 1998, S. 823–830 (englisch, rruff.info [PDF; 548 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  5. a b c d e Dugganite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 50 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  6. a b Dugganite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).
  7. S. A. Williams: Khinite, parakhinite, and dugganite, three new tellurates from Tombstone, Arizona. In: American Mineralogist. Band 63, 1978, S. 1019 (englisch, rruff.info [PDF; 427 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  8. S. A. Williams: Khinite, parakhinite, and dugganite, three new tellurates from Tombstone, Arizona. In: American Mineralogist. Band 63, 1978, S. 1016–1019 (englisch, rruff.info [PDF; 427 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).
  10. Localities for Dugganite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).
  11. Fundortliste für Dugganit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 26. Oktober 2022.