Eastonit

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Eastonit
Blättriger, grüner Eastonit aus dem Steinbruch C. K. Williams & Co., Chestnut Hill, Easton, Northampton County (Pennsylvania) (Größe: 3.5" × 2.5" × 2", entspricht etwa 8,9 cm × 6,4 cm × 5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1998 s.p.[1]

IMA-Symbol

Eas[2]

Chemische Formel
  • KAlMg2(Si2Al2)O10(OH)2[1]
  • K(Mg,Al)3[(OH,F)2|(Si,Al)4O10][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/H.11-150[4]

9.EC.20
71.02.02b.05a
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3[4]
Dichte (g/cm3) Bitte ergänzen!
Spaltbarkeit vollkommen
Farbe graugrün, gelbbraun, braunrot, schwarz
Strichfarbe weiß bis grauweiß[4]
Transparenz nicht definiert
Glanz nicht definiert

Eastonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung KAlMg2(Si2Al2)O10(OH)2[1], ist also ein Kalium-Magnesium-Aluminium-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Natürlicher Eastonit bildet allerdings mit dem Eisen-Analogon Siderophyllit (KFe2+2Al[(OH)2|Al2Si2O10]) eine Mischkristallreihe. Zudem kann die Hydroxidgruppe auch teilweise durch Fluor ersetzt (substituiert) sein. Die Formel für Eastonit wird daher in verschiedenen Quellen auch mit K(Mg,Fe2+)2Al[(OH,F)2|Al2Si2O10][4] angegeben.

Eastonit gehört zur umfangreichen Glimmergruppe und dort zu den sogenannten „Echten Glimmern“. Strukturell zählt das Mineral zu den Schichtsilikaten.(Phyllosilikaten).

Aufgrund der Mischkristallbildung mit Siderophyllit, aber auch mit anderen Glimmermineralen und Serpentinen, findet sich Eastonit überwiegend in Mineral-Aggregaten mit faseriger, blättriger oder blockiger Ausbildung und dem glimmertypischen, funkelnden Glanz. Auch seine Farbe variiert entsprechend zwischen Graugrün, Gelbbraun, Braunrot und Schwarz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Eastonit 1904 durch Eyerman am Chestnut Hill bei Easton im Northampton County des US-Bundesstaates Pennsylvania und beschrieben 1925 durch Alexander Newton Winchell, der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Eastonit noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.11-150. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Eastonit zusammen mit Annit, Aspidolith, Balestrait, Ephesit, Fluorannit, Fluorphlogopit, Fluorotetraferriphlogopit, Hendricksit, Hydrobiotit, Luanshiweiit, Masutomilith, Montdorit, Norrishit, Orlovit, Oxyphlogopit, Phlogopit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirokshinit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tainiolith, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit, Voloshinit und Yangzhumingit die „Lithionit-Biotit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/H.11 bildet.[4]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[5] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Eastonit in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Annit, Aspidolith, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Hendricksit, Masutomilith, Norrishit, Phlogopit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirokshinit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit und Wonesit sowie den hier als Mineralgruppe definierten Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit die „Phlogopitgruppe“ mit der System-Nr. 9.EC.20 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Eastonit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Annit, Aspidolith, Polylithionit, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Hendricksit, Masutomilith, Norrishit, Phlogopit, Preiswerkit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tainiolith, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit, Wonesit sowie den Mineralgruppen Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit in der „Glimmergruppe (Biotit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.02.02b innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie andere Glimmer findet sich auch Eastonit als häufiger Bestandteile in magmatischen, metamorphen und Sedimentgesteinen, allerdings sind bisher nur sehr wenige Fundorte bekannt, in denen Eastonit mit einer, der idealisierten Formel nahekommenden, Zusammensetzung nachgewiesen werden konnte.

Neben seiner Typlokalität Chestnut Hill, genauer dem Steinbruch C. K. Williams & Co., in den Vereinigten Staaten sind dies noch eine Granit-Intrusion an der Tavarekere-Kengere Road nahe Bangalore in Indien, die Grube „Agassiz“ bei Lynn Lake in der kanadischen Provinz Manitoba, eine Eklogiteinlagerung nahe Liset (Kommune Stad) in der norwegischen Provinz Sogn og Fjordane und eine aufgelassen Abraumhalde eines ehemaligen Bergwerks bei Šluknov-Rožany (Rosenhain) in der tschechischen Region Ústecký kraj.[6]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eastonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15, wobei die Gitterparameter bisher nicht näher bestimmt wurden.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. N. Winchell: Studies in the mica group – Part 1. In: American Journal of Science. Band 9, 1925, S. 309–327 (englisch, rruff.info [PDF; 826 kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  • Kenneth J. T. Livi, David R. Veblen: “Eastonite” from Easton, Pennsylvania: A mixture of phlogopite and a new form of serpentine. In: American Mineralogist. Band 72, 1987, S. 113–125 (englisch, minsocam [PDF; 1,8 MB]).
  • Milan Rieder, Giancarlo Cavazzini, Yurii D’Yakonov, Viktor A. Frank-Kamenetskii, Glauco Gottardt, Steven Guggenheim, Pavel V. Koval, Georg Müller, Ana M. R. Neiva, Edward W. Radoslovich, Jean-Louis Robert, Francesco P. Sassi, Hiroshi Takeda, Zdeněk Weiss, David R. Wones: Nomenclature of the micas. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, 1998, S. 905–912 (englisch, rruff.info [PDF; 588 kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Eastonite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2023, abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 667.
  4. a b c d e Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
  6. Fundortliste für Eastonit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 13. Juni 2023.