Edition Mariannenpresse

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Die Edition Mariannenpresse war ein Buchverlag in Berlin-Kreuzberg, der von 1979 bis 2008 unter wechselnden Trägern im Rahmen von Förderstipendien bibliophile Erstausgaben von Autoren und Bildenden Künstlern herausgegeben hat – das 130. und damit letzte Buch wurde noch nachträglich 2009 vorgelegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Edition Mariannenpresse wurde 1979 auf Initiative von Hannes Schwenger als ein durch den West-Berliner Senat gefördertes Projekt der Neuen Gesellschaft für Literatur (NGL) begründet, die zugleich als erster herausgebender Verleger fungierte, in dieser Funktion später zwischenzeitlich von dem Bildungswerk des Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlins (BBK) und zuletzt vom Literaturhaus Berlin in Zusammenarbeit mit BBK und NGL (1973–2004) abgelöst wurde.[1]

Als Einrichtung einer Künstlerselbstverwaltung nutzte sie die Vielfalt als ein Projekt öffentlicher und privater Kunstförderung und wurde dafür 1999 mit dem Victor Otto Stomps-Preis ausgezeichnet.[1]

Wegen Absatzproblemen musste der Initiator und Herausgeber Hannes Schwenger nach 129 Buch- bzw. Erstausgaben im Oktober 2008 die Aufgabe der Edition Mariannenpresse zum Jahresende bekannt machen,[2] gab aber noch 2009 nach nunmehr 30 Jahren mit Aus gepresst – Almanach der Edition Mariannenpresse die 130. und damit allerletzte Edition als „Kondolenzbuch der Edition Mariannenpresse“ heraus.

Stipendium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fördermodell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannes Schwenger hatte als Mitglied der Senatsjury für Autorenstipendien Ende der 1970er vorgeschlagen, in Zusammenarbeit mit den Druckwerkstätten des bbk die Edition Mariannenpresse als ein Produktionsstipendium aufzulegen. Das Statut hat er dann zusammen mit Dietger Pforte als dem Literaturreferenten des West-Berliner Senats entworfen. 1979 wurde die Edition Mariannenpresse schließlich als ein Projektstipendium der West-Berliner Senatsstipendien für Autoren gegründet.[3]

Bis 2001 wurde die Edition als Projekt der öffentlichen Kunstförderung vom Berliner Senat gefördert und anschließend von Stiftungen und privaten Sponsoren unterstützt.[1] Die Edition Mariannenpresse nutzte für ihre Buchausgaben die Druckwerkstatt Bethanien am Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg. Eine Zusammenarbeit für den Druck der Buchausgaben gab es später u. a. auch mit der Saal-Presse in Bergsdorf bei Berlin[4] sowie mit der Tabor-Presse und den Druckwerkstätten der Universität der Künste Berlin (UdK).[3] Mit der UdK und dem DAAD gab es zudem auch darüber hinausgehende Partnerschaften.[3]

Die Edition Mariannenpresse vergab Stipendien in Form von Publikationsförderungen, womit einerseits die Erstellungskosten einer Buchveröffentlichung – Lyrik oder belletristische Prosa oder Grafiken bzw. Zeichnungen oder Lithografien, nicht selten in Kombination von Text und Bild – von Autoren oder/und Bildenden Künstlern abgedeckt und zudem den Autoren und Künstlern 25 Prozent der Erlöse aus den Abverkäufen ihrer Bücher als Honorar garantiert wurden.[3] An den unterschiedlichen Druckprozessen waren die Autoren und Bildenden Künstler meist auch selbst beteiligt.[5]

Stipendiaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die in den Buchausgaben aufgeführten Stipendiaten stammten bereits vor 1990 aus der Bundesrepublik und der DDR, darüber hinaus auch u. a. aus Österreich und der Schweiz. Die Buchausgaben stellen zudem keineswegs nur Frühwerke vor, und nicht wenige der Autoren und Künstler gelangten (später) auch zu nationaler und internationaler Bekanntheit – oder waren schon bei Abdruck in der Mariannenpresse bekannt. Stellvertretend genannt seien hier Durs Grünbein, Urs Jaeggi, Helga Novak, Einar Schleef, Ingo Schulze und Guntram Vesper sowie Hartwig Ebersbach, Ebrahim Ehrari, Sarah Haffner, Dieter Goltzsche, Evelyn Kuwertz und Cornelia Schleime.

Bei einigen Buchausgaben wurden auch Werke postum vorgestellt und dem Werk eines lebenden Autors oder Künstlers gegenübergestellt.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem in der Edition Mariannenpresse auch Titel wie Jeder verschwindet so gut er kann und Ich fühle mich in Grenzen wohl von Lutz Rathenow und Sascha Anderson veröffentlicht wurden, hatten KGB und MfS eine Beobachtung der Mariannenpresse vereinbart.[3] Andererseits war auch der „letzte Kommunist“[6] Ronald M. Schernikau, der noch 1989 die Staatsbürgerschaft der DDR beantragte und am 1. September 1989 nach Berlin-Hellersdorf übersiedelte, Autor der Edition Mariannenpresse.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweise zur Liste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste enthält alle 130 Buchausgaben der Edition Mariannenpresse – i. d. R. jeweils einmalige bibliophile, meist im Pressendruck erstellte Ausgaben mit bis zu 250 nummerierten, signierten Exemplaren – in der Reihenfolge ihrer Bandnummer. (Manchmal weichen Bandnummern von der Chronologie des Erscheinungsjahres ab – womöglich ist hierbei der Zeitpunkt der Vergabe eines Stipendiums bestimmend gewesen.)

Die jeweils herausgebenden Körperschaften analog zu einem Verlag wie NGL, BBK, Literaturhaus Berlin (zuweilen ergänzt um Angaben zu einer Jury) werden genannt, soweit u. a. in der DNB aufgeführt – bei keiner Nennung bzw. Beschränkung auf Erscheinungsort und -jahr wird seitens der DNB die Edition Mariannenpresse auch manchmal selbst als Herausgeber bezeichnet.

Im Gegensatz zu üblichen Bibliografieangaben werden nach der Bandnummer generell neben den Autoren die Bildenden Künstler sowie jeweils in Klammern sie betreffende Inhaltsangaben gemacht und erst anschließend der Titel usw. genannt. Dies folgt dem Gedanken, dass Textbeitrag wie Bildbeilage oder Illustration gleichermaßen mit einem Abdruck in der Edition Mariannenpresse gefördert wurden. Ausnahmen bilden hierbei Werke, die nur von einem Autor oder Künstler vorgelegt wurden.

Bände 1 bis 130[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Edition Mariannenpresse – Ausstellung aus dem Bestand der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin 13.11.2013 – 06.01.2014, Hinweis der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin mit umfangreicher Liste ausgestellter Werke der Edition Mariannenpresse in der Reihenfolge ihres Erscheinens, PDF-Datei 4 Seiten, online unter fu-berlin.de
  2. Edition Mariannenpresse gibt auf – Die 1979 gegründete Berliner Edition Mariannenpresse stellt ihr Erscheinen zum Jahresende ein, Meldung im Börsenblatt vom 9. Oktober 2008, online unter boersenblatt.net
  3. a b c d e Auskünfte zur Edition Mariannenpresse von ihrem Begründer und Herausgeber Hannes Schwenger am 14. September 2019 via E-Mail.
  4. Profil (Memento vom 14. März 2009 im Internet Archive), Webseite der Edition Mariannenpresse, online unter mariannenpresse.de
  5. Edition Mariannenpresse, aufgeführt als Förderpreis bzw. Stipendium, online unter kulturpreise.de
  6. Siehe Matthias Frings: Der letzte Kommunist. Das traumhafte Leben des Ronald M. Schernikau. Aufbau-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-351-02669-1.
  7. Angabe nach Nr. 130, Bibliographie
  8. Angabe zur Redaktion von Band 74 unter Antiquariat biblio.com
  9. a b c d Die ISBN erzielt nur über http://kvk.bibliothek.kit.edu/ Treffer.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]