Eduard Otto Moser

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Bonbons & Chokolade-Fabrik E. O. Moser & Cie, Stuttgart, Holzstich Schokoladeherstellung, 1879[1]

Eduard Otto Moser (* 24. Mai 1818 in Stuttgart; † 8. Februar 1879 in Stuttgart) war ein deutscher Konditor und Unternehmer in der Lebensmittelindustrie, er gilt als einer der ersten Schokolade- und Bonbonfabrikanten in Württemberg. Moser initiierte die Gründung des ersten Verbands deutscher Schokoladefabrikanten 1877 und wurde dessen Vorsitzender.

Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweis: Die meisten Angaben in diesem und dem nächsten Abschnitt beruhen auf #Lämmle 1941.

Eduard Otto Moser wurde am 24. Mai 1818 in Stuttgart als Sohn des Obertribunalprokurators K. Chr. Moser und dessen Frau Marie Dor. Geiger geboren.[2] Nach dem Erlernen des Konditorhandwerks begab er sich auf eine Gesellenwanderung, zuerst nach Heidelberg, Basel und Bern sowie 1836 nach Paris. Dort blieb er zehn Jahre lang und „brachte es im Lauf dieser Zeit durch seine Tüchtigkeit dahin, daß er den »vier größten Etablissements« als »Chef« vorstehen konnte“.[3]

Im Jahr 1846 kehrte er nach Stuttgart zurück und gründete an der Tübinger Straße ein „Geschäft für Konditorei und Schokoladenwaren“.[4] Um 1859 erwarb er das Gebäude Calwer Straße 35, das er auch als Wohnhaus bezog. Er begann die „fabrikmäßige Fertigung von Bonbons und Schokoladenwaren“.[5] Moser vergrößerte schon bald den ursprünglichen Betrieb und erwarb darüber hinaus weitere Betriebsgebäude an der Kronprinzenstraße hinzu. Seine Umsätze wuchsen beständig – der Wirtschaftskonjunktur der Gründerzeit entsprechend.

Villa Moser, Gartenfassade, vor 1870

Als Moser 1879 starb, waren in seiner Fabrik 250 Mitarbeiter beschäftigt. Der Holzstich Schokoladeherstellung, der im Jahr seines Todes entstand, zeigt eine Fabrik von beachtlicher Größe. Nach Mosers Tod verkaufte seine Witwe am 1. August 1879 die Fabrik zum Preis von 671.644 Mark an die vier bisherigen langjährigen Mitarbeiter O. Dörr, J. Weber, A. Bezold und G. Weiß, die sie zunächst weiterführten.[6] Am 2. Mai 1894 wurde Mosers Betrieb mit dem Unternehmen Wilhelm Roth jr. unter der Firma Vereinigte Chocolade- und Bonbonsfabriken von E. O. Moser & Cie. und Wilhelm Roth jr. vereinigt, später abgekürzt zu Moser-Roth, Vereinigte Schokolade-Fabriken.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eduard Otto Moser (im Volksmund auch „Bonboles-Moser“ genannt)[7] gehört zu den Pionieren der Schokolade- und Bonbonherstellung in Württemberg. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden außer der Marke Moser (später Moser-Roth) die folgenden noch heute berühmten Schokoladenmarken begründet:

  • Wilhelm Roth jr. (vor 1841 bis nach 1875) gründete 1841 seinen ersten Betrieb, der 1894 mit dem Unternehmen von Eduard Otto Moser fusionierte.
  • Die Brüder Franz Waldbaur (1808–1866) und Gustav Waldbaur (1814–1861)[8] begründeten 1848 die Marke Waldbaur.
  • Ernst Staengel und sein Schwager Karl Ziller hoben 1857 die Marke Eszet aus der Taufe.

In einem Nachruf auf Eduard Otto Moser in der Zeitung Schwäbischer Merkur wird seine Bedeutung für die württembergische Schokolade- und Bonbonindustrie gewürdigt: „[Er] wird stets in enger Verbindung mit diesen beiden Gewerbezweigen genannt werden, die er, ein energischer self made man, mit auf die Höhe gebracht hat, die sie heute beanspruchen dürfen“.[9]

Eduard Otto Moser, „der immer streng auf echte und gute Ware gehalten hatte“,[10] initiierte als Reaktion auf die um 1876 aufkommenden Lebensmittelfälschungen durch Kakaoersatzstoffe die Gründung des ersten Verbands Deutscher Schokoladefabrikanten 1877 in Frankfurt am Main, um ein Reinheitsgebot für Kakaowaren durchzusetzen. Dem Verband, dem 26 von 45 Unternehmensinhabern beitraten, stand Moser bis zu seinem Tod 1879 als Vorsitzender vor. Auf seinen Vorschlag hin wurde eine „Schutzmarke eingeführt, die für unverfälschte gute Ware bürgte“.[11]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabmal Moser

Moser heiratete am 12. Oktober 1847 in Tübingen (Marie) Friederike geb. Härtner (* 26. März 1824 in Tübingen; † 10. August 1903 in Stuttgart), die Tochter des Seifensieders Johannes Martin Härter.[12] Die Ehe blieb kinderlos.[13]

Im Jahr 1875 ließ Moser von dem Architekten Johann Wendelin Braunwald die später so genannte Villa Moser errichten, ein „standesgemäßes“ Wohnhaus im Stil der Neurenaissance inmitten des heute Leibfriedschen Gartens genannten Parks.

Moser starb am 8. Februar 1879 im Alter von 60 Jahren in Stuttgart, wo er und seine Frau in einem repräsentativen Familiengrab auf dem Pragfriedhof in Abteilung 4 begraben sind. Die Grabanlage entwarf der Architekt Robert von Reinhardt, das Engel-Standbild und die Bronzetür schuf der Bildhauer Theodor Bausch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Architekten-Verein am Kgl. Polytechnikum in Stuttgart (Hrsg.): Architektonische Studien, Heft 55 (ca. 1881/1891), Blatt 1. (Grabmal)
  • Familienregister der Stadt Stuttgart, Band 13, Blatt 115 (Eduard Otto Moser), Band 23, Blatt 1118 (K. Chr. Moser), Stadtarchiv Stuttgart, 2013.
  • Egid Fleck: Aus der Geschichte der heutigen „Mohren“-Apotheke in Möhringen auf den Fildern. In: Armin Wankmüller (Hrsg.): Beiträge zur württembergischen Apothekengeschichte. Band VI, Heft 1 (Juni 1963), Seite 4.
  • Franz Karl Huber: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens der Württembergischen Handelskammern, II. Teil: Großindustrie und Großhandel in Württemberg. Stuttgart 1910, Seite 45.
  • Gabriele Kreuzberger: Fabrikbauten in Stuttgart. Ihre Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Stuttgart 1993, Seite 387–394.
  • August Lämmle: Rückblick zum 100jährigen Bestehen der Firma Moser-Roth deren Geschäftsfreunden gewidmet, 1841–1941. Stuttgart 1941. (Neuauflage Stuttgart 2004), insbes. Seite 12–16. (Digitalisat)
  • Schwäbischer Merkur, Schwäbische Kronik, Nr. 36 vom 11. Februar 1879, Seite 281. (Nachruf)
  • Schwäbischer Merkur, Schwäbische Kronik, Nr. 183 vom 3. August 1879, Seite 1417. (Notiz zum Verkauf von Mosers Fabrik an seine Mitarbeiter)
  • Manfred Schmid: Stadtgeschichte(n). Ein Begleitbuch zur ständigen Ausstellung des Stadtarchivs Stuttgart. Stuttgart 1995, Seite 84–85.
  • Werner Skrentny (Hrsg.), Ralf Arbogast: Stuttgart zu Fuß. 20 Stadtteil-Streifzüge durch Geschichte und Gegenwart. Tübingen 2011, Seite 275, Seite 388, Seite 400 f.
  • P. St.: Eine Wanderung in das Reich des Zuckers und der Chokolade. (E. O. Moser & Cie. Stuttgart - Schokoladeherstellung). In: Über Land und Meer, Allgemeine Illustrirte Zeitung, 82. Jahrgang 1879, Nr. 13, Seite 1–3. (Digitalisat)
  • Rolf Ulbrich: Eduard Otto Moser, der Aristokrat der deutschen Schokolade. In: Jürgen Hagel (Hrsg.): Stuttgart-Archiv. (in acht Lieferungen) o. O. (Braunschweig) 1989–1996, 04.021.
  • Ein Tafelvergnügen. Stuttgart von der Schokoladenseite. Achim Wörner und Michael Steinert (Fotos) haben einen Streifzug durch die Geschichte der Kakaoindustrie in der Landeshauptstadt unternommen. In: Stuttgarter Zeitung, Nr. 116 vom 20. Mai 2000, Seite 36.
  • Hie gut Württemberg allewege! Ein Erinnerungsbuch zur 25jährigen Feier der Regierung Sr. Majestät König Wilhelms II. von Württemberg 6. Oktober 1891 bis 1916. Stuttgart o. J. (1917), Seite 32, Seite 131.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Details aus dem Holzstich mit höherer Auflösung: #Wirtemberg 2013.
  2. #Familienregister 2013.
  3. #Lämmle 1941, Seite 14.
  4. #Schmid 1995, Seite 85.
  5. #Schmid 1995, Seite 85.
  6. #Merkur 1879.2.
  7. #Skrentny 2011, Seite 400.
  8. #Fleck 1963.
  9. #Merkur 1879.1.
  10. #Lämmle 1941, Seite 15.
  11. #Lämmle 1941, Seite 16.
  12. #Familienregister 2013.
  13. #Merkur 1879.2.