Ein Goldmensch

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Titelseite der Erstausgabe in der vierten Auflage des Romans im Verlag Otto Janke, Berlin (~1882)
Eine Seite des Autographs des Schriftstellers

Ein Goldmensch (ung. Originaltitel Az arany ember) ist ein Roman des ungarischen Schriftstellers Maurus Jókai. Es handelt sich hier um einen Gesellschaftsroman, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts spielt. Die erste ungarische Ausgabe erschien im Jahre 1872, die erste deutsche Übersetzung in Buchform ein Jahr später, im Jahr 1873.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman setzt sich aus fünf ‚Büchern‘ zusammen, die in einzelne Unterkapitel gegliedert sind.

Erstes Buch Die heilige Barbara

Zweites Buch Timea

Drittes Buch Die herrenlose Insel

Viertes Buch Noëmi

Fünftes Buch Athalie

Hauptfiguren des Romans[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Timar, Edler von Levetinczy, ‚Schiffskommissär‘ auf der Heiligen Barbara, danach Finanzmogul

Timea, Ehefrau von Michael Timar

Emmerich Katschuka, österreichischer Offizier und Verlobter von Athalie Brazovics

Noëmi, Bewohnerin der ‚Herrenlosen Insel‘ in der Donau

Therese, Einsiedlerin auf der ‚Herrenlosen Insel‘ und Mutter von Noëmi

Athanas Brazovics, Großkaufmann in Komorn

Sophie, Ehefrau von Athanas Brazovics und Mutter von Athalie

Athalie, Tochter von Athanas Brazovics

Johann Fabula, Steuermann auf der ‚Heiligen Barbara‘ und Vertrauter von Michael Timar

Theodor Krißtyan, Spion, Abenteurer und Betrüger

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der reiche Ali Tschorbadschi, Gefolgsmann des türkischen Sultans flüchtet aus dem Osmanischen Reich in das Königreich Ungarn, weil der Sultan seine Tochter Timea in sein Harem eingliedern will. Unter dem falschen Namen eines griechischen Kaufmanns – Trikaliß Euthym – mietet er in Galatz ein Schiff namens ‚Santa Barbara‘ das er mit Weizen belädt und auf welchem er zusammen mit seiner Tochter Timea nach Ungarn fliehen möchte. Und Michael Timar, der als "Schiffskommissär" (= Kapitän) im Auftrage des reichen Geschäftsmanns Athanas Brazovics auf dem Schiff arbeitet, nimmt die beiden auf und verhilft ihnen so zur Flucht nach Ungarn. Da Ali Tschorbadschi von den Spion Theodor Krißtyan entdeckt wurde und einen Verrat an die Türken fürchtet, begeht er am Schiff Selbstmord. Seine Leiche wird seinem Wunsch gemäß in der Donau versenkt. Unweit von Komorn läuft das Schiff auf eine Sandbank und sinkt. Aus dem Wrack des Schiffes hebt Timar heimlich den Schatz Ali Tscherbaschis, der sich in einem Weizensack der mit einem ‚Roten Halbmond‘ gekennzeichnet war, befand. Dieser Schatz machte Timar zu einem erfolgreichen Geschäftsmann und verhalf ihm zu unermesslichem Reichtum.

Die verwaiste Timea bringt Michael Timar gemäß Wunsch ihres Vaters bei dessen Freund Athanas Brazovics unter. Das unerfahrene und naive ‚Türkenmädchen‘ – das weder Ungarisch spricht und von europäischer Kultur keine Ahnung hat – wird von der Familie Brazovics sehr schlecht behandelt. Sie wird nahezu wie ein Dienstmädchen gehalten. Ganz besonders Atahlie, die Haustochter, ist es, der es Freude bereitet Timea nicht nur zu verhöhnen, sondern auch zu quälen und zu schikanieren. Athalies Verlobter, der gut aussehende Offizier Emmerich Katschuka beginnt Timea ‚den Hof‘ zu machen. Man redet Timea ein, dass sie von Katschuka geheiratet werden möchte und das verwirrte und in Katschuka verliebte Mädchen arbeitete und stickte tagelang an "ihrem" Brautkleid. Erst am Tage von Timeas vermeintlicher Hochzeit erfährt sie, dass nicht sie, sondern Athalie, die bereits Timeas Brautkleid am Leibe trägt, Herrn Katschuka heiraten wird. Es wird ihr befohlen Athalie den Brautschleier zu befestigen; als Timea dabei eine Ungeschicklichkeit begeht wird sie von Athalie geschlagen. Und mit diesem Schlag wendet sich das Schicksal. Jókai schreibt darüber: „Zwei schwere Tropfen traten ihr in die Augen und rollten das weiße Antlitz hinab. Traun, jene zwei Tropfen drückten die Schale der Wage herab, welche die Hand des höchsten Richters hält und darin Glück und Unglück den Sterblichen zumisst.“[1] Und das Unglück ereilte die Familie Brazovics noch am selben Tag. Athanas stirbt noch am selben Tag infolge eines Herzinfarkts, die Trauung kommt nicht zustande, da dem Bräutigam die versprochene Kaution nicht gezahlt wird. Katschuka löst die Verlobung mit Athalie und zieht sich zurück.

Der inzwischen unfassbar reich gewordene Michael Timar erwirbt nach dem Bankrott von Brazovics dessen gesamtes Vermögen und ersteigert auch dessen Haus in Komorn, welches er Timea zum Geschenk macht. Timea das edle und gutherzige Geschöpf besteht darauf, dass ihre ‚Stiefmutter‘ Sophie, sowie ihre ‚Stiefschwester‘ Athalie auch weiterhin in dem Haus, welches nun ihr gehört, wohnen bleiben dürfen. Diese Entscheidung wird Timea später zum Verhängnis werden, sie wird erfahren müssen, dass Athalie sie hasst und später sogar nach ihrem Leben trachten wird. Der verliebte Michael Timar macht der wunderschönen Timea einen Heiratsantrag und heiratet sie in der reformierten Kirche von Komorn. Von Anfang ihrer Bekanntschaft an sah er in Timea eine "lebende Alabaster-Statue"[2] und ein wunderschönes nahezu "himmlisches Wesen"[2].

Timea heiratet Michael Timar jedoch nur aus Dankbarkeit, da sie ihm die ‚guten Taten‘ die er ihr erwiesen hatte dadurch vergelten möchte. Sie ist Timar treu ergeben, nach außen hin ist sie eine vorbildliche und fürsorgliche Ehefrau, die von ihrer Umwelt um ihr Glück beneidet wird. Jedoch sie liebt Timar nicht! Sie hat auch keine Affären und ist um das Wohl ihres Ehemannes stets besorgt. Menschlich schätzt sie Timar sehr, sie ist jedoch nicht in der Lage ihm als Frau zu lieben und ihm dadurch glücklich zu machen.

Allmählich merkt auch Timar, dass eine Ehe ohne Liebe für ihm keine Option ist. Deshalb ist er häufig auf Reisen und meidet nach Möglichkeit sein Heim in Komorn. Anlässlich eines Jagdausfluges gelangt er auf die ‚Herrenlose Insel‘ wo er seinerzeit Schiffsproviant für die Besatzung der ‚Heiligen Barbara‘ eingekauft hatte. Auf dieser einsamen Insel lebt Therese, die von Brazovics um ihr gesamtes Hab und Gut gebracht wurde, mit ihrer Tochter Noëmi. Noëmi und Michael Timar verlieben sich ineinander und Michael spürt endlich, dass er von einer Frau - ohne Ansehen seiner Person und gesellschaftlichen Standes - selbstlos und aufopfernd geliebt wird. Daraufhin beginnt er ein Doppelleben zu führen. Das Sommerhalbjahr verbringt er bei Noëmi auf der ‚Herrenlosen Insel‘ und das Winterhalbjahr bei seiner Ehefrau Timea in Komorn.

Mit dem Fortschreiten der Zeit merkt Timar, dass ihm dieses Doppelleben nicht nur nicht befriedigt, sondern auch psychisch zugrunde richtet. Einerseits ist hier Timea, seine Ehefrau, die ihm zwar nicht liebt, aber ihm – als Lebenspartnerin – treu und hingebungsvoll ergeben ist. Auf der anderen Seite Noëmi das von ihm überaus geliebte Weib auf der ‚Herrenlosen Insel‘, mit der er inzwischen ein Kind hat. Aus dieser aussichtslosen Situation findet er keinen Ausweg und beschließt am Plattensee, wo er bei Balatonfüred eine Villa besitzt, Selbstmord zu begehen. Ein Zufall kommt da zur Hilfe: es taucht Theodor Krißtyan, sein alter Widersacher in seiner Villa am Plattensee auf und versucht ihm zu erpressen. Er droht sein Doppelleben aufzudecken und publik zu machen, als er auch noch die ‚Herrenlose Insel‘ samt Noëmi als Frau begehrt, wirft ihn Timar wutentbrannt aus der Villa. Krißtyan - der sich durch Erpressung vorher Timars Kleider angeeignet hat - gerät in dem zugefrorenen Plattensee in einem Schneesturm, fällt in eine Eisspalte und ertrinkt. Timar flüchtet zu Noëmi auf die ‚Herrenlose Insel‘ um von dort nie mehr zurückzukehren.

Nach Monaten, zu Beginn des Frühlings, wird die inzwischen skelettierte Leiche Theodor Krißtyans aus dem See geborgen. Anhand der Kleider wird angenommen, dass es sich hierbei um die sterblichen Überreste Michael Timars handelt. In Komorn wird den vermeintlichen Timar ein pompöses Begräbnis zelebriert. Timea ist zutiefst erschüttert und sie trauert aufrichtig um ihren Ehemann. Sie hüllt sich in schwarze Trauerkleider und besucht täglich das Grab in Komorn, das sie für das Grab Michael Timars hält.

Nach Ablauf des Trauerjahres gab Timea dem Werben des Emmerich Katschuka endlich nach und heiratete ihm. In der Nacht vor der Hochzeit versucht die von Eifersucht geplagte und von Hass gegenüber Timea erfüllte Athalie, diese zu ermorden. Der missglückte Mordversuch wird aufgedeckt, Athalie kommt vor Gericht und wird dort zum Tode verurteilt. Der König verwandelt diese Strafe jedoch in lebenslängliche Gefängnishaft. Am Ende des Prozesses schwört Athalie, dass Michael Timar nicht gestorben ist, sondern lebt und jenen welchen man begrub ein Dieb war, der Timars Kleider gestohlen hatte! Nach diesem Fluch Athalies vermochte Timea nicht mehr wahrhaft glücklich zu sein. Wie ein eisiges Gespenst drängte es sich unter ihre Freuden. Die ehelichen Küsse waren ihr dadurch für ewige Zeiten vergiftet.[3] Sie starb auch sehr früh und wurde in Levetincz[4] in einem einsamen Grab, ganz Nahe zur ‚Herrenlosen Insel‘ bestattet, so als zöge irgend eine geheime Ahnung sie dahin...[3]

Michael Timar Edler von Levetinczy blieb verschwunden, er wurde zum "Niemand" und nie mehr wurde er in der Öffentlichkeit gesehen... Er war einmal ein Mann, welcher eine Welt verließ, in der man ihn bewunderte, und sich eine zweite Welt schuf, in der man ihn liebte![5] schreibt am Ende seines Buches Maurus Jókai.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maurus Jókai arbeitete zwischen den Jahren 1870 und 1872 in seiner Sommervilla in Balatonfüred an dem Roman. Für die eigentliche Niederschrift benötigte er jedoch nur acht Wochen, wie der Schriftsteller Kálmán Mikszáth berichtet. Jókai’s Buch Ein Goldmensch gehört zu den meistgelesenen Büchern der gesamten ungarischen Literatur.

Am Anfang des Buches wird ausführlich die Schönheit der Donaulandschaft geschildert. Jedoch auch die Gefahren, die aus dem Donaudurchbruch durch die südlichen Karpaten im Bereich des Eisernen Tores entstehen, werden auf dramatische Weise dem Leser dargestellt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in dieser Region noch keinen Dampfschiffsverkehr. Stromaufwärts mussten die Lastschiffe mit Pferden bzw. Ochsen getreidelt werden. Später wurden an der Grenze zwischen Serbien und Rumänien jahrzehntelang die bergwärts fahrenden Schiffe mit Hilfe von Eisenbahnlokomotiven getreidelt, die am rechten (serbischen) Ufer des Flusses verkehrten (siehe Treidelbahn am Eisernen Tor).

’Ada Kaleh’ um 1900. Diese Insel wird im Roman als ‚Herrenlose Insel‘ bezeichnet

Der Botaniker und Entomologe Imre Fridvaldszky weckte Jókais Interesse an der Donau, ganz besonders jedoch auf die Donauinsel Ada Kaleh die in dem Roman zur ‚Herrenlosen Insel‘ wurde und auf welcher große Teile der Handlung spielen. Noch in den 1860er Jahren war diese Insel "herrenlos", da sie weder zu Ungarn, noch zur Türkei gehörte. Die Insel befand sich in der Nähe des Eisernen Tores, das in der damaligen Zeit für die Schiffer den gefährlichsten Abschnitt an der gesamten Donau darstellte. Die Insel Ada Kaleh gibt es heute nicht mehr, da sie nach dem Bau des Kraftwerkes ‚Eisernes Tor‘ im Jahre 1971 überflutet wurde.

Der Schriftsteller Jókai schreibt später über den Roman ‚Ein Goldmensch‘ Folgendes:

„Ich muss eingestehen, dass mir dieser Roman der liebste ist. In der Lesergemeinschaft ist er auch am besten verbreitet: er wurde in die meisten Sprachen übersetzt: in Englischen ist er sogar in zwei Ausgaben erschienen. In der Londoner Übersetzung als "Timars two worlds" (‚Timars zwei Welten‘), in New York unter den Titel "Modern Midas". (Das ist jener Midas, unter dessen Händen sich alles in Gold verwandelt.). In Deutschland gab es sogar einen Prozess zwischen zwei Verlagen um die Urheberrechte. Ich schrieb darüber auch ein Theaterstück, und das ist mein einziges Theaterstück das zwanzig Jahre lang gespielt wurde und auch auf deutschen Bühnen mit Erfolg gekrönt war. Aber es gibt auch noch andere Gründe, weshalb ich dieses Werk liebe. Die Gestalten darin sind alles gute Bekannte von mir, die ich früher oder später kennen lernte.“[6]

Im Laufe der Jahre wurde das Buch in über zwanzig Sprachen übersetzt.

Die erste deutsche Übersetzung erschien in 118 Folgen in der Zeitschrift Pester Lloyd zwischen dem 1. Juli und 31. Dezember 1872. Die erste deutsche Buchausgabe erschien unter dem Titel Ein Goldmensch im Berliner Verlag von Otto Janke im Jahre 1873. Die erste deutsche Übersetzung fertigte Karl Maria Kertbeny, der nach eigener Aussage „ein Landsmann und Jugendfreund des Verfassers“ war. Danach erschienen zahlreiche weitere deutschsprachige Neuausgaben die von verschiedenen Übersetzern gefertigt wurden.

Verfilmungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Vorlage dieses Romans entstanden vier Verfilmungen.

  • 1919: Der rote Halbmond war ein ungarischer Stummfilm nach dem Drehbuch von Ladislaus Vajda und in Regie von Alexander Korda
  • 1936: Az aranyember, ungarischer Spielfilm produziert von Béla Gaál (* 1893, † 1945), nach einem Drehbuch von Sándor Hevesi († 1873, † 1939)
  • 1962: Az aranyember, ungarischer Spielfilm; Regie Viktor Gertler
  • 2005: Az aranyember, ungarischer Spielfilm von Péter Gárdos produziert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ein Goldmensch, Verlag von Otto Janke, Berlin (Vierte Auflage, ohne Jahreszahl [~1882])

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jókai: Ein Goldmensch, S. 157
  2. a b Jókai: Ein Goldmensch", S. 73f
  3. a b Jókai: Ein Goldmensch, S. 393
  4. Levetincz ist ein fiktives Dorf, das es in der Realität nicht gibt. Im Roman liegt dieses Dorf gegenüber der ‚Herrenlosen Insel‘.
  5. Jókai: Ein Goldmensch, S. 399
  6. Ungarischer Originaltext: Be kell vallanom, hogy nekem magamnak ez a legkedvesebb regényem. Az olvasóközönségnél is ez van legjobban elterjedve: ezt fordították le a legtöbb nyelvre: angolul két kiadásban is megjelent: a londoni fordításban mint „Timars two worlds” (Timár két világa), a New York-iban mint „Modern Midas”. (Az a Midás, akinek a kezében minden arannyá válik.) Németországban pör is folyt miatta két kiadó cég között a tulajdonjog miatt. Színdarabot is írtam belőle, s ez az egyetlen színművem, mely húsz éven át fenntartotta magát, s német színpadokon is sikert aratott. De egyéb is van, amiért szeretem ezt a művemet. Ennek az alakjai mind olyan jó ismerőseim nekem: ki korábbrul, ki későbbrül. (zitiert nach Jókai: Epilog - siehe Weblink)