Ellen Thiemann

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Ellen Thiemann, geb. Dietrich (* 23. Mai 1937 in Dresden; † 6. Mai 2018 in Köln[1][2]) war eine deutsche Journalistin und Autorin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ellen Dietrich zog 1957 mit ihrer Familie nach Ost-Berlin, wo sie als freiberufliche Kunstgewerblerin sowie für die DEWAG arbeitete. Daneben war sie ein begehrtes Model und erlangte eine gewisse Bekanntheit, als der Fotograf Klaus Fischer von ihr eine Serie von Aktfotos anfertigte, die im März 1971 und Mai 1972 in der Monatszeitschrift Das Magazin erschienen.[3]

Seit 1960 war sie mit dem Fußballer und Sportjournalisten Klaus Thiemann verheiratet. Das Ehepaar wollte 1972 aus der DDR in den Westen flüchten. Doch am 29. Dezember 1972 wurde das Auto des Fluchthelfers, mit dem zunächst ihr elfjähriger Sohn Carsten aus dem Land gebracht werden sollte, nach offensichtlichem Verrat am Grenzübergang in der Chausseestraße/Invalidenstraße in Berlin von Grenzsoldaten angehalten und untersucht, wodurch der Fluchtplan vereitelt wurde.

Ellen Thiemann wurde am selben Tage verhaftet und nahm alle Schuld auf sich. Sie wurde zunächst in das Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen gebracht. Am 22. Mai 1973 wurde sie zu drei Jahren und fünf Monaten Zuchthaus verurteilt und in das Frauengefängnis Hoheneck eingeliefert, von denen sie zwei Jahre verbüßen musste.

Nach ihrer Entlassung Ende Mai 1975 wurde sie von ihrem Mann, der inzwischen mit einer anderen Frau zusammenlebte, am 8. Juli 1975 geschieden. Mit Hilfe des DDR-Anwalts Wolfgang Vogel wurde sie anschließend freigekauft und konnte die DDR am 19. Dezember 1975 mit ihrem Sohn Carsten verlassen. Später entdeckte sie, dass ihr geschiedener Mann als IM „Mathias“ für das Ministerium für Staatssicherheit Spitzeldienste geleistet und ihre Fluchtpläne verraten hatte.[4]

Über ihre Gefängniszeit schrieb sie den Erlebnisbericht Stell dich mit den Schergen gut, der 1984 veröffentlicht wurde. Ihr Buch Der Feind an meiner Seite (2005) berichtet von den Recherchen in den Hinterlassenschaften der Staatssicherheit. Sie erzählt darin Interna des DDR-Sports wie über den Fußball-Verbandstrainer Georg Buschner, den BFC Dynamo und den 1. FC Union Berlin, Lutz Eigendorf, über Doping und die Einflussnahme des MfS auf den Fußball, aber auch über die Bespitzelung von Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Reporter des Kicker und andere anhand detaillierter Belege.

2011 erhielt Thiemann den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.[2]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ellen Thiemann: Zeitzeugin von DDR-Frauengefängnis Hoheneck gestorben. dpa-Artikel bei MZ-Web.de, 6. Mai 2018, abgerufen am 7. Mai 2018.
  2. a b Gedenkseite von Ellen Thiemann. Abgerufen am 27. Juni 2018.
  3. Vgl. Jürgen Stryjak, Vorgang „Magazin“, in: Das Magazin, Heft 1/1994, S. 24–28
  4. Thomas Purschke: Sportlermord im Auftrag der Stasi? Deutschlandfunk-Sendung „Sport am Wochenende“, 14. Februar 2010, abgerufen am 7. Mai 2018.
    Klaus Brinkbäumer, Udo Ludwig, Georg Mascolo, Thomas Purschke: STASI: „Die Quelle ist zuverlässig“. In: Der Spiegel 46/1999. 15. November 1999, S. 92–94, abgerufen am 7. Mai 2018.
  5. Johann Frömel: Ellen Thiemann, Der Feind an meiner Seite. Die Spitzelkarierre eines Fußballers. Rezensionen aus dem Archiv für Sozialgeschichte online, August 2006, abgerufen am 7. Mai 2018.