Emil von Rußdorf

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Emil Christoph Ernst von Rußdorf, Pseudonym Emil Mecklenburg (* 16. August 1813[1] in Ankershagen; † 31. Mai 1868[2] in Berlin) war deutscher Mediziner, Autor und mecklenburgischer Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emil von Rußdorf entstammte einer mecklenburgischen Pastorenfamilie[3], die am 12. September 1801 zu Wien in den Adelsstand erhoben wurde.[4] Die Anerkennung des Adelsstandes für Mecklenburg-Schwerin als von Rußdorf erfolgte am 8. März 1802 in Schwerin. Emil war jüngstes von sieben Kindern des Pastors (Ludolf) Wulfradt (Heinrich) von Rußdorf (1773–1822) in Ankershagen und dessen Frau (Sophie Caroline) Wilhelmine, geb. Müller (1783–1856), Gutspächtertochter aus Nossentin.[5] Sein ältester, in Stavenhagen verstorbener Bruder Adolf Friedrich (Ludwig) Nicolaus von Rußdorf (* 1802), war Doktor der Rechte. Beide blieben unvermählt. Seine Schwester (Ernestine Amalie) Friedrike von Rußdorf (1812–1893) war mit dem Neubrandenburger Bürgermeister Wilhelm Ahlers (1810–1889) verheiratet. Sein zweitältester Bruder Hans Benjamin Ludwig von Rußdorf wurde Gutspächter und ist mit seinen beiden Ehefrauen Friedrike Rothe und Karoline Deutschmann der Vorfahre aller nachfolgenden Mitglieder der Familie von Rußdorf.[6]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rußdorf besuchte wahrscheinlich die Gelehrtenschule in Neubrandenburg[7] und studierte Humanmedizin an den Universitäten Greifswald und Berlin. In Berlin wurde er 1839 mit einer chirurgischen Dissertation zum Dr. med. promoviert. Rußdorf gilt als Schüler[8] von Johann Friedrich Dieffenbach.

Unter dem Pseudonym Emil Mecklenburg veröffentlichte er in den 1840er Jahren mehrere literarische Werke. Offenbar ist er in dieser Zeit auch viel gereist, so nach St. Petersburg und in die Schweiz, wovon sein Poetisches Reisebuch (1847) zeugt. In St. Petersburg hatte Heinrich Schliemann seine Bekanntschaft gemacht.[9]

Als Parlamentarier gehörte er 1848 als Abgeordneter der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung für den Wahlbezirk Mecklenburg-Schwerin 58 / Rostock an.[10]

Anfang 1851 erhielt er seine preußische Approbation als praktischer Arzt und Wundarzt in den königlichen Landen[11] und praktizierte zuletzt als Oberarzt am Friedrich-Wilhelm-Hospital Berlin. Er war Verfasser zahlreicher populärwissenschaftlichen Schriften zu medizinischen und naturwissenschaftlichen Fragen.

Er wurde in Berlin auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde begraben.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Emil von Rußdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De talipedibus: Dissertatio Inauguralis Chirurgica. Schlesinger, Berolini 1839. (Digitalisat, Bayerische Staatsbibliothek)
  • Eubiotik : Entwurf einer historisch und psychologisch begründeten Lehre der Glückseligkeit. Hempel, Berlin 1852. (Digitalisat, Bayerische Staatsbibliothek)
  • Vorträge zur Förderung der Gesundheitskultur. Berlin 1854.
  • Die Diätetik. Schindler, Berlin 1854.
  • Die Frage der Lebensverlängerung. Berlin 1856. (Digitalisat)
  • Diätetischer Haus- und Brunnen-Almanach für 1856: Mit 1 Karte. Berlin 1856.
  • Lehrbuch der Gesundheitspflege. Mit 19 illustrierenden Abbildungen. Enke, Erlangen 1857. Reprint, in zwei Bänden, (englisch) 2018. ISBN 1-37839619-7.
  • (als Übersetzer) William Robert Grove: Die Wechselwirkung der physischen Kräfte. Nach der 3. Auflage übersetzt. Berlin 1863.

Als Emil Mecklenburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1920, 14. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1919, S. 770–772.
  • Archiv für Landeskunde in den Großherzogthümern Mecklenburg 1863, 13. Jahrgang, A. W. Sandmeyer, Schwerin 1863, S. 330.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. So nach der Volkszählungsliste von 1819; die Angabe MDCCCXVI (statt MDCCCXIII) in der Vita der Diss. und daraus folgend in der GND beruht wohl auf einem Übertragungsfehler.
  2. In der AHLERSschen Familien-Bibel, die in der Familie seiner Schwester geführt wurde, nennt sein Sterbedatum mit 16. Mai 1867 ("Am 16ten Mai 1867 - Todestag unseres Onkels Dr. Emil von Russdorf"); sein Schwager Wilhelm Ahlers sagt (1876) abweichend: 31. Mai 1868, das Gothaische Genealogische Taschenbuch von 1920 nennt nur ein Jahr: "gest. im Jahre 1868". Verifiziert nach Gestorbene bei der Jerusalemskirche im Monat Juni 1868, abgerufen über ancestry.com am 25. November 2016.
  3. Gustav Willgeroth: Die Mecklenburgischen-Schwerinschen Pfarren. Band 1, Wismar 1924, S. 259–260.
  4. Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). J. G. Tiedemann, Rostock 1864, S. 224.
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1920, 14. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1919. (Druck und Redaktion im Vorjahr) Ergänzt aus Familienpapieren.
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 1942, 34. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 457–458.
  7. Schüler- oder Abiturientenverzeichnisse der Anstalt sind für die fragliche Zeit nicht überliefert.
  8. Wilhelm Ahlers: Historisch-topographische Skizzen aus der Vorzeit der Vorderstadt Neubrandenburg, C. Brünslow, Neubrandenburg 1876, S. 134.
  9. Er wird am 19. April 1880 erwähnt in einem Brief von Schliemann an seine Schwester Friederike, verh. Ahlers. Schliemann erkundigt sich nach seinem Befinden und schreibt: „Drei Jahre lang suchte ich vergeblich nach ihm in St. Petersburg, und hörte dann, zufällig, er habe das Heimweh gekriegt und sei nach Mecklenburg zurückgekehrt.“
  10. Julius Wiggers: Die Mecklenburgische constituirende Versammlung und die voraufgegangene Reformbewegung: Eine geschichtliche Darstellung, Druck von Adler`s Erben, in Commission der G. B. Leopoldschen Universitätsbibliothek, Rostock 1850, S. 57, 63, 80 u. 107.
  11. Amtsblatt der Regierung in Potsdam und der Stadt Berlin, Stück 8, Potsdam vom 21. Februar 1851, S. 51.