Erasmus-Programm

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Das Erasmus-Programm war ein Förderprogramm der Europäischen Union. Sein Name erinnert an Erasmus von Rotterdam, einen europäisch gebildeten Humanisten der Renaissance. Es wurde zum weltweit größten Förderprogramm von Auslandsaufenthalten an Universitäten, über Europa hinaus erweitert seit dem Jahr 2003 durch das Zusatzprogramm Erasmus Mundus, und finanzierte bis dahin in seinen ersten rund 15 Jahren etwa 1 Million Stipendien.[1] Seit dem Jahr 2014 ist Erasmus mit anderen EU-Programmen zu dem integrierten Programm Erasmus+ für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport verschmolzen.[2]

Geschichte und Aufbau

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Der Name des Programms entstand als Akronym von EuRopean Community Action Scheme for the Mobility of University Students.[3] Gegründet wurde es aufgrund der Initiative der italienischen Erziehungswissenschaftlerin Sofia Corradi durch den Beschluss 87/327/EWG des Rats der Europäischen Union am 15. Juni 1987.[4]

An dem Programm nehmen alle 27 Mitgliedsstaaten der EU sowie fünf weitere europäische Länder (Norwegen, Island, Liechtenstein, Schweiz, Türkei) teil, wobei die Schweiz 2014/15 wegen der Nichtunterzeichnung des Personenfreizügigkeitsabkommens mit dem EU-Neumitglied Kroatien in Folge der angenommenen Masseneinwanderungsinitiative vom Mitgliedsland auf den Status eines Partnerlandes zurückgestuft wurde.[5][6] Überarbeitet wurde das Programm durch die Beschlüsse 89/663/EWG und 819/95/EG.

Es ist Teil des EU-Programms für Lebenslanges Lernen (Laufzeit 2007–2013, davor von 1994 bis 2006 als Sokrates-Programm bezeichnet), das neben Hochschulbildung auch Schul-, Berufs- und Erwachsenenbildung fördert. Im Studienjahr 2008/2009 nahmen europaweit 198.523 Studenten an dem Programm teil.[7] Im Studienjahr 2009/2010 wurden bereits 213.000 Studierende gefördert, 7,5 % mehr als im Vorjahr.[8]

Zentrale Bestandteile sind die Anerkennung von Studienleistungen im Ausland anhand des European Credit Transfer Systems (ECTS) und die finanzielle Unterstützung von Austauschstudenten. Es können Studienaufenthalte, Auslandspraktika im Rahmen des Studiums, Lehraufenthalte sowie Fortbildung von allgemeinem Hochschulpersonal gefördert werden. Das Erasmus-Programm steht allen Studenten offen, die an einer teilnehmenden Hochschule regulär studieren. Entsprechendes gilt für das Lehr- und Verwaltungspersonal. Voraussetzung ist allerdings, dass die entsendende und die aufnehmende Hochschule ein entsprechendes bilaterales Abkommen haben. Auch benötigen alle Hochschulen, die im Rahmen des Erasmus-Programms aktiv werden wollen, eine Erasmus University Charter (Erasmus-Hochschulcharta).

Im Unterprogramm Erasmus Mundus wurde u. a. die Entwicklung gemeinsamer Master- und Doktoratsprogramme durch mehrere Hochschulen gefördert.[9]

Mit 2014 wurden diverse EU-Bildungs- und Jugendprogramme in das integrierte Programm Erasmus+ (gesprochen: Erasmus Plus) verschmolzen.

Das Gesamtbudget des Programms betrug jährlich etwa 450 Millionen Euro aus dem Haushalt der EU, der wiederum durch die Beiträge der Mitgliedsländer finanziert wird. Die Programmmittel werden anteilig nach den jeweiligen nationalen Studentenzahlen über die Nationalen Agenturen den teilnehmenden Hochschulen auf deren Anträge zur Verfügung gestellt. Für Deutschland war der DAAD, für Österreich die Österreichische Austauschdienst-Gesellschaft (OeAD-GmbH) und für die Schweiz die CH-Stiftung in Solothurn zuständig. Hochschulen und nationale Agenturen haben bei der Ausgestaltung der Finanzierung der Austausche und Maßnahmen einen geringen Gestaltungsspielraum. Für Deutschland betrug der normale Mobilitätszuschuss zuletzt etwa 200 Euro pro Person und Monat. Studenten mit geringeren Chancen (etwa mit Behinderung oder chronischer Erkrankung) konnten dabei erheblich mehr bewilligt bekommen. Dieser Betrag hing jedoch ab von der Anzahl der Erasmusstudierenden in jedem Jahr. Die Hochschulen informierten auf ihren Webseiten über die voraussichtliche Höhe und die Modalitäten (Raten) der Auszahlung.

2-Euro-Gedenkmünze

Die Teilnehmer des Erasmus-Programms bzw. des Nachfolgeprogramms Erasmus+ gehen laut einer europaweiten Umfrage etwa doppelt so häufig Lebensbeziehungen mit ausländischen Partnern ein (27 %) wie Studenten ohne Auslandsaufenthalte (13 %),[10] Die Arbeitslosenquote bei Erasmus-Studierenden ist fünf Jahre nach dem Abschluss um 23 Prozent niedriger.

Die beliebtesten Zielländer für deutsche Studierende waren 2012 bis 2014 Spanien, Frankreich, Schweden, die Türkei und das Vereinigte Königreich.[11]

Im Jahr 2022 wurde zum 35. Jubiläum eine 2-Euro-Gedenkmünze als Gemeinschaftsausgabe herausgegeben.

  • Walter Demmelhuber: European Educational Policy related to Academic Mobility. Mensch & Buch Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-89820-493-4 (Dissertation Universität Osnabrück 2003, 239 Seiten mit graphischen Darstellungen, 21 cm).
  • Benjamin Feyen, Ewa Krzaklewska (Hrsg.): The ERASMUS Phenomenon – Symbol of a New European Generation? Lang, Bern u. a. 2013, ISBN 978-3-631-62719-8 (= Education beyond borders, Band 1); Info auf der Website des Verlags.

Einzelnachweise

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  1. Mary M. Kritz: Globalisation and Internationalisation of Tertiary Education. (PDF; 526 kB) Vereinte Nationen, 21. August 2006, S. 8–9, abgerufen am 28. September 2014.
  2. Programm für Lebenslanges Lernen: Europäisches Bildungsprogramm für Jedermann. Bundesministerium für Bildung und Forschung, archiviert vom Original am 4. November 2014; abgerufen am 28. September 2014.
  3. DAAD: Die Entstehungsgeschichte von ERASMUS. Deutscher Akademischer Austauschdienst, 2017 (daad.de [abgerufen am 3. August 2018]).
  4. Erasmus was born out of a disappointment: Sofia Corradi, from student to Mother Erasmus. In: www.etnmagazine.eu. Abgerufen am 15. April 2023 (englisch).
  5. EU: Schweiz nächstes Jahr bei Erasmus nicht dabei. Tages-Anzeiger; abgerufen am 27. Februar 2014
  6. In der Schweiz gibt es das Swiss-European Mobility Programme, siehe zum Beispiel Swiss-European Mobility Programme (formerly Erasmus). In: ethz.ch. Abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
  7. Erasmus: Statistics. (Memento vom 11. Dezember 2008 im Internet Archive) Erasmus-Statistiken der Europäischen Kommission; abgerufen am 11. Mai 2011 (englisch).
  8. Ansturm auf Erasmus. (Memento des Originals vom 8. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/presseportal.eu-kommission.de Europa vor Ort, 6. Juni 2011
  9. Erasmus Mundus Programme (Memento vom 24. Januar 2013 im Internet Archive) EU, Website der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur; abgerufen am 9. Dezember 2012.
  10. Internationale Beziehungen von Austauschstudenten. Welt Online, 22. September 2014.
  11. Austausch von Studierenden und Hochschulmitarbeitern. daad.de