Erich Frey

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Frey als Anwalt beim „Immertreu-Prozess“ 1929, verstecktes Foto von Erich Salomon.

Erich Maximilian Frey (geboren 16. Oktober 1882 in Breslau; gestorben 30. März 1964 in Santiago de Chile) war ein deutsch-chilenischer Rechtsanwalt und Dramatiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erich Frey war ein Sohn des Kaufmanns Siegfried Frey und der Anna Kosterlitz. Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Lausanne, München und Berlin. 1906 wurde er in Heidelberg promoviert.[1] Er ließ sich 1911 in Berlin als Rechtsanwalt nieder. 1914 heiratete er Marie-Charlotte Kosterlitz. Im Ersten Weltkrieg war er Feldoffizier in der 1. Marinedivision in Flandern.

Ab 1920 bis zu seiner Emigration 1933 trat er in zahlreichen so genannten Sensationsprozessen auf.[2] So erwirkte Frey 1928 für den wegen seiner Beteiligung an der Steglitzer Schülertragödie angeklagten Primaner Paul Krantz einen Freispruch. Außerdem verteidigte er die Serienmörder Carl Großmann und Friedrich Schumann. Entgegen allen Erwartungen erwirkte er eine erstaunlich niedrige Strafe von einem Monat Gefängnis mit Bewährung für Deutschlands erste Nackttänzerin Lola Bach.[3] Der wegen Körperverletzung angeklagten Leitung des Ringvereins „Immertreu“ verhalf er zu Freispruch und geringen Gefängnisstrafen.[4]

Erich Frey betrieb seine Kanzlei am Potsdamer Platz im Haus Bellevuestraße 21/22, direkt über dem Café Josty.[5]

1932 wurde am Berliner Theater am Schiffbauerdamm Freys Schauspiel in 5 Akten Meineid aufgeführt. Regie führte Bernd Hofmann, die Hauptrolle spielte Heinrich Heilinger.

Wegen seiner jüdischen Abstammung floh er 1933 erst nach Paris, 1939 dann nach Chile. Dort lebte er bis zu seinem Tod. 1959 verfasste er seine mehrfach aufgelegte Autobiografie Ich beantrage Freispruch.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Strike und Strafrecht, Diss. Univ. Heidelberg 1906
  • Ich beantrage Freispruch. Aus den Erinnerungen des Strafverteidigers Erich Frey. Hamburg 1959. Neuauflage: Elsengold-Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-96201-022-5

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frey, Erich. In: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 102
  • Simone Ladwig-Winters: Anwalt ohne Recht: das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte in Berlin nach 1933, 2007, ISBN 978-3-89809-075-9
  • Gestorben: Erich Frey. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1964 (online).
  • Frey, Erich, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 334

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erich Frey: Ich beantrage Freispruch. Hrsg.: Erich Frey. Elsengold, ISBN 978-3-96201-022-5, S. 9.
  2. Staranwalt Erich Frey: Der Dandy und seine schweren Jungs. In: Spiegel Online. Abgerufen am 3. Oktober 2018.
  3. Nathalie Boegel: Berlin in den Zwanzigerjahren: Der Staranwalt und die Nackttänzerin. In: einestages. 1. Oktober 2018, abgerufen am 4. Oktober 2018.
  4. Die Schlacht am Schlesischen Bahnhof. In: Der Tagesspiegel Online. 28. Dezember 2008, abgerufen am 4. Oktober 2018.
  5. Bellevuestraße 21/22. In: Berliner Adreßbuch, 1930, Teil 4, S. 74. „Rechtsanwalt Dr. Erich Frey“.