Erich Wandschneider

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Erich Wandschneider (Mitte) 1947 als Verteidiger von Curt Rothenberger im Nürnberger Juristenprozess;
zwischen Alfred Schilf (links) und Heinrich Grube

Erich Wandschneider (* 1899 in Hamburg;[1][2]25. Juni 1956) war ein deutscher Jurist und ein namhafter deutscher Strafverteidiger.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wandschneider war ab 1926[4] als Rechtsanwalt in Hamburg tätig. Gemeinsam mit Robert Gärtner führte er ab 1. April 1926 eine Anwaltspraxis in der Hamburger Altstadt, Ferdinandstraße 25.[5] Er war Vorsitzender der Konservativen Volkspartei Hamburg. Bei der Reichstagswahl 1930 kandidierte er erfolglos für die Konservative Volkspartei Hamburg auf Listenplatz 7.[6] Ab 1. April 1931 übte er seine Praxis alleine aus seinem Büro in der Mönckebergstraße 7 im Levantehaus.[7] 1932 kandidierte Wandschneider erfolglos als Spitzenkandidat der Volkskonservativen Vereinigung Hamburg für ein Mandat in der Hamburgischen Bürgerschaft.[8] Später wurde er Mitglied der NSDAP. Während der Zeit des Nationalsozialismus übernahm er Mandate für Vertreter der Bekennenden Kirche, für Sozialisten und Kommunisten[9] wie Fiete Schulze und 1934 Ernst Thälmann.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verteidigte er Curt Rothenberger im Nürnberger Juristenprozess,[10] den NS-Propagandafilmregisseur Veit Harlan[11] und Ludwig Hahn, den Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Krakau und Warschau, der 1943 mitverantwortlich für die endgültige Räumung des Warschauer Ghettos war. Auch für den ehemaligen Krupp-Vorstand Heinrich Korschan übernahm er im Nürnberger Krupp-Prozess das Mandat.[12]

„Ich kämpfe für das Recht der bedrohten Persönlichkeit – ganz egal, wie sie politisch eingestellt ist. Ich habe es unter den Nazis getan und tue es jetzt wieder“

Erich Wandschneider, 1949[13]

Erich Wandschneider starb im 58. Lebensjahr nach kurzer, schwerer Krankheit. Seine Kanzlei in Hamburg übernahm sein Sohn Hajo Wandschneider.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan König: Vom Dienst am Recht. Rechtsanwälte als Strafverteidiger im Nationalsozialismus. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1987, ISBN 3-11-011076-8, Seite 80, 82, 84; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Erich Wandschneider – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburts- und Sterbejahr angegeben im Rahmen der Verteidigung von Curt Rothenberger in: Hubert Seliger: Politische Anwälte? Die Verteidiger der Nürnberger Prozesse. Zugl. Diss. Univ. Augsburg 2014. Nomos, Baden-Baden 2016.
  2. Telford Taylor: Final Report to the Secretary of the Army on Nuernberg War Crimes Trials Under Control Council Law No. 10. Washington, D.C. 1949, S. 308 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Erich Wandschneider †; Nachruf im Hamburger Abendblatt vom 26. Juni 1956.
  4. Hamburger Adreßbuch 1926. S. 1097–II.
  5. Hamburger Anzeiger (Morgen-Ausgabe) vom 2. April 1926.
  6. Hamburger Nachrichten vom 31. Juli 1930, Seite 1
  7. Hamburgischer Correspondent und neue hamburgische Börsen-Halle vom 3. April 1931, S. 4, siehe dort Inserat/Anzeige
  8. Hamburger Anzeiger (Ausgabe A, Große Ausgabe) vom 8. April 1932, Nr. 163, Jg. 1932, Seite 1
  9. Ingrid Buchloh: Veit Harlan: Goebbels’ Starregisseur. Schöningh, 2010, S. 189; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. Susanne Schott: Curt Rothenberger – eine politische Biographie, Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2001, DNB 963239597, S. 162–169
  11. Veit Harlan hat das Schlußwort, Hamburger Abendblatt, 16. April 1949
  12. Kim C. Priemel, Alexa Stiller: NMT: Die Nürnberger Militärtribunale zwischen Geschichte, Gerechtigkeit und Rechtschöpfung. Hamburger Edition 2013, ISBN 978-3-86854-278-3, S. 782 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  13. Totentänze in der Scheffelstraße. Der Spiegel 15/1949, 9. April 1949, S. 4–5.