Erik Neukirchner

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Erik Neukirchner (2024)

Erik Neukirchner (* 1972 in Karl-Marx-Stadt) ist ein deutscher Bildhauer.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abschluss seiner Berufsausbildung mit Abitur als Maschinenbauer wirkte Erik Neukirchner seit 1994 als freischaffender Bildhauer in Chemnitz. In diesem Jahr initiierte er ein Projekt zur Errichtung eines Spielplatzes für blinde Kinder. Vorangegangen war sein Zivildienst im Rehabilitationszentrum für Blinde seiner Heimatstadt.

Beginnend 1997 absolvierte Neukirchner ein Gaststudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Im Jahr 2001 gründete er seine eigene Bronzegießerei „Bronzeguss Chemnitz“.

Mittlerweile lebt er in Hennersdorf, wo er sich 2013 in der „Alten Schule“ Werkstatt und Atelier eingerichtet hat.

Der Bildhauer Johannes Belz (1925–1976) war sein Großvater.[1]

Kunststil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kunstwissenschaftlerin Susanne Hebecker beschreibt das Werk Neukirchners als „eine erneuerte formale Radikalität und Eigenständigkeit figürlicher Plastik. In seinen ideellen Modulationen taucht eine neue Körperlandschaft auf, eine fast gotische Zartheit, in der selbst die Schreckensfolgen von Krieg und Gewalt eindrucksvoll gefasst sind. Als Künstler hat er einen eigenen ästhetischen Stil ausgebildet, mit dem er auf die Umstände der soziokulturellen Situation, in der er lebt, antwortet und in einer Weise reagiert, die zugleich Teilnahme und Widerstand ist.“[2]

Neukirchners Skulpturen fallen durch grobe Oberflächen auf, die wie unfertig wirken. Außerdem sind es vor allem sehr schlanke und meist unbekleidete Figuren.

Seit 2014 befasst er sich verstärkt mit Tierplastiken.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neukirchner arbeitet seine Skulpturen fast ausschließlich in Bronze.

Bergmannskuh Oelsnitz/Erzgeb.
  • 1997: Kopfstudie
  • 2000: neue Portalplastiken am Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz (jeweils zwei Figuren aus gebrannter Keramik in rotbraunen bis braunschwarzen Tönen, die in jeder der vier Etagen neben den Treppenfenstern an der Fassade angebracht sind; nach Vorbildern der in der NS-Zeit entfernten Kunstwerke des Künstlers Heinrich Brenner)[3]
  • 2002: Großer Stehender, Portraitbüste, Kleiner Frosch
  • 2003: Kreatur (Relief), Kreatur
  • 2004: Liegender Kopf
  • 2005: Kleine Büste, Stehende Figur, Schöner Scheitern I, Schöner Scheitern II, Schöner Scheitern III
  • 2006: Erinnerung an M., Totenmaske mit Händen
  • 2007: Richard, Kasperkopf
  • 2008: Auftakt, Gehender, Kurgast, Traum vom Fliegen
  • 2009: Großer Gehender, Eva
  • 2010: Hoffnung, Schwangere, Kleine Schwangere, Figur mit erhobenen Armen
  • 2011: Bewegte Figur, Ruhender Kopf, Portraitkopf
  • 2012: Allein die Toten haben das Ende des Krieges gesehen, Ecce homo (für A.Y.), Lamm
  • 2013: Hummerscheren (Relief), Katzenmumie I (Relief), Katzenmumie II (Relief)
  • 2014: Hennersdorfer Huhn, Hennersdorfer Hahn, Hahn, Huhn I, II und III
  • 2015: Alter Hahn, Altes Huhn, Hühnerköpfe (Relief)
  • 2016: Kleine Ziege, Ziege, Junger Bulle
  • 2017: Vogelmumie (Relief), Kleiner Schmerzensmann, Schmerzensmann
  • 2018: Bergmannskuh[4] (für die Stadt Oelsnitz/Erzgeb.), Kopf, Bildnis einer jungen Dame
  • 2019: Vogel, Katze, Mädchen mit Tuch, Eva, Große Eva
  • 2020: Kopfstudie, Entwurf Erinnerungsort in Görlitz
  • 2021: Ziegenlamm, Animalischer Schrei
  • 2022: Torso & Stahlhelm I (die Betrogenen), Kruzifix, Torso & Stahlhelm II
  • 2023: Ode an das Aufbegehren

Werke im öffentlichen Raum (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Arbeiten sind im öffentlichen Raum zugänglich:

Gedenkort Ulf Wolfram Großmann in Görlitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeder Deiner Schritte verändert die Zukunft.

Ein Erinnerungsort an das Wirken des Bürgermeisters Ulf Wolfram Großmann, Uferstraße, Görlitz (1957 – 2020)[5].

Ulf Wolfram Großmann war ein Gestalter. In seinen Aufgabenbereichen war er zeitlebens bedacht, wegweisende Akzente zu setzen. Er nutzte die Möglichkeiten der Kunst und Kultur um Menschen zu verbinden und Brücken zu bauen. Er schuf lebendige kulturelle Strukturen und die durch ihn gesetzten Impulse tragen bis heute zur Lebendigkeit des Kulturlebens der Stadt Görlitz bei. Er ebnete Wege für Völkerverständigung und Aussöhnung, welche zentrale Motive seines Schaffens waren. Ein fortwährendes Symbol dieses Strebens ist die wiedererrichtete Görlitzer Altstadtbrücke.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu dieser Brücke soll eine bestehende Rasenfläche landschaftsarchitektonisch umgestaltet und durch eine Bronzeplastik akzentuiert werden. Die Gestaltung thematisiert die Verantwortung des Einzelnen und verweist auf das Wirken Ulf Großmanns.

Im Zentrum der Landschaftsgestaltung befindet sich die Bronzeplastik „Großer Gehender“ des Bildhauers Erik Neukirchner. Die lebensgroße Plastik entstand im Jahr 2009.

Achtsam erscheint der hoch aufgewachsene und zerbrechlich wirkende junge Mann. Seinen nächsten Schritt bedenkend und scheinbar der inneren Stimme lauschend, neigt er den Kopf vorsichtig zur Seite. Mit einer geradezu tänzerischen Geste führt er seinen linken Arm nach vorn. Der rechte hingegen ist noch gänzlich unbeteiligt. Der Moment des Innehaltens, bevor es zur weiteren Bewegung kommt, schenkt dem Betrachter Zeit dem Phänomen des Gehens und der Bedeutung des nächsten Schrittes nachzuspüren.

„Der nächste Schritt“ ist nicht nur sprachlich eine Entsprechung für die Eigenwirksamkeit eines Menschen. Die Entscheidung über die Richtung der Schritte entscheidet über die Zukunft.

Jeder Deiner Schritte verändert die Zukunft.

Dieser Text wird als Spruchband zu Füßen der Bronzeplastik auf der Schrägfläche der konkav ausgebildeten und an die Bogenform einer Brücke erinnernden, Begrenzungswand zu lesen sein. Durch die erweiterte Wegfläche hat der Betrachter die Möglichkeit, an die Plastik heranzutreten und diese aus nächster Nähe zu erleben. Die Figur „bewegt“ sich – diagonal zum Fußweg – in Richtung der Altstadtbrücke. Ihr stilisierter Weg besitzt die zarte Textur des Lampenputzergrases und wird im zurückgelegten Bereich durch vereinzelte Blüten der Camissia-Lilie und der Indianernessel wie verwandelt erscheinen.

Der Erinnerungsort wurde gemeinschaftlich durch den Landschaftsarchitekt Maik Schaufuß und den Bildhauer Erik Neukirchner entworfen.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinschaftsausstellungen (G) und Soloausstellungen (S)

  • (G) 1997: Neue Sächsische Galerie, Chemnitz
(G) Chemnitzer Kunstmesse
  • (G) 2000: Neue Sächsische Galerie, Chemnitz
  • (G) 2002: Galerie Rosenkranz, Chemnitz: Figur und Position (gemeinsam mit Heinz Tetzner, Hans Brockhage und Volkmar Kühn)
  • (S) 2005: (Erste) Personalausstellung
  • (S) 2008: Bad Kissingen Kunst-Stationen: Blickwechsel – Menschenbilder nach der Klassischen Moderne
  • (G) 2011: Städtische galerie ada, Meiningen: Berge und Geschöpfe mit Konrad Henker
(G) Kunstgalerie Altes Rathaus, Schwarzenbach an der Saale, Gemeinschaftsausstellung mit Bettina Haller
(S) Galerie Borssenanger Chemnitz: Plastik
  • (S) 2014: Kulturhaus Karlshorst in Berlin-Karlshorst, Kraft der Empfindung
  • (G) 2019: Kunstausstellung in der "Alten Schule zu Hennersdorf": Collagen (Siegmund Hammermann) und Bronzeplastiken (Erik Neukirchner)
(S) Kunstausstellung in der "Alten Apotheke Augustusburg": Bronzeplastik

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1995 erhielt Neukirchner den Sächsischen Staatspreis für Design in Bronze. Die Ausstellungen in der Neuen Sächsischen Galerie (1997, 2000) wurden jeweils mit dem Ruth-Leibnitz-Preis ausgezeichnet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ralf-Michael Seele (Hrsg.): Erik Neukirchner. (Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung Berge und Geschöpfe, Junge Positionen des Realistischen, Konrad Henker – Radierungen, Erik Neukirchner – Bronze-Plastiken in der Städtischen Galerie ADA Meiningen vom 30. April bis 31. Juli 2011), Meiningen 2011. ISBN 978-3-934495-20-3
  • Antonia Krüger: Der Bildhauer in der ‚Alten Schule zu Hennersdorf‘, in: Kultur- und Heimatverein Hennersdorf e. V. (Hrsg.): 180 Jahre „Alte Schule“ zu Hennersdorf. Augustusburg 2018, DNB 1160487901, S. 117–126.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Erik Neukirchner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mandy Fischer: Nach Abbau: So soll es mit dem Klapperbrunnen weitergehen, Freie Presse, Chemnitzer Zeitung vom 12. Februar 2020, S. 10.
  2. Kuratorin der Ausstellung im Kulturhaus Karlshorst, zitiert in der Pressemitteilung des Bezirksamts vom 4. November 2014.
  3. Tilo Richter: Von der Rückkehr des doppelten Jünglings (Memento des Originals vom 9. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtstreicher.de, Details und Abbildung der neuen Bronzefiguren am Agricola-Gymnasium auf Stadtstreicher-Magazin, online; abgerufen am 9. Nov. 2014.
  4. Matthias Zwarg: Die Ziege als Kuh der kleinen Leute, in: Freie Presse vom 14. August 2020, Seite A2.
  5. https://www.goerlitz.de/news/detail/1868-Gedenkort-Ulf-Wolfram-Grossmann
  6. Details zur Ausstellung Sinn und Form; abgerufen am 9. Nov. 2014.