Ermanno Cressoni

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ermanno Cressoni (* 22. Juli 1939 in Mailand; † 30. Juni 2005 ebenda) war ein italienischer Architekt und Automobildesigner, der zahlreiche Karosserien für Großserienmodelle von Alfa Romeo und Fiat entwarf und das Erscheinungsbild beider Marken von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre prägte.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

10 Jahre von Cressoni geleitet: Alfa Romeo Centro Stile[1]

Ermanno Cressoni absolvierte eine Architektenausbildung.[2] Ab 1965 war er Mitarbeiter im Centro Stile des Mailänder Automobilherstellers Alfa Romeo. Nachdem er an einigen Sport- und Serienfahrzeugen Alfa Romeos mitgearbeitet hatte, übernahm er 1975 die Leitung des Centro Stile. Cressoni war der erste Architekt, der die Designabteilung eines Automobilherstellers führte. In den 1970er-Jahren entwickelte er seine Formensprache, die er La Linea nannte: ein von vorn nach hinten ansteigendes Profil mit Brüchen und Winkeln.[3] La Linea bestimmte das Erscheinungsbild der Alfa-Romeo-Limousinen bis zum Ende der 1980er-Jahre.[4] Das erste Auto, das diese Formensprache umsetzte, war der 1977 vorgestellte Alfa Romeo Giulietta, der polarisierte[5] und vielfach kritisiert wurde.[6] Auch der kompakte Alfasud-Nachfolger Alfa 33 sowie der Alfa 75, der den Giulietta ablöste, setzten Cressonis Designkonzept um; in zeitgenössischen Annoncen und Broschüren warb Alfa Romeo zeitweise sogar ausdrücklich mit dem Begriff La Linea. Cressonis letztes Projekt für Alfas Centro Stile war der frontgetriebene 164, bei dem er einen Entwurf des Pininfarinas Designers Enrico Fumia zur Serienreife entwickelte.[7] Für den 75 und den zeitweise parallel produzierten Alfetta-Nachfolger Alfa 90 gestaltete Cressoni einen U-förmigen Handbremsgriff, der es ermöglichte, zwischen den Vordersitzen ein zusätzliches Ablagefach unterzubringen.[8] Diesen Entwurf ließ er sich später patentieren.

Als der wirtschaftlich angeschlagene Staatskonzern Alfa Romeo 1986 von Fiat übernommen wurde, wechselte Cressoni zum Fiat Centro Stile, dessen Leiter er wurde. Hier überwachte er unter anderem die Gestaltung des Kleinwagens Cinquecento und der Kompaktmodelle Fiat Bravo und Brava. Stilistisch wandte sich Cressoni hier von La Linea ab und schuf betont rundliche Formen. Unter Cressonis Leitung arbeiteten im Fiat Centro Stile unter anderem Chris Bangle, Walter de Silva und Andreas Zapatinas. Sie wurden später selbst einflussreiche Designer[2] und leiteten erfolgreich Designabteilungen großer Autohersteller.

Nach der Jahrtausendwende verließ Cressoni den Fiat-Konzern. In den folgenden Jahren war er freiberuflich beratend für das Turiner Studio I.De.A Institute tätig.

Cressoni starb 65-jährig am 30. Juni 2005 in seiner Heimatstadt an den Folgen einer Krebserkrankung.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter der Leitung Cressonis entstanden unter anderem die Karosserien folgender Serienmodelle:

Konzeptfahrzeuge mit Cressonis Beteiligung:

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieser Schriftzug findet sich auf einem Alfa Romeo 8C Competizione von 2007, dessen Form nicht von Ermanno Cressoni entworfen wurde.
  2. a b Markus Caspers: Designing Motion: Automobildesigner von 1890 bis 1990, Birkhäuser, 2017, ISBN 9783035607772, S. 88.
  3. N.N.: Schäumende Sprüche. In: Der Spiegel, Heft 19/1985, S. 208.
  4. Jan-Henrik Muche: Alfa im Angebot. Kaufberatung Alfa Romeo Nuova Giulietta. autobild.de, 2. September 2013, abgerufen am 10. Oktober 2018.
  5. N.N.: Amore auf den zweiten Blick. focus.de, 30. Oktober 2017, abgerufen am 10. Oktober 2018.
  6. N.N.: Armes Julchen. In: Der Spiegel. Heft 46/1981, S. 274–276.
  7. Robert Foskett: Alfa Romeo 916 GTV and Spider: The Complete Story, Crowood, 2013, ISBN 9781847975331.
  8. Abbildung in einem Verkaufsprospekt des Alfa 75 von 1991 (abgerufen am 2. November 2018).