Ernst Gernot Klussmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ernst Gernot Klussmann (* 25. April 1901 in Hamburg; † 21. Januar 1975 ebenda) war ein deutscher Komponist und Hochschullehrer.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernst Gernot Klussmann wurde in Bergedorf geboren[1] und studierte von 1919 bis 1923 bei Felix Woyrsch Komposition und Orgel, sowie bei Ilse Fromm-Michaels Klavier. 1923 ging Klussmann nach München und setzte dort bis 1925 bei Joseph Haas das Kompositionsstudium fort. Sein Lehrer im Dirigieren war während dieser Zeit Siegmund von Hausegger.

1925 wurde Klussmann Solorepetitor bei den Bayreuther Festspielen und ging im gleichen Jahre als Lehrer für Musiktheorie an die Rheinische Musikschule nach Köln. Von 1936 bis 1942 wirkte Klussmann als Professor für Instrumentation und Partiturspiel an der Hochschule für Musik Köln. Während dieser Zeit fertigte er Klavierauszüge für Richard Strauss (Friedenstag, Daphne, Die Liebe der Danae, Capriccio, 1936 bis 1941) und Hans Pfitzner (Konzert für Violoncello op. 52) an.

1942 übernahm die Stadt Hamburg das renommierte „Vogt’sche Konservatorium“ als „Schule für Musik und Theater der Freien und Hansestadt Hamburg“. Klussmann wurde zu ihrem ersten Leiter berufen und damit beauftragt, aus der Schule die Vorstufe einer Musikhochschule zu entwickeln. Diese Aufgabe wurde durch den Kriegsverlauf und die immensen Zerstörungen in der Hansestadt stark behindert und dauerte bis 1950.[2]

1950 wurde die staatliche Hochschule für Musik und Theater Hamburg gegründet, an der Klussmann von 1950 bis 1966 eine Professur für Komposition innehatte.

Zum 1. April 1933 trat er in die NSDAP ein, 1945 wurde er als Professor entlassen, 1948 wurde er in einem Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer eingestuft.[3]

Tonsprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klussmanns Stil wurzelt in der Spätromantik und verbindet schon früh Einflüsse von Brahms, Wagner, Reger und Strauss zu einer persönlichen Sprache, von der das Klavierquintett op. 1 bereits Zeugnis ablegt. Hier tritt auch schon seine Vorliebe zu kontrapunktischer Denkweise zu Tage, die bis zuletzt sein Schaffen prägte.

Er ging insofern mit der Zeit, als nach und nach seine Sprache herber und dissonanzreicher wurde. Als weiterer wichtiger Einfluss kam die Musik Gustav Mahlers hinzu. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war in vielerlei Hinsicht schwierig für Klussmann. Seine Wohnung und sein Verlag in Köln brannten im Bombenkrieg aus. Etliche Werke gingen verloren, und andere mussten nach erhaltenen Skizzen rekonstruiert werden. Zudem musste er seine stilistische Position neu bestimmen: er setzte sich mit Arnold Schönbergs Zwölftontechnik auseinander und übernahm sie in den 50er Jahren. Gleichwohl gelang es ihm, auch hier seine persönliche Sprache zu bewahren und seine Wurzeln in der Spätromantik nicht zu verleugnen.

Werke wie Herodias oder seine letzte große Oper Semiramis (einen von Strauss und Hofmannsthal diskutierten Stoff aufgreifend) verbinden glücklich Dodekaphonie und romantische Diktion.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trotz bedeutender Erfolge in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg konnte sich Klussmanns Musik in der Zeit danach kaum noch im Musikleben etablieren. Seine trotz Zwölftontechnik noch weitgehend romantische Diktion entsprach nicht den Idealen zeitgenössischer Musik nach 1950. So blieben viele Werke der Zeit nach 1950, auch alle seine Opern, unaufgeführt.

Quellenlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das von Klussmann hinterlassene Notenmaterial, soweit es sich zum Zeitpunkt seines Todes in seiner Wohnung befand, liegt in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg[Nachlass 1]. Selbst jene Werke, die bei Verlagen erschienen waren, sind teilweise nicht mehr verfügbar, weil die Verlage ihre Unterlagen im Krieg verloren haben. Die Urheberrechte werden im Auftrag der Erben vom jeweiligen Präsidenten der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie von Norbert Linke ausgeübt.[4]

Nachlass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, dort unter Sammlungen – Nachlass- und Autographensammlung – Nachlässe und Autographen von A-Z

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kompositionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klavierquintett op. 1 (1925).
  • Chöre nach Eichendorff op. 2.
  • Zwei Chöre op. 3 (wahrscheinlich verloren).
  • Drei Lieder für eine Singstimme und Klavier op. 4 (wahrscheinlich verloren).
  • Drei Lieder für Gesang und Orchester op. 5, auch Fassung mit Klavier.
  • Erste Symphonie c-moll op. 6 (1928, Zweitfassung 1933/34, Drittfassung 1960).[Verlag 1]
  • Streichquartett Nr. 1 op. 7 in cis-moll.
  • Epilog zu einer antiken Tragödie für Orchester op. 9.
  • Zwei Hymnische Gesänge für Gesang und Streichquartett op. 10.
  • Neue Chöre, teils mit Instrumenten, op. 11.[Verlag 2]
  • Konzert für Orgel und Orchester op. 12.
  • Hymne (nach Hölderlin) für Chor und Orchester op. 13.[Verlag 1]
  • Erstes Konzert für Violoncello und Orchester op. 14.[Verlag 1]
  • Ouvertüre im Alten Stil für Streichorchester op. 15.
  • Edda-Suite für kleines Orchester op. 16 (1935).[Verlag 1]
  • Musik zu Goethes Iphigenie op. 17.[Verlag 1]
  • Zweite Symphonie d-moll op. 18 (1936, Zweitfassung 1960).[Verlag 1]
  • Spielmusik Nr. 1 op. 19 (1939).[Verlag 3]
  • Dritte Symphonie C-dur op. 20 (1939).[Verlag 4]
  • Scherzo für Orchester op. 21 (1939).[Verlag 1]
  • Streichquartett Nr. 2 in G op. 22 (1940).
  • Militärmarsch op. 23 (1941, wahrscheinlich verloren).
  • Vierte Symphonie F-dur op. 24 (1941).[Verlag 5]
  • Sechs Dichtungen von R. Binding für hohe Stimme und Klavier op. 25 (1948).
  • Acht Tänze für Klavier op. 26 (1948).
  • Xenien, Sechs Stücke für Klavier op. 27 (1948).[Verlag 3]
  • Drei Stücke für Klavier aus dem Münchener Reisenecessaire op. 28 (1950).
  • Ultima Thule, Kantate für Männerchor, Sopran-Solo und Orchester op. 29 (1950).
  • Fünfte Symphonie cis-moll op. 30 (1950, Zweitfassung 1961).
  • Drei Gesänge nach Rilke für hohe Stimme und Klavier op. 31 (1950).
  • Fünf Dichtungen aus Goethes West-östlichem Diwan für Männerchor op. 32 (1950).
  • Drei Gesänge für eine Altstimme und Klavier op. 33 (1951).
  • Drei Gesänge für eine tiefe Stimme und Klavier op. 34 (1954).
  • Die Weihnachtsgeschichte in Volksliedern op. 35 (1954).[Verlag 3]
  • Hymne an Zeus, für Chor op. 36 (1954).
  • Das Lied vom träumenden See, romantische Oper in 3 Akten, Libretto von Margaretha Hashagen, ohne op. (um 1957).
  • Östlicher Mond, fünf Chöre für Frauenstimmen op. 37 (1961).
  • Sonate in zwei Sätzen für Klavier zu vier Händen op. 38 (1961).
  • Sechste Symphonie in zwei Sätzen op. 39 (1964).[Verlag 5]
  • Herodias für Sopran und Orchester op. 40 (1964).[Verlag 5]
  • Fragment Hiob für Alt und Orgel op. 41 (1967).
  • O bittre Liebe, Tod (nach Edith Sitwell) für hohe Stimme und Klavier op. 42 (1967).
  • Siebte Symphonie in drei Sätzen op. 43 (1967).
  • Ouvertüre für Orchester op. 44 (1968).[Verlag 6]
  • Zweites Konzert für Violoncello und Orchester op. 45 (1968).[Verlag 6]
  • Fragment Sprüche für Alt und Orgel op. 46 (1970, wahrscheinlich verloren).
  • Fife Expressions für Alt und Klavier op. 47 (nach Claire Szüts, 1970).
  • Achte Symphonie op. 48 (1970).
  • Neunte Symphonie für eine Altstimme und Orchester op. 49 (1971).
  • Rhodope, Oper in drei Akten, Libretto von Helga Staelin nach Friedrich Hebbels Drama Gyges und sein Ring, op. 50 (vor 1964).
  • Helena, Oper in drei Akten, Libretto von Helga Staelin, op. 51 (um 1971).
  • Zehnte Symphonie in drei Sätzen op. 52 (1973).
  • Spiegelfuge für Orgel op. 53 (1974).
  • Semiramis, Oper in drei Akten, Libretto von Henning Boetius, op. 54 (1972–74).
  • Der Schlimm-Heilige Vitalis, Kammeroper, Libretto von Brigitte Hormann nach einer Erzählung von Gottfried Keller, op. 55 (1974/75), fertig gestellt von Wolfgang von Schweinitz.
  • IGNI, Chorlied nach einem Text von Nietzsche, op. 56 (1975).

Komposition op. 8 ist nicht nachweisbar.

Bearbeitungen und Klavierauszüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Tischer & Jagenberg, nicht mehr aktiv, teilweise wurden die Rechte vom Theater-Verlag Eirich in Österreich übernommen
  2. Edition Tonger (nur op. 11 Nr. 5 Sonnenaufgang nach Goethe)
  3. a b c d e Sikorski Musikverlage
  4. Kistner & Siegel
  5. a b c Benjamin / Boosey & Hawkes
  6. a b Laurentius-Musikverlag, Frankfurt am Main
  7. a b c d Schott Music

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gespräch mit Carsten Bock, in: Jaron Verlag (Hrsg.), Der Klassik-Winter 22. S. 4.
  2. Pfeffersäcke und Weltmusiker - Die Gründungsphase. In: hfmt-hamburg.de. Abgerufen am 30. Mai 2019.
  3. Gespräch mit Carsten Bock, in: Jaron Verlag (Hrsg.), Der Klassik-Winter 22. S. 4.
  4. Gespräch mit Carsten Bock, in: Jaron Verlag (Hrsg.), Der Klassik-Winter 22. S. 4.