Etienne Maillet de Fourton

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Etienne Louis Maillet de Fourton (auch: Stephan Ludwig Maillet de Fourton;[1][2] * in Sales im Languedoc;[3] † 3. April 1733 in Hannover[1])[4] war ein Wasserbauingenieur,[5] Ingenieurmajor[6] und Unternehmer.[7]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch den Parnass-Brunnen am Neustädter Markt konnte Maillet de Fourton mit seiner privaten Wasserkunst vom Clevertor aus betreiben;
Zeichnung und Kupferstich von Johann Anton de Klyher, 1727

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maillet de Fourton heiratete am 16. Oktober 1709 in Hannover[8] Maria Francisca Merat (1685–1758), die älteste Tochter des aus Brüssel stammenden Perückenmachers Johannes Merat (1656–1720) und dessen Ehefrau Cäcilia Catharina Boet.

Die älteste Tochter Maillet de Fourtons und seiner Frau hatte den Namen Caecilie Maillet de Fourton (1710–1774), sie heiratete am 31. Mai 1735 in St. Clemens in Hannover[9] den kurfürstlich-hannoverschen und späteren königlich-britischen Hofkapellmeister Jean Baptiste Vezin (1712–1794). Deren 1742 in Hannover geborene Tochter Maria Anna Francisca Vezin[10] heiratete am 18. September 1774 in St. Clemens in Hannover[11] den Fontänenmeister und Wasserbauingenieur Jean Joseph La Croix (1737–1828).[3]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1699 ist Maillet de Fourton in Hannover nachweisbar.[12] In diesem Jahr zeichnete er für 6 Thaler und 24 Mariengroschen den ersten, nicht erhaltenen Stadtplan Hannovers.[2][3]

Maillet de Fourton betrieb in Hannover privat die Wasserkunst am Clevertor, die den barocken Parnass-Brunnen am Neustädter Markt speiste sowie verschiedene Gärten des Adels an der Herrenhäuser Allee sowie von 1706 bis 1731 die beiden Hochbehälter in Herrenhausen, die Marinus Cadart auf dem Sandberg nördlich des Pagenhauses angelegt hatte zwecks Betriebs der Wasserspiele des Großen Gartens.[7]

Zuvor hatte ab 1690 Johann Friedrich de Münter und ab 1696 auch Gottfried Wilhelm Leibniz Pläne für ein Schöpfrad an der Leine entwickelt, ebenfalls um die Wasserspiele in Herrenhausen anzutreiben.[7] Auch anderweitig hatte Leibniz Kenntnis von Maillet de Fourton: In einem – in französischer Sprache – verfassten Brief von Giuseppe Guidi von etwa Mitte Juli 1704 an Leibniz, heute Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes, informierte Guido den Universalgelehrten über ein Schreiben des Generalleutnants Buleau an „[...] S. A. E. l'Ingeneur Maillet“ sowie an den Generalleutnant Sommerfeldt; beide Adressaten hielten sich zu der Zeit in Herrenhausen auf.[13] Zudem kritisierte Leibniz 1706 den Vorschlag Maillets, auf welche Art dieser sowohl die Neustadt als auch das "Springwerk" zu Herrenhausen mit Wasser aus der Leine versorgen wollte.[14]

Am 7. Juni 1708 gingen bei der kurfürstlichen Kammer Beschwerden darüber ein, dass Maillet de Fourton nicht allein die ihm zugewiesenen Röhren für seine Wasserkunst verwende, sondern auch andere Röhren, metallene Büchsen, Bleiröhren, Messinghähne etc., die er, wo er sie fände, sich widerrechtlich aneigne.[15]

Unter den Hannoveraner Katholiken waren in den 1710er Jahren „Streitigkeiten aller Art ausgebrochen, weil der Bischof viele Verordnungen aufheben wollte.“ Agostino Steffani (der Titularbischof von Spiga) gibt als Urheber aller Kabalen unter anderem Maillet de Fourton an, den er „dieses Gesindels Rädelsführer“ nennt. Dieser hätte zusammen mit den anderen „mit den Jesuiten schmarotzt“. Außerdem hätte Maillet de Fourton mit dem Italiener Dona eine Wachsfabrik angelegt, beide hätten kein Kapital, deshalb habe ersterer die Baukasse für die Errichtung der St. Clemens Kirche führen wollen.[16]

Am 14. Juni 1730 klagten der Hofmaurermeister Sebastiano Crotogino, der Hofzimmermeister Joseph Schedler und der Maler Conrad Eberhard Holwein vor dem Gräflich Platenschen Gericht in Linden gegen Maillet de Fourton. Durch seine „Wasser Machine“ in der Leine sei ein von den drei Klägern als Garten genutztes Grundstück geschädigt worden.[12][17]

Maillet de Fourton verstarb am 3. April 1733 an Altersschwäche und einem Schlaganfall. Die Beisetzung erfolgte am 6. April 1733.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie (in Frakturschrift), Bd. 3: Hannover unter dem Kurhut 1646–1815; Hannover: Sponholtz, 1916, S. 506
  • Bernd Adam: Die Herrenhäuser Wasserkünste. In: Marieanne von König (Hrsg.): Herrenhausen. Die Königlichen Gärten in Hannover, Göttingen: Wallstein-Verlag, circa 2006, ISBN 978-3-8353-0053-8 und ISBN 3-8353-0053-9, S. 43–58

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Todeseintrag von 1733 im Kirchenbuch von St. Clemens, Hannover. Matricula Online, S. 099_1733, abgerufen am 15. Dezember 2020.
  2. a b Eduard Schuster: Kunst und Künstler in den Fürstenthümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1636 bis 1727, Hannover und Leipzig 1905, S. 129; Snippetansicht online über Google-Bücher
  3. a b c Helmut Zimmermann, Rainer Ossi Osswald (Illustr.): Familiengeschichte um Herrenhausens Fontänen In Hannöversche Porträts. Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten. Harenberg, Hannover 1983. S. 50ff.
  4. Michael Kempe (Ltg.), Malte-Ludolf Balbin, Gerd van den Heuvel, Regina Stuber (Bearb.): Gottfried Wilhelm Leibniz. Sämtliche Schriften und Briefe, hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Reihe 1: Allgemeiner politischer und historischer Briefwechsel, hrsg. von der Leibniz-Forschungsstelle Hannover der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen beim Leibniz Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover, 23. Band, Januar - September 1704, Berlin: Akademie-Verlag, 2013, ISBN 978-3-05-005982-2 und ISBN 3-05-005982-6, S. 814; online über Google-Bücher
  5. Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  6. Hannoverische Anzeigen 1764 92. Stück, Freytag, den 16. November 1764, S. 1065 f., Hannoverische Anzeigen 1765 22. Stück, Montag, den 18. März 1765, S. 299. Abgerufen am 13. August 2021. über Google-Bücher
  7. a b c Helmut Knocke: Wasserkunst. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 656; online über Google-Bücher
  8. Heiratseintrag von 1709 im Kirchenbuch von St. Clemens, Hannover. Matricula Online, S. 169_1709-1710, abgerufen am 3. Januar 2021.
  9. Heiratseintrag von 1735 im Kirchenbuch von St. Clemens, Hannover. Matricula Online, S. 061_1734-1735, abgerufen am 3. Januar 2021.
  10. Taufeintrag von 1742 im Kirchenbuch von St. Clemens, Hannover. Matricula Online, S. 247_1741-1742, abgerufen am 3. Januar 2021.
  11. Heiratseintrag von 1774 im Kirchenbuch von St. Clemens, Hannover. Matricula Online, S. 145_1773-1774, abgerufen am 3. Januar 2021.
  12. a b Rosalba Tardito-Amerio: Italienische Architekten, Stukkatoren und Bauhandwerker der Barockzeit in den welfischen Ländern und im Bistum Hildesheim (Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse 1968, 6.) Göttingen 1968, S. 157
  13. Michael Kempe (Ltg.), Malte-Ludolf Balbin, Gerd van den Heuvel, Regina Stuber (Bearb.): Gottfried Wilhelm Leibniz. Sämtliche Schriften und Briefe: Giuseppe Guidi an Leibniz ..., S. 542ff.; online über Google-Bücher
  14. Leibniz, Kritik des Konzepts von Maillet de Fourton, 28. Januar (7. Februar 1706; Bl. 34ar - 35bv) Sig. Ms XXIII, 735 online über die digitale Sammlung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
  15. Eduard Schuster: Kunst und Künstler in den Fürstenthümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1636 bis 1727, Hannover und Leipzig 1905, S. 132; Snippetansicht online über Google-Bücher
  16. Eduard Schuster: Kunst und Künstler in den Fürstenthümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1636 bis 1727, Hannover und Leipzig 1905, S. 53f., 132; Snippetansicht online über Google-Bücher
  17. NLA HA Hann. 72 Hannover Nr. 171