Evangelische Superintendentur A. B. Westböhmen

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Evangelische Superintendentur A. B. Westböhmen
Diözesangebiet Westböhmen (ohne das Ascher Ländchen)
Sitz Aussig
Pfarrgemeinden 36

Die Evangelische Superintendentur A. B. Westböhmen war eine Diözese der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich, die von 1900 bis 1918 bestand.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Superintendentur umfasste bis zu 36 deutschsprachige Pfarrgemeinden in Böhmen. Der Amtssitz des der Superintendentur vorstehenden Superintendenten befand sich in Aussig. Seit 1911 war die Superintendentur in drei Seniorate gegliedert, die nach Flüssen benannt waren: Eger, Elbe und Iser.[1] Im Jahr 1913 gehörten ihr knapp 55.000 Gläubige an.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelischen Superintendentur A. B. Westböhmen wurde im Jahr 1900 gegründet. Sie ging aus dem deutschsprachigen Westlichen Seniorat der Evangelischen Superintendentur A. B. Böhmen hervor, während die tschechischsprachigen Gemeinden des Östlichen Seniorats die Evangelische Superintendentur A. B. Ostböhmen bildeten.[3] 1902 wurde Albert Gummi, der die neue Superintendentur zuvor bereits provisorisch geleitet hatte, offiziell zum Superintendenten gewählt.[4] Der Superintendentur hörte 1918 nach der Auflösung Österreich-Ungarns auf zu bestehen, da die tschechoslowakische Regierung ein Aufrechterhalten der Beziehungen zur österreichischen Kirche untersagte. Die Pfarrgemeinden wurden Teil der am 25. Oktober 1919 gegründeten Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien.[2]

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrgemeinde Gründungsjahr Kirchengebäude Bild
Aussig 1878 (1873 als Filialgemeinde von Teplitz) Apostel-Paulus-Kirche in Aussig; Jesuskirche in Türmitz (Predigtstelle) Apostel-Paulus-Kirche Aussig
Böhmisch-Budweis 1910 (1868 als Filialgemeinde von Linz) Evangelische Kirche in Böhmisch-Budweis; Bethaus in Prachatitz (Predigtstelle) Evangelische Kirche in Böhmisch-Budweis
Braunau 1905 Auferstehungskirche in Großdorf bei Braunau Evangelische Kirche in Großdorf
Brüx 1908 Evangelische Kirche in Brüx Evangelische Kirche Brüx
Deutsch-Gablonz 1838 (1820 als Filialgemeinde von Krschischlitz) Evangelische Kirche in Deutsch-Gablonz Evangelische Kirche Deutsch-Gablonz
Deutsch-Horschowitz 1908 (1901[5] als Filialgemeinde von Komotau[6]) Evangelische Kirche in Deutsch-Horschowitz; Evangelische Kirche in Woratschen (Predigtstelle) Ev. Kirche und Pfarrhaus von Deutsch-Horschowitz
Dux 1903 Lutherkirche in Dux Evangelische Kirche in Dux
Eger 1862 Friedenskirche in Eger; St. Peter und Paul in Franzensbad (Filialgemeinde) Evangelische Kirche Cheb
Falkenau an der Eger 1907 (1899[5] als Filialgemeinde von Eger[6]) Thomaskirche in Falkenau an der Eger; Evangelische Kirche in Chodau (Filialgemeinde), Erlöserkirche in Königsberg an der Eger (Filialgemeinde), Evangelische Kirche in Haberspirk (Predigtstelle) Thomaskirche in Falkenau an der Eger
Fleißen 1834 (1563 als Filialgemeinde von Brambach in Sachsen) Evangelische Kirche in Fleißen; Evangelische Kirche in Graslitz (Filialgemeinde) evangelische Kirche Fleißen
Friedland in Böhmen 1898 Erlöserkirche in Friedland in Böhmen Erlöserkirche in Friedland in Böhmen
Görkau-Rotenhaus 1858 (1824 als Filialgemeinde von Haber) Evangelische Kirche in Görkau-Rotenhaus Evangelische Kirche in Görkau-Rotenhaus
Grottau 1911 Friedenskirche in Grottau Friedenskirche Grottau
Haber 1784 Evangelische Kirche in Haber
Haida 1905 Evangelische Kirche in Haida[7] Evangelische Kirche in Haida
Hermannseifen 1783 Toleranzkirche in Hermannseifen; Evangelische Kirche in Johannisbad (Diasporagemeinde), Bethaus in Arnau (Predigtstelle) Evangelische Kirche in Johannisbad
Hohenelbe 1910 Bethaus in Hohenelbe; Evangelische Kirche in Hackelsdorf (Predigtstelle) Evangelische Kirche in Hohenelbe
Karbitz 1908 Erlöserkirche in Karbitz; Evangelische Kirche in Weschen (Predigtstelle) Erlöserkirche in Karbitz
Karlsbad 1866 (1860 als Filialgemeinde von Fleißen) Peter-und-Paul-Kirche in Karlsbad; Heilandskirche in Deutsch-Joachimsthal (Predigtstelle),[5] Erlöserkirche in Neudek (Predigtstation),[8] Evangelische Kirche in Platten (Predigtstation) Peter-und-Paul-Kirche in Karlsbad
Komotau 1878 (1849 als Filialgemeinde von Görkau-Rotenhaus) Gustav-Adolf-Kirche in Komotau ehem. Gustav-Adolf-Kirche Komotau
Leitmeritz 1906 Evangelische Kirche in Leitmeritz; Friedenskirche in Lobositz (Filialgemeinde), Evangelische Kirche in Trebnitz (Filialgemeinde) Evangelische Kirche Leitmeritz
Marienbad 1881 (zuvor Diasporagemeinde von Eger) Corpus-Christi-Kirche in Marienbad Evangelische Kirche in Marienbad
Mittel-Langenau 1916 Erlöserkirche in Mittel-Langenau Evangelische Kirche in Mittel-Langenau
Morchenstern 1910 Evangelische Kirche in Morchenstern; Bergkirche Schenkenhan in Wurzelsdorf (Predigtstelle) Bergkirchlein in Wurzelsdorf-Schenkenhahn
Pilsen 1872 (1862 als Filialgemeinde von Prag) Evangelische Kirche in Pilsen Ev. Kirche Pilsen
Prag (deutsch) 1791 Michaeliskirche in Prag Michaeliskirche in Prag
Reichenberg 1861 (zuvor Filialgemeinde von Deutsch-Gablonz) Christuskirche in Reichenberg Christuskirche Reichenberg
Rosendorf 1863 (zuvor Filialgemeinde von Haber) Evangelische Kirche in Rosendorf[9] evangelische Kirche Rosendorf
Rumburg 1860/1861 (zuvor Filialgemeinde von Haber) Evangelische Kirche in Rumburg Evangelische Kirche in Rumburg
Saaz 1908 Christuskirche in Saaz; Erlöserkirche in Podersam (Predigtstelle) Evangelische Kirche in Saaz
Schreckenstein 1903 Christuskirche in Schreckenstein Christuskirche Schreckenstein
Teplitz 1852 (1845 als Filialgemeinde von Haber) Bartholomäuskirche in Teplitz; Evangelische Kirche in Boreslau (Predigtstelle),[10] Auferstehungskirche in Klostergrab (Predigtstelle), Evangelische Kirche in Wisterschan (Predigtstelle) Bartholomäuskirche in Teplitz
Tetschen 1914 (1852 als Filialgemeinde von Haber) Christuskirche in Tetschen Christuskirche in Tetschen
Turn 1899 Christuskirche in Turn; Evangelische Kirche in Graupen (Filialgemeinde) Christuskirche Turn
Trautenau 1900 Christuskirche in Trautenau Christuskirche Trautenau
Warnsdorf 1903 Friedenskirche in Warnsdorf Evangelische Kirche in Warnsdorf
Weipert 1906[5] Evangelische Kirche in Weipert Evangelische Kirche in Weipert

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius A. Kolatschek: Die evangelische Kirche Oesterreichs in den deutsch-slavischen Ländern. Eine Darstellung des Arbeitsfeldes des evangelischen Vereins der Gustaf Adolf-Stiftung in den genannten Ländern und zugleich ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Protestantismus. Selbstverlag des Wiener Hauptvereins der Gustaf Adolf-Stiftung, Wien 1869, Kap. IX. Böhmen, S. 50–92.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erich Bernhard: Die rechtliche Organisation der Evangelischen in Böhmen seit dem Beginn ihrer Geschichte (= Abhandlungen zum Nationalitätenrecht. Band 2). M. Niemeyer, Halle (Saale) 1939, S. 46.
  2. a b Karl W. Schwarz: „Entösterreichern!“ Der Protestantismus in Tschechien nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie. Vortrag auf der Jahrestagung der Johannes-Mathesius-Gesellschaft vom 1. bis zum 3. Mai 2009 in Herrnhut. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e.V., 27. Mai 2011, abgerufen am 16. Oktober 2013.
  3. Barbara Schmid-Egger: Klerus und Politik in Böhmen um 1900 (= Wissenschaftliche Materialien und Beiträge zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder. Heft 21). Lerche, München 1974, S. 20.
  4. Barbara Schmid-Egger: Klerus und Politik in Böhmen um 1900 (= Wissenschaftliche Materialien und Beiträge zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder. Heft 21). Lerche, München 1974, S. 289.
  5. a b c d Die Gemeinden der DEKiBMS. Verzeichnis der Pfarrgemeinden, Zweiggemeinden und Predigtstellen der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e.V., 27. Mai 2011, abgerufen am 16. Oktober 2013.
  6. a b Rudolf Vrba: Oesterreichs Bedränger: Die Los-von-Rom Bewegung. Studien über politische, religiöse und sociale Zustände der Gegenwart. Selbstverlag, Prag 1903, S. 247 (archive.org [abgerufen am 16. Oktober 2013]).
  7. Die 1902 erbaute evangelische Kirche wurde 1982 durch Brand zerstört www.luzicke-hory.cz
  8. Historie našeho sboru. Sbor ČCE v Nejdku, abgerufen am 16. Oktober 2013 (tschechisch).
  9. http://www.zanikleobce.cz/index.php?obec=3839
  10. Die 1903 erbaute evangelische Kirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Wohnhaus umgebaut.