Fahne und Wappen des Kantons Nidwalden

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Fahne und Wappen des Kantons Nidwalden
Standesscheibe (1564)

Die Fahne und das Wappen des Kantons Nidwalden zeigen in Rot einen silbernen (weissen) Doppelschlüssel. Die Standesfarben sind Rot und Weiss. Das Nidwaldner Banner hatte seit dem frühen 15. Jahrhundert diese Form. Die heute verwendete grafische Darstellung des Wappens datiert auf 1944 und stammt von Louis Ruckli.[1] Von 1815 bis 1998 war Nidwalden Halbkanton des Kantons Unterwalden, mit der neuen Bundesverfassung von 1999 wird Nidwalden neu als Kanton bezeichnet und das Wappen Nidwaldens entsprechend in den Rang eines Schweizer Kantonswappens erhoben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte des Wappens ist eng verflochten mit dem Wappen von Obwalden. Obwalden und Nidwalden bildeten zusammen Unterwalden und waren unter einem gemeinsamen Banner einer der Acht Alten Orte, waren aber seit dem 14. Jahrhundert intern getrennt als zwei unabhängige Talschaften. Wichtig für die Fahnengeschichte beider Talschaften ist das Nidwaldner Fahnenbuch von 1741, eine Aufstellung der damals bekannten Feldzeichen zusammen mit der Überlieferung zu ihrer Herkunft und Bedeutung.[2]

Das Siegel von Unterwalden zeigte bereits 1240 einen Schlüssel (mit einem Bart). Der silberne Doppelschlüssel auf rotem Grund für Nidwalden erscheint erstmals im 1422 bei Arbedo mitgeführten Banner (aufbewahrt im Rathaus in Stans). Das Nidwaldner Juliusbanner von 1512 zeigte im Eckquartier (Zwickelbild) die Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes unter dem Kreuz. Vom Juliusbanner ist nur das Seidentuch erhalten, der in Gold- und Silberfäden gestickte Schlüssel sowie die Applikationen wurden 1802 geplündert; erhalten ist dagegen ein Prunkbanner aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus italienischer Produktion mit einem prächtigen Zwickelbild mit demselben Motiv.[3]

Rucklis neue Darstellung des Doppelschlüssels von 1944 wurde von Staatsarchivar Ferdinand Niederberger als sehr gelungen gelobt:[4]

«ein kräftiger, von der Mitte aus zu einem kühnen Zweihandgriff aufgebogener Rundstab, dessen beide gerade auslaufenden Enden mit den eingefügten Schlüsselbärten von einer Spange aufrecht zusammengehalten werden. Die Barteinschnitte auf den Breitseiten zeigen – wie im ältesten Nidwaldner Banner mit dem Doppelschlüssel – das schematisch angedeutete ‹heilig Rych› (Kreuz Christi mit Maria und Johannes);[5] oben und unten sind noch zwei Einschnitte. Diese Verbindung von geradlinig und rund versinnbildlicht auch den Nidwaldner Volkscharakter, der nordische Strenge mit südländischem Schwung vereinigt»

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joseph Melchior Galliker: Die Fahne von Unterwalden. In: Schweizer Archiv für Heraldik. 83. Jg., 1969, doi:10.5169/seals-763046.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Louis Mühlemann: Seit 1941 eingetretene formale Änderungen schweizerischer Kantonswappen und -fahnen. In: Archivum heraldicum. Internationales Bulletin. 87. Jg., 1973, doi:10.5169/seals-746210.
  2. Robert Durrer: Die Einheit Unterwaldens. In: Jahrbuch für schweizerische Geschichte. 35. Jg., 1910.
  3. Erhalten sind zwei farbige Zeichnungen des Juliusbanners aus dem 18. Jahrhundert. Albert und Berty Bruckner: Schweizer Fahnenbuch. 1942, Katalog Nr. 528, 529.
  4. Wappen, Siegel und Verfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Kantone. Bundeskanzlei, Bern 1948, S. 553.
  5. Der Begriff «heilig Rych» wird für das älteste erhaltene Zwickelbild von Schwyz verwendet, das nachweislich in den Burgunderkriegen 1474–1477 getragen wurde. Es handelt sich um ein bemaltes Lederstück, dass schematisch ein Kreuz, flankiert von zwei senkrechten Strichen, zeigt. Gemeinhin wurde dies als Darstellung der Arma Christi (d. h. Lanze und Schwamm) gedeutet. Hier wird dasselbe Symbol in den Einschnitten der Schlüsselbärte nun, in Anlehnung an das Nidwaldner Zwickelbild, als Andeutung der Gestalten von Maria und Johannes unter dem Kreuz interpretiert.