Faktenbox

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Unter Faktenboxen (englisch factboxes) versteht man medizinische Entscheidungshilfen, in denen Gesundheitsinformationen aus wissenschaftlichen Studien in einem prägnanten Frage-Antwort-Prinzip aufbereitet und zentrale Informationen tabellarisch und / oder grafisch dargestellt werden. Thematische Schwerpunkte sind Gegenüberstellungen von Nutzen und Schaden bei medizinischen Behandlungen, Screeningmaßnahmen oder Eingriffen.[1][2]

Format[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen sind für Laien oft schwer zu finden und zu verstehen. Bei einer Faktenbox handelt es sich um ein Format, das Gesundheitsinformationen knapp und laienverständlich aufbereitet. Nutzen und Schaden werden in absoluten Zahlen in einer Tabelle angezeigt, die ermöglicht, die Ergebnisse für Personen, die eine bestimmte Behandlung oder Intervention erhalten haben, mit den Ergebnissen für Personen zu vergleichen, die diese Behandlung nicht erhalten haben (oder die ein Placebo, z. B. eine Zuckerpille, erhalten haben). Faktenboxen verwenden keine Statistiken, die für den Leser irreführend sein könnten, wie z. B. relative Risiken, oder Fünf-Jahres-Überlebensraten für das Screening. Darüber hinaus werden medizinische Fachbegriffe und Verfahren erklärt.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorbild für Faktenboxen ist die tabellarische oder / und graphische Gegenüberstellung von Aktiva und Passive im Finanzwesen (Bilanzierung, Format Balance Sheet). Ursprünglich in den USA für Themen aus dem Arzneimittelbereich entwickelt[3], fassen Faktenboxen die beste verfügbare medizinische Evidenz zu Nutzen und Schaden von Gesundheitsmaßnahmen ausgewogen und verständlich zusammen. Dabei geben Faktenboxen grundsätzlich keine Empfehlung, sondern ermöglichen der Leserschaft, mithilfe des vermittelten Wissens eine informierte Entscheidung zu treffen.

Faktenboxen können verwendet werden, um Behandlungsalternativen mit einem Arzt zu besprechen. Darüber hinaus können zusätzliche Informationsquellen bereitgestellt werden, indem digitale Medien verwendet werden, um die in Faktenboxen enthaltenen Informationen visuell darzustellen.

Studien haben gezeigt, dass das Format das Verständnis der Menschen für gesundheitsbezogene Risikokommunikation verbessert.[4]

Faktenboxen des Harding-Zentrums für Risikokompetenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2009 entwickelt das Harding-Zemtrum für Risikokompetenz gemeinsam mit anderen Organisationen deutschsprachige Faktenboxen zu verschiedenen medizinischen Versorgungsbereichen. Bis März 2022 wurden folgende Themen bearbeitet: Impfungen (HPV-Impfung, Keuchhusten, Grippeschutzimpfung, Masern-Mumps-Röteln-Impfung), Gesundheits-Check-ups, Nahrungsergänzungsmittel, Rückenschmerzen, Antibiotika-Therapie, Krebsfrüherkennung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose des Kniegelenks, Mandeloperationen, Schwangerschaft und Geburt, Homöopathie.[5][6][7][8]

Das Harding-Zentrum beteiligt sich am Programm „Verlässliches Gesundheitswissen“ des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz (DNGK).[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michelle McDowell, Felix G. Rebitschek, Gerd Gigerenzer, Odette Wegwarth: A Simple Tool for Communicating the Benefits and Harms of Health Interventions: A Guide for Creating a Fact Box. In: MDM policy & practice. Band 1, Nr. 1, Juli 2016, ISSN 2381-4683, S. 2381468316665365, doi:10.1177/2381468316665365, PMID 30288405, PMC 6125040 (freier Volltext).
  2. Kai Kolpatzik: Faktenboxen – Wie passen Evidenz und Laienverständlichkeit zusammen? In: Public Health Forum. Band 25, Nr. 1, 1. März 2017, ISSN 1876-4851, S. 47–49, doi:10.1515/pubhef-2016-2140.
  3. Lisa M. Schwartz, Steven Woloshin, H. Gilbert Welch: The drug facts box: providing consumers with simple tabular data on drug benefit and harm. In: Medical Decision Making: An International Journal of the Society for Medical Decision Making. Band 27, Nr. 5, September 2007, ISSN 0272-989X, S. 655–662, doi:10.1177/0272989X07306786, PMID 17873258.
  4. Andrea J. Loizeau, Nathan Theill, Simon M. Cohen, Stefanie Eicher, Susan L. Mitchell: Fact Box decision support tools reduce decisional conflict about antibiotics for pneumonia and artificial hydration in advanced dementia: a randomized controlled trail. In: Age and Ageing. Band 48, Nr. 1, 1. Januar 2019, ISSN 1468-2834, S. 67–74, doi:10.1093/ageing/afy149, PMID 30321268, PMC 6322502 (freier Volltext).
  5. Faktenboxen | Harding-Zentrum für Risikokompetenz. Abgerufen am 24. März 2022.
  6. AOK-Faktenboxen | AOK - Die Gesundheitskasse. Abgerufen am 24. März 2022 (deutsch).
  7. Faktenboxen. Helsana Versicherung (Schweiz), abgerufen am 24. März 2022.
  8. Faktenboxen. In: GWQ Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Januar 2022; abgerufen am 24. März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gwq-serviceplus.de
  9. Gesundheitsinformationen, Qualität von Internetportalen. 5. März 2022, archiviert vom Original am 5. März 2022; abgerufen am 24. März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dngk.de