Falcon Lake (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Falcon Lake
Produktionsland Kanada, Frankreich
Originalsprache Französisch, Englisch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 100 Minuten
Stab
Regie Charlotte Le Bon
Drehbuch Charlotte Le Bon,
François Choquet
Produktion Sylvain Corbeil,
Julien Deris,
David Gauquié,
Nancy Grant
Kamera Kristof Brandl
Schnitt Julie Léna
Besetzung

Falcon Lake ist ein Filmdrama von Charlotte Le Bon, das im Mai 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes seine Premiere feierte. Der Film basiert auf der Graphic Novel Une Soeur von Bastien Vivès.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind Sommerferien im kanadischen Québec, und der 13-jährige Bastien bezieht mit seinem kleinen Bruder und seinen Eltern eine Hütte am Falcon Lake, wo auch Freunde der Familie den Sommer verbringen. Bastien interessiert sich vor allem für Chloé, die Tochter des Freundespaares seiner Eltern. Er wird gemeinsam mit der 16-Jährigen in ein Zimmer einquartiert. Sie soll ein wenig auf ihn aufpassen und tut das eher widerwillig. Schnell ist sie fast so etwas wie eine große Schwester für ihn, nimmt Bastien mit auf Partys und animiert ihn zum Tanzen. Nicht nur diese Dinge sind für den Pubertierenden interessant, sondern auch Chloés Busen. Sie wird auch der Grund für seinen ersten feuchten Traum.[1][2]

Literarische Vorlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film basiert auf der Graphic Novel Une Soeur von Bastien Vivès

Der Film basiert auf der Graphic Novel Une Soeur von Bastien Vivès aus dem Jahr 2017, die im Deutschen unter dem Titel Eine Schwester veröffentlicht wurde.[3] Darin heißt der gerade 13 Jahre alt gewordene Protagonist Antoine und verbringt die Sommerferien wie jedes Jahr mit seiner Familie am Meer. Die Tochter der Freunde seiner Eltern, die seine sexuelle Begierde weckt, heißt Hélène. Sie trägt Sonnenbrille und enganliegende Kleidung, raucht heimlich, klaut abends beim Weinfest eine halbleere Flasche und lädt den schüchternen Antoine zum heimlichen Mittrinken ein. So ist sie insgesamt viel näher am geheimnisvollen Erwachsenen-Universum als Antoine. Die Handlung erstreckt sich über eine Woche.[3][4]

Timur Vermes bemerkt in seiner Kritik im Spiegel, die Figuren seien erstklassig. So sei Titi ein nervig-charmanter kleiner Bruder, noch ganz in dem Alter, aus dem Antoine ohne es zu merken gerade herauswächst. Dass sich Antoine so ernsthaft um seinen kleinen Bruder kümmert, sei wiederum der Schlüssel dafür, dass ihn Hélène ernst nimmt. Vivès sei schon immer ein sensationeller Zeichner gewesen, so Vermes, aber so reduziert wie in Une Soeur habe er nicht mal in Polina gearbeitet: „Schwarz-weiß, dazu zweierlei Sorten Grau zur Schattierung, fertig. Hélènes Kopf besteht manchmal nur noch aus drei Linien, und dennoch ist alles da, Körperhaltung, Gefühl, die Blicke, obwohl Vivès oft gar keine Augen zeichnet.“[4]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie und Drehbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regisseurin Charlotte Le Bon

Regie führte die kanadische Schauspielerin Charlotte Le Bon, die gemeinsam mit François Choquet auch Vivès' Graphic Novel für den Film adaptierte. Es handelt sich um ihr Regiedebüt bei einem Spielfilm.[5] Le Bon wuchs in Quebec auf, begann im Alter von 16 Jahren mit dem Modeln und verließ Kanada mit 19 Jahren. Nachdem sie 2011 ihren Modelberuf beendet hatte, zog sie nach Paris, wo sie kurz darauf als Wetteransagerin Miss Météo für die Fernsehsendung Le Grand Journal auf Canal+ gecastet wurde. Als Schauspielerin arbeitete sie mit Regisseuren wie Michel Gondry und Jalil Lespert zusammen.[5]

Als Einflüsse für Falcon Lake nannte die Regisseurin My Summer of Love von Paweł Pawlikowski und Call Me by Your Name von Luca Guadagnino, aber auch den Psychothriller Take Shelter von Jeff Nichols.[6] Neben den Änderungen der Namen der Figuren verlegte sie die Geschichte vom Meer an den titelgebende Falcon Lake. Dieser befindet sich östlich von Winnipeg im Whiteshell Provincial Park in der kanadischen Provinz Manitoba.

Besetzung und Dreharbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nachwuchsschauspieler Joseph Engel und Sara Montpetit spielen in den Hauptrollen Bastien und Chloé.[7] Engel ist Franzose, und es handelt sich um seine vierte Filmrolle. Montpetit debütierte im Jahr 2021 in der Titelrolle in dem Filmdrama Maria Chapdelaine von Sébastien Pilote.[8] In weiteren Rollen sind Monia Chokri als Violette, Arthur Igual als Romain, Karine Gonthier-Hyndman als Louise, Anthony Therrien als Oliver und Thomas Laperriere als Bastiens kleiner Bruder Titi zu sehen.

Die Dreharbeiten wurden am 23. Juli 2021 im Forêt mixte laurentienne in Quebec begonnen, einem Mischwald zwischen den Großen Seen und den Appalachen.[8] Dort drehte man unter anderem am Lake Harrington und nutzte eine Hütte als Kulisse für das Feriendomizil der Familien. Den Sumpf in der Nähe der Hütte ließ man so aussehen, als könne es sich auch um einen See handeln. Die Szenenbildner bauten an der Hütte eine Veranda. Die Aufnahmen wurden nach 26 Drehtagen beendet.[9] Als Kameramann fungierte Kristof Brandl, der zuletzt für A Brixton Tale von Darragh Carey und Bertrand Desrochers tätig war.

Filmmusik und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Musik für den Film stammt von Shida Shahabi und Wilhelm Brandl.[10]

Die Premiere von Falcon Lake erfolgte am 22. Mai 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, wo der Film in der Quinzaine des réalisateurs gezeigt wurde.[11] Im Jahr 2018 wurde dort auch Le Bons Kurzfilm Judith Hôtel vorgestellt.[12] Ende Juni 2022 wurde Falcon Lake beim Filmfest München gezeigt[13] und im Juli 2022 beim Neuchâtel International Fantastic Film Festival.[14] Im August 2022 wurde er beim Melbourne International Film Festival vorgestellt[15] und im September 2022 beim Toronto International Film Festival. Ende September 2022 wurde er beim Calgary International Film Festival vorgestellt.[16] Anfang Oktober 2022 wurde er beim Vancouver International Film Festival gezeigt[17] und hiernach beim Chicago International Film Festival, bei der Semana Internacional de Cine de Valladolid und beim Schlingel Film Festival.[18][19][20] Ende November, Anfang Dezember 2022 wurde er beim Torino Film Festival vorgestellt.[21] und hiernach beim Red Sea International Film Festival.[22] Anfang März 2023 wurde er beim Miami Film Festival[23] und im Mai 2023 beim Seattle International Film Festival gezeigt.[24] Am 2. Juni 2023 kam der Film in ausgewählte US-Kinos.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 98 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,6 von 10 möglichen Punkten.[25]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calgary International Film Festival 2022

  • Nominierung im Canadian Narrative Competition
  • Nominierung im Emerging Canadian Artist Competition

Canadian Screen Awards 2023

  • Nominierung als Bester Spielfilm
  • Nominierung für die Beste Regie (Charlotte Le Bon)
  • Nominierung für das Beste adaptierte Drehbuch (Charlotte Le Bon)
  • Nominierung für die Beste Hauptrolle (Joseph Engel)
  • Nominierung für die Beste Nebenrolle (Sara Montpetit)
  • Auszeichnung mit dem John Dunning Best First Feature Film Award (Charlotte Le Bon)[26][27]

César 2023

  • Nominierung als Bester Debütfilm (Charlotte Le Bon)

Chicago International Film Festival 2022

  • Nominierung im New Directors Competition (Charlotte Le Bon)

Festival des amerikanischen Films 2022

  • Auszeichnung mit dem Prix d'Ornano-Valenti[28]

Filmfest München 2022

  • Nominierung im Wettbewerb Cinevision[13]

Internationale Filmfestspiele von Cannes 2022

Jerusalem Film Festival 2022

  • Nominierung als Bestes internationales Filmdebüt (Charlotte Le Bon)[29]

Louis-Delluc-Preis 2022

  • Auszeichnung als Bestes Filmdebüt[30]

LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans 2022

  • Auszeichnung als Bester Spielfilm in der Sektion 13+[31]

Miami Film Festival 2023

  • Nominierung für den Jordan Ressler First Feature Award[23]

Semana Internacional de Cine de Valladolid 2022

  • Nominierung im Hauptwettbewerb[19]

Vancouver International Film Festival 2022

  • Auszeichnung als Beste Nachwuchsregisseurin (Charlotte Le Bon)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ↑ Gaël Martin: Falcon Lake : L’étrange sucrerie de Charlotte Le Bon. In: cinematraque.com, 28. Mai 2022. (französisch)
  2. ↑ Roland Meier: Filmkritik: Die Intensität der ersten Liebe. In: outnow.ch, 1. Juni 2022.
  3. ↑ a b Eine Schwester. (Memento vom 9. August 2022 im Internet Archive) In: reprodukt.com. Abgerufen am 3. Juni 2022.
  4. ↑ a b Timur Vermes: Graphic Novel „Eine Schwester“: Zauberhaftes Geknister. In: spiegel.de, 25. Mai 2018.
  5. ↑ a b Charlotte Le Bon. In: quinzaine-realisateurs.com. Abgerufen am 3. Juni 2022. (französisch)
  6. ↑ Steph Green: Falcon Lake – first-look review. In: lwlies.com, 23. Mai 2022.
  7. ↑ Nathalie Hayter und Anne Le Hars: Festival de Cannes. A la 75e minute du film «Falcon Lake» de Charlotte Le Bon avec Joseph Engel et Sara Montpetit. In: francetvinfo.fr, 22. Mai 2022. (französisch)
  8. ↑ a b Début de tournage pour 'Falcon Lake'. In: lapresse.ca, 29. Juli 2021. (französisch)
  9. ↑ Tournage au cœur de la forêt laurentienne. In: lapresse.ca, 10. August 2021. (französisch)
  10. ↑ FALCON LAKE. In: CIFF. Abgerufen am 23. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).
  11. ↑ Falcon Lake. In: quinzaine-realisateurs.com. Abgerufen am 3. Juni 2022.
  12. ↑ Falcon Lake à la Quinzaine des réalisateurs. In: filmsquebec.com, 20. April 2022. (französisch)
  13. ↑ a b Falcon Lake. In: filmfest-muenchen.de. Abgerufen am 9. Juni 2022.
  14. ↑ Falcon Lake. In: nifff.ch. Abgerufen am 16. August 2022.
  15. ↑ Falcon Lake. In: miff.com. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  16. ↑ Falcon Lake. In: ciffcalgary.ca. Abgerufen am 21. September 2022.
  17. ↑ VIFF announces 2022 films for Panorama, Northern Lights, and Short Forum. (Memento vom 6. Oktober 2022 im Internet Archive) In: deed.news, 14. September 2022.
  18. ↑ Falcon Lake. In: chicagofilmfestival.com. Abgerufen am 23. September 2022.
  19. ↑ a b Alfonso Rivera: Valladolid once again welcomes an interesting selection of filmmakers for its 67th Seminci. In: cineuropa.org, 13. Oktober 2022.
  20. ↑ Falcon Lake. In: ff-schlingel.de. Abgerufen am 6. Oktober 2022.
  21. ↑ Vittoria Scarpa: Steve Della Casa’s Torino Film Festival aims to pack out cinemas. In: cineuropa.org, 22. November 2022.
  22. ↑ Red Sea: Competition. In: redseafilmfest.com. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  23. ↑ a b Navid Nikkhah Azad: 2023 Miami Film Festival unveils Linup 2023. (Memento vom 31. Januar 2023 im Internet Archive) In: deed.news, 31. Januar 2023.
  24. ↑ Falcon Lake. In: siff.net. Abgerufen am 26. April 2023.
  25. ↑ Falcon Lake. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  26. ↑ Falcon Lake. In: academy.ca. Abgerufen am 22. Februar 2023.
  27. ↑ Falcon Lake. In: academy.ca. Abgerufen am 17. September 2023.
  28. ↑ Deauvile 48 Awards announced. In: filmfestivals.com, 10. September 2022.
  29. ↑ Falcon Lake. In: jff.org.il. Abgerufen am 5. August 2022.
  30. ↑ Fabien Lemercier: 'Saint Omer' and 'Pacifiction' receive the Louis-Delluc prize ex-aequo. In: cineuropa.org, 1. Dezember 2022.
  31. ↑ 'Dounia & The Princess of Aleppo', 'Falcon Lake' und 'Tori and Lokita' als beste Filme bei LUCAS #45 ausgezeichnet. In: lucas-filmfestival.de. Abgerufen am 20. Oktober 2023.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Falcon_Lake_(Film)&oldid=243258599“