Fathers 4 Justice

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Fathers 4 Justice (dt. „Väter für Gerechtigkeit“), kurz auch F4J genannt, ist eine Lobbygruppe[1][2] mit Aktionsgruppen in Großbritannien, den Niederlanden, den USA, Kanada, Australien, Italien und Schweden. Sie tritt ein für gemeinsames Sorgerecht, Familienrechtsreformen und Vaterrechte.

Ein Markenzeichen der F4J-Aktionen ist, dass sie immer gut organisiert sind und effektvoll öffentliches Aufsehen erregen. Die Aktionen sind oft als Medienspektakel inszeniert und werden als militant betrachtet, obwohl die „Fathers 4 Justice“ sich selbst als harmlos bezeichnen.[3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2004[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2004 sorgte die sechsstündige Besetzung eines Balkons des Buckingham Palace durch einen als Batman verkleideten Vater für ein weltweites Medienecho.

Am 19. Mai 2004 wurde Premierminister Tony Blair im Unterhaus mit Kondomen, die mit lila Mehl gefüllt waren, beworfen.[5] Ziel der „Guerilla“-Aktionen war es, auf die aus Sicht der „Fathers 4 Justice“ nahezu rechtlose Lage von Vätern aufmerksam zu machen und somit Politiker unter Druck zu setzen, Gesetzesänderungen im Familienrecht herbeizuführen.[6]

Im Mai 2004 schrieb The Times: „Nur 18 Monate nach ihrer Gründung ist diese Gruppe die bekannteste Guerilla-Interessengruppe in Großbritannien“.

2005[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der BBC wurde die Gruppe im März 2005 als „die weltweit am stärksten wachsende Interessengruppe“ bezeichnet.

Aufgrund der Militanz und krimineller Vergehen einiger Mitglieder, die in der Öffentlichkeit für starken Unmut sorgten, kam es Ende 2005 zu Streitigkeiten innerhalb der Gruppe. 40 Männern wurde Ende 2005/Anfang 2006 die Mitgliedschaft in der Organisation entzogen. Unmittelbarer Anlass war ein Komplott einiger F4J-Mitglieder, den damals fünfjährigen Sohn von Premierminister Tony Blair zu entführen. Die ausgeschlossenen Mitglieder gründeten die Real Fathers 4 Justice.[7][8] Sie wollen noch radikaler sein als Gründervater Matt O’Connor, der zwar sagt, er führe seine Organisation wie eine militärische und nicht wie eine demokratische Organisation, aber in letzter Zeit mehr auf Verhandlungen setzt.

Die britischen „Fathers 4 Justice“ haben im Frühjahr 2005 ein Banner mit der Parole „Im Namen des Vaters“ an der Kuppel der Londoner St Paul’s Cathedral angebracht, um für ein aus ihrer Sicht gerechteres Umgangsrecht zu demonstrieren.

2006[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2006 schafften es die F4J-Familienrechts-Aktivisten, während der BBC-Liveübertragung der landesweiten Lotterie-Ziehung ihren Protest öffentlichkeitswirksam mit der Stürmung der Studiobühne aus dem Zuschauerraum heraus direkt vor der Ausstrahlung des Eurovision Song Contest zu platzieren. Die BBC strengte anschließend eine Untersuchung zu den Sicherheitsmaßnahmen im Fernsehstudio an.

2007[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 2007 wurde in Deutschland der Verein Väter für Gerechtigkeit gegründet.

2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 15. August 2008 verursachte der F4J-Aktivist Geoffrey Hibbert als Batman kostümiert einen mehr als 10 Meilen langen Stau im Berufsverkehr durch das Erklimmen des Gerüstes für die Fahrbahnbeschilderung auf der M25 in Richtung des Londoner Flughafens Heathrow, mehrstündiges Ausharren und Anbringen eines Protest-Transparentes gegen die Benachteiligung in der Familienrechtspraxis.

2010[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2010 wurde das bronzezeitliche Uffington White Horse, ein wichtiges vorgeschichtliches Bodendenkmal in Oxfordshire (Distrikt Vale of White Horse), durch Beschmieren mit lila Farbe beschädigt. In unmittelbarer Nähe wurde ein Transparent der F4J entdeckt. Sprecher der New Fathers 4 Justice wie auch der Real Fathers 4 Justice distanzierten sich allerdings von der Tat.

2013[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2013 besprühte ein Aktivist ein Porträt von Elisabeth II. in der Westminster Abbey.[9]

Prominente Unterstützer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prominente Unterstützung erfährt „Fathers 4 Justice“ u. a. durch Bob Geldof, der selbst nach seiner Scheidung von Paula Yates 1996 bis kurz vor deren Drogentod 2000 in einem langen Rechtsstreit das Sorgerecht für die drei gemeinsamen Töchter erkämpfte.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mellisa Blais, Francis Dupuis-Déri: Masculinism and the Antifeminist Countermovement. In: Social Movement Studies. Band 11, Nr. 1, 2012, S. 1–19, doi:10.1080/14742837.2012.640532.
  • Jocelyn Elise Crowley: Fathers' Rights Groups, Domestic Violence and Political Countermobilization. In: Social Forces. Band 88, Nr. 2, 2009, S. 723–755, doi:10.1353/sof.0.0276.
  • Robert A. Kenedy: Fathers for Justice: The Rise of a New Social Movement in Canada as a Case Study of Collective Identity Formation. Caravan Books, Ann Arbor 2005, ISBN 0-88206-515-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wyn Grant: Pressure Politics: A Politics of Collective Consumption? In: Parliamentary Affairs. 58, Nr. 2, 2005, S. 366–379. doi:10.1093/pa/gsi028
  2. Ana Jordan: ‘Every Father is a Superhero to His Children’: The Gendered Politics of the (Real) Fathers 4 Justice Campaign. In: Political Studies. doi:10.1111/j.1467-9248.2012.01008.x
  3. Melissa Blais, Francis Dupuis-Déri: Masculinism and the Antifeminist Countermovement. In: Social Movement Studies. Vol. 11, No. 1, 21–39, Januar 2012, S. 26.
  4. Lynne Harne: Violent Fathering and the Risks to Children. The Need for Change. Policy Press, University of Bristol, 2011, ISBN 978-1-84742-211-8, S. 60.
  5. Blair hit during Commons protest. In: BBC News. 19. Mai 2004.
  6. Jonathan Thompson, Sophie Goodchild: Fathers 4 Justice Militants Vow to Strike Back on D (for Dads') Day. In: The Independent on Sunday. 23. Mai 2004.
  7. Jocelyn Elise Crowley: Defiant Dads: Fathers' Rights Activists in America. Cornell University Press, Ithaca 2008, ISBN 978-0-8014-4690-0, S. 95.
  8. Michael Rush, Philip James Giddings: The Palgrave review of British politics 2006. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2007, ISBN 978-0-230-00259-3, S. 63 f.
  9. Westminster Abbey: Verzweifelter Vater besprüht Porträt der Queen. auf: spiegel.de, 13. Juni 2013.
  10. Cornelia Färber: Popgeschichte: Vor zehn Jahren starb Paula Yates. (Memento des Originals vom 17. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derwesten.de In: Der Westen. vom 16. September 2010, abgerufen am 15. Mai 2014.