Federigo Griso

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Das Wappen der Familie Grisone[1]

Federigo Griso, auch Federico Grisone oder Federigo Grisone (* 1507; † 1570), war ein italienischer Reitmeister.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er stammte aus einer adligen neapolitanischen Familie und lehrte an der 1532 gegründeten und damals in Westeuropa einflussreichen Neapolitanischen Reitschule. Seine Reitlehre Ordini di Cavalcare erschien 1550 und war die erste Abhandlung über die Reitkunst, die jemals gedruckt wurde.[2] Sein Werk ist auch insofern innovativ, als dass es die erste Abhandlung ist, die sich ausführlich der Ausbildung des Pferdes widmet. Dieser Aspekt wurde in früheren europäischen Werken über Pferde, Pferdehaltung, Hippiatrie und verwandte Themen meist nur sehr kurz besprochen. Durch sein Buch, das innerhalb weniger Jahrzehnte zahlreiche Auflagen und Übersetzungen erfuhr, wurde er in ganz Europa bekannt und erhielt schon von Zeitgenossen den Titel „Vater der Reitkunst“.[3][4] Zu seinen Lehrern zählten, wie sein Zeitgenosse Pirro Antonio Ferraro schreibt, Giovan Girolamo Monaco und Cola Pagano.[5]

Grisone wird heute oft sehr kritisch beschrieben, meist von Autoren, die sein Werk nicht im Original oder einer guten Übersetzung gelesen haben. Zwar beschreibt er z. T. drastische Strafen, nennt sie aber immer das letzte Mittel und legt Wert darauf, das Training nach erfolgter Korrektur eines Fehlverhaltens sofort mit Lob zu beenden. Außerdem schreibt er über die Strafmethoden, nachdem er sie aufgezählt hat:

„ein Reiter von guter Disziplin wird diese Dinge nicht brauchen, weil er den Effekt durch sein Können in anderer Weise erzielen wird.“[6][2]

Cannone - Eine der 50 Kandaren, die Grisone in Ordini di cavalcare zeigt, Druck von 1550.

In seinem Buch finden sich außerdem zahlreiche Abbildungen verschiedener Kandaren, die von manchen als Folterinstrumente und Gewaltmittel interpretiert werden. Grisone schreibt aber:

„Es scheint mir, dass ich Ihnen mitteilen muss, dass sie vermeiden sollten, was viele tun: viele verschiedene harte Zäumungen für das Pferd zu gebrauchen, weil sie denken, das Pferd damit leicht anhalten zu können und nicht merken, dass das Pferd dadurch sehr verärgert wird. Also ist es ein schwerwiegender Fehler, der es unmöglich macht endgültige Vollkommenheit zu erlangen. Stattdessen wird mit guter Kunst, wahrer Disziplin und angenehmer Zäumung dem Pferd ein gleichmäßiger Kontakt ermöglicht und die Anlehnung gesichert.“[7][8]

Erste Kritik für die Aufnahme roher Korrekturmethoden in sein Werk erntete Grisone allerdings bereits von Zeitgenossen, wie z. B. von Claudio Corte in Il cavallerizzo (erstmals erschienen 1562).

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ordini di cavalcare 1550 (siehe Weblinks und Literatur)
  • Razze del Regno / raccolte in questo volume / brevemente da federigo grisone gentilhuomo napoletano / Ove appresso dona molti belli / avisi convenienti alla cognitione de, i, polletri et al governo et reggere / di ogni cavallo. (bisher unveröffentlicht)[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Federico Grisone: Federico Grisone's The Rules of Riding. An Edited Translation of the First Renaissance Treatise on Classical Horsemanship. Hrsg. Elizabeth M. Tobey. Medieval & Renaissance Texts & Studies, Bd. 454. Arizona Center for Medieval and Renaissance Studies, Tempe 2014, ISBN 978-0-86698-505-5.
  • Giovanni Battista Tomassini: The Italian Tradition of Equestrian Art. A Survey of the Treatises on Horsemanship from the Renaissance and the Centuries following. Xenophon Press, Franktown 2014, ISBN 978-0-933316-38-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Scipione Mazella Napolitano: Descittione del Regno di Napoli. Gio. Battista Cappelli, Neapel 1586, S. 716.
  2. a b Giovanni Battista Tomassini: The Italian Tradition of Equestrian Art. A Survey of the treatises on Horsemanship from the Renaissance and the Centuries Following. 1. Auflage. Xenophon Press, Franktown/Virginia 2014, ISBN 978-0-933316-38-6, S. 79/101.
  3. Sylvia Loch: Reitkunst im Wandel von der klassischen Lehre zum Dressursport. 1. Auflage. Kosmos, Stuttgart 1995, ISBN 3-440-06914-1, S. 42.
  4. Alois Podhajsky: Die klassische Reitkunst. 2. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-09777-3, S. 12.
  5. Pirro Antonio Ferraro: Libro di Mariscalcheria. Biblioteca Nacional de España, BNE, mss. Riservato 10116, Madrid 1560, S. 51v.-53r.
  6. 'Gli ordini di cavalcare' - Digitalisat | MDZ (S. 190). Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  7. 'Gli ordini di cavalcare' - Digitalisat | MDZ (S.127). Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  8. Barbara Welter-Böller, Marion Wilimzig: Grisone – Eine Begegnung. Schon gehört? Folge 2. Audible-Hörbuch 2021. Kapitel 4.
  9. Giovanni Battista Tomassini: The breeds of the Kingdom. An unpublished manuscript by Federico Grisone (Part 1). In: Works of Chivalry. 14. Juli 2014, abgerufen am 15. Dezember 2022 (englisch).