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Feld-Kresse

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Feld-Kresse

Feld-Kresse (Lepidium campestre)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Gattung: Kressen (Lepidium)
Art: Feld-Kresse
Wissenschaftlicher Name
Lepidium campestre
(L.) W.T.Aiton

Die Feld-Kresse[1][2] (Lepidium campestre) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kressen (Lepidium) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).[3][4][5]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stängel und Stängelblätter
Habitus
Blütenstand mit Blüten im Detail
Fruchtstand
Schötchen
Illustration
Illustration aus Flora Batava, Volume 9

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Feld-Kresse handelt es sich um eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 12 bis 50 (8 bis 60) Zentimetern erreicht.[1][2][4] Die oberirdischen Pflanzenteile sind dicht mit ausgebreiteten Trichomen rau behaart (Indument).[3][6] Der aufrechte Stängel, der kurz abstehend flaumig-filzig behaart ist[2], ist einfach oder im oberen Bereich typischerweise bogig mit beblätterten Ästen verzweigt.[1][6][7]

Die Laubblätter sind grundständig und wechselständig am Stängel verteilt angeordnet. Die Grundblätter sind 0,5 bis meist 1,5 bis 6 Zentimeter lang gestielt.[3][6] Die Blattspreite der Grundblätter sind bei einer Länge von 2 bis 6 (1 bis 8) Zentimetern sowie einer Breite von 0,5 bis 1,5 Zentimetern verkehrt-lanzettlich oder länglich mit sich verschmälernden Spreitenbasis und stumpfem oder fast spitzem oberen Ende; ihr Blattrand ist glatt, unregelmäßig fiederteilig oder leierförmig.[3][6] Die Stängelblätter sind sitzend. Die Blattspreite der Stängelblätter ist bei einer Länge von 1 bis 4 (0,7 bis 6,5) Zentimetern sowie einer Breite von 5 bis 10 (2 bis 15) Millimetern länglich, lanzettlich oder schmal-dreieckig-lanzettlich mit pfeilförmiger bis geöhrter Spreitenbasis und spitzem oder fast stumpfem oberen Ende; ihr Blattrand ist gezähnt oder fast glatt.[6][1] Die mittleren und oberen Stängelblätter sind mit ihrem pfeilförmigen Spreitengrund stängelumfassend.[1][2]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit der Feld-Kresse liegt in den Monaten Mai bis Juli; in Deutschland und in China reicht sie von Mai bis Juni.[1][2][6] In einem anfangs schirmtraubigen, später durch deutliche Streckung der mit ausgebreiteten Trichomen rau behaarten, geraden Blütenstandsachse bis zur Fruchtreife, traubigen Blütenstand stehen viele Blüten zusammen.[3][6] Es sind keine Tragblätter vorhanden.[6]

Die zwittrige[1] Blüte ist vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier aufrechten bis aufsteigenden, behaarten bis glatten Kelchblätter sind länglich bei einer Länge von (selten 1 bis) meist 1,3 bis 1,8 Millimetern sowie einer Breite von 0,6 bis 0,8 Millimetern.[3][6] Die vier weißen[2][8] Kronblätter sind in Nagel und Platte gegliedert.[3] Die Kronblätter sind bei einer Länge von meist 1,8 bis 2,5 (1,5 bis 3)[1] Millimetern sowie einer Breite von (0,2 bis) meist 0,5 bis 0,7 Millimetern spatelförmig mit gerundetem oberen Ende.[3][6] Der Nagel ist 0,6 bis 1 Millimeter lang.[3] Es sind sechs Staubblätter vorhanden.[3] Die meist kahlen Staubfäden sind meist 1,5 bis 1,8 (1,2 bis 2) Millimeter lang.[3][6] Die Staubbeutel sind länglich bei einer Länge von 0,3 bis 0,5 Millimetern.[3][6] Der kurze Griffel endet in einer kopfigen, gelblichen Narbe.[6]

Die horizontal von der Fruchtstandsachse abstehenden, mit einem Durchmesser von 0,3 bis 0,4 Millimeter schlanken, geraden bis etwas gekrümmten Fruchtstiele sind 4 bis 8 (3 bis 10) Millimeter lang und rau oder flaumig behaart.[3][6] Die bei einer Länge von meist 5 bis 6 (4 bis 7) Millimetern sowie einem Durchmesser von 3 bis, meist 4 bis 5 Millimetern länglichen bis eiförmigen oder breit-länglichen, abgeflachten oder beckenförmigen Schötchen sind von der Mitte ausgehend gekrümmt und bis zum selten 0.2 bis, meist 0,4 bis 0,6 Millimetern ausgerandetem oberen Ende 1 bis 2 Millimeter breit geflügelt.[1][2][3][6] Bei den reifen Früchten ragt der kurze Griffel, der ab der Basis mit den Flügeln verwachsen ist, mit einer Länge von 0,2 bis 0,5, selten bis zu 0,7 Millimetern kaum oder nicht aus der Ausrandung hervor, der freie Teil ist 0,2 bis 0,5,[1] selten bis zu 0,7 Millimeter lang.[6] Für diese Art typisch sind die schuppenförmigen Bläschen, die die Fruchtklappen dicht bedecken.[1][6] Jedes Fruchtfach enthält nur einen Samen. Die dunkelbraunen Samen sind bei einer Länge von 2 bis 2,3, selten bis zu 2,8 Millimetern sowie einen Durchmesser von 1 bis 1,4 Millimetern eiförmig[3] oder länglich, papillös und ungeflügelt.[6] Die Fruchtreife erfolgt von Juni bis August.[6]

Chromosomensatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt x = 8; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 16 vor.[1][2][3][6][9][10][11]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Feld-Kresse handelt es sich um einen mesomorphen bis skleromorphen, monokarpen Hemikryptophyten[2] oder meist Therophyten,[1] der oft als winterannuelle Pflanze gedeiht.[12]

Die Blüten sind oft leicht protogyn, dabei sind zuerst weiblich Blütenorgane fertil, danach auch die männlichen, mit deutlicher Überlappung.[1] Es liegt Selbstkompatibilität vor, Selbstbefruchtung führt also erfolgreich zum Samenansatz.[1] Es erfolgt meist spontane Selbstbestäubung innerhalb einer Blüte.[1] Blütenökologisch handelt es sich um Scheibenblumen mit nur wenig halbverborgenem Nektar, wobei sich die Nektarien an der Basis der Staubblätter befinden.[1] Als Bestäuber kommen Syrphiden, Bienen und Falter in Frage.[1] Die Feld-Kresse ist obligat autogam, es erfolgt obligate Selbstbefruchtung.[1]

Die Ausbreitung der Diasporen kann absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen (Hemerochorie) erfolgen oder durch den Wind (Anemochorie).[1] Die bei der Reife horizontal stehenden Schötchen platzen durch auffallenden Regen und die Samen werden ausgeschleudert, die Schötchen wirken sich also als Regenballist.[12]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Feld-Kresse reicht von Europa bis Westasien und den Kaukasusraum.[13] Es gibt Fundortangaben für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien, Sardinien, Sizilien, Korsika, Frankreich, Malta, Gibraltar, Andorra, Spanien,[9] das Vereinigte Königreich, Irland, Dänemark, das südliche Schweden, Belgien, die Niederlande, Polen, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Serbien, Kroatien, Bosnien und Herzegovina, Montenegro, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Nordmazedonien, Griechenland, die Türkei, Ciskaukasien, Aserbaidschan, Georgien, Dagestan, die Ukraine und die Krim.[13] Sie kommt in fast ganz Europa vor, ist aber in manchen Ländern Nord- und Osteuropas ein Neophyt[13][14], wie auch in Südafrika, Nordamerika,[4] nordöstlichen China, Japan, Australien und Neuseeland.[13]

In Deutschland ist die Feld-Kresse allgemein verbreitet, örtlich ist sie jedoch recht selten zu finden. In Österreich kommt sie im pannonischen Gebiet häufiger vor, ist ansonsten aber selten. In der Schweiz ist sie allgemein verbreitet und gedeiht in Äckern, an Wegränder, Schuttplätzen in der kollin-montanen, seltener bis in subalpiner Höhenstufe.[2] Sie steigt am Plettenberg auf der Schwäbischen Alb in einer Höhenlage von bis zu 1000 Meter auf.[15] Sie wurde auch einmal an der Berninastraße in Höhenlagen von 2050 Metern beobachtet.[7]

Lepidium campestre gedeiht in Schutt- und Ackerunkrautgesellschaften, vor allem in Pflanzengesellschaften des Verbands Fumario-Euphorbion, aber auch in denen des Verbands Sisymbrion.[10] Sie gedeiht am besten auf mäßig trockenen bis frischen, nährstoff- und basenreichen, humosen Lehm- oder Tonböden.[10]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.[2]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die grünen Pflanzenteile können roh oder gegart gegessen werden.[7] Die unreifen Schötchen und die Samen können zum Würzen verwendet werden.

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Samen enthalten das Senfölglycosid Glucosinalbin.[7]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen Thlaspi campestre durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 646–647.[16] Die Neukombination zu Lepidium campestre (L.) W.T.Aiton wurde 1812 durch William Townsend Aiton in W. Aiton und W. T. Aiton: Hortus Kewensis ..., 2. Auflage, Band 4, S. 88 veröffentlicht.[3][5][16] In mancher Literatur ist Robert Brown als Autor angegeben, er wurde bei den Brassicaceae als Autor von Aitons Hortus Kewensis ..., 2. Auflage betrachtet, aber im Werk selbst gibt es keinen Hinweis darauf; deshalb wurde in Shenzhen ICN 46, Note 5, Ex. 25 Aiton als Autor des Artnamens festgelegt.[13] Weitere Synonyme für Lepidium campestre (L.) W.T.Aiton sind: Iberis campestris (L.) Wallr., Lasioptera campestris (L.) Andrz., Lepia accedens (Jord.) Fourr., Lepia campestris (L.) Desv., Lepia campicola (Jord.) Fourr., Lepia errabunda (Jord.) Fourr., Lepidium accedens Jord., Lepidium campicolum Jord., Lepidium denticulatum Sennen, Lepidium errabundum Jord., Lepidium vagum Jord., Neolepia campestris (L.) W.A.Weber.[5]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Lepidium campestre (L.) R. Br., Feld-Kresse. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j k Lepidium campestre (L.) R. Br. L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 26. September 2022.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q Ihsan A. Al-Shehbaz, John F. Gaskin: Lepidium. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae. Oxford University Press, New York und Oxford, 2010, ISBN 978-0-19-531822-7. Lepidium campestre (Linnaeus) W. T. Aiton in W. Aiton and W. T. Aiton., S. 570 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. a b c Ihsan A. Al-Shehbaz, 2012: Datenblatt Lepidium campestre In: Jepson Flora Project (Hrsg.) Jepson eFlora.
  5. a b c M. A. Koch et al.: Datenblatt Lepidium campestre bei BrassiBase - Tools and biological resources to study characters and traits in the Brassicaceae der Uni Heidelberg.
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Brassicaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und Saint Louis, 2002, ISBN 0-915279-93-2. Lepidium campestre (Linnaeus) R. Brown in W. T. Aiton, S. 29 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  7. a b c d Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. S. 405. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Verlag Carl Hanser, München 1958.
  8. J. de Carvalho de Vasconcellos: Lepidium auf S. 399. In: Thomas Gaskell Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2. Auflage, Band 1: Psilotaceae to Platanaceae, Cambridge University Press, Cambridge 1993, ISBN 0-521-41007-X. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. a b Datenblatt Lepidium campestre mit Verbreitung auf der Iberischen Halbinsel bei Flora Vascular.
  10. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  11. Lepidium campestre bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  12. a b Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  13. a b c d e Lepidium campestre im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 27. September 2022.
  14. Karol Marhold, 2011+: Brassicaceae. Datenblatt Lepidium campestre In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  15. Oskar Sebald: Brassicaceae (Crudiferae). S. 300–301. In: Oskar Sebald et al.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. Auflage, Band 2, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3323-7.
  16. a b Lepidium campestre bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 27. September 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Feld-Kresse (Lepidium campestre) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien