Florent Claude

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Florent Claude
Claude 2023 in Nové Město
Verband Frankreich Frankreich (bis 2016)
Belgien Belgien (ab 2017)
Geburtstag 11. November 1991 (32 Jahre)
Geburtsort RemiremontFrankreich Frankreich
Größe 185 cm
Gewicht 84 kg
Karriere
Beruf Biathlet
Verein Basse Sur le rupt
Trainer Nationalmannschaft:
Clément Dumont
Aufnahme in den
Nationalkader
2017 (Belgien)
Debüt im IBU-Cup 12. Dezember 2010
IBU-Cup-Siege 1 Staffelsieg
Debüt im Weltcup 30. November 2011
Status aktiv
Medaillenspiegel
SWM-Medaillen 1 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
JWM-Medaillen 1 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
EYOF-Medaillen 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
 Sommerbiathlon-Weltmeisterschaften
Bronze 2021 Nové Město na Moravě Supersprint
Silber 2021 Nové Město na Moravě Verfolgung
Gold 2023 Osrblie Sprint
 Biathlon-Juniorenweltmeisterschaften
Gold 2009 Canmore Jugendstaffel
Silber 2010 Torsby Jugendstaffel
Silber 2012 Kontiolahti Sprint
Bronze 2012 Kontiolahti Staffel
 Europäisches Olympisches Jugendfestival
Bronze 2009 Szczyrk Verfolgung
Weltcupbilanz
Gesamtweltcup 22. (2023/24)
Einzelweltcup 18. (2023/24)
Sprintweltcup 22. (2022/23)
Verfolgungsweltcup 20. (2022/23)
Massenstartweltcup 23. (2022/23)
IBU-Cup-Bilanz
Gesamt-IBU-Cup 8. (2015/16)
Einzel-IBU-Cup 12. (2013/14)
Sprint-IBU-Cup 13. (2014/15, 2015/16)
Verfolgungs-IBU-Cup 4. (2015/16)
letzte Änderung: 10. April 2024

Florent Claude (* 11. November 1991 in Remiremont, Département Vosges) ist ein belgisch-französischer Biathlet. Er startete zunächst für sein Geburtsland Frankreich, wurde 2009 Jugendweltmeister mit der Staffel und debütierte 2011 im Biathlon-Weltcup. Nach seiner Rückstufung aus dem französischen Nationalkader nahm er 2017 die belgische Staatsbürgerschaft an. Seit der Saison 2017/18 vertritt er Belgien im Weltcup. Im August 2023 wurde er Sprintweltmeister im Sommerbiathlon.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfolge im Nachwuchsbereich und Einsätze im französischen B-Kader (bis 2016)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claudes sportliche Laufbahn begann im Skiclub seines Heimatortes Basse-sur-le-Rupt in den Vogesen. Erste internationale Rennen bestritt er 2008 im Rahmen des IBU-Cups der Junioren. Im folgenden Jahr nahm er an den Jugendweltmeisterschaften 2009 teil, wo er als bestes Einzelergebnis den siebten Rang im Sprint belegte und als Startläufer der französischen Mannschaft um Clement Jacquelin und Ludwig Ehrhart den Staffelwettbewerb für sich entschied. Beim Europäischen Olympischen Winter-Jugendfestival gewann Claude die Bronzemedaille in der Verfolgung.[1] Bis 2012 trat er jedes Jahr zu den Weltmeisterschaften seiner Altersklasse an und gewann weitere Medaillen: 2010 in Torsby holte er mit Antonin Guigonnat und Simon Desthieux Silber im Jugend-Staffelrennen; 2012 in Kontiolahti gewann er im Sprint der Junioren die Silbermedaille hinter Maxim Zwetkow. Die französische Juniorenstaffel belegte in Kontiolahti Rang vier, rückte aber später durch die Disqualifikation der ursprünglich drittplatzierten Russen auf den Bronzerang auf.[2]

Mit 19 Jahren debütierte Claude im Winter 2010/11 im IBU-Cup, der zweithöchsten Wettkampfserie im Erwachsenenbereich. Sein bestes Saisonresultat war ein 20. Rang im Sprint von Altenberg. Im Mai 2011 berief ihn der französische Skiverband (Fédération Française de Ski; FFS) in den von Julien Robert (ab 2014 von Lionel Laurent) betreuten B-Kader des Nationalteams.[3] Der zweiten französischen Mannschaft gehörte Claude über fünf Jahre an und erhielt in dieser Zeit knapp 60 Einsätze im IBU-Cup, bei denen er als bestes Einzelergebnis einen dritten Rang in der Verfolgung von Ridnaun im Dezember 2015 erreichte. Mit der Staffel gewann er ein IBU-Cup-Rennen im Dezember 2013 in Obertilliach. Vereinzelt erhielt Claude über die Jahre verteilt Einsätze im Biathlon-Weltcup. Sein dortiges Debüt, der 20-Kilometer-Wettkampf von Östersund im November 2011, war dabei das einzige Rennen, in dem er (als 37.) für Frankreich startend die Punkteränge der besten 40 erreichte. Bei der im April 2016 bekanntgegebenen Kaderaufstellung der FFS für die Saison 2016/17 fand er keine Berücksichtigung mehr.[4]

Führende Kraft im belgischen Team (seit 2016)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Florent Claude beim Biathlon-Weltcup in Oberhof 2020

In einem Facebook-Post gab Claude im Juni 2016 bekannt, die belgische Staatsbürgerschaft (zusätzlich zur französischen) anzustreben. Er wolle nicht mit 24 Jahren seine Karriere beenden und stattdessen im internationalen Biathlon für Belgien antreten.[5] Bis Anfang der 2010er Jahre spielten belgische Athleten keine Rolle im Weltcup; ab 2014/15 war der eingebürgerte Deutsche Michael Rösch der erste Sportler des Landes, der regelmäßig die Punkteränge erreichte. In einem Interview im April 2017 wertete Claude die Erfolge Röschs als „inspirierend“ und gutes Zeichen, dass es möglich sei, mit einem kleinen Land gute Erfolge zu erreichen.[6] Claude erhielt im Juni 2017 die belgische Staatsbürgerschaft. Da der französische Verband FFS auf die sonst nach einem Nationenwechsel vorgesehene Sperrfrist von zwei Jahren verzichtete, konnte er ab der Saison 2017/18 für Belgien starten.[7] In den belgischen Weltcupstaffeln nahm er die Position des zweiten Läufers nach Michael Rösch ein, der sowohl in Hochfilzen als auch in Oberhof in Führung liegend an Claude übergab. In Oberhof benötigte Claude bei schlechten Sichtbedingungen nur zwei Nachladepatronen und hielt den ersten Platz, die beiden nachfolgenden Läufer Thierry Langer und Tom Lahaye-Goffart fielen letztlich auf Position 13 zurück.[8] Regelmäßig erreichte er zudem in Einzel-Weltcuprennen die Punkteränge, sein bestes Saisonergebnis war ein 18. Platz in der Verfolgung von Annecy im Dezember. Gemeinsam mit Rösch war Claude Teil des belgischen Teams für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang.

In den folgenden Jahren platzierte sich Claude in vielen Weltcuprennen unter den ersten 40 Athleten und belegte in der Gesamtwertung der Wettkampfserie Positionen zwischen Rang 22 (in der Saison 2023/24) und Rang 51 (2018/19). Sein erstes Top-Ten-Ergebnis erzielte er als Zehnter der Verfolgung von Hochfilzen im Dezember 2018. Nach dem Rücktritt Michael Röschs im Januar 2019 nahm Claude die führende Position im belgischen Biathlonteam ein und wurde in den Staffeln regelmäßig als Startläufer eingesetzt. Im März 2021 belegten er und Lotte Lie den neunten Platz in der Single-Mixed-Staffel in Nové Město und sorgten damit für die erste Top-Ten-Platzierung einer belgischen Staffel in einem Weltcuprennen.[9] Knapp ein Jahr später kamen die beiden Belgier in der Single-Mixed-Staffel beim Weltcup in Oberhof auf den sechsten Rang, was die Tageszeitung Grenz-Echo als „historisches Ergebnis“ für das Land einordnete.[10] Am gleichen Rennwochenende erzielte Claude als Neunter im Sprint sein bis dahin bestes Einzel-Weltcupergebnis.[11] Im August 2023 wurde er Sprintweltmeister im Sommerbiathlon bei den Titelkämpfen in Osrblie. Er setzte sich mit einem Rennen ohne Schießfehler vor Vytautas Strolia durch.[12]

Persönliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claude bei den Weltmeisterschaften 2023

Florent Claude ist der älteste von drei Brüdern, die alle drei eine Biathlonkarriere verfolgten. Fabien, der zwischenzeitlich sein Trainingspartner war und mit ihm in einer Wohngemeinschaft in Prémanon lebte[13], debütierte 2016 im Weltcup, Émilien wurde 2021 dreifacher Juniorenweltmeister. Die Mutter der Brüder, Christine Claude, ist frühere Skilangläuferin und Biathletin und belegte bei den Biathlon-Weltmeisterschaften 1984 den achten Platz im Einzelrennen. Der Vater war Schreiner[14] und Motorsportler[13]. Er starb im Januar 2020 bei einer Schneemobilexkursion im Norden Québecs.[15][16]

Statistiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltcupplatzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabelle zeigt alle Platzierungen (je nach Austragungsjahr einschließlich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften).

  • 1.–3. Platz: Anzahl der Podiumsplatzierungen
  • Top 10: Anzahl der Platzierungen unter den ersten zehn (einschließlich Podium)
  • Punkteränge: Anzahl der Platzierungen innerhalb der Punkteränge (einschließlich Podium und Top 10)
  • Starts: Anzahl gelaufener Rennen in der jeweiligen Disziplin
  • Staffel: inklusive Mixed- und Single-Mixed-Staffeln
Platzierung Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Gesamt
1. Platz  
2. Platz  
3. Platz  
Top 10 3 4 7
Punkteränge 14 32 29 12 39 126
Starts 19 60 40 12 39 170
Stand: nach der Saison 2023/24

Olympische Winterspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse bei Olympischen Winterspielen:

Einzelwettbewerbe Staffelwettbewerbe
Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Herrenstaffel Mixedstaffel
Olympische Winterspiele 2018 Olympische Winterspiele | Korea Sud Pyeongchang 54. 55. 57.
Olympische Winterspiele 2022 Olympische Winterspiele | China Volksrepublik Peking 75. 84. 20.

Biathlon-Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse bei Weltmeisterschaften:

Weltmeisterschaft Einzelwettbewerbe Staffelwettbewerbe
Jahr Ort Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Herrenstaffel Mixedstaffel S.-M.-Staffel
2019 Schweden Östersund 32. 71. 23.
2020 Italien Antholz 25. 34. 32. 19. 20.
2021 Slowenien Pokljuka 19. 21. 25. 24. 22. 21. 15.
2023 Deutschland Oberhof 27. 67. 19. 14. 17.
2024 Tschechien Nové Město 37. 32. 29. 22. 8. 16.
Claude beim Weltcup in Hochfilzen 2012

Juniorenweltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse bei den Juniorenweltmeisterschaften:

Weltmeisterschaften Einzel Sprint Verfolgung Staffel
Jahr Ort
2009 Kanada Canmore 34. 7. 16. 1.
2010 Schweden Torsby 7. 24. 6. 2.
2011 Tschechien Nové Město 46. 52. 25. 5.
2012 Finnland Kontiolahti 25. 2. 5. 3.

IBU-Cup-Siege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Datum Ort Disziplin
1. 15. Dez. 2013 Osterreich Obertilliach Staffel1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Florent Claude – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mirko Hominal: FOJE 2009 / Biathlon : Florent Claude médaille de bronze, c'est le premier podium de la France ! auf ski-nordique.net. 18. Februar 2009.
  2. Resultate des Staffelwettbewerbs bei der Junioren-WM 2012 auf biathlonresults.com. Abgerufen am 3. August 2020.
  3. COLLECTIFS NATIONAUX BIATHLON 2011/2012 auf ffs.fr. 18. Mai 2011.
  4. Biathlon : la fédération dévoile les équipes de France 2016/17 auf nordicmag.info. 29. April 2016.
  5. Mirko Hominal: Florent Claude passe sous les couleurs belges auf ski-nordique.net. 10. Juni 2016.
  6. Florent Claude : « Avec la Belgique, on peut jouer devant ». In: Nordic Magazine. 13. April 2017. „Mickael Reusch [sic!] a signé, pour la Belgique, un bel hiver en coupe du monde de biathlon. Il prouve qu’on peut réussir dans une petite nation… Un modèle inspirant pour vous ? – Forcément c’est inspirant, cela montre que c’est possible les supers résultats qu’il a fait.“
  7. Florent Claude officiellement belge. In: Nordic Magazine. 7. Juni 2017.
  8. Belga: La Belgique fait la course en tête, puis finit 13ème en Coupe du Monde de biathlon auf rtbf.be. 7. Januar 2018.
  9. Stéphane Magnoux: Vosges : Florent Claude et la Belgique signent un joli top 10 sur le relais simple mixte de la Coupe du monde de Nove Mesto auf vosgesmatin.fr. 14. März 2021.
  10. Biathlon : Historisches Ergebnis für Belgien: Claude und Lie landen in Oberhof auf Platz sechs auf grenzecho.net. 8. Januar 2022. Abgerufen am 15. April 2022.
  11. Andreas Kockartz: Biathlon: Bestes Resultat bisher überhaupt - Florent Claude wird in Oberhof 9. in der Verfolgung auf vrt.be. 9. Januar 2022. Abgerufen am 15. April 2022.
  12. Claude und Tomingas gewinnen WM-Sprints auf biathlonworld.com. 26. August 2023. Abgerufen am 10. April 2024.
  13. a b Les frères Claude ensemble sur le net. In: Nordic Magazine. 27. November 2015.
  14. Marie Coulon: Accident de motoneige au Québec : le corps retrouvé est celui de Gilles Claude, 58 ans auf francetvinfo.fr. 25. Januar 2020.
  15. "Wir lieben dich, Papa" auf spiegel.de. 24. Januar 2020.
  16. Français disparus au Québec : le corps de Gilles Claude, père de trois biathlètes internationaux, retrouvé. In: Le Parisien. 25. Januar 2020.