Folat-Rezeptor α

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Folat-Rezeptor α
Folat-Rezeptor α
Andere Namen
  • FRα
  • Folat-Rezeptor 1 (FOLR1)
  • Adult folate-binding protein (FBP)
  • Ovarian tumor-associated antigen MOv18
Masse/Länge Primärstruktur 257 Aminosäuren
Bezeichner
Externe IDs
Vorkommen
Homologie-Familie Hovergen

Folat-Rezeptor α ist ein Protein, das beim Menschen durch das Gen FOLR1 kodiert wird. Der Folat-Rezeptor α transportiert Folsäure (Vitamin B9) von der Zellmembran in das Zellplasma. Dieser Rezeptor ist auf verschiedenen entarteten und nicht-entarteten Zellen zu finden.

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Folat-Rezeptor α bindet Folsäure und deren Derivate (z. B. Tetrahydrofolsäure) mit hoher Affinität.[1] Nach der Bindung werden diese Substanzen in das Zellinnere transportiert. Folsäure und Folsäurederivate sind essenzielle Bestandteile für vielfältige Stoffwechsel-Prozesse. Während der Schwangerschaft kann ein Mangel an Folsäure zu Fehlbildungen des fetalen Rückenmarks führen (sogenannte Neuralrohrdefekte). Der Fötus nimmt die Folsäure aus dem Blut vorrangig über den Folat-Rezeptor α in seine Zellen auf. Im späteren Leben scheinen andere Folsäure-Rezeptoren wie der Reduced Folate Carrier (RFC) und der protonengekoppelte Folattransporter (PCFT) eine größere Rolle zu spielen.[2] Folat-Rezeptor α wird dann nur noch von wenigen Zellen gebildet und stattdessen insbesondere von Krebszellen zur Folsäure-Aufnahme genutzt.[3]

Therapeutische Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folat-Rezeptor α wird nach der Fetalzeit nur noch von wenigen Zellen des Körpers gebildet. Demgegenüber beginnen die entarteten Zellen bei einigen Krebserkrankungen erneut mit der Ausbildung von Folat-Rezeptor α, um ihren Folsäure-Bedarf zu decken. Im Sinne der individualisierten Medizin kann dies zur Therapie solcher Krebserkrankungen genutzt werden. Das erste Medikament zur Behandlung Folat-Rezeptor α positiver Krebserkrankungen ist Mirvetuximab Soravtansin (Handelsname Elahere).[4] Bisher ist dieses Medikament in Deutschland nicht zugelassen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. K G Rothberg, Y S Ying, J F Kolhouse, B A Kamen, R G Anderson: The glycophospholipid-linked folate receptor internalizes folate without entering the clathrin-coated pit endocytic pathway. In: Journal of Cell Biology. Band 110, Nr. 3, 1. März 1990, ISSN 0021-9525, S. 637–649, doi:10.1083/jcb.110.3.637, PMID 1968465 (rupress.org [abgerufen am 3. April 2023]).
  2. Rongbao Zhao, Ndeye Diop-Bove, Michele Visentin, I. David Goldman: Mechanisms of Membrane Transport of Folates into Cells and Across Epithelia. In: Annual Review of Nutrition. Band 31, Nr. 1, 21. August 2011, ISSN 0199-9885, S. 177–201, doi:10.1146/annurev-nutr-072610-145133, PMID 21568705 (annualreviews.org [abgerufen am 3. April 2023]).
  3. Mariana Scaranti, Elena Cojocaru, Susana Banerjee, Udai Banerji: Exploiting the folate receptor α in oncology. In: Nature Reviews Clinical Oncology. Band 17, Nr. 6, Juni 2020, ISSN 1759-4774, S. 349–359, doi:10.1038/s41571-020-0339-5 (nature.com [abgerufen am 3. April 2023]).
  4. Ursula A. Matulonis, Domenica Lorusso, Ana Oaknin, Sandro Pignata, Andrew Dean, Hannelore Denys, Nicoletta Colombo, Toon Van Gorp, Jason A. Konner, Margarita Romeo Marin, Philipp Harter, Conleth G. Murphy, Jiuzhou Wang, Elizabeth Noble, Brooke Esteves, Michael Method, Robert L. Coleman: Efficacy and Safety of Mirvetuximab Soravtansine in Patients With Platinum-Resistant Ovarian Cancer With High Folate Receptor Alpha Expression: Results From the SORAYA Study. In: Journal of Clinical Oncology. 30. Januar 2023, ISSN 0732-183X, S. JCO.22.01900, doi:10.1200/JCO.22.01900 (ascopubs.org [abgerufen am 3. April 2023]).