Franz Werner Kirchhofer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Epitaph Franz Werner Kirchhofer und Maria Ursula von Schönau

Franz Werner Kirchhofer (* 1. April 1633 in Säckingen (heute Bad Säckingen); † 31. Mai 1690 ebenda) war ein deutscher Kaufmann und Ratsherr. Aus seiner in der lokalen mündlichen Erzählung weiterlebenden Geschichte entwickelte Joseph Victor von Scheffel eine fiktive Figur den Trompeter von Säkkingen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchhofer war das siebte Kind des Johann Jakob Kirchhofer († 1635) und dessen Ehefrau Eva, geborene Bannwart. Kirchhofers Großvater war um 1580 von Laufenburg nach Säckingen gekommen, wo er das Bürgerrecht erhielt und etwa 20 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahre 1611 das Amt des Stadtschreibers wahrnahm. In den Urkunden erscheint er öfter als Darlehensgeber, woraus geschlossen wird, dass er vermögend war. Belegt ist auch die Beziehung des Großvaters zu den Herren von Schönau, da er zusammen mit Iteleck von Schönau als Vormund der Kinder des Franz Konrad Reich von Reichenstein genannt wird.[1]

Kirchhofer war 1652 als Student der Rhetorik bei der Universität Freiburg immatrikuliert.[2] Nach seiner Rückkehr nach Säckingen kam er vermutlich durch die früheren Beziehungen der Familien in Kontakt zu Maria Ursula von Schönau. Um 1657[3] heiratete Kirchhofer Maria Ursula von Schönau-Oeschgen, Tochter des Otto Rudolf von Schönau[4] mit der er fünf Kinder hatte:

  • Franz Meinrad (im Kindesalter gestorben)
  • Franz Raphael (Pfarrer von Warmbach und Frick)
  • Jakob Fridolin (Pfarrer in Rickenbach und Kaplan beim Damenstift Säckingen)
  • Maria Salome ⚭ 1. Caspar Ernst Sandherr; 2. Gustav Hermann von Sundhausen
  • Maria Elisabeth

Die nicht standesgemäße Ehe wurde gegen den entschiedenen Widerstand der adeligen Familie[5] vollzogen. Marias Stiefbruder Franz Rudolf von Schönau-Oeschgen und ihr Bruder Otto Heinrich machten ihr das Erbe streitig und versuchten das Paar aus Säckingen zu vertreiben, wo schon die Hochzeit nicht stattfinden konnte. Die Ambitionen auf den Freiherrenstand, in den die beiden 11 Jahre später auch aufstiegen, führten wohl trotz der langjährigen Beziehungen der Familien und der gutbürgerlichen Herkunft des Bräutigams zur Ablehnung.

Der ebenfalls in die Familie derer von Schönau eingeheiratete vorderösterreichische Obervogt von Laufenburg, Johann Nikolaus von Grandmont († 1689)[6] untersagte Kirchhofer 1658/59 das Betreten der Stadt und Herrschaft Laufenburg. Kirchhofer suchte hiergegen die Unterstützung des Rates der Stadt Säckingen, die ihm versagt wurde, worauf er sich an die vorderösterreichische Regierung in Innsbruck wandte und Unterstützung durch den dort regierenden Erzherzog Ferdinand Karl erhielt.[7] Die gerichtlichen Erbschaftsstreitigkeiten dauerten gleichwohl noch bis 1689 an. Kurz vor Kirchhofers Tod erhielt Maria Ursula ihr Erbe.[8]

Kirchhofer pachtete das staatliche Salzmonopol für das obere Rheinviertel und erwarb ein Vermögen zu dem neben diversen Grundstücken auch ein Hammerwerk gehörte. 1678 brannten französische Truppen die Stadt an, wobei auch Kirchhofers Haus zerstört wurde. Ein Jahr später kaufte er das Haus „zum Sternen“. Kirchhofer dirigierte den Knabenchor, der bei den Gottesdiensten im Fridolinsmünster mitwirkte. In den Akten des Damenstifts wird er auch als Musiker und Schulmeister erwähnt – von einer Trompete ist allerdings keine Rede.[9]

Aus den späteren Akten von Gericht und Stadtverwaltung Säckingen ergibt sich das Bild, dass Kirchhofer nach der von oben verordneten Streitbeilegung als angesehener Bürger in der Stadt lebte. 1689 erscheint er unter den Personen, die ein Urteil sprechen und als Mitglied des Rates der Stadt.[10]

Das Epitaph[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heute außen an der Nordwestseite des Fridolinsmünsters eingefügte Epitaph für Franz Werner Kirchhofer und Maria Ursula von Schönau befand sich früher auf dem Friedhof von Säckingen.

Es trägt die lateinische Inschrift:

Aeter(n)am Animae

Quam Et Corpori Vivens Aspiravit

Tranquillitatem

Per Ferlicissimam Et Secura Mortem

Assequitur Conjugum Amoris Mutui Incomparabile

Par

Dom. Franciscus Werner Kirchofer

Et Domina Maria Ursula de Schönauw.

Jlle

Ultimo Maji Anno 1690

Jsta

Vigesimo Primo Martii 1691.

Deo Vivant.[11]

In der Übersetzung von Proelß: „Ewige Ruhe der Seele und des Leibes suchte hier bei Lebzeiten und fand durch einen ruhigen seligen Tod das in gegenseitiger Liebe unvergleichliche Ehepaar: Herr Franz Werner Kirchhofer und Frau Maria Ursula von Schönauw. Er am letzten Mai 1690. Sie am 21. März 1691. Sie leben in Gott.“[12]

Der Grabstein war ursprünglich in einer Stiftungskapelle eingelassen, die auf dem alten Friedhof stand, der in den 1820er-Jahren durch den Au-Friedhof ersetzt wurde, die Stiftungskapelle mit Grabplatte wurde hierher verlegt.[13] 1892 war die Grabplatte dann „seit wenigen Jahren“ in einem neu gestalteten Grabmal mit Scheffels Bild in der Außenwand des Fridolinsmünsters verbaut.[14]

Rudolf Bunge, der 1884 das Libretto zu Victor Ernst Nesslers Oper „Der Trompeter von Säkkingen. Oper in 3 Akten, nebst einem Vorspiel“ geschrieben hat, verbreitete nach dem Tod von Joseph Victor von Scheffel († 1886) die Geschichte über Kirchhofers Epitaph mit einem erfundenen Text: „Hier ruht Herr Werner Kirchhofer, der einst einstmals ein trumpetter war, und seine Eheliebste, Maria Ursule, geb. Freiin von Schoenau.“[15] Der Scheffel Biograf Proelß bezeichnet dies als „völlig aus der Luft gegriffen“, aber es war wohl Teil des Marketings für die erfolgreiche Oper.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Bad Säckingen ist die Werner Kirchhofer Realschule[16] nach ihm benannt.

Nachleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trompeter-Statue im Säckinger Schlosspark

Joseph Victor von Scheffel kam am 30. Dezember 1849 nach Säckingen, wo der gerade zum Doktor der Rechte promovierte Scheffel zu Beginn des Jahres 1850 beim badischen Bezirksamt Säckingen seinen Dienst als Rechtspraktikant antrat.[17] Bei einem Besuch auf dem Säckinger Friedhof fiel Scheffel das Grabmal des Franz Werner Kirchhofer auf und regte ihn zu Nachforschungen an. Scheffel hatte sich mit dem Säckinger Bürgermeister Anton Leo angefreundet und in dessen Familie war die zur lokalen Sage weiterentwickelte Erzählung über den historischen Kirchhofer noch präsent.[18] Aus diesem Stoff entstand das 1854 erschienene Erstlingswerk Scheffels „Der Trompeter von Säkkingen. Ein Sang vom Oberrhein.“ Dies wurde nicht nur für Scheffel zum Erfolg, sondern auch für den Komponisten Nessler. Der Stadt Säckingen bescherte das Epos europaweite Bekanntheit, die noch heute touristisch ausgewertet wird.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ferdinand Mentz: Werner Kirchhofer und die Herren von Schönau. Geschichtliches zu Scheffels „Trompeter von Säckingen“. In: Alemannia, Bd. 40 (1912), S. 1–12
  • Friedrich Hefele: Werner Kirchhofer und die Herren von Schönau. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften, Band 33.1917, S. 195–196 Digitalisat der UB Freiburg
  • Adelheid Enderle: Maria Ursula von Schönau und die Geschichte des „Trompeters von Säckingen“. In: Wernher von Schönau-Wehr, Katharina Frings (Herausgeber): Adel an Ober- und Hochrhein. Beiträge zur Geschichte der Freiherren von Schönau, Freiburg im Breisgau: Rombach, 2001, S. 247–256, ISBN 3-7930-9282-8
  • Franz Xaver Kraus: Säckingen. In: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden. Band III: Kreis Waldshut. Freiburg i. Br. 1892, S. 57. Digitalisat der UB Heidelberg und Tafel VI Digitalisat der UB Heidelberg
  • Adolf Birkenmayer: Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen. In: Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission Nr. 14, Beilage zur Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 46 (NF 7, 1892), S. m72–m106; hier m97-m99 Google-Digitalisat
  • Adolf Birkenmayer: Archivalien aus Orten des Amtsbezirks Säckingen. In: Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission Nr. 23, Beilage zur Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 55 (NF 16, 1901), S. m15–m28; hier m25 Internet Archive
  • Adolf Birkenmayer: Archivalien des St. Fridolin-Stifts zu Säckingen. In: Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission Nr. 23, Beilage zur Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 55 (NF 16, 1901), S. m29–m46; hier m34 Internet Archive

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franz Werner Kirchhofer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe Enderle S. 250
  2. Siehe Hermann Mayer: Die Matrikel der Universität Freiburg im Breisgau von 1460–1656, Band 1, S. 926 Digitalisat der UB Düsseldorf
  3. Dieses Jahr wird in der Literatur allgemein als Heiratsjahr angenommen, wobei es keine Belege dafür gibt und weder Datum noch Ort der Hochzeit bekannt sind. Aufgrund des späteren Briefwechsels mit der Regierung in Innsbruck wird das Jahr der Hochzeit abgeleitet.
  4. Bruno Meier: Otto Rudolf von Schönau. In: Historisches Lexikon der Schweiz, abgerufen am 17. November 2020.
  5. Die Familie stieg erst am 2. Mai 1668 in den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand auf. Siehe Edmund von der Becke-Klüchtzner: Stamm-Tafeln des Adels des Großherzogthums Baden: ein neu bearbeitetes Adelsbuch, Baden-Baden, 1886, S. 421 online
  6. Grandmont war mit Maria Johanna Franziska von Schönau-Laufenburg verheiratet. Zu ihm siehe Hermann Brommer: Vier barocke Silberaltarleuchter des Mainau-Komturs Melchior Heinrich von Grandmont im Kloster U.L. Frau zu Offenburg. In: Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, 75. Jahresband.1995, S. 435 Digitalisat der UB Freiburg und Grammont (Grammond, Grandmont), Johann Nikolaus (Niclas) Freiherr von auf www.30jaehrigerkrieg.de
  7. Das Schreiben des Erzherzogs an Oberst Grandmont ist abgedruckt bei Hefele.
  8. Siehe Endele S. 252
  9. Siehe Enderle S. 253
  10. Siehe Birkenmayer m98–m99
  11. Johannes Proelß: Scheffel’s Leben und Dichten. Mit vielen Original-Briefen des Dichters und 10 Abbildungen. IV. In Säckingen, Freund & Jeckel, Berlin 1887, S. 181; dort irrtümlich Kirchhofer statt Kirchofer.
  12. Johannes Proelß: Scheffel’s Leben und Dichten. Mit vielen Original-Briefen des Dichters und 10 Abbildungen. IV. In Säckingen, Freund & Jeckel, Berlin 1887, S. 181.
  13. Johannes Proelß: Scheffel’s Leben und Dichten. Mit vielen Original-Briefen des Dichters und 10 Abbildungen. IV. In Säckingen, Freund & Jeckel, Berlin 1887, S. 180.
  14. Siehe Franz Xaver Kraus: Säckingen. In: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden. Band III: Kreis Waldshut. Freiburg i. Br. 1892, S. 57. Digitalisat der UB Heidelberg
  15. Johannes Proelß: Scheffel’s Leben und Dichten. Mit vielen Original-Briefen des Dichters und 10 Abbildungen. IV. In Säckingen, Freund & Jeckel, Berlin 1887, S. 180.
  16. Homepage der Werner Kirchhofer Realschule, abgerufen am 16. November 2020
  17. Joseph Victor von Scheffel: Säkkinger Episteln. In: Joseph Victor von Scheffel, Johannes Franke (Hrsg.): Joseph Victor von Scheffels sämtliche Werke: mit acht Kunstbeil. nach Gemälden von E. Grützner, A. Liezen-Mayer, Anton von Werner u. a., einer Kt. u. drei Handschriften (Bd. 7: Episteln und Reisebilder. I), S. 7–58 Digitalisat der UB Freiburg
  18. Siehe Johannes Proelß: Scheffel’s Leben und Dichten. Mit vielen Original-Briefen des Dichters und 10 Abbildungen. IV. In Säckingen, Freund & Jeckel, Berlin 1887, S. 182–184 Internet Archive