Freilandstation

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Freilandstation Börslingen nach der Grabungskampagne 2013

Als Freilandstation (auch Freilandsiedlung bzw. Jagd- oder Jägerlager) wird ein Wohnplatz saisonal sesshafter Jäger und Sammler bezeichnet, der sich nicht in einer Höhle oder unter einem Abri befindet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rekonstruktion eines steinzeitlichen Zeltes im Archäopark Vogelherd in Baden-Württemberg

Freilandstationen wurden häufig in Spornlage auf Bergrücken oder -terrassen errichtet, von wo aus das Umland mit den ziehenden Jagdwild-Herden gut überblickt werden konnte,[1] oder an Stellen mit den für die Werkzeug- oder Waffenherstellung benötigten Rohmaterialvorkommen (Feuerstein, Hornstein, Radiolarit).[2] Die Grundflächen variieren in der Größe zwischen wenigen Quadratmetern und über 1 Hektar,[3] als Behausungen dienten zelt- und hüttenartige Konstruktionen aus Holz, großen Tierknochen und Fellen.[4]

Aufgrund der ungeschützten Lage ist das Inventar der Freilandstation unmittelbar dem Wetter ausgesetzt und damit stärker von Verwitterung beziehungsweise Zersetzung bedroht als das eines Höhlenplatzes. Daher sind vor allem die organischen Spuren häufig in schlechtem Erhaltungszustand oder beschränken sich auf Holz- oder Knochenkohlen.[5] Neben den örtlichen Gegebenheiten und den klimatischen Bedingungen spielt hierbei auch eine entscheidende Rolle, wie rasch und in welchem Maß das Lager nach dem Verlassen mit Sediment bedeckt wurde.

Mit Beginn der Neolithischen Revolution und der damit verbundenen Sesshaftigkeit wurden Freilandstationen zunehmend durch feste, dauerhaft genutzte Siedlungen ersetzt.

Bekannte Freilandstationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Harald Floss, Christian Hoyer, Ewa Dutkiewicz, Jens A. Frick, Hans-Walter Poenicke: Eine neu entdeckte paläolithische Freilandfundstelle auf der Schwäbischen Alb – Sondagegrabungen in Börslingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg. 2011, ISSN 0724-8954, S. 71–73.
  • Thomas Einwögerer: Die jungpaläolithische Station auf dem Wachtberg in Krems, NÖ. Eine Rekonstruktion und wissenschaftliche Darlegung der Grabung von J. Bayer aus dem Jahre 1930 (= Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 34). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2000, ISBN 3-7001-2870-3.
  • Harald Floss, Hans-Walter Poenicke: Jungpaläolithische Oberflächenfunde aus Königsbach-Stein (Enzkreis) – oder: Was macht ein Aurignacien zum Aurignacien? In: Quartär. Internationales Jahrbuch zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit. Bd. 53/54, 2006, S. 115–146, doi:10.7485/QU53_07.
  • Hermann J. Seitz, Florian Heller: Eine altsteinzeitliche Jagdstation bei Haunsheim im Schwäbischen Jura. In: Quartär. Internationales Jahrbuch zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit. Bd. 13, 1961, S. 67–89;

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Open air sites in Austria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Einwögerer: Die jungpaläolithische Station auf dem Wachtberg in Krems, NÖ. 2000, S. 13–15.
  2. Harald Floss, Christian Hoyer, Ewa Dutkiewicz, Jens A. Frick, Hans-Walter Poenicke: Eine neu entdeckte paläolithische Freilandfundstelle auf der Schwäbischen Alb – Sondagegrabungen in Börslingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg. 2011, S. 71–73.
  3. Olaf Jöris, Luc Moreau: Vom Ende des Aurignacien. Zur chronologischen Stellung des Freilandfundplatzes Breitenbach (Burgenlandkr.) im Kontext des Frühen und Mittleren Jungpaläolithikums in Mitteleuropa. In: Archäologisches Korrespondenzblatt. Bd. 40, Nr. 1, 2010, S. 1–20, hier S. 4, doi:10.11588/ak.2010.1.87539.
  4. Thomas Einwögerer: Die jungpaläolithische Station auf dem Wachtberg in Krems, NÖ. 2000, S. 46–47.
  5. Hermann J. Seitz, Florian Heller: Eine altsteinzeitliche Jagdstation bei Haunsheim im Schwäbischen Jura. Teil B: Florian Heller: Die Fauna der altsteinzeitlichen Jagdstation Haunsheim bei Lauingen a. d. Donau. In: Quartär. Bd. 13, 1961, S. 81–89.