Friedrich Adolph Kritzinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Spaziergänge bey Leipzig, 1781
Die Geschichte der Stadt Leipzig, 1778–1779
Die Kafeekanne, ein Kafeegespräch des Herrn Studio mit der Madame Savante vom Kafee, 1782

Friedrich Adolph Audemar Kritzinger (* 16. November 1726 in Leipzig; † 13. Juli 1793 ebenda) war ein Leipziger Autor, Sprachlehrer, Buchhändler, Verleger und Antiquar.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Adolph Kritzinger wurde als Sohn des Sprachlehrers und Parömiologen Christian Wilhelm Kritzinger (1689–1781) geboren. Über sein Leben gibt es keine weiteren gesicherten Angaben.

Er publizierte ausschließlich anonym oder unter Pseudonymen wie Wilhelm Tissot, J. D. T. de Bienvielle, M. W. Danneil oder Hans guck in die Welt mit teilweise fiktiven Erscheinungsorten. Kritzinger gilt als der Verfasser und Verleger einer Reihe von überwiegend satirischen und teilweise erotisch-frivol angehauchten Genreskizzen. Bis in das 20. Jahrhundert hinein hatte er einen sehr zweifelhaften Ruf inne, der Germanist Georg Witkowski bezeichnete die Schriften Kritzingers im Jahr 1909 noch als „Sumpfliteratur der kleinen Pasquille und Pamphlete“ und den Autor selbst als „spekulativen Buchhändler und literarischen Schwindler“[1]. Vor allem die Werke über seine Heimatstadt Leipzig und deren Vororte, insbesondere die „Spaziergänge nach…“ zählen heute zu wichtigen Quellen zum gesellschaftlichen Leben des 18. Jahrhunderts rund um die Messestadt.

Kritzingers Die Geschichte der Stadt Leipzig sowie Die Kafeekanne, ein Kafeegespräch des Herrn Studio mit der Madame Savante vom Kafee gelten heutzutage durchaus als ernstzunehmende Standardwerke zur Leipziger Geschichte bis zu jener Zeit beziehungsweise zur Kulturgeschichte des Kaffees. Das erste Buch behandelt die Leipziger Stadtgeschichte etwas unsortiert bis zum Erscheinungsjahr des Buches, in dem zweiten Titel in Form eines Dialogs wird die Geschichte des Kaffees belehrend, anschaulich und detailliert dargestellt.

Einige Titel mit vor allem seriös-medizinischem Hintergrund unter dem Pseudonym Wilhelm Tissot (in Anlehnung an den Schweizer Arzt Simon-Auguste Tissot, der im 18. Jahrhundert für seine Schriften bekannt war, in denen er sich gegen die Selbstbefriedigung richtete) sind nicht unbedingt komplett Kritzinger anzurechnen. Adolf Callisen vermutet in seinem Hauptwerk Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker, und Naturforscher aller gebildeten Völker, dass mehrere Personen das Pseudonym Wilhelm Tissot für ihre Publikationen nutzten.[2]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Jüngling und die Schöne oder Vergnügen und Anmuth in Begebenheiten, geschildert von einem Liebhaber Gellertischer Schriften. Amsterdam [= Leipzig] 1761.
  • Das Frauenzimmer, Oder: Die scherzende Venus, in Begebenheiten nach der Mode. Amsterdam [= Leipzig] 1761.
  • Wilhelm Tissot [ = Friedrich Adolph Kritzinger]: Die Weinflasche Chokolaten und Theekanne, ein curiöses Gespräch eines Herrn mit einer Dame vom Wein, Chokolate, Tee, Brantewein, Bier, Wasser, Schnupf- und Rauchtabak. 1761. (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)
  • Die Gräfinn von R***. Amsterdam [ = Leipzig] 1762. (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)
  • Leben und Begebenheiten der sächsischen Gräfinn von ***. 1762. (Digitalisat der SLUB Dresden)
  • Die lustigen Leipzigerinnen. 1764.
  • [Friedrich Adolph Kritzinger, Christian Heinrich Lincke]: Die bunte Reihe, oder eine Handvoll lustigsatyrischer Gespräche, zwischen Leipziger neugierigen Junggesellen und politischen Mädchen. Scherzfeld [= Leipzig] 1764. (Digitalisat der SLUB Dresden)
  • Tissot [ = Friedrich Adolph Kritzinger]: Entdeckungen und besondere Heimlichkeiten der Mannspersonen und Frauenzimmer. Frankfurt [= Leipzig] 1775. (Digitalisat der ThULB Jena)
  • Hans guck in die Welt [= Friedrich Adolph Kritzinger]: Artige Modernitäten, für Mannspersonen und Frauenzimmer curiös zu lesen. 1775. (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz)
  • J. D. T. de Bienville [= Friedrich Adolph Kritzinger]: Der Familienarzt, und der Arzt der Gelehrten. Ein Werk vortrefflichen Inhalts. Strasburg [= Leipzig] 1776. (Digitalisat der SLUB Dresden)
  • T. [= Friedrich Adolph Kritzinger]: Die physische Venus. Lycoris selbst kann es lesen. 1776.
  • Wilhelm Tissot [= Friedrich Adolph Kritzinger]: Besondere Entdeckungen von der Schönheit der Frauenzimmer, nebst Schönheitsmitteln dieselbe zu erhalten, 1777.
  • Wilhelm Tissot [= Friedrich Adolph Kritzinger]: Das physiologische Taschenbuch, von der Natur des Menschen für Männer und Frauen, in welchem die Erzeugung der Menschen zu finden. [2 Bände]. 1778. (Digitalisat, Teil 1 und Digitalisat, Teil 2 der SUB Göttingen)
  • Die Geschichte der Stadt Leipzig. 1779. (Digitalisat der SLUB Dresden)
  • Die Spaziergänge bey Leipzig, in Gesellschaft eines Freundes aus Niedersachsen besucht, und poetisch beschrieben von M.E.G.H. 1780.
  • Die Spaziergänge bey Leipzig, in Gesellschaft eines Freundes besucht, und gereimt beschrieben. 1781. (Digitalisat der ULB Sachsen-Anhalt, Halle (Saale))
  • Die Promenaden bey Leipzig, und zwar Der Spaziergang nach Eutritzsch. 1781. (Digitalisat der ULB Sachsen-Anhalt, Halle (Saale))
  • Der Spaziergang in Kuchengarten. 1781. (Digitalisat der ULB Sachsen-Anhalt, Halle (Saale))
  • Der Spaziergang nach Gohlis. 1781. (Digitalisat der ULB Sachsen-Anhalt, Halle (Saale))
  • Die Spaziergänge bey Leipzig, oder: Die Dorfhochzeit in Gesellschaft eines Freundes besucht. 1781. (Digitalisat der SLUB Dresden)
  • Der Gosenbruder und die Rückkehr von Eutritzsch. 1781. (Digitalisat der SLUB Dresden)
  • Wilhelm Tissot [ = Friedrich Adolph Kritzinger]: Die Kafeekanne, ein Kafeegespräch des Herrn Studio mit der Madame Savante vom Kafee. 1782. (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)
  • Das goldne Buch für Hypochondristen und für hysterische Frauenzimmer, in Absicht auf ihre Gesundheit. 1784. (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)
  • M. H. [ = Friedrich Adolph Kritzinger]: Sammlung von verschiedenen raren sympathetischen, magnetischen und andern Curen. Wie auch von andern wunderbaren und in der Haushaltung nützlichen Kunststücken und Experimenten. Altona [ = Leipzig] 1768. (Digitalisat der SUB Göttingen)
  • Wilhelm Tissot [ = Friedrich Adolph Kritzinger]: Von der Erzeugung der Menschen beyderley Geschlechts. 2. Auflage, Frankfurt und Leipzig 1788.
  • Tissot [ = Friedrich Adolph Kritzinger]: Die Erzeugung der Menschen und Heimlichkeiten der Frauenzimmer [in vier Teilen]. 1791.
  • Wilhelm Tissot [ = Friedrich Adolph Kritzinger]: Das curiöse Ehestands-Buch für Eheleute und Ehestandslustige, worinn die Erzeugung der Menschen, die Heimlichkeiten der Frauenzimmer und die Jungfernschaft natürlich beschrieben sind. 1794.
  • Neue medicinische Hausapotheke, alle innerliche und äuserliche Krankheiten mit leichten Mitteln in kurzer Zeit zu heilen [in drei Teilen]. 2. Auflage, 1794. (Verfasserschaft nicht eindeutig geklärt, unter dem Namen Wilhelm Tissot)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg Witkowski: Geschichte des literarischen Lebens in Leipzig, Leipzig 1909, S. 470.
  2. Adolph Carl Peter Callisen: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker, und Naturforscher aller gebildeten Völker. Neunzehnter Band. Su-Unt, Copenhagen 1834, S. 275.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]