Friedrich Erxleben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Friedrich Erxleben (* 29. Januar 1883 in Koblenz; † 9. Februar 1955 in Linz (Rhein)) war ein deutscher katholischer Priester. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied des Solf-Kreises und Teil des Widerstands gegen die nationalsozialistische Herrschaft.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Erxleben wurde als Sohn eines Bankiers in Koblenz geboren, wo er auch das Abitur auf dem dortigen Kaiserin-Augusta-Gymnasium ablegte. Nach einer Ausbildung als Sänger studierte er Theologie und Philosophie in Trier, Wien, Heidelberg, Innsbruck und Rom. Nach Abschluss des Studiums, Promotion und Priesterweihe war er als Seelsorger im Bistum Trier tätig. Da keine Pfarrstelle frei war, wurde er nach seiner Zeit als Kaplan Rektor des Antoniushauses, eines Heims für geistig behinderte Kinder in Linz,[1] und Hausgeistlicher der Franziskanerinnen sowie Religionslehrer auf Nonnenwerth.

Am Ersten Weltkrieg nahm Erxleben als Militärgeistlicher teil und wurde zweimal verwundet. Nach dem Krieg wechselte er zunächst als Seelsorger der Polizei nach Berlin. Erxleben, der fließend Latein und Altgriechisch sprach, wurde schließlich Professor für alte Sprachen am Jesuitenkolleg in Rom, daneben Dozent für vergleichende Religionswissenschaft an den Universitäten Prag und Wien. Nebenbei war Erxleben Experte für asiatische Kultur und ein hervorragender Tenor- bzw. Oratoriensänger als der er (unter einem anderen Namen) auch in Konzerten auftrat.

In Berlin schloss Erxleben Freundschaft unter anderen mit dem späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss, dem französischen Diplomaten André François-Poncet und dem Schriftsteller Carl Zuckmayer. Dort wurde er auch Mitglied des vom ehemaligen Staatssekretär des Reichskolonialamts, Wilhelm Solf, gegründeten Solf-Kreises. Nach Solfs Tod wurde der Kreis durch seine Frau Hanna Solf weitergeführt und entwickelte sich zu einem wichtigen Treff von Gegnern des Dritten Reichs.

Erxleben, in einem Bericht des Gestapo-Spitzels Paul Reckzeh als „treibende Kraft bei den defätistischen Unterhaltungen im Hause Solf“[2] bezeichnet, wurde im Mai 1944 verhaftet und ins KZ Sachsenhausen eingeliefert. Von dort kam er ins Gestapo-Gefängnis an der Lehrter Straße in Berlin, wo ihn schließlich sowjetische Soldaten am Kriegsende befreiten. Ein geplanter Prozess am Volksgerichtshof wurde mehrfach verschoben und fand schließlich nicht mehr statt.

Durch die KZ-Haft und die Gestapo-Foltern war Erxleben ein schwerkranker Mann. Er war nach dem Krieg noch als Seelsorger in Müden (Mosel) tätig, wo ihn Heuss, nun als Bundespräsident, und Zuckmayer 1949 nochmals besuchten. Seine gesundheitlichen Probleme machten es jedoch zunehmend schwieriger, den Dienst als Pfarrer auszuüben. 1951 ging Erxleben daher in den Ruhestand und zog zunächst nach Koblenz zur Familie seines Bruders und schließlich wieder nach Linz (Rhein), wo er im Februar 1955 starb. Beerdigt wurde er auf eigenen Wunsch in einem Priestergrab in Müden. Im Juli 2019 wurde Erxleben in Müden eine Straße gewidmet.[3]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Zuckmayer über das Vermächtnis Erxlebens: Mut, Leidensbereitschaft, Heiterkeit

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.myheimat.de/linz-am-rhein/gedanken/das-konvikt-st-antoniushaus-in-linz-am-rhein-d66064.html
  2. Widerständler aus Koblenz und Umgebung Teil 3: Friedrich Erxleben (1883 – 1955). In: Mahnmal Koblenz - Ein virtueller Gedenkort für Koblenz, das nördliche Rheinland-Pfalz und Deutschland. 2004, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. Dezember 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mahnmal-koblenz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Warum Müden seine Kirchstraße umbenannt hat. Abgerufen am 13. Juni 2020.