Friedrich Heinrich Limbach

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Friedrich Heinrich Limbach (* 7. September 1801 in Braunschweig; † 28. Oktober 1887[1][2] in Berlin) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Herr Limbach“ 1831 Hoftheater Meiningen
Wallensteins Tod, Düsseldorf 1835, Ehepaar Limbach

Limbach entstammte einer alt eingesessenen Braunschweiger Schuhmachermeister-Familie, wohnhaft in der Wendenstraße, zuletzt Nr. 1601. Seine Mutter war eine Tochter des Hof-Kunstdrechslers Zacharias Conrad Tägtmeyer, wohnhaft am Bohlweg, zuletzt Nr. 2077.[3] Dieser und nachfolgend der Sohn Johann Heinrich Tägtmeyer waren darüber hinaus Lehrer am damaligen Collegium Carolinum am Bohlweg.[4] In der Nachbarschaft befand sich das Opernhaus am Hagenmarkt, deren Direktoren, Sophie Walther (An der Catharinenkirche Nr. 1982) sowie Ernst August Friedrich Klingemann (Bohlweg Nr. 2071), in Sichtweite wohnten.[5] Limbach selbst wandte sich später ebenfalls der Schauspielerei zu und wird als geschätztes Ensemble-Mitglied beschrieben, das sich durch Bildung und Zuverlässigkeit auszeichnete.[6]

St. James Theater London, Gemälde von John Gregory Crace, 1835

In einschlägigen Theater-Almanachen[A 1] lässt sich ein (Herr) Limbach[A 2] nachweisen: 1825 für Merseburg (dort Walther’sche Gesellschaft[7]), 1826 Halle (dort Gerlach’sche Gesellschaft[8]), Spätsommer 1827 Rudolstadt (Truppe von v. Schwartz).[9] 1828 hatte Heinrich Eduard Bethmann die Truppe übernommen, zunächst für das Leipziger Stadttheater, als dort Karl Theodor von Küstner die Direktion niedergelegt hatte. Mit dieser Bethmann’schen „Herzoglich-Anhalt-Dessauischen“ Gesellschaft reiste Limbach durch den mitteldeutschen Raum (z. B. 1831 an das neue Herzogliche Hoftheater Meiningen) zusammen mit seiner Ehefrau,[A 3] der Schauspielerin und Sängerin Auguste Mathilde Hildebrandt (1801–1885), geschiedene Hartmann, Tochter des Dresdener Theater-Requisiteurs Franz Matthias Anton Hildebrandt,[10] – als „M. Limbach“ nicht zu verwechseln mit Madelaine/Magdalena Limbach (* 1810) sowie Margaretha Limbach (* 1817), letztere verheiratet mit Schauspieler Freymüller.[11]

1834 holte Karl Immermann das Ehepaar an das Stadttheater Düsseldorf, wo Immermann[12] dabei war, das Rollenstudium nach eigener Methode zu reformieren und zu optimieren (Immermann’sche Musterbühne). 1837 gingen die Limbachs an das Hoftheater Detmold,[13] wo bald auch drei ihrer Kinder auf der Bühne standen, unterbrochen von einem Engagement in Oldenburg am Großherzoglichen Hoftheater. Schließlich wirkten sie von 1850 bis circa 1863 am Hoftheater Darmstadt – mit Gastengagements in Oldenburg, Hamburg, London[14] (1852 und 1853 Sommer-Engagements im St James’s Theatre[A 4] unter Emil Devrient) und 1856 Berlin (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater, später Deutsches Theater Berlin).[15]

Den Lebensabend verbrachte das Ehepaar in Berlin bei ihrer Tochter, der Sopranistin Luise Limbach (1834–1909), verheiratete von Carnap. Darüber hinaus hatten Friedrich Heinrich und Mathilde Limbach folgende Kinder:[16][17]

  • Marie Susanna (* 1827 in Rudolstadt, † 1912 in Houston/Texas), Sängerin und Schauspielerin, verheiratet mit dem Opernsänger Friedrich Gottlieb Adolph Benda.
  • Marie Therese (* 1837 in Detmold, † circa 1906 in München), verheiratete Kraitmayr, Schauspielerin und Sängerin in Kassel am Kurfürstlichen Opernhaus (Staatstheater Kassel).
  • Anton Paul (* 1840 in Detmold, † 1899 in Chicago), Sänger (Bass), 1881 ausgewandert als Lithograph.
  • Ludwig Theodor (* 1844 in Detmold).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Eisenberg: Limbach, Louise. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 607–608 (daten.digitale-sammlungen.de). (einschließlich Eltern)
  • Eduard Devrient: Geschichte der Deutschen Schauspielkunst. Band 2. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft (Lizenz Verlag Langen Müller), Berlin 1967, S. 224, 268, 275.
  • Albrecht: Die Sterne dürfet ihr verschwenden – Schauspielererinnerungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Buchverlag Der Morgen, Berlin 1980, S. 382.
  • Ludwig Wollrabe: Der Franzosen-Müller. Druck und Commissions-Verlag von J. B. Klein, Crefeld 1842, S. 221 f. (Textarchiv – Internet Archive – Biografie des Schauspielers Carl Theodor Müller).
  • Eike Pies: Prinzipale - zur Genealogie d. deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert. A. Henn Verla, Düsseldorf 1973, ISBN 3-450-01061-1.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Allgemeiner deutscher Theater-Almanach, Almanach für Freunde der Schauspielkunst, A. Heinrichs deutscher Bühnen-Almanach, Deutscher Bühnen-Almanach (Entsch) – bei Google Books und/oder Staatsbibliothek Hamburg, Theater-Abteilung (Altbau)
  2. die Nennung des Vornamens war damals nicht üblich, auch an großen Häusern nicht! (mit Ausnahme von Theaterdirektoren, Verwechslungsgefahr und Kinderrollen-Besetzung). Ein weiterer Herr Limbach wurde bisher nicht festgestellt, Limbach trat oft zusammen mit Mad. Limbach (auch Ehepaar Limbach) auf. Friedrich Heinrich Limbachs urkundliche Familienereignisse fanden an den nachgewiesenen Theaterplätzen statt, und die mitwirkenden Limbach-Kinder wurden mit den bekannten Vornamen aufgeführt
  3. In seiner Heiratsurkunde von April 1832 nennt sich F. H. „Mitglied der Bethmannschen Schauspielergesellschaft zu Nordhausen“, das Stadtarchiv Nordhausen bestätigte den Aufenthalt einer „Herzoglich-Anhalt-Dessauischen Gesellschaft“ für April u. Mai 1832.
  4. siehe St James’s Theatre in der englischsprachigen Wikipedia

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. Band 2, Klagenfurt und Wien 1960, S. 1247
  2. Sterbedatum mit Standesamtreferenzen bei ancestry.de
  3. Tauf-, Heirats- und Sterbefall-Einträge in St. Katharinen ab 1801 beim Stadtarchiv Braunschweig
  4. Johann Joachim Eschenburg: Entwurf einer Geschichte des Collegii Carolini in Braunschweig. Friedrich Nicolai, Berlin und Stettin, 1812, S. 88. Königlich Sächsische Akademie für Forst- und Landwirthe zu Tharand’: Forstwirthschaftliches Jahrbuch. Band 7. Arnoldische Buchhandlung, 1851, S. 28.
  5. publikationsserver.tu-braunschweig.de Adressbücher Braunschweig ab 1776
  6. in Artikel über die Tochter, Ludwig Eisenberg: Limbach, Louise. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 607–608 (daten.digitale-sammlungen.de). Eduard Devrient: Geschichte der Deutschen Schauspielkunst. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft (Lizenz Verlag Langen Müller), Berlin 1967, S. 224, 268. Albrecht: Die Sterne dürfet ihr verschwenden – Schauspielererinnerungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Buchverlag Der Morgen Berlin, 1980, S. 382. Schumann Briefedition: Freundes- und Künstlerbriefwechsel. Verlag Dohr 2009, S. 134.
  7. Walther, Sophie. auf weber-gesamtausgabe.de
  8. Carl Constantin Gerlach. auf weber-gesamtausgabe.de
  9. Der Franzosen-Müller. Textarchiv – Internet Archive
  10. standesamtliche Sterbeurkunde zu A. M. Limbach bei ancestry.de
  11. Richard Wagners Autobiografie: Mein Leben. hier: Das Liebesverbot. Magdeburg 1834/35. Stadt-Theater Leipzig 1838 (Textarchiv – Internet Archive). Schriftliche Auskunft Stadtarchiv Darmstadt 2003.
  12. Karl Leberecht Immermann: Briefe. (Band 1; Band 3) Herausgeber: Peter Hasubek, Verlag Hanser, 1978, ISBN 3-446-12446-2, S. 1611.
  13. Abbildung Theaterzettel Zurücksetzung von Karl Töpfer, 1840 bei Lippische Landesbibliothek Detmold
  14. Eduard Devrient: Geschichte der Deutschen Schauspielkunst Henschelverlag Kunst und Gesellschaft (Lizenz Verlag Langen Müller), Berlin 1967, S. 274 und 275. (Theaterkritik von 1853 in The Musical World. Band 31, S. 431).
  15. Deutscher Bühnen-Almanach (Entsch), S. 47–53; Textarchiv – Internet Archive
  16. FamilySearch
  17. schriftliche Auskunft des Dom- und Diözesanarchivs Mainz 2003