Friedrich Holthaus

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„Der Schauspieler Friedrich Holthaus“;
Porträt-Zeichnung von August Heitmüller, um 1919

Friedrich Holthaus (* 29. Juli 1847 in Osnabrück; † 18. November 1928 in Hannover) war ein deutscher Lehrer, Schauspieler,[1] Opernsänger und Heldentenor. Der „Altmeister des deutschen Schauspiels“[2] war erfolgreich in zum Teil nahezu vergessenen Stücken von Ernst von Wildenbruch, aber auch in klassischen Rollen etwa in Stücken von Shakespeare, Goethe und Schiller.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Holthaus wurde zur Zeit des Königreichs Hannover und der beginnenden Industrialisierung geboren in der Osnabrücker Johannisstraße 114 als Sohn eines Fabrikarbeiters und der Catharina Regina, geborene Evening. Durch seine Mutter lernte schon der sechsjährige Knaben das Stadttheater Osnabrück kennen beim Besuch einer Vorstellung von Halévys Oper La Juive. Auch später hatte der Jugendliche Kontakt zur Osnabrücker Theaterszene.[2] Doch beruflich wählte Friedrich Holthaus zunächst eine vorgezeichnete, sichere bürgerliche Laufbahn als Lehrer in Bremen. Als solcher erlebte er dort eine Aufführung des Theaterstückes Kabale und Liebe von Friedrich Schiller, die ihm – nach seinen eigenen Erinnerungen – endlich den entscheidenden Anstoß gab, seiner schauspielerischen Berufung nachzugeben:

„Ich fasste mir eines Tages ein Herz und ergoß meine ganze Seele in einem Brief an den damaligen Charakterspieler Ludwig Ulbrich.[1]

Ulbrich riet Holthaus, sich zunächst die hannoversche Aussprache des „st“ abzugewöhnen sowie Tanz- und Fechtunterricht zu nehmen – und nahm ihn schließlich als Schüler an.[1] 1867 erhielt Holthaus sein erstes – unbezahltes – Engagement[4] „[...] im Sommertheater auf dem Berggarten zu Celle[2] bis ihn sein Lehrer, der unterdessen Theaterdirektor in Augsburg geworden war, ebenfalls in die süddeutsche Stadt holte. Rund drei Jahre blieb Holthaus dort, spielte „[...] Kraut und Rüben“ und sang in rund zwanzig Opern.[4] Nach einem Gastspiel in Hannover in der Rolle des Narziss im Jahr der Deutschen Reichsgründung 1871[2] verpflichtete ihn Hans Bronsart von Schellendorf für das hannoversche Hoftheater.[4] Im selben Jahr war Holthaus Gründungsmitglied der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger. Ein Viertel Jahrhundert spielte Holthaus nun in Hannover,[4] von dort berichteten Kritiker, dass sich „vor allem [...] die Herzen der Jugend dieser starken Persönlichkeit willig hin[gaben].“ Zwischendurch gastierte er bei Heinrich Laube am Wiener Stadttheater und 1881 in München.[2]

Unterdessen war Holthaus 1874 dem Hannoverschen Künstlerverein beigetreten.[4]

Nach seinem Engagement in Hannover, wo er bei seinem Fortgang zum Ehrenmitglied des Hoftheaters ernannt[4] und Carl Friedrich Peppler sein Nachfolger wurde,[5] trat Holthaus im Frühjahr 1895 dem Verband des Dresdner Hoftheaters bei. Rund drei Jahre später wechselte er nach Berlin,[2] wo er unter anderem den Heldentenor spielte und auf den Bühnen[4] des Schillertheaters, des Neuen Theaters[2] und zuletzt am Deutschen Theater unter Max Reinhardt auftrat.[4]

1910 beendete Friedrich Holthaus seine Schauspielkarriere.[2] 1914 kehrte er nach Hannover zurück und gab dort Schauspielunterricht. Einer seiner Schüler wurde Theo Lingen.[4]

Nach dem Tode seiner Ehefrau wurde es einsam um Friedrich Holthaus. Die Deutsche Hyperinflation hatte ihn verarmen lassen. Lediglich eine bescheidene Rente blieb ihm bis zum Tod. Posthum erfuhr der Genossenschaftler durch das Jahrbuch der Deutschen Bühnengenossenschaft eine Ehrung für sein Engagement für die jüngeren Künstler und deren Umwälzungen in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten.[2]

Weitere Schüler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Noch zu Lebzeiten von Holthaus schlug der Osnabrücker Oberbürgermeister Erich Gaertner am 19. März 1928 bei einer für Holthaus veranstalteten „Morgenfeier“ im Stadttheater Osnabrück für ein Neubaugebiet die Benennung der heutigen Friedrich-Holthaus-Straße vor.
  • Das Ehrengrab für den Hofschauspieler findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover in der Abteilung 23 E, Grab-Nummer 37[7]

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Asso Peters: Hofschauspieler Friedrich Holthaus. Zum 90. Geburtstag am 29. Juli 1937. In: Land und Leute, Beilage zum Osnabrücker Tageblatt vom 30. Januar und 13. Februar 1960
  • August Heitmüller: Hannoversche Köpfe aus Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Literatur (Zeichnung), Band 1, Osterwald, Hannover 1929.
  • Ilsetraut Lindemann: Friedrich Holthaus, in dies.: Stadtgeschichte in Straßennamen, Osnabrück: Selbstverlag der Verfasserin, circa 1972; online auf der Seite vom Kulturverein Chronos (Associazione Culturale Chronos a Roma)
  • Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 1, S. 837
  • Brigitta Weber (Hrsg.), Carsten Niemann, Ludwig Hoerner (Vorw.): Auf Wiedersehn hier u. „dort“. Bühnenkünstler auf frühen Photographien (= Prinzenstraße, Heft 3), 1. Auflage, Begleitschrift zur Sonderausstellung Im Photoatelier vom 13. November 1994 bis 15. Januar 1995 im Kurt-Söhnlein-Raum des Theatermuseums Hannover, Hrsg.: Theatermuseum und -archiv der Niedersächsischen Staatstheater, Hannover, Hannover: Revonnah-Verlag, 1994, ISBN 3-927715-43-3, passim; Vorschau über Google-Bücher
  • Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Nachträge / Personenregister, in ders.: Deutsche Biographische Enzyklopädie, 2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe, Bd. 11, München: K. G. Saur, 2008, S. 493; online über Google-Bücher

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedrich Holthaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Franz Rudolf Zankl: Der Schauspieler Friedrich Holthaus in den Rollen des Königs Johann (links) und des Mephisto (rechts). Fotografie von Carl Michelmann. Um 1880, in ders. (Hrsg.): Hannover Archiv, Band 8 (1986), Blatt K 18
  2. a b c d e f g h i Ilsetraud Lindemann: Friedrich Holthaus, in dies.: Stadtgeschichte in Straßennamen, Osnabrück: Selbstverlag der Verfasserin, circa 1972; online@1@2Vorlage:Toter Link/www.chronosroma.eu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)
  3. Hugo Thielen: Holthaus, Friedrich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 306.
  4. a b c d e f g h i Hugo Thielen: Holthaus, Friedrich. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 177; online über Google-Bücher
  5. Eduard Noack: Hoftheater-Erinnerungen. Auslese hervorragender Theatervorstellungen und Concerte aus circa 13000 Gesammtaufführungen des Königlichen Theaters zu Hannover zum 50-jährigen Jubiläum herausgegeben und mit zahlreichen historischen Anmerkungen versehen, Hannover: Schaper, 1902, S. 74; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Ingrid Bigler-Marschall (Hrsg.): Wiecke, Alwine (geb. Halberstadt). In: Deutsches Theater-Lexikon, Bd. VI, S. 3316; online über Google-Bücher
  7. Karin von Schwartzenberg (Verantw.), Stephanus Fischer (Text): Ehrengräber auf den Friedhöfen der Landeshauptstadt Hannover (Faltblatt), Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover – Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün – Bereich Städtische Friedhöfe – Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover: 2010, PDF-Download von der Seite hannover.de
  8. Vergleiche die Angaben vom Kalliope-Verbund
  9. Vergleiche die Angaben der SBB
  10. Zum Besitz der Fotografien vergleiche die Angaben im Inhaltsverzeichnis vom Hannover Archiv