Stadtfriedhof Engesohde

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Haupteingang mit Torhaus

Der Stadtfriedhof Engesohde ist einer der ältesten Friedhöfe von Hannover.[1][2] Er wurde von 1861 bis 1864 angelegt und liegt heute im Stadtteil Südstadt. Der Eingangsbau ist der einzig erhaltene Neubau von Ludwig Droste.[3] Der Friedhof ist 21,7 Hektar groß und hat 52 Abteilungen.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Engesohder Friedhof zeichnet sich neben dem schönen Baumbestand durch seine zahlreichen künstlerisch gestalteten Grabdenkmäler und Gruftgebäude aus. Auf dem Friedhof befinden sich zahlreiche Gräber prominenter Bewohner Hannovers, von denen nur die der Tänzerin Yvonne Georgi, des Dadaisten Kurt Schwitters und der Architekten Georg Laves und Dieter Oesterlen genannt seien. Der Friedhof liegt an der Orli-Wald-Allee 2 (ehemals Alte Döhrener Straße 96), zwischen Hildesheimer Straße und dem Maschsee.

Der Friedhof ist seit seiner Anlage bis heute in Belegung und für jeden Hannoveraner offen.

Eine informative Broschüre des Grünflächenamts der Landeshauptstadt Hannover (siehe unter Literatur) führt die Besucher auf einem Rundgang entlang 58 ausgewählter Grabstätten über den Friedhof, der einen Grundkurs in hannoverscher Stadtgeschichte auf ungewöhnliche Art bietet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kapelle von Oskar Barnstorf auf der Rückseite des Haupteingangs
Frühere Balustrade des Schiffgrabens, heute Friedhofsmauer
Eine der vielen Familiengruften auf dem Friedhof

Der Stadtfriedhof Engesohde wurde als Ersatz für die geschlossenen alten hannoverschen Gemeinde-Friedhöfe St. Nikolai-Friedhof, Neustädter Friedhof und Gartenfriedhof angelegt. Der älteste Teil ist das nördliche Drittel (angelegt 1871–80). Der Eingangsbau im Rundbogenstil wurde 1873 von Ludwig Droste entworfen. Die Kapelle stammt in ihrer heutigen Form im neuromanischen Stil von Oskar Barnstorf (1910), die Reliefs schuf Elsbeth Rommel. Hinter der Kapelle, an der Ecke von Abteilung 20, ist einer der zwei noch existierenden gusseisernen „Bödeker-Engel“ aufgestellt, um 1854 von Georg Hurtzig entworfen und in der „Königshütte“ in Bad Lauterberg gegossen. Die Engelsfiguren, von denen es einmal 15 im Stadtgebiet von Hannover gab, gehen auf den populären hannoverschen Pastor Hermann Wilhelm Bödeker zurück, der mit ihnen seine Sammlungen zu wohltätigen Zwecken durchführte. Sein Grab befindet sich auch auf dem Engesohder Friedhof. Der Urnenhain wurde nach Plänen von Albrecht Haupt angelegt.

Ein Unikum: Als Begrenzungsmauer des (älteren) Nordteils des Friedhofs fand eine steinerne Balustrade Verwendung. Sie stand früher am Schiffgraben, einer heutigen Straße (zwischen Aegidientorplatz und Emmichplatz), die einmal eine Wasserstraße war. Sie wurde im Mittelalter als etwa 9 km langer Kanal für den Torf- und Holztransport vom Altwarmbüchener Moor durch die Eilenriede bis zum Aegidientor angelegt. Als der Wasserweg Mitte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet wurde, kam die dann überflüssige Balustrade nach Engesohde.

Grabmäler (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabmal des Friedhofserbauers Ludwig Droste
Grabstein Yvonne Georgi
Grabmal Conrad Wilhelm Hase
Wiederentdecktes Grabmal Edmund Heusinger von Waldegg
Grabmal Georg Laves
Grabmedaillon Dieter Oesterlen
Grab Kurt Schwitters
Grabmonument für Ferdinand Wallbrecht

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Silke Beck, Cordula Wächtler (Red.), Uta Müller Glassl, Helmut Zimmermann (Text): Stadtfriedhof Engesohde, kostenlose Broschüre unter anderem mit geschichtlichem Abriss, Fotos und Übersichtsplan, hrsg. vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Langensalzastraße 17, Hannover: November 2007, S. 20; oder online als PDF-Dokument.
  • Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer. 3 Auflage. Schäfer, Hannover 1995, ISBN 3-88746-313-7, S. 65–66.
  • Stadtfriedhof Engesohde. Text: Uta Müller-Glassl, Helmut Zimmermann. Stand: Dezember 1998. Grünflächenamt der Landeshauptstadt Hannover, Hannover 1998.
  • Hannovers Natur entdecken, erleben, verstehen. Arbeitskreis des Verbandes Deutscher Biologen (Landesverband Niedersachsen). Hrsg. von Elisabeth von Falkenhausen (u.a). Kallmeyer, Seelze-Velber 1998, ISBN 3-7800-5263-6, S. 42–46.
  • Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9 (Über alle in der obigen Liste von Grabdenkmälern genannten Personen sind in diesem Standardwerk Biografien zu finden).
  • Kurt Schwitters: Die Familiengruft. (1946). In: Schwitters: Das literarische Werk. Hrsg. von Friedhelm Lach. Band 4: Schauspiele und Szenen. DuMont, Köln 1977, S. 308–320. (1946 im englischen Exil entstandenes „Anti-Nazi-Stück“ des Dadaisten. Die „Familiengruft“ befindet sich auf dem Engesohder Friedhof.)
  • Peter Schulze: Stadtfriedhof Engesohde. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 586f.
  • Freya Akkerman et al: Über das Leben hinaus. Ein Spaziergang über Hannovers Friedhöfe. Begleitbuch zur Ausstellung im Historischen Museum (= Schriften des Historischen Museums Hannover, Bd. 39), Hannover: HMH, ISBN 978-3-910073-40-1, passim

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stadtfriedhof Engesohde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Schulze: Stadtfriedhof Engesohde. In: Stadtlexikon Hannover. S. 586f.
  2. Laut PDF-Broschüre der Stadt Hannover (s. Weblinks) wurde er „als ältester kommunaler Friedhof“ angelegt; laut Peter Schulze im Stadtlexikon Hannover, Stichwort Gartenfriedhof, ist jedoch der Gartenfriedhof „erster städtischer Friedhof“.
  3. Helmut Knocke: Droste, Ludwig. In: Stadtlexikon Hannover. S. 140.
  4. Waldemar R. Röhrbein: Cölln, Georg von. In: Stadtlexikon Hannover, S. 115.
  5. Hugo Thielen: Gehrke, Mike (Michael), in: Stadtlexikon Hannover, S. 207
  6. Waldemar R. Röhrbein: Werner, (1) August, in: Stadtlexikon Hannover, S. 672.

Koordinaten: 52° 20′ 57″ N, 9° 45′ 17″ O