Friedrich Wilhelm von Bodungen (Politiker, 1879)

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Friedrich Wilhelm Bodungen, seit 1910 von Bodungen (* 24. Januar 1879 in Lützelstein, Kreis Zabern, Elsass; † 9. November 1943 in Hartwigswalde, Ostpreußen) war ein deutscher Politiker und Agrarfunktionär.

Leben und Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsches Kaiserreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bodungen war ein Sohn des kaiserlichen Forstmeisters Ferdinand Bodungen (1825–1889) und dessen Ehefrau Elisabeth, geborene Thiermann (* 1852). Er wuchs in Lützelstein, Colmar und Straßburg auf. Dort legte er 1898 die Reifeprüfung ab. Im selben Jahr leistete er als Einjährig-Freiwilliger im Infanterie-Regiment Nr. 172 der Preußischen Armee seinen Militärdienst ab. Bis 1909 avancierte er zum Oberleutnant der Reserve bei der Garde-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 1.

In Bodungens Qualifikationsberichten und Dienstleistungszeugnissen wurde um 1909 festgestellt, dass er das Adelsprädikat unrechtmäßig trug, weshalb ihm die Aberkennung desselben angekündigt wurde. Der soziale Druck, dem er als Gardeoffizier ausgesetzt war, veranlasste ihn dazu, darum zu bitten, ihm diese Maßnahme zu ersparen. Da Bodungen keine Anerkennung seines vermeintlichen Adels erhalten konnte, blieb ihm nur der Weg, eine neue Nobilitierung beim Kaiser zu beantragen. Wilhelm II. gab dem Antrag statt und erklärte sich bereit, seine Mutter am 5. Dezember 1910 als „Frau von Bodungen“ mit deren Nachkommen in den erblichen preußischen Adelsstand zu erheben. Diese Adelserhebung wurde auf eigenen Wunsch des Geadelten aber nicht veröffentlicht, um diesem eine Desavouierung zu ersparen, die sich aus dem in der Veröffentlichung der Adelserhebung enthaltenen impliziten Eingeständnis, dass er bisher nicht adelig gewesen war, ergeben hätte.

Um 1905 pachtete Bodungen das Gut Eichweder (314 ha) im Kreis Greifenhagen in Pommern. 1907 wurde dieses ihm als Eigentum überschrieben.

Im Ersten Weltkrieg gehörte er zunächst als Ordonnanzoffizier dem Stab der Garde-Kavallerie-Division an.

Weimarer Republik und NS-Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bodungen Vorsitzender des Pommerschen Landbundes, der Interessenvereinigung der Großgrundbesitzer in Pommern.

Anfang 1920 ging Bodungen als Vertreter des Pommerschen Landbundes eine geheime Vereinbarung mit dem Freikorpsführer Gerhard Roßbach ein: Diese sah vor, dass Angehörige von Roßbachs Freikorps, das damals nach dem vorläufigen Ende der bürgerkriegsartigen Auseinandersetzung, die in der Zeit unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs geherrscht hatten, offiziell aufgelöst wurde, tatsächlich aber in getarnter Weise im Verborgenen in Gestalt der sogenannten Arbeitsgemeinschaft Roßbach fortexistierte, vom Landbund in geschlossenen Gruppen als Landarbeiter auf eine Anzahl von großen Landgütern in Pommern vermittelt werden würden. Dort würden die Männer offiziell als Landarbeiter arbeiten, zugleich aber als Feldhüter die Güter, auf denen sie lagen, schützen. Das heißt, sie sollten Streiks von Arbeitern, die bessere Löhnung forderten, niederschlagen sowie insbesondere bereitstehen, um im Falle, dass sozialistische Unruhen in der Provinz aufbranden würden, diese gewaltsam niederzuschlagen.

Zugleich fungierten die auf die pommerschen Güter verteilten Trupps der Arbeitsgemeinschaft Roßbach als eine geheime Reservetruppe der regulären Armee, deren Maximalgröße gemäß den Anfang 1920 in Kraft tretenden Bestimmungen, die die Kriegssiegermächte des Ersten Weltkriegs dem Deutschen Reich im Friedensvertrag von Versailles auferlegt hatten, auf 100.000 Mann beschränkt war. Im Falle eines befürchteten polnischen Angriffs auf die deutsche Ostgrenze oder eines linkssozialistischen Revolutionsversuches sollten die Roßbacher reaktiviert und in die in Pommern stationierten Armeeteile integriert werden, wodurch diese in ihrem Personalumfang binnen kurzer Zeit in erheblicher Weise vergrößert werden könnten. Um die geheime Reservetruppe der offiziellen Armee, die die als Angehörige der Arbeitsgemeinschaft Roßbach auf diversen Gütern in Pommern liegenden Landarbeiter-Trupps darstellten, für mögliche Einsätze zu rüsten, wurden diesen von der Armee Waffen und Munition zur Verfügung gestellt, die diese in geheimen Waffendepots auf oder in der Nähe der Güter, auf denen sie untergebracht waren, verborgen hielten. Dies lief in der Weise ab, dass die Waffen gemäß einer von Bodungen als Vertreter des Landbundes mit der Armeeführung getroffenen Vereinbarung halboffiziell dem Pommerschen Landbund zu Selbstschutzzwecken anvertraut wurden, wobei die Großgrundbesitzer wiederum die auf ihren Gütern liegenden Roßbach-Männer als Treuhänder damit beauftragten, die ihnen von der Reichswehr anvertrauten Waffen an vereinbarten Übergabepunkten für sie in Empfang zu nehmen und diese dann bis auf Weiteres in ihre Obhut zu nehmen. In der Praxis bedeutete dies, dass die Roßbach’schen Arbeitergruppen die Waffen faktisch in ihren Besitz nahmen und für die Grundbesitzer, auf deren Gütern sie wohnten, verwahrten, instandhielten und pflegten.

Eigenen Angaben zufolge hatte Bodungen im Jahr 1921 in München im Haus des Polizeipräsidenten Ernst Pöhner eine Unterredung mit Adolf Hitler, die das Ergebnis gezeitigt habe, dass die erste Ortsgruppe der NSDAP in Stettin gegründet wurde.

1923 will Bodungen sich bei der Aufstellung und Belieferung der Schwarzen Reichswehr mit Lebensmitteln beteiligt haben. Im selben Jahr stellte Bodungen angeblich eine Truppe aus 8000 Mann auf, die sich während des Münchener Hitlerputsches vom November 1923 bereitgehalten habe, um sich nach einer erfolgreichen Machtübernahme der Putschisten in Bayern an einem „Freiheitsmarsch“ der vereinigten nationalistischen Gegner des bestehenden Staates auf die Reichshauptstadt Berlin zum Sturz der amtierenden demokratisch-republikanischen Regierung zu beteiligen.

Im weiteren Verlauf der 1920er Jahre war Bodungen in der Reichsführung der Deutschvölkischen Freiheitsbewegung (DvFB) und setzte sich ab 1926 für die NSDAP ein. Infolge „jüdisch-freimaurischer Umtriebe“ will er zu dieser Zeit jedoch in wirtschaftliche Not geraten sein, weshalb er auf einen offiziellen Eintritt in die Partei verzichtet habe, obwohl er sich stets im Sinne ihrer Weltanschauung betätigt habe.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre betätigte Bodungen sich zudem in dem von Erich Ludendorff gegründeten Tannenbergbund, einer völkisch-rechtsradikalen Vereinigung, für die er sich als Wanderredner betätigte, wobei er scharfe Angriffe gegen die „überstaatlichen Mächte“, in denen der Tannenbergbund die Hauptfeinde des deutschen Volkes ausgemacht zu haben glaubte, richtete. Dies waren insbesondere Freimaurer, Juden, Katholiken und Jesuiten. Diese Vorträge trugen Titel wie: „Die Weltmachtpolitik Rom – Juda unter dem Deckmantel der Religion“. Ernst Glaser-Gerhard bezeichnet ihn in seiner Studie über die Berliner Freimaurer im 20. Jahrhundert als einen der „schlimmsten Hetzer“ gegen die Freimaurer in Schleswig-Holstein in der Zwischenkriegszeit.[1]

Am 5. Juni 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.723.981).[2] In der SS ist Bodungen seit 1938 als Mitglied mit dem Rang eines Obersturmführers nachweisbar.

Aus seiner am 31. Mai 1906 mit Rose-Marie Taubert-Giebe geschlossenen Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claus Heinrich Bill: Friedrich Wilhelm v. Bodungen. Portrait einer ungewöhnlichen militärischen Laufbahn. In: Zeitschrift für Heereskunde. Bd. 60, 1996, S. 94–98.
  • Gothaisches Generalogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1921. Fünfzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1920, S. 69.
  • Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik. 2004.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Glaser-Gerhard: Zur Geschichte der Grossen Landesloge der Freimaurer von Deutschland zu Berlin 1920-1970. 1970, S. 70.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/3420027