Friedrich von Eichel-Streiber

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Friedrich von Eichel-Streiber als Vorsitzender des II. Landeskirchentags; sitzend in der Bildmitte. Juni 1928

Friedrich von Eichel-Streiber (* 31. Dezember 1876 in Eisenach; † 20. April 1943 ebenda) war ein deutscher Politiker der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und evangelischer Kirchenfunktionär. Er war 1920–1927 und 1932–1933 Mitglied des Landtages von Thüringen und von 1925 bis 1933 Präsident des Landeskirchentages der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Eichel-Streiber, aus einer frommen und konservativen Rittergutsbesitzer-Familie stammend, studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Rechtswissenschaften. 1896 wurde er Mitglied des Corps Saxonia Göttingen.[1] Er wurde zum Dr. jur. promoviert. Im Jahre 1919 wurde er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. 1919 bis 1920 war er Landtagsabgeordneter im Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach. Als Mitglied des Thüringer Landtags wurde er Fraktionsvorsitzender seiner Partei. Er betätigte sich aktiv in der neu gegründeten Thüringer Evangelischen Kirche, wobei er der Fraktion des „Christlichen Volksbundes“ angehörte. Er wurde Mitglied des 1. bis 4. Landeskirchentags und war ab dem 2. Landeskirchentag von 1925 bis 1933 dessen Präsident. Seit 1928 gehörte er dem Sozialen Ausschuss des Kirchenparlaments an.

1933 übernahm er den Vorsitz des Christlichen Volksbundes. Zusammen mit dem Landesbischof Wilhelm Reichardt unterzeichnete er alle Gesetze und Verordnungen, die der Gleichschaltung seiner Kirche mit dem NS-Staat dienten. Dazu gehörten u. a. im Mai 1933 das „kirchliche Ermächtigungsgesetz“, wodurch dem Kirchenparlament Befugnisse entzogen wurden, ein „Gesetz gegen den Marxismus“, und eine neue Kirchenordnung, wonach eine Trauung „bei Verschiedenheit der Rasse“ versagt werden konnte, und vier Monate später das „Gesetz vom 12. September 1933 über die Stellung der kirchlichen Amtsträger zur Nation“, wonach ein „nichtarischer“ oder ein mit einer „nichtarischen Frau“ verheirateter Theologe nicht mehr zum Pfarrer berufen werde konnte.

Seit 1934 war er Mitglied in der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft, einem Teil der Bekennenden Kirche Thüringens. Auf der 2. Tagung des Thüringer Landeskirchentags am 9. Januar 1934 warf ihm in seinem Konflikt mit der in Thüringen dominierenden Richtung der Deutschen Christen der stellvertretende NSDAP-Gauleiter Fritz Wächtler vor: „Unser Volk steht im schwersten Ringen nach außen, und Sie haben vorhin gesagt – es muß sich ja durch das Stenogramm feststellen lassen, der Sinn war so, wie es von den Emigranten im Ausland behauptet wird – daß in Deutschland die Knechtschaft herrsche. Hier geht es nicht um diese kleine Frage, sondern um das Lebensrecht des deutschen Volkes. Sie fallen dem Führer und der Bewegung in den Rücken mit Ihren Auseinandersetzungen hier.“[2]

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Angehörigen seiner Familie betätigten sich als Mäzene des Eisenacher Schulwesens, der Kultur und Krankenpflege und errichteten mehrere Stiftungen auf diesen Gebieten. Im Jahre 1920 stellte Eichel-Streiber das Schloss der Familie auf dem Pflugensberg der neu gegründeten Thüringer Kirche als Dienstsitz zur Verfügung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Apoldaer Tageblatt 1919 und 1920
  • Thüringer Kirchenblatt und Kirchlicher Anzeiger. Gesetz- und Nachrichtenblatt der Thüringer evangelischen Kirche, Jahrgänge 1933 und 1934
  • Erich Stegmann: Der Kirchenkampf in der Thüringer Evangelischen Kirche 1933-1945, Berlin 1984
  • Thomas A.Seidel (Hg.): Thüringer Gratwanderungen. Beiträge zur 75jährigen Geschichte der evangelischen Landeskirche Thüringens, Reihe: Herbergen der Christenheit. Jahrbuch für deutsche Kirchengeschichte, Sonderband 3, Leipzig 1998, ISBN 3-374-01699-5

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hasso von Etzdorf, Wolfgang von der Groeben, Erik von Knorre: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia zu Göttingen sowie der Landsmannschaft Saxonia (1840–1844) nach dem Stande vom 13. Februar 1972, S. 82.
  2. Dokumentensammlung zum Buch von Marie Begas: Tagebücher zum Kirchenkampf 1933–1938, herausgegeben von Heinz-Werner Koch, Folkert Rickers und Hannelore Schneider, zum Druck gebracht von Johannes Mötsch (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Große Reihe, Bd. 19). Böhlau, Köln 2016; Zitat: Dokumentensammlung, S. 72 (Digitalisat).