Fritz Egli

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Egli-Vincent (1969)
Egli-Honda (1978)
Egli-Colani (1986)

Fritz Walter Egli (* 30. Juni 1937 in Zürich) ist ein früherer Schweizer Motorradrennfahrer, Weltrekordinhaber[1] und Motorradhersteller.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1967 gründete Fritz Egli eine Motorradwerkstatt, in der er eine Vincent Black Shadow überarbeitete und mit einem Zentralrohrrahmen versah.[2][3] Damit wurde Egli 1968 Schweizer Meister im Motorrad-Bergrennen.

Bekannt wurde er mit Rahmeneigenkonstruktionen für japanische Motorräder der 1970er-Jahre, vor allem für die Honda CB 750 Four, die Honda CBX („Egli Red Baron“)[4] und die großen Viertakt-Motoren der Kawasaki Z-Baureihe. Deutliche Fahrwerksunruhen hatten sich bei den nun erreichbaren hohen Geschwindigkeiten aufgrund von Fahrwerksmängeln dieser Maschinen ergeben. Egli nahm die japanischen Antriebe und baute sie in eigene stabile Rahmenkonstruktionen ein. Charakteristisch für den Egli-Rahmen ist das Zentralrohr mit einem Durchmesser von ca. 100 mm und die Verwendung gerader Streben, die nur auf Zug oder Druck beansprucht werden.[5] Egli war nicht der Erfinder dieser Rahmenbauweise, sie wurde aber durch ihn populär.[6] Anfangs mit einer Ceriani-Teleskopgabel, später mit Egli-Gabelstabilisator und Elektron-Gussrädern ausgerüstet, wurden Egli-Motorräder überwiegend in rot ausgeliefert. Fritz Egli war später ein Importeur der indischen Enfield-Motorräder aus Madras/Indien, die nach dem Import auf Qualitätsmängel durchgesehen, überarbeitet und verbessert werden.

Ab 2015 war Alexander Frei Eigentümer von Egli Motorradtechnik. Erstes Egli-Motorrad der neuen Ära war 2017 ein sogenannter Café-Racer mit neu konstruiertem Rahmen und Yamaha-XJR-1300-Motor. Der Motor verfehlte jedoch die Einstufung in die Schadstoffklasse Euro 3, so dass nur sechs dieser Motorräder gebaut und verkauft wurden; der Preis betrug mehr als 50.000 Franken. 2018 erschien eine Rennmaschine für die Classic-TT auf der Isle of Man mit von Egli gebautem 500-cm³-Einzylindermotor. Im August 2023 kündigte Egli die Schliessung des Unternehmens an. Die Geschäftsübergabe unter anderem aus Alters- und Gesundheitsgründen sei schon für 2020 geplant gewesen, jedoch habe sich kein Nachfolger gefunden.[7] Im Dezember 2023 wurden die Materialien der Werkstatt sowie einige Motorräder versteigert. Im deutschen Hargesheim wurden einige Egli-Memorablia für ein Museum gesammelt.[8]

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

MRD1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eines seiner bekannten Straßenmotorräder war die Egli MRD 1[9] auf Basis der Kawasaki Z1, die durch Aufbohren auf 1016 cm³ und mit einem Abgasturbolader von ATP auf eine Leistung von bis zu 180 PS (132 kW) gebracht wurde.[10] Die 155-PS-Version (114 kW) mit einem Ladedruck von 0,69 bar erreichte 1979 eine Beschleunigung von 0 auf 200 km/h in 7,1 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 297 km/h;[11] ein Wert, der erst 1999 übertroffen wurde.[12] Fernsehkoch Horst Lichter ist einer der wenigen Besitzer einer MRD1, von der „eine Handvoll“ gebaut wurden.[13]

1981_EGLI-Honda CBX 1000_Red Baron

Red Baron[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebenfalls ein berühmtes Straßenmotorrad war die EGLI-CBX 1000 Red Baron auf Basis der Honda CBX, die durch Aufbohren auf 1047 cm³ und mit einer Leistung zu 122 PS gebracht wurde.[14] Sie besitzt ebenfalls einen Zentralrohrrahmen mit Cantilever-Hinterradschwinge. Einer der 50 Besitzer ist wiederum Fernsehkoch Horst Lichter.

Egli-Colani[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vollverkleidete Egli-Colani mit Abgasturbolader und 1425-cm³-Kawasaki-Motor wurde 1986 für Rekordfahrten entwickelt. Die Leistung wurde mit 300 PS angegeben. Mit der Egli-Colani wurde am 7. Dezember 1986 ein Geschwindigkeitsrekord über 10 km (mit stehendem Start) von 272,414 km/h erreicht.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Egli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Am 9. Januar 2009 fuhr Fritz Egli mit einem Motorradgespann 331,969 km/h.
  2. Motorrad Classic 1+2/2015, S. 26–29.
  3. Classic Motorrad: Die große Fritz W. Egli Story (Memento vom 19. Juni 2016 im Internet Archive), aufgerufen 19. Juli 2013
  4. egli-racing.ch (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) Egli Red Baron (abgerufen am 22. Februar 2015)
  5. Motorrad Classic 1+2/2015, S. 26.
  6. Andere Rahmenbauer aus derselben Ära (z. B. Rau oder Martin) verwendeten ebenfalls diese Bauart mit rundem Rückgratrohr.
  7. Moto.ch. Abgerufen am 29. August 2023.
  8. Ende von Egli: Legendäre Schweizer Töffmarke liquidiert, SRF, 2. Dezember 2023
  9. Foto einer MRD1
  10. Motorrad Classic 1+2/2015, S. 19.
  11. MOTORRAD Revue, Ausgabe 1979, S. 11.
  12. Vgl. Suzuki Hayabusa 1300.
  13. Motorrad Classic 1+2/2015, S. 22.
  14. Jens Schultze: EGLI-CBX Red Baron – Eine „Über-Honda“ vom Rahmen-Spezialisten, 28. Januar 2018
  15. Ulrich Hoffmann: Das große Motorradlexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Berlin, 2004, ISBN 978-389602-535-7., S. 116.