Fritz Reuter (Maler)

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Fritz Reuter (* 4. Januar 1895 in Langenselbold; † 31. Dezember 1971 in Trier) war ein deutscher Maler.[1]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fritz Reuter besuchte zunächst die Staatliche Baugewerkschule in Frankfurt am Main, um als Bautechniker/Architekt in der Branche seines Vaters, eines Bauunternehmers, tätig zu werden. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 beendete diese Ausbildung vorzeitig, Reuter wurde zum Militär eingezogen und diente bis 1918 als Soldat. Während dieser Kriegsjahre reifte sein Entschluss, sich der freien Malerei anstatt der Architektur zu widmen.[2] 1919 wurde er Schüler des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main, wechselte aber schon nach kurzer Zeit zur Kunstakademie Düsseldorf und studierte dort bis 1924, u. a. als Meisterschüler von Adolf Münzer. Dem Beispiel seines Lehrers folgend klinkte er sich als Mitglied des renommierten Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf in dessen kollegial und mäzenatisch weit tragendes Beziehungsgeflecht ein und gehörte ihm von 1924 bis mindestens 1955 an (Nachweislücken für einige Jahre).[3]

Düsseldorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch nach der Akademiezeit blieb Reuter in Düsseldorf ansässig und war als freischaffender Maler mit breitem Repertoire (Porträts, Landschaften, Architekturstücke, Stillleben) erfolgreich. Porträtaufträge führten ihn u. a. nach Holland und Schweden. 1934 und 1937 folgten längere Studienreisen nach Südamerika und die Karibik bzw. nach Westindien. Er beteiligte sich 1932 an der bedeutenden Ausstellung Düsseldorf-Münchener Kunst im Kunstpalast in Düsseldorf.[4] Auch auf der von den Nationalsozialisten initiierten Großen Deutschen Kunstausstellung 1937 im Haus der Deutschen Kunst in München war er mit zwei Gemälden vertreten.[5] Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 als Vize-Feldwebel einberufen, wurde Reuter altersbedingt dann im Polizeidienst beschäftigt. Bombenangriffe auf Düsseldorf 1942 zerstörten sein Atelier und seine Wohnung.

Trier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Trierer Regierungspräsident Heinrich Christian Siekmeier vermittelte daraufhin die Versetzung Reuters nach Trier und verschaffte ihm eine Bleibe im Palais Walderdorff, dem Regierungssitz im Stadtzentrum. Reuter begann umgehend mit einer Serie von Ölgemälden zu Trierer Baudenkmälern, die er bereits im September 1943 in einer viel beachteten Einzelausstellung[6] im neu eröffneten Museum der Stadt Trier am Konstantinplatz zeigen konnte und die zu seiner bekanntesten Werkgruppe wurde (u. a. Trierer Domgruppe; Am Hauptmarkt; Vor St. Gangolf; Grabenstraße mit St. Gangolf; Basilika St. Matthias; Kurfürstlicher Palast; Kaiserthermen). In einer schriftlichen Dedikation vom 17. März 1944 schenkte Reuter das Ölgemälde „Am Hauptmarkt“ aus dieser Serie der Stadt Trier unter der aufschiebenden Bedingung seines Todes durch Kriegseinwirkung.[7] In den folgenden Jahrzehnten blieb Reuter weiterhin als unabhängiger Künstler tätig, mit eigenem Anwesen in Trier und regelmäßigen Malaufenthalten in seinem Ferienhaus in Arbos/Spanien. Im Frühjahr 1960 war er erneut mit einer Werkschau in der Ausstellung „Vier Maler“ im Museum der Stadt Trier im Stadtmuseum Simeonstift Trier vertreten. Im übrigen stellte er fast regelmäßig bei der Gesellschaft bildender Künstler und Kunstfreunde in Trier und bei der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler für Eifel und Ardennen (EVBK) in Prüm aus, bis er ab der Mitte der 1960er Jahre ausjuriert wurde. Nach seinem mit lobenden Nachrufen bedachten Tod[8] kam es 1979 nochmals zu einer Einzelausstellung im Städtischen Museum Simeonstift Trier sowie 1996 im Heimatmuseum Manderscheid.

Künstlerische Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom konservativen Flügel der Düsseldorfer Akademie geprägt, verschrieb sich Reuter einer dezidiert gegenständlichen Malweise, die sich, vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus, zu einem betulichen Realismus versteifte. So versah er bei den vorerwähnten, 1942/43 geschaffenen Ansichten Trierer Baudenkmäler seine detailgenauen Architekturaufnahmen in weich zeichnender Rückwendung mit pseudo-altmeisterlichem Farbeintrag in gedämpften Gelb-Ocker und Sfumato-Effekten. Konventionell repräsentativ gestaltete er auch seine Porträts (u. a. Oberstleutnant C., 1945; Unternehmer S. mit Ausblick auf dessen Fabrikgelände, 1955) und orientierte sich mit zahlreichen gefälligen Blumenstücken und Stillleben an konservativen Käuferkreisen (Stillleben mit Sektglas, 1937; Vase mit Herbstblumen, 1952). Allerdings verstand sich Reuter auch auf skizzenhaft spontane Zugriffe auf ein Motiv, beispielsweise beim Blick auf die nach einem Bombenangriff im August 1944 brennende Trierer Domgruppe. Bei der Wiedergabe seiner Beziehungslandschaften in der Moselregion und in Spanien näherte er sich sogar mit gelockerter Pinselschrift und einer besonders im Alterswerk helleren Palette partiell dem deutschen Spätimpressionismus an.

Werkstandorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf. Stadtmuseum Simeonstift Trier, Museum am Dom Trier. Rheinisches Landesmuseum Trier. Umfangreicher Privatbesitz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reuter, Fritz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 199 (biblos.pk.edu.pl).
  • Reuter, Fritz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 52 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Bénézit: Dictionnary of Artists. Paris 2006, Band 11, S. 925.
  • Heinz Monz (Hrsg.): Trierer Biographisches Lexikon. Trier 2000, S. 367.
  • Paul Horn: Düsseldorfer Graphik in alter und neuer Zeit. Düsseldorf 1928, S. 202.
  • Johannes von Geymüller: Die Gemälde des 20. Jahrhunderts. In: Kataloge des Kunstmuseums Düsseldorf, Band 3/1, Düsseldorf 1977, S. 118–119 und Abb. Nr. 493 und 494.
  • Karl-Heinz Hering (Bearb.): 5 × 30 – Düsseldorfer Kunstszene aus fünf Generationen, 150 Jahre Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen 1829–1979. Düsseldorf 1979.
  • Stadtmuseum Düsseldorf (Hrsg.), Werner Alberg (Bearb.): Düsseldorfer Kunstszene 1933–1945. Düsseldorf 1987.
  • Katalog „Düsseldorf-Münchener Kunstausstellung 1932“, Düsseldorf 1932, Exponat Nr. 204 „Geige“.
  • Katalog „Große Deutsche Kunstausstellung 1937 im Haus der Deutschen Kunst zu München“, München 1937, Exponate Nr. 575 „Stilleben mit Sektglas“ und 576 „Bildnis meines Jungen“.
  • Katalog „Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Fritz Reuter“, Ausstellung im Museum der Stadt Trier am Konstantinplatz – September 1943, Einführung von Walter Dieck, Trier 1943.
  • Kataloge der Jahresausstellungen 1950–1959 sowie 1965 im Museum der Stadt Trier, veranstaltet von der Gesellschaft bildender Künstler und Kunstfreunde e. V. Trier.
  • Katalog „4 Maler – Fritz Reuter, Ernst Brand, Prof. Müller-Linow, Anton Veit“, April/Mai 1960, Museum der Stadt Trier im Simeonstift, Trier 1960.
  • Kataloge der Jahresausstellungen 1960, 1963–1966 sowie 1968 der Europäischen Vereinigung bildender Künstler aus Eifel und Ardennen in Prüm, Stadtbibliothek Trier, Sign. Z 1907.
  • Walter Dieck: Trierer Maler: Fritz Reuter. In: Neues Trierisches Jahrbuch, 1972, S. 52–56.
  • Katalog „Fritz Reuter (1895–1971) - Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus Trierer Privatbesitz“, Ausstellung Juni/Juli 1979 im Städtischen Museum Simeonstift Trier, mit Nachdruck des Beitrags von Walter Dieck im Neuen Trierischen Jahrbuch 1972, wie vor.
  • Mathilde Krämer: Erinnerungen an den Kunstmaler Fritz Reuter. In: Neues Trierisches Jahrbuch, 1996, S. 251–256.
  • Peter Seewaldt: Katalog der Gemälde im Rheinischen Landesmuseum Trier. In: Trierer Zeitschrift, 77/78, 2014/15, S. 357–358.
  • Christl Lehnert-Leven: Trierer Künstlerbiographien V: Fritz Reuter, Ernst Brand und Peter Krisam. In: Neues Trierisches Jahrbuch. Band 60. Verein Trierisch, 2021, ISSN 0077-7765, S. 9–36.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Seine wenigen grafischen Arbeiten rechtfertigen nicht die teilweise in der Literatur (z. B. Thieme-Becker, Paul Horn, s. u.) aufgeführte Bezeichnung als Radierer.
  2. Ausstellungskatalog Trier 1943 (vgl. Lit. Verz.) mit autobiografischen Angaben des Malers gegenüber Dr. Walter Dieck, damals Direktor des sogenannten Museums der Stadt Trier am Konstantinplatz, heute Stadtmuseum Simeonstift Trier.
  3. Sabine Schroyen M.A., archiv@malkasten.org, Auskunft vom 12. Dezember 2016.
  4. Teilnahmen Reuters an den regelmäßigen Ausstellungen des Kunstvereins der Rheinlande und Westfalen sind bis auf die Beteiligung an „Bildnisse und Landschaften“, 1932, nicht nachweisbar.
  5. Ausstellungskatalog 1937 (s. u.), S. 67; [1]
  6. Presseberichte im Nationalblatt vom 11./12. und 15. September 1943: Walter Dieck: „Fritz-Reuter-Ausstellung in Trier - Eine Gemäldeschau von hohem künstlerischem Reiz“ und A. Hunscha: „In der Fritz-Reuter-Ausstellung - Eine Gemäldeschau, die Freude bewirkt“, Stadtbibliothek/Stadtarchiv Trier, Zeitungssammlung.
  7. Abschrift der Urkunde, Wortlaut (Auszug): „dass ich nach bevorstehender Abkommandierung zum Sicherheitsdienst in Griechenland oder einer anderen militärischen Verwendung im gegenwärtigen Kriege nicht lebend zurückkehren sollte.“ Stadtbibliothek/Stadtarchiv Trier, Autografensammlung.
  8. Von seiner Kunst zeugen viele Bilder - Fritz Reuter starb im 77. Lebensjahr - Trier war ihm seit 1942 eine zweite Heimat - Als Landschaftsmaler und Porträtist weithin bekannt und geehrt. In: Trierischer Volksfreund, 3. Januar 1972. In memoriam Fritz Reuter. In: Trierische Landeszeitung, 3. Januar 1972.