Günter Schmahl (Physiker)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Günter Schmahl (* 26. März 1936 in Wilhelmshaven; † 14. August 2018 in Göttingen)[1][2] war ein deutscher Physiker, Professor an der Universität Göttingen und Pionier der Röntgenmikroskopie.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schwerpunkt und die wesentliche Bedeutung von Schmahls Arbeiten lagen in der Entwicklung der Vollfeld-Röntgenmikroskopie mit weichen Röntgenstrahlen. Er erkannte als einer der Ersten das Potential dieser Methode sowie den wegweisenden technologischen Ansatz, Zonenplatten als Linsen in einem solchen Mikroskop zu verwenden.[3][P 1][P 2] Den gewählten Ansatz entwickelten Schmahl und seine Mitarbeiter weiter bis zur Anwendungsreife in der zwei- und dreidimensionalen Bildgebung von biologischen Proben.[4][P 3][P 4][P 5][P 6]

1974 erzeugten Schmahl und seine Mitarbeiter zum ersten Mal Bilder mit einem Röntgenmikroskop an einer Laborquelle an der Universität Göttingen; 1976 folgte der Bau des Prototyps eines Röntgenmikroskops unter Verwendung von Synchrotronstrahlung am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, das 1978 erste Bilder lieferte. 1992 gelang zum ersten Mal die Visualisierung von Strukturen, die kleiner als 30 nm waren.[5]

Zu weiteren Leistungen Schmahls gehören die Übertragung des von Frits Zernike für die Lichtmikroskopie entwickelten Phasenkontrastprinzips auf die Röntgenmikrosopie und die Reduzierung von Strahlenschäden bei der Untersuchung biologischer Zellen durch die Entwicklung von Probenpräparationen und Probenumgebungen, die auf kryogenischen Verfahren beruhen. Gemeinsam mit der Physikerin Gisela Schütz gelang es Schmahl und seiner Gruppe zudem, dichroitischen Kontrast in der Röntgenmikroskopie zu erzeugen, mit dem zum Beispiel magnetische Domänen sichtbar gemacht werden können.[5]

Schmahl gründete das Institut für Röntgenphysik der Universität Göttingen und leitete es bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002.[6] Er war einer der Gründer und der erste ausrichtende Veranstalter der seit 1983 alle drei Jahre, seit 2008 zweijährlich stattfindenden Internationalen Konferenz für Röntgenmikroskopie.[7]

Ehrungen und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. G. Schmahl, D. Rudolph: Lichtstarke Zonenplatten als abbildende Systeme für weiche Röntgenstrahlen. In: Optik (Jena). Band 29, 1969, S. 577.
  2. B. Niemann, D. Rudolph, G. Schmahl: Soft-x-ray imaging zone plates with large zone numbers for microscopic and spectroscopic applications. In: Optics Communications. Vol. 12, 1974, S. 160–163, doi:10.1016/0030-4018(74)90381-2.
  3. Patent DE3642457: Röntgen-Mikroskop. Angemeldet am 12. Dezember 1986, veröffentlicht am 30. Juni 1988, Anmelder: Carl-Zeiss-Stiftung, Erfinder: G. Schmahl, D. Rudolph.
  4. Patent US4870674: X-ray microscope. Angemeldet am 9. Dezember 1987, veröffentlicht am 26. September 1989, Anmelder: Carl-Zeiss-Stiftung, Erfinder: G. Schmahl, D. Rudolph (auch bei Google Patents).
  5. G. Schmahl, D. Rudolph, P. Guttmann, G. Schneider, J. Thieme, B. Niemann: Phase contrast studies of biological specimens with the x‐ray microscope at BESSY. In: Review of Scientific Instruments. Vol. 66, 1995, S. 1282–1286, doi:10.1063/1.1145955.
  6. D. Weiß, G. Schneider, B. Niemann, P. Guttmann, D. Rudolph, G. Schmahl: Computed tomography of cryogenic biological specimens based on X-ray microscopic images. In: Ultramicroscopy. Vol. 84, 2000, S. 185–197, doi:10.1016/S0304-3991(00)00034-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Members / Lab Members: Prof. Dr. Günter Schmahl, Emeritus. Institut für Röntgenphysik der Universität Göttingen, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 19. August 2018 (persönliche Webseite von G. Schmahl).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Prof. Dr. Günter Schmahl: Traueranzeige. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. August 2018 (faz.net).
  2. Memorial to Günter Schmahl. In: xrm2018.com. 14th International Conference on X-ray Microscopy, archiviert vom Original am 26. August 2018; abgerufen am 11. November 2022 (englisch).
  3. a b Röntgenplakette Preisträger-Archiv 1992. Deutsches Röntgen-Museum, abgerufen am 7. November 2014.
  4. Norbert Lossau: Vom Röntgenbild einer Hand zum Blick in lebende Zellen. In: welt.de. 7. November 1995, abgerufen am 19. August 2018.
  5. a b Tim Salditt: Nachruf auf Günter Schmahl 26. März 1936 – 14. August 2018. In: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 2019. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2021, S. 127–129 (online [PDF; 12,9 MB]).
  6. Institut für Röntgenphysik. Universität Göttingen, archiviert vom Original am 19. August 2018; abgerufen am 19. August 2018 (mit Todesanzeige G. Schmahl).
  7. XRM Conference Series History. In: xrm2018.usask.com. 14th International Conference on X-ray Microscopy, abgerufen am 11. November 2022 (englisch).
  8. Der Niedersächsische Staatspreis. Land Niedersachsen, abgerufen am 9. September 2019 (Beschreibung und Preisträgerliste).
  9. Röntgenpreis 1995 an Günter Schmahl. In: Physikalische Blätter. Vol. 51, Nr. 12, 1995, S. 1149, doi:10.1002/phbl.19950511203.
  10. Prof. Dr. Günter Schmahl. Personendetails. Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, archiviert vom Original am 15. März 2018; abgerufen am 19. August 2018.
  11. Schmahl, Kirz Received Compton Award for Contributions to X-ray Microscopy. Argonne National Laboratory, 2005, archiviert vom Original am 8. Januar 2017; abgerufen am 4. April 2017 (Pressemitteilung).