Gąbino

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Kirche des heiligen Herzen Jesu

Gąbino (deutsch Gambin, slowinzisch Gŏu̯bjinɵ[1]) ist ein Dorf in der Woiwodschaft Pommern in Polen. Es gehört zur Gmina Ustka (Gemeinde Stolpmünde) im Powiat Słupski (Stolper Kreis).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gąbino liegt in Hinterpommern, etwa 16 Kilometer nordöstlich von Słupsk (Stolp), südlich des Garder Sees, an den das Wussekener Moor angrenzt, und 103 Kilometer westlich der regionalen Metropole Danzig (Gdańsk ). Das Dorf liegt in einer Talmulde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In älterer Zeit gehörte das Dorf zu einem Rittergut, das sich seit 1403 als Lehen im Besitz der uradeligen Familie von Bandemer befand. Um das Jahr 1784 gab es in Gambin drei Vorwerke, vier Bauern, einen Halbbauern, drei Kossäten, einen Schulmeister, auf der Feldmark des Dorfs eine Wassermühle und einen weiteren Kossäten und insgesamt 18 Haushaltungen. Zum damaligen Zeitpunkt war das Gut in zwei Teilgüter unterteilt, Gambin A und Gambin B, die sich beide im Besitz von Mitgliedern der Familie von Bandemer befanden. Zu Gambin A gehörten zwei Drittel des Gutsbezirks mit zwei Vorwerken, der Wassermühle, zwei Bauern, einem Halbbauern und drei Kossäten. Zu Gambin B gehörte ein Drittel des Gutsbezirks mit einem Vorwerk, zwei Bauern und auf der Feldmark des Dorfs einem Kossäten. Mitte des 18. Jahrhunderts gehört das Gut Gambin der Witwe des Generalmajors Joachim Christian von Bandemer, Charlotta Catharina geborene Gräfin Schlippenbach. Sie besaß auch die anderen Güter der Familie in Pommern, unter anderem Selesen.[2] 1821 leben 121 Einwohner in Gambin. Statistische Aufnahmen bestätigen im Ort eine Wassermühle.[3]

Ende des 19. Jahrhunderts wird der Ort und das Gut durch das Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Johanniterorden-Ritters Werner von Bandemer-Gambin geprägt.[4] Er vererbt seine Besitzungen an den gleichnamigen Neffen.[5] Werner von Bandemer (1864–1929) aus der Linie Weitenhagen stammend ist Gutsherr auf Gambin und Wendisch Buckow sowie ebenso Mitglied im Johanniterorden. Rittergut Gambin galt als Lehngut.[6]

1925 standen auf der 1.971 Hektar großen Gemeindefläche 85 Wohnhäuser. 1939 wurden in Gambin 579 Einwohner gezählt, die in 149 Haushaltungen lebten. Nach dem im gleichen Jahr letztmals amtlich publizierten Pommerschen Güteradressbuch umfasste das Rittergut Gambin zeitgleich 706 ha Land, davon 200 ha Wald.[7] Eigentümer waren schon die Söhne des Rittmeisters[8] Jürgen-Werner von Bandemer (1899–1939), Werner und Bodo. Während Werner jun. (1926–1944) wie sein Vater im Krieg starb wird das Haus Gambin der von Bandemer und damit ein Teil der Ortshistorie von Gambin von der Nachfahren des Bodo und seiner Frau Monica von Carlowitz weitergeführt.[9]

Vor Ende des Zweiten Weltkriegs war Gambin Amtssitz des Amtsbezirks Gambin im Landkreis Stolp, Regierungsbezirk Köslin, der Provinz Pommern. Zu Gambin gehörten neben dem Dorf selbst vier weitere Wohnplätze:

  • Bahnhof Gabel
  • Dominke
  • Groond
  • Wusseken

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region am 8. März 1945 von der Roten Armee besetzt und bald danach unter polnische Verwaltung gestellt. Im Rahmen polnischer Enteignungsmaßnahmen wurde das Gut in einen Staatsbetrieb umgewandelt, und die Einwohner wurden vertrieben.

Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 249 und in der DDR 144 aus Gambin vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[10]

Im Jahr 2008 hatte Gąbino 380 Einwohner.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner von Bandemer (1817–1895), Besitzer des Rittergutes Gambin und Mitglied des Preußischen Herrenhauses

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gąbino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz, bitte Scan Nr. 749 (links) wählen. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  2. Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. In: Ludewig-Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwartigen Zustandes des Königl. Preussischen Herzogthums Vor=und Hinterpommern. Die adelichen Güter des Stolpschen Kreises Auflage. Des zweiten Theils zweiter Band, Nr. 132. Gedruckt bey H. G. Essenbart. Königl. Hofbuchdrucker, Stettin 1784, S. 1044–1005 (google.de [abgerufen am 1. November 2021]).
  3. F. v. Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Übersicht. Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 275 (google.de [abgerufen am 1. November 2021]).
  4. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Wochenblatt der Johanniter=Ordens Balley Brandenburg. Nr. 10. C. Herrlich, Berlin 4. März 1868, S. 35 (google.de [abgerufen am 1. November 2021]).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1903. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). In: "Der Gotha". Letzte Ausgabe 1942. Vierter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. Justus Perthes, Gotha 10. November 1902, S. 80 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 1. November 2021]).
  6. Niekammer`s Güter-Adressbücher. Band I. Pommersches Güter-Adressbuch. 1905. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Handbuch der königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk für Land-und Forstwirtschaft. 2. Auflage. Paul Niekammer GmbH, Stettin 22. Oktober 1904, S. 168–169 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 1. November 2021]).
  7. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 293 (d-nb.info [abgerufen am 1. November 2021]).
  8. Siegfried von Boehn, Wolfgang von Loebell, Karl von Oppen, Otto Graf Lambsdorff: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg an der Havel. Teil: Fortsetzung und Ergänzung 2., 1914 - 1945 : Mit einer Gedenktafel der Opfer des 2. Weltkrieges. In: Verein Ehemaliger Zöglinge d. Ritterakademie zu Brandenburg a. H (Hrsg.): Zöglingsverzeichnis III von IV. Druck Gerhard Heinrigs, Köln, Brandenburg (Havel) 1971, S. 57 (d-nb.info [abgerufen am 1. November 2021]).
  9. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Wilhelm v. Blaschek, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1960. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014. Band IV, Nr. 22. C. A. Starke Verlag, 1960, ISSN 0435-2408, S. 2–3 (d-nb.info [abgerufen am 1. November 2021]).
  10. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 475 (Ortsbeschreibung Gambin; PDF)

Koordinaten: 54° 36′ N, 17° 6′ O