Siegfried von Boehn (Genealoge)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Siegfried Rudolf Hermann von Boehn (* 18. Mai 1901 in Deutsch Buckow; † 24. März 1988 in Tutzing) war ein pommerscher Heimatforscher und Genealoge.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegfried von Boehn entstammte dem pommerschen Adelsgeschlecht von Boehn, seine Eltern[1] waren der königlich preußische Hauptmann, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Deutschen Reichstags sowie Erbherr auf der 581 ha großen Besitzung[2] Deutsch Buckow, Siegfried von Boehn (1865–1945) und Anna Schaumann (1875–1960).[3]

Siegfried von Boehn wurde, wie fast alle seine Brüder, zunächst auf dem Gymnasium Stolp und dann bis zur Reifeprüfung von Ostern 1915 bis Herbst 1922 auf der für den Landadel altehrwürdigen Ritterakademie zu Brandenburg unterrichtet.[4] Dann beschritt Boehn die Offizierslaufbahn in der Reichswehr, Leutnant 1926, und diente dort zeitweise im bekannten 9. (Preußisches) Infanterie-Regiment. Später war er in der Wehrmacht als Hauptmann und Chef der 14. Kompanie im Infanterieregiment 35 tätig und beendete seine Militärkarriere 1945 im Rang eines Oberstleutnants. Nach dem Krieg fand er als Sachbearbeiter im Innenministerium Baden-Württemberg eine Anstellung.

Zeitlebens sammelte er Material zu seiner Familie, weiteren schwerpunktmäßig erloschenen hinterpommerschen Adelsfamilien und Geschichte. Erst als Pensionär kam er dazu, dieses Material auszuwerten und daraus zu publizieren. Seine genealogischen Arbeiten (Familien Hebron, Gutzmerow, Chorke, Schulten, Stücke und Janitz) sind meist im Sedina-Archiv,[5] aber auch (Familie Carnitz) im Deutschen Familienarchiv oder (Familie Cocceji) in der Genealogie[6] erschienen. Unveröffentlicht blieben fertiggestellte Beiträge zu den Familien Borcke-Brallenthin, Bilfinger, Butzke, Brünnow, Chinow, Denzin, Galbrecht, Grell, Hoym, Jannewitz, Krümmel, Miltitz, Schwawe, Schwetzkow, Tessen, Woyte und Woyen. Diese werden heute im Deutschen Adelsarchiv, im Herder-Institut und in der Zentralstelle für Genealogie in Leipzig aufbewahrt.

Als Heimatforscher befasste er sich intensiv mit der pommerschen Gütergeschichte, vor allem für die Altkreise Schlawe und Stolp. Er war mitwirkend am Heimatbuch Der Kreis Schlawe[7] sowie an den Kirchspielchroniken Krangen,[8] Wusterwitz[9] und Quatzow[10] Weitere Aufsätze von Boehn sind in der Ostdeutschen Familienkunde oder den Familiengeschichtlichen Blättern erscheinen.

In Verbundenheit zu seinem alten Schulalumnat in Brandenburg ergänzte er mit anderen Autoren und Herausgebern aus dem Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H., unter anderem Otto Graf Lambsdorff, einen dritten Band zu den Zöglingen des Adelsinternates als Fortsetzung von 1914 bis 1945. Die Schule selbst hatte das NS-Regime bereits 1937 geschlossen, es bestand nur noch als Alumneum, der Unterricht wurde in der Saldria gegeben.[11]

Boehn war seit 1962 Ehrenritter[12] des Johanniterordens und vermählte sich am 31. März 1937 in Berlin-Zehlendorf mit Dorothea von Caprivi (1913–1984), Tochter des Oberst i. G. a. D. Leopold von Caprivi und der Freiin Orlinda von Rosenberg. Aus der Ehe gingen drei Töchter und ein Sohn hervor.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert) 1965. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände/ Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels. Band VII, Nr. 34. C. A. Starke, 1965, ISSN 0435-2408, S. 49–52 (d-nb.info [abgerufen am 3. November 2021]).
  2. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 292 (d-nb.info [abgerufen am 3. November 2021]).
  3. Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. Band 8, Verlag von W. T. Bruer, Berlin 1901, S. 409–410
  4. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. Fortsetzung und Ergänzungen 1913-1929. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H.; Siegfried v. Boehn-Zögling-RA-No. 1897. Selbstverlag, Belzig, Ludwigslust 1929, S. 110 (kit.edu [abgerufen am 3. November 2021]).
  5. Publikationsorgan des Pommerschen Greif e. V. mit Sitz seit 2015 in Züssow
  6. DFA. Ein genealogisches Publikationsorgan als Reihe beim Verlag Degener & Co, Neustadt a. d. Aisch
  7. Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe – Ein Pommersches Heimatbuch. Band 1: Der Kreis als Ganzes. Husum 1986, ISBN 3-88042-239-7. Band 2: Die Städte und Landgemeinden. Husum 1989, ISBN 3-88042-337-7.
  8. Ruth Hoevel: Kirchspiel Krangen Kreis Schlawe in Pommern (= Ostdeutsche Landgemeinden und Kirchspiele, Band 15). Münster 1981, ISBN 3-88378-009-X.
  9. Heimatkreisausschuss Schlawe (Hrsg.): Kirchspiel Wusterwitz Kreis Schlawe in Pommern. Siegen 1988, Band 19 der Schriften der J. G. Herderbibliothek Siegerland e.V. im Selbstverlag
  10. Ernst Hubert v. Michaelis, Marie Luise Görlitz und Horst Meissner: Kirchspiel Quatzow, Kreis Schlawe in Pommern. Hrsg. Heimatkreisausschuss Schlawe, Schriften der J.-G.-Herder-Bibliothek Siegerland in Mitwirkung des Siegerland e. V., Band 22, Siegen, 1990.
  11. Siegfried von Boehn, Wolfgang von Loebell, Karl von Oppen, Otto Graf Lambsdorff: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg an der Havel. Teil: Fortsetzung und Ergänzung 2., 1914 - 1945. Mit einer Gedenktafel der Opfer des 2. Weltkrieges. In: Verein Ehemaliger Zöglinge d. Ritterakademie zu Brandenburg a. H (Hrsg.): Zöglingsverzeichnis III von IV. Druck Gerhard Heinrichs, Köln, Brandenburg (Havel) 1971, S. 1–322 (d-nb.info [abgerufen am 1. November 2021]).
  12. Gesamtliste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Nach dem Stand vom Januar 1988. In: Johanniterorden (Hrsg.): MV mit Status der Ritter. 1988. Auflage. Pommern. Eigenverlag, Bonn, Berlin 10. Januar 1988, S. 201–418 (d-nb.info [abgerufen am 3. November 2021]).