Gaffati

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Landgemeinde Gaffati
Landgemeinde Gaffati (Niger)
Landgemeinde Gaffati (Niger)
Landgemeinde Gaffati
Koordinaten 13° 50′ N, 9° 6′ OKoordinaten: 13° 50′ N, 9° 6′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Zinder
Departement Mirriah
Fläche 420 km²
Einwohner 46.379 (2012)
Dichte 110,4 Ew./km²

Gaffati (auch: Gafati) ist eine Landgemeinde im Departement Mirriah in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gaffati liegt in der Sahelzone und ist von einer schwer passierbaren Hügelkette durchschnitten.[1] Die Nachbargemeinden sind Dakoussa im Nordwesten, Albarkaram im Norden, Damagaram Takaya und Mazamni im Nordosten, Zermou im Osten, Mirriah im Südosten, Kolléram im Süden und die Regionalhauptstadt Zinder im Südwesten.

Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 55 Dörfer, 69 Weiler und ein Lager.[2] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Gaffati.[3]

Nördlich der drei Dörfer Chiya Habou, Chiya Mala und Chiyata Anga erstreckt sich der periodische See Mare de Chiya, der als Important Bird Area eingestuft ist.[4] Das durch die Gemeinde verlaufende Trockental Zermou wird bei der Kassama-Talsperre und der Toumbala-Talsperre gestaut. Die Stauseen dienen der Bewässerung, Wasserversorgung und Viehwirtschaft.[5]

In klimatischer Hinsicht werden in Gaffati die mit 20 °C niedrigsten Temperaturen im Dezember und Jänner gemessen und die mit 40 °C höchsten Temperaturen im April und Mai. Die Trockenzeit dauer von Oktober bis Mai und die Regenzeit von Juni bis September. Die niederschlagsreichsten Monate sind Juli und August.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Gaffati wurde als Herrschaftssitz des von 1790 bis 1799 amtierenden Dorfchefs Daouda dan Ténimoun gegründet. Daouda gilt als Mitglied der Herrscherdynastie des Sultanats Zinder, das zwar erst 1812 von Sélimane dan Tintouma begründet wurde, aber seine Abstammungslinie auf einen im 17. Jahrhundert lebenden frommen Mann namens Mallam zurückführt.[7] Ende des 19. Jahrhunderts boten die Märkte von Gaffati und weiteren Dörfern in der Region dem in der Stadt Zinder ansässigen bedeutenden Händler Malan Yaroh jene Handwerksprodukte, Pelze, Tierhäute und Henna, die er für den Transsaharahandel benötigte.[8] Bis 1899 gehörte Gaffati zum Reich Bornu – ab 1812 außerdem zum Sultanat Zinder, das ein Teil Bornus war – und gelangte anschließend an Frankreich.[7]

Die französische Kolonialverwaltung richtete Anfang des 20. Jahrhunderts einen Kanton in Gaffati ein[9] und gestattete die Abhaltung des kleinen Marktes.[10] Der britische Reiseschriftsteller A. Henry Savage Landor besuchte den Ort 1906 bei seiner zwölfmonatigen Afrika-Durchquerung.[11] Dem Kanton Gaffati wurde 1924 der aufgelöste Kanton Guéza angeschlossen.[9]

Bei einer Untersuchung im Jahr 1990 wurde beim Befall mit der Saugwürmer-Art Schistosoma haematobium unter den 10- bis 13-Jährigen im Hauptort eine Prävalenz von 98 Prozent festgestellt.[12] Im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform ging 2002 aus dem Kanton Gaffati die Landgemeinde Gaffati hervor. Im Jahr 2008 wurden durch Überschwemmungen im Dorf Angoual Zoulou 80 Felder überflutet und mehrere Häuser zerstört. 745 Dorfbewohner wurden als Geschädigte eingestuft.[13] Starke Niederschläge am 16. und 17. Juli 2022 verursachten in der Region Zinder schwere Überschwemmungen mit Todesopfern und Sachschäden. Davon war auch Gaffati betroffen. Die Niederschlagshöhen betrugen 208 mm im Hauptort, 132 mm im Dorf Doumoumougue und 147 mm im Dorf Laoutey. In Hamdara wurde ein Rekord von 252 mm innerhalb weniger Stunden gemessen.[14]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 46.379 Einwohner, die in 6942 Haushalten lebten.[2] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 30.733 in 5729 Haushalten.[15]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 1864 Einwohner in 294 Haushalten,[2] bei der Volkszählung 2001 1119 in 209 Haushalten[15] und bei der Volkszählung 1988 1532 in 251 Haushalten.[16]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Hausa, Kanuri, Tuareg und Fulbe.[6] Angehörige der Hausa-Untergruppe Magouzawa betreiben Ackerbau, Agropastoralismus und Fernweidewirtschaft.[17]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 15 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 7 PNDS-Tarayya, 6 RDR-Tchanji und 2 RPP-Farilla.[18]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 54 Dörfern in der Gemeinde.[2]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigsten Wirtschaftszweige in der Gemeinde sind der Ackerbau, die Viehzucht, der Handel, die Fischerei und das Handwerk.[6] In den Dörfern im Norden und Osten der Landgemeinde bestehen Probleme mit der Trinkwasserversorgung.[1]

Im Hauptort ist ein Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) vorhanden. Es verfügt über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation.[19] Der CEG Gaffati ist eine allgemein bildende Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[20] Er wurde 2002 eröffnet.[1] Beim Centre de Formation aux Métiers de Gaffati (CFM Gaffati) und beim Centre de Formation aux Métiers de Guéza Mahaman (CFM Guéza Mahaman) handelt es sich um Berufsausbildungszentren.[21] Hinzukommen 22 öffentliche Grundschulen.[1]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Présentation de la commune de Gaffati@1@2Vorlage:Toter Link/www.france-niger.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Website der ANIYA Coopération Décentralisée Niger-France, abgerufen am 23. Februar 2012.
  2. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 644–647, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  3. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  4. Joost Brouwer, S. François Codjo, Wim C. Mullié: Niger. In: Lincoln D. C. Fishpool, Michael I. Evans (Hrsg.): Important Bird Areas in Africa and associated islands. Priority sites for conservation (= BirdLife Conservation Series. Nr. 11). Pisces Publications/BirdLife International, Newbury/Cambridge 2001, ISBN 1-874357-20-X, S. 670 (datazone.birdlife.org [PDF; abgerufen am 24. Mai 2021]).
  5. Dams of Africa. (xlsx) Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), archiviert vom Original am 13. Mai 2020; abgerufen am 6. April 2023 (englisch).
  6. a b c Ibrahim Mamadou, Kaïgama Hamissou Salao: Géodynamique récente de l’hydrosystème de Zinder-Gaffati-Chiya dans la région de Zinder au Niger. In: Cahiers du Centre Béninois de la Recherche Scientifique et de l’Innovation. Nr. 12, Dezember 2017, ISSN 1840-703X, S. 277–278 (researchgate.net [abgerufen am 25. Mai 2021]).
  7. a b Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 135.
  8. André Salifou: Malan Yaroh, un grand négociant du Soudan central à la fin du XIXe siècle. In: Journal des Africanistes. Vol. 42, Nr. 1, 1972, S. 10–11 (persee.fr [abgerufen am 20. Januar 2023]).
  9. a b Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 250.
  10. Hassane Gandah Nabi: Commerçants et entrepreneurs du Niger (1922–2006). L’Harmattan, Paris 2013, ISBN 978-2-336-29136-9, S. 37.
  11. A. Henry Savage Landor: Across Widest Africa. An Account of the Country and People of Eastern, Central and Western Africa As Seen During a Twelve Months' Journey From Djibuti To Cape Verde. Volume II. Hurst and Blackett, London 1907, S. 312 (archive.org [abgerufen am 13. März 2021]).
  12. Charles Vera: Polymorphisme de la compatibilité entre diverses populations de Schistosoma haematobium, S. bovis et S. curassoni et les bulins hôtes potentiels en Afrique de l’Ouest. Thèse présentée à l’Université Montpellier II – Sciences et Techniques du Languedoc pour obtenir le diplôme de doctorat. Soutenue le 15 novembre 1991 devant le Jury (= Traveau et Documents Microédités. Nr. 92). ORSTOM, Paris 1992, ISBN 2-7099-1122-1, S. 291 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 17. September 2023]).
  13. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des dégâts causés par les inondations (2008) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 18. November 2008, abgerufen am 31. März 2012.
  14. Ikali Dan Hadiza: Zinder: des pluies diluviennes font d’énormes dégâts dans plusieurs localités de la région. In: ActuNiger. 18. Juli 2022, abgerufen am 17. Februar 2023 (französisch).
  15. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  16. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 346 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  17. La mobilité pastorale dans la Région de Zinder. Stratégies et dynamisme des sociétés pastorales. (PDF) Ministère de l’élevage et des industries animales, République du Niger, 2009, S. 30, archiviert vom Original am 13. Juli 2010; abgerufen am 22. Mai 2021 (französisch).
  18. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  19. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  20. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  21. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 97, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).